Der Fortschritt macht ja bekanntermaßen nicht halt. Und auch wenn an der Forschung leider immer mehr gespart wird, reicht es doch noch für viele spektakuläre Großexperimente; für neue Technik oder Raumsonden.

Ich habe hier mal meine persönlichen Top 10 der kommenden großen Sachen in der Astronomie bzw. Physik zusammengestellt. Natürlich ist sie hoffnungslos subjektiv. Ich habe außerdem probiert, mich auch Projekte zu beschränken, deren Realisierung einigermaßen gesichert ist.

10. Icecube

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Bei IceCube handelt es sich um ein Neutrino-Observatorium. Neutrinos sind hinterhältige kleine Dinger. Es handelt sich um Elementarteilchen, die eine verschwindend geringe Masse haben. Das bedeutet aber auch, dass sie sehr selten mit normaler Materie interagieren. Man kriegt sie also schwer zu fassen und das ist schade – denn aus der Beobachtung von Neutrinos kann man viel lernen!

Man kann daraus Rückschlüsse auf die Vorgänge im Inneren der Sterne ziehen; Supernova-Explosionen untersuchen; die Herkunft der kosmischen Strahlung analysieren – und vieles mehr.

Im Moment ist die beste Möglichkeit, Neutrinos nachzuweise, darauf zu hoffen, dass sie mit etwas kollidieren und dann die bei diesen Kollisionen entstehenden Zerfallsprodukte zu beobachten. Bisher hat man da z.B. große Tanks aus Wasser in unterirdischen Höhlen betrachtet und gehofft, dass mal ein Neutrino mit einem Atomkern kollidiert und in Folge einen Lichtblitz erzeugt („Tscherenkow-Strahlung“) der mit Photomultiplieren sichtbar gemacht wird.

IceCube ist, wie der Name vermuten lässt, tatsächlich ein Eiswürfel. Allerdings ein sehr großer! Im Eis der Antarktis wird ein 1 km³ großer Eiswürfel mit knapp 5000 Detektoren versehen um so die schwachen Lichtblitze zu detektieren, die die Neutrinos bei der Kollision mit den Atomen des Eises erzeugen.

IceCube soll 2011 den Betrieb aufnehmen und wird im wahrsten Sinne des Wortes eine coole Sache werden!

9. E-ELT

E-ELT steht für European Extremly Large Telescope und wie der Name schon sagt, handelt es sich um ein sehr großes, europäisches Teleskop. „Groß“ stimmt hier wirklich: der Spiegel des E-ELT soll einen Durchmesser von 42 Metern haben! Zum Vergleich: das aktuell größte Teleskop ist das Grantecan mit 10 Metern Spiegeldurchmesser.

Ursprünglich war von der Europäischen Südsternwarte ESO ein noch größeres Teleskop geplant worden: das OWL („Overwhelmingly Large Telescop“) mit einem Durchmesser von 100 Metern! Dieses Projekt wurde aber als zu komplex und zu teuer zugunsten des E-ELT aufgegeben.

Den gewaltigen Spiegel des E-ELT kann man natürlich nicht an einem Stück bauen. Er wird aus 906 kleineren Spiegeln zusammengesetzt. Fertiggestellt soll es laut Plan im Jahr 2017 sein – noch ist allerdings unklar, wo es gebaut werden soll. Wieder in Südamerika (Argentinien oder Chile), wie auch schon die bisherigen Großteleskope der ESO? Oder in Marokko oder Spanien? Aber auch Grönland, Tibet, die Mongolei oder die Antarktis wurden als potentielle Standorte genannt.

So soll das E-ELT einmal aussehen:

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Bild: ESO

8. Gaia

Gaia ist ein Satellit der Europäischen Weltraumorganisation ESA. Wenn alles klappt, wird Gaia 2011 ins All starten und der Nachfolger der höchst erfolgreichen Hipparcos-Mission werden. Gaia wird den Himmel astrometrisch vermessen – also genauer als bisher die Position der Sterne bestimmen. Zusätzlich wird Gaia auch noch Spektren von Millionen von Sternen aufnehmen.

