Die Suche nach einem habitablen Planeten ist weiterhin in vollem Gange. „Habitabel“ bedeutet in diesem Fall, dass es sich um einen Planeten handelt, auf dem die gleichen lebensfreundlichen Bedingungen herrschen wie bei uns.. Momentan kennen wir allerdings nur einen einzigen Himmelskörper dieser Art: Unsere Erde. Es erscheint plausible, dass es irgendwo bei einem anderen Stern andere Planeten geben muss, die ebenfalls lebensfreundlich sind. Aber auch wenn in den Medien immer wieder die Entdeckung einer „zweiten Erde“ verkündet wird, ist so ein Fund weiterhin außerhalb unserer Reichweite. Wir haben schlicht und einfach (noch) nicht die technischen Mittel um die Bedingungen auf anderen Planeten einwandfrei zu bestimmen.

Links: der einzige bekannte lebensfreundliche Planet. Rechts: eine künstlerische Darstellung die mit der Realität nichts zu tun haben muss (Bild: NASA/Ames/JPL-Caltech/T. Pyle)
Links: der einzige bekannte lebensfreundliche Planet. Rechts: eine künstlerische Darstellung die mit der Realität nichts zu tun haben muss (Bild: NASA/Ames/JPL-Caltech/T. Pyle)

Das bedeutet aber nicht, dass man sich mit diesem Thema nicht weiterhin beschäftigen kann und soll. Im nächsten Jahrzehnt werden wir die Mittel, also entsprechend große Teleskope, zur Verfügung haben um die Bewohnbarkeit von Planeten untersuchen zu können. Und bis dahin kann es nicht schaden, wenn wir eine halbwegs gute Vorstellung haben, wo man suchen sollte. Zu diesem Zweck untersuchen Astronomen die habitablen Zonen von Sternen. Das ist ein einerseits sehr simples, andererseits aber auch sehr komplexes Konzept. Simpel, weil es sich einfach formulieren lässt: Grundlage für die Lebensfreundlichkeit eines Planeten ist die Energiemenge, die er von seinem Stern bekommt. Ist der Planet dem Stern zu nahe, dann kriegt er zu viel Energie und es ist zu heiß für Leben wie wir es kennen. Ist er zu weit entfernt, dann ist es zu kalt. Es gibt also einen Bereich rund um einen Stern in dem die Energiemenge genau richtig ist: Das ist die habitable Zone. Kompliziert ist die Sache allerdings, wenn es darum geht, die Grenzen dieses Bereichs genau zu berechnen. Denn hier spielt jetzt nicht mehr nur die Energie vom Stern eine Rolle, sondern auch die Eigenschaften des Planeten. Wenn der Planet zum Beispiel keine Atmosphäre hat, dann ist er nicht lebensfreundlich. Wenn er eine zu dünne Atmosphäre hat, kann er die Wärme des Sterns nicht halten. Ist die Atmosphäre zu dicht, dann kann es einen Treibhauseffekt geben und es wird zu warm. Es gibt also keine klare Grenze. Je nach Definition reicht die habitable Zone in unserem Sonnensystem von der Umlaufbahn der Venus bis hin zu der des Mars. Trotzdem sind sowohl die Venus als auch der Mars definitiv nicht lebensfreundlich!

Noch komplizierter wird die Sache, wenn man die zeitliche Entwicklung betrachtet. Früher waren wahrscheinlich sowohl die Venus als auch der Mars deutlich lebensfreundlicher. Auf beiden Himmelskörpern hat es vermutlich flüssiges Wasser gegeben; die Grundlage des Lebens. Dann aber hat auf der Venus der Treibhauseffekt eingesetzt und der Mars hat wegen seiner geringen Größe seine innere Wärme und damit sein Magnetfeld verloren. Beides führte dazu, dass sich die Bedingungen massiv verschlechtert haben.

