Man soll die Gefahr, die von Asteroideneinschlägen ausgeht, nicht unterschätzen. Außerdem kann man einen bevorstehenden Impakt verhindern. Das war das Fazit meines gestrigen Artikels zum Thema „Asteroidenabwehr„. Heute möchte ich ein wenig genauer auf die Möglichkeiten eingehen, die uns zur Verfügung stehen, wenn wir den Weltuntergang verhindern wollen.

Angenommen, jemand hat einen Asteroiden entdeckt, der sich auf Kollisionskurs mit der Erde befindet (und nein – sowas kann man nicht geheim halten): was tun wir dann?

Wir suchen uns Bruce Willis oder ein paar andere ordentliche amerikanische Helden und schicken sie mit einem tollen Raumschiff dem Asteroiden entgegen damit er mit nem Haufen Bomben in die Luft gesprengt wird. Oder?

Ich muss mich jetzt hier mal outen: Ich bin ein Fan von „Armageddon„. Mir ist natürlich völlig klar, dass der Film nichts mit der Realität zu tun hat und vor physikalischen/astronomischen Fehlern nur so strotzt. Aber ich find den Film trotzdem gut – vor allem, wenn man ihn mit dem anderen großen Asteroidenfilm vergleicht: „Deep Impact„. Der ist zwar wissenschaftlich wesentlich korrekter – aber (meiner Meinung nach) wahnsinnig öder und voll mit dem schlimmsten Hollywood-Pathos. „Armageddon“ ist natürlich auch pathetisch bis zum abwinken – aber hier ist es die richtige Art von Pathos. Die Szene, in der die beiden Space-Shuttles in einem simultanen Nachtstart abheben, ist phänomenal!

Aber wissenschaftlich gesehen ist es völliger Unsinn, einen Asteroiden mit Bomben in die Luft sprengen zu wollen. Das würde vielleicht bei sehr kleinen Exemplaren funktionieren. Diese kleinen Asteroiden sind schwer zu entdecken – aber auch nicht dramatisch gefährlich. Die Welt zerstören können sie nicht – höchstens eine kleine Stadt (was für die Bewohner allerdings auch nicht wirklich beruhigend ist). Sollte also einmal der Fall eintreten, dass wir kurzfristig einen kleinen Asteroiden finden, der in den nächsten Tagen mit uns kollidiert und dabei auf bewohntes Gebiet stürzen wird, dann wäre der Beschuß mit Raketen und Bomben vielleicht wirklich die beste Methode um die Gefahr zu neutralisieren.

Es wäre auf jeden Fall die einzige Methode, die uns zur Verfügung stünde, wenn die Vorwarnzeit nur ein paar Tage beträgt. Für alles andere braucht man mehr Zeit und wenn wir diese Zeit haben dann sollten wir uns die Bomben für den Schluß aufsparen, wenn alles andere versagt hat.

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Der Asteroid Ida und sein Mond Dactyl (Bild: NASA)

Denn einen Asteroiden in die Luft sprengen zu wollen, ist nicht nur relativ sinnlos, sondern kann alles auch noch viel schlimmer machen. Mal angenommen, wir haben einen Asteroiden, der wirklich globale Schäden anrichtet und eine Gefahr für den Fortbestand der Menschheit darstellt – so wie in „Armageddon“. Sowas mit Atombomben lösen zu wollen, bringt nicht. So ein Asteroid wäre mindestens einen Kilometer groß. Man stelle sich vor, man würde einen durchschnittlichen Berg hernehmen, eine Bombe ein paar Meter tief am Gipfel vergraben und dann zünden. Natürlich wird sich der Berg nicht auf einmal in Luft und Staub auflösen…

Man wird damit jede Menge kleine und einige größere Bruchstücke produzieren, die trotz allem mit der Erde kollidieren und statt einem Impakt hat man viele. Das Szenario aus „Armageddon“ – der Asteroid bricht in genau zwei Teile, die links und rechts an der Erde vorbeifliegen – ist total absurd. Dafür müsste man den Asteroiden wahrscheinlich jahrelang genau studieren und vermessen und die Bomben exakt platzieren – und selbst dann wäre der Erfolg fraglich.

Wie effektiv eine Exlosion bei einem Asteroiden oder Kometen ist, hängt auch ganz enorm von dessen Zusammensetzung ab. Und hier haben wir erst sehr wenig konkrete Daten. Raumsonden zu Asteroiden oder Kometen zu schicken ist schwierig. Die meisten davon sind weit weg (zwischen Mars und Jupiter). Aber ein paar Erfolge gab es immerhin.

