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In den letzten Wochen gab es hier bei Scienceblogs einige Artikel zum Thema Politik & Raumfahrt (siehe die Links am Ende des Beitrags). Und da ja bald auch Wahlen sind, habe ich die Parteien mal angeschrieben, um ihre offizielle Meinung zur Raumfahrt einzuholen.

Ok, es gibt vermutlich tatsächlich Themen, die im Moment wichtiger für Deutschland sind als die Raumfahrt – trotzdem finde ich die Antworten interessant; sie sagen ja auch etwas über die allgemeine Einstellung der Parteien zu Wissenschaft und Grundlagenforschung aus. Ich habe alle im Bundestag vertretenen Parteien angeschrieben (CDU, CSU, SPD, Grüne, FDP, Linke) und ihnen ein paar Fragen zum Thema Raumfahrt gestellt. In den nächsten Tagen werde ich hier die Antworten veröffentlichen.

Den Anfang macht MdB Dr. Petra Sitte (Bild rechts), Forschungs- und technologiepolitische Sprecherin der Linken. Ich kommentiere die Antworten absichtlich nicht direkt im Text – meine Meinung dazu werde ich in den Kommentaren kund tun. Und natürlich interessiert mich auch die Meinung der Leserinnen und Leser!

1. Wie ist die offizielle Position Ihrer Partei zur Raumfahrt? Sind die Anstrengungen Deutschlands ausreichend oder zuwenig/zuviel?

DIE LINKE kritisiert die Ausgabenpolitik der Bundesregierung in Bezug auf die Raumfahrt. Hierzulande werden 3,65 Milliarden in Raumfahrttechnologien und 2,7 Milliarden in die Europäische Weltraumagentur investiert. DIE LINKE hat auch hinsichtlich der strategischen Ausrichtung der deutschen Raumfahrtpolitik eine tiefgreifende Differenz. Denn der Bundesregierung geht es um die Behauptung wirtschaftlicher und technologischer Stärke, um die Behauptung als Weltraummacht.

Raumfahrt ist ein teures Unterfangen. Die Bundesregierung hat im Rahmen ihrer High-Tech-Strategie die Raumfahrt als ein Innovations- und Zukunftstechnologiefeld identifiziert. Die Raumfahrt ist dominierend gegenüber all den anderen 16 Technologiesektoren. In den Jahren 2006 bis 2009 wurden knapp 3,7 Milliarden Euro für Raumfahrttechnologien ausgegeben – fast ein Drittel der gesamten Technologieförderung des Bundes. Allein im Jahr 2009 werden die Raumfahrtausgaben des Bundes 1,4 Milliarden Euro betragen. Davon gehen 648 Millionen Euro an die ESA, 229 Millionen Euro fließen in das Nationale Weltraumprogramm. Zum Vergleich: für besonders in armen Ländern verbreitete tödliche Tropenkrankheiten wurden 20,7 Millionen Euro, für Forschung zur Tuberkulose 9,5 Millionen Euro Forschungsmittel eingesetzt (Zahlen für 2007).

Dabei ist es erklärtermaßen das Ziel der Bundesregierung, die Marktchancen für deutsche Firmen zu sichern und zum Systemführer bei Erdbeobachtung und Satellitenkommunikation zu werden sowie diese zu kommerzialisieren. Der Raumfahrtkoordinator der Bundesregierung Peter Hintze (CDU) rechtfertigt den enorm Umfang der Ausgaben für Raumfahrttechnologien im Rahmen der Hightech-Strategie mit dem Ziel, „den deutschen Unternehmen im europäischen und globalen Wettbewerb gute Chancen in den entstehenden Märkten zu bieten.“
Des Weiteren ist gleichfalls nicht ausgeschlossen, dass von der Bundesregierung geförderte Projekte wie das Satellitennavigationssystem GALILEO zukünftig neben ihrer zivilen Komponente auch militärisch genutzt werden.

Technologischer Fortschritt kann und muss jedoch durch internationale Kooperation erreicht werden, statt auf reiner Konkurrenzlogik zu basieren, und sozial-ökologische Innovationen und zivile Anwendungen zum Ziel haben.

