Wenn das Auto eine Panne hat, dann ruft man den ADAC. Wenn ein Satellit defekt ist oder keinen Treibstoff mehr hat, dann gibt es keinen „gelben Engel“, der zur Hilfe kommt. Dann wird das Teil zu einem weiteren Stück Weltraumschrott, von dem es jetzt schon viel zu viel gibt. Ganz dem Klischee der ordnungsliebenden Deutschen will nun aber das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) im All ein wenig Ordnung schaffen.

Der Weltraumschrott kann sich durchaus zu einem großen Problem entwickeln, beziehungsweise ist das jetzt schon. Das All ist zwar groß, aber die Satelliten verteilen sich nicht gleichmäßig um die Erde, sondern sammeln sich meist an bestimmten Orten (zum Beispiel den für die Telekommunikation wichtigen geostationären Orbits). Und wenn dort immer mehr Schrott herum fliegt, dann steigt die Chance, noch funktionstüchtige Satelliten zu beschädigen. Man schätzt, dass sich über 600000 Trümmerteile, die größer als ein Zentimeter sind, in einem Orbit um die Erde befinden. 20000 sind größer als 10 Zentimeter. Und alle können Schaden anrichten.

Großer Weltraummüll: Eine Delta-2-Oberstufe (Bild: NASA)

Den Müll los zu werden, ist schwierig. Man kann warten, bis er irgendwann von selbst auf die Erde fällt. Das passiert immer wieder. Mal völlig unerwartet, mal weiß man vorher Bescheid. Aber das Müllproblem löst sich dadurch nicht. Je weiter entfernt sich ein Objekt von der Erde befindet, desto länger dauert es, bis die Reibung mit der Restatmosphäre es zum Absturz bringt. Spionagesatelliten die nur knapp 100 km hoch fliegen, stürzen schon nach wenigen Monaten ab. Objekte in geostationären Orbits befinden sich aber über 30000 km von der Erdoberfläche entfernt. Die Reibung mit der Atmosphäre ist hier nicht mehr existent und im Prinzip kann der Schrott dort beliebig lange überleben. Und jedesmal, wenn Müllteile im Weltall kollidieren, wird noch mehr Müll erzeugt…

Man kann auch nicht einfach mit einer Art „Staubsauger“ durchs All fliegen (ja, ich habe „Spaceballs“ gesehen – aber ehrlich gesagt fand ich den Film nie so toll). Im Weltraum manövriert es sich nicht so einfach wie im Science-Fiction-Film und es ist nicht möglich, einfach so von Schrottteil zu Schrottteil zu flitzen und es einzusammeln. Das würde Unmengen an Treibstoff verbrauchen und – das All ist groß!! – verdammt lange dauern. Es gibt zwar Ideen, wie man den Schrott entfernen kann. Aber auch hier kann der Müll nur für Stück für Stück entfernt werden und jede Mission die dafür neu gestartet werden muss, ist nicht nur teuer, sondern erzeugt zwangsläufig wieder neuen Müll (ausgebrannte Raketenstufen, Rückstände der Booster, etc).

Kleiner Weltraummüll: Aluminiumoxid aus einem Shuttle-Booster (Bild: NASA)

Das DLR will nun dafür sorgen, dass zumindest kaputte Satelliten nicht so schnell als Müll enden. Sie haben die Firma Astrium mit der Durchführung einer Studie beauftragt, die einen Pannendienst fürs All vorbereiten soll. Das Projekt nennt sich (etwas seltsam denglisch) „Deutsche Orbitale Servicing Mission“ oder kurz DEOS. DEOS soll einen defekten Satelliten im All einfangen und reparieren können. Oder auch auftanken, wenn der Treibstoff alle ist, damit der Satellit noch auf eine „Parkbahn“ gebracht werden kann, wo er niemanden stört anstatt als Weltraummüll im Weg herum zu fliegen. Im Rahmen von DEOS sollen zwei Satelliten gebaut werden, die das im All unter echten Bedingungen testen. Ein „Client“ – quasi das Gegenstück zum Auto mit rauchender Motorhaube das am Straßenrand steht – und ein „Servicer“, der probiert, den Client wieder flott zu machen.

