Die große Koalition in Deutschland will sparen. Der Bundeshaushalt soll saniert werden und damit das klappt, fehlen noch ein paar Milliarden. Und bei der Suche nach Dingen, die man nicht mehr benötigt, ist man in den Ministerien anscheinend auch auf die Wissenschaft gestoßen. Deutschland hat jedenfalls letzte Woche, kurz vor den Pfingstfeiertagen seinen Austritt aus der Square Kilometre Array Organisation erklärt.

Ein Modell eines Teils des SKA (Bild: SKA Project Development Office and Swinburne Astronomy Productions, CC-BY-SA 3.0)
Ein Modell eines Teils des SKA (Bild: SKA Project Development Office and Swinburne Astronomy Productions, CC-BY-SA 3.0)

Das Square Kilometre Array (SKA) ist ein geplanter Verbund aus ein paar tausend Radioteleskopen, die in Südafrika und Australien errichtet werden sollen. Das klingt jetzt auf den ersten Blick nicht unbedingt aufregend, ist aber eines der ganz großen Zukunftsprojekte in der Astronomie. Das SKA ist im Prinzip vergleichbar mit dem European Extremly Large Telescope, das gerade in Chile gebaut wird. Das SKA wird die (Radio)Astronomie revolutionieren; es wird 100 Mal empfindlicher sein als die bisherigen Anlangen und wird Fragen beantworten können, auf deren Antworten wir schon lange warten. Mit SKA wird man Galaxien detektieren können, die weiter entfernt sind als alles was wir bisher beobachtet haben. Wir werden mit SKA neue Informationen über den Beginn des Universums bekommen und die Entwicklung der ersten Strukturen im Kosmos. Wir werden dunkle Energie und dunkle Materie besser verstehen und herausfinden, was im Universum passiert ist, bevor die ersten Sterne entstanden. SKA will den Ursprung der Magnetfelder im Kosmos erforschen, die Grenzen der Allgemeinen Relativitätstheorie ausloten und wird mit Sicherheit Phänomene entdecken, von denen wir heute noch nicht einmal wissen, das man sie entdecken kann.

Und Deutschland wird daran nicht beteiligt sein. Georg Schütte, Staatssekretär im BMBF hat am 5. Juni bekannt gegeben, dass man die SKA-Organisation am 30. Juni 2015 vertragsgemäß verlassen und in Zukunft nicht weiter finanzieren werde. Also noch vor der Konstruktionsphase von SKA in den Jahren 2017/2018 und der Inbetriebnahme im Rahmen der ersten Phase im Jahr 2019. All die deutschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich bisher an den vorbereitenden Studien und Plänen beteiligt haben, werden an der eigentlichen Arbeit mit SKA nicht mehr beteiligt sein. Denn natürlich werden die finanzierenden Mitgliedsländer (Australien, Niederlande, Italien, Kanada, Neuseeland, Südafrika, Großbritannien und China) bei der Vergabe von Beobachtungszeit am SKA bevorzugt behandelt, für nicht-zahlende Länder steht nur ein kleines Kontingent zur Verfügung um das Deutschland dann mit dem Rest der Welt konkurrieren muss. Auch die deutsche Industrie wird von SKA nicht mehr profitieren können; nur Firmen der Mitgliedsländer können Angebote für den Bau der SKA-Infrastruktur abgeben.

Warum Deutschland seine Mitgliedschaft bei SKA so abrupt beendet hat, weiß noch niemand. Aus dem Ministerium gibt es bis jetzt keine Stellungnahme und mit den wissenschaftlichen Organisationen hat vorab niemand gesprochen. Das macht die Forscherinnen und Forscher naturgemäß besonders wütend. Wenn man das Engagement bei SKA schon beenden will, dann hätte man die betroffenen Wissenschaftler vorher wenigstens um ihre Meinung fragen oder auch nur informieren können. Bei Spektrum.de gibt es einen ausführlichen Artikel über die Angelegenheit, in dem auch einige Forscher zu Wort kommen.

Und was hat man sich nun durch diesen Austritt erspart? Knapp 4 Millionen Euro hat Deutschland bisher an Mitgliedsbeiträgen und Sachleistungen investiert. Insgesamt wären es wahrscheinlich im Laufe der Zeit ein paar hundert Millionen Euro geworden (das gesamte Budget von SKA beträgt 1,5 Milliarden Euro; Phase 1 die 2019 fertiggestellt sein soll ist mit 300 Millionen Euro veranschlagt). Im großen Ganzen der Bundesfinanzen sind die paar Millionen Euro nicht viel – aber wenn man sie bei der Wissenschaft spart, kann man sich leidedr sicher sein, dass aus der Bevölkerung nicht all zu viel Gegenwind kommt.

Ein Modell eines Teils des SKA (Bild: SKA Project Development Office and Swinburne Astronomy Productions, CC-BY-SA 3.0)
Ein Modell eines Teils des SKA (Bild: SKA Project Development Office and Swinburne Astronomy Productions, CC-BY-SA 3.0)

Man stelle sich nur vor, der Finanzminister hätte die öffentlichen-rechtlichen Sender aufgefordert, die knapp 200 Millionen Euro öffentlicher Gelder einzusparen, die für die Übertragungrechte der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 ausgegeben wurden! Da wäre das Internet voll mit Petitionen, die Schlagzeilen der BILD so dick wie nie und die Talkshows (der öffentlich-rechtlichen Sender) würden sich vor Hysterie gar nicht mehr einkriegen. Aber wenn Deutschland sich wegen ein paar Millionen Euro Mitgliedsbeitrag aus einem der zukunftsträchtigsten wissenschaftlichen Projekte zurück zieht, dann interessiert das niemanden. Nur die Wissenschaftler, aber die haben ja keine Lobby…

(Nachtrag: Weil es in den Kommentaren Kritik an diesem Vergleich gab, hier eine kurze Erläuterung. Ja, die Gelder fürs Fernsehen sind kein „Steuergeld“ im klassischen Sinn, weil die GEZ eine Abgabe ist und keine Steuer. Aber es ging mir nur darum aufzuzeigen, dass wir als Gesellschaft kein Problem damit haben, öffentliche Gelder für so etwas wie Fußball auszugeben; die Sache bei wissenschaftlichen Projekten ganz anders aussieht. Das heißt übrigens auch nicht, dass ich es schlecht finde, dass Geld für Sport ausgegeben wird. Aber man könnte sich trotzdem überlegen, dass es auch noch andere sinnvolle Verwendungen für öffentliche Gelder gibt)