2. Soll Deutschland verstärkt international Kooperationen (z.B. mit NASA oder ESA) suchen oder auch alleine Projekte in Angriff nehmen?

DIE LINKE findet, dass die Bundesregierung internationale Kooperationen im Bereich der Entwicklung von Raumfahrttechnologien eingehen muss.
Allerdings zielt die Tätigkeit der ESA eher darauf ab, den Rückstand an technologische Leistungsfähigkeit gegenüber den USA oder auch Russland bzw. Staaten wie Indien, die eigenständige Pläne in der Raumfahrt verfolgen und bemannte wie umbenannte Missionen planen, aufzuholen. Und auch die NASA als „Kind des Kalten Krieges“ betreibt mehr als nur zivile Weltraumforschung. Eine auf Konkurrenzlogik basierende und nicht ausschließlich auf zivile Nutzungen gerichtete Raumfahrtpolitik lehnt DIE LINKE ab.

Vielmehr muss Forschungs- und Technologiepolitik unter den Vorzeichen wachsender globaler Probleme stattfinden. LINKE Politik muss angesichts der drängenden Herausforderungen der Menschheit, etwa Klimawandel, Ernährung, Infektionskrankheiten, die besonders die armen Regionen der Erde betreffen, Abwägungsentscheidungen treffen. Die Mittel für Forschungs- und Technologieförderung sind trotz gestiegener Budgets begrenzt.

DIE LINKE spricht sich daher für die Förderung von Raumfahrttechnologien mit klarer Nutzenperspektive für die Gesellschaft, etwa im Umwelt- und Klimaschutz sowie in der Grundlagenforschung, aus. Diese sind unbemannt und bleiben zumeist im erdnäheren Orbit wie das Europäische Erdbeobachtungssystem GMES oder der deutsche Erdbeobachtungssatellit TerraSAR-X. Auch Mond und Mars werden bereits durch Raumsonden und Teleskope erkundet. In diesem Jahr starteten die Teleskope „Planck“ und „Herschel“ und liefern Bilder aus den entfernteren Sphären des Sonnensystems.

3. Glauben Sie, dass eine Investition in die Raumfahrt einen positiven Effekt auf die Wirtschaft in Deutschland haben kann?

Nein bzw. nur in einem sehr begrenztem Umfang. Denn von diesen Investitionen profitiert nur ein ausgewählter Club von bereits ohnehin großen Unternehmen auf einem Markt, bei dem die Wettbewerbssituation wenig transparent ist.
Sechs Milliarden Euro öffentliche Mittel werden EU-weit für die Raumfahrt ausgegeben, zum großen Teil an private Firmen. Die Aufträge der ESA werden nach Beitragsproporz unter einer kleinen Anzahl spezialisierter Unternehmen aus den Beitragszahlerländern vergeben, deren Kontakte zur Politik sich zwangsläufig sehr eng gestalten. 80 Prozent der Arbeitsplätze in der Raumfahrtindustrie teilen sich auf die vier Unternehmen EADS Astrium (D/F), Finmeccanca (I), Safran (F) sowie Thales Alenia Space (F/I) auf.
Daneben gibt es kleinere Firmen wie das deutsche Familienunternehmen OHB, die sich etwa auf Satellitentechnologien spezialisiert haben.

Öffentliche Technologieförderung darf nach Auffassung der LINKEN nicht zur Subventionierung ohnehin hochrentabler Konzerne führen. Kredite sind im Erfolgsfall mit hohen Zinsen zurückzuzahlen, zudem ist die Umwandlung von Subventionen und Krediten in öffentliche Beteiligungen anzustreben.

4. Sind Investitionen in Raumfahrt Luxus oder notwendig?

DIE LINKE hält die aktuelle Ausrichtung der Raumfahrtpolitik der Bundesregierung für verfehlt. Gleichwohl sind Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten im Bereich der Raumfahrt, die der Lösung globaler Probleme dienen, notwendig.

Für die Details verweise ich insoweit auf die Antwort zu den Frage 2 und 3.

