Erst gestern habe ich erzählt wie wichtig die Erforschung der Asteroiden ist. Sie sind eine einmalige Informationsquelle wenn wir mehr über unsere Ursprünge herausfinden wollen. Sie sind auch ein einmaliger und meiner Meinung nach der einzige Weg, wenn wir in Zukunft über unseren Planeten hinaus wachsen wollen. Vor allem sind die Asteroiden auch eine potentielle Gefahr. Die Kollision eines großen Asteroiden mit der Erde ist zwar kein sehr häufiges Ereignis, dafür aber eines mit einem unvorstellbar großen Zerstörungspotential. Es handelt sich um Naturkatastrophen, die in der Vergangenheit stattgefunden haben und auch in Zukunft stattfinden werden. Nicht morgen, nicht nächste Woche – aber in hundert, tausend oder hunderttausend Jahren wird es solche Kollisionen geben. Das Gute daran ist: Wir können etwas dagegen tun!
Über Asteroidenabwehr habe ich in meinem Blog schon oft genug berichtet; es gäbe genug Methoden mit denen wir einen drohenden Einschlag aktiv verhindern könnten. Methoden, die wir im Prinzip auch jetzt schon beherrschen – die wir aber natürlich irgendwann vor einem etwaigen Ernstfall in Ruhe ausprobiert haben sollten. Leider sind solche Raumfahrtmissionen notorisch schwer finanzierbar. Eine potentielle Katastrophe die erst irgendwann in ferner Zukunft stattfindet ist für die Politik (die ja im Allgemeinen das Geld für solche Missionen bereitstellt) nicht sonderlich attraktiv. Auf dem Papier haben die Raumfahrtorganisationen schon einige solcher Missionen entwickelt; ins All hat es leider noch keine davon geschafft.
Das gilt nun leider auch für die Asteroid Impact Mission der Europäischen Weltraumagentur ESA. Hier hätte man – gemeinsam mit der NASA – den Doppelasteroid Didymos besucht und dort getestet, wie man die Bahn eines solchen Himmelskörpers verändern kann. Vor einigen Monaten habe ich ausführlich erklärt wie das ablaufen soll. AIM wäre nicht nur die erste Mission gewesen, die sich explizit mit der Asteroidenabwehr beschäftigt. Ganz nebenbei hätte man auch noch einen Doppelasteroid aus großer Nähe erforschen können. Man hätte jede Menge neue Bilder, Daten und Messergebnisse erhalten die uns unabhängig vom Erfolg des Asteroidenabwehrtests wichtige neue Erkenntnisse über die Asteroiden und den Ursprung des Sonnensystems und der Erde geliefert hätten.
Vor ein paar Tagen haben sich nun aber die Mitgliedstaaten der ESA getroffen um über die Finanzierung zukünftiger Projekte zu entscheiden. Dabei wurde zum Beispiel die Fortführung der ESA ExoMars-Mission beschlossen. Für AIM fand sich aber nicht genug Geld. Die Mission, die eigentlich demnächst konkret geplant werden hätte müssen, kann nun nicht wie geplant fortgeführt werden.
„Ein cooles Projekt wurde gekillt, weil es an Vision und Mut fehlt“ hat Patrick Michel, Planetenforscher am Französischen Zentrum für Wissenschaftliche Forschung in Nizza, diese Entscheidung in einem Gespräch mit der „Wiener Zeitung“ kommentiert. Da kann ich nur zustimmen, probiere aber optimistisch zu bleiben. Es fehlen nur ein paar Millionen um mit AIM weitermachen zu können und vielleicht findet sich dieses Geld ja in der Zukunft.
Es wäre wirklich eine verpasste Chance. Asteroiden sind wichtig. Egal ob man sich auf die Abwehr von Katastrophen konzentriert oder die Grundlagenforschung: Irgendwann ist der Punkt erreicht an dem wir es uns nicht mehr leisten können, die Asteroiden zu ignorieren. Die ESA hat mit der extrem erfolgreichen Rosetta-Mission gezeigt das sie in der Lage ist, revolutionäre Forschung an den Kleinkörpern unseres Sonnensystems durchzuführen. Daran sollte man anknüpfen und sich nach den Kometen nun intensiv den Asteroiden widmen.
