Über das European Extremly Large Telescope (EELT) habe ich hier im Blog schon öfter geschrieben. Es ist das derzeit ambitionierteste Projekt für den Bau einer neuen Sternwarte; das EELT wird das größte Teleskop der Welt werden und sein Spiegel wird 39 Meter durchmessen (das aktuell größte Teleskop ist nur knapp über 10 Meter groß). Mit dieser neuen Sternwarte in der chilenischen Hochebene wird Wissenschaft möglich sein, wie wir sie uns jetzt noch kaum vorstellen können. Wir werden extrasolare Planeten direkt sehen können und ernsthaft auf die Suche nach außerirdischem Leben gehen können. Wir werden das Universum besser beobachten können als je zuvor und wir wir werden Dinge sehen, die wir noch nie gesehen haben. Aber zuerst muss das Teleskop gebaut werden und das passiert derzeit gerade am Cerro Armazones, dem Berg in Chile auf dem das EELT stehen soll.

Die Gegend um den Cerro Armazones. In der Bildmitte erkennt man den Cerro Paranel mit den vier großen VLT-Teleskopen der europäischen Südsternwarte. Links dahinter ist der Gipfel des Cerro Armazones zu sehen (und weit im Hintergrund der 6720 Meter hohe Gipfel des  Vulkans Llullaillaco) Bild: ESO
Die Gegend um den Cerro Armazones. In der Bildmitte erkennt man den Cerro Paranel mit den vier großen VLT-Teleskopen der europäischen Südsternwarte. Links dahinter ist der Gipfel des Cerro Armazones zu sehen (und weit im Hintergrund der 6720 Meter hohe Gipfel des Vulkans Llullaillaco) Bild: ESO

Damit auf dem Berg auch genügend Platz für die neue Sternwarte ist, muss dort nun Platz geschaffen werden. Die Spitze des 3064 Meter hohen Berges muss gesprengt werden, um eine ausreichend große und ebene Fläche zu schaffen, auf der das riesige Gebäude für das EELT Platz hat. Das wird am 19. Juni passieren, zwischen 18.30 und 20.30 MESZ. Und wer nicht zu den wenigen Medienvertretern gehört, die live in Chile vor Ort sind, kann sich das Spektakel live im Internet ansehen. Unter dem Hashtag #EELTblast lässt sich die Sprengung auch in den sozialen Medien verfolgen.

Größenvergleich des EELT mit den existierenden Teleskopen des VLT und dem Brandenburger Tor (Bild: ESO)
Größenvergleich des EELT mit den existierenden Teleskopen des VLT und dem Brandenburger Tor (Bild: ESO)

Wer also nächste Woche eine kurze Pause von den diversen Liveübertragungen der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien machen will, kann sich ja mal ansehen, was ein Stück weiter westlich der großen Fußball-Stadien in Chile stattfindet. Für eine erfolgreiche Sprengung wird es zwar keinen großen Goldpokal geben – aber am Ende ein gewaltiges Teleskop, das unseren Blick auf das Universum revolutionieren wird! Und das ist genaugenommen ja auch viel interessanter als ein paar Fußball-Spiele…

(via Himmelslichter)

16 Gedanken zu „Die Europäische Südsternwarte sprengt einen Berg(gipfel)!“
  1. hoffentlich gibt es auf dem Gipfel keine Juchtenkäfer… Bäume fehlen da ja schon mal, d.h. auf Parkbaumschützer muss man keine Rücksicht nehmen….
    Aber ernsthaft: Was Forschung und Technik heute vermögen… wahnsinn!

  2. puh. noch mindestens 8 jahre bauzeit; hauptsache, keiner von den üblichen „entscheidungsträgern“ funkt da noch dazwischen.