5. Sind Sie der Meinung, dass das Geld für die Raumfahrt für andere Projekte verwendet werden sollte? Wenn ja, welche?

Siehe Antwort zur Frage 2

6. Halten Sie die Entscheidung, die deutsche Mondmission LEO ) zu streichen, für richtig?

Ja. Zur Begründung lesen Sie bitte die Antwort auf die Frage 7, die in einem engem Zusammenhang mit der Frage 6 steht.

7. Halten Sie die Pläne für eine neue deutsche Mondmission für sinnvoll?

Nein. Wie ich bereits in einem Beitrag für die Tageszeitung „taz“ verknappt dargestellt habe, ist die bemannte Raumfahrt derzeit Geldverschwendung.Die exorbitanten Kosten stehen in keinem Verhältnis zum wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn.
Die bemannte Raumfahrt begann mit dem Sputnikschock. Auch jetzt liefern sich Russland, China und USA einen Wettlauf um die Vorherrschaft im All. Sie planen bemannte Mondmissionen und -stationen.

So will auch Deutschland nicht nur in der interplanetaren Kreisliga spielen. Die Bundesregierung plante für die unbemannte Mondmission LEO 350 Millionen Euro ein. Zukünftig will der zuständige Staatssekretär sogar 1,5 Milliarden Euro dafür locker machen. Der Mond soll dabei als Trainingslager für eine Marsmission dienen.

Die bisherigen EU-Raumfahrtausgaben in Höhe von sechs Milliarden Euro müssten auch für eine Erfolg versprechende europäische Teilnahme am Wettlauf um Mond und Mars deutlich aufgestockt werden. Ähnliches stellte die von US-Präsident Barack Obama eingesetzte Kommission zur Prüfung der amerikanischen Raumfahrtprogramme in einem Zwischenfazit fest: das für die Mond- und Marsmissionen eingesetzte Budget von jährlich neun Milliarden US-Dollar (6,3 Milliarden Euro) reiche nicht annähernd aus. Es ist kein Wunder, dass die Industrie sich massiv für die bemannten Missionen einsetzt – wie etwa EADS-Chef Gallois.

Die Sicherung von industriellen Kapazitäten und die Darstellung technologischer Leistungsfähigkeit sind kein hinreichendes Argument für teure Mond- und Marserkundungen. Auch die auch vielen LINKEN zu Recht geteilte Begeisterung über technische Pionierleistungen des ersten bemannten Weltraumfluges, der ersten Mondlandung sowie über die persönlichen Leistungen von Menschen wie Juri Gagarin, Neill Armstrong oder Siegmund Jähn können solche nicht legitimieren. Ohne den Hintergrund der Systemauseinandersetzung, ohne den Wettlauf der Supermächte um welthistorisches Prestige, wären derartige Geldsummen für die Raumfahrt wohl nicht aufgebracht worden. Das Appollo-Programm verschlang zeitweise 5,5 Prozent des US-amerikanischen Staatshaushaltes.

Im Übrigen ist der wissenschaftliche Gehalt bemannter Missionen wie der Eroberung von Mond und Mars ist stark umstritten. Renommierte Stimmen wie die Deutsche Physikalische Gesellschaft (DPG) oder der Physik-Nobelpreisträger Steven Weinberg haben besonders die bemannte Raumfahrt immer wieder als teures Prestigeprojekt ohne adäquaten wissenschaftlichen Nutzen kritisiert. Im ESA-Budget sind lediglich 12 Prozent der Mittel für den Bereich „Science“ vorgesehen, wobei hier auch Kosten für angewandte Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten enthalten sein dürften.

Die wissenschaftliche Bilanz der Raumstation ISS besonders in Proportion zu den Unterhalts- und Transportkosten ist umstritten. Geschätzte Aufbau- und Betriebskosten von 2000 bis 2010 von mehr als 100 Milliarden Euro sowie die zu addierenden Transportkosten per Shuttle, ATV bzw. Sojuskapseln in ebenfalls dreistelliger Milliardenhöhe stehen im Gegensatz zum bescheidenen Forschungsoutput.