Gaia wird aber als „Nebenprodukt“ noch eine ganze Menge andere Resultate liefern. Man schätzt das man bis zu einer Million Asteroiden und Kometen in unserem Sonnensystem finden wird; zehntausende extrasolare Planeten und braune Zwerge; zehntausende Supernovae; und hundertausende weiße Zwerge und aktive Galaxie.

Eine wirklich vielversprechende Mission!

7. AMS

Bei AMS geht es wieder um Teilchenphysik. Allerdings auch um Raumfahrt. Denn das Alpha-Magnet-Spektrometer ist ein Teilchendetektor, der im Weltraum zum Einsatz kommen soll. Genauer gesagt, soll dieser Detektor ab dem Jahr 2010 auf der internationalen Raumstation ISS installiert werden. Eigentlich wäre es schon 2003 so weit gewesen – aber wegen des Absturz des Shuttles Columbia hat sich der Termin bis 2010 verschoben.

Am 29. Juli 2010 soll es aber endlich soweit sein und das AMS wird – hoffentlich – mit der Shuttle-Mission STS-134 zur ISS gebracht.

Dort wird AMS die kosmische Strahlung untersuchen. Man wird auch probieren, das Rätsel um die dunkle Materie zu lösen und herauszufinden, aus was sie besteht. Und, was ich am spannensten finde, man wird probieren, Antimaterie zu entdecken.

Ok, Antimaterie wurde schon entdeckt – aber AMS will herausfinden, ob im All z.B. Anti-Kohlenstoffkerne o.ä. vorkommen. Das würde dann nämlich bedeutetn, dass es auch ganze Sterne aus Antimaterie geben muss. Und das wäre eine äußerst coole und spannende Sache!

So soll nächstes Jahr AMS auf der ISS montiert werden:

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6. JWST

Das James Webb Space Telescop soll der Nachfolger des legendären Hubble-Weltraumteleskops werden. Nach jahrzehntelanger Planung und Arbeit soll es 2014 mit einer Ariane-V-Rakete ins All starten. Das JWST wird einen Spiegel haben, der 6,5 Meter durchmisst! Zum Vergleich: der Spiegel des Hubbleteleskops hat einen Durchmesser von „nur“ 2,5 Metern.

Wer die fantastischen Bilder von Hubble kennt, der kann sich also vorstellen, was vom JWST zu erwarten ist! Mindestens 10 Jahre lang wird das neue Weltraumteleskop arbeiten und unser Wissen über das Universum mit Sicherheit dramatisch erweitern!

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JWST – künstlerisch Darstellung (Bild: NASA)

5. Rosetta

Jetzt kommen wir langsam zu meinen Lieblingsprojekten. Das sind die, wo man getreu dem Motto von Star Trek – „to boldly go where no man has gone before“ – neue, unbekannte Welten erforscht.

Eine Mission, bei der genau sowas gemacht wird, ist Rosetta. Rosetta ist eine Raumsonde der ESA und sie befindet sich bereits im All: sie ist im März 2004 gestartet.

Ihr Ziel wird sie allerdings erst im März 2014 erreichen: den Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko. Denn Rosetta wird die erste Raumsonde sein, die auf einem Kometen landet! Bzw. wird Rosetta den Lander Philea absetzen, der auf der Oberfläche des Kometen landen und sie untersuchen wird.

Der Weg zum Kometen ist zwar lang – aber Rosetta ist unterwegs nicht langweilig. Letztes Jahr hat sie zum Beispiel den Asteroiden Steins besucht und tolle Aufnahmen gemacht.

In ein paar Wochen, am 13. November 2009 wird sie ein letztes Mal an der Erde vorbeifliegen um Schwung für den Rest des Weges zu holen. 2010 wird sie einen weiteren Asteroiden untersuchen (Lutetia) und dann warten, bis 2014 der Komet erreicht ist. Ihn wird die Sonde dann auf seinem Weg um die Sonne begleiten und völlig neue Erkenntnisse über die Kometen liefern!

4. Dawn

Ebenso ambitioniert wie Rosetta ist die Dawn, eine Raumsonde der NASA. Auch sie befindet sich schon im All; sie startete im September 2007.