P.S. Und bevor jemand meckert und meint „Es ist halt nicht genug Geld da; irgendwas muss man streichen“: Ja, das stimmt. Aber „genug“ ist relativ. Die GESAMTsumme um die es hier geht beträgt 10,3 Milliarden Euro. Das ist das Geld, dass die Mitgliedstaaten der ESA für die nächsten Jahre bereit stellen. 10,3 Milliarden sind viel – aber verglichen mit anderen Ausgaben absurd wenig. Solange wir immer noch bereitwillig unser Geld den glücksspielenden Banken hinterher werfen, es für sinnlose Militärinfrastruktur ausgeben oder es auf all die anderen absurden Weisen verschwenden muss mir niemand erklären, dass „nicht genug“ Geld da ist…
Vielleicht müsste man das so machen wie in „Alpha Alpha“. In dieser Deutschen Sci-Fi Serie haben Radioastronomen intelligente Signale gefälscht um den Weltfrieden zu erreichen.
https://www.youtube.com/watch?v=tWqzF43BcZo
Mir gefällt am Ende der Kommentar zu Finanzierung. Wie oft wird gesagt, die Forschung sollte z.B. mehr in Richtung Krebs forschen etc. Das kommt meist von Leuten, für die Naturwissenschaftler alle gleich sind. Ähnlich ist es bei der Finanzierung. Wenn man immer alles in eine Sache steckt, bekommt man in der Zukunft Probleme an anderen Stellen.
Aber ganz so einfach ist es auch nicht. z.B. Militär. Es wäre traumhaft, wenn wir keines mehr bräuchten. Aber leider ist es in unserer Zeit naiv zu denken, wir brauchen es nicht. Siehe IS, siehe Drogenkampf in Mexiko u.ä. siehe Ukraine, die ganz besetzt gewesen wären, siehe Nordkorea.
Bin ich erleichtert!
Die Politik besinnt sich zu Weihnachten endlich auf reale Probleme und nicht nur auf die der Dinos. Natürlich kann man wahrscheinlich wissenschaftlich korrekt argumentieten, ohne den Asteroiden Einschlag vor 65 Mio Jahren gäbe es uns Menschen gar nicht. Nicht aus Dankbarkeit also, sondern um unseren menschlichen Forschergeist zu befriedigen wäre alles Geld der Welt bei Florian Freustetter besser aufgehoben. Diese Meinung kann man teilen.
Meine Meinung ist aber, wir sind noch nicht so weit. Spätere Generationen werden da mehr bewerkstelligen können. Für eine reine Forschung würde ich mir da auch gleich selbst widersprechen, aber es ist viel mehr ein technologisches Großprojekt (ohne viel Potential für einen Erkenntnisgewinn), mehr technologische Spielwiese. Unwahrscheinlich, dass sich aus der Erforschung des Kosmos auch zukünftig alle anderen Erfindungen, wie das Rad bis zu Medikanenten, so wie das vereinzelt für die Vergangenheit behauptet wurde, entwickeln werden.
Die Astronomen sollten daher weiter Sterne katalogisieren, wenn das weniger Kosten verursacht, oder wenn das fad wird, einfach am Weltfrieden mitwirken.
@M: „Die Astronomen sollten daher weiter Sterne katalogisieren, wenn das weniger Kosten verursacht, oder wenn das fad wird, einfach am Weltfrieden mitwirken.“
Sterne katalogisieren ist fast sogar noch teurer.
„Unwahrscheinlich, dass sich aus der Erforschung des Kosmos auch zukünftig alle anderen Erfindungen, wie das Rad bis zu Medikanenten, so wie das vereinzelt für die Vergangenheit behauptet wurde, entwickeln werden.“
Genau. Denn nur Forschung die sich irgendwann mal in verkaufbare Produkte umsetzen lässt, ist gute Forschung. Alles was nicht dem sofortigen Profit dient, muss abgeschafft werden. Ich schlage vor, wir schließen auch sofort sämtliche Museen, Theater, Opernhäuser und Bibliotheken.
