Henry Reich, der Autor der empfehlenswerten YouTube-Serie minutephysics, hat kürzlich einen offenen Brief an US-Präsident Barack Obama geschrieben. Darin weist er den Präsidenten darauf hin, dass sich ein Großteil des amerikanischen Schulstoffes in Physik mit über 100 Jahre alten Erkenntnissen beschäftigt. All das, was seit Beginn des 20. Jahrhunderts geschehen ist, wird ignoriert. Und das ist einiges. Das ist die Relativitätstheorie, die Quantentheorie und die moderne Urknall-Kosmologie. Das ist im wesentlichen all das, was die moderne Physik ausmacht. Aber seht selbst:

Henry Reich hat auch Brady Haran besucht, der eine weitere meiner Lieblings-YouTube-Serien macht: Sixty Symbols. Haran hat die Wissenschaftler an der Universität Nottingham über ihre Meinung zum englischen Schulsystem gefragt:

In den USA ignoriert man als die moderne Physik; in Großbritannien ist es die Mathematik, die vernachlässigt wird. Wie sieht es bei uns aus?

Meine Schulzeit – in Österreich – ist schon lange vorbei. Ich kann mich noch erinnern, dass wir in der 8. Klasse (entspricht der 12. in Deutschland) von der Existenz der Relativitätstheorie und der Quantentheorie erfahren haben. Aber so richtig ausführlich erklärt wurde das Thema nicht. In Mathematik war die Situation noch schlechter. Das was bei uns passierte, konnte man bestenfalls „Rechnen“ nennen; mit Mathematik hatte das nichts zu tun. Den ersten mathematischen Beweis habe ich auf der Uni kennengelernt. Wahrscheinlichkeitsrechnung wurde kurz mal in der 6. Klasse (in D: Klasse 10) erwähnt und dann nie wieder (weswegen ich heute noch meine Probleme damit habe) und gleiches gilt für die Integralrechnung und viele andere eigentlich selbstverständliche Dinge. Aber das lag am Lehrer (der gleiche den wir auch in Physik hatten) und nicht unbedingt am Schulsystem. Ich habe mal in den Lehrplan für Physik geschaut um zu sehen, wie die Sache offiziell aussieht.

Ich beziehe mich hier auf die Lehrpläne der AHS-Oberstufe in Österreich (hauptsächlich deswegen, weil ich das deutsche Schulsystem immer noch nicht ganz durchblickt habe). AHS, die Allgemeinbildenden Höheren Schulen sind im wesentlichen das, was in Deutschland die Gymnasien sind (es gibt in Österreich dann noch eine Hauptschule, aber keine „Realschule“ die irgendwo dazwischen liegt, so wie in Deutschland). Im Lehrplan für den Pflichtunterricht in Physik kann man sehen, dass in der 5. und 6. Klasse (in D: Klassen 9 und 10) der Schwerpunkt auf der klassischen Physik liegt, in der 7. und 8. Klassen (in D: Klassen 11 und 12) aber durchaus die moderne Physik vorkommt. So sollen die Schülerinnen und Schüler zum Beispiel folgende Ziele erreichen:

„*) Licht als Überträger von Energie begreifen und über den Mechanismus der Absorption und Emission die Grundzüge der modernen Atomphysik (Spektren, Energieniveaus, Modell der Atomhülle, Heisenberg’sche Unschärferelation, Beugung und Interferenz von Quanten, statistische Deutung) verstehen

*) Einblicke in die Struktur von Raum und Zeit (Entwicklungsprozesse von Weltsichten zur modernen Kosmologie, Gravitationsfeld, Grundgedanken der speziellen und allgemeinen Relativitätstheorie, Aufbau und Entwicklung des Universums) gewinnen

*) Verständnis für Paradigmenwechsel an Beispielen aus der Quantenphysik oder des Problemkreises Ordnung und Chaos entwickeln und Bezüge zum aktuellen Stand der Wissenschaft / Forschung herstellen können

*) Verständnis für die schrittweise Verfeinerung des Teilchenkonzepts, ausgehend von antiken Vorstellungen bis zur Physik der Quarks und Leptonen, gewinnen und damit die Vorläufigkeit wissenschaftlicher Erkenntnisse verstehen.“

Das klingt eigentlich ganz in Ordnung und nach ausreichend moderner Physik. Wie es natürlich in der Realität umgesetzt wird, ist eine ganz andere Sache. Das hängt immer vom Lehrer ab; genauso wie auch die Vermittlung der Mathematik. Ob man am Ende der Schulzeit von mathematischen Formeln abgeschreckt wird oder nicht, hängt leider nicht vom Lehrplan ab, sondern vom Lehrer. Es ist um jedes Kind schade, dass in der Schule „lernt“, dass Mathematik langweilig ist, unverständlich und kompliziert. Wie viele Jugendliche haben sich nach der Matura/dem Abitur wohl trotz großem Interesse gegen ein naturwissenschaftliches Studium entschieden, weil sie Angst vor der Mathematik hatten und etwas studiert, was ihnen viel weniger Spaß macht, als die Wissenschaft?

Ich weiß, dass unter meinen Lesern viele Lehrerinnen und Lehrer sind. Wie seht ihr die Situation? Sind Physik- und Mathematikunterricht in Österreich, Deutschland und der Schweiz ausreichend modern?

69 Gedanken zu „Ignoriert die Schule die moderne Physik?“
  1. Wir hatten in der Schule in Deutschland (Nordrhein-Westfalen) Relativitätstheorie (Michelson-Morley, Lorenztransformation, etc.) und Quantenphysik einschließlich vieler Experimente dazu ausführlich behandelt. Allerdings im Leistungskurs ab der 12. Klasse. Man muss sich offenbar auch als Schüler ein wenig engagieren.

  2. Hmm, also ich war noch ein paar Jahre vor dir auf einem humanistischen Gymnasium (Schwerpunkt alte Sprachen) in AT. Wir hatten im letzten Jahr zwar nur mehr zwei Stunden Mathe pro Woche, aber in der Zeit haben wir in ausreichender Tiefe infinitesimal gerechnet und Kurven diskutiert, und auch allerlei Dinge hergeleitet und bewiesen. Das Einzige, das ich mir später auf der Uni noch aneignen musste (für Informatik), waren Differenzialgleichungen.
    In Physik war das anders, aber ich glaube, da hat sich die Lehrerin auf die Dinge konzentriert, die sie selbst verstanden hatte. 😉 Was aus meiner Sicht nicht die schlechteste Strategie war. Zumindest hat sie uns keinen Unsinn erzählt.

  3. Mein Abi ist jetzt auch schon ne Weile her . Physik hat ich abgewählt, und ich hätte s auch mit Mathe mündlich versucht, wenn unser Bio Lehrer nicht so ne pfeife gewesen wäre .Unsere Prüfung war eine der ersten wo Funktionen interpretiert und in nen Sachverhalt intergriert werden mussten . Wir hatten auch Wahrscheinlichkeitsrechnung, differential Rechnung Usw.

  4. Wir hatten Anfang der 80er den Fotoeffekt, Unschärferelation, Welle-Teilchen-Dualismus und die DeBroglie-Wellenlänge im Physik-Leistungskurs (NRW) durchgenommen. An die Relativitätstheorie kann ich mich nicht erinnern, die hatte ich, glaube ich, anderweitig aufgeschnappt. Im Chemie-Grundkurs blieb es beim Bohrschen Atommodell.

    In Mathe hatten wir lineare Gleichungssysteme und relativ viel Wahrscheinlichkeitsrechnung. Als ich an die Uni kam, hatten die meisten in der Schule vorher schon viel mehr Matrizenrechnung (Determinanten etc.) gelernt, aber keine W’rechnung.

  5. ja, der Lehrplan hier in Wien war in Ordnung, denke ich. Woran es aber gescheitert ist war meine Physiklehrerein. Die war gefühlte 90 Jahre alt 😉 und hatte sich leider seit dem Abschluß ihres Studiums nicht auf dem laufenden gehalten. Um meine Fachbereichsarbeit in Physik überhaupt beurteilen zu können, musste sie sich erst Bücher ausborgen und nachlesen (sic!). Man muss aber eventuell hinzufügen, dass ich an einer katholischen Privatschule war. Dort wurden, wie mir später dann klar wurde, die Lehrer zuallererst danach ausgewählt, ob sie brave Christenmenschen sind und die richtige politische Meinung („Werte“) haben. Erst an zweiter Stelle kam die fachliche Qualifikation. Das war dem Unterricht nicht sehr förderlich. Aber immerhin habe ich dort „gelernt“, dass an den bösen öffentlichen Schulen alle drogensüchtig sind, und dass wir Absolventen der Privatschulen die besseren Menschen sind. 😛

  6. Ich bin ja nun grade in diesem Sommer aus dem gymnasium raus und muss sagen, dass wir zumindest quantenphysik durchaus ein ganzes semester lang behandelt haben. Auch was mathe angeht kann ich micht nicht beschweren , auch wenn wir nie direk „mathemathische beweise “ hatten. Rückblickend ( ich studiere mittlerweile Biochemie im ersten Semester, da ist ein mathemathik kurs mit bei, wenn auch sicherlich nicht in dem umfang wie bei anderen studiengängen) muss ich allerdings sagen dass wir die dinge durchaus bewiesne haben, wir haben sie nur nicht beweis genannt, sondern es lief immer mehr doer minder so, dass wir uns das ganze über die beweise hergeleitet haben, das also für die struktur des unterrichts verwendet wurde.

  7. Das Video von Minute Physics hab ich auch vor ein paar Tagen gesehen. Und ich war zwiespältig.

    Vor einigen Jahren war ich auch noch der Meinung, dass unsere Schulen eigentlich ausreichend auf die im täglichen Leben vorkommenden Dinge in Mathe und Physik eingeht. Wie gesagt: das war vor ein paar Jahren. Mitlerweile hat sich meine Sicht der Dinge ein wenig geändert. Die Crancks, die sich für Physic interessieren, die gibt es immer noch. Aber die sind auch nicht das Problem. Hast du eine fundierte Ausbildung in der klassischen Physik und hast du auch ein gewisses generelles Interesse an Physik, dann haben diese Leute auch kein Problem damit, sich vertiefend über den kurzen Überblick über RT und QM hinaus zu erwerben, den sie in der Schule bekommen. Und wenn sie in der Schule darüber nichts lernen, dann machen die es sowieso von sich aus. Warum? Weil sie neugierig sind und sich diese Neugier erhalten haben.

    Viel problematischer finde ich ich den Pool an Leuten, die tatsächlich aus der Schule rauskommen und keinen blassen Schimmer von einfacher(!) Mathematik mehr haben bzw. über die klassische Physik noch nicht mal überblicksmässig Bescheid wissen.

    Wie gesagt. Es ist noch nicht solange her, dass ich diesen Anteil eher als die Ausnahme angesehen habe. Heute muss ich (leider) sagen: Das ist nicht die Ausnahme. Es ist zwar noch nicht die Regel, aber dieser Anteil nimmt erschreckend zu. Ich sehe es zb in einem anderem Forum, in dem es im Mykrocontroller-Technik geht. Also Programmierung und Aufbau einfacher Schaltungen mit µC-Beteiligung. Da schlagen zu bestimmten Jahreszeiten Heerscharen von Fragestellern auf, die wahlweise Abitur oder Diplomarbeiten anfertigen sollen und denen man (kein Scherz) den Dreisatz erklären muss (In Österreich heißt dasselbe Schlussrechnen). Kein Scherz. Von Trigonometrie oder anderen höheren mathematischen Konzepten reden wir lieber erst mal nicht. Genauso Physik. Da gibt es Leute die einen Technikerkurs absolvieren wollen, damit auch schon fast fertig sind, denen muss man erst mal das Ohmsche Gesetz erklären! Universitätsabgänger in der Elektrotechnik, die ihr Uni-Leben lang noch nie eine LED in Betrieb genommen haben und mit der Berechnung des Basiswiderstands eines banalen Schalttransistors völlig überfordert sind!