Noch bestünde die Chance, dass Deutschland es sich anders überlegt und weiterhin Mitglied der SKA-Organisation bleibt. Vielleicht findet sich ja unter all den Juristen und Bürokratien aus denen sich die Politiker mittlerweile fast ausschließlich zu rekrutieren scheinen ja doch noch ein paar, die den Wert von wissenschaftlicher Forschung erkennen. Aber irgendwie bezweifle ich das…

(P.S. Und bevor ihr in den Kommentaren meckert von wegen „Wer braucht denn diese Forschung? Was bringt uns das? Ist das Geld anderswo nicht besser eingesetzt?“: Lest bitte diesen Artikel, diesen hier und dann auch noch den hier)

69 Gedanken zu „Ausstieg beim Square Kilometre Array: Deutschland spart sich die Wissenschaft“
  1. Wenn wissenschaftliche Projekte das Geld abgedreht bekommen, ist das traurig, man denke an SOFIA.Das ändert aber nix daran, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk nicht steuerfinanziert ist und man dort daher kein Geld für den Bundeshaushalt einsparen kann.

  2. Warum jetzt Steuergelder für die WM? Wird das nicht durch die GEZ finanziert? Die vielen Millionen GEZ-Zahler können doch wohl verlangen, dass die Öffis die WM übertragen. Ich gehe mit der Meinung zum Ausstieg beim Square Kilometer Array ja absolut konform, aber der genannte Vergleich ist eher unpassend.

  3. Aber auf der anderen Seite wird gejammert, dass soviele Wissenschaftler ins Ausland gehen. Wenn es noch mehr derart kurzsichtige Entscheidungen der Regierung gibt, wird sich dieser Trend nur noch fortsetzen. Viel gewonnen ist mit einer solchen Entscheidung jedenfalls nicht.

  4. @Florian
    Ich schliesse mich #3 an, der Vergleich mit den Ausgaben für die WM ist nicht korrekt, da diese aus den GEZ-Gebühren gezahlt werden.
    Was anderes ist die prinzipielle GEZ, die empfinde ich als elenden Steuertrick. Direkt aus den Steuern wird aber der WM-Bohei nicht bezahlt.
    Was nichts daran ändert, dass die paar Millionen, die hier in punkto Wissenschaft eingespart werden sollen mit Sicherheit sinnvoller im SKA ausgegeben wären als die (nicht Steuern) für die WM.

  5. Zum WM-Vergleich, auch wenn der tatsächlich etwas hinkt: Panem et circenses! Hauptsache „der Pöbel“ ist abgelenkt.
    Interessant wäre mal der Vergleich der GEZ-Gelder, die bei den öffentlich-rechtlichen Anstalten den Ressorts Wissenschaft bzw. Kultur und dagegen dem Ressort Sport zur Verfügung steht. Aber ich schweife ab…

  6. Dieser Schritt der Regierung spiegelt das allgemeine Bild wieder, das die Bevölkerung von der Wissenschaft hat.

    Traurig. Wundert mich aber überhaupt nicht.

    1. Bevor sich jetzt noch mehr Leute darüber aufregen das ich einen schlimmen bösen Vergleich gezogen habe: ja, sobald ich wieder an einen vernünftigen PC komme werde ich das im Artikel klar stellen. Es ging mir nur darum zu zeigen das es anscheinend kein Problem ist öffentliche Gelder auf deren Verwendung die Regierung Einfluss hat für sport auszugeben wohingegen es anscheinend ein Problem ist, öffentliche Gelder für wissenschaft auszugeben.

  7. Auch wenn der Vergleich mit der GEZ hinkt, daß er an Krücken gehen muss:

    Was uns in etwa zwei Monaten an Geld aus der Tasche gezogen wird für langweilige Filme, schlecht synchronisierte Serien und Regierungspropaganda, das würde alleine schon reichen, um das SKA komplett zu bauen.

    Wissenschaft kostet Peanuts im Vergleich zu anderen Sachen. Von Elb-Philharmonie und BER will ich jetzt gar nicht erst anfangen…

  8. @ 11 Genosse (übrigens richtig: Towarischtsch)
    Weil es eine Zwangsabgabe ist – die fühlt sich immer wie ne Steuer an, auch wenn es faktisch keine ist.
    (Mir wäre eine tatsächliche Medien-Steuer lieber, als der fixe Betrag, egal ob arme Rentner-Oma oder Dax-Vorstand.)

    Zum eigentlichen Thema:
    Ich finds ätzend -.-

  9. Hmm, ist das bei einer WM / EM nicht Usus, das die Daumenschrauben enger gezogen werden weil gerade wieder ein ‚Sommermärchen‘ den Alltag beherrscht ?
    Bei den letzten ‚Fußballfesten‘ ist es jedenfalls so gelaufen, keiner liest mehr was unsere Regierung gerade so ‚regiert‘. Welche Gesetze beschlossen werden, welche (Sozial-) Leistungen gekürzt werden, alles ist uninteressant solange unsere Kicker noch im ‚Titelrennen‘ sind.
    Das man diesmal schon so früh angefangen hat, zeigt zusätzlich das man unserer Elf keine längeren Erfolge zutraut. Da wird u.U. die Zeit für Kürzungen knapp, deshalb die (für die Allgemeinheit) Uninteressanten schon mal durchziehen…

  10. An den Kommentaren, was die GEZ angeht, sieht man ganz deutlich, wie recht du hast. 😉

    Du kannst dem Durchschnittsdeutschen Büchereien, Universitäten und Schulen wegnehmen, alles kein Problem.
    Nimmst du ihm die Fußballübertragungen im TV oder machst ihm einen Kratzer in sein Auto, wird er dich umbringen.

  11. @ Uli:

    Wissenschaft kostet Peanuts im Vergleich zu anderen Sachen. Von Elb-Philharmonie und BER will ich jetzt gar nicht erst anfangen…

    Ja, genau das tut so richtig weh. Wenn ich bedenke, dass man alleine für die Kosten des Berliner Flughafens das SKA-Projekt mehr als 4x hätte finanzieren können, kommt mir die Galle hoch.

  12. Ich verstehe gar nicht, das Euch das wundert. Warum soll ich selber Geld für Forschung ausgeben, ich erfahre die Ergebnisse ja auch so. Warum Geld für Bildung / Ausbildung bereit stellen ? Ich bekomme doch Fachkräfte, auch sofort = ohne lange Ausbildungszeiten, ebenfalls aus dem Ausland.