DEOS ist prinzipiell eine gute Sache. Wenn wir schon keinen vernünftigen Weg haben, um Weltraumschrott zu beseitigen, dann sollten wir zumindest dafür sorgen, dass er nicht immer mehr wird. Aber ich bin skeptisch. Das Problem mit dem Weltraummüll ist, dass er sich im Weltraum befindet. Alles was man anstellt, um ihn zu entsorgen, braucht deswegen auch teure Weltraummissionen. Es gibt genügend Konzepte für solche Entsorgungsmissionen. Aber wer soll das bezahlen? Wer will das bezahlen? Wer gibt haufenweise Geld aus, nur um im All ein wenig Müll weg zu räumen? Die Raumfahrt ist leider genauso den Zwängen der Wirtschaft unterworfen wie der Rest der Welt. Ein Betreiber von Fernsehsatelliten wird nicht unnötig Geld für Müllmissionen ausgeben, wenn er es vermeiden kann. Wenn man die Wahl hat, die Lebensdauer des Satelliten zu verlängern und den Treibstoff bis zum letzten „Tropfen“ aufzubrauchen oder ihn den Dienst früher einstellen zu lassen, damit er mit dem restlichen Treibstoff noch in eine sichere Parkbahn gebracht werden kann: wofür werden sich gewinnorientierte Unternehmen zwangsläufig entscheiden?

DEOS ist insofern ein guter Ansatz, als dass die Satelliten auch zur Reparatur dienen und keine reinen „Müllentsorgungssatelliten“ sind. Wie effektiv DEOS bei dieser Aufgabe sein kann, wird sich noch zeigen. Billig wird es auf jeden Fall nicht. Auch DEOS ist kein „fliegendes Müllauto“, dass durchs All fliegt und den Schrott einfach Stück für Stück einsammelt. DEOS wird sich ein Müllteil greifen, es in die Atmosphäre steuern und dort gemeinsam mit dem Müll verglühen. Dann ist zwar ein störendes Objekt weniger im Orbit. Aber das Problem des Weltraummülls wird so auch DEOS nicht lösen können. Da wird es irgendeinen komplett neuen Ansatz brauchen…

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33 Gedanken zu „DEOS: Der Pannendienst für den Weltraum“
  1. Kann man nicht von den Raketenbetreibern, ueber die Satelliten in den Weltraum gebracht werden, einen Aufschlag zwecks „Muellentsorgung“ verlangen? Die wuerden das natuerlich an die Satellitenbetreiber weitergeben.

  2. Das ist einem gar nicht so bewusst gewesen dieses Thema das es soviel Müll im All gibt.
    Kann dann eigentlich rein Theoretisch überall auf der Erde so ein Teil runterkommen ohne das man das verhindern kann?
    Der Ansatz wäre doch eigentlich das jeder der was ins All schiesst auch für die Entsorgung bezahlen muss also Praktisch die Deos finanziell unterstützen muss.

  3. @Der Optimierer

    Das ist durchaus richtig, jedoch wer soll das regeln, in Gesetzefassen, sodass es für alle Betreiber zwingend ist. Es müssen diesbezüglich Internationale Verträge geschlossen werden, die dann in antionales Gesetz umgewandelt werden. Das würde aber die staatlichen, und halbstaatlichen Weltraummissionen wiederum teurer machen, weswegen es schwierig sein wird, dass ein solcher Vertrag akzeptanz findet. So lange es nicht wirklich ein unkallkulierbares Problem ist, scheint es schwierig zu sein, dass solche Gesetze entwickelt werden würden oder die Betreiber das freiwillig machen.