Selbst die Befürworter der jetzt anstehenden explorativen Missionen zu Mond und Mars kommen in Erklärungsnot, wenn es um deren Nutzen und Gehalt für die Allgemeinheit geht. So antwortete der NASA-Manager Jesco von Puttkammer auf die Frage nach dem Sinn einer Marsmission: „Das kann man nicht so ohne Weiteres rational erklären.“ Der Forschungstrieb liege nun einmal im Wesen des Menschen. Es müsse außerirdisches Leben gesucht, der Mars erforscht und nicht zuletzt die Chancen für eine eventuell nötige Umsiedlung der Menschen auf den Mars abgewogen werden.

8. Welche Ziele sollen in der Raumfahrt künftig verfolgt werden?

Siehe Antwort zu Frage 2.

9. Braucht Europa einen eigenen bemannten Zugang zum All – zum Beispiel in Form einer für bemannte Flüge ausgebauten Ariane-Rakete und eines erweiterten ATV?

Nein. Ein weiteres deutsches Engagement in der bemannten Raumfahrt über die derzeitige Teilnahme an der Arbeit der Raumstation ISS hinaus lehnt DIE LINKE ab. Die Kosten liegen um ein Vielfaches über denen unbemannter Missionen, ohne den entscheidenden wissenschaftlichen oder sonstigen Mehrwert zu liefern. Utopische Szenarien einer Exploration des Mars für die Umsiedlung der Menschheit lenken von den konkreten politischen und wissenschaftlichen Notwendigkeiten auf der Erde, etwa dem Kampf gegen die Erderwärmung, ab. Für unbemannte Missionen zur astronomischen Grundlagenforschung ist im konkreten Abwägungsfall zu entscheiden.

10. Halten Sie bemannte Raumfahrt für sinnvoll oder sollte sich Deutschland nur an Bau, Entwicklung und Betrieb von Raumsonden und Satelliten beteiligen?

Nein, bemannte Raumfahrt ist unter den derzeitigen Vorzeichen nicht sinnvoll. Ins Blickfeld der Weltraumforschung gehören nach Auffassung der LINKEN Erkenntnisse zu Ozeanströmen, zum Polareis, zur Landbeobachtung rücken. Dafür genügt der Ausbau satellitengestützter ziviler Erdbeobachtungssysteme.

Im Übrigen verweise ich auf die Antwort zur Frage 8.


Ähnliche Artikel: Ist bemannte Raumfahrt Geldverschwendung?, Ein kaputtes Klo ist kein Argument gegen bemannte Raumfahrt!, 40 Jahre nach Apollo 11: Wo sind die Visionäre?, Löst bemannte Raumfahrt unser Energieproblem?, Mit CDU und FDP zum Mond?, Was heute noch wie ein Märchen klingt kann morgen Wirklichkeit sein

23 Gedanken zu „Die Position der Parteien zur Raumfahrt: Die Linke“
  1. Wenn ich das alles richtig verstanden habe, dann lässt sich die Position der Linken folgendermaßen zusammenfassen: Raumfahrt ist zu teuer und das Geld sollte besser anderweitig eingesetzt werden. Außerdem ist die Motivation hinter dem Raumfahrtprogrammen eher Konkurrenzdenken anstatt Wissenschaft.

    Tja – dass das Kostenargument eher sinnlos ist, habe ich ja schon z.B. hier und hier ausgeführt.

    Die Linkspartei scheint außerdem zu glauben (so kommt es mir jedenfalls vor), dass man Forschung gezielt steuern könnte. Also das man nur in bestimmte Bereiche investieren muss um dann bestimmte, konkrete Ergebnisse zu erhalten. Aber so funktioniert Wissenschaft und ganz besonders Grundlagenforschung natürlich nicht.

    Übrigens: so ein Fehler sollte einer forschungspolitischen Sprecherin eigentlich nicht unterlaufen:

    In diesem Jahr starteten die Teleskope „Planck“ und „Herschel“ und liefern Bilder aus den entfernteren Sphären des Sonnensystems.

