Es war eine verdammt lange Mission! Am 2. März 2004 ist die Raumsonde Rosetta von der Erde ins Weltall geschickt worden. In den mehr als 10 Jahren die seitdem vergangen sind, ist sie durch unser Sonnensystem geflogen um den Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko zu erreichen, der sich derzeit noch weiter hinter der Bahn des Mars befindet. Es hat lange gedauert, aber morgen wird die Raumsonde in einen Orbit um den Kometen schwenken. Und dann geht die Mission erst richtig los!

Über die Ziele von Rosetta habe ich ja früher schon ausführlich gebloggt. Aber um all das realisieren zu können, muss die Sonde erst mal ankommen.

Noch am 4. Juni 2014 war der Komet in den Augen Rosettas nicht mehr als einer von vielen Lichtpunkten am Himmel:

So sah Rosetta den Komet am 4. Juni (Bild: ESA/Rosetta/MPS for OSIRIS Team MPS/UPD/LAM/IAA/SSO/INTA/UPM/DASP/IDA)
So sah Rosetta den Komet am 4. Juni (Bild: ESA/Rosetta/MPS for OSIRIS Team MPS/UPD/LAM/IAA/SSO/INTA/UPM/DASP/IDA)

Im Juli, als Rosetta nur noch 86.000 Kilometer vom Kometen entfernt war, wurde aus dem Punkt ein verpixelter Fleck:

Bild: ESA/Rosetta/MPS for OSIRIS Team MPS/UPD/LAM/IAA/SSO/INTA/UPM/DASP/IDA
Bild: ESA/Rosetta/MPS for OSIRIS Team MPS/UPD/LAM/IAA/SSO/INTA/UPM/DASP/IDA

Und als die Raumsonde nur noch 10.000 Kilometer entfernt war, sah man die ersten Details. Überraschende Details: Der Komet bestand aus zwei lose miteinander verbundenen Teilen:

Hätte eigentlich noch nicht veröffentlicht werden sollen... (Bild: ESA / Rosetta / MPS for OSIRIS Team MPS / UPD / LAM / IAA / SSO / INTA / UPM / DASP / IDA)
Hätte eigentlich noch nicht veröffentlicht werden sollen… (Bild: ESA / Rosetta / MPS for OSIRIS Team MPS / UPD / LAM / IAA / SSO / INTA / UPM / DASP / IDA)

Mittlerweile ist Rosetta kurz vor dem Ziel und die Bilder werden täglich besser und zeigen mehr Details. So sah der Komet aus einer Entfernung von nur noch 1000 Kilometern aus:

Bild: ESA/Rosetta/MPS for OSIRIS Team MPS/UPD/LAM/IAA/SSO/INTA/UPM/DASP/IDA)
Bild: ESA/Rosetta/MPS for OSIRIS Team MPS/UPD/LAM/IAA/SSO/INTA/UPM/DASP/IDA)

Und das sah Rosetta am 2. August aus 500 Kilometern Entfernung:

Bild: ESA/Rosetta/NAVCAM
Bild: ESA/Rosetta/NAVCAM

Hier ist der Komet aus 300 Kilometer Entfernung am 3. August:

Bild: ESA/Rosetta/NAVCAM
Bild: ESA/Rosetta/NAVCAM

Und morgen ist die lange Reise (vorerst) zu Ende. Nach einer Reihe von Bremsmanövern wird Rosetta die gleiche Geschwindigkeit wie der Komet habe – knapp 55.000 Kilometer pro Stunde – und nur noch 100 Kilometer entfernt sein. Danach wird Rosetta ein Stückchen vor dem Kometen gemeinsam mit ihm durchs All bewegen. Der Abstand soll im Laufe der Zeit immer weiter verringert werden, bis die Sonde schließlich nur noch 10 Kilometer entfernt ist und in eine Umlaufbahn um 67P/Tschurjumow-Gerasimenko einschwenken kann.

So soll das komplizierte Flugmanöver aussehen (gezeigt ist die Bewegung von Rosetta relativ zum Kometen):

Rosetta wird die Oberfläche des Kometen genau vermessen und untersuchen und probieren, einen Landeplatz für Philae zu finden. Dieses kleine Raumfahrzeug soll dann im November auf dem Kometen selbst landen. Aber zuerst geht es darum, sicher beim Kometen anzukommen. Ich bin gerade auf dem Weg zum Europäischen Satellitenkontrollzentrum ESOC in Darmstadt, wo morgen anlässlich des Kometen-Rendezvous ein großes Event stattfindet. Ich werde hier im Blog live davon berichten und hoffentlich dann auch direkt die ersten Bilder von der Ankunft der Raumsonde am Kometen veröffentlichen können. Morgen (6. August 2014) früh geht es los; also bleibt dran!

29 Gedanken zu „Endlich ist es soweit: Rosettas Ankunft beim Kometen“
  1. Von den bisherigen Bildern her ist der Komet für Laien quasi nicht von einem Asteroiden unterscheidbar. Bin schon sehr gespannt auf die Detailbilder aus der Nähe und wie es aussieht wenn der Komet erst richtig aktiv wird.

  2. Da wäre ich zu gern auch dabei…
    Falls Du heute abend Zeit und noch Muße zu etwas ganz anderem hast, könnte das ganz spektakulär werden: m.echo-online.de/freizeit/kunstkultur/musik/Am-Dienstag-gibt-es-auf-dem-Darmstaedter-Buechnerplatz-eine-Musikflugschau;art641,5307635

  3. @Silava

    Von den bisherigen Bildern her ist der Komet für Laien quasi nicht von einem Asteroiden unterscheidbar.

