Heute morgen hab ich an der Strassebahnhaltestelle einen alten Bekannten getroffen…

… den Bildungsstreik:

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Um den ist es ja in letzter Zeit ziemlich ruhig geworden. Zumindest scheint es so. In den Medien taucht er zumindest nicht mehr auf und an den beiden Unis zu denen ich Kontakt habe (Jena und Heidelberg) tut sich auch nichts mehr.

Wo wird denn noch gestreikt und protestiert? Und hat man eigentlich was erreicht? Oder ist der ganze Protest – so wie vorhergesagt – doch langsam eingeschlafen?

Wenn ich Leserinnen oder Leser an Unis habe, an denen noch was in Sachen „Bildungsstreik“ passiert, würde ich mich über ein paar Infos zum Status Quo freuen. Und wenn ihr an Unis seid, wo nichts mehr passiert, könnt ihr ja vielleicht kurz Bescheid sagen, ob bzw. was der Protest bei euch verbessert hat.

Ich denke mal, dass die Proteste im Sommersemester wieder losgehen werden. An der schlechten Gesamtsituation hat sich ja kaum was geändert. Aber vermutlich werden die Studenten dann wieder nur demonstrieren und Hörsäle besetzen um dann nach ein paar Wochen Abenteuer wieder von allen vergessen zu werden anstatt mal ein wenig kreativ zu werden… Aber vielleicht irre ich mich ja auch 😉

16 Gedanken zu „Brennt die Uni noch? Was wurde eigentlich aus dem Bildungsstreik?“
  1. In Marburg kommen selbst die Bildungsstreik-Mensaflyer nur noch in unregelmäßigen Abständen und man hat den Eindruck, dass es dabei auch mehr um die selbstdefinierte Existenzberechtigung geht als um irgendwas anderes. Ansonsten ist das hier tot, würde ich meinen. Ich interessiere mich aber auch nicht für Hochschulpolitik, vielleicht „gärt“ es ja weiter hinter verschlossenen Türen? Glaube ich aber nicht.

  2. In Würzburg findet immer noch ein Plenum statt, bei dem Aktionen und weitere Vorgehensweisen besprochen/geplant werden. Zudem finden immer mal wieder Diskussionsabende und Vorträge zur Hochschulpolitik statt. Soweit ich weiss, findet auch immer noch ein Dialog zwischen den Studenten und der Unileitung statt, was letzendlich aus den Versprechungen von Wissenschaftsminister Heubisch wurde, weiss ich nicht. Es wurde allerding hier in Bayern ein Forderungskatalog (einer von vielen) erstellt und mit einem Ultimatum versehen. Bin mir aber ziemlich sicher, dass es erneut Proteste geben wird, da hier an der würzburger Uni Studentenwerkszuschüsse gekürzt worden sind.

  3. Also hier in Dresden wurde, als es langsam auf die Prüfungszeit zuging, der besetzte Hörsaal POT/81 von den besetzenden Studenten an die Uni zurück übergeben. Soweit ich weiß, haben die Besetzter jetzt ein neues Domizil.

    Was es gebracht hat? Ich bin ziemlich schlecht informiert, da ich dieses Semester fast nicht auf dem Campus war. Das hatte aber mit dem Bildungsstreik nichts zu tun. Ich glaube ja, dass auf Fachschafts-Ebene ein paar Diskussionen über den Lehrplan der Bachelor-Studiengänge (wieder) in Gang gekommen sind.

    Infos: https://www.bildungsstreik-dresden.de/

  4. Hier in Braunschweig haben die Studis eine Menge erreicht. Es gab sehr harte Regeln in einigen Bachelorstudiengängen, nach denen nach 2 Semestern Studis zwangsexmatrikuliert wurden, diese wurden auf Grund der Proteste komplett gekippt. Auch bei den sonstigen Prüfungsordnungen wurden einige Erleichterungen durchgesetzt.
    Insofern war zumindest hier der Protest sehr sinnvoll.

  5. In Ö wurde der C1 vorgestern geräumt (wurde quasi aufgegeben; es hatten 5 Studierende den Schlüssel & der Hörsaal wurde insofern freigegeben, alsdass er zu vorlesungsfreier Zeit genutzt werden konnte).
    Nach dem Hochschuldialog (der vermutlich genau das war, was man vermuten konnte: Beschäftigung & vortäuschen von Beteiligungsmöglichkeit für Studierende/Lehrende) wird dann jetzt eh schon die Vorbereitung auf den großen Bologna Gipfel in Wien kommen…
    Bei der neuen Bildungsministerin wird es schwer sein, irgendwas umzustrukturieren. Mal sehen, ob sie dialogbereit ist!

  6. Afaik war vor einer Woche bundesweites Vernetzungstreffen und in Hessen gab es dieses Jahr auch schon wieder mehrere Treffen der lokalen Initiativen.
    Aber auch ich würde sagen, dass das einschläft und wenn es diesen Sommer weider losgeht, es wenig Innovation geben wird.

  7. An der FAU in Erlangen/Nürnberg geht noch ein bischen was – die Arbeitskreise aus der Besetzungszeit treffen sich weiterhin. Insbesondere der Arbeitskreis zur Überarbeitung der Fachprüfungsordnungen ist sehr aktiv. Die Leitlinien, verfügbar unter
    https://www.studierendenschaft-uni-erlangen.de/_media/arbeitskreise:ak_studienbedingungen:leitlinien_bachelor.pdf
    werden jetzt in die entsprechenden Gremien (Studienkommissionen, Fakultätsrat, Kommission für Lehre, Kollegiale Leitung) eingebracht. Auch die Hochschulleitung hat basierend auf diesem Papier eine Antwort geschrieben.