Kurz gesagt: Die Grenzen der habitablen Zone zu bestimmen ist kompliziert. Wer sich mit der entsprechenden Fachliteratur beschäftigt, wird viele verschiedene Definitionen finden die alle zu unterschiedlichen Grenzen führen. Vor diesem Problem standen auch Stephen Kane von der San Francisco State University und seine Kollegen als sie einen Katalog mit Planeten in der habitablen Zone ihrer Sterne erstellen wollten („A Catalog of Kepler Habitable Zone Exoplanet Candidates“). Die Sache wird zusätzlich erschwert, weil man für die notwendigen Berechnungen ja auch die Eigenschaften des Sterns möglichst gut kennen muss. Das aber ist nicht immer der Fall. Die Grundlage für den Katalog von Kane und seinen Kollegen waren die Planetenfunde des amerikanischen Weltraumteleskops Kepler das bisher schon ein paar tausend Planeten anderer Sterne entdeckt hat. Manche der „Funde“ sind aber nur Planetenkandidaten, deren Existenz und Natur noch nicht bestätigt werden konnte.

Kane und seine Kollegen haben also erstmal alle Planeten aus ihrem Katalog geworfen, bei denen die Eigenschaften der Sterne nicht ausreichend gut bekannt waren. Dann haben sie zwei einander überlappende habitable Zonen definiert. Eine „optimistisch“ und eine „konservative“. Bei der äußeren Grenze unterscheiden sich beide Bereiche nicht stark; in unserem Sonnensystem würden sowohl die konservative als auch die optimistische habitable Zone ein Stückchen außerhalb der Marsbahn enden. Bei der inneren Grenze sieht es anders aus. Die optimistische Grenze liegt nur ein Stück außerhalb der Venusbahn; die konservative Grenze dagegen knapp innerhalb der Erdbahn.

Ungefähr erdgroße Planeten(kandidaten) in der optimistischen (orange) und konservativen (grünen) habitablen Zone ihrer Sterne (Bild: Kane et al, 2016)
Ungefähr erdgroße Planeten(kandidaten) in der optimistischen (orange) und konservativen (grünen) habitablen Zone ihrer Sterne (Bild: Kane et al, 2016)

Nachdem das erledigt war, haben Kane und seine Kollegen alle Planeten katalogisiert, die in einer der beiden habitablen Zone ihres Sterns lagen. Dabei haben sie sich aber klugerweise nicht nur auf Planeten beschränkt, die in Größe oder Masse der Erde ähnlich sind. Ziel ihrer Arbeit war es nicht eine „zweite Erde“ zu finden. Das geht nicht und das wussten auch Kane & Co. Vor allem ist auch noch lange nicht gesagt, dass ein Planet der so groß und so schwer wie die Erde ist und in der habitablen Zone seines Sterns liegt auch auf jeden Fall die gleichen Bedingungen wie die Erde aufweisen muss! Da gibt es noch jede Menge andere Faktoren, die eine Rolle spielen. Aber wenn man irgendwann in ein paar Jahren gezielt nach einer echten „zweiten Erde“ suchen will, lohnt sich so ein Katalog. Er lohnt sich aber auch wenn man nach lebensfreundlichen Himmelskörpern suchen will, die anders als die Erde sind. Der Jupiter hat zum Beispiel vier sehr große Monde (Io, Europa, Ganymed und Callisto). Würden sie alleine die Sonne umkreisen anstatt den Jupiter, dann würde wir sie ohne Frage als eigenständige Planeten klassifizieren und nicht als Monde. Und würden sie sich in der habitablen Zone des Sonnensystems bewegen, dann könnten sie durchaus lebensfreundliche Bedingungen aufweisen (zum Beispiel Europa, der jede Menge Wasser enthält, das eben leider nur unter einer dicken Eisschicht liegt). Aber anderswo gibt es Gasplaneten wie Jupiter die sich nicht fern von ihrem Stern befinden sondern in der habitablen Zone. Und wenn diese Gasplaneten ebenso viele große Monde haben wie die Gasplaneten bei uns, dann könnten diese Monde vielleicht habitabel sein. Wer auf der Suche nach solchen lebensfreundlichen Exomonden ist, kann mit dem Katalog von Kane & Co ebenfalls gut arbeiten.

