Wenn man über Wissenschaft schreibt, dann sollte man nach Möglichkeit auf die Primärquellen zurückgreifen. Das bedeutet, man sollte den originalen Forschungsartikel lesen, den die Wissenschaftler in einer Fachzeitschrift veröffentlicht haben. Leider ist das nicht immer so einfach. Das Abonnement einer wissenschaftliche Fachzeitschrift ist meist enorm teuer (einige Tausend Euro pro Jahr) und Privatpersonen können sich das normalerweise nicht leisten – vor allem nicht, weil es tausende Fachzeitschriften gibt. Und leider wird nicht jeder Artikel von den Forschern auch auf frei zugänglichen Plattformen wie arXiv veröffentlicht. Keinen Zugriff auf wissenschaftliche Primärquellen zu haben ist ganz besonders nervig, wenn es um wirklich interessante und außergewöhnliche Forschungsergebnisse geht. Da möchte man dann wirklich die ganze Geschichte kennen, bevor man anfängt, darüber zu schreiben. In so einem Fall werden von den Verlagen der entsprechenden Fachzeitschriften meistens schon vor ab Informationen veröffentlicht, damit sich die Journalisten entsprechend vorbereiten können. Aber nicht jeder bekommt diese Nachrichten, die immer mit einer Sperrfrist versehen sind. Ich zum Beispiel nicht.

Wenn mich jemand nach meinem Job fragt, dann antworte ich meistens mit „Wissenschaftsautor“. Soll heißen: Ich verdiene mein Geld damit, über Wissenschaft zu schreiben. Das ist nicht gleichbedeutend mit „Wissenschaftsjournalist“. Mein Blog ist keine Online-Zeitung. Manche Texte, die ich hier veröffentliche, könnten auch in Zeitungen veröffentlicht werden (und manche wurden auch in Zeitungen veröffentlicht), manche definitiv nicht. An einen journalistischen Text werden ganz andere formale Ansprüche gestellt als an einen Blogartikel. Ich schreibe hier meistens aus einer ganz persönlichen und subjektiven Perspektive über Wissenschaft wohingegen man im normalen Journalismus mehr objektiv und unpersönlich schreiben sollte. Die Grenzen sind allerdings fließend.

Abgesehen von meinem Blog schreibe ich aber in letzter Zeit auch andere Texte. Und hier dann auch durchaus mit journalistischen Anspruch. Ich habe zum Beispiel Artikel in der Zeitschrift Interstellarum veröffentlicht (ein Magazin für Hobbyastronomen). Ich habe für das Online-Magazin des Spektrum-Verlags geschrieben. Ich habe Artikel in „Profil Wissen“ veröffentlicht, einem österreichischen Wissenschaftsmagazin (vergleichbar vielleicht mit „Spiegel Wissen“). Ok, ich bin kein ausgebildeter Journalist. Und der Großteil meiner Arbeit besteht aus Texten, die ich nicht als „journalistisch“ bezeichnen würde. Aber ich schreibe über Wissenschaft und manchmal mache ich das auf die gleiche Art, wie es die echten Wissenschaftsjournalisten tun und veröffentliche meine Texte auch entsprechend. Leider stehen mir aber nicht immer die gleichen Ressourcen zur Verfügung.

Als ich noch Wissenschaftler war, hatte ich über die Universität Zugriff auf die meisten wissenschaftlichen Fachzeitschriften (wenn auch nicht auf alle). Es war also kein Problem, an die Artikel zu kommen. Heute bin ich selbständig. Wenn ich wissenschaftliche Artikel lesen will, dann muss ich entweder auf die zurückgreifen, die von den Forschern bei freien Plattformen wie arXiv eingestellt werden (was viele netterweise tun, aber leider nicht alle). Oder ich muss mein Glück in den Bibliotheken versuchen. Hier bin ich in der gleichen Situation wie die normalen Journalisten (denke ich zumindest; ich vermute, dass sich die wenigsten Redaktionen ein teures Fachzeitschriftenabo leisten) und die Situation ist unbefriedigend. Es ist generell ein wenig seltsam, dass Literatur über wissenschaftliche Ergebnisse nur so teuer zu bekommen ist. Immerhin handelt es sich bei den Autoren um Wissenschaftler die ihre Artikel nicht schreiben, um damit Geld zu verdienen (darum hat diese Geschichte auch nur ganz am Rande mit der momentan herrschenden Urheberrechtsdebatte zu tun). Oft müssen die Wissenschaftler sogar noch bezahlen um ihre Artikel zu veröffentlichen. Beim Astronomical Journal zahlt man zum Beispiel pro 350 Wörter knapp 30 Euro (plus jeweils 30 Euro für jede Abbildung und jede Tabelle). Die Situation ist hier wirklich absurd. Die meisten Wissenschaftler werden aus staatlichen Geldern finanziert. Der Staat bezahlt also die Wissenschaftler damit diese forschen können. Und dann muss der Staat nochmal Geld bezahlen, um sich die Einsicht in die veröffentlichten Ergebnisse zu erkaufen (nachdem er vorher vielleicht sogar noch Geld bezahlt hat, um sie veröffentlichen zu dürfen). Dieses Problem ließe sich eigentlich recht leicht lösen. Bei Open-Access-Zeitschriften hat jeder Zugriff auf die veröffentlichen Artikel und der Verlag bekommt trotzdem sein Geld. Ich will aber eigentlich heute gar nicht über Open-Access reden.