    Schau mal in diesen Artikel, da gibt es Vergleichsbilder. Asteroiden haben ganz anders geformte Krater und sind insgesamt „glatter“.

  4. Mag eine blöde Frage sein:

    > knapp 55.000 Kilometer pro Stunde

    Relativ zu was? Zur Sonne? Zur Erde? Vermute ja mal Sonne bzw. Sonnensystem.

    Die spannende Frage ist ja auch, welche Relevanz diese Geschwindigkeit für das Manöver selber hat. Wenn das Parkziel erreicht ist, ist die relative Geschwindigkeit zueinander (Sonde zu Komet) ja wohl ungefähr 0.

  5. Ich hatte die Ehre an den Thermal Modulen für die Bremstriebwerke mitarbeiten zu dürfen.
    Mein Bereich war die Pneumatik, ich war für das formen der einzelnen Leitungen zuständig, von Hand versteht sich.
    Die Durchmesser betrugen von Nadelöhr bis 1,5cm.
    Wenn man sie mit der richtigen Geschwindigkeit und Reihenfolge betätigen könnte, kann man die Nationalhymne damit spielen 🙂

    1. @Karì: „Ich hatte die Ehre an den Thermal Modulen für die Bremstriebwerke mitarbeiten zu dürfen.“

      Cool! Vielleicht sehen wir uns ja morgen!

  6. 3,5 astronomische Einheiten Entfernung zur Sonne, zum Vergleich Ceres mit einem Abstand von 2,7 AE und die Oberflächentemperatur dort beträgt bereits -106 Grad.

  7. Ich freu mich!
    Weiss man schon wo die jetzt landen wollen? Ich hab gelesen das sie am „Joint“ runter wollen, denke mir aber das das den Missionszielen abträglich sein könnte.

  8. Weiß wer, was hinter dem Namen „Philae“ steckt? Auf den ESA-Seiten finde ich dazu nichts Brauchbares. Sie erklären dort lang und breit, warum sie auf „Rosetta“ gekommen sind (https://www.esa.int/Our_Activities/Space_Science/Rosetta/Why_Rosetta) aber kein Wort über Philae. Vermutlich ist Philae in Oberägypten gemeint (heute im Assuan-Stausee versunken), aber mir erschließt sich kein Zusammenhang zwischen Philae und der Kometen-Mission.

  9. @Dipl.-ing Karì Katùr:

    Ich kann zwar nicht einschätzen wie wichtig Ihr Einzelbeitrag zur gesammten Mission war …

    Trotzdem: Meine Hochachtung!

    Rosetta ist jetzt 10 Jahre unterwegs und hat über 900 Tage im Tiefschlaf verbracht (in 600 Mill. Km Entfernung von der Erde) und sich daraus selber geweckt und wird jetzt die meisten Manöver bei der Annäherung an den Kometen zumindest Halb-Autonom ausführen, die bisher alle geklappt haben usw. usf.

    Das ist schon bis hier hin alles ganz grosses Kino!

    Grossartige Ingenieursleistung!

  10. @Ralf Muschall:

    „Gibt es um so ein unförmiges Objekt überhaupt stabile Umlaufbahnen, noch dazu wenn es rotiert?“

    Wenn man weit genug weg ist – bei diesen Grössenverhältnissen reichen da ein paar Dutzend Kilometer – in erster Näherung: Ja.

    Die Rotation ist dabei übrigens egal. Du kannst dir auch in diesem Fall die gesamte Masse als im Schwerpunkt konzentriert vorstellen – wie gesagt, näherungsweise.

    Du musst dir dabei klar machen, dass hier „stabil“ nicht heisst Jahre oder Jahrhunderte.
    Das soll ja nur ein paar Monate halten. Nämlich ungefähr bis zum Perihel-Durchgang des Kometen.

  11. Nachtrag:

    @Ralf Muschall:

    Und soweit ich das verstanden habe, hat man schon noch minimale Treibstoffreserven für minimale Bahnkorrekturen eingeplant.

  12. @FF

    Danke, aber auch in deinem Blogartikel steht nichts über die Etymologie und die Namensgebung von Philae (oder hab ich da was überlesen?)

  13. @Lercherl:

    „Danke, aber auch in deinem Blogartikel steht nichts über die Etymologie und die Namensgebung von Philae

    An dem Namen ist ein 15 Jähriges Mädchen aus Italien „Schuld“:

    https://www.dlr.de/rosetta/DesktopDefault.aspx/tabid-242/382_read-2677/gallery-1/gallery_read-Image.7.1279/

    Und der Bezug zu Rosetta sind die Hyroglyphen, die man auf der Insel auf einer Stele gefunden hat und die beim Entschlüsseln des Rosetta-Steins geholfen haben …

    Wäre eigentlich genau jetzt mal einen Artikel nebenan bei „Klausis Krypto Kolumne“ wert!

  14. @Dipl.-ing Karì Katùr #8

    Darf ich fragen, was ich mir da unter Pneumatik vorstellen kann?
    Vor meinem geistigen Auge ensteht da jetzt ein Druckluftzylinder mit Schläuchen, die zu einem Aktuator in Form eines Kolbens führen. Natürlich mit Ventilen dazwischen.
    Irgendwie kann ich mir aber nicht vorstellen, dass extra sowas wie Druckluft mitgenommen haben.
    Könntest du bitte ein paar Worte darüber verlieren welche Aufgabe das pneumatische System hat und wie es ungefähr funktioniert?

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