Innerhalb der Grenzen der optimistischen habitablen Zone haben Kane und seine Kollegen 104 Planeten(kandidaten) identifiziert. In der konservativen habitablen Zone liegen immerhin noch 63 Himmelskörper. Betrachtet man nur die, deren Radius kleiner als der doppelte Erdradius ist, dann sind es 29 in der optimistischen und 20 in der konservativen habitablen Zone. Es gibt also genug Ziele die die Teleskope der Zukunft untersuchen können. Und es werden mit Sicherheit noch viel mehr werden. Früher oder später werden wir eine „zweite Erde“ finden, wenn es sie denn gibt. Und wenn es irgendwann so weit ist, werdet ihr auch hier bei mir im Blog die Schlagzeile „Zweite Erde entdeckt!“ lesen können. Aber nicht früher!

32 Gedanken zu „Planeten in der bewohnbaren Zone ihrer Sterne: Ein Katalog“
  1. Es gibt ja noch mehr Größen, die für die Ähnlichkeit mit der Erde relevant sind. Nicht nur der Abstand zur Sonne, auch die Masse etc. Mich würde mal ein Artikel interessieren über alle diese Faktoren, die das Leben auf der Erde möglich machen. So weit ich weiß, sind das ja eine Menge… Der sehr große Erdenmond, die richtige Menge an Kohlendioxid in der Atmosphäre, der heiße flüssige Erdkern und damit der Magnetismus, der kosmische Strahlung abhält etc.

  2. @Florian

    Und würden sie sich in der habitablen Zone des Sonnensystems bewegen, dann könnten sie durchaus lebensfreundliche Bedingungen aufweisen (zum Beispiel Europa, der jede Menge Wasser enthält, das eben leider nur unter einer dicken Eisschicht liegt).

    Wobei Europa (wie auch Io) einer sehr starken Strahlung ausgesetzt ist durch die Teilchen des Sonnenwinds, die sich in Jupiters riesigem Magnetfeld fangen. Die Strahlung ist so stark, dass die geplante Raumsonde Europa Clipper nur Vorbeiflüge an der Europa vollführen wird. Die Strahlung auf Europa beträgt, wie ich eben las, rund 5,4 Sievert; diese Dosis über ein paar Tage wäre für Menschen tödlich und würde wohl für Leben schlechthin ein großes Problem sein, wenn dieses nicht unter Wasser lebt, das die Strahlung abschirmt.

    Das schließt natürlich nicht aus, dass ein bewohnbarer Mond eines großen Planeten in ausreichendem Abstand habitabel sein kann, aber es gilt eben auch hier, dass der Abstand vom Stern als Kriterium für die Habitabilität nicht ausreicht.

    Und es kommt darauf an, was Habitabilität meint. Leben könnte ja im stahlungsabschirmenden Ozean von Europa, weitab von der habitablen Zone der Sonne, überdauern, aber wohl nur einzellige Organismen, die ohne Sauerstoff auskommen. Eigentlich stellt man sich unter „habitabel“ ja eher eine Welt vor, auf der man als Mensch leben könnte (habitabel heißt ja bewohnbar). Da spielte dann eben auch die Strahlungsbelastung und das Vorhandsein von festem Land eine Rolle.

    (Dies nicht als Widerspruch, sondern als Anmerkung und Vertiefung).

  3. @Alderamin

    5,4 Sievert; diese Dosis über ein paar Tage wäre für Menschen tödlich und würde wohl für Leben schlechthin ein großes Problem sein

    Unterschätze nicht die Anpassungsfähigkeit des Lebens! Wir Menschen halten zwar nicht so viel Strahlung aus. Es gibt aber auch auf der Erde Organismen, für die 5Sievert kein Problem darstellen (es gibt in Tchernobyl sogar Pilze, die Radioaktive Strahlung über einen Photosyntheseähnlichen Prozess als Energiequelle nutzen). Schau Dir mal den Wikipedia Artikel zu Deinococcus Radiodurans an (von seinen Entdeckern auch liebevoll „Conan The Bacterium“ genannt). Der überlebt die 5000-fache Strahlendosis, die ein Mensch verträgt. Auch Bärtierchen vertragen immer noch ca das 1000 fache an Strahlung.