Ihr Ziel ist der Asteroidengürtel zwischen den Bahnen von Mars und Jupiter. Dort wird sie im August 2011 Vesta erreichen, den viertgrößten Asteroiden des Asteroidengürtels. Im Mai 2012 verläßt sie Vesta wieder um sich auf den Weg zu Ceres zu machen. Ceres ist mit einem Durchmesser von knapp 1000 Kilometern der größte Asteroid zwischen Mars und Jupiter und noch dazu ein Zwergplanet. 2015 wird Dawn Ceres erreichen.

Mit Dawn werden erstmals die Asteroiden im Detail erforscht – und da Asteroiden zu meinem Fachgebiet als Astronom gehören finde ich das natürlich besonders toll 😉

3. LHC

Wenn man über coole Wissenschaftsprojekte spricht, dann muss man eines auf jeden Fall erwähnen: den Large Hadron Collider des europäischen Kernforschungszentrum CERN. Das ist immerhin die größte Maschine, die die Menschheit je gebaut hat; ein Teilchbeschleuniger mit einem 27 Kilometer langen unterirdischen Ring. Hunderte Wissenschaftler werden in den nächsten Jahren daran forschen.

Den Lesern meines Blogs brauche ich über den LHC nicht mehr viel erzählen. Nein, der LHC ist nicht gefährlich; er wird kein schwarzes Loch verursachen und die Welt zerstören. Aber er wird uns hoffentlich großartige wissenschaftliche Ergebnisse liefern!

Im November geht es wieder los am LHC – hoffen wir, das diesmal alles klappt!

2. New Horizons

Für mein Lieblingsprojekt geht es noch einmal zurück ins Weltall. Seit ich in den Neunziger-Jahren vom Pluto Express habe ich mich auf diese Mission gefreut.

Ursprünglich sollte 2001 eine Raumsonde NASA zum (damals noch) Planeten Pluto starten. Das Sonnensystem außerhalb der Bahn von Neptun ist, was Raumsonden angeht, noch weitesgehend unerforscht. Dort befindet sich ja nicht nur der Zwergplanet Pluto – sondern auch noch der Kuipergürtel.

Das erste Objekt in diesem Asteroidengürtel (der viel größer ist als der zwischen Mars und Jupiter) wurde erst 1992 entdeckt. Heute wissen wir, dass es dort viele relativ große Asteroiden gibt. Pluto ist nur einer davon und nicht der größte! Das ist im Moment der Asteroid/Zwergplanet Eris – aber es kann gut sein, dass im äußersten Sonnensystem noch größere Objekte verborgen sind.

Der Start des Pluto-Kuiper-Express (wie er mittlerweile genannt wurde) wurde auf 2004 verschoben und dann komplett gestrichen. Glücklicherweise wurde die Mission aber durch eine neue ersetzt: New Horizons!

Im Januar 2006 machte sich New Horizons auf den langen Weg ins äußere Sonnensystem. Sie hat die Erde mit einer Geschwindigkeit von 16,21 Kilometern pro Sekunde (das sind knapp 60000 km/h) verlassen – schneller als jedes andere Raumschiff bisher.

Und schnell ist New Horizons tatsächlich! Die gewaltige Strecke bis zum entfernten Pluto legt die Sonde in nur 9 Jahren zurück und wird Pluto vorraussichtlich im Juli 2015 erreichen. New Horizons wird allerdings nicht in eine Umlaufbahn um Pluto einschwenken – dazu müsste man sie enorm abbremsen, und außerdem soll die Reise ja noch weitergehen!

Trotzdem wird sie in knapp 10000 km Entfernung an Pluto vorbeifliegen und erstmals detaillierte Aufnahmen dieses Zwergplaneten liefern. Danach wird sie weiter in den Kuipergürtel fliegen und man hofft, dort möglichst viele Asteroiden erforschen zu können. Energie sollte die Sonde bis zum Jahr 2025 haben.

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Auf zu neuen Horizonten: New Horizons startet ins All (Bild: NASA)

1. ???

Den ersten Platz habe ich frei gelassen. Meine Auswahl ist völlig subjektiv und verzerrt durch meine Vorlieben. Es gibt noch viele weitere tolle Projekte; nicht nur aus der Astronomie sondern auch aus allen anderen Gebieten der Wissenschaft. Viele faszinierenden Experimente und Sonden habe ich auch weggelassen, weil ihre Realisierung noch zu unsicher ist.