    Der Satellit Planck beobachtet die Hintergrundstrahlung des Universums und Herschel ist ein Infrarotteleskop, dass auch eher Galaxien und andere Sterne beobachten wird als Objekte in unserem Sonnensystem. Kann es sein, dass die forschungspolitische Sprecherin der Linken (so wie leider viele andere Menschen auch) nicht weiß, was die Begriffe „Sonnensystem“, „Galaxie“ und „Universum“ bedeuten und sie verwechselt?

  2. Das hätte man auch kürzer erledigen können, Frau Sitte:
    „Raumfahrt ist zu teuer und wenn überhaupt profitiert nur das Großkapital davon. Außerdem:
    Wacht auf, Verdammte dieser Erde,
    die stets man noch zum Hungern zwingt!
    Das Recht wie Glut im Kraterherde
    nun mit Macht zum Durchbruch dringt…

    Ansonsten siehe oben.“

    Sehe ich das richtig, dass Frau Sitte per Mail geantwortet hat? Kooperiert Sie etwa mit dem Großkapital, das ihr einen aus u.a. Raumfahrtprogrammen entstandenen Computer zur Verfügung gestellt hat? Skandal!

  3. @Florian:

    Kann es sein, dass die forschungspolitische Sprecherin der Linken (so wie leider viele andere Menschen auch) nicht weiß, was die Begriffe „Sonnensystem“, „Galaxie“ und „Universum“ bedeuten und sie verwechselt?

    Frau Sitte hat zu DDR-Zeiten sozialistische Volkswirtschaftslehre studiert und zum spannenden Thema „Die Führungstätigkeit der SED-Bezirksorganisation Halle bei der Weiterentwicklung der sozialistischen Produktionsverhältnisse in der Industrie und der Herausbildung der Kombinate“ promoviert. Inwiefern sie das zur Sprecherin für Forschungspolitik qualifiziert, wirst Du wohl Gysi und Lafontaine fragen müssen 🙂 Zuviel naturwissenschaftliches Verständnis würde ich allerdings nicht erwarten…

  4. Ich verstehe die Grundaussage ein wenig anderes, nicht das die Raumfahrt an sich zu teuer ist, sondern das es wichtigere Dinge gibt als nen Schwanzvergleich im Weltall durchzuführen.

    Anstelle eines Wettrüstens um eine bemannte Mondmission sollten vielleicht einfach mal die Kräfte der Staaten und damit Gelder gebündelt werden um so kostengünstiger und effektiver an solchen Forschungsdingen arbeiten zu können.

    Als zweiten Punkt lese ich hier heraus das es einfach wichtigere Dinge auf der Erden zu erledigen gibt als so viel Geld in die Raumfahrt zu stecken.

    Das Verhältniss zwischen der Verteilung der Forschungsgelder scheinen nicht zu stimmen.

    Und als dritten Punkt lese ich hier heraus das die Gelder anders verwendet werden sollten. Anstelle das der Staat alleine die Forschung betreibt und finanziert, die Gewinne am Ende aber von der Industrie verdient werden sollte dies dann über Kredite finanziert werden.

    Am Ende steht dann noch der Verwendungszweck der Ergebnisse und wofür diese dann eingesetzt werden.

    Satelitenforschung die für Kriegseinsätze verwendet werden, werden hier abgelehnt.

    So ist das im groben hier meine Lesensart.

  5. @Sebastian: Hmm… das hängt natürlich davon ab, welche Grundsicht man auf die Dinge hat.

    „sondern das es wichtigere Dinge gibt als nen Schwanzvergleich im Weltall durchzuführen.“

    Das sehe ich z.B. gar nicht so. NASA und ESA kooperieren wunderbar (z.b. Cassini-Heuygens, ISS, etc); ebenso die Russen und die NASA/ESA. Die Zeiten des kalten Kriegs sind vorbei.