    Wenn Leben auf so einem Mond mit mehr Strahlung evolviert, dann wird es bessere Strahlungsresistenz entwickeln. Das geht z.B. über bessere DNA Reparaturenzyme. Auch mehr Redundanz beim Genetischen Code ist denkbar: Unser genetischer Code ist dreistellig, d.h. für unsere 20 Aminosäuren gibt es 4^3=64 verschiedene Codes. der Code ist also dreifach redundant gegen Punktmutationen. Ein vierstelliger genetischer Code hätte bei nur 25% mehr Platzbedarf schon 4^4=256 mögliche codes und damit bei 20 Aminosäuren eine fast 13-fache Redundanz.

  4. @ FF:

    Bei der äußeren Grenze unterscheiden sich beide Bereiche nicht stark; in unserem Sonnensystem würden sowohl die konservative als auch die optimistische habitable Zone ein Stückchen außerhalb der Marsbahn enden. Bei der inneren Grenze sieht es anders aus. Die optimistische Grenze liegt nur ein Stück außerhalb der Venusbahn; die konservative Grenze dagegen knapp innerhalb der Erdbahn.

    Bist Du sicher, dass es so herum gemeint ist? Das würde ja in der Grafik bedeuten, je heisser ein Stern ist, umso weiter reicht die habitable Zone an ihn heran.

    Ich würde die Grafik daher genau andersherum interpretieren.

    1. @noch’n Flo: „Das würde ja in der Grafik bedeuten, je heisser ein Stern ist, umso weiter reicht die habitable Zone an ihn heran.“

      Konservativ heißt: Nicht zu nah am Stern, sonst wird es zu heiß.
      Optimistisch heißt: Ach, näher am Stern gehts auch irgendwie, auch wenns heißer ist.

  5. @noch’n Flo

    Habe mich auch darüber gewundert, dass die Zone zu höheren Temperaturen des Sterns hin weiter nach links geht, aber auf der x-Achse steht ja bereits eine Normierung auf den Strahlungsanteil, den die Erde von der Sonne bekommt, und nicht etwa der Abstand vom Stern.

    Zu höheren Temperaturen hin verschiebt sich das Strahlungsmaximum zum Blauen hin. Wenn man die Planck-Kurve dann so normiert, dass die Fläche darunter gleich derjenigen der Kurve der Sonne ist, nimmt aber der IR-Anteil ab und der UV-Anteil zu. Das wäre der Fall, wenn man bei dem heißeren Stern so weit weg geht, dass der Abstand für den Wert 1 wieder die selbe Strahlungsleistung abbekommt, wie die Erde von der Sonne. So erkläre ich mir, dass bei höherem relativem Flux (=Summe der Strahlung über alle Frequenzen) die habitable Zone sich weiter in den Bereich eines höheren Flux erstreckt.

    Klar, was ich meine?

  6. @Alderamin
    Ganz verstehen tu ich es nicht.
    Je heißer(blauer) ein Stern ist desto breiter seine habitable Zone ? Das ist für mich erst mal konterintuitiv. Weil er ja mehr UV Strahlung aussendet und die ja im allgemeinem ja nicht so lebensförderlich ist.

  7. @ FF:

    Optimistisch heißt: Ach, näher am Stern gehts auch irgendwie, auch wenns heißer ist.

    Okay, aber dem Optimismus kann ich trotzdem nicht so wirklich folgen, wenn er bei einem heisseren Stern höher ist, als bei einem „kühleren“. Und auch bei der konservativen Herangehensweise scheit ja – laut Grafik – dieser Trend zu bestehen.

    Das wäre ja in etwa so, als könne man an einen Küchenherd nur 10m herantreten, bevor man Schaden nimmt, an einen Hochofen jedoch 3m.

  8. @tomtoo

    Es geht bei der habitablen Zone nicht um die Schädlichkeit der UV-Strahlung, sondern ausschließlich darum, ob Wasser in dieser Entfernung auf einem hinreichend großen Planeten mit Atmosphäre flüssig sein kann oder nicht, und da spielt IR eine größere Rolle. UV wird bei der habitablen Zone genau so wenig betrachtet wie gebundene Rotation oder vom Stern erzeugte Flares.