  4. es war einmal ein Berg, der der höchste der Welt war und eigentlich am Ar** der Welt lag. Dennoch versuchten immer wieder Experten und Profis im Berge erklimmen, diesen zu besteigen. Letztendlich schaffte es einer mit Hilfe der einheimischen Bevölkerung, die bekannt ist für Naturverbundenheit und nachhaltigem Leben. Und so wurden immer mehr dieser Naturfreunde zu Bergsteigern und erklommen munter zu Dutzenden den Berg.
    Tja – und irgendwann merkte einer, das der Mount Everest zur wohl höchstgelegenen Mülldeponie des Planeten verkommen ist…… Warum soll das im Weltraum anders sein? Aber solange Platz da oben ist, wird sich nichts ändern (ach ja: alle 3 – 5 Jahre wird eine Kommission mahnend darauf hinweise, das da oben zu viel Müll ist – das wars… oder aktuell: Liebe Staaten, macht keine Schulden – das wird böse Enden! Jaaaaa Papi)

  5. Kann dann eigentlich rein Theoretisch überall auf der Erde so ein Teil runterkommen ohne das man das verhindern kann?

    theoretisch: ja
    Aber: Nicht alle Bahnen bzw. Bahnebenen werden gleich stark frequentiert. Hoch im Norden und weit im Süden ist es eher unwahrscheinlich, dass dich etwas erwischt. DIe meisten Bahnen laufen nicht über bzw. in der Nähe der Pole.
    Und dann ist natürlich die Sache auch die, dass die wenigsten Trümmer es bis zum Boden schaffen.
    Alles in allem: Es ist (noch) ziemlich unwahrscheinlich, dass dir ein Stück Satellit auf den Kopf fällt. Das meiste, was durchkommt, fliegt sowieso in die Meere (was die Sache allerdings auch nicht besser macht).

  6. Ein “Client” – quasi das Gegenstück zum Auto mit rauchender Motorhaube das am Straßenrand steht – und ein “Servicer”, der probiert, den Client wieder flott zu machen.

    Hmm. Das kann dann aber nur eine Studie für zukünftiges Design sein. Die wenigsten Satelliten haben so etwas wie einen Tankstutzen an Bord, über den man Treibstoff nachfüllen könnte. So gesehen erscheint mir das für die momentane Situation ein wenig weltfremd.

    DEOS wird sich ein Müllteil greifen, es in die Atmosphäre steuern und dort gemeinsam mit dem Müll verglühen

    Da muss ich mich aber schon nach dem Sinn fragen. DEOS braucht doch dem Teil nur einen entsprechenden Impuls verpassen, danach kann er für sich selbst den Impuls wieder rückgängig machen und ‚auf gehts zum nächsten Kandidaten‘.
    (Das das bei der Vielzahl an Kandidaten natürlich nur ein Tropfen auf dem heißen Stein sein kann, ist schon klar. Aber besser als eine Einwegmission sollte sowas dann doch sein)

  7. Wenn man die Wahl hat, …. wofür werden sich gewinnorientierte Unternehmen zwangsläufig entscheiden?

    Das darf IMHO keine Wahlmöglichkeit sein, sondern wird denen so vorgeschrieben.
    Ja, ja, ich weiß schon. Wie will man denen sowas vorschreiben, wenn wir es noch nicht mal schaffen, nationenübergreifend die Emmissionen zu begrenzen.

  8. @ Constantin

    Kann man nicht von den Raketenbetreibern, ueber die Satelliten in den Weltraum gebracht werden, einen Aufschlag zwecks “Muellentsorgung” verlangen?

    Das wird in den letzten Jahren praktisch gemacht, wenngleich nicht als Beitrag zur Müllentsorgung sondern eher zur Müllvermeidung.
    Die Satelliten, die heutzutage gestartet werden, müssen über ihre geplante Lebensdauer hinaus so viel Treibstoff zusätzlich an Bord haben, um sich – je nach Umlaufbahn – nach oben in eine ungefährliche Parkposition zu beschleunigen oder soweit abzubremsen, dass sie innerhalb der nächsten Jahre kontrolliert in der Atmosphäre verglühen bzw. über unbewohntem Gebiet abstürzen.
    Das größte Problem sind aber nicht die alten Satelliten sondern die unzähligen kleinen Trümmerteile aus Stufenabtrennungen oder schon erfolgten Kollisionen.
    Diese zentimetergroßen Teile fliegen mit einer Eigengeschwindigkeit von rd. 28.000 km/h um die Erde und durchschlagen halt alles, was ihre Bahn kreuzt.
    Und diese Bröckele einzusammeln grenzt an das Unmögliche. Eine leise Vorstellung – und das in nur zwei Dimensionen und bei freier Beweglichkeit – gäbe die Aufgabe, den Pazifik von umher schwimmenden Styroporkügelchen zu befreien…

  9. @FF

    Diese Situation zeigen zumindest die Bilder auf der DLR Seite:

    So siehts tatsächlich aus.