Ich stelle mir gerade eine andere Frage: Wer ist wichtig genug, um Zugriff auf die schon oben erwähnten Nachrichten mit Sperrfrist zu haben? Wenn Wissenschaftler etwas wirklich Außergewöhnliches herausgefunden haben, dann gibt der Verlag der wissenschaftlichen Fachzeitschrift (in dem Fall ist es dann meistens Nature oder Science) eine Pressemitteilung heraus. Man kann dort den Artikel nachlesen und eine Zusammenfassung der Ergebnisse. Die Pressemitteilung steht allerdings unter einem Embargo. Erst nach einem festgesetzten Datum darf man in der Zeitung darüber berichten. Damit soll gewährleistet werden, dass die Journalisten genug Zeit haben, um sich in Ruhe vorzubereiten und ausreichend zu recherchieren. Es besteht kein Zeitdruck vor der Konkurrenz zu veröffentlichen, weil sich ja alle an das Embargo halten müssen.

Es bekommt aber nicht jeder so einfach Zugang zu solchen Nachrichten mit Sperrfrist. Ich zum Beispiel erfahre davon erst dann, wenn auch der Rest der Welt darüber Bescheid weiß; dann, wenn die Zeitungen offiziell darüber berichten dürfen. Dann kann ich die diversen Zeitungsartikel lesen (aber oft nicht die wissenschaftliche Primärquelle; siehe oben). Das ärgert mich manchmal ein wenig. Da ich mein Geld damit verdiene, über Wissenschaft zu schreiben, würde ich auch gerne vorab von den interessanten Nachrichten erfahren. Das würde mir die Arbeit oft sehr erleichtern. Als ich noch ausschließlich Blogger und im Hauptberuf Wissenschaftler war, habe ich gar nicht erst versucht, mich bei den entsprechenden Informationsdiensten anzumelden. Mittlerweile sieht die Situation aber anders aus. Mittlerweile bin ich hauptberuflicher Wissenschaftsautor, ich habe – neben den vielen, vielen Texten für mein Blog – auch schon diverse Artikel über Wissenschaft für „echte“ (und gedruckte! – das ist ja für viele ein wichtiger Unterschied) Zeitschriften veröffentlicht. Jetzt könnte ich eigentlich ausreichend qualifiziert sein, um auf Nachrichten mit Sperrfrist zugreifen zu dürfen. Dachte ich jedenfalls…

Vor einigen Tagen habe ich die Anmeldeformulare für EurekAlert! ausgefüllt. Dieser Dienst wird von der American Association for the Advancement of Science betrieben, die auch die Zeitschrift „Science“ heraus gibt. EurakAlert infomiert vorab über die wichtigsten Ergebnisse verschiedener Zeitschriften und hat auch viele astronomischen Informationen im Angebot. Bei der Anmeldung musste man angeben, für wen man arbeitet oder ob man selbständig ist. Und man musste drei selbst geschriebene Artikel beilegen, die im letzten halben Jahr veröffentlicht wurde. Ich habe extra keine Blogartikel genommen sondern welche aus „richtigen“ Zeitungen. Hat aber nichts genutzt, heute wurde mein Antrag trotzdem abgelehnt. Die Gründe waren nicht ganz klar formuliert – die Email die ich bekam sah etwas nach einem Formschreiben aus. Da stand etwas von „reporters, editors, or producers who have, or appear to have, or who work for entities that have, or appear to have, conflicting industry or business-related affiliations, or a substantial commercial purpose other than the public dissemination of news.“ die keinen Zugang zu den Nachrichten mit Sperrfrist bekommen. Was genau nun davon auf mich zutreffen soll, wurde leider nicht spezifiziert (ich habe aber mal nachgefragt – vielleicht haben sie mich wegen meiner Texte für das Fraunhofer Forschungs-Blog für einen dort arbeitenden Wissenschaftler gehalten; Wissenschaftler kriegen nämlich auch keinen Zugriff auf die Nachrichten).

Ich scheine allerdings nicht der erste Blogger zu sein, der Probleme in diesem Bereich hat. Andere haben ähnliche Erfahrungen gemacht. Auch bei anderen Zeitschriften, wie zum Beispiel „Nature“, scheinen Blogger (selbst wenn sie für renommierte Zeitschriften schreiben), keinen Zugang zu Nachrichten mit Sperrfrist zu bekommen. Bevor ich mich jetzt also noch weiter frustrieren lasse und andere Medien kontaktiere, dachte ich, ich frage mal die mitlesenden Journalisten und Journalistinnen (ich weiß, dass es ein paar davon gibt):

  • Welche Möglichkeiten habt ihr, um auf wissenschaftliche Artikel zuzugreifen?
  • Bekommt ihr vorab Informationen über Artikel mit Sperrfrist?
  • Wenn ja, wie musstet ihr euch dafür qualifizieren?

Ich fordere jetzt nicht, dass jeder, der irgendwo ein Blog aufgemacht hat, Zugriff auf Nachrichten mit Sperrfrist bekommen muss (obwohl man natürlich darüber diskutieren kann, ob die ganze Embargo-Geschichte überhaupt noch sinnvoll ist). Ich kann durchaus auch so weiter schreiben wie bisher. Aber es interessiert mich schon, was jemanden qualifiziert, vorab informiert zu werden. Wenn ihr also mit diesem Thema schon mal zu tun hattet, dann würde ich mich freuen, von euren Erfahrungen zu hören!