Der erste Platz in der Liste gehört den Leserinnen und Lesern. Was ist euer Lieblingsprojekt? Was findet ihr am spannensten? Worauf freut ihr euch?

21 Gedanken zu „Die 10 coolsten Astronomie/Physik-Projekte der nächsten Jahre“
  1. Für mich als nicht-Physiker ein interessanter Artikel…habe zum Teil von den ganzen Projekten noch nichts gehört, außer von der Rosetta-Mission, die auch für Biologen und Chemiker sehr interessant sein dürfte, denn „[…]soll das Kometenmaterial genau untersucht werden. Von Interesse ist die Identifizierung organischer Moleküle wie Aminosäuren, die als molekulare Bausteine biologischer Strukturen angesehen werden. Darüber hinaus sind die Bremer Wissenschaftler an der Messung eines weiterführenden Phänomens, der sogenannten Chiralität, interessiert. Die Chiralität beschreibt ein von Biomolekülen her gut bekanntes Phänomen. Man weiß, dass sich Biomoleküle aus Bausteinen zusammensetzen, die einheitlich entweder ausschließlich
    rechts- oder ausschließlich linkshändig sind. Eine zentrale wissenschaftliche Frage
    ist nun, wie zu Beginn der biologischen Evolution die rechts-/links-Symmetrie gebrochen werden konnte, um die molekularen Bausteine des Lebens einheitlich
    entweder in rechtsoder in links-Form generieren zu können. Heute sprechen viele
    Gründe dafür, dass dieser Symmetriebruch nicht erst auf der frühen Erde, sondern
    bereits im interstellaren Raum stattfand. […“

  2. Alles tolle Projekte, wobei mir jetzt natürlich nichts mehr für Platz 1 einfällt. Aus deiner Liste würde ich Icecube an die Spitze setzen, da es uns ein komplett neues Fenster öffnet: Ein echtes Neutrinoteleskop hatten wir bis jetzt noch nie (Kamiokande – trotz all seiner Großartigkeit – hat einfach zu wenig von den Dingern gemessen, als dass .man es als Teleskop bezeichnen könnte). Die anderen Projekte sind irgendwie ’nur‘ höhergrößerweiter-Versionen von bekannten Konzepten, aber von Icecube erhoffe ich bahnbrechend Neues.

  3. @Odysseus: Ich hab ja gesagt, dass die Liste subjektiv ist 😉 Mir als Himmelsmechaniker steht die Erforschung des Sonnensystems näher als die Neutrinos. Aber du hast recht – den letzten Platz hat IceCube eigentlich nicht verdient. Aber die Reihung ist eigentlich eh ziemlich willkürlich – irgendwer musste halt letzter sein.

  4. Ich freue mich auf HAWC! Das ist ein Tscherenkow-Detektor, dass bald in Mexiko in Betrieb genommen wird. Damit wird man eine menge Gamma-Astromonie betreiben können. Das freut mich total, weil mich Gamma Ray Bursts faszinieren! Und wenn man HAWC mit GLAST vergleicht wird HAWC 100 Mal so viele Photonen detektieren könne wie GLASt bei Energien >100 GeV!

    https://hawc.umd.edu/

  5. Und ich würde noch hinzufügen ein Experiment, dass das Libet-Experiment der Hirnforschung mit dem klassischen Doppelspalt-Experiment der Quantenphysik verkoppelt.

    Benjamin Libet hat ein sehr berühmtes Experiment in der Hirnforschung unternommen, bei dem sich herausstellte, dass eine Zeitverzögerung zwischen einem Bereitschaftspotential im Gehirn und der willentlichen
    Ausführung einer Handlung exsistiert, was zu einer ausserordentlich heftigen Debatte über die Willensfreiheit geführt hat. Es schien in diesem Experiment so, als entscheide das Gehirn selbst-ständig „was wir wollen“ – mit anderen Worte: es ergab sich eine Zeitverzögerung. Das Experiment und wie es zu interpretieren sei, ist bis heute umstritten.