    Für die Forderungen, die über die Hochschulebene hinausgehen, liegt inzwischen eine Antwort des Ministeriums vor: https://www.fauna.uni-erlangen.de/blog/wp-content/uploads/2010/02/200112-Ministerantwort-auf-Studiforderungen.pdf
    Hier liegt es jetzt an uns Studenten, eine Antwort zu formulieren.

    Angemerkt sei, dass die Forderung nach der VS inzwischen eine Arbeitsgruppe des Ministeriums gibt in der 3 Studierende, 3 Mitarbeit des Ministeriums und 3 Vertreter der Hochschulen sind.

    Weiterhin gibt es landes- und bundesweite Vernetzungstreffen.

    Summa summarum tut sich einiges bei den eigentlichen Studienbedingungen, was natürlich nur systemimmanente Arbeit ist. Zudem wurden doch sehr viele Studenten auf die prekäre Situation der Studierendenvertretungeng in Bayern aufmerksam..vielleicht werden die nächsten Hochschulwahlen besser. Auch haben sich einige hochschulpolitische Gruppierungen neu gegründet, bestehende sind gewachsen.

  8. An der GSO Nürnberg wurde das audimax am 17.12. mit einer Demonstration, inklusive, ca. anderthalb-stündiger Autobahnblockade freigegeben, da man über Weihnachten und die Semesterferien kaum eine Besetzung aufrecht erhalten können hätte. Seit dem treffen sich regelmäßig ex-Besetzer an der GSO um weitere Aktionen und das Vorgehen im SoSe zu planen (unter anderem Redet man übrigens auch über andere Protestformen, um mal etwas kreativer zu werden 😉 )
    Desweiteren wurde letzte Woche, am 11.2. das Dürer Gymnasium hier in Nürnberg von Schülern der 11. Klasse besetzt (und leider gleich am selben Tag wieder geräumt).
    Bisher gab es leider von der Hochschulleitung etc. nur Lippenbekenntnisse bzw. die Höhe der Beiträge soll „geprüft“ werden. Wir werden aber nicht aufgeben und haben, wie gesagt, schon ein paar Ideen, wie wir den Leuten da oben weiter druck machen können 🙂
    grüße
    Ich

  9. @Thomas J.

    Nein, das war nicht genehmigt. Die sind da einfach auf die Autobahn abgebogen. Gab auch einen recht langen Stau deswegen. In Nürngberg an der besetzten FH war das geplant und abgesprochen (intern), wurde allerdings nicht wirklich kommuniziert – wobei die Demo als nordbayrische Demo angekündigt wurde. Gab danach auch ein bischen Ärger zwischen den Studenten, weil natürlich nicht alle eine Autobahnblokade als probates Mittel empfanden.

    Die Stimmung ist generell recht gespalten zwischen denen, die erstmal abwarten wollen bzw. über die momentanen Mitsprachemöglichkeiten sich einbringen wollen und denen, die zu radikaleren Formen des Protests greifen wollen, da sie sich nicht ernst genommen fühlen und die Politik nicht mit genug Nachdruck reagiert.

    Beispielsweise wurde den Studentenwerken in Bayern der Haushalt gleich mal um über 20% gekürzt, für den Mensen gibts gut 30% weniger Geld – das ist natürlich eine angemessene Reaktion auf das Ende der Besetzungen…

  10. @Chris

    Ah, danke für die Info.
    Bin ja kein Fan von Demos, wenns aber genehmigt und nicht ausartet…
    Aber Autobahn? Das ist einfach nur dumm und sogar gefährlich.

    Und tut sich was wegen den Kürzungen? Hier in Zürich wollen sie die Studiengebühren verdoppeln. Weiss aber nicht, was sich zurzeit tut. Demo hat wohl nix gebracht.

  11. Haben sie in Marburg ja auch gemacht und sich dafür gefeiert. Hat einen grandiosen Effekt: Langer Stau und das einzige, was die genervten Autofahrer sehen, sind rumstehende (oder auch biertrinkende) Studenten. So vermittelt man natürlich seine Forderungen am allerbesten. Von der Rücksichtslosigkeit und Gefährlichkeit mal ganz abgesehen.

  12. Es gab eine Petition gegen die Kürzungen, erreichbar unter https://studiereninbayern.de, die Unterschriften wurden letzte Woche überreicht.

    @JV:
    Kommt natürlich drauf an, wie lange das ganze ist und wie man es angeht. Hier gabs mal einen morgendlichen Flashmob an einer großen Kreuzung, morgens zur Rush-Hour, direkt vor ziemlich vielen Siemens-Gebäuden. Einige Autofahrer waren agressiv und haben Leute angefahren, da wurde das dann abgebrochen. Allerdings wurde in der Zeit ein Infoblatt verteilt, welches online unter https://faubrennt.de/wp-content/uploads/infoblatt.pdf einsehbar ist. Nachdem Siemens dort sehr viel F&E und auch Management hat, erreicht es dort vielleicht die richtigen.
    Über die Richtigkeit der Methode kann man sich dennoch trefflich streiten 🙂

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