Hurra! Im April hab ich doch tatsächlich einen Schwung Bücher gelesen. Mehr als sonst und auch ein wenig diverser als sonst. Es war sehr viel dabei, was ich empfehlen kann und nichts, vor dem ich warnen müsste. Was will man mehr?

Die wunderbare Welt der Natur

Jasmin Schreiber hat schon jede Menge veröffentlicht. Hervorragende Romane UND ebenso hervorragende Sachbücher und das neueste von zweiterer Gruppe heißt „Schreibers Naturarium“. Es ist eh schon ein Bestseller und die meisten die sich für naturwissenschaftliche Bücher interessieren werden schon davon gehört haben. Aber sicherheitshalber sage ich auch noch mal: Das Buch ist absolut hervorragend und meine Top-Empfehlung für diesen Monat.

Jasmin Schreiber hat da ein wirklich tolles gemacht. Sie hat es nicht nur geschrieben, sondern auch illustriert. Und es geht um die Natur. Jedes Kapitel ist einem Monat des Jahres gewidmet und Schreiber hat ein buntes Sammelsurium zusammengestellt um die Natur des Monats nahezubringen. Es geht um Pflanzen und Tiere, um das was man beobachten kann, im Garten anpflanzen kann oder in der Welt entdecken kann. Spannende Anekdoten aus der Biologie wechseln sich mit wissenschaftlichen Fakten ab; dann kommt ein kurzes Kochrezept für den Löwenzahn aus dem Garten, bevor es mit einer Anleitung zur Herstellung eines Herbariums weiter geht. Diese Mischung macht das Buch so attraktiv; man findet immer etwas, mit dem man nicht gerechnet hat (und sehr viel, was man nicht gewusst hat). Es ist ein Buch, das man lesen kann und vor allem ein Buch, das man als Anleitung nehmen kann, um selbst draußen in der Natur aktiv zu werden. Man kann es alleine lesen, gemeinsam mit anderen und vor allem auch mit Kindern. Egal ob es darum geht, mehr über die unscheinbaren Flechten zu erfahren, wie man sich verhalten soll, wenn man verletzte Tiere findet, wie man am besten Sternschnuppen sehen kann oder was es mit dem „Bienensterben“ auf sich: Man ist am Ende immer ein wenig schlauer und hat gleichzeitig einen neuen Blick auf die Welt gewonnen.

Perry Rhodan

Ich muss zugeben, dass ich mit dem Phänomen Perry Rhodan nie so ganz warm geworden bin. Ich bin Science-Fiction-Fan und die Perry-Rhodan-Hefte erscheinen seit 1961; sind die längste Fortsetzungsgeschichte der Welt. Aber irgendwie hat die Serie bei mir nie so ganz gezündet. Ich habe vor Jahren mal angefangen, die Bücher zu lesen (die ersten ca 10 Silberbände), aber bald festgestellt, dass das nichts für mich zu sein scheint. DIe Ausgangslage ist zwar durchaus spannend, aber die Umsetzung war mir zu simpel. Andauernd werden irgendwelche gigantischen Rätsel oder Konflikte durch irgendenen Deus-Ex-Machina-Effekt gelöst; das hat mich nicht gefangen. Aber ich wollte trotzdem schon länger mal schauen, was Andreas Eschbach beizutragen hat. In seinem dicken Buch „Perry Rhodan – Das größte Abenteuer“ hat er sich ja vor einigen Jahren der in der eigentlich Rhodan-Heftserie nicht berückstichtigten Vorgeschichte der Hauptfigur gewidmet.