    Ist doch genau wie im Fussball, warum lange Talente suchen und ausbilden, ‚reifen‘ lassen, wenn ich jeden Profi weltweit einkaufen kann. Jugendmannschaften gibt es doch nur noch, weil ansonsten der DFB keine Liga-Lizenzen vergibt. So kommt es dazu, das bereits 6 / 7 -jährige Anfänger ‚weggekauft‘ werden um die Alibi-Jugendmannschaften füllen zu können.

  13. @ bikerdet:

    Ist doch genau wie im Fussball, warum lange Talente suchen und ausbilden, ‘reifen’ lassen, wenn ich jeden Profi weltweit einkaufen kann. Jugendmannschaften gibt es doch nur noch, weil ansonsten der DFB keine Liga-Lizenzen vergibt. So kommt es dazu, das bereits 6 / 7 -jährige Anfänger ‘weggekauft’ werden um die Alibi-Jugendmannschaften füllen zu können.

    Du verkennst dabei aber, dass gerade die im Augenblick international erfolgreichen deutschen Klubs diesen Erfolg nicht unwesentlich ihrer systematischen Jugendarbeit der letzten 10-15 Jahre zu verdanken haben (das grosse Umdenken begann seinerzeit nach dem peinlichen Vorrunden-Aus der deutschen Nationalmannschaft bei der EM 2000). Insbesondere die „Bayern“ sind dabei international mittlerweile vorbildlich (auch wenn ich diesen Klub nicht mag – aber das muss ihnen der Neid lassen).

    Hier in der Schweiz ist es mittlerweile ähnlich – wie sonst hätten die Eidgenossen 2009 U17-Weltmeister werden können (selbst für Experten absolut überraschend)? Die derzeitige Position 6 in der FIFA-Weltrangliste kommt auch nicht von ungefähr (und Ihr in Düütschland kauft ja in den letzten Jahren immer öfter bei „unseren“ Klubs Talente ein).

  14. Auch, wenns schwer fällt: Eigentlich geht es hier ausnahmsweise mal NICHT um Fußball, sondern um Forschung und darum, welchen Stellenwert diese in unserer Gesellschaft hat. Auch, wenn für viele Fußball natürlich viieel wichtiger ist. Denn immerhin spielen da Männer in kurzen Hosen mit einem Ball. Was hat da Forschung schon dagegen zu setzen?

  15. @ Fjunchclick:

    Für manche von uns beginnen halt morgen abend wieder die grossen, einmonatigen Passionsspiele. Und das muss dann eben auch mal sein – so wichtig Forschung auch ist. Schliesslich sind wir alle nur Menschen.

    Abgesehen davon: für Düütschland ist dieses Mal sowieso im Viertelfinale Endstation. Gegen die Schweiz! 😛

  16. @Fjunchclick
    Jein, es geht zwar nicht um Fussball (deshalb ja auch meine Anmerkung), prinzipiell fände ich es aber superdupergut, wenn man beispielsweise die Hälfte (oder einen ähnlich großen Anteil) der GEZ Gebühren für die gute, informative und interessante Darstellung von Wissenschaft in den Medien verwenden würde (ja ich weiß, Utopia läßt grüßen). Dafür kann man dann auch gerne bei den Fußballübertragungsrechten einsparen. Das wäre ein (halbwegs) korrekter Vergleich. Meinetwegen darf auch genre der Tatort (laaangweilig) oder Wetten Daß (Würg) dafür verschwinden (oha, ich ahne schon den Aufschrei bezüglich Tatort ….).

  17. Hi,

    kurz noch ein Fakt: Der öffentlich rechtliche Rundfunk finanziert sich nicht aus Steuergeldern. Grundlage ist dafür die Rechtssprechung des BVerfG. Insbesondere zur Finanzierung sagt das Prinzip der Staatsfreiheit, dass eine Finanzierung über Steuergelder nicht möglich ist um hierrüber eine Einflussnahme von Verfassungsorganen abzuwehren.

    Ein viel besserer Vergleich wäre mit dem Rentenpaket der GroKo. Da hättest du unter dem Titel schreiben können:

    Omi frisst die Forschung auf

    Und so ist es auch.

    Grüße

  18. @ Fjunchclick :
    Im Grunde geht es um den alten Zwist ‚Wissen vs Sport‘. Auch Alpha Centaurie (mit H.Lesch) wurde von Bayern3 abgesetzt weil man Mittel für Sportübertragungen brauchte. Das war der offizielle Kommentar zu Anfragen über das Ende von A.C.

    Ich habe den Fussball auch eigendlich nur als Musterbeispiel gebracht, das man von den Ausgaben/ Anstrengungen Anderer profitieren kann, wenn man die ‚Fachleute‘ bzw. deren Erkenntnisse aufkauft. Ob sich die gewonnene Zeit gegen den Kaufpreis rechnet, entscheidet ja jede Firma selbst. Nur wenn es sich um Bildung / Forschung handelt, ist das zu engstirnig gedacht. Ist ein Land erst einmal von der Entwicklung abgekoppelt, ist es schwer wieder den Anschluß zu finden. Für den Exportweltmeister Deutschland ein nicht zu unterschätzendes Risiko. Besonders wenn man Hochtechnologie verkaufen möchte. Man sieht es ja an der Bildung, wie schwer und langwierig es ist, vom (fast) Schlußlicht auf einen Mittelplatz zu kommen.

    Ne, echt jetzt, da spielen Männer in kurzen Hosen mit einem Ball ? Auf einem Rasen ? ‚Ja wo laufen sie denn..‘

    Über den Stellenwert brauchen wir nicht streiten, Sport ist da einsame Spitze. Wohl auch dadurch, das man wärend dem Zusehen selber keinen treiben muss 😉
    Es ist, demokratisch betrachtet, also durchaus legitim den Menschen das zu bieten, was die Masse sehen will. Wichtiger als Demokratie ist aber, das die von ‚(flüssigem) Brot und (Fussball-)Spielen benebelten Hirne nicht mitkriegen was sonst noch läuft.
    Und ‚Mutti‘ freut sich, wenn sie wieder mit den kurzbehosten Männern in die Umkleidekabine darf …