    Vielleicht werden in den Schulen tatsächlich die Konzepte der modernen Physik ignoriert bzw. nicht gelehrt. Lieber wäre mir allerdings, wenn dafür gesorgt werden würde, dass jeder Schulabgänger zumindest einen gewissen Basislevel sowohl in Mathe als auch in klassischer Physik verinnerlicht hat und dort sattelfest ist. Ich denke, das würde uns wesentlich weiter bringen, als ein notwendigerweise knapper und oberflächlicher Überblick über RT und QM.

  8. In der 12. Klasse habe ich vor einer Physik-Klausur gefehlt und viel Stoff verpasst. In der Klausur wurden wir gebeten auf einer A4 Seite das Doppelspaltexperiment zu erklären. Ich hatte die Einheit verpasst, aber privat schon viel über die Kopenhagener Deutung gelesen. Ich habe also den Versuchsaufbau und das Phänomen der Superposition erklärt. Mein Lehrer hielt mich daraufhin für völlig verrückt. Der Grund: Im Unterricht und im Schulbuch ging es um den Stand von 1961. Nachdem ich mich erklären durfte, wurde mein Ergebnis für die Aufgabe von 8 % auf 100 % geändert 😉

  9. Ich bin der Meinung, dass es nicht notwendigerweise besser ist, wenn alle diese modernen Konzepte gelehrt werden. Es gibt ja auch einen Grund, warum an der Uni i.d.R. erst einmal mit klassischer Mechanik angefangen wird.

    Es ist wichtig zu lernen, wie die verschiedenen Konzepte entstanden sind, welche Probleme es damit gegeben hat und welche Erweiterungen diese Probleme gelöst haben. Und wenn jemand in klassischer Mechanik und vielleicht noch Elektrodynamik fit ist, wird er 99% aller im täglichen Leben vorkommenden Effekte begreifen können. Außerdem hat er dann das Rüstzeug um bei Bedarf tiefer einsteigen zu können. Es hat ja auch wenig Sinn im Detail über die Relativitätstheorie zu lernen, wenn man die einfacheren Sachen noch nicht einmal beherrscht.

    Außerdem kann ich nur bestätigen, was Kallewirsch bereits sagte. Mathematik ist der Schlüssel zum Erfolg. Als Informatiker bin ich immer wieder überrascht, wie viele Studenten Informatik studieren wollen, aber sich mit der Mathematik nicht anfreunden können (interessanterweise schaffen es viele sich auch so durchs Studium zu mogeln). Und wenn es schon an so grundlegenden Sachen fehlt wie Gleichungen korrekt nach einer Variable aufzulösen, möchte ich mir lieber nicht vorstellen, was passiert, wenn so jemand an sicherheitskritischen Systemen arbeitet.

    Daher wäre ich lieber dafür in der Schule dafür zu sorgen, das die Basics sitzen. Vielleicht kann man, wenn die Zeit noch reicht, die neueren Ideen kurz skizzieren, damit die Schüler wenigstens wissen, was es so an Ideen gibt, ohne in die Details zu gehen.

  10. Das Problem ist meiner Meinung nach auch ein bisschen, daß heutzutage in Deutschland in jeder Klasse darauf geachtet wird, daß auch der schwächste mitkommt.
    Die Grundidee dazu ist an sich ganz nett, da aber nett der kleine Bruder von Sch***e ist weiß der geneigt Leser jetzt auch schon was ich davon halte.
    Dadurch kommt es dann nämlich auch vor, daß im 9. Schuljahr der Stoff des 7. behandelt wurde, weil die Klasse sich seit dem 6. Schuljahr immer nach den schwächsten richtet und sich der Stoff dadurch verzögert.
    Durch die „Realschule Plus“ wird sich das auch nicht verbessern, sondern eher verschlimmern.

    Sinnvoll wäre es mMn am Ende jedes Schuljahres einen Landes/Bundesweiten Test abzuhalten bei dem die Lernziele des Schuljahres abgefragt werden und wer den nicht schafft und auch noch von den Zeugnisnoten versetzungsgefährdet wäre muss das Schuljahr wiederholen. Dadurch würde dann auch sichergegangen, daß nicht Schüler die kaum lesen und schreiben oder addieren können von ihren Eltern in die Versetzung geklagt werden und dann alle anderen aufhalten, da es ein standardisierter Test ist der nicht von den Schulen sondern vom Land durchgeführt wird.

    Wenn man sich Mathematikbücher durch die letzten 4 Jahrzehnte anschaut kann man erkennen, daß sich der Stoff nach oben geschoben hat. was in den 70ern noch in der 6. oder 7. Klasse unterrichtet wurde war als ich in die Schule gegangen bin (1987-1997) schon Stoff für 7./8. Klasse und steht mittlerweile auf dem Lehrplan für 8. und 9. Klasse (so war das zumindest als ich während dem Studium Nachhilfe gegeben habe).

    Das mit dem offenen Brief an Obama wegen Problemen im Amerikanischen Schulen … da der US-Präsident auf die Gesetzgebung (und damit die Lehrpläne) der Bundesstaaten bzw. Kommunen noch weniger Einfluss hat als auf die Gesetzgebung der USA. Und da hat er nach dem Gesetz schon keine, da in den USA im Gegensatz zu Deutschland eine Gewaltenteilung zwischen Legislative und Exekutive existiert.

  11. Wenn ich mir das Lehramtstudium für Mathematik und Physik ansehe in Österreich für das ich mich immer noch interessiere dann finde ich den Überblick den die Lehrkraft für Oberstufen bekommt durchaus gut und mit entsprechendem Interesse und Freifächern sogar für detailliert in einigen Fachgebieten.

    Auch der Schulstoff während meiner HTL-Ausbildung für Elektrotechnik war umfangreich und in den technischen Fächern wie Maschinenbau, Elektronik und Elektrische Anlagen nutzten wir mitunter doch auch mathematische Herleitungen um das Verständnis zu vertiefen … (wirklich verstanden habe ich viele Integrale aber erst im Studium)

    Was mir total abging war allerdings die Astronomie und Astrophysik, jedoch war es dank unserer doch breit gefächerten Physikausbildung ein leichtes selbst in das Thema einzusteigen …

    so das war 1993-98, in den letzten 15 Jahren hat sich viel geändert und aus Gesprächen mit Lehrern weiß ich auch, dass weniger Wert auf die notwendige Tiefe und notwendiger Breite gelegt wird weil scheinbar die Schüler mit so viel Stoff überlastet sein sollen. Ah-Ja-Eh, …

  12. Na ja es stimmt schon die „moderne“ Physik kommt zu kurz. Viel wichtiger ist es aber in dem Zusammenhang mehr Wissenschaftsphilosophie zu lehren als die Schuelerinnen Quantenphysik oder Relativitaetstheorie pauken zu lassen. Es gibt nun mal Leute, die mit Mathe nichts anfangen koennen, aber spaeter irgendwann z.B. als Politiker auf einmal wissenschaftl. Empfehlungen auf ihre Plausibiliaet beurteilen sollen. Diese Leute haben dann ein Bild der Wissenschaft und des Denkens, wie es im 18. Jahrhundert erfunden wurde: Die Welt als deterministisches Uhrwerk.

    Die Rolle des Zufalls und der Wahrscheinlichkeit wird z.B. viel zu spaet in der Schule behandelt und gehoert eigentlich zwingend dazu, wenn mensch z.B. Technikfolgenabschaetzungen machen muss. Oder es sollte fruehzeitig klar gemacht werden, das Wissenschaft nicht digital richtig und falsch ist und dass, es da Abstufungen gibt und dass wir 100% Sicherheit niemals haben werden.

    Fermi-Abschaetzungen wuerden auch was bringen. Damit wuerden die Schuelerinnen grundlegende mathematische Kenntnisse ueben, diese mit der realen Welt da draussen verknuepfen lernen und nuetzlich waeren solche Abschaetzungen auch.

    Ich waere auch schon dankbar, wenn wir in den Schulen lehren wuerden, dass wir unseren fuenf Sinnen nur begrenzt vertrauen koennen. Dass es Erkenntnisse gibt, die unserem „gesunden“ Menschenverstand widersprechen, oder dass Augenzeugen komplett falsch liegen koennen, obwohl sie selbst fest ueberzeugt sind, die Wahrheit zu sagen.

    1. @Ludmila: „Fermi-Abschaetzungen wuerden auch was bringen. Damit wuerden die Schuelerinnen grundlegende mathematische Kenntnisse ueben, diese mit der realen Welt da draussen verknuepfen lernen und nuetzlich waeren solche Abschaetzungen auch.“

      Da stimme ich zu. Ich hab das auch gemerkt, als ich an der Uni die Astronomie-Übungskurse gehalten habe. Das waren tw. Leute im 6 oder 8. Semester und keiner von denen konnte vernünftig abschätzen. Da wurde alles gnadenlos bis zum Schluss gerechnet, selbst wenn es 5 Seiten gedauert hat und völlig sinnlos war, weil die Ausgangsgrößen selbst nur Schätzwerte und die Gleichungen nur Näherungen waren (wie es halt oft in der Astronomie so ist). Aber da wurde alles durch den Taschenrechner genudelt und am Ende das Ergebnis mit 12 Nachkommastellen angegeben…

  13. Ich war bis zur 10. Klasse auf einer Gesamtschule in Hessen. Das Konzept ist eigentlich nicht schlecht, wenn man das Problem „der langsamste muss mitkommen“ bedenkt. In den Gesamtschulen gibt es die meisten Fächer in 3 Leistungsniveaus (A, B und C, wobei A Gymnasialniveau darstellt, also zumindest in der Theorie die gleichen Inhalte in der gleichen Tiefe wie das entsprechende Fach eines Gymnasiums beinhaltet).

    Jemand, der Schwierigkeiten hat, in einem Kurs auf A-Niveau mitzukommen, wird im nächsten Schuljahr in den entsprechenden B-Kurs gesteckt. Wem es auf B-Niveau zu leicht fällt (sprich gute oder sehr gute Noten hat), kommt im nächsten Schuljahr in den A-Kurs.

    Deshalb konnte ich mich eigentlich nicht über mangelndes Tempo in meinen A-Kursen beschweren.

    In der gymnasialen Oberstufe war das dann nochmal komplett anders. Wir konnten ebenfalls Kurse abwählen (beispielsweise war nur eine Naturwissenschaft bis zum Abschluss verpflichtend, für die Abschlussprüfungen waren eine Naturwissenschaft ODER Mathematik Pflicht).

    Im Mathematik-Leistungskurs haben wir zwar auch keine Beweise oder ähnliches gemacht (selbst einen schnöden Induktionsbeweise musste ich mir an der Uni dann selbst aneignen), aber sowohl Analysis, Stochastik und Lineare Algebra wurden ausführlich genug behandelt, um später im Studium die dahintersteckenden Konzepte ohne großes Wiederholen der Grundlagen verstehen zu können.

    Über den Physikunterricht haben wir ab der 12. Klasse dann die spezielle Relativitätstheorie in einer guten Tiefe behandelt, Quantenmechanik besteht in meiner Erinnerung eigentlich nur aus Welle-Teilchen-Dualismus, wobei ich mich damals noch nicht so sehr für Physik interessiert habe wie heute und deshalb auch nicht ganz so ernsthaft mitgearbeitet habe wie in Mathe.