  3. @ alle

    Das direkte „Sehen“ von „small, rocky planets“ beschränkt sich allerdings auch mit dem E-ELT auf ca. 50 Lichtjahre Entfernung.
    Ist natürlich besser als nichts 🙂

  4. @DasKleineTeilchen
    Zum Glück ist der Mehdorn gerade dicke mit BER beschäftigt – der wird vorerst nicht die Projektleitung in Chile übernehmen können und das Ding im Sand versenken 😉

  5. Lieber Florian, zu einer Sache fehlt mir leider ein wenig der Einblick praktischer Natur.

    Das neue Teleskop setzt erneut auf einen großen Hauptspiegel – einen.

    Es gibt ja andere die schon heute auch im optischen Betrieb interferometrisch arbeiten. Und dem Beugungsproblem geht man damit natürlich um längen besser aus dem weg als eine einzelne Schüssel zb „nur“ 39m groß zu bauen. so weit richtig?

    wieso werden trotzdem auch noch solche gewaltigen Projekte mit nur einem Spiegel gebaut? geht es um die lichtausbeute? die wäre doch mit mehreren interferometrisch verbunden kleinen schüsseln ebenbürtig?

    gerade bei der detektion von extrasolaren planeten auf direktem Wege geht doch nichts über winkelauflösung um den Orbit getrennt vom HAuptstern zu sehen. und die wird doch durch beugung in erster linie begrenzt oder nicht?

    1. @Tobalt: „ie wäre doch mit mehreren interferometrisch verbunden kleinen schüsseln ebenbürtig?“

      Mit Interferometrie kann man schöne Sachen machen. Aber eben nicht alles. Es gibt noch sehr viele andere astronomische Disziplinen, zb Photmetrie, Spektroskopie, etc und für die braucht man so viel Licht wie möglich.

  6. @Florian:

    Ich habe da gerade das gleich Verständnisproblem wie @Tobalt.

    Ich dachte ich hätte verstanden, dass Öffnung alles ist und 5 Teleskope, sagen wir mal mit 8 m Spiegeln, das gleiche sind wie ein 40m Teleskop.

    Oder sogar besser, weil man sie weit auseinander stellen kann und so eine noch viel grössere Öffnung erhält.

    Akkumulativ dürften die Teleskope in meinem Beispiel ja soviel Licht sammeln, wie ein 40m Teleskop.

    Die Auflösung wäre allerdings viel besser.

    Sorry, ich habe da gerade ein Verständnisproblem und ich weiss, ich weiss …. , mit meinen Vorkenntnissen könnte ich mir das jetzt auch selber zusammen suchen – aber meine letzte Vorlesung über Optik war vor über 25 Jahren – und ich weiss, dass mir die Frage jemand hier wahrscheinlich viel schneller beantworten kann, als ich mir das selbst recherchieren könnte ….

  7. @PDP10

    Akkumulativ dürften die Teleskope in meinem Beispiel ja soviel Licht sammeln, wie ein 40m Teleskop.

    Mitnichten. Ein 40-m-Teleskop hat eine Fläche von 1257 m². Fünf 8-m-Teleskope haben eine Fläche von zusammen 251 m². Das 40-m-Teleskop sammelt also 5-mal soviel Licht, das sind fast 2 Größenklassen mehr Reichweite.

    Optische Interferometrie ist zwar möglich, aber auch sehr aufwendig. Ich habe von Messungen gehört, bei denen anhand der Interferenzmuster Sterndurchmesser gemessen wurden. Ein interferometrisches Bild eines Sterns habe ich jedoch noch nicht gesehen (Beteigeuze mit Speckle-Interferometrie schon, aber das ist eine andere Technik). Ein großes Einzelteleskop liefert flächige Bilder mit hoher Auflösung, nicht nur Interferenzmuster, aus denen Computer ein Bild errechnen könnten (was bei der Radioastronomie schon geschieht, bei der optischen mangelt es wegen der viel kürzeren Wellenlängen dafür an Geschwindigkeit und Speichervermögen).

    So viel ich weiß ist das Gesichtsfeld eines Interferometers auch winzig klein. Nur mit einem Einzelteleskop kann man große Flächen aufnehmen.

    Interferometrie kann die normalen Beobachtungen ergänzen, sie aber nicht ersetzen.

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