Seit gestern ist es offiziell – am Mond gibt es Wasser! Vermutet hat man es ja schon lange und Hinweise gab es auch einige. Aber nun konnten die Messungen dreier Raumsonden kombiniert werden um ein klares und detailliertes Bild des Wasservorkommens am Mond zu erhalten.

Und das ist überraschend.

Am Nachweis waren drei verschiedene Geräte beteiligt: einmal die Raumsonden Cassini und Deep Impact. Die hatten eigentlich ganz andere Aufgaben – Cassini flog ins Saturnsystem und liefert seitdem fantastische Bilder von dort und Deep Impact untersuchte einen Kometen. Aber auf ihrem Flug kamen sie auch am Mond vorbei und wenn man schon mal in der Gegend ist, dann kann man auch gleich in bisschen Forschung betreiben.

Der dritte Beitrag kam aus Indien – von der Mondsonde Chandraayan-1.Sie hat dieses Bild gemacht:

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Das interessante Bild ist das rechte. Es zeigt die Bereiche, wo man aus der Analyse des vom Mond reflektierten Lichts Spuren von Wasser bzw. Hydroxyl-Molekülen (OH-) gefunden hat.

Interessant ist, dass man das Wasser nur in den allerobersten Schichten des Mondbodens gefunden hat. Das ist auch wahrscheinlich der Grund, warum man bisher – außer an den Polen – keine Spuren von Wasser gefunden hat. Denn benutzt man zur Messung Radarstrahlen wie man es oft getan hat, dann dringen diese tiefer in den Boden ein und „übersehen“ so eine dünne Oberflächenschicht.

Auch wenn wir nun wissen, dass es anscheinend überall am Mond Wasser gibt – der Mond bleibt trotzdem eine trockene Wüste. Aber man schätzt nun, dass etwa 0.1 – 1% der Mondoberfläche aus Wasser bestehen. Aus einer Tonne Material könnte man knapp einen Liter (0.9 Liter) Wasser herausholen.

Interessant sind auch Messungen, die zeigen, dass sich die Menge des Wassers im Laufe eines Mondtages (der etwa einen Monat lang dauert) ändert. Bisher nahm man an, dass das Wasser am Mond dorthin durch Kometen und Asteroiden transportiert wurde. Dieser Prozeß soll in der Frühzeit des Sonnensystems auch eine große Menge Wasser auf die Erde transportiert haben. Aber die neuen Analysen zeigen, dass auch die Sonne einen Einfluß auf das Wasser am Mond hat:

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Bild: NASA/JPL-Caltech/University of Maryland

Das Bild zeigt (von links nach rechts) folgendes: die Region des Mondes, die untersucht wurde; die unterschiedliche Helligkeit der Oberfläche, die Temperatur und die Bereiche, in denen es viel bzw. wenig Wasser gibt (die letzten 3 Bilder stammen von der Sonde Deep Impact). Man sieht deutlich, dass es keinen Zusammenhang zwischen Wasservorkommen und Oberflächenstrukturen gibt – dafür aber einen klaren Zusammenhang zwischen Temperatur und Wasser.

Die Sonneneinstrahlung, die ja auch die Temperatur der Mondoberfläche regelt, scheint als das Wasser zu beeinflussen. Und zwar so: von der Sonne erreicht den Mond ja nicht nur Licht, sondern auch auch der Sonnenwind. Dieser kann die Mondoberfläche ungehindert erreichen, da der Mond keine Atmopshäre besitzt. Im Sonnenwind findet man nun jede Menge Wasserstoffatome. Die treffen auf das Gestein der Mondoberfläche und setzen dort Sauerstoff frei – es bildet sich Wasser! Und wenn es noch kühl genug ist – also am Mondmorgen – dann bleibt das Wasser stabil. Wird es aber wärmer – gegen Mondmittag – dann bricht die stärkere Sonneneinstrahlung das Wasser wieder in seine Bestandteile auf. Morgens sollte der Mond also feuchter sein als mittags – und genau das hat man auch gemessen!

Es gibt also (relativ gesehen) jede Menge Wasser am Mond! Es würde ausreichen, um damit eine Mondstation zu versorgen. Pläne, wie man an das Wasser aus dem Mondboden kommt, gibt es genug. Und es gäbe auch genug sinnvolle Sachen, die man am Mond anstellen könnte. Wir müssen nur noch hinfliegen!