    Insgesamt finde ich den Stoff aus meiner heutigen Perspektive angemessen, habe aber auch von meinen jüngeren Schwestern, die die gleiche Gesamtschule besucht haben gehört, dass das Niveau in den Jahren nach meinem Abgang insgesamt gesunken sein muss. (Fairerweise muss man aber auch sagen, dass ich in den naturwissenschaftlichen Fächern damals glücklicherweise die strengsten und besten Lehrer abbekommen habe – auch wenn ich das damals natürlich anders gesehen habe).

  14. An meine Schulzeit erinnere ich mich nur ungern – sie liegt ja auch erst 20 Jahre zurück ;-). Aber was Kallewirsch schreibt kann ich nur bestätigen. Irgendwann, zur Mitte meiner Diss, bekam ich einen Anfall, woraufhin mir mein Doktorvater zugesichert hat, ab jetzt bekäme ich keine „puren Biologen“ (das war in einem Biophysikinstitut, wo wir von allen Naturwissenschaften Praktikanten bekamen) zum Praktikum, weil alle anderen Fit in Mathematik wären. Ich habe mich gefreut – bis ich wieder den Dreisatz und noch viel mehr ähnlich kompliziertes Zeugs erklären durfte …

    Davon ab, habe ich auch mal Abendschulunterricht im Studium gegeben und finde es von Lehrerseite her sehr schwer vertiefend über halbwegs aktuelle Forschungsergebnisse zu sprechen – schließlich bleibt auch so schon kaum genug Zeit für den „Rest“ des Curriculums (RLP – aber ich gehe davon aus, das ist anderswo nicht viel anders).

    Gruß,
    Christian

  15. Der Mathe-Unterricht bei uns ist eigentlich ganz in ordnung, Wahrscheinlichkeitsrechnung haben wir in der 7. Klasse (D) recht lange gemacht, aber Physik ist eine totale Katastrophe. Alle Fragen, die nur in irgendeiner Weise mit Astronomie zu tun haben, wimmelt der Lehrer SOFORT ab, weil er meint, dass wäre „zu schwierig“ für uns und er meinte auch mal, dass er „Astronomie lieber Astrologie nennt, weil sich sowieso nichts beweisen lässt“.
    Stattdessen beschäftigen wir uns lieber weiter mit Sachen, die wir teilweise schon in der Grundschule gemacht haben. Wobei ich sagen muss, dass wir im letzten Jahr einen Physiklehrer hatten, der nicht nur lustig war, sondern auch mehr Ahnung hatte.

    1. @lea: „Alle Fragen, die nur in irgendeiner Weise mit Astronomie zu tun haben, wimmelt der Lehrer SOFORT ab, weil er meint, dass wäre “zu schwierig” für uns und er meinte auch mal, dass er “Astronomie lieber Astrologie nennt, weil sich sowieso nichts beweisen lässt”.“

      ??? Was für ein Glück, dass ich nicht weiß, wer der Mann ist. Sonst würde ich mal ein ernstes Wort mit ihm reden…

  16. wimmelt der Lehrer SOFORT ab, weil er meint, dass wäre “zu schwierig” für uns

    Der Mann hat nichts verstanden. Gerade Astronomie auf Einsteiegerlevel lässt sich wunderbar vermitteln. Man braucht dazu nicht viel. Am Monatsanfang jeweils eine 1/4 Stunde abzwacken, einen Halbkreis an die Tafel malen und mit den Schülern den Blick in den abendlichen Himmel in Richtung Süden durchgehen. Welches sind die prominenten Sternbilder, welche Planeten sind wo, wie hell sind sie? Nichts aufwändiges, ganz einfach anfangen. Wenn man dann zu den wichtigsten Sternbildern noch eine kleine Geschichte aus der Sagenwelt dazu hat müsste es mit dem Teufel zugehen, wenn in diesem Monat nicht mindestens 70% der Schüler wenigstens einmal zum Himmel blickt und die Bilder sucht. Und dann kommt der Appetit mit dem Essen. Wie entstehen Finsternisse? Wie groß ist der Jupiter? Was hat es mit den Ringen auf sich. Warum kann man Merkus/Venus nur in den Abend/Morgenstunden sehen. etc. etc. Jeden Monat nimmt man sich ein bischen Zeit und ein Thema raus. Vielleicht sogar anlassbezogen. Wenn eine Mondfinsternis naht, kann man sich ja dem Finsternisthema widmen. Mehr als eine Schreibtischlampe, einen abgedunkelten Raum und 2 Schüler braucht man dazu nicht und schon macht man eine Demonstation, die alle nicht vergessen werden. Und wenn dann wieder mal im Fernsehen die Finsternisse durcheinandergewürfelt werden, kann der Schüler mit seinem Wissen brillieren.
    Mit ein wenig Glück hat man sogar einen Astronomieinteressierten in der Klasse, der einem bei der Vorbereitung des Monatsthemas gerne behilflich ist.

    Aber heutzutage muss alles Computergestützt sein. Das man Astronomie, gerade Astronomie mit einfachen Experimenten anschaulich machen kann, das haben viele Lehrer leider schon vergessen.

  17. Also in S-H kann ich mich über meine Leistungskurse in Mathematik und Physik nicht beschweren.

    Mathe: Integralrechnung, Kurvendiskussionen bis zum Erbrechen; Zahlkörper und so, mehr Stochastik als Statistik, ich denke, wir hatten sogar einfache DGL

    Physik: klassisches und modernes hatten wir dabei: Wellen (Mikrowellen in der Prüfung), Relativitätstheorie (zumindest die allgemeine), wir haben das DESY besucht und Beschleuniger und Teilchenphysik im Unterricht gehabt. eigentlich alles ok.

  18. Wir hatten in der Realschule in Bayern keine moderne Physik, sondern nur die klassiche Physik. Das könnte jedoch auch daran liegen, dass ich im Sprachenzweig war. Evtl. hatten die Leute im Technikzweig auch moderne Physik, jedoch kann ich das nicht sicher sagen, da ich selber nicht in den Technikzweig gegangen bin. Ich finde es etwas schade, dass wir uns damals nicht damit auseinandergesetzt haben, da ich Quantenmechanik und Relativitätstheorie eigentlich ziemlich interessant finde.

    In der FOS (Fachoberschule) im Wirtschaftszweig wurde im Technologieunterricht kurz mal Einsteins berühmte Formel E=mc² angesprochen, jedoch haben wir uns damit nicht genauer auseinandergesetzt. Evtl. hatten in der FOS die Leute im Technikzweig moderne Physik, ich kann das aber auch nicht mit Sicherheit sagen, da ich nicht in den Technikzweig gehe.

  19. @Kallewirsch: „Aber heutzutage muss alles Computergestützt sein. Das man Astronomie, gerade Astronomie mit einfachen Experimenten anschaulich machen kann, das haben viele Lehrer leider schon vergessen.“

    Aber auch mithilfe des Computers kann man Astronomie vermitteln. Da hat Florian auch schon ein paar gute Artikel über den Einsatz von Stellarium, usw. geschrieben, die ich vom Handy gerade nicht heraussuchen kann.

  20. Ich hatte in Physik und Mathematik (im Österreich) ebenfalls den gleichen Lehrer, der sich aber sehr bemüht hat.

    In Physik wurde die Quantenphysik und Relativitätstheorie sehr ausführlich behandelt und er legte Wert darauf, dass auch jeder mitdenken kann. Auch bei Quantenverschränkung und dem Neutrino-Experiment.

    Auch in Mathematik gab es Integrale, Normalverteilung,…

  21. Oberstufe Mitte der 80er in NRW.
    Physik & Chemie wegen anhaltender Vermittlungsstörung abgewählt. Wegen Lehremangel hätten wir uns eh nur für eins davon entscheiden können.
    Biologie dann als LK. absolute spitze. Der Lehrer galt als streng, machte aber ein mehr als fortschrittliches Programm. Genossen wurde Evolution & Vererbungslehre, Ökologie sowie Genetik.
    6 Doppelstunden pro Woche sahen so aus, dass ca 30 Minuten Stoff so hervorragend vermittelt wurde, dass die übrige Zeit für Gedankenspiele, Zusammenhänge und Zukuftsaussichten genutzt wurde.
    Der beeindruckendste Lehrer meiner gesamten Schulzeit – und der nachhaltigste bez. der Auswirkungen auf uns.

  22. Da hat Florian auch schon ein paar gute Artikel über den Einsatz von Stellarium, usw. geschrieben, die ich vom Handy gerade nicht heraussuchen kann.

    Oh, wenns jamand kann, dann kann er das natürlich auch damit machen. Allerdings hab ich in meiner Schulzeit auch zuviele Stunden damit verbracht, einem verzweifeltem Lehrer dabei zuzusehen, warum der Overheadprojektor (heute wohl eher: der Beamer), das WLAN, der Laptop etc. nicht funktionieren. Und meine persönliche Erfahrung: alles was man manuell macht, bleibt um einiges länger im Gedächtnis hängen, als wenn man sich nur ein paar fertige Bilder ansieht. Und gerade bei Sternbilder ist ja der Aufbau, die geometrischen Zusammenhänge das, was mich am Himmel weiterbringt.

    Aber natürlich. Stellarium ist schon ok. (Trotzdem geh ich lieber mit einer drehbaren Sternkarte und roter Taschenlampe raus als mit dem iPhone. So eine Sternkarte hat so etwas arachisches. Und übersichtlicher finde ich sie auch als den kleinen Bildschirm 🙂

  23. Da ich ja selber „vom Fach“ bin, möchte ich auch meine Meinung dazu schreiben. Ich unterrichte gerade SRT/ART und anschliessend QM.

    Das Problem an der ganzen Sache hat zwei Gründe:
    1. Es gibt leider viel zu viele Lehrer/Physiklehrer, die nur am Rande Ahnung von der Materie haben. Die z.B. kein Interesse haben 3 Wochen gratis zum CERN zu fahren (!) usw. (Hab ich alles erlebt.).
    Ich versuche alle möglichen Schülerfragen zu beantworten und ich akzeptiere auch, dass ich nicht alles weiss. Das finde ich wichtig. Ein Kollege war mal empört, weil einer meiner S eine Frage zum GPS System gestellt hat, die ich nicht gleich beantworten konnte. Zitat: „Deshalb mache ich solche Themen gar nicht im Unterricht!“……

    2. Die Physikstunden bzw. Nawistunden werden ständig gekürzt! In einer HTL in Ö hat man in 5 Jahren gerade mal 4-5 Std. Physik im neuen Lehrplan!!!! Vor einigen Jahren waren es noch 8 oder ganz früher 10!

    Wenn ich Astronomie im Unterricht mache, dann müssen andere Themen kürzer treten. Das finde ich OK.
    Ausserdem biete ich an meiner Schule einen sog. Freigegenstand Astronomie an. Interessenten gibts genug.

    Meiner Meinung nach gabs zu meiner Schulzeit (AHS, Matura 1995, Ö) viel mehr Physikunterricht.