Zweitens: Wir haben ja noch nicht einmal eine Datenbank aller relevanter Asteroiden. Zuerst sollte also daran gearbeitet werden. Kleine Erkundungssonden, die weitere Aufnamen, Messungen machen, sind daher ein lohnenderes Ziel.
@M.
Vielleicht wäre der Arbeit am Weltfrieden ja schon genüge getan, wenn man die Militärausgaben kürzen und deren freigesetzte Gelder zur Finanzierung der „technologischen Spielwiese“ heranzieht?
Wenn die Astronomen schön brav Sterne, Planeten und Asteroiden katalogisieren und darauf warten, dass irgendwann aus einer wundersamen Fügung heraus die technologische Entwicklung so weit ist, dass neuer Erkenntnisgewinn planbar und vernünftig zustande kommt, werden sie für immer auf der Stelle treten und zu Buchhaltern mit Teleskopen degradiert.
Und dass sich die Politik „endlich auf reale Probleme besinnt“ ist an Polemik nur schwer zu überbieten. In beide Richtungen.
Nun alle Eure Kommentare sind richtig. Umgesetzt werden sie eben auf diese Weise, wid es die ESA getan hat.
Florian Freistetter wollte durch seinen Artikel vermutlich keine Diskussion um die Sinnhaftigkeit von Forschungsgeldern führen, jedenfalls habe ich das so verstanden. Aber es geht natürlich genau darum.
Wir sind noch nicht so weit, einen konkreten Fortschritt in einer Abwehr umsetzen zu können. Und wir haben ja noch nicht einmal einen genauen Katalog des Asteroidengürtels oder woher die Gefahren sonst noch kommen könnten. An diesem Katalog muss zuerst gearbeitet werden. Und wenn das noch teurer ist, dann kann man ja einmal bescheiden anfangen.
Das mit den“glücksspielenden Banken“ sehe ich auch so. Es ist möglich, die Heuschrecken des Kapitalmarktes im Zaum zu halten. Die Roosevelt-Cousins haben es beide vorgemacht, aber es entspricht natürlich nicht der neoliberalen Denke der „Chikago Boys“. Leider werden vom Kapital genügend Politiker geschmiert (auch ganz offiziell als Wahlkampfspenden), um wirksame Maßnahmen abzublocken.
Aber um welche „sinnlose Militärinfrastruktur“ dreht es sich gerade? Wir reden von einer ESA-Mission, die unterfinanziert ist, und die ESA-Staaten schaffen esregelmäßig nicht, den Mindestbeitrag an ihren Staatshaushalten ins Militär zu stecken. Wo soll denn da Einsparpotenzial sein? Oder habt ihr etwa vergessen, wieviele Fahrzeuge, Hubschrauber, oder Düsenjäger sinnlos herumstehen müssen, weil sie nicht einsatzfähig sind? Die „Friedensdividende“ zum Ende des Kalten Kriegs ist längst verfrühstückt. So lange Länder, denen wir alle nicht über den Weg trauen sollten, ihre Militärausgaben halten oder steigern, können wir unsere eigenen keinesfalls mehr senken.
@Jan:
Das Problem hier könnte darin begründet sein, daß M. sich Astronomen genau so vorstellt.
M. hat nun einmal keine Ahnung, daß ein Blick auf einen Stern heißt, auf einen geöffneten Fusionsreaktor zu schauen. M. kann sich nicht vorstellen, daß ein tiefes Verständnis der Vorgänge in so einem Fusionsreaktor der Blick auf unsere Zukunft ist. Wohingegen Menschen auch mit den „tollsten und besten“ Medikamenten immer noch sterben werden wie schon immer.
Aber Menschen neigen eben auch wie alle anderen Tiere zu Kurzsichtigkeit.
Naja … eigentlich läuft es ja darauf hinaus, was Europa wichtiger war, den Mars eingehender zu beschnuppern, weil es cooler ankommt, oder mögliche Bedrohungen für die Erde genauer zu erforschen, was offenbar nicht so cool ankommt.
