Lange Zeit konnte man Nachrichten nicht schneller von A nach B bringen als ein Pferd zu laufen imstande war. Im 18. Jahrhundert kamen die Menschen auf die Idee, optische Telegraphen zu bauen: Große Türme, die in Sichtweite zueinander standen und die Signale durch mechanische Vorrichtungen übermitteln konnten. Schließlich entdeckte man, dass elektrische Signale schneller und einfach zu verbreiten sind und erfand den elektrischen Telegraphen. Mittlerweile können wir auf die Kabel verzichten und schicken unsere Nachrichten mit Rundfunkwellen direkt durch die Luft. Damit haben wir zwar die theoretische Maximalgeschwindigkeit erreicht – die Signale bewegen sich so schnell wie das Licht. Es sind aber immer noch normale elektromagnetische Wellen und die haben ein paar Nachteile. Sie werden beispielsweise leicht blockiert. Wer Nachrichten unter Wasser verschicken will oder auf die andere Seite der Erde, der muss sie über Umwege und Satelliten senden. Denn im Wasser breiten sich die Signale schlecht aus und sie können sich auch nicht direkt durch die Erde bewegen. Ein paar Forscher von der Universität in Rochester wollen das ändern. Sie haben die Möglichkeit untersucht, Nachrichten mit Neutrinos zu übermitteln.

Neutrinos sind Elementarteilchen. Sie haben eine verschwindend geringe Masse und reagieren so gut wie gar nicht mit dem Rest der Welt. Bei den Kernfusionsprozessen in der Sonnen werde jede Sekunde Unmengen davon produziert und gemeinsam mit der elektromagnetischen Strahlung ins All geschickt. Im Gegensatz zu den Photonen des Elektromagnetismus kann die Neutrinos aber so gut wie nichts aufhalten. Sie rasen durch die Erde hindurch, durch uns Menschen – durch Alles. Da sie so schwach mit normaler Materie reagieren, sind wir für sie quasi unsichtbar.

Das macht sie zum idealen Träger für die Kommunikation. Da die Erde kein Hindernis darstellt, könnte man Nachrichten mit Neutrinos einfach mitten durch schicken. Oder durchs Wasser. Oder auf die Rückseite des Mondes. Egal wohin: die Neutrinos kann nichts aufhalten. Das macht sie dann aber auch zum schlechtest möglichsten Träger für die Kommunikation. Denn wenn nichts sie aufhalten kann, wie soll man sie dann empfangen?

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Der Detektor des Sudbury Neutrino Observatory. Er befindet sich 2 Kilometer unter der Erde, durchmisst 12 Meter und ist mit 1000 Tonnen Wasser gefüllt (Photo courtesy of SNO)

Die Neutrinodetektoren der Wissenschaftler sind gigantische Teile! Beim MINERvA-Experiment des amerikanischen Fermilabs hat der Detektor eine Masse von fünf Tonnen! Nur mit diesen riesigen und massiven Geräten ist es möglich, zumindest eine Handvoll der Billiarden Neutrinos zu registrieren, die ständig durch die Welt rauschen. Detektoren dieser Art neigen außerdem dazu, jede Menge andere Dinge zu registrieren; kosmische Strahlung beispielsweise. Darum verlegt man die Neutrinoexperimente tief unter die Erde, wo sie vom Rest der Strahlung abgeschirmt sind und wirklich nur die Neutrinos durchkommen.

Mit dem MINERvA-Detektor haben auch die Wissenschaftler von der Uni Rochester ihre ersten Kommunikationsversuche durchgeführt (Demonstration of Communication using Neutrinos). Zuerst wurde eine Botschaft kodiert, ganz simpel mit ASCII und Binärcode. Für jede „1“ des Codes hat man ein Neutrinopaket am Teilchenbeschleunigerzentrum Fermilab erzeugt (mit dem NuMi-Projekt); keine Neutrinos entsprachen einer „0“. Die Abfolge aus Nullen und Einsen wurde dann in Richtung des 100 Meter tief unter der Erde gelegenen MINERvA-Detektors. Dort versucht man, die Folge aus Neutrinopaketen zu empfangen und die Botschaft zu entschlüsseln. Im ersten Test hat man das Wort „neutrino“ auf diese Art und Weise erfolgreich verschickt und empfangen.