38 Gedanken zu „Wissenschaftsjournalismus: Wer ist wichtig genug, um Nachrichten mit Sperrfrist lesen zu dürfen?“
  1. Und warum nicht Wissenschaftsjournalist? Journalist ist keine geschützte Berufsbezeichnung und das was du machst, gehört da meiner Meinung nach rein.

  2. @Florian: Auch diese Geschichte hat viel mit der momentanen Urheberrechtsdebatte zu tun. Und zwar geht es um Verwerterrechte. Das wird zu gerne vermischt.

    Heute bekam ich das Angebot eines Verlages, der meine Bilder zum Serviettenfaltkurs (im Original, nicht so wie auf der Homepage) für ein Buch nutzen wollte. Angebot war 10 Euro pro Bild, was selbst für ein Zeitungshonorar niedrig ist.

    Das ist nur ein Beispiel, wie sehr die Urheber von Verlagen (also den Verwertern!) ausgenützt werden.

    Übrigens ist eines der Hauptanliegen der Piraten der freie Zugang zum Wissen…

  3. Hallo Florian!
    Warum hast du keinen Zugriff mehr auf die Unibibliothek? Alle Unibibliotheken sind öffentlich, das heißt, jeder kann sie benutzen (und auch einen Bibliotheksausweis bekommen).
    Für Fachzeitschriften, die es in Jena nicht gibt, aber in einer anderen Unibibliothek in Deutschland (oder auch außerhalb?) könntest du vielleicht Studenten finden, die dir für kleines Geld interessante Artikel kopieren / scannen und zuschicken. Nur so als Idee …
    lg, JB

  4. @Michael: „Und warum nicht Wissenschaftsjournalist? Journalist ist keine geschützte Berufsbezeichnung und das was du machst, gehört da meiner Meinung nach rein. „

    Weil ich eben nicht nur journalistische Texte schreibe.

    @JB: „Warum hast du keinen Zugriff mehr auf die Unibibliothek? „

    Klar kann ich die Bibliothek weiter benutzen. Aber wenn ich an einem Computer des Uninetzwerkes sitze, so wie früher, dann kann ich direkt auf alle Artikel zugreifen. So muss ich halt jetzt in die Bibliothek gehen und dort schauen, ob ich die Artikel finde bzw. einen freien Computer…

  5. @Konni Scheller: „Auch diese Geschichte hat viel mit der momentanen Urheberrechtsdebatte zu tun“

    Schon. Aber es macht einen Unterschied ob es um Leute geht, die Bücher oder Fernsehskripte schreiben und die verkaufen wollen, oder um Wissenschaftler, die ihre Forschungsergebnisse veröffentlichen.

    „Übrigens ist eines der Hauptanliegen der Piraten der freie Zugang zum Wissen… „

    Das ist schön – aber Open Access Initiativen gibts in anderen Parteien auch. Schade, dass sich da trotzdem nichts fundamentales ändert…

  6. @JB: „könntest du vielleicht Studenten finden, die dir für kleines Geld interessante Artikel kopieren / scannen und zuschicken.“

    Abgesehen davon, dass ich leider auch kein „kleines Geld“ zur Verfügung habe, bin ich mir sicher, dass es nicht legal ist, Artikel aus Zeitschriften zu kopieren und zu verkaufen…

  7. Bietet dir die Uni-Bibliothek keinen VPN-Tunnel an ? Beziehungsweise, das bekommen wahrscheinlich nur Studenten und Mitarbeiter, allerdings könntest du gute ehemalig Kollegen fragen ob du ihren Zugang ab und zu mitbenutzen kannst.

    2. Möglichkeit um an Paper zu kommen ist einfach auf Twitter zu betteln. Nicht jedem sein Ding, aber meistens findet sich jemand, der sich die 2 Minuten Zeit nimmt um einen den Artikel zu schicken.

  8. @DerBo
    Wenn so ein paper erst mal erschienen ist, kann man immer dem Autor mailen und bekommt normalerweise ein Exemplar (und manchmal sogar noch interessante Zusatzdiskussionen).
    Hier geht es doch um Vorab-Informationen, die in die Embargo-Zeit fallen. Und solange es solche Embargos gibt und die von den Verlagen strikt gehandhabt werden, wird der Zugriff solange stark eingeschränkt sein müssen – nichts wäre für die Forscher ärgerlicher, als wenn z.B. nature eine Veröffentlichung zurückzieht, weil das Embargo verletzt wurde (sowas hat es schon gegeben, soweit ich weiß).

  9. Viele Unibibliotheken bieten mittlerweile für Studierende die Möglichkeit an, sich von daheim aus ins Uni-Netz mittels VPN Verbindung zu „tunneln“. Ich weiß nicht, ob das auch mit einem „normalen“ Uni-Benutzerausweis geht, aber wenn, dann wäre das doch eine sehr bequeme Möglichkeit.

    Was mir auch sehr hilft, ist den Kontakt zu KollegInnen aufrechtzuerhalten, die an anderen Unis studieren oder forschen. Bei fehlendem Zugriff auf einen Artikel einfach schauen, welche Bibliotheken Zugriff haben und dann hoffen, dass man dort jemanden kennt…..

    Generell sehe ich aber die Publikationspraxis sehr kritisch – wie du schon richtig geschrieben hast, wird man mehrmalig zur Kasse gebeten bzw. leistet die Arbeit kostenlos (als Autor, Reviewer & Editor). Dass die Publikation Kosten verursacht ist mir klar – allerdings in der heutigen Zeit (online! digital! unbezahlte Reviewer, Editoren, Autoren) finde ich vieles einfach nicht gerechtfertigt.