Für mich eine seltsame Schwerpunktbildung.
Aber vielleicht haben sie die Erde eh schon abgeschrieben und versuchen nun möglichst rasch die Elite auf den Mars in Sicherheit zu bringen. 🙁
@M
Deine „Argumentation“ »wir haben ja noch nicht einmal einen genauen Katalog des Asteroidengürtels oder woher die Gefahren sonst noch kommen könnten. An diesem Katalog muss zuerst gearbeitet werden« liest sich für mich, wie wenn jemand mit einem Auto ohne funktionierende Beleuchtung nachts durch unbekanntes Gelände fährt und auf den Einwand, mal zu bremsen zu versuchen, erwidert, man käme dann ja nicht von der Stelle und man solle lieber erst mal versuchen, das Licht zu reparieren, damit man sieht wo mögliche Gefahrenstellen sind.
Ich weiß, dass der Vergleich (wie jeder) etwas hinkt. Aber was, wenn wir Deinen Weg (und den der ESA und der Politik) gehen, und bei der Katalogisierung feststellen, in wenigen Monaten, wird die Erde ein, sagen wir mal, 500m Brocken treffen? Leider haben wir dann keine Ahnung, welche Methode der Abwehr/Ablenkung funktioniert und (daher) auch nichts vorbereitet. Naja, wenigstens waren wir „sparsam“ und haben das Geld für die Finanzierung von Finanzblasen gehabt… m(
@Siskin
Naja bei so einigen der „Elite“ kann ich das mit den Prioritäten bezgl. der „Besiedelung des Mars“ eigentlich nur unterstützen.
Wohin müsste man denn spenden, wenn die restlichen Millionen, an denen es gebricht, von der Netzgemeinschaft aufgebracht werden sollten?
Nun, irgendwann und an irgendeinem Punkt wird man anfangen müssen – sonst ist diese Aussage von vornherein unwahr. (Auch wenn es oft genug vorkommt, dass Fortschritte auf unerwarteten Gebieten ein ursprüngliches Forschungsziel wieder in den Fokus gerückt haben.)
Den abzuschätzen ist die Krux. Offenbar haben die Verantwortlichen das Projekt wohlwollend berücksichtigt, sonst wäre diese Diskussion nicht da wo sie ist. Die politischen Rahmenbedingungen würzen die Suppe noch mit vielen anderen Faktoren. Deshalb sind Anträge gleich in welchem Fach oft ein Glücksspiel und die Einschätzung des Erkenntnisgewinns so aus der Hüfte scheint mir gewagt – mindestens. (Mein letzter Antrag wurde abgelehnt, weil zu viel in ihn gepackt wurde – nicht weil der Antrag zu schlecht war.)
Mir liegt es fern einem fremdem Fach wie der Astronomie/Raumfahrt zu diktieren was wichtig ist. Da finde ich Bescheidenheit angebracht und denke weiterhin: Es nicht aller Tage Abend: Gerade die Geschichte der Astronomie lehrt, dass zwischenzeitlich nicht geförderte Projekte irgendwann doch Interesse wecken konnten. Warum nicht auch dieses?
Sehr bedauerlich! AIM wäre eine a.o. wichtige Mission gewesen.
Aber gut, die nächste, never-ending, systemrelevante Bankenrettung kündigt sich an…..
https://diepresse.com/home/wirtschaft/international/5047321/150-Milliarden-fuer-die-Bankenrettung
what a shame 🙁
Stimme Florian vollkommen zu. Solange Geld der einzige Maßstab ist, der bei allem Angelegt wird, wird es Grundlagenforschung immer schwer haben. Der Trugschluss liegt in dem Glauben, dass man persönlich, letztendlich mehr Geld zur Verfügung hätte wenn Staatshaushalte hier sparen. Aber wie oben bereits geschrieben, ist es wohl nicht Florians Intention gewesen eine Diskussion darüber loszutreten.