    Bei der DEOS-Mission geht es um das zerstörungsfreie Einfangen eines taumelnden, „unkooperativen“ Satelliten durch einen Service-Satelliten und die anschließende Entsorgung des gekoppelten Satellitenverbundes.

    Ok, da hab ich auch was übersehen. ‚taumelnd‘. Einen Gegenstand, der sich wild um alle Achsen dreht in den Griff zu bekommen, ist nicht so einfach. So gesehen, macht das natürlich wieder Sinn, wenn man das vorab erprobt und damit Erfahrung sammelt.
    Und dann sagt ja auch keiner, dass man bei Einwegmissionen stehen bleiben muss.
    So gesehen hab ich da vorschnell geurteilt.

  10. @Kallewirsch

    DEOS braucht doch dem Teil nur einen entsprechenden Impuls verpassen, danach kann er für sich selbst den Impuls wieder rückgängig machen und ‘auf gehts zum nächsten Kandidaten’.

    Im Spiegel stand, dass DEOS mit dem Satelliten zusammen gezielt zum Absturz gebracht wird. Du brauchst also immer wieder einen neuen DEOS für den nächsten Satelliten. Das ist teuer.

    Man kann nur versuchen, den Satelliten klein und leicht zu halten, damit man bei einem Start gleich mehrere hochschießen kann und sie ihre Ziele mit möglichst wenig Treibstoff erreichen.

    Eigentlich sollte sich jeder (LEO-) Satellit selbst am Lebensende de-orbiten (GEO-Satelliten sollten die GEO-Bahn verlassen) und nur im Falle, dass einem dies wegen eines Defekts nicht gelingt, sollte DEOS als Ausputzer helfen. Gegen den kleinen Schrott hilft er nicht direkt, nur durch unkontrollierte Zusammenstöße alter Satellitenleichen weiter entstehenden kleinen Schrott zu vermeiden.

  11. @Kallewirsch soweit ich weiß werden die Satelitten relativ spät betankt – irgend eine Tankvorrichtung sollten sie schon haben. Die Frage ist dann wie man an da ran kommt. Oder kann man z.B. über die Düse Treibstoff nachfüllen?

  12. Man könnte diese Gebühr ja gleich erheben beim Endverbraucher wenn man z.B. eine Sateliten Schüssel kauft zahlt man halt einmalig 20 Euro mehr für die Müllentsorgung.
    Bei einem Kabel Anschluss könnte man das Monatlich machen so das jeder 50 cent im Monat mehr bezahlt das tut keinem weh.
    @anmasijo
    Diese zentimetergroßen Teile fliegen mit einer Eigengeschwindigkeit von rd. 28.000 km/h um die Erde und durchschlagen halt alles, was ihre Bahn kreuzt.
    Wie kann man dann eigentlich noch überhaupt einen Sateliten oder Rakete starten wenn es soviele kleine Teile gibt die alles durchschlagen können.

  13. Wenn man schon keinen Staubsauger zum Müllbeseitungen einsetzen kann, wie wäre es dann mit einem Gebläse? Also ein Müllaufräumsatellit der sich an hochfliegenden Weltraummüll heranpirscht um ihn mit einer gezielten Sprühdosis Gas abzubremsen. Ziel wäre es die Bahn elliptischer zu gestalten dass der Weltraummüll zeitweise mit dem obersten Rand der Atmospähre in Berührung kommt und sich dann von selbst aus der Erdumlaufbahn verabschiedet.

    Das Ausbringen von Gas sollte auch über 400 km Höhe problemlos möglich sein, damit vergößert man das Weltraummüll-Problem wohl nicht.