  10. @Tom: „Bei fehlendem Zugriff auf einen Artikel einfach schauen, welche Bibliotheken Zugriff haben und dann hoffen, dass man dort jemanden kennt….“

    An die Artikel komm ich meistens eh irgendwie. Es ging mir jetzt in dem Artikel hauptsächlich einmal darum herauszufinden, wo die Verlage die Grenze zwischen „seriösen Journalist“ und „vertrauensunwürdigen Blogger“ ziehen…

  11. @Florian:

    Weil ich eben nicht nur journalistische Texte schreibe

    Wieso sollte das eine Hürde sein? Viele Journalisten schreiben nicht nur journalistische Texte, viel sind auch nebenbei Essayisten, Bücherautoren und Blogger oder sogar was ganz anderes. Mein Letzter Chef war Inhaber und Leiter eines Astronomiefachhandels und zugleich Wissenschaftsjournalist (jetzt ist er voll zeitig W-journalist) , einer meiner Kunden ist Journalist und Bolger zugleich…

  12. Als mitlesender Journalist fühle ich mich angesprochen, obwohl ich vielleicht nicht allzuviel beitragen kann, denn mit Wissenschaftsjournalismus habe ich nichts zu tun. Wir bekommen unsere Sperrfrist-Meldungen von Politikern und Kulturschaffenden, und die schicken sie an so ziemlich jeden, der sie haben will (und sich an die Sperrfrist hält), von daher kommt mir das Gebahren im Wissenschaftsbetrieb ein wenig seltsam vor.
    Ansnsten muss ich Michael recht geben: Wenn Du schonmal etwas wissenschaftlich-journalistisches publiziert hast, kannst Du dich problemlos auch Wissenschaftsjournalist nennen, ohne dass dir das jemand verbieten oder dich verklagen kann. Was Du ansonsten so machst ist nur von Belang, wenn Du beispielsweise einen Presseausweis haben willst, dann musst Du hauptberuflich Journalist sein. Überhaupt müssen meinungslastige Artikel oder Blogs keineswegs unjournalistisch sein – Kommentar, Leitartikel, Feature usw. sind meinungslastige journalistische Formate und Journalisten bloggen ebenfalls. Also, keine falsche Scham, sowas ziemt sich nicht für Journalisten 🙂

  13. Ich hab die Erfahrung gemacht, dass die meisten Wissenschaftler in der Regel gerne einen Artikel auf Anfrage eines Journalisten zumailen. Das ist dann ein zusätzlicher Anreiz, mit dem entsprechenden Wissenschaftler persönlich Kontakt aufzunehmen und ein paar exklusive Zitate zu bekommen 😉

  14. 1. Welche Möglichkeiten habt ihr, um auf wissenschaftliche Artikel zuzugreifen?

    Du hast da schon den richtigen Weg eingeschlagen: EurekAlert ist eine Plattform, die zweite ist AlphaGalileo und der idw, für die deutschen Pressemitteilungen. In allen drei Fällen musst Du dich akkreditieren, das heißt, Du musst glaubwürdig nachwiesen, dass Du professioneller Wissenschafts- oder Medizinjournalist bist. Als ich mich angemeldet habe, hatte ich schon regelmäßig für die SZ geschrieben, wenn ich mich recht erinnere, das war kein Problem.

    Weite Quellen sind: Nature selbst, und die Royal Society, wobei ich nicht weiß, ob es da auch Zeitschriften für Astronomie gibt.

    Wenn Du bei denen Diensten akkreditiert bist, solltest Du 90 % der Embargonews, die so kursieren bekommen (Bauchschätzung). Ales andere sind besondere Kontakte zu Wissenschaftlern o.ä.

    2. Bekommt ihr vorab Informationen über Artikel mit Sperrfrist?

    Ja, und zwar genau über diese Dienste. Oder was meinst Du.

    3. Wenn ja, wie musstet ihr euch dafür qualifizieren?

    Siehe oben. Ich hatte, glaube ich auch, einen Link zu meiner Homepage geschickt, wo zu sehen ist, das ich das schon eine Weile mache.

    Könnte es sein, dass die glauben, dass Du vielleicht noch als Astronom arbeitest, und somit „Konkurrenz“ für die Autoren der Embargopaper bist, die wollen ja auch verhindern, das andere Wissenschaftler davon vorzeitig erfahren, so lange bist Du ja kein Wissenschaftler mehr.

    Zum Thema Embargo lohnt es sich immer mal wieder beim Blog Embargo watch reinzuschauen. Der Autor Ivan Oransky sammelt Storys über Embargobrüche und sonstige Eigenartigkeiten zu dem System (er ist Redakteur von Reuters Health.)

    https://embargowatch.wordpress.com/

  15. Um an Papers zu kommen, reicht es in der Regel tatsächlich, eine kurze Mail an die beteiligten Forscher zu schicken. Aber darum geht es Florian ja nicht, er will schon vorher erfahren, was wann veröffentlicht wird.

    Da diese Embargo-Politik inzwischen Teil des Geschäftsmodells der großen Wissenschaftsverlage geworden ist, gehen sie damit allerdings sehr restriktiv um. Sie wollen sicherstellen, dass wirklich nur verlässliche, hauptberufliche Journalisten Zugang bekommen, und nicht Wissenschafts-PRler oder Forscher, die ab und zu mal einen Artikel in „Spektrum“ oder der „FAZ“ unterbringen (ich weiß, dass das auf Florian nicht zutrifft, allerdings könnte dieser Eindruck entstehen).