    Deshalb kam mir die Idee – diese Doppeldeutigkeit dieses Experiments mit der „Doppeldeutigkeit“ des Doppelspalt-Quantenexperiments zu verknüpfen.

    Na, und das Quanten-Doppelspaltexperiment muss ich hier ja nicht groß erklären. Ebensowenig den logischen Skandal der sich aus der Doppelnatur der Energie ergibt.

    Wir haben es also jetzt mit zwei doppeldeutigen Verhältnissen zu tun, der Doppeldeutigkeit des Doppelspaltexperiments – das die Frage nach der „Kopplung“ unseres Bewusstseins mit der Realität aufwirft und mit einem „Zwie-spalt“ – Experiment, das die Frage nach der Willensfreiheit stellt,
    oder genauer: Ab wann man überhaupt von einem willentlichen Verhältnis zur Aussenwelt sprechen kann.

    Es soll im folgenden skizziert werden die experimentelle Anordnung.

    Anton Zeilinger benutzt Mach Zehnder-Interferometer, das sind Anordnungen von
    halbdurchlässigen Spiegeln, die im Prinzip den „Quantenzweifel“ aus dem berühmten
    Doppelspalt-Experiment modifizieren.
    Hier kann auch mit sogannten „verschränkten“ Teilchen experimentiert werden.
    Ich erspare mir kurz nähere Ausführungen dazu, es genügt anzuführen, dass der
    „Quantenzweifel“ dadurch irritiert, dass ein einzelnes Photon sich immer
    genau so verhält, als würde das Photon „wissen“ – was wir von ihm wissen wollen.
    Mit anderen Worten: Wenn wir die Experimentalanordnung so einrichten,
    dass wir nachweisen wollen, es sei eine Welle (Doppelspalt), dann zeigt es sich
    uns als Welle – wollen wir nachweisen, dass es ein Teilchen ist (einfacher Spalt),
    dann zeigt es sich uns als kleiner „Ball“ (Teilchen.) Hier also scheint es eine
    „konstruktive Kopplungsirritation“ zu geben.
    Es ist nicht mehr möglich, von einem „objektiven“ Experimental-Ergebnis zu sprechen.
    (logischer Skandal seit Planck, Komlementarität.)

    Man hat bisher immer mal wieder versucht, das Teilchen zu überlisten, in dem man also erst ganz kurz vor dem Durchgang des Teilchens durch das Hindernis, festlegen wollte, was wir von ihm wissen wollen. Hat nicht geklappt. Das Teilchen „wusste“ immer schon vorher, was wir ihm in den Weg stellen und zeigte sich dementsprechend brav als Welle oder als Teilchen.

    Aus der Hirnforschung kennt man nun das berühmte Libet-Experiment.
    Dieses Experiment irritiert dadurch, dass nachgewiesen werden konnte,
    dass es im Gehirn bereits vor der Ausführung einer willentlichen Handlung
    ein Bereitschaftspotential gibt, das dem Ausführenden der Handlung nicht
    bewusst ist.

    Mein gedanklicher Vorschlag wäre nun folgender:

    Das Doppelspalt-Experiment muss mit dem Libet-Experiment verkoppelt werden.

    Das würde bedeuten:

    Es gibt eine 1. Versuchsperson, die ein Signal unter Umgehung der Blut-Hirschranke-liefert – also das berühmte Bereitschaftspotential, muss unter der Umgehung der Bluthirnschranke direkt aus dem Gehirn abgegriffen werden.

    Zwischenbemerkung: Die Blut-Hirn-Schranke stellt eine evolutionäre thermodynamische Barriere da. Sie sorgt dafür, dass in unserem Gehirn selbst im Durchschnitt immer ungefähr gleichmäßige elektrodynamische
    Bedingungen herrschen. Sie sorgt dafür, dass wir unser „Wachbewusstsein“ thermodynamisch stabilisiert konstruieren – mit anderen Worten, sie macht das Gehirn überhaupt erst möglich.
    Der Preis aber, den wir für diese Stabilisierungsfähigkeit bezahlen, ist das abgeschnittensein von der thermodynamischen Realzeit.