  14. @Silava

    Und was soll das Gas bewirken? Das verteilt sich mit Freuden ins verfügbare Vakuum, das kannst Du nicht großartig fokussieren. Bestenfalls in Form eines schnellen Schubstrahls aus einer Düse. Der treibt allerdings dann den DEOS mit Macht vom Zielobjekt weg.

  15. Magnetische Müllentsorgung mittels einer grossen Railgun: die Idee in etwa, eine ca. 100 m lange zylindrische Hochleistungsspule mit einem Durchmesser von min. 20 m wird als eine autonome Einheit in eine Erdumlaufbahn gebracht, deren Oberfläche mit Solarzellen belegt ist und die selbstständig nach Müllobjekten unterschiedlicher Grösse Ausschau hält und diese über einen Ionenantrieb zielsicher anfliegt, sodass die zu entsorgenden Objekte sich stets an einem Ende jeweils im Mittelpunkt der Railgunspule zu stehen kommt… von diesen zentrierten Müll – Objekt ausgehend wird die gesamte Spule so gedreht bis sich deren zylindrische Achse in Richtung der Sonne zu stehen kommt, natürlich unter Berücksichtigung aller weiteren Parameter, wie Masse des Objektes, voraussichtliche Flugbahn bis zur Sonne inkl. der Einflüsse der inneren Planeten, u.ä.m…. nachdem die Flugbahn exakt errechnet wurde wird das Objekt im inneren der zylindrischen Railgunspule elektromagnetisch – kinetisch hochgefahren, und somit das weiterhin zentrierte Müllobjekt mit zunehmend rasender Geschwindigkeit in Zielrichtung der Sonne abgefeuert… die reale Grösse einer solchen autonomen Railgunspule richtet sich nach der grössten im nahen Erdfeld vorhandenen Müllobjekt, und wenn man möchte kann man damit auch den Mond beschiessen, womit die Metallteile wieder zu verwerten sind… also nur mal rein hypothetisch… 🙂

  16. Video Beispiel (Naval Research): BAE Electromagnetic Railgun im Prinzip, allerdings müssten die (metallischen) Müllobjekte im Inneren der zylindrischen Spule nahezu berührungslos mittels superstarken sich zunehmend rascher bewegenden Magnetfeldern in eine Richtung beschleunigt werden, also etwa analog wie bei einem Linearmotor…

  17. Könnte man die ganzen Teile (oder zumindest diejenigen, die man noch irgendwie manövrieren kann) nicht einfach aus der Erdumlaufbahn herauskegeln? Bei den Mondmissionen war das ja auch nicht wirklich so schwer. Und dann flitzt der Weltraumschrott entweder in die Tiefen des Alls oder noch besser gleich in unsere Sonne.

  18. @Alderamin
    Klar wird auch so ein Müllentsorgungssatellit abgelenkt, das lässt sich nicht vermeiden. Aber der muss nach getaner Arbeit ohnehin ein neues Stück Weltraummüll ansteuern. Mir geht es darum wie man auch kleinere Stücke Weltraummüll aus dem Orbit zu bekommt, viele Möglichkeiten sehe ich da nicht.

  19. @noch’n Flo

    In die Sonne schießen ist schwer, dann musst Du ein Delta-v von 29.8 km/s aufbringen. Aus dem Sonnensystem raus braucht es nur 16.6 km/s.

    Man will das Zeug auch nicht im Sonnenorbit haben, dann verliert man es ganz aus den Augen (hat man bei den Apollo-Oberstufen). Wer weiß, wann man da eines Tages mal lang fliegt, und es kommt ja alles wieder bis zur Erdbahn zurück wegen der Energieerhaltung… Ok, Platz genug wäre da, die Chance, das nochmal wieder zu sehen ist klein.

    Am einfachsten ist aber de-orbiten, dann reichen ein paar hundert m/s Delta-v und das Zeug verglüht.