    „das es einfach wichtigere Dinge auf der Erden zu erledigen gibt als so viel Geld in die Raumfahrt zu stecken.“

    Da sind wir wieder bei der Interpretation von „so viel Geld“. Für Rüstung wird z.B. wahnsinnig viel mehr Geld ausgegeben als für Raumfahrt. Ebenso für andere Dinge. Man kann natürlich darüber streiten, ob es angesichts der geringen Geldmenge, die allgemein für Forschung bereitgestellt wird, sinnvoll ist, Raumfahrt zu fördern oder nicht. Aber die mMn bessere Diskussion wäre eine darüber, warum es nicht möglich zu sein scheint, ausreichend Geld für alle Forschungsvorhaben bereit zu stellen. Forschung ist eigentlich nicht teuer… zumindest nicht, wenn man sie mit anderen Ausgaben vergleicht (z.B. den Finanzspritzen an die glücksspielenden Bänker).

    „Anstelle das der Staat alleine die Forschung betreibt und finanziert, die Gewinne am Ende aber von der Industrie verdient werden sollte dies dann über Kredite finanziert werden.“

    Was die Raumfahrt angeht, stimme ich hier sogar zu. Ein verstärktes Engagement der Industrie wäre hier wünschenswert und für alle von Vorteil.

    „Satelitenforschung die für Kriegseinsätze verwendet werden, werden hier abgelehnt.“

    Meinst du damit das GALILEO-Projekt? Naja… in der Raumfahrt geht es vorerst immer noch meistens darum, Rakten in die Luft zu schießen und Teleskope in einen Orbit zu bringen. Das kann man, wen man es drauf anlegt, immer militärisch nutzen…

  6. Mag schon sein, dass Fehler drin stecken, aber ich finde dennoch dass die Antworten recht qualifiziert sind. Stell mal den österreichischen Parteien vergleichbare Fragen! ich wette, da würden teilweise wesentlich oberflächlichere Antworten mit weniger Hintergrundwissen kommen. Oder gar keine, da sich niemand findet der/die dazu *überhaupt* irgendetwas sagen könnte.
    Aber vielleicht irre ich mich aus meiner deprimierten Politikerverdrossenheit heraus.

  7. @Lili: Ich weiß gar nicht, wer im Moment bei den österreichischen Parteien für Wissenschaft zuständig ist. Aber der Broukal z.B. würde sich sicher gut auskennen 😉 Mal sehen – wenn in Ö gewählt wird, mach ich die Umfrage vielleicht nochmal. Und dann können wir uns über die Antworten von BZÖ und FPÖ amüsieren 😉

  8. Hat den Linken eigentlich niemand gesagt, dass GPS ein Projekt des amerikanischen Militärs ist? Boykottieren die auch ihr Navigationsgerät oder nehmen keine Pakete an, gehen nicht mehr in den Supermarkt, betreten kein Boot etc. Es ist echt erstaunlich wo überall GPS drinsteckt.

  9. ja, das wäre geil, genau an die beiden hab ich insgeheim gedacht. 🙂 Den großen alten Parteien trau ich’s eh zu dass sie zumindest irgendeine Position dazu ausgearbeitet haben, aber diese beiden könnten echt lustig werden.

  10. Ich habe die Antwort Nr.1 der Frau Sitte eher so verstanden, dass die Linke nicht bereit ist den Forschungsetat insgesamt zu erhöhen (und dadurch mehr für z.B. die aufgeführte Tuberkuloseforschung auszugeben), sondern den bestehenden Etat nur umzuverteilen. Da werden sich die Geisteswissenschaften sicherlich freuen…

  11. Als Raumfahrtenthusiast teile ich die Ansicht der Linken nicht und finde auch dieses ewige Argument, wir könnten die Krankheiten der armen Afrikaner heilen, wenn wir nicht ins All fliegen würden, sehr dumm. Das Argument wird nicht besser, wenn man es ständig wiederholt. Forschung kostet eben auch unterschiedlich. Was würde man denn mit 1,4 Milliarden Euro in der Tuberkuloseforschung machen? Die Reagenzgläser vergolden?

    Aber ich möchte auch sagen, dass ich es erstaunlich finde, wie ausführlich Frau Sitte antwortet. Das hätte ich nicht gedacht. Sie bekennt Farbe und schärft das Parteiprofil, auch wenn das eventuell Stimmen kostet. Wären andere Parteien ähnlich bestimmt in ihren Meinungsäußerungen, hätten wir weniger Politik(er)verdrossenheit. Ich könnte wetten, von den anderen Parteien kommt auf Florians Anfrage nur schwammiges Blablabla.

