Gestern hat die Europäische Raumfahrtagentur ESA bekannt gegeben, dass der deutsche Astronaut Matthias Maurer im Herbst 2021 das erste Mal ins All fliegen wird. Dort wird er ein halbes Jahr auf der Raumstation verbringen und dort Forschungsarbeiten durchführen. Über die werde ich bei Gelegenheit vielleicht mal genauer berichten. Heute will ich mich nur kurz ein wenig über das Missionsabzeichen freuen, dass Maurer für seinen Flug ins All entworfen hat. Seine Mission hat er „Cosmic Kiss“ genannt, eine „Bekundung der Liebe zum Weltall“, wie Maurer sagt. Und eine Würdigung der „besonderen Verbindung, die die ISS zwischen den Bewohnerinnen und Bewohnern der Erde und dem Kosmos herstellt“. Das klingt alles sehr würdevoll und richtig. Aber schaut eucht mal das Missionsabzeichen an:

Bild: ESA

Das erinnert doch sehr stark an etwas… und zwar an die Himmelsscheibe von Nebra; die älteste bekannte Darstellung des Himmels die wir kennen und die mich hier im Blog im letzten Jahr sehr, sehr lange beschäftigt hat. Und tatsächlich hat sich Maurer auch genau davon inspirieren lassen; ebenso wie von der Voyager Golden Record (und den Pioneer-Plaketten). Die Himmelsscheibe von Nebra ist circa 4000 Jahre alt; die Voyager Golden Record flog 1977 ins All. Mit der Himmelsscheibe haben die Menschen der Bronzezeit probiert eine Verbindung zwischen Himmel und Erde zu schaffen und die für sie mysteriös erscheinenden Vorgänge über ihren Köpfen zu verstehen. Die goldene Schallplatte haben wir mit einer Raumsonde hinaus in den Kosmos geschickt, in der vagen Hoffnung dass sie vielleicht irgendwann einmal von intelligenten Lebewesen gefunden wird und ihnen etwas vom Leben auf der Erde erzählen kann. Beide zeigen sie eine dauerhafte, die Menschheitsgeschichte durchziehende Faszination mit dem Himmel und dem Weltall. Das, was die Leute der Bronzezeit dazu gebracht hat die Himmelsscheibe von Nebra zu schaffen ist genau das, was auch Menschen wie Matthias Maurer dazu bringt hinaus in den Weltraum zu fliegen.

Das Missionsabzeichen zeigt groß die Erde und den Mond, verbunden durch eine dem menschlichen Herzschlag symbolisierende Linie in deren Mitte die ISS stilisiert angedeutet wird. Rundherum sieht man die Sterne und den besonders für das Verständnis der Himmelscheibe von Nebra wichtigen Sternhaufen der Plejaden. Und ganz am Rand, noch hinter dem Mond lockt ein kleiner roter Punkt: Das ist der Mars und solange er gut sichtbar für uns am Himmel steht werden wir nicht aufhören daran zu denken, wie es wäre dorthin zu fliegen…

Gut – man kann der Meinung sein dass das Missionsabzeichen vielleicht ein klein wenig kitschig ist. Muss man aber nicht. Ich finde es symbolisiert wunderbar die dauerhafte Faszination die der Himmel auf uns Menschen ausübt. Unter einem besseren Zeichen könnte man kaum hinaus ins All fliegen…

6 Gedanken zu „Der kosmische Kuss und die Himmelsscheibe von Nebra“
  1. Muss man aber nicht.

    Und egal, wie viele sich der Meinung anschließen: dadurch wird es das Zeichen nicht.

    Schräger finde ich – künstlerische Freiheit hin oder her – die im-Mond-Problematik, hattest Du iirc auch mal, in der Variante ‚Sterne in der Mondsichel‘. Vielleicht wollte Meister Maurer die beim Wechsel zu ‚abnehmend‘ entstehende Anmutung antiker Kultgegenstände vermeiden (Astarte & Co). Um den Preis, daß es jetzt wie der Angriff des intergalaktischen Korkenziehers wirkt.

  2. @FF

    Gut – man kann der Meinung sein dass das Missionsabzeichen vielleicht ein klein wenig kitschig ist.

    Das Missionsabzeichen ist nicht kitschig. Es ist fantasievoll und regt die Leute zum Nachdenken, Nachforschen und Kommentieren an, wie du es mit diesem Blogpost getan hast. So bleiben das Abzeichen und hoffentlich auch die Mission viel besser im Gedächtnis haften, als wenn man irgendeine abstrakte Symbolik verwendet hätte.

  3. Ei der Taus…
    ein unbewußtes statement verdrängten Unterbewußtseins des Aeronauten Matthias Maurer?
    Da der Mond aufgrund elektromagnetischer Selbstinduktion das Erdmagnetfeld erzeugt ist er natürlich auch für die Her(t)zfrequenz irdischer Lebewesen nötig.

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