Perry Rhodan fliegt ja im allerersten Heft als US-Astronaut zum Mond und findet dort ein außerirdisches Raumschiff. In der Folge schafft er es mit Hilfe der Aliens und ihrer Technologie die Menschheit zu einen und bei der Eroberung des Alls anzuführen. Rhodan findet gottgleiche Überwesen, die das Schicksal des Universums bestimmen; Rhodan wird quasi unsterblich und reist kreuz und quer durch den Kosmos (und darüber hinaus). Das alles gibt es bei Eschbach nicht; hier geht es dafür schon bei den Großeltern von Rhodan los. Eschbach beschreibt die Kindheit des Heldes, seine Ausbildung, seine Karriere als Militärpilot und Astronaut, und so weiter. Eschbach folgt Rhodans Biografie und überlappt sein Buch mit der Handlung der ersten Heftromane. Das macht er übrigens sehr schlau und nutzt genau die dort gelassenen Lücken, um neue Handlungsstränge zu entwickeln. Ich war ja zuerst ein wenig skeptisch, ob man wirklich so ein dickes Buch über die Vorgeschichte von Rhodan schreiben muss. Aber Eschbach hat das gut hinbekommen. Man kann „Das größte Abenteuer“ durchaus auch als Alternativwelt-Geschichte lesen, in der der Weltlauf ins All zwischen USA und UdSSR ein wenig anders läuft als er in echt gelaufen ist. Ich bin mir aber nicht sicher, ob man etwas von dem Buch hat, wenn man zuvor noch nie von Perry Rhodan gehört hat. Die Geschichte bezieht schon einiges an Faszinationspotenzial aus dem, was Perry Rhodan sein wird – und wenn man davon nichts weiß, liest es sich vermutlich abschnittsweise ein wenig seltsam.

Ich habe, wie gesagt, nur ganz wenig Perry Rhodan gelesen, aber es hat gereicht, um mit dem Buch von Eschbach große Freude zu haben. Es hat mir so gut gefallen, dass ich mein Glück nochmal mit dem Original versuchen wollte. Ich hab also wieder mit dem ersten Silberband „Die dritte Macht“ begonnen und mich bei der Lektüre erinnert, dass ich dieses Werk noch ganz ok fand. Stellenweise etwas langatmig (was sich aber dadurch erklärt, dass es eben kein „echtes“ Buch ist, sondern ein Sammelband der aus den diversen Heften zusammengestellt ist), aber durchaus originell. Deswegen hab ich damals auch weiter gelesen – und erst bei den späteren Bänden festgestellt, dass ich doch lieber andere Science Fiction lesen will.

Mal schauen. Vielleicht finde ich doch noch irgendwann mal einen Zugang zu Perry Rhodan. Und wenn nicht, dann gibt es ja noch genug anderes zu lesen!

Harte Radrennen

Meine Radrennerfahrung ist quasi nicht existent und beschränkt sich auf regelmäßige virtuelle Radel-Wettbewerbe bei Zwift. Aber ich fahre gerne Rad und ich lese gerne davon, wie andere Radrennen fahren. Da gibt es natürlich jede Menge Bücher über das berühmteste Rennen der Welt, die Tour de France. Aber das ist nicht alles, wie man im sehr schönen Buch „The Beast, the Emperor and the Milkman: A Bone-shaking Tour through Cycling’s Flemish Heartlands“ (auf deutsch: „Quer durch Flandern: Eine knochenschüttelnde Reise durch das Epizentrum der Radsportleidenschaft“) von Harry Pearson lesen kann.

Ok, es mag ein wenig seltsam erscheinen, ein ganzes Buch über Radrennen in Belgien zu schreiben. Aber Belgien ist eben tatsächlich ein Zentrum des Radsports; die Sportart hat dort einen ähnlichen Stellenwert wie Fußball bei uns. Harry Pearson ist zwar kein Belgier, aber Radsportfan und verbringt viel Zeit damit, von Rennen zu Rennen zu fahren. Im Buch klappert er diverse große und kleine Rennen ab, vor allem die in Flandern (und man lernt nebenei auch gleich sehr viel über Flandern und Wallonien und die diversen historischen und gegenwärtigen Konflikte). Dabei geht es natürlich um den Sport an sich; um seine Geschichte und die Geschichte diverser flämischer Radler. Pearson transportiert aber auch viel Lokalkolorit aus Belgien, der gegenwärtigen Fanszene und macht einem eine absurde Lust darauf, im kalten und verregnten Vorfrühling selber einmal nach Flandern zu fahren um sich dort frierend ein paar Rennen anzusehen. Mir hat das Buch großen Spaß gemacht.

Wenn man sich ein wenig intensiver mit den Radklassikern auseinander setzen will, kann man zum Buch „The Monuments: The Grit and the Glory of Cycling’s Greatest One-day Races“ von Peter Cossins greifen. Das ist zwar nicht so amüsant wie das von Pearson und für meinen Geschmack ein wenig zu voll mit Beschreibungen von Rennabläufen. Aber dafür weiß man dann sehr viel besser Bescheid, was die diversen Klassiker voneinander unterscheidet und wie sich der Rennradsport entwickelt hat.