23 Gedanken zu „Morgentau am Mond“
  1. Sehe ich das richtig: Wenn man den Boden umgepflügt hat und das Wasser extrahiert hat, regeneriert sich das Wasser nach einem Mondtag (Monat)? Man müsste also nur der Tag/Nachtgrenze hinterherfahren (einem Mähdrescher nicht unähnlich) und man würde über lange Zeiträume Wasser gewinnen können. (@Florian Pläne wie man Wasser auf dem Mond technisch gewinnen kann habe ich unter deinem Link nicht gefunden)

    Und wenn man schon mal da ist kann man das alles machen:
    https://www.nasa.gov/exploration/home/why_moon_objectives.html

    „Wir müssen nur noch hinfliegen!“ – So ich bin dann mal Koffer packen 😉

  2. Aber in der Aussendung von nature https://www.nature.com/news/2009/090918/full/news.2009.931.html klingt das bisschen dramatischer aus der Sicht der Autorin.
    Wiedermal super zusammengefasst!

    Wie kommts, dass das Wasser noch da oben ist? Soweit ich das verstanden habe, war man davon ja nicht ausgegangen (außer eben an den Polen), da das zu schnell verflüchtigt wäre (wobei ich keine Ahnung habe, ob bei den Temperaturen mehr als ein steady-state möglich wäre, also ob Moleküle in der Gasphase so sehr motiviert wären der Gravitation des Mondes zu entkommen).

  3. Dann kann ja Alan Binder sein Haus behalten 😉 Der hat ja bereits 2001 vollmundig behauptet.

    „Would I bet my house, the answer is ‚yes.‘ We are certain that water is there. The uncertainty we have is how much.“

    Und dann hat sich aber das mit dem Wasser aber ganz schnell verflüchtigt.

    Hmm, komisch. Nach all dem Hin und Her mit dem Wasser hätte ich fast damit gerechnet, dass da kein Wasser ist. Na, das wird die Leute von LCROSS aber freuen.

  4. na … da werden sich die homöopathen aber freuen… *tztz
    ob das mondwasser auch ein gedächnis hat ? ich warte jetzt auf die ersten präparate in der esoszene die mit mondwasser zubereitet sind 😉 aber spass bei seite…

    das wäre natürlich super, zumindest für eine erste station auf dem mond, denn wenn es da genügend wasser gäbe müsste man es nicht teuer hoch schaffen 🙂 aber ich würde zu gerne proben von dem mondwasser im labor hier auf der erde sehen… vielleicht krazt man demnächst wieder ein paar millionen zusammen um eine sonde dahin zu schicken um die proben zu entnehmen…

  5. Die „New York Times“ meint, dass es gut möglich wäre, dass das Wasser nur in den obersten paar Millimetern des Mondbodens zu finden sein könnte. Das hieße dann aber auch, dass die Astronauten für einen Liter Wasser eine ziemliche Fläche abgrasen müssten.

  6. @Florian „am“ klingt nach „seitlich dran“ (wie an der Wand) – „auf dem“ klingt nach „an der Oberfläche befindlich“ (wie auf dem Tisch) – vielleicht liest ja ein Germanist mit und kann genaueres sagen.

  7. @nihil wenn die Wasserstoffatome aus dem Sonnenwind noch ihr „Gedächtnis“ haben dann wirkt das Mondwasser bestimmt super gegen Verbrennungen (so ab 3.Grades aufwärts). Bei Literpreisen ab 100.000€ aufwärts aber wohl kaum eine tragfähige Geschäftsidee 🙁

  8. @pat vielleicht bauen die Holländer ja sogar ein schönes Gewächshaus – dann gibts frisches Gemüse – einmal die Woche! Falls die JAXA schneller ist – dann gibts eben Vakuum getrocknete Algen (Nori). Auch ganz lecker. Wenn die NASA keine ganze Kuh liefern kann dann doch wenigstens Mais. Wenn Rußland noch eine Destille mitbringt dann haben wir ein richtiges Mondmenu: Maisfladen mit Tomaten und Nori-blättern und dazu Vodka 🙂

  9. Seit 50 Jahren fragt NASA schon ernsthaft ob da Wasser ist auf anderen Planeten und Monden. Die Menschheit wartet für Jahrzehnte mit klopfenden Herzen, voll Hoffnung Wasser zu finden. NASA schickt Surveyor zum Mond um seine Oberfläche zu untersuchen. Apollo schleppt viele Mondsteine zurück, aber nicht einen Beutel voll nassem Sand?