Warum Politiker lieber glücksspielenden Banken oder Militärprojekten das Geld hinterherwerfen dürfte wohl an der Redite für diese Politiker liegen (später fette Posten nach Ausscheiden aus der Politik, versteckte Finanzierungen, etc). Da sind sich ja wieder alle Politiker einig, egal ob die sich offiziell dem linken, rechten, konservativen oder liberalen Kreis zuordnen (abgesehen von ein paar kleinen Ausnahmen).
Die haben schon recht, wenn sie das Geld streichen. Wozu etwas ausgeben, für Sachen, die eh keine Rolle spielen, wenn sich die Menschen doch vorher schon selbst ausrotten.
Lieber in Umweltzerstörung investieren und Tötungsmaschinerie
Grundlagenforschung: Ja.
Ohne wenn und aber.
Missionen wie Rosetta/Philae sollten jederzeit gefördert werden.
Bloß würde ich da mit einem doch recht seltenen katastrophischen Ereignis nicht argumentieren wollen.
Meine Güte, wir sind drauf und dran völlig ohne kosmische Einflüsse unser Dasein auf diesem Planeten zu gefährden.
Und mich, ganz subjektiv jetzt, beunruhigt das schon etwas mehr als eine potentielle Bedrohung durch den Einschlag eines Asteroiden.
Stellt sich auch die Frage, warum immer alle das gleiche tun müssen. die ESA ist recht erfolgreich in der Kometen und Asteroiden-Forschung, während die NASA einen erfolgreichen Mars-Lander nach dem anderen absetzen. Diese Art Arbeitsteilung fortzuführen, wäre eigentlich logisch.
Was wird ohne AIM dann eigentlich aus DART ?
@Laie
Solche Pauschalisierungen ärgern mich fast so sehr wie die Platitüden der AfD. Bei der Bankenrettung geht es nicht um die Boni irgendwelcher Banker, sondern um das Vermögen von Firmen und Sparern. Du hast doch erlebt, was nach der Pleite der Lehman-Bank 2008 passiert war. Es gab eine weltweite Wirtschaftskrise, zahlreiche Firmen (nicht nur Banken) gingen Pleite, weil sich die Auftragslage in allen Branchen dramatisch verschlechterte. Viele verloren ihren Job, Steuereinnahmen gingen zurück und die Sozialausgaben nahmen entsprechend zu. In mehreren Euroländern wie Irland und Griechenland fing die Krise an.
Es geht bei der Bankenrettung nicht darum, lediglich ein paar Banken zu retten, sondern das gesamte Wirtschaftssystem, von dem wir alle abhängen. Wenn das den Bach runter geht, ist übrigens auch kein Geld für die Forschung mehr übrig. Siehe Spanien.
Was nicht heißt, dass die Politik nicht engere Regeln für den Handel, den Banken betreiben, durchsetzen sollte (was auch geschehen ist). Nur sind die im weltweiten Wettbewerb, das muss dann natürlich überall gelten, um den eigenen Banken keinen Wettbewerbsnachteil zu verursachen. Trump will die Regulierung der US-Banken, die nach 2008 eingeführt wurde, wieder zurück fahren. Die oberste Dame der US-Bankaufsicht hat deswegen kürzlich hingeschmissen.
@Alderamin:
Ja, das ist die typische Chikago-Boy-Denkweise. 🙁
Im engeren Sinne waren chilenische (und im weiteren lateinamerikanische) Wirtschaftswissenschaftler, die in Chikago studiert hatten und den Lehren der beiden Träger des von Schwedischen Reichsbank in Erinnerung an Alfred Nobel gestifteten Preis für Wirtschaftswissenschaften Friedrich August von Hayek und Milton Friedman gefolgt waren. Der Staat ist immer von Übel und muss möglichst schwach gehalten werden; freie Märkte regeln alles am besten alleine. Es ist heute und eigentlich schon zu Zeiten von Adam Smith (1723-1790) klar, dass dem nicht so ist, aber es gibt immer genügend Profiteure, die ihren Einfluss auf die Politik dahingehend ausüben, ihre Ideen nach Möglichkeit umzusetzen.