  20. @Alderamin: interessant, und wieviel Delta-v braucht es um den Edelschrott auf dem Mond aufprallen zu lassen, immerhin wäre es dann wieder verwertbar da beim Eintritt nichts verglüht, sondern nur auf deren Oberfläche zerschellt… der Bergbau auf dem Mond kommt ja bald, also ja nichts verschwenden…

  21. @Beobachter

    Aus der niedrigen Erdumlaufbahn 3,4 km/s, die Differenz aus der Fluchtgeschwindigkeit der Erde und der Kreisbahngeschwindigkeit aus der niedrigen Umlaufbahn. Allerdings muss man sehr genau auf den Mond zielen, nachkorrigieren geht nicht, die Bahn ist gekrümmt, und wenn man verfehlt, hat man nur eine Umlaufbahn um die Sonne erreicht, die den Schrott immer mal wieder zurück zur Erdbahn bringt.

  22. @Alderamin: gut, die 3.4 km/s bekommt man doch locker hin mit solch einer Elektromagnetischen Railgun, nur halt etwas erweitert als Linearmotor,… die kleineren Objekte (≤ als ein Fussball) könnte man mittels Leistungslaser einfach verdampfen, der Lichtdruck der Sonne erledigt dann den Rest…

  23. mein gott na, machts euch doch nichts ins hemd. der japanische physiker fukari mansari hat doch schon im jahr 2003 errechnet das höchstens alle 45 jahre zu einem unkontrollierten absturz kommen kann. alles andere ist panikmache in meinen augen.

    1. @tori: „mein gott na, machts euch doch nichts ins hemd. „

      Hier gehts nicht um die Gefahr durch herabfallende Dinger. Die ist minimal und vernachlässigbar gering. Der Müll ist IM ALL ein Problem, weil irgendwann die Orbits so zugemüllt sind, dass man dort keine Satelliten mehr hin schicken kann, ohne das sie sofort wieder durch die Kollision mit einem Müllteil zerstört werden. Und wir brauchen Satelliten… https://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2010/11/18/ein-tag-ohne-raumfahrt-nicht-so-toll/

  24. @Beobachter

    Der einfachste Weg ist aber immer nach unten (bei GEO-Satelliten möglicherweise nicht, müsste ich mal ausrechnen). Die Rail Gun könnte ja auch nach unten schießen und dann weniger Energie verbrauchen und weniger Rückstoß erhalten, den sie dann durch Triebwerke und Treibstoff wieder eliminieren müsste.

    Wobei ich noch nicht verstanden habe, wie man die kleineren Objekte alle einsammeln soll (die aus viel Kunststoff und Aluminium bestehen und sich ziemlich zerlegen dürften, wenn sie sich in einer Railgun mit ein paar hundert G überhaupt beschleunigen lassen).

  25. @ Optimierer: tatsächlich muss man schon ziemlich genau hinschauen, ob da, wo man entlangfliegen will, nichts in die Quere kommen kann — und genau DAS ist das Problem. Es wird schlicht SO ENG, dass der Aufwand allmählich die in Kauf zu nehmenden Kosten für Müllentsorgung rechtfertigt.
    Es werden in den USA speziell, aber auch durch die ESA, die allermeisten der Stücke >= 10 cm überwacht, also tatsächlich Buch geführt, wo diese gerade herumschwirren.
    Bei den noch kleineren Trümmern wird das dann schwierig…
    In einem Vortrag im DLR Stuttgart wurde letztes Jahr ein Projekt vorgestellt, dass solche kleinen Geschosse durch Laserbeschuss (von der Erde aus) und der daraus resultierenden Verdampfung von Oberflächenmaterial und damit einem der Bewegungsrichtung entgegengesetzen Impuls so weit abbremsen soll, dass diese nach spätestens 25 Jahren in die Atmosphäre zum Verglühen geschickt werden.
    Ich war bei diesem Vortrag tief beeindruckt und erschrocken über die relativ ausgeprägte Machtlosigkeit sowie die Maßstäbe zeitlicher und räumlicher Art, der wir Menschen dem selbst geschaffenen Problem gegenüber stehen…