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So lief die Kommunikation ab Bild: Uni Rochester

Steht uns nun also der nächste Schritt in Sachen Kommunikation bevor? Sind Neutrinos die Zukunft? Eher nein. Um mit Neutrinos zu kommunizieren braucht man Teilchenbeschleuniger und tonnenschwere Detektoren. Der Mensch hat zwar den Drang, technische Dinge immer kleiner und kleiner zu machen. Aber einen Neutrinodetektor im Taschenformat wird es so schnell nicht geben. Der Versuch der Wissenschaftler ist eine nette Spielerei und man hat dabei sicherlich ein paar interessante Dinge über Neutrinodetektion gelernt. Mit „Kommunikation“ in dem Sinne wie wir das Wort normalerweise verstehen hat das aber nicht zu tun. Ja – man kann mit Neutrinos Nachrichten übermitteln. Man braucht dazu aber gigantische Maschinen, die tief in der Erde vergraben werden müssen. Und die Übertragungsrate beträgt derzeit ganze 0,1 Bits pro Sekunde…

P.S. Und selbst wenn das ganze in ferner Zukunft mal besser funktionieren sollte. Überlichtschnelle Kommunikation wird auch mit Neutrinos nicht möglich sein. Die Geschichte mit den angeblich überlichtschnellen Neutrinos hat sich mittlerweile längst geklärt.

41 Gedanken zu „Kommunikation mit Neutrinos?“
  1. @Eiden: Nein. Das hat mit der Geometrie der Raumzeit zu tun, die Lichtgeschwindigkeit ist nicht einfach nur eine Geschwindigkeit. Sie ist ein Konvertierungsfaktor, um Sekunden in Meter umzurechnen. Von physikalischer Sicht her wäre es klug gewesen, Zeit ebenfalls in Metern zu messen (was in der theoretischen Physik ständig gemacht wird indem man c=1 setzt). Und schneller als ein Meter pro Meter kann man sich nunmal nicht durch die Raumzeit bewegen.

  2. @Eiden: „Gibt es überhaupt irgendeine Möglichkeit, überlichtschnell Informationen zu übertragen? 🙁 „

    Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht. Die spezielle Relativitätstheorie von Einstein sagt ganz klar, dass Information nie schneller als Licht übertragen werden kann.

  3. Gibt es grundsätzlich – neben der praktisch schwer umsetzbaren mit Neutrinos – eine Forschung zwecks schnellerer/besserer Langstreckenkommunikation? Wenn man in Zukunft bemannte Raumfahrtmissionen durchführen will, wäre eine verbesserete Kommunikation doch sehr wünschenswert.

  4. „Der Versuch der Wissenschaftler ist eine nette Spielerei…“

    Da wäre ich vorsichtig. Wenn man die Detektoren noch ein bißchen kleiner hinkriegt, wäre das für das Militär zumindest eine interessante Methode, mit den Atom-U-Booten zu kommunizieren.

    Und 0,1 Bit/s macht über den Tag gesehen auch schon etwa 10KB. Für’s Chatten ungeeignet, aber für wichtige Befehle sollte das schon reichen.

  5. Ich verstehe das Grundprinzip dieses Kommunikationsaufbaus nicht: meines Wissens ist es völlig unmöglich, ein bestimmtes Neutrino oder auch eine bestimmte Gruppe mit Sicherheit zu detektieren, denn die Wahrscheinlichkeit einer Interaktion mit dem „Empfänger“ ist doch verschwindend klein?
    Wenn ich also meine informationsbeladenen Neutrino(-Pakete?) verschicke, woher weiß ich, dass gerade sie auf der anderen Seite wahrgenommen werden?
    Und wie kann ich wissen, ob aus meiner Sendung nicht 2 bis 3 Milliarden Neutrinos ungerührt am Empfänger vorbei- bzw. hindurch geflogen sind?
    Grübel!?…

  6. @Alex: „Gibt es grundsätzlich – neben der praktisch schwer umsetzbaren mit Neutrinos – eine Forschung zwecks schnellerer/besserer Langstreckenkommunikation?“

    Naja, schneller wird kaum gehen, wir senden ja jetzt schon mit Lichtgeschwindigkeit…

    „Da wäre ich vorsichtig. Wenn man die Detektoren noch ein bißchen kleiner hinkriegt, wäre das für das Militär zumindest eine interessante Methode, mit den Atom-U-Booten zu kommunizieren“

    Naja, aber es ist zweifelhaft, ob man die tonnenschweren Detektoren verkleinern kann. Da gehtsnicht darum, hier und da ein bisschen zu schrauben und zu verbessern. Da bräuchte es eher eine ganz neue Physik die uns einen neuen Weg zeigt, wie man mit Neutrinos interagieren kann.