    Was hilft? Kontinuierliche, mehrjährige Arbeit für die großen populärwissenschaftlichen Publikumsmedien, und zwar vor allem für die und nicht nur nebenbei. Vielleicht auch mal der Besuch und die Berichterstattung über eine AAAS-Konferenz als Journalist. Ich glaube, dass Science & Co. generell gar nichts gegen Blogs haben, dass sie gerade bei ausländischen Bloggern aber nicht beurteilen können, inwieweit die journalistisch arbeiten und für sie relevant sind. Daher die Ablehnung.

  16. @Florian
    Offiziell bin ich ja auch immer noch Journalist, auch wenn diese journalistische Tätigkeit seit einiger Zeit hinter meinen Blog-Aktivitäten und meinem Lehr-Job zurückstehen muss. Ich bin beispielsweise bei nature akkreditiert und erhalte daher die Vorab-Meldungen (aber nur die Pressemitteilungen – die Artikel selbst sind dann nur mit Abo oder einem Institutszugang verfügbar. Aber diese Akkreditierung stammt noch aus meiner Zeit als FOCUS-Korrespondent. Bei EurekAlert bin ich nicht für Sperrfrist-Infos registriert – und wenn ich dies heute versuchen würde, erhielte ich, trotz einem Vierteljahrhundert als (u.a.) Wissenschafts- und Technikjournalist, die gleiche spröde Absage wie Du. Denn es geht hier, soweit sich das sehe, gar nicht in erster Linie um die Person, sondern um das Medium/die Medien, die damit erreicht werden sollen. Manche Institutionen sind da sehr streng. Selbst bei den Vereinten Nationen, über die ich 20 Jahre lang berichtet hatte, musste ich ich alljährlich neu unter Vorlage mehrerer aktueller und einschlägiger Artikel in anerkannten Medien akkreditieren – und diese Akkreditierung könnte ich heute auch nicht mehr erneuern.

    Ich schaue aber auch einfach so regelmäßig bei EurekAlert „Breaking News“ rein, und meistens genügen mir die zeitlichen Vorläufe; ansonsten habe ich mich bei einigen Forschungseinrichtungen und Unis auf den Presseverteiler setzen lassen (das geht zumeist ohne große Komplikation).

    Aber um ganz ehrlich zu sein: Ich bin im Lauf meiner Berufstätigkeit ein entschiedener Gegner von Sperrfristen geworden. Ich mag mich irren, aber ich hatte in der Vergangenheit immer den Eindruck, dass nicht die Verbreiter der Nachrichten, sondern die Journalisten selbst diejenigen sind, die diese Sperrfristen fordern. Weil es ihre Arbeit bequemer macht. Okay, manchmal – zum Beispiel bei den Jahresberichten großer Unternehmen und Organisationen – ist es sicher hilfreich, wenn man durch die Sperrfrist ausreichend Zeit bekommt, um das Material zu sichten; in anderen Fällen, bei Reden beispielsweise oder auch bei den Bilanzzahlen, sollte sicher gestellt werden, dass die Ergebnisse/Inhalte nicht schon in den Medien kursieren, ehe sie offiziell verkündet werden. Doch in der Praxis nutzen solche Sperrfristen immer nur einem Teil der Medien – alle anderen werden dadurch eher in ihrer Arbeit behindert.

    Da ist sicher ein sportlicher Aspekt dabei, etwa wie das Handicap beim Golf – aber sicher ist, dass die elektronischen Medien dadurch gezielt daran gehindert werden, ihren Vorteil der Schnelligkeit auszuspielen.

  17. @Florian: Ja, das ist ein Unterschied.

    Allerdings wollen natürlich auch die Wissenschaftsverlage Geld verdienen und damit sind wir wieder bei der Verwerter vs. Urheber-Debatte.

    Interessante Umfrage grad dazu:
    https://www.stifterverband.info/meinung_und_debatte/2012/umfrage_boykott_wissenschaftsverlage/index.html

    @Alexander Stirn: Dann wird es möglicherweise Zeit, um im Namen der Wissenschaft dieses Geschäftsmodell zu untergraben 🙂

  18. „Ich bin beispielsweise bei nature akkreditiert und erhalte daher die Vorab-Meldungen (aber nur die Pressemitteilungen – die Artikel selbst sind dann nur mit Abo oder einem Institutszugang verfügbar.“

    Nope, wenn Du bei Nature akkreditiert bist solltest Du eigentlich auch Zugang zu deren Presseseite (press.nature.com) haben, dort bekommst Du dann Zugang zur gesamten Natureausgabe und wenn Du willst die meisten anderen Nature-Publikationen.

    Ist dir möglicherweise entgangen?

    Embargo-System und Journalismus kollidieren immer mal wieder. Z.B, wenn ich einen Geschichte finde, die ich länger recherchiert habe, an deren Ende ein Paper stehen kann, das dann z.B. Bei Nature erscheint. Darf ich dann vorher darüber berichten?