Was ich sonst noch so gelesen habe

  • „Der schlauste Mann der Welt“ von Andreas Eschbach: Laut Klappentext ein Buch über einen Mann der drauf gekommen ist, dass man am besten faul sein muss, um die Welt zu retten, sofern man auf die richtige Weise faul ist. Tatsächlich aber ein Buch über einen Typ, der mit einem schlauen Betrug reich wird und dann von diesem Reichtum lebt. Das Buch ist gut geschrieben und wenn man angefangen hat, dann packt es einen auch vermutlich ausreichend, um es zu Ende zu lesen. Aber ich hätte doch gerne die Geschichte gelesen, die angekündigt war.
  • „The Gods Themselves“ von Isac Asimov: Das Buch heißt auf deutsch: „Lunatico oder Die nächste Welt“, ist aber nur noch antiquarisch erhältlich. Es ist aber einer der Klassiker von Asimov; ich hab es durch Zufall beim Sortieren im Bücherregal in die Hände bekommen. Die Kurzversion: Ein recht unbegabter Chemiker findet durch Zufall ein Element, dass es gar nicht geben dürfte. Es stammt aus einem Paralleluniversum mit anderen Naturgesetzen und diese Verbindung nutzt die Menscheit dann, um daraus eine angeblich unerschöpfliche Energiequelle zu basteln. In den drei Teilen des Buches beschreibt Asimov die Geschichte sowohl aus Sicht der Erde als auch der Wesen aus dem Paralleluniversum. Und am Ende kriegt das ganze ein wenig was von „Don’t Look Up“… Hat mir sehr gut gefallen.

Das wars für den April. Im Mai werd ich vermutlich wieder eher weniger Zeit zum Lesen haben. Aber mal schauen! Bis demnächst!
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4 Gedanken zu „Die wunderbare Natur, die längste Science-Fiction und die härtesten Radrennen: Die Buchempfehlungen vom April 2023“
  1. Wenn man lustige Bücher über Radrennen mag, kommt man eigentlich um Tim Moore nicht herum. Der Mann fährt alle möglichen klassischen Rennen nach und liefert viele Fun Facts, neben dem witzigen Reisebreicht (und er benutzt dann auch klassische Räder – für meinen Liebling Goironimo z.B. ein Rad aus Holz).
    Wer die nicht kennt, unbedingt mal ansehen!

  2. Am Rande zu Asimov: der Buchtitel ist ein Schillerzitat, bzw. dessen englische Version. „Gegen Dummheit kämpfen Götter selbst vergeblich.“ „Against stupidity … the Gods themselves … contend in vain.“ (wobei Asimov diesem Satz ein Fragezeichen verpasst hat, weil seine Story praktischerweise ein Happy End hat).
    Das ging in der deutschen Übersetzung komplett unter. Für mich war das ein Schlüsselerlebnis: seitdem lese ich übersetzte Bücher grundsätzlich nicht mehr.
    Dass sich Perry Rhodan über weite Strecken so liest wie eine 1:1-Übersetzung aus dem Amerikanischen, hatte demzufolge die erwartete Wirkung: Rundablage.

  3. @FF: Ging mir ähnlich mit den Perry-Rhodan-Heften: zu langatmig, viele Situationen werden über ganze Hefte beschrieben und eigentlich passiert nichts oder für mich zuwenig… Das war mir auch zu öde. Dafür sind die Perry-Rhodan-Taschenbücher wesentlich angenehmer: sie sind kompakt, schildern eine Geschichte im Perry-Rhodan-Universum mit den bekannten Figuren und haben ein Ende. Eigentlich erweitern sie das PR-Universum, aber ich finde sie wesentlich angenehmer zu lesen. Das, was einem aus der Hauptserie fehlt, kann man sich nach einigen Büchern selbst erarbeiten und hin und wieder werden größere Begebenheiten aus der Heftserie aufgegriffen. Es gibt rund 400 Bücher (ca.) davon; das sollte erstmal genügen :). Ich bin auch bisher nur bei ca. 150 Büchern insgesamt davon, gibt ja auch noch anderes, wie du schon bemerktest…

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