    1. @Bettina: „Die Physikstunden bzw. Nawistunden werden ständig gekürzt!“

      Gibts da Aufzeichnungen dazu? Ich überleg grad, wieviel wir damals hatten. Ich war ja an nem Realgymnasium und hab den NaWi-Zweig belegt; wir hatten sogar Schularbeiten in Physik/Biologie. Aber ich kann mich echt nicht mehr daran erinnern, wieviel Stunden das pro Woche waren…

      Aber auf der Uni wars ja auch so. In meinem Studienplan hatte ich noch richtig viel Mathe drin. 60 Semesterwochenstunden im 1. Abschnitt, glaub ich. Dazu haufenweise Physikgrundlagen, Physikpraktika, usw. Das haben sie dann ja alles gekürzt, die Leute die nach uns kamen und im neuen Plan studiert haben, hatten lang nicht so viel Mathe. Da hat sich ja sogar mal der Dieter beschwert, als er damals frisch aus D nach Wien gekommen ist, dass die Studenten in Wien alle keine Ahnung von Mathe haben und nix aus seinen Vorlesungen verstehen…

  24. Ein Kollege war mal empört, weil einer meiner S eine Frage zum GPS System gestellt hat, die ich nicht gleich beantworten konnte. Zitat: “Deshalb mache ich solche Themen gar nicht im Unterricht!”……

    Find ich nicht ok. Es ist doch voll in Ordnung wenn ein Lehrer mal sagt: Tut mir leid, das weiß ich jetzt auch nicht auswendig, aber ich werd mich schlau machen.
    Ich find das nur menschlich und ich finde auch nicht, das so etwas die Autorität untergräbt. Ich würd sogar sagen: ganz im Gegenteil. Schüler honorieren das, denke ich, durchaus, wenn sie merken, der setzt sich ein, dem/der ist das echt ein Anliegen. Man kann ja dann auch seine Quellen mitbringen und zeigen, dass man nicht alles wissen muss sondern das es wichtiger ist zu wissen, wo man Informationen findet.

    Ausserdem biete ich an meiner Schule einen sog. Freigegenstand Astronomie an. Interessenten gibts genug.

    Eben. Das denk ich mir nämlich auch. Die meisten Schüler wollen ja wirklich was lernen. Aber in der Schule wird es ihnen ausgetrieben. Was bin ich froh, dass ich einen guten Physiklehrer hatte, bei dem der Unterricht nicht totlangweilig im Mitschreiben von Formeln bestand. Da gabs jede Menge Versuche, die zum Gaudium aller (inklusive ihm selbst) auch nicht immer so ganz funktioniert haben. Aber hängen geblieben ist was – und sei es nur die Liebe zu den NaWi und das das keineswegs die Nerds mit den weißen Mänteln sind, die zum Lachen in den Keller gehen.

  25. Nach meinem Abi Anno 89 in Bayern gehe ich lieber nicht mehr – das ist eigentlich verjährt. Trotzdem:
    Wir hatten im Mathe-LK 2 Stunden pro Woche Analysis (Kurvendiskussion, Differential- und Integralrechnung), mit diesem Wissen konnte ich locker Mathe 1 bei meinem Ingenieurstudium (I&K) bestreiten, Beweise inklusive. Dann zwei Stunden Stochastik – ich hatte später mal just for Fun zwei Semester Statistik, mathematisch habe ich da nix neues gelernt, nur viel über die Anwendung. Außerdem waren da noch 2 Stunden die Woche analytische Geometrie.
    Was mir aber ganz wichtig ist: Ich hätte das Abi nie so gemeistert, hätte ich nicht ab der 11. Klasse Nachhilfe in Mathe und Physik gegeben – viele Sachen wurden mir erst klar, als ich sie erklären musste – andere Sachen waren mir entweder nicht mehr bewusst (ich bilde mir ein, im Gymnasium nie Dreisatzrechnung gelernt zu haben – dort hat man alles mit Gleichungen gelöst) oder ich konnte sie zumindest nicht mehr.
    Und das ist vermutlich oft die Krux: Man lernt etwas – und genauso schnell vergisst man es auch wieder, insbesondere wenn man so paukfaul (in der Bedeutung von üben und auswendig lernen) ist wie ich.
    In der Physik hat man durchaus aktuelles gelernt – zumindest in der Kollegstufe, auch wenn man nur Grundkurs hatte. Ich erinnere mich an Kernphysik, Quantenphysik, „klassische“ Newtonsche Physik (so nette Sachen wie Pendel, Energieerhaltung, Impulserhaltung etc.).
    In der FOS im mathematischen Zweig hat (hatte?) man auch Astrophysik in Form der Keplerschen Gesetze, es ging dort um die Fluchtgeschwindigkeit von Satelliten, der Gravitationskraft zwischen Himmelskörpern und so weiter. Diese Themen hatte ich selbst in der Schule nicht – durfte sie dann zusammen mit meinen Nachhilfeschülern und –Gruppen lernen 😉

    @Florian: Das versteh ich, dass du das mit dem deutschen Schulsystem noch nicht so ganz verstanden hast, das geht auch nicht, denn wie sagte mal ein Didaktiker auf einer Konferenz? „Deutschland hat ein Hexadezimales Bildungssystem“ – 16 Länder, 16 Systeme“ – das Bildungssystem ist Ländersache.
    Wenn es dich tatsächlich interessiert – das bayrische Kultusministerium hat eine wunderschöne interaktive Graphik auf seiner Webseite: https://www.meinbildungsweg.de/uebersicht.php
    Und möchtest du wissen, was man zumindest in Bayern in den Schulen an Physik oder Mathe lernen sollte: Unter https://www.isb.bayern.de/isb/index.asp?MNav=6&QNav=4&TNav=0&INav=0&Fach=&LpSta=6&STyp=14 findest du die Jahreslehrpläne des Gymnasiums sowie die einzelnen Fachprofile (ohne detaillierte Inhalte)

  26. Ludmila schrieb
    „Na ja es stimmt schon die “moderne” Physik kommt zu kurz. Viel wichtiger ist es aber in dem Zusammenhang mehr Wissenschaftsphilosophie zu lehren als die Schuelerinnen Quantenphysik oder Relativitaetstheorie pauken zu lassen. Es gibt nun mal Leute, die mit Mathe nichts anfangen koennen, aber spaeter irgendwann z.B. als Politiker auf einmal wissenschaftl. Empfehlungen auf ihre Plausibiliaet beurteilen sollen. Diese Leute haben dann ein Bild der Wissenschaft und des Denkens, wie es im 18. Jahrhundert erfunden wurde: Die Welt als deterministisches Uhrwerk.

    Die Rolle des Zufalls und der Wahrscheinlichkeit wird z.B. viel zu spaet in der Schule behandelt und gehoert eigentlich zwingend dazu, wenn mensch z.B. Technikfolgenabschaetzungen machen muss. Oder es sollte fruehzeitig klar gemacht werden, das Wissenschaft nicht digital richtig und falsch ist und dass, es da Abstufungen gibt und dass wir 100% Sicherheit niemals haben werden.“

    Ich stimme Ludmila zu.
    Es wäre gut, wenn man als Schüler einen guten Einblick bekommt, was Wissenschaft leistet, auch wie in den kommerziellen Medien Wissenschaft überwiegend fehl präsentieren, und natürlich – vielleicht am wichtigsten – zu erkennen, was gequirlte Sch..e der Pseudowissenschaften ist (wie man selbst als Oberstufenschüler durch Nachdenken darauf kommen müsste, dass z. B. Homöopathie einfach bodenloser Unsinn ist)

    Nicht jeder muss quantenphysikalische Zusammenhänge als Schüler begreifen lernen, aber verstehen wie Wissenschaft funktioniert, das sollte man.

    Aber das gilt auch für die Humaniora: Geschichtsunterricht und geschichtliche Forschung – zwei Welten begegnen sich (mit Ausnahmen vielleicht bei einzelnen engagierten und kundigen Lehrern).

    1. @Felix: Hier wird über die Physik in der Schule diskutiert. Deine Frage hat nichts mit dem Thema zu tun. Die passt hier her: https://www.scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2010/12/es-gibt-keine-bilder-von-planet-x-und-nibiru.php
      Und da es den Nibiru nicht gibt (https://2012faq.de) kann man auch keine Bilder sehen. Das was man da sieht ist ne ganz normale Reflexion in der Kamera. Und jetzt ist Schluß mit dem Thema. Hier geht es um den Physikunterricht in Schulen.

  27. Abitur 2012, Thüringen, Berufliches Gymnasium

    Physik EA:

    Recht ausführlich Relativitätstheorie, Doppelspalt-Experiment und die dazugehörigen Gesetze, dann noch Atommodelle, Atomkraftwerke, sogar über den LHC haben wir kurz geredet – alles sehr informativ.
    War wahrscheinlich noch mehr, habe aber die alten Hefte nicht mehr, so dass ich leider nicht nachschauen kann.

    Mathe EA:

    Trigonometrie und Kurvendiskussion. Stochastik nur nebenbei („Gibt in der Abiturprüfung höchstens 1-2 Punkte.“)

  28. Unsere Mathe-Leistungskurs Abiprüfung bestand zu 50% aus Stochastik und 50% Analysis (sprich größtenteils Kurvendiskussionen und Integralrechnung). Vorbereiten mussten wir uns aber auch auf lineare Algebra, weil vorher nicht bekannt war, ob Stochastik oder lineare Algebra in der Prüfung drankamen.

  29. Ich war zuerst auf einer Realschule und danach auf einem Technischen Gymnasium (Abi 03) in Baden-Württemberg. In der Realschule war der Unterricht gerade in Physik eher schlecht, in Mathe ging es eigentlich. Auf dem Gymi hatten wir dann durchaus eine relativ gute Physik und Mathebildung wobei ich den programmierbaren Taschenrechner im Nachhinein eher als kontraproduktiv sehe, dadurch kam man zwar schneller durch die Themen konnte aber nichts dazu rechnen.

    Wie schon weiter oben von Anderen angesprochen würde ich es für viel wichtiger halten den Leuten so wie etwas Wissenschaftsphilosophie beizubringen. Eben Fermi-Abschätzungen aber auch durchaus den Sinn von Experimenten und dabei auch die grundlegende Vorgehensweise bei diesen und der Wert von ungeschönten Ergebnissen.

    Zumindest in der Realschule hat man bei den Experimenten teilweise bessere Bewertungen bekommen (wir hatte in der Oberstufe glücklicherweise einen sehr guten Lehrer der nicht so sehr danach bewertet hat) wenn man näher am Literaturwert lag, vollkommen ungeachtet wie man auf diese Werte gekommen ist. Ich kann mich an den ersten Versuch in Physik erinnern, ein einfacher Fallversuch, man sollte die Erdbeschleunigung mit einem Ball und einer Stoppuhr bestimmen. Mein Ansatz (und ich bin bis heute der Ansicht das das deutlich wissenschaftlicher war als die Ansätze der Anderen) war den Ball aus möglichst hoher Höhe fallen zu lassen und den Versuch möglichst oft zu wiederholen. Andere haben natürlich einfach ihre Werte geschönt.

    Das wäre nicht so schlimm wenn sich das nicht durchziehen würde und in anderen Schulen offenbar bis in die Oberstufe. Ich habe im Physikpraktikum an der Uni immer noch Leute erlebt die ihre Ergebnisse frisiert haben, dabei war es dort eigentlich egal wie gut die Ergebnisse waren, solange die Leute eine ordentliche Auswertung gemacht haben (mit ordentlicher Fehlerrechnung), aber in der Schule hatte man das ja jahrelang so gelernt.

    Das führt dann zu so seltsamen Phänomenen wie ich glaube es war bei der Messung der Elementarladung (ich bin mir nicht so sicher ob das das war) bei der der offizielle Wert über die Jahre immer in die gleiche Richtung angepasst wurde weil die ersten Wissenschaftler sich offenbar vermessen hatten und die späteren Wissenschaftler sich nicht getraut hatten größere Abweichungen als bis zu einer gewissen Schranke zu publizieren obwohl sie teilweise eine größere Abweichung gemessen hatten.