    @Jochen: „woher weiß ich, dass gerade sie auf der anderen Seite wahrgenommen werden? Und wie kann ich wissen, ob aus meiner Sendung nicht 2 bis 3 Milliarden Neutrinos ungerührt am Empfänger vorbei- bzw. hindurch geflogen sind?“

    Tja, genau das macht diese Art der Kommunikation so knifflig…

  7. @Adrian: „Das hat mit der Geometrie der Raumzeit zu tun, die Lichtgeschwindigkeit ist nicht einfach nur eine Geschwindigkeit.“

    ?? Was soll das mit der Raumkrümmung zu tun haben? Und natürlich ist die Lichtgeschwindigkeit ne Geschwindigkeit.

    „Von physikalischer Sicht her wäre es klug gewesen, Zeit ebenfalls in Metern zu messen“

    Das erschließt sich mir ebenfalls nicht… Das c=1 setzt man, weil man so leichter rechnen kann. Aber physikalisch macht das keinen Sinn. Außerdem wird mit c=1 die Zeit noch lange nicht in Metern gemessen. Ob ich jetzt 299792,458 km/s habe oder 1 km/s – es ist immer eine Geschwindigkeit. Mit c=1 macht man die Lichtgeschwindigkeit nicht plötzlich dimensionslos….

    „Und schneller als ein Meter pro Meter kann man sich nunmal nicht durch die Raumzeit bewegen. „

    Dieser Satz mach ebenfalls keinen Sinn.

  8. @Floria: „?? Was soll das mit der Raumkrümmung zu tun haben? Und natürlich ist die Lichtgeschwindigkeit ne Geschwindigkeit.“

    Ja, aber nicht nur. Und achtung, ich sprach nicht von Raumkrümmung, sondern von Geometrie. Der Minkowskiraum ist nicht Euklidisch sondern nur pseudo-Euklidisch, es liegt also eine andere Geometrie und kausale Struktur vor.

    „Das erschließt sich mir ebenfalls nicht… Das c=1 setzt man, weil man so leichter
    rechnen kann. Aber physikalisch macht das keinen Sinn.“

    Da widerspreche ich. Es macht physikalisch Sinn. Die Zeit ist eine Dimension der Raumzeit genau wie eine Raumdimension, nur mit einem anderen Vorzeichen in der Metrik, ansonsten völlig gleich. Flugpiloten messen meist die Höhe in Fuß und Weite in Meilen. Der Aufstiegwinkel könnte dann in Fuß/Meile angegeben werden, aber Winkel sind natürlich dimensionslos. Genauso ist es hier doch auch. Es ist kein Problem, Zeiten und Längen gleichzusetzen, das ist mehr als nur ein Rechentrick. Es ist natürlicher (für einen theoretischen Physiker). Oft geht man sogar noch weiter und verwendet gleich Planck-Einheiten, wo man dann Energie, Temperatur und inverse Länge gleichsetzt (c=hbar=k=1). Diese Konstanten haben nur Werte ungleich 1 weil wir uns entschlossen haben, (für theoretische Physiker) unpraktische Einheiten zu verwenden.

    „Außerdem wird mit c=1 die Zeit noch lange nicht in Metern gemessen. Ob ich jetzt 299792,458 km/s habe oder 1 km/s – es ist immer eine Geschwindigkeit. Mit c=1 macht man die Lichtgeschwindigkeit nicht plötzlich dimensionslos….“

    Richtig, den Meter habe ich nur der Einfachheit gewählt. In Physikpapern heißt es ja meist „Wir wählen Einheiten sodass c=1“. Ob das jetzt Meter, Meilen oder Lichtjahre sind, ist ja egal. Aber dennoch, in den richtigen Einheiten wird die Lichtgeschwindigkeit dimensionslos.

    „Dieser Satz mach ebenfalls keinen Sinn.“

    Ja, etwas zu salopp formuliert, aber die SRT erklärt man nunmal nicht vollständig in einem Blog-Post 🙂 Wer etwas englisch kann, dem empfehle ich auch diese beiden Ausführung hier: https://redd.it/fjwkh und https://redd.it/hpy9l

  9. @Adrian: „Es ist natürlicher (für einen theoretischen Physiker). „

    Bist du denn einer? Ich hab auch ein bisschen theoretische Physik gemacht. Und wie ich schon sagte: Ja, c=1 macht das rechnen leichter. In der astronomie setzen wir oft G=1. Aber deswegen wird die Zeit noch lange nicht in Meter gemessen. c=1 verändert den Zahlenwert der Lichtgeschwindigkeit, nicht die Dimension!