  19. Nachtrag zur Rente :
    Tja, wer es genau gelesen hat weis, auch dieses Rentenpaket ist eine Mogelpackung. Denn die ‚Rente mit 63‘ gibt es nur für Jahrgang 1951 und älter. Ab 1952 kommen pro Jahr 2 Mon. hinzu. Ich, 1958 geboren, muss bis zum 64. arbeiten, der Jahrgang 1964 bis zum 65. Lebensjahr und ab Jahrgang 1965 geht es direkt auf 67 Jahre. Somit wurde also keine Verkürzung des Rentenalters für Alle erreicht, sondern die bisherige Regelung ‚Mit 65 in Rente nach 45 Jahren Arbeit‘ abgeschafft.
    Problematisch wird die Aussage ‚auf Kosten der Jungen‘. Das ist zumindest teilweise richtig. Andererseits stellt keine Firma junge Leute ein, ohne das Alte gehen. Müßte ich also bis 70 arbeiten (was ja auch geplant war, im Wahlkampf aber unerwünscht), müsste mein potenzieller Nachfolger 6 Jahre länger auf den freien Platz warten als wenn ich mit 64 Jahren gehe. Gerade in Zeiten hoher Jugendarbeitslosigkeit sind die Chancen auf dem Arbeitsmarkt ja gering, ansonsten könnte keine Firma die jungen Facharbeiter zu unbezahlten ‚Praktika‘ zwingen.
    Natürlich ist es sehr schwierig alle Aspekte genau durchzurechnen und praktikable Lösungen zu finden. Aber unser aller Zukunft darf nicht nur auf Wahlversprechen beruhen.

  20. „Die Regierung“ (wer auch immer das sein soll) hat also Einfluss auf die Programmgestaltung der öffentlich-rechtlichen Fernsehsender? Das wird ja immer abenteuerlicher. Wenn man keine Ahnung hat…sollte man gar nicht erst versuchen, sich rausreden zu wollen.

    1. Die Regierung besteht aus der Bundeskanzlerin und ihren Ministern (Artikel 62 Grundgesetz).
      Und ja, natürlich hat die Regierung Einfluss auf das Programm der öffentlich rechtlichen Sender. Natürlich nicht offiziell aber ein Blick auf die Besetzung der Vorstände und der Aufsichtsräte der Sender dürfte auch dir klarmachen, wie das funktioniert. Auch ein Blick auf die Intendanten ist sehr aufschlussreich.

    2. @jürgen: ich rede mich nicht raus. Meines Wissens nach sind ard, zdf und co keine privatsender.es können also auch keine privaten Firmen sein, die entscheiden was dort gesendet wird. Es sind öffentlich-rechtliche Sender. Und das Geld dafür kommt von der Öffentlichkeit.

  21. @Christian Berger #19,
    ich habe mir mal die Kommentare dazu durchgelesen. Wahrscheinlich hat nicht Audi das Geld bekommen, sondern die Uni Koeln als Forschungsorganisator, der dazu verschiedene Firmen mit ins Boot geholt hat. Audi (d.h. Volkswagen) hat nicht so uebermaessig viel davon, Ruecklichter zu entwickeln, die interessiert eher, wie man ein technisches und Designproblem geloest bekommt. Die bauen Autos und keine Leuchten. Da ist eher Philips interessiert, die ja auch dabei sind. Als Fachkraft fuer die Chemie ist Merck dabei. Am Ende geht es darum, OLEDs weiterzubringen und ein „Leuchtturmprojekt“ dafuer zu finden. Aus irgendeinem Grund ist es Kraftfahrzeugbeleuchtung geworden. Man haette ja auch mit OLED-Bildschirmen arbeiten koennen, nur gibt es hierzulande fuer so’n Zeug keine Hersteller.

    Was allerdings nichts daran aendert, dass der Ausstieg aus dem Radioteleskop nur peinlich ist. Die paar Muecken haette man noch aufbringen koennen, sonst ist doch fuer jeden Mist massig da (ich bin auch dafuer, das von der GEZ abzuzwacken, bei 8x 10⁹€/a haben die ohnehin mehr als denen gutut 😉

    Mal was Erfreuliches und Crowdfundingfinanziert:
    https://spacecollege.org/isee3/

  22. @FF: Die öffentlich-rechtlichen Sender sind (zumindest was die gesetzliche Lage angeht) politisch unabhängig. (Ja ich weiß, das klingt, in der Art und Weise wie die Aufsichtsgremien besetzt werden, wie ein schlechter Witz…) Aber das war ja wohl nicht Dein Thema. 🙂

    (Auch) Als (Industrie-) Wissenschaftler regen mich solche kurzsichtige Entscheidungen ebenfalls auf. Wissenschaftliches Illiteratentum allenthalben. Die Politik ist auch dem Gebiet Ignoranz Vorreiter einer Gesellschaft, die sich trotz immer weiter verstärkender Abhängigkeit von Technologie (aus meiner Sicht „angewandte Wissenschaften“) lieber Voodoo und Eso-Zauber hingibt, weil man da von „Schwingungen“ und „Energien“ so herrlich schwafeln kann, ohne sich in irgendeiner Weise der „Mühe“ des Lernens von Zusammenhängen unterziehen zu müssen. (Ich denke da auch und insbesondere an eine gewisse NRW-Politikerin.)

  23. Traurig aber wenig überraschend. Mittlerweile bin ich schon ein wenig resigniert. Gelder für Ausbildung und Forschung werden gekürzt oder bürokratisch hinter dicken Mauern verschanzt. Mir soll noch einer erzählen Deutschland braucht Fachkräfte. Lügen schimpfe ich das wenn man betrachtet wie man als Junger sich weiter bildender Mensch gegängelt wird. Und genau das selbe passiert im Bereich der Forschung. Es ist witzlos wie sich Deutschland immer weiter ins aus manövriert und das Groß der Leute nicht darüber nachdenkt, es nicht erkennt oder schlicht verleugnet. Da hilft auch kein aufklären mehr. Ich glaube mittlerweile der Zug ist abgefahren. Und von dem Politischen Treiben während des für die Massen so unglaublich lebenswichtigen Fußball hin und her schubsen möchte ich gar nicht erst anfangen. Ich hoffe ich finde dann noch eine Seite die während dieser Zeit trotzdem auf die Politischen „Würden“träger schaut und das ganze kritisch hinterfragt. Aber was soll es, ändern kann man als kleines Licht eh nichts. Die Masse schwimmt eben doch in die falsche Richtung und damit gen Fangnetz.

  24. Frei nach Goethe:

    „Von hier und heute geht eine neue Epoche der Geschichte aus, und ihr könnt sagen: wir sind NICHT dabei gewesen“.

    Dabei meinte der Alte, der stolz darauf war dabei gewesen zu sein, nur die französische Artillerie…

  25. panem et circensis …
    Schön und gut, wenn es etwas gibt – außer sich die Köpfe heiß schreiben / reden – lasst es mich wissen. (Gerne durch einen neuen Artikel.) Eine Petition vielleicht? Ein offener Brief?