  12. @Stefan: Ja, da hast du Recht. In der Hinsicht muss man Frau Sitte loben. Die Antworten sind äußerst konkret (auch wenn ich ganz anderer Meinung als Frau Sitte bin). Das kann man in Zeiten der Wischi-Waschi-Politikerreden nur positiv sehen.

  13. @Florian: war deine Anfrage vor dem 12.08.? Da ist der Artikel von Petra Sitte zur Raumfahrt erschienen:
    https://www.petra-sitte.de/index.php?id=101

    @Stefan du hast recht, der Umfang und Ausführlichkeit ist in Wahlkampfzeiten schon bemerkenswert. (über den Inhalt lässt sich streiten 😉 )
    Und wenn du einen Tropenmediziener fragst: xMrd€ wären bestimmt wichtig – ich kenn nur das Tropeninstitut in Hamburg – ein par mehr wären wohl nicht schlecht – oder das ein oder andere Labor mit Sicherheitsstufe-(welche man auch immer braucht) kostet bestimmt in die Millionen. Die DeutscheNationalBibliothek verzeichnet über 3000 Schriften mit „Tuberkulose“ im Titel – da sind bestimmt mehr als 3000 Fragen offen… Und dann sin auch ein par Millionen für Experimente unter Schwerelosigkeit auf der ISS drin. (Ups, nee das dürfen wir ja nicht wissen wollen)

    So – die Messlatte ist gelegt – mal sehn was die anderen Parteien zusagen haben!

  14. „Für Rüstung wird z.B. wahnsinnig viel mehr Geld ausgegeben als für Raumfahrt.“

    Ich frage mich gerade, ob – und wenn ja:wie weit – eine solche Unterscheidung ueberhaupt Sinn macht. Ein grosser teil der Investitionen in die Raumfahrt sind doch ganz offensichtlich (verkappte?) Ruestungsausgaben siehe – worauf weiter oben ja schon hingewiesen wurde – GPS.

    Man wird wohl schon unterscheiden muessen zwischen „rein“ wissenschaftlichem Interesse an Raumfahrt, wirtschaftlichem und (macht-)politischen Motiven, und fuer den Umfang staatlicher Foerderung sind nun mal die politische Aspekte in letzter Instanz die ausschlaggebenden. Fuer die Wirtschaft – so paradox es klingt – uebrigens auch, denn ohne staatliche Finanzierung und politische Unterstuetzung waere das Unterfangen viel zu unwirtschaftlich. Zumindest wuerde es sich nicht schnell genug amortisieren.

    Was mich angeht: ich finde das Thema spannend (wie viele andere auch) – aber nicht sonderlich wichtig. Wie bizarr das ganze im Grunde ist, wird deutlich wenn man sich einfach mal ueberlegt, was es kostet einen einzigen Menschen fuer die Dauer einer Marsreise am Leben zu halten, waehrend man hienieden sich weiter froehlich gegenseitig totschlaegt oder Millionen verhungern laesst. Man kann es drehen wie man will: die Zeche zahlen am Ende diejenigen , die auf diesem Globus unter mangelhaftesten Bedingungen vegetieren muessen, weil man einfach keine Mittel fuer sie „verfuegbar“ hat – auch wenn sie in der Bilanz nicht auftauchen. Die Segnungen, die man sich von solchen Projekten fuer die mehr oder ferne Zukunft erhofft, helfen denen, die heute am Arsch sind, jedenfalls herzlich wenig. So gesehen ist das fuer und wieder nicht nur eine wisssenschaftliche, sondern auch eine ethische Frage.

  15. Nachtrag: Zum letzten Satz: der sollte besser lauten:

    So gesehen hat das Thema nicht nur eine wissenschaftliche, wirtschaftliche und politsiche Dimension, sondern auch eine ethische.

    Die Kunst wird darin bestehen zwischen diesen Aspekten zu vermitteln, wobei klar ist, dass man keinem von ihnen wird vollstaendig gerecht werden koennen.