    „In Physikpapern heißt es ja meist „Wir wählen Einheiten sodass c=1“. Ob das jetzt Meter, Meilen oder Lichtjahre sind, ist ja egal. „

    Einheiten! Nicht Dimensionen. c=1 ändert nichts an den Dimensionen der Größen. Zeit wird immer noch in Sekunden gemessen, Länge in Meter, usw.

    „a, etwas zu salopp formuliert, aber die SRT erklärt man nunmal nicht vollständig in einem Blog-Post 🙂 „

    Ich kenne die SRT. Und auch dort ist „Nichts ist schneller als Licht“ nicht identisch mit „Nichts kann sich schneller als einen meter pro Meter bewegen“. Willst du auf Weltlinien etc raus? Das ist was ganz anderes.

  10. @celsus: Vorteil wäre z.B. die erhöhte Abhörsicherheit. Niederfrequenten Funk kann ja praktisch jeder mithören, also muss man verschlüsseln und dann weiß doch jeder, *daß* eine Kommunikation stattgefunden hat.

    Wie störanfällig der niederfrequente Funk ist, kann ich jetzt nicht beurteilen und wie tief man tauchen darf. Neutrinos haben da bestimmt auch Vorteile.

    Als Internetzugang für Zuhause wird es aber noch eine Weile zu klobig und zu teuer bleiben…

  11. Es gab doch vor ein paar Jahren die Diskussion um die verschränkten Teilchen bei denen sich wenn man bei einem den Zustand ändert der sich bei dem anderen mit ändert. Oder war das ne Fake-Meldung?

  12. Ich glaube meine Großeltern kommunizieren per Neutrinos…
    Wenn die sich unterhalten geht das ungefähr so:
    Opa: „Hast Du was gesagt?“
    Oma: „Nee, hast Du was gehört?“

    Aber mal im Ernst. Wie unterscheidet man „Kommunikationsneutrinos“ von „normalen Neutrinos“? Und wie stellt man sicher, dass man alle Kommunikationsneutrinos erwischt? Als es um das Experiment mit den angeblich überlichschnellen Neutrions ging, wurde doch genau erklärt, dass man nicht einzelne Neutrios misst, sondern einen statistischen Mittelwert aller detektierten Neutrions nimmt. Da die Nachricht binär codiert war, kam es auf jede einzelne ‚Null‘ und jede einzelne ‚Eins‘ an. Selbst wenn man mit Fehlerkorrektur wie bei TCP/IP arbeitet, kann man -so weit ich weiß- nicht mit statistischen Mittelwerten arbeiten.

  13. @Florian Freistetter: Als theoretischer Physiker finde ich Adrians Beschreibung grundsätzlich richtig, wenn auch ziemlich abstrakt und in den meisten Fällen wenig praxisrelevant. Die Raumzeit ist ein Objekt (eine semiriemannsche Mannigfaltigkeit), so dass es physikalisch eigentlich keinen Sinn macht, eine bestimmte Richtung mit einer anderen Dimension zu versehen bzw. in einer anderen Einheit zu messen. Adrians Beispiel mit der Flughöhe und Weite beschreibt diesen Sachverhalt sehr gut.
    Natürlich ist es für die Größen mit denen wir im Alltag (und auch beinahe überall in der Wissenschaft) zu tun haben extrem unpraktisch, Entfernungen in Sekunden oder Zeitdifferenzen in Metern zu messen (oder Geschwindigkeiten in Bruchteilen von c). Die Zahlenwerte würden einfach zu groß oder zu klein.
    Die Unüberschreitbarkeit der Lichtgeschwindigkeit ergibt sich in diesem Bild dann daraus, dass bestimmte Gebiete der Raumzeit nicht kausal verbunden werden können; das ist also eine Eigenschaft der Geometrie der Raumzeit.

  14. @mmm
    Ich gehe mal davon aus die Menge an Natürlichen Neutrinos die detektiert werden ist relativ konstant. Für eine 1 wird jetzt für eine Vordefinierte Zeitspanne (bei 0.1 Bit/s also wahrscheinlich 10 Sekunden lang) Neutrinos gesendet, der Empfänger detektiert jetzt für etwa 10 Sekunden ein erhöhtes Neutrino aufkommen und weiß das eine 1 gesendet wurde, detektiert er für 10 Sekunden nur die natürlichen „Hintergrund Neutrinos“ weiß er das eine 0 „gesendet“ wurde.