    Ja, und jetzt rede ich mich raus: Ich habe z. Zt. keine Zeit.

  26. Ach kommt, Leute. Es ist doch gar nicht so schwer zu verstehen: Fussball eignet sich nun einmal besser für Politiker zur Selbstdarstellung als Wissenschaft. Habt Ihr nie versucht Euch vorzustellen, wie dämlich es wirken würde, wenn Bundes-Angie in einem Laboratorium mit einem Dutzend Weisskitteln „La Ola“ macht?

    Auf der Ehrentribüne eines Stadions wirkt ihr Gesicht gelegentlich sogar mal fröhlich…

  27. Traurig, diese Sparen am falschen Ende. Das ist so als würde man sich alle zwei Jahre ein noch größeres Auto kaufen und dafür beim Kauf von Salz und Seife auf jeden Cent zuviel schielen. Diese (Un-)Logik werde ich nie kapieren.

  28. @noch’n Flo
    Besteht die Schweizer Nationalmannschaft nicht zu 95% aus Menschen, die man wegen dem pösen Dichtestress nicht mehr im Land haben will?
    *duck und weg*

  29. Eigentlich ist es gar nicht harmlos:
    „Der SKA-Teleskopverbund wird extrem teuer… Die gesamten Investitionskosten für die erste Phase schätzt die Bundesregierung auf 650 Millionen Euro – und das wäre nur der Anfang: „Die erste Phase macht 10 Prozent der vollen SKA-Ausbaustufe aus“, heißt es aus dem Forschungsministerium. Wie groß der deutsche Anteil an den Kosten gewesen wäre, ist nie konkret festgelegt worden. Die Rede ist von 15 bis 17 Prozent.“
    https://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/radioteleskop-ska-deutschland-steigt-bei-mega-teleskop-aus-a-974546.html

    Also rechnen wir zusammen: 650 Millionen Euro sind 10%, 100% entsprechen dann 6.5 Milliarden Euro. 16% davon ergeben 1.04 Milliarde Euro… Und wofür ist das noch einmal?

    1. @worlov: „Also rechnen wir zusammen: 650 Millionen Euro sind 10%, 100% entsprechen dann 6.5 Milliarden Euro. 16% davon ergeben 1.04 Milliarde Euro… Und wofür ist das noch einmal?“

      Bitte lies dazu die Artikel die ich im „P.S.“ meines Textes verlinkt habe.

  30. Bedeutet die Nichtteilnahme deutscher Forscher eine bedeutende Schwächung für die wissenschaftliche Qualität des Projektes (um mal ein globale Sicht einzunehmen)? AFAIK ist mit dem Einstieg Chinas übrigens ein potenter Geldgeber vorhanden, so dass das Projekt an sich nicht gefährdet sein dürfte.

    Stehen die deutschen Projekte wie ALMA und der Linearbeschleuniger in Hamburg auch auf der Kippe?

  31. #18 noch’n Flo

    Abgesehen davon: für Düütschland ist dieses Mal sowieso im Viertelfinale Endstation. Gegen die Schweiz! 😛

    Im Viertelfinale erst? – Meinetwegen dürfen die schon nach der Vorrunde, also den Gruppenspielen wieder nach Hause kommen. – Oder, noch besser (aber zur Zeit nur Zukunftsmusik): Vor der nächsten WM schon in der Qualifikation durchfallen.

    Ansonsten: hier zeigt sich doch wieder wo in der Politik die Prioritäten liegen. Wenn man so handelt, wie hier jetzt wieder gezeigt, ist es kein Wunder, dass D-land sich von der Weltspitze verabschiedet und in Sachen Forschung und Entwicklung immer weiter hinterher hinkt. Aber das haben ja andere auch schon geschrieben.

    —–

    #36 noch’n Flo

    Ach kommt, Leute. Es ist doch gar nicht so schwer zu verstehen: Fussball eignet sich nun einmal besser für Politiker zur Selbstdarstellung als Wissenschaft.

    Das ist zwar richtig, aber Politiker sollten trotzdem in der Lage sein, sich auch mit Wissenschaftlern vernünftig, d.h. glaubhaft darzustellen. Zumal dann, wenn sie selbst einen wissenschaftlichen Hintergrund haben.

    Habt Ihr nie versucht Euch vorzustellen, wie dämlich es wirken würde, wenn Bundes-Angie in einem Laboratorium mit einem Dutzend Weisskitteln “La Ola” macht?

    Ja, das dürfte wirklich dämlich aussehen, aber die La Ola hat dort ja auch nichts verloren. Stattdessen sollte die, oder jede/r andere Politiker/in sich in dem Zusammenhang entsprechend zeigen, und möglichst glaubhaft rüberbringen (zumindest versuchen), welchen Nutzen diese oder jene Wissenschaft für uns als Gesellschaft hat. Aber das ist zur Zeit eher illusorisch, weil die meissten Politiker/innen das ja selbst nicht wissen bzw. noch nicht verstanden haben. Solche gesellschaftlichen Zusammenhänge kann man wahrscheinlich auch nicht verstehen, wenn man versucht, einen Staat und seine Gesellschaft ausschliesslich in betriebswirtschaftlichen Kategorien und Strukturen zu denken, wie es zur Zeit praktiziert wird.

  32. Ach der Herr Orlov. Mag keine Milliardenausgaben für Grundlagenforschung. Es könnte ja sein, daß diese Millardenausgaben wieder einmal die Einstein-Gleichungen stützen, wa?
    Wäre blöd für unseren Einsteinleugner.

  33. Nö, in diesem Fall hat meine Äußerung mit der Relativitätstheorie nichts zu tun. Mich hat aufgeregt das Verhalten des Autors: Er hat versucht, die Kosten runter zu spielen – nur 20 Millionen Euro wie für Fussbal-Fernseheübertragung, wir sind tiefst empört usw… In Wirklichkeit sind es aber 1 Milliarde. Dann muss aber schon die Vernunft ran.
    Ach ja, was die Relativitätstheorie betrifft, habe ich die Stelle zuerst überhaupt übersehen – das übliche bla-bla, was wir angeblich alles wissen wollen, deshalb habe den Satz nicht bis zum Ende gelesen. Aber können Sie vielleicht mir erklären, warum nur eine diese Theorie stets ausgetestet werden soll? Also, es geht nicht um dieses Projekt konkret, sondern im Allgemein.