    Dieses Signal ist also der „Wille“ des Gehirns der Versuchsperson, ein einzelnes Photon auszusenden, das einen Weg durch das Mach Zehnder-Interferrometer durchläuft.

    Es gibt eine 2. Versuchsperson, von der ebenfalls ein Signal unter der Umgehung der Blut-Hirnschranke abgegriffen wird. Dieses Signal ist der „Willen“ des Gehirns der 2. Versuchsperson, dem Photon ein „zwiespältiges“ Hindernis in den Weg zu stellen (halbdurchlässiger Spiegel) – oder es ihm nicht in den Weg zu stellen.

    Eine 3. Versuchs-Person ist der Hirnforscher selbst, er muss die Ergebnisse ebenfalls unter Umgehung der Blut-Hirnschranke detektieren.

    Das Problem an diesem Experiment ist, dass die Signalwege beinahe direkt von Gehirn zu Gehirn unter der Umgehung der Blut-Hirnschranke sich realisieren müssen. Ich bin mir nicht sicher, ob MRT-Analyse oder Elektroden hier ausreichen, weil alle „Techniken“ den gesamten Versuch ja wieder in den evolutionären Entwicklungsprozess einspiegeln – und eine Elektrode ja eben gerade nicht die Blut-Hirnschranke überwindet. Die Kunst besteht darin, dass Experiment so zu dimensionieren, dass die gesamte humano-cerebral-technologische Geräte- Evolution umgangen werden kann.
    Das Experiment müsste komplett in der thermodynamischen Realzeit stattfinden, zu der wir aber keinen Zugang haben, weil unser Bewusstsein, davon isoliert sein muss, um bewusst zu „sein“.

    Der Quantenzweifel stellt nun die Frage, ob das Verhalten des Photons von unserem Bewusstsein abhängig ist oder nicht.

    Das Libet-Experiment stellt die Frage, ob unser Gehirn nun selbst entscheidet oder ob ein bewusster Wille exsistiert.

    Die Hypothese ist nun folgende:
    Die berühmte Zeitverzögerung zwischen Bereitschaftspotential und „willentlicher Ausführung“ einer Handlung bei den Libet-Experimenten ergibt sich daraus, dass sowohl der Hirnforscher als auch die Versuchsperson, von der thermodynaischen Realzeit“ durch die Blut-Hirnschranke seit Millionen Jahren – evolutionär – isoliert waren.
    Das heißt: Die Libetexperimente, die solche Frage strittig machten, ob denn der Mensch einen freien Willen habe oder nicht – sind die komplementäre Entsprechung der Quantenexperimente, welche die Frage aufwerfen, ob den ein Photon eine Welle oder ein Teilchen sei.

    Die Geheimnsikrämerin dabei ist die thermodynamische Zeitverfälschung! – die evolutionär notwendig und eine Folge davon war, dass sich das menschliche Gehirn selbst als denkend und selbstbewusst ausbilden konnte (Blut-Hirnschranke/Keine Realzeit im Cortex)

    Für das Experiment reicht es aber völlig aus, die Zeitverzögerung der Libet-Experimente zwischen „Wollen“ und „Gewollt haben“ als ontologische Unklarheit mit der Welle/Teilchen-Unklarheit zu koppeln. – um eine kosmologische Betrachtung vom Zaun zu brechen….weil es hier ja um Bewusstsein geht, und das wissenschaftlich „zählende“ Bewusstsein ist immer schon ein diskretiertes, also durch die Blut-Hirnschranke geformtes Bewusstsein.

    Mein Hypothese ist folgende:

    Die Kopplung beider Experimente – und hier wäre jetzt die Chance für einen echten Erkenntnisgewinn – müsste eine Korrelation der Wahrscheinlichkeitsverteilung ergeben – und zwar in der Weise – dass man feststellt, dass innerhalb einer ganzen Serie von Versuchen sich ein komplett – gleichmäßig gestreutes Verhalten des Photonen-Eigenschaften zeigt.

    Soll heißen: Der Versuch würde uns irritierender Weise zeigen, dass es weder ein signifikant entscheidenes „Gehirn“ gibt, noch ein signifikant erscheinendes Teilchen- oder Welle-Verhalten.