    Ein heißer Stern hat natürlich eine weiter entfernte habitable Zone (die Strahlungsleistung steigt mit der 4. Potenz der Temperatur, d.h. die Entfernung für Strahlungsleistung 1 wird quadratisch mit der Temperatur des Sterns steigen, denn die Strahlung sinkt quadratisch mit der Entfernung), aber der IR-Anteil ist eben bei blauen Sternen im Vergleich zur gesamten Strahlungsleistung prozentual kleiner. So erkläre ich mir, dass die innere Grenze sich zu höheren relativen Flux-Werten verschiebt; die äußere Grenze verschiebt sich aber auch.

    Ob die Zone, gemessen in AU, insgesamt schmaler oder breiter wird, kann man dem Bild nicht direkt entnehmen, denn zwischen 0,5 und 0 auf der x-Achse liegt beispielsweise in Wahrheit ein unendlicher Abstand. Die Strahlung wird immer weniger nach außen hin, aber nie 0. Die Skala lässt sich also nicht linear auf Entfernungen übertragen. Mit der quadratischen Abhängigkeit, die ich oben nannte, kann man das leicht ausrechnen, aber ich hab‘ jetzt keine Zeit mehr…

  9. @ Till:

    Ein vierstelliger genetischer Code hätte bei nur 25% mehr Platzbedarf schon 4^4=256 mögliche codes und damit bei 20 Aminosäuren eine fast 13-fache Redundanz.

    Aber damit zugleich auch eine sehr geringe Variationsbreite bei den Phänotypen, so dass selektiver Druck dann nicht mehr selektierend, sondern extinktierend wirkt.

  10. @Alderamin
    Ok ! Vielen Dank !
    Jetzt hab ichs kapiert. Mir hätte schon gelangt das die schädlichkeit der UV-Strahlung gar nicht mit einbezogen wird.
    War mir nicht klar.

  11. @Hoffmann

    Aber damit zugleich auch eine sehr geringe Variationsbreite bei den Phänotypen, so dass selektiver Druck dann nicht mehr selektierend, sondern extinktierend wirkt.

    Ich bin ja von einer generell erhöhten Mutationsrate aufgrund stärkerer ionisierender Strahlung ausgegangen. Das muss aber natürlich aufeinander abgestimmt sein, damit die genetische Vielfalt nicht verloren geht.

    Aber genau darauf wollte ich ja hinaus: Dass wir so empfindlich gegen Strahlung sind ist kein prinzipielles biologisches Problem sondern eine gezielte Anpassung an die Bedingungen hier auf der Erde.

    Deinococcus radiodurans ist ein Beispiel das zeigt, dass die Biologie in der Lage ist, sich an extreme Bedingungen und hohe Strahlungsdosen anzupassen. Deshalb würde ich höhere Strahlungswerte nicht als Ausschlusskriterium für die Entstehung von Leben ansehen. Und wenn Leben in der Gegenwart erhöhter Strahlung entsteht, wird es sich daran anpassen und eine dieser Anpassungen könnte ein vierstelliger und damit robusterer genetischer Code sein.

  12. @ Till:

    eine dieser Anpassungen könnte ein vierstelliger und damit robusterer genetischer Code sein.

    Prinzipiell gebe ich Dir mit der Prämisse, dass sich dort entstehendes Leben an die vor Ort herrschenden Bedingungen anpassen wird, recht, aber ein vierstelliger genetischer Code dürfte hierfür keine optimale Strategie sein.

    Hinter einem vierstelligen genetischen Code verbirgt sich ein entsprechender biochemischer Aufwand, um die etwa 250 dann gegebenen Codons auch mit entsprechenden tRNA’s zu belegen, die ihrerseits wieder spezifisch mit Aminosäuren belegt werden müssen, was wiederum eine entsprechend hohe Anzahl von spezifischen aaRS nach sich zieht.