  30. Also ich bin grade dabei Fachabitur zu machen.
    Das ganze geht noch bis Mai, bisher war in Physik der freie Fall das Thema jetzt kamen wir grade bei Newton an… zu RT und QM werd ich sicher nichtsmehr lernen in den paar Monaten.
    Alles was ich über Astronomie weiß hab ich mir selbst angeeignet, in meiner Schulzeit war das nie ein Thema.

    Mathematik:
    Grade Kurvendiskussion. Momentan Extremwertberechnung. Soweit ich weiß kommen noch Integrale, mehr weiß ich im Moment leider nicht.
    Wahrscheinlichkeitsrechnung kenn ich nur vom Hörensagen.

    Und was Ich danach mache bin ich im Moment am überlegen. Studium solls wohl sein, aber was? Naheliegend wär Elektrotechnik, da ich da schon eine Berufsausbildung habe.
    Aber was im Text steht stimmt, die Mathematik schreckt einen ab…

    Ich weiß auch ehrlichgesagt noch garnicht so genau was ich mit meinem Fachabitur so alles machen kann und was nicht. Ist ja kein „vollwertiges“ Abitur.

  31. Hallo,

    ignorieren? Warum sollte man sowas groß unterrichten? Ich stimme da Kallewirsch zu, eigentlich müssen vor der Kunst die Grundlagen stimmen. Wenn das nicht sitzt, warum mit Zeug kommen das fortgeschrittene Werkzeuge benötigt um verstanden zu werden?

    @Patec

    Ich weiß auch ehrlichgesagt noch garnicht so genau was ich mit meinem Fachabitur so alles machen kann und was nicht. Ist ja kein “vollwertiges” Abitur.

    Das erste ist dir den Makel zu nehmen die Fachhochschulreife wäre etwas minderwertiges.
    Du hast den Schritt von der Ausbildung zur Fortbildung selbst erdacht und begangen, du hast also selbst entschieden etwas zu tun, das schaffen die meisten elterngetriebenen Abiturienten* nicht bis zu ihrem 3. angefangenen Studium.
    Dir stehen eigentlich sehr viele Wege offen, von wieder in den Arbeitsmarkt zu gehen bis Bachelorstudium an der FH und dann weiter bis Doktorand woanders geht alles, der Arbeitsaufwand wird irgendwann aber heftig.
    Information ist da Trumpf, meiner Erfahrung nach haben die Lehrer an Berufsschulen und FOS mehr Ahnung davon als die Eltern oder gar Lehrer an Realschule und Gymnasium.
    Mit den Leuten vom Studiengang selbst reden hilft auch viel, Uniwebseiten sind oft äääh speziell. In welcher Region wohnst du denn?

    Was Mathe angeht, Mathe lernt man durch den Bleistift, geht allen so und ohne Herausforderung wärs ja langweilig.

    *Ich dachte auch das wäre ein schlechtes Klischee, nein leider nicht, die volle Wahrheit ist mEn sogar noch schlimmer als das Klischee.

  32. Finde Ludmilas Vorschlag auch gut. Man kann ohnehin unmöglich alle Teilbereiche der Physik im Schulunterricht unterbringen, aber es sollte jemanden geben, der den Schülern erklärt, wofür man Stochastik braucht und wie man plausible Annahmen von Blödsinn unterscheidet. Daran hapert es hierzulande ziemlich, wenn man sich die bisherigen Generationen von Schulabgängern ansieht.
    Die moderne Physik finde ich auch faszinierend (hatte in meinem Physik-LK Mitte der 90er auch Themen aus der Relativitätstheorie und der Quantenphysik), könnte mir aber vorstellen, dass z.B. Elektrotechnik und Thermodynamik (die zumindest in meiner Schullaufbahn allenfalls gestreift wurden), für eine größere Zahl von Schulabgängern im späteren Berufs- oder auch Privatleben wirklich relevant sind.
    Was ich in meiner Schulzeit jedoch vermisst habe, waren unbenotete freiwillige Kurse (bei uns hieß das AG), in denen man persönliche Interessen vertiefen kann. Ich denke, dass so etwas genau so zum Angebot einer Schule dazu gehören sollte wie die regulären benoteten Fächer. Interessierte Schüler sollten zumindest die Möglichkeit bekommen, noch mehr über Physik (und andere Wissenschaften) zu lernen, wenn sie es möchten. Hier könnte dann auch wirklich die Zeit zur Verfügung stehen, tiefer als sonst üblich in ein Thema einzusteigen oder sich mal anzusehen, wie Forschung in der Praxis eigentlich aussieht. Ansonsten bleibt der Schulunterricht ja leider dem späteren Berufsleben ziemlich fern.

  33. Ist zwar Off-Topic!
    Aber ich habe Florian gerade im ZDF-Morgenmagazin zum Thema Weltuntergang gesehen. Sein Buch „Keine Panik“ war auch groß im Bild. 😀

    1. @GrrrBrrr: „Aber ich habe Florian gerade im ZDF-Morgenmagazin zum Thema Weltuntergang gesehen. Sein Buch “Keine Panik” war auch groß im Bild. :D“

      Schön! Davon hab ich gar nichts gewusst…

  34. Im Mathe-Leistungskurs hatten wir in der Oberstufe unseren stellvertretenden Direx – der war so ehrgeizig, dass er den Stoff eines Halbjahres immer schon nach 3-4 Monaten abgehandelt hatte und dann Sachen durchnahm, die er irgendwann mal auf der Uni gelernt hatte (und die ich nie wieder im Leben gebraucht habe – zum Beispiel hyperbolische Funktionen).

  35. @noch’n Flo: wäre das ein Bio- oder Chemielehrer gewesen, hätte es dir den Anfang deines Studiums erleichtert (sofern du es da nicht ohnehin schon leicht hattest ;-)).

    Ich war jedenfalls froh, dass ich einen „Overachiever“ in Informatik hatte, so dass ich mich die ersten vier Semester nicht wirklich anstrengen musste.

  36. natuerlich wird die moderne physik von mir unterrichtet. quanten, SRT, ART, kernphysik, CERN, Higgs. was es halt so alles gibt. steht ja im lehrplan. gerechnet wird auch ein bisschen, im naturwissenschaftlichen zweigen mehr als in anderen. selbstverstaendlich kommt die astronomie nicht zu kurz: sonnensystem, sterne, galaxien, kosmologie. in der mathematik natuerlich wahrscheinlichkeitsrechnung in allen auspraegungen, differntialrechnung mit anwendungen aus physik, biologie und wirtschaft, integralrechnung detto, ein paar differentialgleichungen kommen auch dazu, und das computer/CAS unterstuetzt. auf grund der kommenden neuen reifepruefung in mathe wird das ganze in richtung verstaendnis und anwendungsorientiertheit gefuehrt.
    @Florian Freistetter: ministerin Gehrer hat 2003 die gesamtstundenzahl in der AHS in oberstufe und unterstufe um je 10 stunden gekuerzt. davor hat es auch schon einmal eine kuerzung gegeben. ich selbst hatte noch 18 stunden mathe in der unterstufe, jetzt sind es 14, in physik 6, jetzt 5. in der oberstufe waren es 8, jetzt sind es 6 (alles im „normalen“ BRG). jetzt kommen alle drauf, dass es an naturwissenschaftlichem wissen der schueler/innen fehlt – na da schau her.
    in Ö gibt es uebrigens gerade eine diskussion ueber die taegliche turnstunde (die nach den stundenkuerzungen eingefuehrt werden soll). ausloeser waren die olympischen spiele in London, wo Ö keine medaille errungen hat. wenn es nach diesem prinzip geht, dann braucht es eine taegliche naturwissenschaftliche stunde, weil der letzte nawi-nobelpreis eines Österreichers nun auch schon fast 40 jahre her ist.

    1. @matthias: „ausloeser waren die olympischen spiele in London, wo Ö keine medaille errungen hat. wenn es nach diesem prinzip geht, dann braucht es eine taegliche naturwissenschaftliche stunde, weil der letzte nawi-nobelpreis eines Österreichers nun auch schon fast 40 jahre her ist.“

      Am besten täglich ne Stunde Drill und Dauerlauf, bei dem die Schüler dann das Periodensystem der Elemente oder mathematischen Formeln singen müssen…

  37. @ FF:

    Am besten täglich ne Stunde Drill und Dauerlauf, bei dem die Schüler dann das Periodensystem der Elemente oder mathematischen Formeln singen müssen…

    Oder die ersten 100 Nachkommastellen der Zahl Pi… 😉

  38. Ich habe meinen Realschulabschluss (SA-Dtl, 2001) und danach eine technische Ausbildung(SA-Dtl) gemacht und dann ein Fachabitur (NRW-Dtl, 2006) nachgeholt. Ich kann mich noch an die Realschule erinnern. Mathematik und Physik waren bis zur 7. Klasse super. Danach habe ich total das Interesse verloren, weil die Lehrerin gewechselt hat. Wir hatten dann in beiden Fächern eine unglaublich demotivierte Lehrerin, die das ganze so langweilig vorgetragen hat, dass kaum Interesse bestehen blieb – leider. In der technischen Ausbildung ging es dann leider genauso demotivierend weiter. Die Lehrer hatten scheinbar alle keine rechte Lust bzw. keine didaktischen Fähigkeiten. Hier kann ich mich noch an ausführliche Kurvendiskussionen im Mathematikunterricht erinnern. Als ich mein Fachabitur schließlich nachgeholt habe, lief es anders. Bis auf den Physik-Lehrer waren alle super motiviert. In Mathematik haben wir im Schnelldurchlauf – aber dennoch sehr ausführlich (was man in einem Jahr eben so durchziehen kann) – Differential- und Integralrechnung durchgezogen, mit ersten Vorstößen in Richtung Differentialgleichungen. Der Lehrer hat sich unglaublich angestrengt, hatte einen sehr mitreißenden „Vortragsstil“ und hat zu allen Teilgebieten die wir durchgegangen sind, immer ein bis zwei randvolle Aufgabenblätter (so um die vierzig Aufgaben mit quantitativer Lösung) herausgegeben. So wurde man einerseits an die Hand genommen (sieh her, dass kannst du durchrechnen), andererseits lag es natürlich an einem selbst, ob man die Zeit investieren wollte. Er hat auch oft alternative Lösungswege aufgezeigt und dadurch noch einmal das Verständnis gestärkt. In Elektrotechnik hatte ich ebenfalls einen sehr motivierten Lehrer (der Elektrotechnik-Ingenieur war, demnach also kein Lehramt studiert hatte), didaktisch aber einiges drauf hatte. Wir haben dort sehr intensiv Netzwerkanalyse (AC und DC) gemacht. Auch dieser Lehrer hat immer recht umfangreiche Aufgabenblätter herausgegeben und hat mich letztlich sehr gut auf mein Elektrotechnik-Studium vorbereitet. Der Physik-Lehrer war hingegen echt eine große Pleite. Er hat im Unterricht z.B. die Funktionsweise der BRAUNschen Röhre diktiert. Keine Erklärungen oder Ähnliches, einfach nur diktiert. Das hat er mit allem gemacht, was er unterrichtet hat. Die Klausuren liefen dann auf ein 1zu1 Zitat dieser diktierten Sätze hinaus, es gab Punkteabzug für unleserliche Schrift, für das „Überschreiben“ der Randlinie etc. pp. Eine Katastrophe. Es ist nichts hängen geblieben.

    Im Studium gab es dann wieder vorwiegend demotivierte und/oder didaktisch unfähige Professoren. Lediglich das Jahr Fachabitur hat mir mein Interesse bewahrt, da es mir gezeigt hat, dass Mathmatik und Naturwissenschaften sehr interessant sein können.