    Haben Journalisten das Embargo-System gefordert? Weiß ich gar nicht. Ich fand das immer ganz praktisch, weil ich vor ein paar Jahren noch Geschichten anbieten konnte, die andere nicht hatten, inzwischen scheint es mir eher so zu sein, dass man besser abseits der üblichen Embargowege sucht (weil Agenturen und Redaktionen eh die großen Magazine im Blick haben) bei anderen Magazinen, und dort Storys findet, die sonst keiner hat. Da muss man dann auch nicht, mit anderen um dieselben Geschichten konkurrieren.

  19. @Jürgen Schönstein: „Denn es geht hier, soweit sich das sehe, gar nicht in erster Linie um die Person, sondern um das Medium/die Medien, die damit erreicht werden sollen.“

    Ja, sieht so aus. Hab jetzt mit den Leuten dort gesprochen und die meinten das der Dienst nur für echte Journalisten die für bekannte/normale Medien schreiben ist. Tja. Naja, ich habs bisher ohne EurekAlert geschafft und werds wohl auch weiter schaffen…

    „Aber um ganz ehrlich zu sein: Ich bin im Lauf meiner Berufstätigkeit ein entschiedener Gegner von Sperrfristen geworden“

    Ich seh den Sinn auch nicht wirklich…

  20. @Alexander Stirn: „Kontinuierliche, mehrjährige Arbeit für die großen populärwissenschaftlichen Publikumsmedien, und zwar vor allem für die und nicht nur nebenbei. „

    Das mag richtig sein, geht aber irgendwie an der Realität vorbei. Hier sind es eben mittlerweile nicht mehr nur die klassischen Medien, die Wissenschaftsjournalismus machen, sondern eben auch Blogplattformen wie ScienceBlogs.

    „Ich glaube, dass Science & Co. generell gar nichts gegen Blogs haben, dass sie gerade bei ausländischen Bloggern aber nicht beurteilen können, inwieweit die journalistisch arbeiten und für sie relevant sind. Daher die Ablehnung. „

    Auch das verstehe ich. Aber „Kennen wir nicht – wollen wir nicht“ ist auch ein wenig seltsam als Selektionskriterium.

  21. Es muss für unsere Forschungsminister unglaublich schwierig sein, einen Webserver aufsetzen zu lassen, wo dann wie bei ArXiv alle Wissenschaftler im Öffentlichen Dienst (und Studenten) ihre Arbeiten für lau einstellen können…

  22. @Uli: „Es muss für unsere Forschungsminister unglaublich schwierig sein, einen Webserver aufsetzen zu lassen, wo dann wie bei ArXiv alle Wissenschaftler im Öffentlichen Dienst (und Studenten) ihre Arbeiten für lau einstellen können… „

    Naja, ArXiv gibts ja schon und alle die wollen, können da ihre Arbeiten für lau einstellen. Es machen halt leider nur nicht alle. Und wenn man einen Artikel bei Nature/Science veröffentlichen will, dann muss man sich auch selbst an das Embargo halten und darf den Artikel nicht vorab bei arXiv einstellen. Was der Forschungsministern machen sollte ist einfach: Festlegen, dass alle wissenschaftlichen Publikationen die aus öffentlichen Geldern (z.B. DFG-Projekte) erwachsen, in Open-Access-Zeitschriften veröffentlicht werden müssen.

  23. @Jürgen Schönstein: „Ich mag mich irren, aber ich hatte in der Vergangenheit immer den Eindruck, dass nicht die Verbreiter der Nachrichten, sondern die Journalisten selbst diejenigen sind, die diese Sperrfristen fordern.“

    Ich finde ja, im Wissenschaftsbereich sind es vor allem „Science“ und „Nature“ selbst, die von der Embargo-Praxis profitieren: Ein ausgewählter Kreis von Journalisten erhält bevorzugt Zugang zu Informationen, fühlt sich gebauchpinselt, bekommt Planungssicherheit und genug Zeit, um lange Geschichten zu schreiben. In der Vergangenheit hat das (so zumindest mein Eindruck) dazu geführt, dass häufiger und ausführlicher über solche Publikationen berichtet wurde, als es eigentlich angemessen gewesen wäre. Das war PR für die Journals, angeheizt durch Vorab-Meldungen. Bei Tageszeitungen hat sich diese „Science“- und „Nature“-Hörigkeit, soweit ich es überblicken kann, zum Glück zugunsten selbst gesetzter Themen gelegt.

    Persönlich geht es mir ähnlich wie Marcus. Ich bekomme zwar die Vorabmeldungen der großen Magazine, schaue aber im Grunde nur noch aus Neugier rein, wenn die Nasa mal wieder eine kryptische Pressekonferenz zu einem anstehenden „Science“-Paper ankündigt. Journalistisch gesehen, finde ich „Nature“- und „Science“-Veröffentlichungen eher langweilig. Die wirklich interessanten, exklusiven Geschichten bekommt man dort ohnehin nicht, die gibt es nur durch Recherche und persönliche Kontakte.

  24. @Florian

    „Wenn ich wissenschaftliche Artikel lesen will, dann muss ich entweder auf die zurückgreifen, die von den Forschern bei freien Plattformen wie arXiv eingestellt werden (was viele netterweise tun, aber leider nicht alle). “

    Naja mit „Nettigkeit“ hat das eher weniger zu tun. Wissenschaftler profitieren ja selbst von arXiv:

    1. Kann man seine Ergebnisse schon Monate vor der eigentlichen Veröffentlichung in einer Fachzeitschrift der Community präsentieren. Gerade, wenn zwei Gruppen der selben Sache auf der Spur sind, will man natürlich der erste sein. Niemand hat Lust als Nummer 2 in der Geschichte der Entdeckung des xxxxx einzugehen, nur weil die Reviewer nicht in die Pötte gekommen sind.