    1. @worlov: „Er hat versucht, die Kosten runter zu spielen – nur 20 Millionen Euro wie für Fussbal-Fernseheübertragung, wir sind tiefst empört usw…“

      Ich habe nichts „runtergespielt“ – und die Zahl „20 Millionen“ kam auch nirgendwo vor. Selbst wenn es um eine Milliarde Euro geht, sind das immer noch Peanuts im Vergleich mit anderen Ausgaben. Wie gesagt: Lies die verlinkten Artikel.

  34. Jepp, alleine für die Fussballbundesliga werden 628 Mio. Euro JEDE Saison gezahlt. Das sind 2,5 Mrd. Euro bis 2017. Dagegen sind die 300 Mio. die das Projekt bis 2019 kosten soll wirklich Peanuts. Besonders da es sich um die Kosten für alle handelt, nicht nur den deutschen Anteil. Wenn der wirklich bei 15 % läge, wären das 45 Mio., geteilt durch 5 Jahre bleiben noch 9 Mio. pro Jahr übrig. Also etwa 1,5% der Fußballübertragungsrechte. Und das ist uns Wissenschaft nicht wert ?

    Armes Deutschland.

  35. Der Ausstieg aus dem Projekt ist so nicht nachvollziehbar. Vor allem wird ja das Geld, das in die Forschung investiert wird, nicht im Wüstensand verbuddelt. Es werden Arbeitsplätze geschaffen, die Wirtschaft gefördert und Wissenschaftler ausgebildet.

    Ich denke aber auch, dass der Vergleich mit dem Fußball hinkt. Klar, die Hysterie wäre groß, wenn wir in D die Spiele nicht live sehen könnten und umgekehrt interessiert sich die BILD natürlich nicht für unseren Ausstieg aus dem SKA-Projekt. Ich finde das nicht bemerkenswert. Der Fußball bringt eben die unterschiedlichsten Menschen zusammen, die Begeisterung ist groß und jeder kann mitreden. Fußball ist der große Gleichmacher. Wissenschaft ist völlig anders, da sie nicht gemacht wird, um die Massen zu begeistern, sondern um Erkenntnisfortschritte zu erzielen. Wissenschaft ist schwierig, anstrengend und, seien wir ehrlich, auch elitär. Wir können ein Fußballspiel verstehen ohne den (meist eh nervigen) Fernsehkommentar zuzuhören oder das „Experten“gespräch in der Halbzeitpause. Um die Wissenschaft auch nur ansatzweise zu verstehen, brauchen wir aber Wissenschaftskommentatoren wie Florian. Das ist halt nicht massenkompatibel, aber das ist auch nicht schlimm. Vor allem kann man das eine tun, ohne das andere zu lassen.
    Es gibt sehr gute Gründe, das FIFA-Spektakel zu kritisieren, weil die FIFA ein korrupter Verein ist. Aber das ist ein anderes Thema.
    Was mich an den Kommentaren hier auch ein bisschen stört ist diese merkwürdige Vorstellung vom Primat der Politik. Die WM wird nicht veranstaltet, damit Frau Merkel laolaen kann. Es sind schon wir als Gesellschaft, die den Dingen das Gewicht geben, die Politik springt immer nur auf den fahrenden Zug auf.

  36. Ehrlich gesagt, habe ich nicht neues erfahren. Der Vergleich mit den Militär-Ausgaben ist uralt, besonders griffen die Teilchen-Physiker früher danach, um ihre besondere Stellung bei der Finanzierung zu rechtfertigen. Selbstverständlich gibt es jede Menge misslungene Projekte, was beweist allerdings nichts – dies ist überall so (übrigens wird GEO600 auch dazu gezählt, aber sozusagen sein Glück, dass es nicht zu teuer ist). Anderseits denke ich nicht, dass dieses Geld den Wissenschaftlern einfach weggenommen wurde. Hie und da wird groß gebaut und wenn was schief läuft, steht eine ersparte Milliarde Euro bereit.

  37. was soll ich dazu sagen, außer ach du SCh… aber was will man von einem Land erwarten, das mit „gentechnikfreien“ Lebensmitteln wirbt; in dem W+T nebensächlich sind und in dem Politiker fast nur populistisch und emotional handeln statt argumentativ-rational… mal sehen, wann Deutschland aus dem EELT aussteigt… Bildung ist wichtig und unser höchstes Gut – vor allem im rohsstoffarmen Deutschland und im „Informationszeitalter“???

  38. Ehrlich, ich kann die Enttäuschung bis zu einem gewissen Grad verstehen (und die der ausgebooteten Wissenschaftler erst recht), aber muss hier gleich der Untergang Deutschlands herbei geredet werden? Da steigt Deutschland aus einem wissenschaftlichen Projekt aus. Na und? Es gibt noch andere, und mit den Niederlande, Italien, Kanada, Neuseeland, dem Vereinigte Königreich und der Volksrepublik China werden dann von gerade einmal sechs Ländern alle anfallenden Rechnungen bezahlt. (Die Aufstellerländer Südafrika und Australien zahlen vermutlich mit Land, oder?) Wieso müssen wir jetzt wissenschaftlich, gesellschaftlich und Wirtschaftlich zurück fallen, nur weil diese 6-8 Länder ein Projekt durchziehen wollen und wir nicht? Fallen die USA und Frankreich, die nie mitmachen wollten, jetzt auch zurück? Oder was ist, wenn kriselnde Staaten wie Italien oder UK die Mittel dann plötzlich doch nicht bereit stellen können? Für den Nachweis zum Untergang Deutschlands ist mir dass alles ein wenig dünn.

    1. @Captain E: „aber muss hier gleich der Untergang Deutschlands herbei geredet werden? „

      Ne, muss nicht. Deswegen habe ich das ja im Artikel auch nicht getan. Sondern nur festgestellt, dass man auf die Teilnahme an einem großen internationalen Projekt verzichtet hat, um vergleichsweise wenig Geld zu sparen…

  39. Nein, aber die Enttäuschung war schon sehr deutlich spürbar, und die Kommentare stellen dazu die Steigerung dar. Passend zur Fußball-WM also die Bitte: „Ball flachhalten!“

    1. @Captain E: „Nein, aber die Enttäuschung war schon sehr deutlich spürbar,“

      Und? Ist es schlimm, wenn ein Astronom spürbar enttäuscht ist, wenn ein Deutschland sich aus einem großartigen astronomischen Projekt zurück zieht? Was genau ist denn jetzt tatsächlich so schlimm daran, wenn ich mich in meinem Astronomie-Blog darüber beschwere? Klar, niemand muss meiner Meinung sein und ich verstehe, dass SKA für den Großteil der Leute ziemlich irrelevant ist (leider). Aber wieso jetzt die Aufregung und die Aufforderung, ich möge mich nicht zu emotional dazu äußern?