1986 hat Giotto den Halleyschen Kometen aus der Nähe untersucht und die Sonde Galileo hat Anfang der 1990er den Asteroiden Ida und Gaspra einen Besuch abgestattet. Deep Space 1 näherte sich 1999 dem Asteroiden Braille. Die Raumsonde NEAR SHoemaker flog zum Asteroiden Eros und hat es am 12. Februar 2001 sogar geschafft, sicher auf dessen Oberfläche zu landen! Und das obwohl die Sonde gar nicht für eine sichere Landung ausgelegt war…

2005 hat die Sonde Hayabusa Bodenproben vom Asteroiden Itokawa genommen und wenn alles klappt, wird sie im Juni hier eintreffen und die Proben auf der Erde abliefern.

Die Raumsonde Rosetta, die eigentlich 2014 auf dem Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko landen soll, hat auf ihrem Weg im Jahr 2008 den Asteroiden Steins besucht.

Die Sonde Dawn soll die großen Asteroiden Vesta und Ceres besuchen – allerdings wird sie auch erst 2011 bzw. 2015 eintreffen.

Das sind alles tolle Ergebnisse und mehr werden folgen. Aber von einem wirklich umfassenden Verständnis der Geologie der Asteroiden/Kometen sind wir trotzdem noch weit entfernt.

Aber wie auch immer die Resultate der zukünftigen Asteroidenforschung aussehen werden – wenn die Menscheit nicht zufällig doch noch eine gewaltige Superwaffe erfindet, mit der sich Asteroiden pulverisieren lassen, sollten wir uns im Fall des Falles lieber was anderes ausdenken.

Einen Asteroiden im Bruce-Willis Stil in die Luft jagen zu wollen, ist definitiv die falsche Methode. Zu den richtigen Methoden werde ich dann im nächsten Teil mehr sagen.


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9 Gedanken zu „Asteroidenabwehr: Die Armageddon-Variante“
  1. Nun ja, wenn man ‚Explosion‘ recht frei auslegt und die Zeitlupenvariante nimmt.. aber das kommt dann wohl noch unter dem Punkt ‚Schubsen‘. Dramaturgisch wäre das natürlich ‚eine Pleite: Jahrelange bewegungsarme Sequenzen. Aber die Reaktion <etwas Großes stört> => <kaputtmachen> scheint tief zu sitzen 🙂

  2. Bin ja mal gespannt was Florian für richtige Methoden hält. Was mir bekannt ist sind die folgenden:

    1) Weis anmalen (Strahlungsdruck der Sonne bewegt Asteroiden)

    2) Raketentriebwerk im 90 Grad Winkel verankern und zünden

    3) Sonnensegel anbringen

    4) Staubwolke VOR dem Asteroiden ausbringen (hab ich mal gehört, dass das reichen soll, glaub ich aber ehrlich gesagt nicht dran).

  3. Das mit dem weis anmalen hat der Kollege Lesch letzten auch in seiner Sendung erwähnt.
    Durch die weise Farbe, wird ein vom Sonnenwind erzeugter Impuls auf den Asteroid ausgeübt, welcher diesen ausbremst bzw. seine Bahn so verändert, dass der die Erde verfehlt.

  4. Ich sehe mir auch lieber Armageddon an als Deep Impact. Aber die Bilder im Weltraum, von dem Asteroiden und auch auf dem Asteroiden sind extrem absurd.

    Was die Sprengung selbst bewirkt müsste man ja eigentlich bei jedem Asteroiden einzeln abschätzen?!

    Und es kann so vieles schief gehen. Man müsste erst einmal „sicher“ sein, dass man die Situation nicht verschlimmert. …

  5. @Arnd

    Das einzige was mir einfällt ist der Raketenantrieb. Aber auch dann müsste man die Zusammensetzung kennen.

    Sonnensegel wären gut damit man keinen Sonnenbrand bekommt 😉

    Das Problem ist dass es meist schon zu spät ist wenn man die Gefahr erkennt. Am Besten währe wohl doch die Wasserstoffbombe.

  6. Das A und O der Asteroidenabwehr ist die Erfassung aller größeren (ca.500m) Asteroiden im Sonnensystem und ihrer Bahnen und ein Automatisches Weitreichendes Überwachungssystem. Die Wasserstoffbombe finde ich ist eine sehr gute Variante der Asteroidenabwehr vor 50 Jahren gabs da schon die Zar mit 50Mt! heutzutage ist diese Sprengkraft sicher „Veraltet“ 500MT dürften heutzutage leicht machbar sein in relativ kompakter Ausführung versteht sich. Selbst wenn man damit keinen Asteroiden mit etwa 50km zerstören könnte so kann man doch gewaltige Massenmenge heraussprengen was genügend Impuls für eine ausreichende Bahnänderung liefern würde. Das gute an der Asteroidenabwehr ist die Tatsache das große gefährliche Asteroiden im Normalfall früh erkannt werden kleine und damit ungefährlichere eher später oder gar nicht… man wird also bei großen Brocken ausreichend Zeit haben. Die Vorwarnzeit entscheidet darüber ob ich den Asteroiden nur anstubse oder ihm einen 1000MT Gruß schicken muss….

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