    2. Will man natürlich auch zitiert werden. Und je mehr Menschen Zugang zu der Arbeit haben, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit eines Zitats.

    „Was der Forschungsministern machen sollte ist einfach: Festlegen, dass alle wissenschaftlichen Publikationen die aus öffentlichen Geldern (z.B. DFG-Projekte) erwachsen, in Open-Access-Zeitschriften veröffentlicht werden müssen.“

    Um Gotteswillen nein! Wenn ich das Higgs-Boson entdecke, soll das gefälligst in Nature oder Science erscheinen und nicht in einem Open-Access-Gurken-Blättchen. Btw, kennt jemand ein Open-Access-Journal mit einem Impact Faktor größer als 4? Ich jedenfalls nicht.

  25. @Nils: „Um Gotteswillen nein! Wenn ich das Higgs-Boson entdecke, soll das gefälligst in Nature oder Science erscheinen und nicht in einem Open-Access-Gurken-Blättchen. Btw, kennt jemand ein Open-Access-Journal mit einem Impact Faktor größer als 4? Ich jedenfalls nicht. „

    Ernsthaft jetzt? Eine wissenschaftliches Ergebnis wird nicht weniger wert, nur weil es nicht in Nature/Science veröffentlicht wurde. Der ganze Impact-Factor-Kram ist ja bei näherer Betrachtung auch ziemlicher Unsinn. Bei der Beurteilung einer wissenschaftlichen Arbeit/Karriere sollte es auf den Inhalt ankommen und nicht darauf wie „gut“ die Zeitschrift ist.

  26. @ Florian

    „Ernsthaft jetzt? Eine wissenschaftliches Ergebnis wird nicht weniger wert, nur weil es nicht in Nature/Science veröffentlicht wurde. Der ganze Impact-Factor-Kram ist ja bei näherer Betrachtung auch ziemlicher Unsinn. Bei der Beurteilung einer wissenschaftlichen Arbeit/Karriere sollte es auf den Inhalt ankommen und nicht darauf wie „gut“ die Zeitschrift ist.“

    Richtig. Und der Wert einer wissenschaftlichen Arbeit bemisst sich nunmal an der Zahl der Zitate. Und Artikel in Science und Nature werden nunmal öfter zitiert als Arbeiten im Journal der Wald-und-Wiesen-Physiker (Gerade das besagt ja der Impact Faktor).

  27. @Nils: „Und der Wert einer wissenschaftlichen Arbeit bemisst sich nunmal an der Zahl der Zitate. Und Artikel in Science und Nature werden nunmal öfter zitiert als Arbeiten im Journal der Wald-und-Wiesen-Physiker (Gerade das besagt ja der Impact Faktor). „

    Du scheinst zu implizieren, dass die Zahl der Zitate tatsächlich ein objektives System zur Beurteilung der wissenschaftlichen Qualität ist (ist ja nicht so, als würde es da keinen Mißbrauch geben. Freundschaftszitate, Zitierzirkel, Selbstzitate, usw). Abgesehen davon „liest“ heutzutage ja niemand mehr Zeitschriften. Man benutzt Online-Datenbanken in denen alle Zeitschriften enthalten sind und findet dort Artikel aus Nature/Science genauso wie aus den anderen Journalen, die du so abwertend als „Wald-und-Wiesen“-Hefte bezeichnest. Die Fokusierung auf einige wenige Journale, die man als „gut“ bezeichnet, ist komplett künstlich.

    Sind sind z.B. die aktuellen Nobelpreisträger Perlmutter und Riess „Wald-und-Wiesen-Physiker“, weil sie ihre Entdeckung der dunklen Energie im Astronomical bzw. Astrophysical Journal veröffentlicht haben anstatt in Nature/Science. Und welchen Impact Factor haben eigentlich die „Annalen der Physik“ (weniger als 1, soweit ich mich erinnere)?

  28. @ Florian

    „Du scheinst zu implizieren, dass die Zahl der Zitate tatsächlich ein objektives System zur Beurteilung der wissenschaftlichen Qualität ist (ist ja nicht so, als würde es da keinen Mißbrauch geben. Freundschaftszitate, Zitierzirkel, Selbstzitate, usw).“

    Ja, das denke ich tatsächlich. Wenn in einem Fach-Gebiet ein bestimmtes Paper ständig und zu jederzeit zitiert wird, deutet das schon darauf hin, dass diese Arbeit eine gewisse Relvanz zu haben scheint. Natürlich gibt es die Unsitte der Eigenzitation. Aber mal ehrlich: Viel mehr als ein paar handvoll Zitate kommen da nicht zusammen. Zu einem high-impact Paper mit Zitaten im dreistelligem Bereich kommt man damit nicht.

    „Abgesehen davon „liest“ heutzutage ja niemand mehr Zeitschriften. Man benutzt Online-Datenbanken in denen alle Zeitschriften enthalten sind und findet dort Artikel aus Nature/Science genauso wie aus den anderen Journalen, die du so abwertend als „Wald-und-Wiesen“-Hefte bezeichnest.“ “

    Und dass trotz Online-Datenbanken die Nature und Sience-Artikel von der Community trotzdem öfter zitiert werden, wundert dich nicht? Wenn sie angeblich so gleichberechtigt sind, müssten sie doch auch ungefähr gleich zitiert werden. Das ist aber offensichtlich nicht der Fall.