  40. Es ist schade, auch für deutsche Unternehmen, die sich dadurch nicht für Bauprojekte bewerben dürfen. Die deutschen Wissenschaftler werden kaum außen vor bleiben, denke ich.

    @Florian: „Georg Schütte, Staatssekretär im Finanzministerium“
    Soweit ich weiß, ist er Staatssekretär im BMBF.

  41. @Florian Freistetter:

    Sie haben die Straße asphaltiert, und Ihre Kommentatoren sind mit überhöhter Geschwindigkeit darüber gefahren.

    Ansonsten, wenn Sie sich weiterhin den Schuh anziehen wollen, dann nur zu. Ansonsten würde ich ja gerne wissen, wieso es zu dieser Entscheidung gekommen ist. Gerüchten zufolge hat SKA gegen ITER verloren, und das würde auch ich als Fehler bezeichnen. Wieso sollen wir denn ITER mitfinanzieren, wenn wir außerdem noch Wendelstein betreiben?

    1. @CaptainE: „Ansonsten, wenn Sie sich weiterhin den Schuh anziehen wollen, dann nur zu. „

      Ich verstehe immer noch nicht, was nun das Problem sein soll.

      „Wieso sollen wir denn ITER mitfinanzieren, wenn wir außerdem noch Wendelstein betreiben?“

      Man könnte ja darüber nachdenken, der Wissenschaft mehr Geld zur Verfügung zu stellen…

  42. Sie meinen 20 statt 200 – na gut gebe zu, aber eine Milliarde Euro habe ich doch richtig berechnet oder 😉
    Und meine Vermutung, dass das Geld den Wissenschaftlern in Wirklichkeit nicht weggenommen wurde, ist auch richtig:

    „Internationalen Partnern wurde der Austritt mit finanziellen Engpässen erklärt, hervorgerufen durch die internationale Teilchenbeschleunigeranlage FAIR bei Darmstadt und durch den europäischen Röntgenlaser XFEL bei Hamburg.“
    https://www.spektrum.de/news/zieht-sich-deutschland-vom-square-kilometre-array-zurueck/1294517

    1. @worlov: „Sie meinen 20 statt 200 – na gut gebe zu, aber eine Milliarde Euro habe ich doch richtig berechnet oder“

      Dass SKA insgesamt 1,5 Milliarden Euro kostet steht allerdings auch in meinem Artikel.

      „Und meine Vermutung, dass das Geld den Wissenschaftlern in Wirklichkeit nicht weggenommen wurde, ist auch richtig:“

      Nein, ist sie nicht. Denn wenn Astronomen kein Geld kriegen, weil das die Physiker brauchen, dann wurde den Astronomen Geld weggenommen.

  43. @Florian Freistetter:

    Ich verstehe immer noch nicht, was nun das Problem sein soll.

    Das meinen sie jetzt im Ernst, oder? Aber gut, noch einmal im Detail. Ihr Artikel balanciert an der Kante, ist aber soweit noch in Ordnung. Die Kommentare sind allerdings zum Teil haarsträubend. Mehr wollte ich nicht sagen.

    Man könnte ja darüber nachdenken, der Wissenschaft mehr Geld zur Verfügung zu stellen…

    Könnte man, aber damit bauen sich die Schulden Deutschlands noch lange nicht ab. Vielleicht rentiert es sich in ferner Zukunft – vielleicht aber auch nicht. Die maroden Straßen, Eisenbahnstrecken und vor allem Brücken repariert man damit erst recht nicht, und die sind jetzt kaputt.

    Es ist aber eben nicht so, als wäre dies das einzige wissenschaftliche Projekt, das Deutschland mit Steuern finanziert, und es wäre nicht notwendigerweise das wichtigste geworden. Und es ist ja definitiv nicht so, als ob eine große Zahl an Ländern dahinter gestanden hätte, denn da fehlen viele bekannte Namen, unserer jetzt eben auch (wieder).

    Gegenbeispiel: Hätte Deutschland sich vielleicht den USA anschließen und aus SOFIA aussteigen sollen? (Entscheidung der USA scheint revidiert zu werden.) Das ist nun auch ein extrem interessantes Projekt und zudem eines, das von nur zwei Ländern getragen wird.

    Also, nur weil Deutschland als Nachzügler nach zwei Jahren aus dem Square Kilometre Array aussteigt, ist nicht die deutsche Wissenschaft am Ende und Deutschland auf dem nicht mehr aufzuhaltenden Abstieg in die Bedeutungslosigkeit.

    1. @Captain E: „Das meinen sie jetzt im Ernst, oder? Aber gut, noch einmal im Detail. Ihr Artikel balanciert an der Kante, ist aber soweit noch in Ordnung.“

      Ich verstehe schon, dass du dich darüber aufregst, dass Leute sich darüber ärgern, dass Deutschland beim SKA austritt. Ich verstehe nur nicht, WARUM das ein Problem sein soll? Was ist das Problem, wenn Astronomen und die Leser eines Astronomie-Blogs sich darüber ärgern, dass Deutschland ein großes Astronomie-Projekt verläßt? Warum stört dich das so sehr?

      „Also, nur weil Deutschland als Nachzügler nach zwei Jahren aus dem Square Kilometre Array aussteigt, ist nicht die deutsche Wissenschaft am Ende und Deutschland auf dem nicht mehr aufzuhaltenden Abstieg in die Bedeutungslosigkeit.“

      Nochmal: Das hat niemand behauptet und es wäre nett, wenn du mir nicht unterstellen würdest, dass ich es behauptet hätte.

      „Die maroden Straßen, Eisenbahnstrecken und vor allem Brücken repariert man damit erst recht nicht, und die sind jetzt kaputt.“

      Solange Deutschland Milliarden übrig hat, um Banken zu retten, Flughäfen und Elbphilharmonien zu bauen, etc kann mir niemand einreden, man könne nicht Straßen bauen UND gleichzeitig läppische 100 Millionen für Wissenschaft investieren.

  44. @Captain E.:

    “ Man könnte ja darüber nachdenken, der Wissenschaft mehr Geld zur Verfügung zu stellen…

    Könnte man, aber damit bauen sich die Schulden Deutschlands noch lange nicht ab. Vielleicht rentiert es sich in ferner Zukunft – vielleicht aber auch nicht.“

    Das hätte ich jetzt gerne mit konkreten Zahlen belegt!

    Also wie hoch sind die investiven Ausgaben um die Infrastruktur in D-Land wieder auf Vordermann zu bringen in Relation zu den Ausgaben die derzeit für die Grundlagenforschung von Bund und Ländern aufgewendet werden?

