Wenn ein Vulkan ausbricht, sollte man normalerweise nicht in der Nähe sein. Das ist keine gute Idee. Bei einer sogenannten efflusiven Eruption ist das vielleicht noch nicht so schlimm, denn da fließt die Lava nur langsam aus dem Boden und wenn man nicht gerade so dumm ist und sich ihr in den Weg stellt, dann passiert nicht viel. Ein explosiver Ausbruch dagegen ist etwas, das man am besten nur aus großer Entfernung betrachtet. Wenn sich da dann zum Beispiel ein pyroklastischer Strom aus Steinen, Staub und gasförmiger Magma mit einer Temperatur von mehreren hundert Grad Celsius und einer Geschwindigkeit von mehreren hundert Kilometern pro Stunde auf einen zu bewegt, dann hat man keine große Chance so etwas zu überleben.

Der Tavurvur im Jahr 2009 (Bild: Taro Taylor, CC-BY 2.0)
Der Tavurvur im Jahr 2009 (Bild: Taro Taylor, CC-BY 2.0)

Der Tavurvur-Vulkan in Papua-Neuguinea war bei seinem letzten Ausbruch am 29. August 2014 noch vergleichsweise harmlos. Niemand ist dabei gestorben; es mussten nur ein paar Siedlungen evakuiert werden. 1937 war das anders: Da brachen Tavurvur und der benachbarte Vulcan (ja, der heißt wirklich so) aus und 441 Menschen starben. Beide liegen innerhalb der Rabaul-Caldera. Diese 688 Meter hohe vulkanische Struktur entstand aus früheren pyroklastischen Strömen.

Wie so ein Vulkanaubruch aussieht, zeigt dieses Video von Phil McNamara. Es mag vielleicht auf den ersten Blick noch spektakulär aussehen, wie man sich das vorstellt. Aber beachtet die Größenordnungen. Das ist nicht einfach nur ein kleiner Vulkan der ein bisschen Rauch ausspuckt. Aus den 12 Sekunden die zwischen dem Ausbruch und der Ankunft des Knalls vergangen sind kann man berechnen, dass der Tavurvur hier aus knapp 4 Kilometer Entfernung beobachtet worden ist! Vier Kilometer sind schon ein ordentliches Stück und die „kleinen“ Felsbrocken die der Vulkan durch die Gegend schleudert sind wohl aus der Nähe betrachtet nicht wirklich klein…

Beeindruckend. Und vor allem eine gute Erinnerung dass es diesem Planeten ziemlich egal ist, wer oder was auf ihm lebt. Die Erde ist ein tektonischer aktiver Himmelskörper. Die Oberfläche ist ständig in Bewegung, genau so wie das Gestein darunter. Vulkanausbrüche sind zwar spektakulär, wenn man sie wie auf diesem Video aus der Nähe betrachten kann. Aber sie sind aus geologischer auch völlig normal. So wie Erdbeben gibt sie ständig und es wird sie auch ständig weiter geben. Wir leben zwar nun schon seit einiger Zeit auf der Erde – aber wir sollten nicht dem Irrglauben verfallen, dieser Planet wäre irgendwie speziell für uns gemacht worden. Die Erde ist beeindruckend, faszinierend und sehr oft wunderschön. Aber genau so oft (und manchmal sogar zur gleichen Zeit) ist sie gefährlich.

Wir leben auf einem Planeten! Darüber sollte man durchaus öfter mal intensiv nachdenken. Wir leben auf einer großen Kugel aus heißem Gestein und Metall, von dem wir nur durch eine dünne und recht brüchige Kruste getrennt sind. Darunter fließen mehrere tausend Grad heiße Ströme; alles ist in ständiger Bewegung. Der „feste Boden“ unter unseren Füßen ist aus geologischer Sicht eine Illusion, an die wir uns vielleicht schon zu sehr gewöhnt haben. Die Erde ist ein aktiver Planet. Und das sollten wir nicht vergessen.

15 Gedanken zu „Beeindruckendes Video: Der Ausbruch des Tavurvur-Vulkans“
  1. @Mafl

    Wie sagt der Mann im Film so schön? „Holy S…moking Toledo!“

    Hätte ich aber auch nicht gedacht, dass das eine Schockwelle wie eine Sprengstoffdetonation gibt. Toll, dass jemand so etwas mal gefilmt hat.

  2. Der Knall, den man hier hört, ist übrigens nicht der Knall der Explosion, sondern ein „Überschallknall“. Da hat die Schockwelle mal die Schallmauer durchbrochen.

  3. Da hat die Schockwelle mal die Schallmauer durchbrochen

    So eine Formulierung habe ich schon in verschiedenen Zusammenhängen gehört und jedes Mal verstehe ich sie nicht wirklich. Vielleicht kann mir hier das jemand mal erklären.

    Mit leuchtet nicht ein, warum eine Schockwelle die Schallmauer durchbrechen kann. Eine Schockwelle ist doch nichts anderes als eine (starke) Druckschwankung, die sich ausbreitet. Also mit anderen Worten: Schall. Wie kann Schall die Schallmauer durchbrechen?

  4. Mir fällt dazu nur ein, das sowas am 27.8.1883 auch passiert ist. Nur größer. Die Schockwelle ging sieben mal um den Globus, und wurde dank der recht neuen Mode sich Barometer auf den Kaminsims zu stellen auch aufgezeichnet.

    Passiert nicht sooo häufig in der Größenordnung von damals, aber wenn zu unseren Lebzeiten eine ultra-plinianische Eruption eines Stratovulkans auftreten sollte, dann werden wir wahrscheinlich mit Mobilgerätvideos zugeschmissen. ^_^

    Greatest show on earth.

  5. @Alderamin, Zitat aus folgendem Paper:
    https://www.geo.mtu.edu/~gpwaite/pub/PDFs/ShockWaveGRL.pdf

    „When energy is suddenly released into the atmosphere, a sound wave is generated. If the energy released is large enough, such as in some volcanic eruptions, a shock wave is generated instead. A shock wave differs from a sound wave in that it is traveling faster than the speed of sound. As the shock wave propagates, it gradually losses speed until the velocity is equal to the speed of sound, at which point it becomes a sound wave. In explosive volcanism (vulcanian to plinian), generation of an atmospheric shock wave is expected.“

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