    Und daran gemessen ist eine dreistellige Code-Variante – eventuell als Duplett-Code mit Komma und dafür dann nur 15 statt 20 Aminosäuren – hinsichtlich Effizienz und Robustheit fitter als eine vierstellige Code-Variante.

  13. @Till „Unterschätze nicht die Anpassungsfähigkeit des Lebens!“

    Eben. Anpassungsfähigkeit. Aber die Probleme bei einer stark ionisierenden Strahlung fangen schon mal bei der Entstehung an. Und gehen dann bei deren Entwicklung hin zu einer Anpassung weiter.

    Und mit „Anpassungsfähigkeit“ zu argumentieren, ohne überhaupt die Anpassungsfähigkeit von Leben bzw. einzelne Lebewesen zu kennen, wo denn nun die wirklichen Grenzen sind, wieviel ist denn da möglich. Ist in etwa so, als würde ich argumentieren „es gibt mehr zwischen Himmel und Erde, als wir uns vorstellen können“. Auch das Redudanz-Argument ist wenig hilfreich. Wir wissen nicht einmal, ob Lebewesen mit vierstelligen Code lebensfähig sind. Wir wissen es einfach nicht, daher ist es nichts anderes als Spekulation ohne auch nur Ansatzsweise im wissenschaftlichen Sinne zu argumentieren (Falsifikationsprinzip). Mutmaßungen mögen interessant sein, sind aber auch nichts anderes als Mutmaßungen.

    50 % einer Deinococcus radiodurans Population mag bei 10.000 Gy noch am Leben bleiben. Aber Wachstum geht nur bis ein paar wenig dutzend Gy. Noch immer das 10-fache als ein Mensch verträgt, aber dann schauts schon anders aus. Wenn wir dann zum komplexen Leben übergehen, dann werden auch die Probleme mit Strahlung größer. Also vielleicht ist Leben um Sterne mit einer weit höheren Strahlendosis möglich, mit komplexen leben schauts aber schon wieder ganz anders aus.

  14. @tomtoo

    Wolken schützen kaum vor UV-Strahlung: Bis zu 90 Prozent können hindurchgelangen. Auch ins Wasser dringen Sonnenstrahlen ein. In einem Meter Tiefe hat die UVA-Strahlung noch 75 Prozent und die UVB-Strahlung noch 50 Prozent ihrer ursprünglichen Stärke. Im Schatten ist immerhin noch die Hälfte der UV-Strahlung vorhanden.

    Also immer schön mit Sonnencreme einreiben.

  15. @Karl Heinz:

    Wolken schützen kaum vor UV-Strahlung: Bis zu 90 Prozent können hindurchgelangen.

    Woher hast du die Zahlen? Wieviel UV-Strahlung durch eine Wolke geht, haengt doch sehr stark von der optischen Dicker der Wolke ab.

  16. @Karl Heinz

    Die Strahlung, der man im Magnetfeld eines Gasriesen ausgesetzt wäre (oder im Flare eines Roten Zwergsterns) sind hochbeschleunigte Protonen, Elektronen sowie Röntgenstrahlung (bei den Flares). UV wäre mehr ein Problem bei Blauweißen Sternen. Die aber ohnehin nicht sehr alt werden (ein paar zehn bis hundert Millionen Jahre) und von daher für die Evolution Leben ohnehin nicht geeignet sein dürften.

    1. @Gerrit

      Die bodennahe UV-(B)-Strahlungsintensität wird hauptsächlich durch Sonnenstand, Breitengrad sowie Bewölkung beeinflusst. Wolken können die UV-Strahlung am Erdboden um bis zu 80 Prozent (%) reduzieren. Der Einfluss der Lufttrübung auf die UV-Strahlung ist dagegen vergleichsweise gering.

      Aber Achtung, die Betonung liegt auf können.
      Dass es ganz anders kommen kann, siehe hier

      https://www.natur-und-umwelt.org/content/sonnenbrand-bei-wolken

  17. @Karl-Heinz: Danke für die Links. Die wissenschaftliche Arbeit, auf die sich der SPON Artikel bezieht, hatte ich irgendwie im Hinterkopf, konnte mich aber nicht mehr an die Details erinnern. Der erste Link schreibt vor allem Unsinn.