    Es wäre ja schön, wenn du Recht hättest und der gleiche Artikel veröfffentlicht in Nature, genauso viel Beachtung finden würde wie im „Journal of Applied Hobby-Physik“. Aber die Realität sind nun mal anders aus.

    „Sind sind z.B. die aktuellen Nobelpreisträger Perlmutter und Riess „Wald-und-Wiesen-Physiker“, weil sie ihre Entdeckung der dunklen Energie im Astronomical bzw. Astrophysical Journal veröffentlicht haben anstatt in Nature/Science. Und welchen Impact Factor haben eigentlich die „Annalen der Physik“ (weniger als 1, soweit ich mich erinnere)?“

    Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel. Außerdem waren damals die Zeitschriften tatsächlich ebenbürtiger als heute. Ich nehme aber mal stark an, dass, wenn irgendwann das Higgs-Boson gefunden wird, die Wissenschaftler wohl eher bei Nature einreichen werden als im „Journal of Particles with Funny Names“.

  29. @Niels: „Und dass trotz Online-Datenbanken die Nature und Sience-Artikel von der Community trotzdem öfter zitiert werden, wundert dich nicht?“

    Nein, das wundert mich nicht. Eben weil alle so denken wie du und der Meinung sind, Nature/Science wären inherent besser. Deswegen schicken auch alle ihre papers dort hin und Nature/Science können sich die besten Arbeiten raussuchen.

    „Außerdem waren damals die Zeitschriften tatsächlich ebenbürtiger als heute.“

    Ja, damals in der guten alten Zeit, 1998 und 1999.

    „Ich nehme aber mal stark an, dass, wenn irgendwann das Higgs-Boson gefunden wird, die Wissenschaftler wohl eher bei Nature einreichen werden als im „Journal of Particles with Funny Names“. „

    Und wenn er es nicht tut, ist seine Entdeckung des Higgs dann wertlos?

    Ich finde es schade, dass die Wissenschaftler immer noch so Nature-geil sind. Eine wissenschaftliche Arbeit wird nicht gut, nur weil sie in Nature erscheint. Eine Arbeit ist gut, wenn sie gut ist. Wenn ich eine revolutionäre Entdeckung gemacht hätte, hätte ich sie in einem Open-Source-Journal veröffentlicht. Es sollen nämlich alle was davon haben und nicht nur die, die sich ein teures Abo leisten können…

  30. @Nils
    Ähm ja, dann kennst du also die ganze PLoS Reihe nicht? Liegen meines Wissens nach alle über 4 bis hoch zu 15 Impact. Meines Erachtens sind Science und Nature gnadenlos überschätzt. Was bitte unterscheidet einen guten Artikel in PNAs, Plant Cell oder PLoS Biology von einem solchen in Nature oder Science? Das Problem bei den Zeitschriften ist doch, die sortieren vorher schon soviel aus, weil es evtl. nicht genug Hits gibt, daß nur Artikel die den mainstream bedienen dort erscheinen. Etwas innovatives, was vielleicht nicht so spektakulär ist wie ein weiterer Mainstream-Artikel mit sicheren Zitaten wird dort gar nicht erst angeschaut sondern als zu speziell schon vom Editor abgewiesen.

  31. @Adent, Niels: Nebenan bei Facebook hat Christian Reinboth ein schönes Zitat gebracht:

    „Es scheint im Moment nicht sicher, ob die Veröffentlichung auf einem Open Access Repository dazu führt, dass eine Publikation häufiger zitiert wird, als würde sie nur Non Open Access veröffentlicht werden. Es gibt Beispiele, die dafür, und solche, die dagegen sprechen. Aber es ist klar, dass Open Access zu höheren Downloadzahlen und damit zu einer besseren Verbreitung wissenschaftlicher Ergebnisse führt. Impact kann eben nicht nur im Sinne von Citation Impact verstanden werden.“

    https://edoc.hu-berlin.de/cmsj/32/henneberger-sabine-77/PDF/henneberger.pdf

  32. @Nils: Der Grund dafür, das mehr aus Nature/Science zitiert wird (und damit der Impactfactor höher ist) liegt meiner Meinung nach auch an der Vorauswahl der Artikel. Hier wird meiner Meinung nach mehr komplexe bzw. „teure“ Forschung ausgewählt, die eine entsprechende Bedeutung für das Forschungsgebiet hat.
    Andersherum heisst das aber nicht, das wichtige und vollständige Artikel in kleineren Blättern nicht auch zitiert werden würden. Mein aktueller Chef hat vor einigen Jahren einen Review über das Forschungsgebiet geschrieben, der in einem eher kleineren und spezielleren Journal erschienen ist, das einen mittleren Impactfactor hat. Diese Veröffentlichung ist mittlerweile satt dreistellig zitiert worden.
    Die Zeiten, wo man in die grossen Journals musste, um bemerkt zu werden (weil die kleineren eben eine wesentlich geringere Verbreitung hatten) sind seit Internet und Literaturdatenbanken vorbei.

  33. Das ist doch offensichtlich eine selbsterfüllende Prophezeihung. Wenn alle zu N/S wollen, weil dort am meisten zitiert wird, dann können die zwischen den besten Beiträgen auswählen, die dann auch am meisten zitiert werden.

    Das heißt aber nicht dass diese Artikel weniger zitiert worden wären, wenn man sie anders veröffentlicht hätte.

Schreibe einen Kommentar zu Konni Scheller Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.