    Und wie hoch sind die konsumptiven Ausgaben für die Aufrechterhaltung dieser Infrastruktur in Relation zu den Ausgaben für Grundlagenforschung?

    Und wie hoch sind die jeweiligen Ausgabenkategorien im Relation zum BIP von D-Land?

    Mehr noch:
    Wie hoch sind die Renditen – auf lange Sicht gesehen – dieser Ausgabenkategorien?

    Diese Fragen stelle ich nicht ohne Grund.

    Jedem der den absoluten Zahlen hinterher recherchiert hat ist bis jetzt immer noch schlecht geworden ….

    Gute Nacht.

  45. @ Hans:

    Ansonsten: hier zeigt sich doch wieder wo in der Politik die Prioritäten liegen. Wenn man so handelt, wie hier jetzt wieder gezeigt, ist es kein Wunder, dass D-land sich von der Weltspitze verabschiedet und in Sachen Forschung und Entwicklung immer weiter hinterher hinkt. Aber das haben ja andere auch schon geschrieben.

    Ganz so schlimm ist es nicht.

    Ich habe mir diese Seite mal angeschaut
    https://www.scimagojr.com/countryrank.php?area=0&category=0&region=all&year=2001&order=it&min=0&min_type=it

    und die prozentuale Steigerung an Publikationen der Top 4-Länder zw. den Zeiträumen 2001-2006 und 2007-2012 ausgerechnet:
    USA +22%, Großbritanien +26.4%, Deutschland +25% und Japan +12%.
    Wenn also jemand echte Probleme hat dann ist das Japan. Jahrzehntelang auf Platz 2 der Publikationen und zw. 2003 und 2007 auf Platz 5 durchgereicht worden.
    Shootingstar natürlich China von Platz 6 auf Platz 2, die Qualität der Paper wird jedoch unverändert als relativ niedrig eingestuft.

    Aber davon abgesehen ist der Ausstieg aus SKA tatsächlich ein Armutszeugnis. Für Dinge wie Herdprämie ( 2 Milliarden/Jahr) oder Rente mit 63 (Anstieg bis 2030 von 1 auf 3 Milliarden/Jahr) werden Unsummen ausgegeben und dann „spart“ man ein paar Millionen beim SKA ein. Gegen das immer größer werdende Schwarze Loch der Beamtenpensionen sind aber selbst die ersten 2 Posten nur peanuts.

  46. Hallo Florian, auch ich finde es sehr bedauerlich, dass die BRD sich aus den obigen Projekt zurückzieht. Den vielen pro-Argumentatoren kann ich mich nur anschließen. Es werden Unsummen für die Militär-Industrie, für Subventionen an die Agro-Industrie, etc. ausgegeben, und auch an Firmen gehen, die Milliarden-schwer sind. Mit der Meinung von stillerleser zur Rente mit 63 gehe ich übrigens nicht konform. Möchte dazu aber hier keinen Neben-Thread eröffnen. Im Übrigen wünsche ich Dir und den anderen Astronomie-u. Naturwissenschafts-Bloggern weiter viel Erfolg.

  47. @Florian Freistetter:

    Ich verstehe schon, dass du dich darüber aufregst, dass Leute sich darüber ärgern, dass Deutschland beim SKA austritt. Ich verstehe nur nicht, WARUM das ein Problem sein soll? Was ist das Problem, wenn Astronomen und die Leser eines Astronomie-Blogs sich darüber ärgern, dass Deutschland ein großes Astronomie-Projekt verläßt? Warum stört dich das so sehr?

    Wie gesagt, kann ich es durchaus nachvollziehen, dass sich Astronomen, Physiker und alle Freunde dieser beiden Wissenschaftszweige aufregen. Vielleicht ist es wirklich die falsche Entscheidung. Was mich nervt, sind diese Endzeitbeschwörungen. Das ist jetzt ein wissenschaftliches Projekt, aus dem Deutschland aussteigt. Es gibt andere, und es wird auch in Zukunft andere geben.

    Nochmal: Das hat niemand behauptet und es wäre nett, wenn du mir nicht unterstellen würdest, dass ich es behauptet hätte.

    Gerne, solange du mir nicht unterstellst, ich würde dir solche Dinge unterstellen. Noch einmal: Es ging in erster Linie um die Kommentare zum Artikel und nicht um den Artikel selber.

    Solange Deutschland Milliarden übrig hat, um Banken zu retten, Flughäfen und Elbphilharmonien zu bauen, etc kann mir niemand einreden, man könne nicht Straßen bauen UND gleichzeitig läppische 100 Millionen für Wissenschaft investieren.

    Nachdem es für die Straßen und Schienen offensichtlich nicht reicht, ist das ein ziemlich unnützes Argument. Elbphilharmonie, Flughafen Berlin-Schönefeld und Hauptbahnhof Stuttgart sind Beispiele dafür, wie die öffentliche Hand durch schlechte Planung Steuergelder verschwendet hat. Der Wiederaufbau der ehemaligen DDR wird durch Schulden finanziert, die unter anderem Städte aufnehmen müssen, die selber kein Geld haben. Die Infrastruktur zerfällt und benötigt mittelfristig einen Aufbau West. Der Bundesfinanzminister saniert derweilen seinen Haushalt auf Kosten der untergeordneten Einheiten, als der Länder und Kommunen. Der Punkt ist aber jedenfalls der: Wenn Deutschland das SKA weiterhin finanziert mit besagten 100 Millionen Euro, dann muss irgendwo diese Summe eingespart oder am Kapitalmarkt ein neuer Kredit aufgenommen werden. Wie wäre es dir denn lieber?

    Und was die Bankenrettung angeht, so befindet sich leider auch unsere Regierung im Würgegriff des Großkapitals, die der USA und des UK anscheinend um einiges mehr. Die Reichen dieser Welt haben verinnerlicht, dass sie Gewinne abschöpfen und Verluste der Allgemeinheit aufbürden können, wechselnd mit den Argumenten „Was für uns gut ist, ist für alle gut!“ oder „Wenn wir untergehen, gehen alle mit unter!“ Auf dieses Weise sind viele Privatleute reich, und der Staat arm. Das ist schlecht für den Staat, alle von ihm abhängigen (inklusive der Wissenschaftler) und natürlich auch all jenen, die privat eben kein Vermögen besitzen. Adam Smith, der weise alte Mann der Wirtschaftswissenschaften, würde sich im Grabe umdrehen. Davor hat er schließlich ausdrücklich gewarnt.

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