    Der beschriebene Effekt der erhöhten Globalstrahlung tritt nur kurzfristig (einige Sekunden bis maximal wenige Minuten) auf. Und zwar immer dann, wenn du gleichzeitig direkte Sonneneinstrahlung hast und zusätzlich diffuse Strahlung von den Wolken in deine Richtung reflektiert wird.

    Wenn du längere Zeit, z.B. ein paar Stunden, bei durchbrochener Bewölkung am Strand liegst, wirst du insgesamt weniger Strahlung abbekommen. Denn im Wolkenschatten ist die Globalstrahlung immer deutlich geringer. Hier mal ein Beispiel vom Tagesgang der Globalstrahlung gemessen in Hannover am 18.8.2016 (Link zum Webinterface). Man sieht recht deutlich die glockenförmige Grundkurve der Globalstrahlung und das Über- bzw. Unterschreiten der Kurve gegen Mittag durch Wolken.

    In dem SPON-Artikel geht es übrigens hauptsächlich um die Globalstrahlung. UV-Strahlung wurde in der beschriebenen Arbeit gar nicht gemessen und dient nur als Aufhänger.

    1. @Gerrit

      Natürlich hast du Recht. Ich sollte besser aufpassen, welche Quellen ich verwende. Hatte natürlich nicht daran gedacht, dass jemand die Thematik „UV-Strahlung in Abhängigkeit der Bewölkung“ so genau unter die Lupe nimmt, wie du, was ich sehr positiv finde.
      Bist du im Bereich Metrologie tätig?

  18. @Karl-Heinz: Ich habe Meteorologie studiert und arbeite/forsche im Bereich der atmosphärischen Modellierung und Fernerkundung von Spurengasen. Mit UV-Strahlung habe ich eher wenig zu tun, allerdings ist der Artikel während meines Studiums erschienen und wurde dort kurz thematisiert.

  19. Ich werd diesen Wasser Chauvinismus nie verstehen.

    Meine Rede ist: Es ist schon lange vollbracht!

    90% der Zeit der Erde war das Ding hier nicht viel lebensfreundlicher als Mars oder Venus jetzt gerade!

    Wenn man mal einen sehr fernen Planten in Adromeda erspähte, man wüsste doch gar nicht, ob da jetzt noch Leben ist – wenn er welches zeigen würde oder inzwischen schon wieder eines hätte, wenn es angezeigt keines drauf gäbe!

    Sowohl Mars wie Venus wären durch „Terraforming“ änderbar. Man stelle sich einfach vor ca. 99% der Venus Atmosphäre zum Mars zu transprotieren und dabei gehen davon ca. 95% verloren.

    Schon hätten beide grob ein Bar Druck und es wäre doch sofort ein nachhaltiger Export von vereinzeltem irdischem Leben bis Biotopen möglich.

    Das kann mit einer sehr kleiner Wahrscheinlichkeit durch Einschlag von „irgendwas“ sogar zufällig passieren und würde dann eine ganze Menschenzeit anhalten!

    Die Tatsache, dass es so viele gerade kleine Planeten gibt ist so toll, dass es schon fast gut genug ist!

    Wer braucht schon flüssiges Wasser?

    Bei -200 Grad Stoffwechselreaktionen:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Kryophile

    oder es lebt sich bis 150 Grad schnuckelig warm eventuell sind 350 möglich
    https://de.wikipedia.org/wiki/Thermophilie

    oder wer Druck braucht 800 bar zum Wachsen
    https://de.wikipedia.org/wiki/Barophilie

    und vor allem :
    Flüssiges Wasser ist ja noch bis Minus 120 Grad flüssig, wenn Alkohol im Spiel ist:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Ethanol#/media/File:Phase_diagram_ethanol_water_s_l_ge.svg

    …und mit Alohol ist ja oft sogar nich mehr los als ohne?

    Also ich finde, wir sollten aufpassen anderes, fremdes Leben nicht in Zeit, Raum und Art zu verpassen und dafür müsssen wir am besten hier was tun!

    Damit wir möglichst lange überlebensfähig bleiben 😉

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