Ich möchte nur mal einwerfen: Alle, die sich hier darüber beklagen, dass „wir“ in der Grundlagenfoschrung keine ausreichende Finanzierung haben – guckt euch mal Nicht-Naturwissenschaften an. Physik, Chemie, Bio haben es in Deutschland sehr, sehr gut. An anderen Instituten fehlt es teilweise an Geld für einen neuen Computer, oder der Dienstreiseetat gibt keine 50€ mehr für die Fahrkarte zur nächsten Konferenz her und die Teilnehmer dürfen das aus eigener Tasche zahlen…
@Captain E.: Naja, eigentlich nicht. Banken mit Milliarden zu unterstützen hat mit einem freien Markt nichts zu tun.
@Phero:
Nun, das hat es eben doch, weil man die zu rettende Bank (und andere ebenfalls) zuvor mehr oder weniger unkontrolliert hat schalten und walten lassen. Das hängt direkt miteinander zusammen.
Hier werden aber munter Dinge vermischt. Eigentlich wäre eine Frage: Warum sind in den 10,3 Mrd Euro Etat keine Gelder für die Asteroidenforschung enthalten? – Ansatzweise wurde hier auf die Marsmissionen verwiesen. Ob Asteroiden oder der Mars interessanter sind, ist dann wieder Geschmackssache – auch wenn Florian von den Asteroiden schwärmt.
Die Hinweise im Nachsatz, wie man die Finanzierung hinbekäme, wenn man Gelder anders schichten würde, zielt ja darauf ab, mehr Geld in die Forschung zu investieren. Und diese Diskussion wurde hier schon öfter geführt. Natürlich möchte jeder Wissenschaftler mehr Geld für seine Projekte (mit allerlei aus wissenschaftlicher Sicht überzeugenden Gründen), genauso wie jeder Künstler mit soziologischen oder sonstigen Gründen mehr Geld für Theater und Museen fordern kann. Genauso wird jeder Soldat gut begründen können, warum das Geld für bessere Waffen nötig ist (und sei es nur, dass die Überlebenschance gegen die konkrete Bedrohung durch fremde Waffen steigen). Es gibt sicher aus volkswirtschaftlicher Sicht auch reichlich Argumente Banken zu retten.
Einen Nachsatz wie den hier von Florian gebrachten ordne ich der zurzeit so beliebten Kategorie Populismus zu – da die „bösen, geldgierigen Zocker der Banken“ und die „blutgierigen, waffenvernarrten und lobbyverseuchten Kriegsministerien“ allgemein als überbezahlt angesehen werden, bietet es sích pauschal an, das Geld dort abzuziehen.
Ich denke man sollte nicht diesen Weg gehen. Wenn man ernsthaft in der Lage ist, volkswirtschaftliche Auswirkungen einer Bankenkrise gegen Globalstrategische Auswirkungen einer Reduzierung des Rüstungsetats einerseits und den Folgen von nicht durchgeführten Forschungsprojekten andererseits zu beurteilen, sollte man die Politik beraten. Andererseits halte ich es für seriöser, einen eigenen Artikel über den Nutzen der Forschung zu machen – wie schon öfter sehr gut erfolgt – und sich ansonsten wohlfeiler Bemerkungen zu enthalten. Falls Florian natürlich seine Meinung zu den Großbanken und Rüstungsprojekten sachlich argumentieren kann – würde ich dies auch gern lesen.
Es geht hier, wie z.B. bei Erdbeben (Überschwemmungen, Kernkraftwerkshavarien, …) um die Wahrscheinlichkeit des Ereigiseintritts und den dabei entstehenden Schaden. In den Fällen, wo eine geringe Wahrscheinlichkeit mit äusserst massiven Schäden zusammen trifft, tendieren viele Menschen wohl dazu, die Wahrscheinlichkeit auf „0“ zu setzen (das passiert so selten, dass trifft vielleicht in 50 oder 100 Generationen mal ein), und meinen, dass sie noch Zeit haben, um vorzusorgen.