    Generell würde ich als das wichtigste beim Unterrichten ansehen, dass das Interesse für ein Themengebiet geweckt wird. Mathematik und Physik sind wahnsinnig interessant, leider vermögen nur wenige LehrerInnen/ProfessorInnen das Interesse dafür zu wecken. Meiner Meinung nach wäre es dann auch wichtiger, dass die Grundlagen sitzen, als das zuviel Lernstoff in zu wenig Zeit durchgenommen wird. Es kam im Studium mehr als einmal vor, dass mir bestimmte Grundlagen fehlten, die ich zeitaufwändig nachholen musste und das in einem Studium, dass zeitlich schon unglaublich knapp bemessen war. Zeit seine Interessen auszubilden bzw. diesen nachzugehen, blieb während des Studiums kaum. Für mich war das eine sehr große Enttäuschung nach dem Fachabitur mit den hervorragenden Lehrkräften.

  39. Ich komme bei der ganzen Diskussion nicht ganz mit!! in welchen Schulen ist „Das Problem[..]meiner Meinung nach auch ein bisschen, daß heutzutage in Deutschland in jeder Klasse darauf geachtet wird, daß auch der schwächste mitkommt.
    Die Grundidee dazu ist an sich ganz nett, da aber nett der kleine Bruder von Sch***e ist weiß der geneigt Leser jetzt auch schon was ich davon halte.“ @Sven K. ???

    Ich hab in Ba-Wü das Gymi vor ca. 5 Jahren hinter mir gelassen und muss sagen,dass zumindest bei uns in Mathe und Physik das Problem genau andersrum gesponnen war. Der Mathelehrer der 10/11 Klasse hatte absolut keine Lust auf unsere Klasse, und das auch jeden Tag klargestellt. 2-3 Leute haben mit ihm Unterricht gemacht,das waren die absoluten Mathe-„Freaks“ und der Rest ist total planlos hinterhergestolpert. Fragen oder Erklärungswünsche wurden mit Antworten a la „Es gibt keine Fragen,dass versteht man doch“(sic!) oder „Frag doch deinen TI(Texas Instruments,programmierbarer Taschenrechner) der weiß es!“(sic!!!) abgewimmelt. Wenn der Herr Lehrer X. besonders gut drauf war gabs auch mal Sprüche wie “ der Herr Z. hat das doch auch verstanden,warum du nicht?“ oder besonders schön, um das Thema aufzugreifen „Ich kann doch nicht euer Nachhilfelehrer sein“.

    Nachdem ich also 9 Jahre lang in Mathe immer zwischen 1 und 2 stand bin ich mit diesem Herrn auf 4-5 abgerutscht.(und 85 % der Stufe mit mir..)

    „Dadurch kommt es dann nämlich auch vor, daß im 9. Schuljahr der Stoff des 7. behandelt wurde, weil die Klasse sich seit dem 6. Schuljahr immer nach den schwächsten richtet und sich der Stoff dadurch verzögert“ So etwas in der Art ist bei uns nur passiert wenn die Klassen neu zusammengewürfelt wurden (7te und 9te) Klasse.Da hat man aber auch immer gleich erkannt welcher Schüler welchen Lehrer hatte,weil Herr Y. hatte es komischerweise mit keiner seiner Klassen geschafft den lehrplanmäßigen Stoff durchzubringen während alle Schüler von Herr W. schon viel weiter waren.
    Hier noch ergänzend dazu ist ja jetzt das wunderschöne G8 eingeführt worden und die Auswirkungen sehe ich an meinen Geschwistern nur zu gut.Da ist Stoff in der 8ten Klasse dabei,zu deren Beantwortung ich mein Physik oder Mathebuch der Oberstufen hinzuziehen muss. Genau so unvergessen bleibt mir eine Mathehausaufgabe der 7ten Klasse deren Beantwortung sich ein Familienrat von 6 Erwachsenen und davon 5 studierten Leuten (Informatiker,Steuerberater,Deutsch/Sportlehrer,Rechtsanwalt..)nicht im Stande sah.
    Das „Kernproblem“ ist meiner Meinung nach immernoch nicht was genau im Lehrplan steht, sondern, dass immernoch viel zu viele als Lehrer getarnte Gestalten entweder keinen Bock (mehr) haben Wissen wirklich zu vermitteln und/oder pädagogisch komplette Nullen sind.

    Mein Bruder wird weder durch eine Tafel voller Formeln,noch durch das Auswendig lernen derselbigen Begeisterung für Physik entwickeln, sondern weil ich ein paarmal durch mein Fernrohr habe gucken lassen und ihm Abends(so wie es mein Vater schon getan hat!) so etwas wie „MVEMJSUN(P)“ erzählt habe.

  40. Wie’s heute aussieht weis ich nicht und meine „Schulische Karriere“ in NRW in den 80er Jahren war wohl auch eher die Ausnahme: 2 Jahre Gesamtschule; ich glaube, das Niveau war dem des Gymnasiums angepasst, weis es aber nicht wirklich. Danach 3 Jahre Hauptschule, wo ich in Mathe in den ersten Wochen einen Teil dessen wiederholen durfte, was ich zuvor schon auf der Gesamtschule hatte. Danach kam ich in den sogenannten E-Kurs, wobei das E für erweitert stand. Da war der Lehrer didaktisch einigermassen fähig und hat uns nach meiner Einschätzung wohl das meisste von dem beigebracht, was im Lehrplan stand. In Physik hab ich in der Zeit nicht viel gelernt, da sich der Lehrer viel zu oft von den Dauerstörrern unterbrechen lies und deshalb fast kein sinnvoller Unterricht stattgefunden hat. mit dem Stoff für die „mittlere Reife“, auch als „Fachobers
    Nach der 9. Klasse bin ich dann zur Berufsfachschule gewechselt, die in einem 2-jährigen Bildungsgang den Stoff des ersten Lehrjahres der Berufschule chulreife“ oder Realschulabschluss bekannt, vermittelte. Ich hatte mich da für Elektrotechnik entschieden. In Mathe ging es da um Aussagenlogik und zum Teil um Mengenlehre. Dazu kamen Gleichungen mit bis zu zwei Unbekannten. Bei den Funktionen lineare und quadratische Funktion, danach Winkelfunktionen und Dreiecksberechnungen, weil die später in der E-Technik gebraucht wurden. – Da wurden sie aus anderer Perspektive aber auch noch mal behandelt. Wurzeln und Potenzen waren auch mal dran, aber Logarithmen kamen da zu kurz bzw. gar nicht dran. Theoretisch hätten wir die zwar schon können sollen, aber zumindest ich hatte bis auf den Namen noch nichts davon gehört.
    An Physik erinnere ich mich nicht mehr so sehr, aber ich glaube, das war hauptsächlich klassische Mechanik, Schwingungen und Wellen und Wärmelehre.
    Dann kam die Oberstufe an der selben Schule. Da hatte ich in der 11 einen Mathelehrer der wirklich fähig war und einen auch für den Stoff zu begeistern konnte. Weil die Klasse neu zusammen gesetzt war, da wieder Leute aus unterschiedlichen Schulen neu zusammen kamen, wurde erst mal wiederholt: Gleichungen und Ungleichungen, lineare und quadratische Funktionen. Wurzel-, Potenz-, Logarithmus und Winkelfunktionen. In der Analysis, hauptsächlich Kurvendiskussionen und „Mini-Max-Aufgaben“. In der Integralrechnung in der 12 hauptsächlich Flächen unter Funktionsgraphen.
    In der 11 wurde auch erklärt, das es zu der Zeit so war, das es vom Lehrer abhing, ob man in der Oberstufe in Mathe Infinitesimalrechung oder Wahrscheinlichkeitsrechnung und Statistik machte. Das konnten die Lehrer entscheiden und dem entsprechend kam eines von Beiden in der 12 und 13 nur sehr knapp dran.
    In Physik ging es hauptsächlich Mechanik. Viele der übrigen Inhalte aus der Physik waren auch in der Werkstoffkunde untergebracht. Und das Bohr’sche Atommodell in der Theorie der E-Technik. Sehr gut war, das ich in der 12. dann einen Mathelehrer hatte der uns schon die komplexen Zahlen beigebracht hat.

    Ach so, die moderne Physik? – Keine Ahnung mehr, ob bzw. wieviel davon dran kam. Von Astronomie hab ich während meiner Schulzeit jedenfalls nur in der Grundschule mal gehört, wo man uns ein paar Sternbilder zeigte: Cassiopeia, kleiner und grosser Wagen (von den Bären wurde nichts erzählt) und Orion. Alles andere, was ich sonst über Astronomie weis, hab ich mir irgendwann mal selbst angelesen.

    Alles in allem kann ich nur der Feststellung zustimmen, das es auch stark von den Lehrern und ihrer Motivation abhängt, ob man sich als Schüler für den Stoff begeistern kann oder nicht.

  41. Ups, da ist ein bischen was durcheinander geraten, deshalb hier noch mal:
    Wie’s heute aussieht weis ich nicht und meine „Schulische Karriere“ in NRW in den 80er Jahren war wohl auch eher die Ausnahme: 2 Jahre Gesamtschule; ich glaube, das Niveau war dem des Gymnasiums angepasst, weis es aber nicht wirklich. Danach 3 Jahre Hauptschule, wo ich in Mathe in den ersten Wochen einen Teil dessen wiederholen durfte, was ich zuvor schon auf der Gesamtschule hatte. Danach kam ich in den sogenannten E-Kurs, wobei das E für erweitert stand. Da war der Lehrer didaktisch einigermassen fähig und hat uns nach meiner Einschätzung wohl das meisste von dem beigebracht, was im Lehrplan stand. In Physik hab ich in der Zeit nicht viel gelernt, da sich der Lehrer viel zu oft von den Dauerstörrern unterbrechen lies und deshalb fast kein sinnvoller Unterricht stattgefunden hat.
    Nach der 9. Klasse bin ich dann zur Berufsfachschule gewechselt, die in einem 2-jährigen Bildungsgang den Stoff des ersten Lehrjahres der Berufschule mit dem Stoff für die „mittlere Reife“, auch als „Fachoberschulreife“ oder Realschulabschluss bekannt, vermittelte. Ich hatte mich da für Elektrotechnik entschieden. In Mathe ging es da um Aussagenlogik und zum Teil um Mengenlehre. Dazu kamen Gleichungen mit bis zu zwei Unbekannten. Bei den Funktionen lineare und quadratische Funktion, danach Winkelfunktionen und Dreiecksberechnungen, weil die später in der E-Technik gebraucht wurden. – Da wurden sie aus anderer Perspektive aber auch noch mal behandelt. Wurzeln und Potenzen waren auch mal dran, aber Logarithmen kamen da zu kurz bzw. gar nicht dran. Theoretisch hätten wir die zwar schon können sollen, aber zumindest ich hatte bis auf den Namen noch nichts davon gehört.
    An Physik erinnere ich mich nicht mehr so sehr, aber ich glaube, das war hauptsächlich klassische Mechanik, Schwingungen und Wellen und Wärmelehre.
    Dann kam die Oberstufe an der selben Schule. Da hatte ich in der 11 einen Mathelehrer der wirklich fähig war und einen auch für den Stoff begeistern konnte. Weil die Klasse neu zusammen gesetzt war, da wieder Leute aus unterschiedlichen Schulen neu zusammen kamen, wurde erst mal wiederholt: Gleichungen und Ungleichungen, lineare und quadratische Funktionen. Wurzel-, Potenz-, Logarithmus und Winkelfunktionen. In der Analysis, hauptsächlich Kurvendiskussionen und „Mini-Max-Aufgaben“. In der Integralrechnung in der 12 hauptsächlich Flächen unter Funktionsgraphen.
    In der 11 wurde auch erklärt, das es zu der Zeit so war, das es vom Lehrer abhing, ob man in der Oberstufe in Mathe Infinitesimalrechung oder Wahrscheinlichkeitsrechnung und Statistik machte. Das konnten die Lehrer entscheiden und dem entsprechend kam eines von Beiden in der 12 und 13 nur sehr knapp dran.
    In Physik ging es hauptsächlich Mechanik. Viele der übrigen Inhalte aus der Physik waren auch in der Werkstoffkunde untergebracht. Und das Bohr’sche Atommodell in der Theorie der E-Technik. Sehr gut war, das ich in der 12. dann einen Mathelehrer hatte der uns schon die komplexen Zahlen beigebracht hat.