    Fehleranfällig dürfte das ganze allerdings schon sein (zum Beispiel wenn jetzt doch zufällig mehr (oder weniger) natürliche Neutrinos detektiert werden) deswegen dürften kürzere Intervalle (bzw. höhere Übertragungsgeschwindigkeiten) kaum realisierbar sein.

  15. @Jochen O aus S: Zitat:“Und wie kann ich wissen, ob aus meiner Sendung nicht 2 bis 3 Milliarden Neutrinos ungerührt am Empfänger vorbei- bzw. hindurch geflogen sind?“
    @mr_mad_man: Zitat:“Und wie stellt man sicher, dass man alle Kommunikationsneutrinos erwischt?“
    Ich denke man muss pro bit Billionen von Neutrinos senden. Davon bleiben nur ein paar im Detektor hängen, fast alle fliegen durch und verschwinden in den Weiten des Alls.
    Schneller als mit Funk geht mit Neutrinos schon. Man kann direkt durch die Erde durch und muss nicht außen herum. Ist vielleicht ein paar ms schneller, da der Weg um ein paar hundert oder tausend km kürzer ist.

  16. UMa: Der Weg rum ist um einiges länger. An der Oberfläche entlang ist die Differenz zur gegenüberliegenden Seite der Erde ziemlich genau (π – 1) * r und das sind ca. 13.500 km. Zusätzliches Problem ist auch, dass elektromagnetische Signale hier nicht die Lichtgeschwindigkeit des Vakuums erreichen sondern viel langsamer sind. Bei einer Kommunikation mit einem Satelliten wird dieser Weg nur noch länger, allerdings fällt ist die Lichtgeschwindigkeit auf fast dem vollen Weg auch die des Vakuums.

    Nur bringt die kürzere Laufzeit hier kaum was, denn die Länge eines Signals ist bei 0,1 Bit/Sekunde viel zu lange.

    Übrigens ganz witzig, wenn man sehr große Datenmengen zu übertragen hat, dann kann das gute alte Turnschuhnetzwerk deutlich schneller sein als jedes Kabel (inkl. WLan).

  17. @Wurgl: Schlimstenfalls sind es 20000km-12714km = 8286km, halber Erdumfang- Erddurchmesser, aber denkbar wäre auch eine Komunikation über kürzere Strecken z.B. zwischen Berlin und Paris, wo der Unterschied geringer ist. Satellitenkomunikation ist natürlich noch viel langsamer, wegen des längeren Weges.
    Die Bitrate ist doch nur für den ersten Versuch. Man könnte sie durch eine stärkere Neutrinoquelle und größere Empfänger erhöhen. Tausend Mal mehr gesendete Neutrinos und ein tausend Mal schwererer Detektor könnten bei gleicher Entfernung 100kbit/sec ergeben.

  18. Das wäre eine Konkurrenz zum Unterseekabel. Falls das mal mit gebündelter Detektion und Sender in 1-2 Lastwägen passt und ungefähr die Bitrate von Glasfaserleitungen erreicht, wird das richtig spannend. Denn dann könnte man Netz so ziemlich überall hinbringen, ohne die gigantischen Nachteile von Satelliten (Laufzeit, Kapazität), oder die (manchmal sehr hohen) Kosten von Glasfaserleitungen.

  19. Ich denke nicht, dass man die Bitrate von Glasfaserleitungen hinbekommt (außer man findet irgendwie eine Möglichkeit Neutrinos zuverlässiger zu detektieren, aber da kenne ich mich nicht aus). Und der Kostenfaktor von 2 Neutrinoemittern und 2 Detektoren (man will ja eine Bidirektionale Kommunikation) dürfte die Kosten eines Unterseekabels übersteigen (bitte korrigieren wenn ich mich hier verschätze ;))

    Sollte man aber wirklich eine Möglichkeit finden die Neutrinos häufiger Wechselwirken zu lassen, wäre das aber sicherlich eine coole Art um gegenüberliegende Kontinente miteinander zu verbinden.