Viele (Natur)Katastrophen (Erdbeben, Überschwemmungen, Orkane, Lawinen, Tankerunglücke, Kernraftwerksunglücke, …) sind durchaus vorhersehbar. Die Versicherungen und Rückversicherer haben dafür entsprechendes Fachpersonal. Dessen ungeachtet wohnen Menschen freiwillig z.B. in bekannten Erdbebengebieten oder von Überschwemmung bedrohten Orten.
Der mögliche Schaden wird verdrängt und die Vosorge auf später verschoben, denn dies würde zusätzliche Kosten verursachen.
Diejenigen, die sich bereits heute mit Gegenmaßnahmen befassen wollen, werden ausgebremst und man widmet sich anderen (ebenfalls wichtigen) Dingen.
Mit etwas Gück ist diese Strategie durchaus erfolgreich – und falls die Katastrophe doch eintritt, hat man anderes zu tun, als über die vertane Change rechtzeitig vorzusorgen, zu lamentieren.
Es ist, wie so oft: Hinterher ist man immer klüger (falls man das Ereignis überlebt).
Angesichts der möglichen Schadenswirkung würde ich es lieber sehen, wenn man die Forschung zur Asteroidenabwehr mehr fördern würde, denn eine frühe Vorwarnung allein hat nur einen geringen Nutzen, wenn man keine Gegenmaßnahmen ergreifen kann.
Ich seh hier keinen Populismus. Seht euch um wie einige Banken auch noch in jüngster Zeit agiert haben – google mal Libor, Euribor-Skandal, Devisenhandelsskandal, Verdacht der Manipulation bei Gold und Silberfixing usw.
Verluste werden sozialisiert weil es nicht gut ausschaut wenn Banken pleite gehen und evtl. ein BankRun der kleinen Sparer eintritt…. und darum könnte es so weiter gehen, denn es liegen vermutlich noch Tonnen an Giftpapapieren in den Kellern, einiger angeglich too big to fail-banks……
we shall c
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/ezb-leiht-instituten-milliarden-wie-die-banken-die-regierungen-erpressen-1.1272512
… und dann keine Kohle zu haben für so eine wichtige Mission wie AIM, ist fast ein bissl sehr peinlich und imho fahrlässig, sorry to say.
Verlassen wir uns weiter auf die Stochastik.
https://www.nature.com/news/risk-of-massive-asteroid-strike-underestimated-1.14114
Ein funktionierendes Bankensystem ist für eine funktionierende Volkswirtschaft unabdingbar. Dass das Bankensystem für Betrug und Bereicherung missbraucht wird, wird von niemanden bestritten. Aber zu unterstellen, dass man genug Geld für die Asteroidenforschung hätte, wenn man dafür die Bankenrettung unterlassen würde, ist sehr wohl Populismus. Ohne eine funktionierende Volkswirtschaft, gäbe es nämlich gar keine Forschung.
Das Bankensystem muss reorganisiert werden, m. E. ist dazu eine stärkere Bankenaufsicht nötig und eine zwingende Risikovorsorge der Banken, damit die Risiken nicht von der Gesellschaft getragen werden müssen.
Aber wenn das Haus brennt, macht man keinen Schwimmkurs, um sich gegen Ertrinken zu wappnen. Dann löscht man erst einmal das Haus. Beim Wiederaufbau muss man dann den Brandschutz verbessern. Wenn dann noch Zeit und Kraft da sind, kann man den Schwimmkurs machen. Eben eine simple Risiko-Nutzen-Bewertung.
10,3 Milliarden? Lächerlich wenig, wenn man im Hinterkopf behält, dass Apple eigentlich noch 16 Milliarden an Irland zahlen soll. Solange wir es uns „leisten“ können auf entsprechende Steuereinnahmen von Großkonzernen zu verzichten …
Ich könnte mich darüber tagelang auskotzen.