    Ach so, die moderne Physik? – Keine Ahnung mehr, ob bzw. wieviel davon dran kam. Von Astronomie hab ich während meiner Schulzeit jedenfalls nur in der Grundschule mal gehört, wo man uns ein paar Sternbilder zeigte: Cassiopeia, kleiner und grosser Wagen (von den Bären wurde nichts erzählt) und Orion. Alles andere, was ich sonst über Astronomie weis, hab ich mir irgendwann mal selbst angelesen.

    Alles in allem kann ich nur der Feststellung zustimmen, das es auch stark von den Lehrern und ihrer Motivation abhängt, ob man sich als Schüler für den Stoff begeistern kann oder nicht.

  42. Ich bin nun auch 10 Jahre aus der Schule raus und alles, woran ich mich aus dem Physikunterricht erinnere, ist das Tafelwerk und wie wir mit den Formeln daraus herum rechnen. Von moderner Physik keine Spur, auch in Astronomie nicht mehr, als ein paar grundlegende, veraltete Dinge.
    Mein Interesse für Physik und Astronomie ist erst nach meiner Schulzeit entstanden, als ich mich selbstständig mit den Themen beschäftigen konnte, die mich interessieren und Physik nicht auf das sture Ausweniglernen von Lehrplaninhalten fixiert war.

  43. Was für ein schlechtes und populistisches Video, beinahe schon auf Stammtischviveau. Wie kommt man auf die absurde Idee Physikunterricht mit Fächern wie Geschichte zu vergleichen. Auf der Schule/Gymnasium können halt nunmal nur Grundlagen in den einzelnen Fächern vermittelt werden. In Fächern wie eben Geschichte lässt man halt Details aus früheren Epochen weg um neuere Zeitgeschichte zu vermitteln.

    Und bei Physik kümmern wir uns dann nicht mehr um physikalische Basics wie Kraft und Arbeit und ballern den Kids gleich Quantenpmechanik um die Ohren. Mein Fazit: Gute Intention mehr naturwissenschaftliche Ausbildung in die Schulen zu bringen aber richtig schlecht umgesetzt.

  44. Ich habe zwar physik dieses jahr abgewählt weil ich der Meinung bin, dass in der schule in diesem fach einem nur unötiges zeug beigebracht wird. Was ich eigentich sagen will ist das ich dem ersten Video voll zustimme. In Chemie un auch Physik wird schon in der 7. Klasse(D) das Atimmodel erklärt. Klar das man lernen muss wie es sich Dalton un Rutherford vorgestellt haben. Aber wir haben dass so extrem ausführlich gemacht dass ich bis zur 11. Klasse geglaubt habe das Atom wirklich so aussehen, bis uns dan von Orbitalen erklärt wurden. Außderm wird un Schülern dann vorgegaukelt dass Protonen ohne jegliche abstoßung einfach im Atomkern existieren können..
    Naja was soll man machen.

  45. absurde Idee Physikunterricht mit Fächern wie Geschichte zu vergleichen

    Für Geschichte stimmt aber der Vorwurf. Bei mir (Abi 9x) war in der Schule die Geschichte mit dem Zweiten Weltkrieg vorbei.

  46. Wobei es ja auch ein bisschen das Problem ist, dass moderne Physik einfach extrem kompliziert geworden ist.
    Klassische Mechanik ist 17. Jahrhundert (Variationsrechnung, Hamilton und Co habe ich zuerst im Studium von gehört), Elektromagnetismus 19. Jahrhundert und auch die geforderten „Relativitätstheorie“ und „Quantenmechanik“ sind doch deutlich Anfang 20. Jahrhundert (RT vor 1920, QM vor 1930, Astronomie ebenfalls vor 1930 (Hubble)(?)). Spätestens Anfang der 1950er war dann in der QM doch (weitgehend) Schluss mit Neuentdeckungen – und ob ich die QCD Schülern (richtig) beibringen wollen würde steht auf einem ganz anderen Blatt.
    Und jetzt Hand hoch, wer sich zutraut, Schülern (egal welcher Altersstufe) moderne Konzepte der Atomphysik und QM (was ja nicht wirklich trennbar ist), Astronomie etc mehr als nur phänomenologisch beizubringen. Ohne andere wichtige Konzepte der Physik zu vernachlässigen und inklusive der nötigen Mathematik (Operatoren, Bra-Ket, und was es sonst noch so an „Scheusslichkeiten“ gibt)

  47. Ich mache zur Zeit meine Matura (Abi) nach und habe schon jetzt richtig Bammel vor Mathe. Obwohl ich- wie ich glaube- einen ziemlichen Vorteil gegenüber vielen anderen habe: Ich will das wirklich wissen.
    Aber wie im Video erwähnt-und das ist wohl auch mein Verhängnis- wird durch diverse Personen vom Fach der Eindruck erweckt, dass man Phsyik auch ohne viel Mathematik betreiben kann. Dasselbe gilt auch für die Mathematik (ich erwähne hier mal das tolle Buch: Fermat’s letzter Satz)
    Aber ich sehe es auch so, wie viel andere schon geschrieben haben: Wichtig ist, dass man die Schüler dazu bewegt, etwas wissen zu WOLLEN. Wenn das gelingt, dann kommen die Neugierigen ohnehin von selbst. Was mir dabei aber auffält ist, dass der Lehrer selbst die Liebe zur MAterie mitbringen muss und ich habe den Eindruck,dass das- gerade bei Physik und/oder Mathematik nicht immer der Fall ist.

    Ich hoffe mal,dass ich einen guten Lehrer bekomme^^

  48. Übrigens: Wenn an jeder Schule ordentlich Physik (und damit auch Astronomie) unterrichtet würde,dann hätten ganz bestimmt viel weniger Leute Angst vor dem (nicht stattfindenden) Weltuntergang 😉

  49. Ich finde das Thema hochinteressant, auch wenn meine schulische Karriere schon an die 40 Jahre her ist. Anscheinend hat sich nahezu nichts verändert, wenn ich mal davon absehe, das einige hier die ART in der Schule unterrichten – was ich irgendwie kaum glauben kann, es sei denn, es geht nur um das grobe Grundkonzept. Es gibt nach wie vor kein einheitliches Konzept, und modern ist es nur dann, wenn sich ein Lehrer selbst dafür einsetzt. Trotz vieler Physikdidaktik-Lehrstühle ist man sich, zumindest nach dem, was ich davon mitbekommen habe, nicht einig, wie man die moderne Physik nahebringen soll. Vielleicht auch deshalb, weil etliche Physiker die moderne Physik zwar werkzeugtechnisch beherrschen, aber ansonsten eher Unbehagen spüren ob des ganz anderen Weltbilds, der Komplexität, und diverser grundsätzlicher offener Fragen.

    Ich hatte Physik/Chemie Leistungsfach und zusätzlich Mathe Leistungskurse. Alle Lehrer waren motiviert und an sich war der Unterricht interessant. In Physik ging es bis zur SRT, aber nur angekratzt. Michelson-Morley, ein paar Transformationen, wie komme ich zu berühmten Formel. Quantenmechanik nur kurz angesprochen, so im Sinne von: Es gibt eine Grenze, ab da ist alles gequantelt, und wenn man draufguckt, ist das deswegen mit einer Änderung dessen verbunden, was man anguckt und daher kann man es nicht genau angucken. Abiarbeit war ein Röhrenverstärker. Mathe war alles drin: Beweismethoden, komplexe Zahlen, bis hin zu einfachen Differentalgleichungen und deren Bedeutung in der Physik. 2 Semester wahlfrei Wahrscheinlichkeitsrechnung und Statistik.

    Die Motivation zu wecken hing aber immer vom Lehrer ab, damals wie heute, an der Schule wie an der Uni. Da hatte ich Glück. Der Chemielehrer fand „Jugend forscht“ gut und hat, wenn sich jemand interessiert hat, das unterstützt bis hin zu Vermittlung von Kontakten in die Industrie, die schon mal mit Chemikalien und Gerät halfen. Er hat auch im Unterricht oft aufgezeigt, wie es weiter gehen könnte. Die Mathelehrer haben es auch geschafft. Ob es nun bei der Vektorrechnung der Selbstbau komplexer Modelle war, oder in Stochastik die Analyse komplexer Spiele, bei denen überraschend ein Ungleichgewicht der Gewinnwahrscheinlichkeit herauskam, was dann in der Pause an Schülern, die den Kurs nicht hatten, ausprobiert wurde. Oder der längst pensionierte und zurückgeholte alte Physiklehrer, der einen Mechanik-Einführungskurs nachmittags außer der Reihe hielt, weil im Lehrplan eine Überschneidung dazu geführt hatte, dass nicht alle den normalen Kurs mitmachen konnten. DER hatte einen Spaß. Geschwindigkeit/Masse/Beschleunigung fanden real auf dem Schulhof statt, wo er mit seinem Privatauto die Länge von Bremswegen etc. zeigte. Weil er Zeit hatte, baute er mit uns zusammen Versuche auf, die wegen Zeitmangels sonst nie aufgebaut wurden. Wir durften in die wirklich gut ausgestattete Sammlung und uns Versuche aussuchen.

    Aber dann die Uni – Physik. Es wurde am Anfang Mathematik ohne Ende betrieben. Die Schulkenntnisse reichten gerade mal wenige Wochen, dann waren sie überholt. Die Lerndichte war gefühlt eine Zehnerpotenz über der der Schule. Am meisten geholfen hatte mir … Altgriechisch aus der Schule. Weil ich die ganzen Zeichen problemlos schreiben/lesen konnte (es war noch die Zeit absolut alles selbst mitschreiben zu müssen, Skripte gab es nicht). Meiner Meinung nach haben damals 50% bis 60% aller Studienanfänger vor dem Vordiplom abgebrochen, weil sie den Frust nicht ertrugen, keine Chance zu haben zeitnah mitzukommen. Nicht wegen mangelnder Intelligenz. Aber was wurde vermittelt? Alle Werkzeuge, die man brauchte, sicher. Man konnte herleiten und berechnen und verstehen, wie diverse Dinge sich mathematisch ergaben. Aber das Konzeptuelle blieb auf der Strecke. Vielleicht das, was Ludmila hier als das Philosophische bezeichnet hat. Es war einfach keine Zeit dafür. Weder bei den Lehrern, noch bei den Studenten. Weder an der Schule, noch an der Uni. Die Erkenntnis, was moderne Physik – also das, was zu meiner Studienzeit bekannt war – für das, für mein Weltbild bedeutet, kam erst viele Jahre nach dem Studium.