  26. Also da passt doch ein früherer Kommentar von mir sehr gut rein. Ich zitiere mich mal ungefähr selbst:

    Planetes (oder die “Wanderer”) finde ich sehr fein. Gerade weil es so unaufgeregt und realistisch angelegt ist. Die Müllsammler im All haben letztlich ganz ähnliche Probleme wie andere auch: Andauernder Papierkrieg mit der bekloppten Verwaltung, ständige Budgetkürzungen, weil die Wasserköppe weiter oben die eigene Arbeit als unnötig und nur Kosten verursachend ansehen….die einzige, die im Büro wirklich wie blöd arbeitet ist die von der Zeitarbeit abgestellte Leiharbeiterin, die eine Scheißangst um ihren unsicheren Job hat…also:
    “Fast wia im richtigen Leben”
    Wobei die Serie ja am Anfang als “Slice of Life”-Einzelepisoden angelegt ist, dann aber zum letzten Viertel hin tatsächlich in einer zusammenhängenden Geschichte ganz unerwartet sonnensystemisch rasant wird. Ich habe ziemlich lange gebraucht, bis ich durch war, weil es mich zwischendrin nicht so gefesselt hat und ich andere Serien zwischen geschoben habe. Bin aber immer wieder zurückgekommen und gegen Ende hin habe ich nix anderes mehr gekuckt.
    ^____^

    Der Manga dazu ist schon 1999 entstanden. Nicht schlecht voraus gekuckt.

  27. @Alderamin: nach unten zu schiessen könnte sogar von Vorteil sein (solange keine radioaktiven od. a. giftige Substanzen in grösseren Mengen in die Atmosphäre gelangen) immerhin erhöht man bei jeden Schuss nach unten ein wenig die Umlaufbahn der Rail Gun… falls Aluminium der Hauptbestandteil eines Objektes ist müsste man einen Wirbelstrom in die Alu – Masse induzieren (Analog wie beim Wirbelstrommotor) bevor man diese über einzeln geschaltete Spulensegmente entlang der Zylinderachse magnetisch beschleunigt… müsste im Prinzip eigentlich gut funktionieren, nur sind halt alle Materialien für immer verloren, verglühen, verdampfen einfach beim Eintritt in die Erdatmosphäre… evtl. Kunststoffe könnte man mittels Laser in grosse Kugeln zusammenschmelzen und vielleicht gleich auf einer erweiterten Raumstation (od. ISS?) neu aufbereiten… noch besser wäre es gleich eine entsprechend grosse Solarschmelzanlage, inkl. einer professionellen Industrieproduktion (Recycling) für alle Materialien die so im nahen Erdfeld herumschwirren gleich neu zu installieren…

    Wahnsinn: das müssten eigentlich tausende Tonnen an verwertbarem Material sein, wenn bereits über 150 Millionen Müllobjekte im nahen Erdfeld herumschwirren, oder?…

    Quellen: [1], [2]

    der nächste Schwarm ist schon bald unterwegs… 😉

  28. Neue Idee: wenn man einen LHC – Ring in 30 km Höhe gleich rund um die Erde herum baut, so könnten auf diese Art gleich alle Schrottteile mit am LHC – Ring entlang fahrbaren Leistungslaser(n) zum verdampfen gebracht werden, oder eben nach belieben gleich eingefangen werden… der weitere Vorteil eines solchen gigantischen Projektes wäre die Erforschung der höchsten Teilchenenergien, die man nun selbst beliebig injizieren könnte… inkl. endlich den Anbau der Sehnlichst herbeigewünschten Seilaufzügen… 30 km Höhe sind doch ein Klacks, die zukünftigen LHC – Ringsegmente und alle weiteren Materialien bringt man in der Bauphase mit riesigen Helium – Zeppelins hoch, und nach dem zusammenfügen hält die Schwerkraft ohnehin alles optimal zusammen… auch für die Tourismus – Branche wäre z.B. für Hotels rund um die Welt entlang des LHC – Ringes ausreichend Platz, besonders aber für Wissenschafter als Dauergäste… also echt mal ein mutiges und überaus faszinierendes Projekt mit einen phänomenalen Ausblick aus 30 km Höhe, und all den ollen Schrott bekommen wir damit auch gleich weg… 🙂

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