Das ist ja das Problem. Es wird genügend Geld erwirtschaftet, aber der Staat sieht davon nicht gar so viel. Gut, in Deutschland jagt angeblich ein Steuerrekord den nächsten, aber das Land muss ja auch viele Zinsen zahlen. Als großer Schuldner profitiert die Bundesrepublik von den niedrigen Zinsen, die meisten ihrer Bürger dagegen nicht. Trotzdem geht das Verhältnis zwischen armen Bürgern und reichen Bürgern immer weiter auseinander. Und der Staat muss, wie oben schon gesagt, immer mal wieder Verluste auffangen, die zockende Wirtschaftsbosse der Allgemeinheit aufbüerden. Das sind dann wieder zusätzliche Schulden.
Wenn man es so bedenkt, dann ist der Staat, also wir alle, ein großer Finanzkonzern, der zugleich als Bank und Versicherer auftritt. Dabei versichern wir sogar Risiken nachträglich ohne Zahlung irgendeiner Prämie…
Übrigens bringen viele Multimilliardäre ihr Geld wieder in Umlauf, und zwar üblicherweise in Form von Stiftungen. Das hat dann aber (mindestens) zwei negative Aspekte: Zum einen bestimmt ja der Stiftungsgeber, wofür Geld ausgegeben werden soll, nicht etwa der Staat, und zum anderen gehen gut geführte Stiftungen selten pleite und so gehört am Ende immer mehr Vermögen solchen Stiftungen. Als vor 500 Jahren der Besitz der katholischen Kirche immer weiter angestiegen war, haben die Fürsten sich zum Protestantismus bekannt und die Kirche enteignet. Das waren dann auch recht unruhige Zeiten.
…und was wäre so schlimm, wenn uns der Himmel auf den Kopf fällt ? Kriegt dann doch eh keiner mehr mit , oder ?
Gerade gelesen: Uno erklärt 30. Juni offiziell zum „Asteroid Day“!
Damit soll an den 1908-06-30 erinnert werden, an dem in Sibirien (höchstwahrscheinlich) ein explodierender Asteroid Bäume auf einer Fläche von ca. 2000km² entwurzelte (Tunguska-Ereignis).
Dieser „Einschlag“ und der 2013-02-15T09:20+06 in der Nähe von Tscheljabinsk (russischer Ural) niedergegangene Meteor sind die letzten größeren derartigen Ereignisse. Ansonsten genügt ja ein Blick (durchs Fernrohr) auf den Vollmond: Da kann man Unmengen von Einschlagkraten der verschiedensten Größen sehen, die zugegebenermaßen meist schon recht (lange sehr) alt sind. Zudem geistern alle paar Monate irgendwelche Weltuntergangsmeldungen durch die Medien, wenn auch nur ein etwas grösserer Brocken es wagt sich der Erde bis auf weniger als die zehnfache Entfernung zum Mond zu nähern.
Es ist also aus meiner Sicht sehr wichtig, Methoden zu entwickeln und zu erproben (ein Plan allein nützt wenig, wenn man keine Ahnung hat, ob er auch funktioniert), um eine mögliche Kollision zu verhindern.
Das könnte uns einiges (nicht nur an Geld und Opfern) ersparen und nebenbei auch noch weitere Erkenntnisse über Asterioden bringen.
@Mikael: Es wurden aber sehr viel Geld für Bailouts verwendet und das fehlt jetzt überall. Ok vielleicht wäre es ohnehin nicht in der Asteroidenforschung geflossen, oder doch?
Die Asteroidenforschung sollte eigentlich oberste Priorität haben. Astrodynamisch und raumflugmechanisch sind viele günstiger (delta v ) zu erreichen als der Mars oder sogar der Erdmond. Es wäre besser gewesen mehr Mittel für Antriebsforschung & Raumflugkörper, ISRU, etc. aufzuwenden und auf erdnahen Asteroiden zu testen als für Exomars.
Ein mehr an Erfahrung kann nicht schaden (Schiaparelli ) ……..
@tomtoo#21:
decision has not affected work on DART…
https://spacenews.com/nasa-presses-ahead-with-asteroid-mission-despite-esa-funding-decision/
Vielleicht wird es doch noch eine Mission geben:
AIM-light
https://astronomynow.com/2017/01/20/future-of-asteroid-deflection-mission-to-be-decided-soon/
[…] Kein Geld für die Asteroidenabwehrmission der ESA […]