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Seit Anfang März befindet sich die NASA-Sonder Kepler im All und sucht dort nach extrasolaren Planeten.

Die Suche scheint erfolgreich gewesen zu sein, denn die NASA hat für heute (11:00 PDT bzw. 20:00 MESZ) eine Pressekonferenz angekündigt, bei der die ersten wissenschaftlichen Ergebnisse der Mission vorgestellt und diskutiert werden sollen.

Ich bin ja wirklich schon gespannt, was die Sonde gefunden hat. Und ich bin auch ein bisschen nervös. Denn Gerüchten zufolge hat man etwas beim Stern TrES-2 gefunden. Ein Planet ist dort ja schon bekannt – hat man vielleicht einen zweiten gefunden?

So schön diese Entdeckung auch wäre – für mich würden sie zu einem ganz falschen Zeitpunkt kommen.

Im Moment arbeite ich nämlich gerade mit einem Kollegen aus Ungarn an einer Analyse der Dynamik des TrES-2-Systems. Dabei geht es speziell darum, die oberen Massengrenzen für mögliche weitere Planeten zu bestimmen. Diese Arbeit würde durch die Entdeckung eines solchen Planeten natürlich größtenteils obsolet 🙁

Naja – warten wir mal ab, was heute Abend bekanntgegeben wird (ich weiß nicht, ob ich online sein werde – aber in den nächsten Tagen berichte ich sicher darüber. Oder Ludmila). Mal sehen, ob ich dann meine Ergebnisse wegschmeißen und nochmal von vorne anfangen kann (dass diese Beobachter auch nie Rücksicht auf die Theoretiker nehmen! 😉 ).

14 Gedanken zu „Keplers erste Ergebnisse könnten ärgerlich sein (für mich)“
  1. Dabei geht es speziell darum, die oberen Massengrenzen für mögliche weitere Planeten zu bestimmen. Diese Arbeit würde durch die Entdeckung eines solchen Planeten natürlich größtenteils obsolet 🙁

    Warum? Wenn Kepler einen weiteren Planeten gefunden hat, der euren Berechnungen entspricht, könnt ihr doch anhand dessen mit nur ein paar kleinen Änderungen am Paper wunderbar zeigen, dass die Methoden zur Bestimmung der oberen Massengrenzen – und was ihr noch so errechnet habt – funktionieren und auch woanders gut angewandt werden können. Entspricht der gefundene Planet aber euren Resultaten überhaupt nicht, macht ihr aus der Arbeit eine Diskussion der Berechnungsmethoden, warum sie nicht richtig funktionieren und welche Möglichkeiten es zur Verbesserung gibt (oder dass der Planet gar nicht existieren kann, weil er eurem Paper widerspricht 😀 ).
    So oder so, obsolet oder wertlos dürfte die Arbeit nicht sein, solange es auch um das Modell geht, mit welchem ihr erfolgreich (oder nicht) gearbeitet habt.

  2. @Christian: Ja, stimmt schon. Aber die Methode ist jetzt nicht so originell, dass sie ein eigenes Paper verdient hätte. Für eine vernünftige Publikation müssten wir dann mindestens die ganze Analyse nochmal mit 2 Planeten wiederholen… und das dauert.

  3. Dann solltest du einfach hoffen, dass die Ergebnisse eurer Arbeit so gar nicht mit Keplers Entdeckung übereinstimmen. So dass sich daraus ein richtig spannendes Wieso-ist-das-so?-Was-müsste-anders-gemacht-werden?-Thema ableiten lässt.
    Ansonsten, wenn wirklich genau so ein Planet entdeckt wird, wie laut eurer Arbeit zu erwarten wäre, ist das reine „Jop, hat funktioniert, weitermachen.“ tatsächlich etwas langweilig. Aber du schreibst Paper ja auch gar nicht aus Spaß oder um Aufsehen zu erregen, sondern aus Altruismus damit die Forschung vorankommt. Und was könnte der Forschung mehr dienen als eine Bestätigung einer Methode oder die Entdeckung von Fehlern darin?
    😉

  4. Jetzt schon ein neuer Planet? Dann wäre er aber auch ganz schön flink (Umlauf < 1 Monat) Da ist dann da aber ganz schön was los... Ich vermute aber mal das es eher um die Ergebnisse von Tres-2b. Da kann man ja mal zeigen wie toll Kepler arbeitet. (sonst gerät Kepler noch in Vergessenheit) Vielleicht hat man ja die Umlaufbahn genauer bestimmt und eine Anomalie entdeckt? Naja bis um 8 kann man ja noch viel spekulieren. @Christian heißt es Sternensysteme? (ich finde den Ausdruck Sonnensysteme verständlicher - zumal Tres-2 sonnenähnlich ist)

  5. Naja, ich meine halt, dass „Sonne“ ein Eigenname ist. Wobei ich mich jetzt gerade irgendwie „Siriussystem“, „Alderbaransystem“ oder „WOH G64 System“ auch nicht so recht übverzeugt…
    Einverstanden, betrachten wir „Sonne“ auch als Sammelbegriff für ähnliche Sterne, dann gibt es eine ganze Menge Sonnensysteme und ich ziehe meinen Einspruch zurück.

  6. @Florian ich hab mir mal die Ankündigung der Presserklärung durch gelesen

    to discuss early science results of the Kepler mission.

    da steht nix von „discovery“ oder einer anderen Erdbebenwarnung, wie in den Ankündigungen der NASA die du früher verlinkt hast. Oder kannst du mit Sara Seager, MIT oder Alan Boss was anfangen? Gehöhren die zum Kepler oder Tres-2 Team?

    Nachtrag zu meinem 13:00Uhr-Post die erste Klammer sollte heißen (Umlauf „kleiner als“ 1 Monat) – wie bekomme ich ein „kleiner als“ Zeichen ohne das es als Tag-Anfang gleich gefressen wird?

  7. „dass diese Beobachter auch nie Rücksicht auf die Theoretiker nehmen“.

    Hehe. Ich bin ja nun seit 6 Jahren in der Industrie, doch vor einigen Monaten mailte mich „mein“ Prof. an, weil ein Theoretiker auch Jahre nach unseren Veröffentlichungen die experimentellen Befunde beiseite ließ 🙂 Aber das gehört halt dazu und so konnten wir auch wieder was publizieren.

    Insofern: das wird schon 🙂

  8. hallo florian, ich lese immer fasziniert (als völliger astronomielaie) deine berichte..
    mal blöde frage.. geht es hier um ein sonnensystem weit ausserhalb unseres?
    (oh gott all wisschenschaftler verzeiht mir meine unkenntnis)

  9. @Petra: Die Sache ist eigentlich recht einfach. Unsere Sonne ist ein Stern und wird von Planeten (Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun) umkreist. Neben unserer Sonne gibt es aber auch noch jede Menge andere Sterne. Die sind enorm viel weiter weg als die Planeten von der Sonne. Der nächste Stern ist etwa zehntausendmal weiter von der Sonne entfernt als der äußerste der Planeten (Neptun). Viele dieser anderen Sterne (wie z.B. TrES-2) werden ebenfalls wieder von Planeten umkreist. Da sich diese Planeten also außerhalb unseres Sonnensystems befinden, bezeichnet man sie als „Exoplaneten“ bzw. „extrasolare Planeten“.

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