    Womit ich bei dem bin, was ich für sinnvoll halte schon in der Schule, und auch an der Uni. Viel mehr das Konzeptuelle (Zeilinger nennt das immer das „Konzeptive“) am Umsturz des Erfahrungsweltbildes in den Vordergrund stellen. Beispielweise nicht Quantelung als einzige Erkenntnis der Quantenmechanik hinzustellen, weil das ein Schüler noch begreift, sondern die wirklichen Knackpunkte wie die Nichtlokalität und die Erkenntnisse von Bell dazu, den Informationsbegriff und die Vollständigkeit der Beschreibung eines Quantensystems, warum es keine verborgene Variablen geben kann, was der objektive Zufall ist und welche Bedeutung er hat, auch philosophisch. Klar kann man die Mathematik dazu nicht bringen in der kurzen zur Verfügung stehenden Zeit. Aber muss man das in der Schule?

    Das nicht einfach zu bringen, sondern Wert darauf zu legen, wie man zu solchen Kenntnissen kommt. Was Wissenschaft ist und dass wissenschaftliche Vorgehensweise nicht nur in der Wissenschaft ihre Berechtigung hat. Schließlich der Umgang mit Informationen. Wie bekomme ich sie, und wie gehe ich damit um. Früher gab es einige wenige Bücher, die man in der Bibliothek sich holen konnte. Heute gibt es Internet und so viele Informationen, dass kaum jemand damit umgehen kann. Auch z.B über Mathe- und Physikbücher. Da tut es mir leid, nicht mehr zu studieren … was gibt es da tolle Sachen und man kann sich das aussuchen, was einem individuell liegt. Hat man eine Denkhürde, einfach den Begriff eingeben, und man bekommt Information aus diversen Blickwinkeln. Finde ich gut. Und schlecht, wenn es dazu führt, sich das Begreifen nicht mehr selbst zu erarbeiten, sondern Copy+Paste Sport zu trainieren. Den Umgang mit der Vielfalt an einfach zu erlangenden Informationen zu lernen, das halte ich für am wichtigsten. Die Motivation zu wecken, es genauer wissen zu wollen. Da sehe ich für mich auch den Ansatz im Schulphysikunterricht. Nicht so viele Gebiete als möglich abdecken, sondern ruhig auf Kosten der anderen in einem in die Tiefe gehen. Ganz gleich, ob nun SRT oder gar ART, ob Quantenmechanik oder Astronomie. Nicht nur über eine Theorie an sich arbeiten, sondern auch deren Entstehung und Folgen, auch für das „Konzeptuelle“.

  50. @Mike

    Das, was du da aus deiner Schulzeit über Physik erzählst, dass ist für mich Physik, wie sie in Schulen stattfinden sollte. Wenn jemand mit der Schule fertig wird und die Frage aufwirft: „Wozu brauch ich Mathe/Physik im realen Leben?“, dann ist an der Schulbildung etwas Grundsätzliches komplett schief gelaufen. Es geht gar nicht so sehr darum, dass er zig Formeln auswendig herbeten kann. Es geht darum, dass in diesen Formeln Zusammenhänge, wenn man so will eine Geschichte steckt. Und die ist das Wichtige, die es zu begreifen und zu verinnerlichen gilt. Die Details, wie zb. Formeln, kann man nachschlagen wenn man sie benötigt. Aber beispielsweise in der Formel für kinetische Energie, da steckt das v im Quadrat drinnen. Das ist das was ich mir merken muss – dass eine Verdoppelung der Geschwindigkeit nicht einfach nur doppelten Schaden beim Aufprall bedeutet.

  51. @Kallewirsch
    Die Zusammenhänge und die Geschichte, die hinter den Formeln steckte hat mir in meiner Schulzeit (die auch schon mehr als 40 Jahre her ist) immer gefehlt. Zusätzlich gab es einen extremen Lehrermangel (Kennt ihr noch den Cartoon mit dem einzelnen Lehrer vor einer Schülermasse: “ Guten Tag, ich bin die Lehrerschwemme. Seid ihr der Pillenknick?“). Teilweise hatten wir nur ein Jahr Physik oder Bio.
    Unser erster Physiklehrer war ein deutsch-amerikanischer Physiker, der gerüchteweise nach Beendigung des Apollo-Programms entlassen wurde. Und der hat uns Pubertierenden Anfangsunterricht Physik gegeben…ohne Pädagogikkenntnisse.
    So ähnlich war das in allen Fächern, aber in den Naturwissenschaften hat es sich extrem ausgewirkt.
    Mittlerweile interessieren mich Themen, die ohne gewisse Grundlagen nur schwer zu verstehen sind.
    Da FF so toll schreibt, lese ich mich seit ein paar Monaten durch diesen Blog (von vorne nach hinten und umgekehrt) und versuche so viel möglich zu lernen. Und da ich das nur zum Privatvergnügen mache, fragt mich ja keiner ab 🙂
    Nur mitdiskutieren kann ich leider selten.

  52. Nur mitdiskutieren kann ich leider selten.

    Keine Scheu. Wenn du irgendwo auf dem Holzweg bist, dann sagt dir das schon wer. Ja, manchmal braucht man auch ein dickes Fell, zugegeben, aber unterm Strich lernt man unendlich viel. Und manchmal ist es genau die eine Erwiderung, die den berüchtigten Aha-Effekt auslöst.

  53. @Kallewirsch

    Physik, wie sie in Schulen stattfinden sollte. Wenn jemand mit der Schule fertig wird und die Frage aufwirft: “Wozu brauch ich Mathe/Physik im realen Leben?”, dann ist an der Schulbildung etwas Grundsätzliches komplett schief gelaufen

    Bei einigen von uns war dann eher die Frage, wie man überhaupt etwas anderes als eine Natur- bzw. Ingenieurwissenschaft studieren könne 😉

    Aber es war Zufall, und nicht der Lehrplan. Glück, an die richtigen Lehrer gekommen zu sein, die es sich auch mal geleistet haben, etwas neben dem Lehrplan zu machen. Heute müssen sie Sorge tragen, dass das Zentralabitur mit für allen gleichen Fragen auch bestanden wird. Einerseits ist es ja ganz nett, für alle dasselbe Bildungsniveau erreichen zu wollen – aber sagt das etwas darüber aus, wie sich jemand danach entwickelt? Für mich ist Motivation das Zauberwort. Finde ich viel wichtiger als fehlendes Detailwissen, denn das lässt sich mit Motivation immer erarbeiten bzw. nachholen. Ich denke, die Gleichmacherei lässt für motivations- und erkenntnisfördernde individuelle Angebote keinen Raum mehr – der Lehrer, der das macht, bestraft quasi seine Schüler damit, weil dann das Zentralabi für sie viel schwerer wird – sowas will kein Lehrer.

  54. Das größte Problem in Deutschland ist die mangelnde Einigkeit der Bundesländer. Bildung ist hier nur Ländersache. Ein Realschulabschluss in Bundesland A ist nicht mit dem Realschulabschluss in Bundesland B vergleichbar. Themen, die bei A in einer Klassenarbeit der Oberstufe vorkommen, waren bei B schon zwei oder drei Stufen / Jahre davor behandelt worden.

    Und nicht nur die Bundesländer unterscheiden sich, auch von Schule zu Schule ist der Stoff anders. Es gibt zwar einen Lehrplan, aber das dient den meisten Lehrern nur als Orientierhilfe.

    Das Bildungssystem in Deutschland ist ein reines Chaos.

    Aber das beste Bildungssystem bringt nichts, wenn die Lehrer nicht richtig unterrichten können.
    Der Lieblingsspruch meines Physiklehrers in der Realschule war: „Ich erklär euch das nicht, ihr würdet es eh nicht verstehen.“ – Dabei ging es um eins der Themen in der nächsten Klassenarbeit.

    Mathe war in der Realschule eigentlich TOP, was aber größtenteils am Lehrer lag. Als dieser noch vor Ende des ersten Halbjahres der Abschlussklasse weg fiel und wir unseren Physiklehrer in Mathe bekamen, sank der Durchschnitt von 2 auf 5.
    Meinen Realschulabschluss habe ich dann mit 5 in Mathe und Physik nur knapp bestanden.

    Ein Jahr später in der Fachoberschule für Wirtschaft hatte ich dann wieder ne 2 in beiden Fächern und hier entdeckte ich auch den Spaß an Mathe und Physik.

    An den genauen Stoff kann ich mich nicht mehr erinnern. Mathe und Physik hatte ich seit 4 Jahren nicht mehr und im Berufsalltag reichen die Grundrechenarten.
    Solche Sachen wie die ART oder Quantentheorie hatten wir aber nie. Auch Wahrscheinlichkeitsrechnungen habe ich nie gelernt. Quadratische und Ökonomische Funktionen, Kurvendiskussion, Integralrechnung, Binomische Formeln etc. kenne ich aber.

  55. @Kallewirsch
    Danke noch mal für’s Mut machen!
    Eigentlich sitze ich ja an der Quelle: mein Freund ist Mathe- und Techniklehrer an einer RS. Aber meistens ist er zu schwer damit beschäftigt seinen Schülern ordentliches Rüstzeug mitzugeben, z. B. durch Teilnahme an Jugend forscht etc. 🙂

  56. die dramatische Lehrersituation ist noch schlimmer als das Schulsystem an sich. Meine Tochter hatte einen völlig desinteressierten unfähigen Physiklehrer, der auch Mathe unterrichtet hat. Sie hat wegen der schlechten Lehrer das Gymnasium gewechselt. Physik hat sie bei der ersten Gelegenheit abgewählt. Und – obwohl meine Tochter dieses Jahr das Abi macht und wahrscheinlich mit einem Durchschnitt von 1,6 bis 1,8, bin ich sicher, dass meine Tochter nicht mehr in Physik gelernt hat als Elektromagnetismus – und das wahrscheinlich nicht mal auf dem Gymnasium, sondern von einem Physikstudenten, der in ihrer Grundschule nachmittags interessierten Schülern und Schülerinnen die Physik nahebringen wollte. Die Relativitätstheorie und die Quantenphysik kennt sie nur vom Namen her. Sie ist auch ziemlich sicher, dass das nutzloses Wissen ist, das man nicht schon in der Schule lernen sollte, sondern erst beim Studium.

    Sie macht das Abi in 12 Jahren, hat meist erst zwischen 15.30 Uhr und 18.00 Uhr Schule und ist ziemlich gestresst, weil sie dazu noch Hausaufgaben aufhaben und oftmals drei Klausuren hintereinander schreiben, also an drei aufeinanderfolgenden Tagen. Trotzdem haben sie in der Schule meiner Ansicht nach nicht so viel gelernt wie meine älteren Töchter, die 1994 und 96 das Abi gemacht haben.
    Wenn unfähige Lehrer nicht gekündigt werden können, ist das sehr dramatisch. Das erste Gymansium meiner Tochter war scheinbar ein Auffanglager für gescheiterte Lehrer. Die armen Kinder.

  57. Berichtigung: …hat meist erst zwischen 15.30 Uhr und 18.00 Uhr Schulschluss…

    Das 2. Gymnasium war für die meisten Fächer die bessere Wahl, aber leider nicht für alle Fächer. Teilweise hat sie favorisierte Fächer umgewählt nur wegen eines unfähigen Lehrers

  58. Meine Matura war im ’83-er Jahr und wir haben einiges der speziellen Relativitätstheorie gelernt, also Lorentzkontraktion und die Diskussion des Michelson-Morley-Experiments. Auch de Broglie Materiewellen (also Quantentheorie) und Photoeffekt waren uns damals ein Begriff. Vom Max von Laue Experiment (Nachweis, dass Röntgenstrahlen Wellen sind) hörte ich sogar in Biologie.
    Generell hatten diese Themen aber eher informativen Charakter, Aufgaben bei denen etwas berechnet werden musste, gab es weniger.

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