    Beide Partner – also „Willen“ und „Teilchen“ müssten sich in der Verteilung irgendwann absolut gleichmäßig zueinander verteilt auf einer Kurve darstellen und zwar selbst dann – wenn sich beide Versuchspersonen vorher absprechen, welche „Entscheidungen“ sie pro Versuch treffen werden.

    Wir würden also sehen, dass es weder einen Menschen noch den Willen noch übermäßig viele Welleneigenschaften oder übermäßig viele Teilcheneignschaften gibt.

    Alles würde sich in einer gleichmäßigen Verteilungskurve gleichmäßig verteilt darstellen.

    Wir würden sehen, dass der Mensch und sein Gehirn selbst lediglich ein gleichmäßiger Verteiler von „gleich-gültigen“ Ereignissen ist.

    Und damit wäre eine Frage von John Wheeler beantwortet, nämlich die Frage – auf welche Weise Bewusstsein und Kosmos miteinander gekoppelt sind.

    Das Gehirn selbst ist eine Ereignismaschine zur Streuung von Ereignissen.

    (Die Verteilung gewinnt an Gleichmäßigkeit, bei erhöhter Ereigniszahl.)

  6. Die Kepler Mission, die z.Zt. nach Exoplaneten Ausschau haelt ist eine Erwaehnung wert. Sollte mindestens die Frage beantworten ob wir auf einer „rare earth“ leben, oder obs derartige Planeten noch haeufiger im Universum gibt.

  7. Ich würde noch ALMA in die Runde werfen. Wird im Gegensatz zum ELT bereits gebaut, hat Ausmaße wie der LHC und könnte Einblicke ähnlich dem JWST liefern, nur in einem anderen Wellenlängenbereich. Vor allem ist es ein (wenn man sich das mal vor Ort angeschaut hat) gigantisches Projekt.

  8. Ich finde Auger sehr interessant. Dabei wird kosmische Strahung mit über 10^20 eV untersucht. Im Vergleich dazu erreicht der LHC die Geschwindigkeit einer Straßenbahn. 😉

    Man weiß noch nicht wie diese riesige Teilchenbeschleuniger irgendwo in unserem Universum funktionieren und ich finde es sehr spannend herauszufinden wo diese gigantisch schnellen Teilchen wohl herkommen.

  9. ALMA fehlt auf jeden Fall noch. Das Sub-mm-Fenster ist bislang noch sehr wenig erforscht. LOFAR ist ein sehr cleveres und dabei kostengünstiges Radiointerferometer in einem ebenfalls noch wenig abgegrasten „Fenster“.
    Und SKA (Square Kilometer Array), eine Weiterentwicklung von LOFAR mit einem km^2 Detektorfläche sollte auch noch erwähnt werden.
    Und die Gravitationswellenprojekte… und … und … und
    Es wird auf jeden Fall nicht langweilig in der Astronomie und Physik der nächsten Jahrzehnte.

  10. wie sieht es mit den Vorstössen in Richtung theoretischer Wissenschaften aus, bzw. was ist der aktuelle Stand bzgl. neuesten Erkenntnissen zur dunklen Materie/Energie?
    Sollte nicht hier ein Schwerpunkt liegen um letztendlich die „allumfassende“ kosmische Formel erklären zu können?

  11. Hallo allerseits,

    da IceCube zwar noch nicht fertig aufgebaut ist, aber doch schon Daten nimmt, würde ich auch die Satelliten PLANCK und HERSCHEL ins Portfolio aufnehmen … sowie CTA (https://www.cta-observatory.org/) – tausend TeV-Gamma-Quellen, vielleicht gar Annihilations-Signale von Dunkler Materie, das wär doch mal was! 🙂

    Schönen Gruß aus Hamburg,

    Björn

  12. Neben den hier schon genannten ist das Fusionsforschungsprogramm ITER sicher noch einer der Big Shots. Ein Schritt in Richtung Lösung aller Energieprobleme…vielleicht.

    Und natürlich die Mars-Mission, nicht unbedingt wegen wissenschaftlicher Erkenntnisse, sondern wegen der historischen Dimension. Und sicherlich der technischen Nebenprodukte.

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