  16. @Roger Beathacker: „Wie bizarr das ganze im Grunde ist, wird deutlich wenn man sich einfach mal ueberlegt, was es kostet einen einzigen Menschen fuer die Dauer einer Marsreise am Leben zu halten, waehrend man hienieden sich weiter froehlich gegenseitig totschlaegt oder Millionen verhungern laesst.“

    Ja? Was kostet es denn? Am besten ist es, wir machen eine Liste. Ganz oben kommt das unwichtigste (Raumfahrt, Teilchenphysik und andere unnütze Wissenschaft). Und dann gehts weiter mit den unnötigen Ausgaben. Und das wird dann alles so lange gestrichen und mit dem Geld Essen für Afrika gekauft, bis niemand mehr hungern muss. Erstellst du die Liste? Dann sei aber auch bitte gründlich! Ausgaben für Sport, Kultur (Fussball und Galerien sind ja jetzt wirklich sinnlos!) und anderen nicht überlebenswichtigen Kram.

    Oder ist die Sache mit „Kein Geld für Raumfahrt, sonst verhungern die Kinder in Afrika“ vielleicht doch nur populistischer Unsinn? Könnte es vielleicht sogar sinnvoll sein, in Forschung, Bildung und Wissenschaft zu investieren, um die Armut auf der Welt zu bekämpfen?

  17. @ Roger Beathacker

    natürlich hast du recht. Und wie!
    Aber es ist leider so, dass die Alimentierten hier absolut keine Ahnung vom richtgen Leben haben. Es sei denn sie arbeiteten im Wettbewerb!
    Die meisten sind allerdings direkt von der Mutterbrust in die Alimetation gestolpert!
    Toll!

    wink

  18. @ Florian: Die Sicht ist wohl die einer Antikriegspartei die das soziale in den Vordergrund rücken möchte, oder als Kernziel formuliert hat.

    Ich sehe Forschung in allen Bereichen als Wichtig an, die Weltraumforschung und auch die Erforschung von Krankheiten.

    Als Kernpunkt sehe ich in der Geldverteilungskritik hier eher das kritisiert wird wie das Geld verteilt wird.
    Hier wurde wahrscheinlich versucht ein Augenmerk darauf zu lenken das eben an der Krankheitserforschung viel zu wenig getan wird, finantziell und so viel Geld ins All gepustet werden mit den zwar auch Wissen erlangt wird aber nicht direkt Menschen geheilt.

    Das mit dem Schwanzvergleich war nicht ganz so böse gemeint wie es sich liest.

    Nur was bringen Weltallprogramme die verschiedene Staaten mit dem gleichen Ziel, aber unabhängig durchführen ?

    So ist Indien dran am forschen, Japan und China, alle für sich. Ich fände es viel effektiver wenn sich diese ganzen Kräfte bündeln würden anstelle drei mal das gleiche zu erforschen und zu entwickeln.

    Insgesamt sollte die Forschung noch viel mehr gefördert werden, denke ich, denn Bildung ist etwas das recht wichtig ist und ich für vernachlässigt halte in diesem Land.

    Nur sollte am Ende nicht nur die Inustrie profitierne ohne selber zu investieren.

  19. @Sebastian

    So ist Indien dran am forschen, Japan und China, alle für sich. Ich fände es viel effektiver wenn sich diese ganzen Kräfte bündeln würden anstelle drei mal das gleiche zu erforschen und zu entwickeln.

    Dann könnte man auch fordern, dass nur noch ein Konzern für die ganze Welt Autos produziert.
    Raumfahrt muss auch aus wirtschaftlicher Sicht betrachtet werden. Wer hier was auf dem Kasten hat, kann damit Geld verdienen.

  20. @christian: „Aber es ist leider so, dass die Alimentierten hier absolut keine Ahnung vom richtgen Leben haben.“

    Na schön, dass du so gut über mein Leben Bescheid weißt… Aber sorry, ich kann grad nicht weiterschreiben – der Butler kommt gerade mit dem zweiten Kaviarfrühstück und ich möchte den Champagner nicht warm werden lassen.

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