  20. Ich sehe die Unterseeboote schon das Detektor-Array hinter sich her ziehen.
    Frage mich, wie schmal die Sendekeule vom Beschleunigersetup ist 🙂 Portabel ist es ja nicht gerade, wenn man also wirklich auf ein bewegliches Ziel ausrichten möchte…

  21. Ich hoffe sehr, dass irgendwann ein Weg gefunden wird ,überlichtschnell zu kommunizieren — denn anders wird eine Erforschung des Weltraums (also jenseits des Sonnensystems..) kaum möglich sein.

    Vielleicht finden die Physiker ja Wege, auf die wir heute mangels Daten einfach nicht kommen können, ich hoffe sehr, in den nächsten Jahren hier davon zu lesen!!

  22. @Eckbert: Zitat:“Ich hoffe sehr, dass irgendwann ein Weg gefunden wird ,überlichtschnell zu kommunizieren — denn anders wird eine Erforschung des Weltraums (also jenseits des Sonnensystems..) kaum möglich sein.“
    Ich denke, dass die Erforschung des Weltraums auch außerhalb des Sonnensystems bisher auch ohne überlichschnelle Komunikation gut funktioniert hat. Praktisch die gesamte Astronomie und Astrophysik beschäftigt sich damit. Sterne, Sternhaufen, Gas- und Stabuwolken, Galaxien, extrasolare Planeten, Quasare, …

  23. @Eckbert

    Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt… aber diese riecht schon ein bisschen komisch, nach fast 100 Jahren glänzend bestätigter RT….

  24. @Uli
    Das hier:
    „Vorteil wäre z.B. die erhöhte Abhörsicherheit. Niederfrequenten Funk kann ja praktisch jeder mithören, also muss man verschlüsseln und dann weiß doch jeder, *daß* eine Kommunikation stattgefunden hat.“

    Sehe ich anders. Die Abhörsicherheit ist bei Neutrinokommunikation nicht wirklich besser. Einen genügend großen Detektor vorausgesetzt könnte man eben um, das Beispiel aus dem Text von Florian zu verwenden, kann man eben auf der Rückseite des Mondes noch mithören.

  25. @Oberclown
    Ich glaube das eher gemeint ist, dass wenn jemand gezielt an ein u-boot signale senden würde dann müsste man genau in der richtung des neutrino strahls sein (ich nehme mal an das man die neutrinos gezielt wo hinschicken kann? falls ich da falsch liege ziehe ich meine antwort sofort zurück) und es würde nicht reichen irgendwo einen empfänger aufzustellen da man dann nur einen winzige chance hätte zufällig genau von so einer nachricht getroffen zu werden.

  26. Würde denn theoretisch eine Kommunikation mit Teilchen und passenden Antiteilchen funktionieren? Das würde doch die „Maximale Geschwindigkeit“ überbrücken oder muss sich das Teilchen+Antiteilchen in der selben RaumZeit befinden?
    Da das Antiteilchen ja immer eine andere Ladung hat als das Teilchen sollte die Distanz keine Rolle spielen? Wäre sowas möglich (bin ja keine Physiker)?

  27. @Rah

    Du meinst wahrscheinlich verschränkte Teilchen. Wenn man das eine ausliest, dann hat das andere einen korrelierten Wert (z.B. genau den umgekehrten Spin/Polarisation).

    Damit kann man aber nicht überlichtschnell kommunizieren.

    Zunächst muss man das eine verschränkte Teilchen an den Empfangsort bringen, und das geht schon mal nur mit höchstens Lichtgeschwindigkeit. Ein Teilchen kann auch nur ein einziges Mal für eine Auslesevorgang verwendet werden. Man müsste also jedes Bit maximal lichtschnell an sein Ziel bringen. Damit ist es schon mal nichts mit der Überlichtgeschwindigkeit.

    Zum anderen weiß man ja nicht, welches Teilchen welchen Wert nach der Verschränkung hat, und man kann ihn auch nicht mehr ändern. Wenn ich also bei dem Teilchen zu Hause nachschaue und finde „hoppla, ein +!“, dann weiß ich zwar, dass der Beobachter des anderen Teilchens jezt ein „-“ sieht, aber welche Information habe ich übertragen? Wie kann ich ihm gezielt eine 1 oder 0 zusenden? Da müsste ich die Teilchen ja vorher schon nach + oder – aussortieren, also ihre (zunächst völlig zufälligen) Werte prüfen, und damit zwinge ich die verschränkten Teilchen automatisch in den gegenteiligen Zustand. Also ist es auch nichts mit Bits übertragen.

    So lässt sich Einstein also leider nicht aushebeln. Es bleibt dabei: Information kann höchstens lichtschnell übertragen werden.

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