    Und heute wird so beiläufig erwähnt dass die Sonne übernacht Wasser machen kann.
    Heute verstehe ich weniger als gestern.

  10. Bisher nahm man an, dass das Wasser am Mond dorthin durch Kometen und Asteroiden transportiert wurde. Dieser Prozess soll in der Frühzeit des Sonnensystems auch eine große Menge Wasser auf die Erde transportiert haben.

    Ich denke nicht, dass das ein Widerspruch ist. Für Wasser in größeren Mengen dafür braucht es wohl Kometen. Das hier scheinen mir ja eher Wasserspuren zu sein. Also nix da mit nassem Sand. Klar, dass man die erst mit sensibleren Instrumenten findet. Bzw. sich diese Spuren nicht überall finden bzw. schnell verflüchtigen.

    Zwischen einem kräftigen Regenguss im Regenwald und dem morgendlichen Tau in der Wüste gibt es aber auch erhebliche Unterschiede. Für ersteres brauchst Du Wolken, für’s zweite eben nicht. Wasser kriegt man auch in beiden Fällen. Dennoch wird die Wüste aufgrund des Morgentaus nicht nass. Für Leben reicht es in beiden Fällen dennoch aus. Es muss halt nur entsprechend damit hausgehalten werden.

  11. @Ludmila: Hmm – das hab ich vielleicht mißverständlich interpretiert. Ich seh da auch keinen Widerspruch. Ich wollte sagen, dass man bisher dachte: wenn es Wasser am Mond gibt, dann kommts von den Kometen.

    @June: „Und heute wird so beiläufig erwähnt dass die Sonne übernacht Wasser machen kann. Heute verstehe ich weniger als gestern.“

    Naja, „beiläufig“ kann man das wohl nicht nennen… Steht ja immerhin in jeder Zeitung. Und was genau verstehst du denn nicht?

  12. Mit „beiläufig“ wollte ich das Englische „informal, casual, unexcited“ meinen, aber nicht wieviel Zeitungen es gedruckt haben. Tut mir Leid wenn das Wort nicht passt.
    (Ich lebe nicht in Wien :).

    Alt oder neu, die Entdeckung dass die Sonne in ihrem System Wasser erzeugen kann ist sehr interessant.

  13. @June: Naja, ich meinte damit schon, dass die Entdeckung eben nicht so „unexcited“ war – sonst hätte sie ja niemand abgedruckt 😉 Und wenn man sich ansieht, was die diversen Wissenschaftler zu der Entdeckung gesagt haben, dann waren die auch recht excited.

    Aber natürlich hätte diese Entdeckung generell mehr „Aufregung“ von Seiten der Medien verdient. Aber das ist bei seriösen wissenschaftlichen Ergebnissen leider eher selten.

  14. Jetzt habe ich ein paar mehr Blogs gelesen, und sehe dass sie gut begeistert sind. Schreibt Michael Khan of GO FOR LAUNCH: „Diese Entdeckung stellt schon so etwas wie einen Paradigmenwechsel in der planetologischen Forschung dar.“

  15. Gott sei Dank! Ich war ja immer gegen Flüge zum Mond. Stell euch mal vor, wie das ist. Man fliegt also eine Woche um die ganzen Highlights zu besuchen, der Fußabdruck vom ersten Schritt, der verbuddelte Monolith aus 2001, und dann kommt man in der Wüste an und es gibt keinen Swimmingpool. Furchtbar! Und das bei den Temperaturen.

  16. @Florian W.: sei froh wenn du nicht im 2Mann-Zelt übernachten musst – mit Sauerstoff bis Morgens um 7, die Wechselstation macht erst um 8Uhr auf *argh Und zu allem Übel sind die Krabben im Wissenschaftsmodul ein Experiment und nicht das Frühstück…

  17. Vor allem, am nicht vorhandenen Swimmingpool stehen dann natürlich auch keine Liegestühle, auf die man morgens sein Handtuch legen könnte….
    Schrecklich, Scharen von englischen Pauschaltouristen werden also nicht buchen – somit entfällt für unzählige deutsche Pauschaltouristen ebenfalls jeglicher Buchungsgrund 😉

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