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Ich hab mich ja schon öfter gefragt, wozu Twitter eigentlich gut ist.Der Mikroblogging-Dienst ist populär nie wie – aber eine echte „Killer-Anwendung“ dazu gibt es noch nicht. Auch das Projekt, von dem ich gleich berichte, wird das nicht sein – aber es ist auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung.

Orbiting Frog hat die nette Seite „arXiv on Twitter“ ins Leben gerufen. arXiv ist ein preprint-Server; also eine Datenbank für freizugängliche wissenschaftliche Veröffentlichungen. Viele der in Fachjournalen veröffentlichten Artikel finden sich auch auf arXiv wieder und manche Wissenschaftler publizieren ihre Arbeiten überhaupt nur auf arXiv (obwohl dort keine Begutachtung stattfindet).

„arXiv on Twitter“ informiert nun darüber, welche preprints gerade bei Twitter besonders stark diskutiert werden. Neben einer Liste mit allen Tweets, die von arXiv-Artikel handeln gibt es auch Rangliste mit den Artikeln, über die letzte Woche, letztes Monat bzw. überhaupt am meisten „gezwitschert“ worden ist. Zur Zeit führt in allen Kategorien die Arbeit „Precision determination of electroweak coupling from atomic parity violation and implications for particle physics“. Klingt recht interessant:

„In particular, we increase the lower limit on the
masses of extra Z-bosons predicted by models of grand unification and string
theories.“

Hmm – ich bin jetzt kein Teilchenphysiker, aber ich frage mich, ob das Auswirkungen auf die Arbeit des LHC haben wird? Ich weiß nicht genau, welche Teilchen man dort alle nachweisen will und ob die angesprochenen „extra Z-bosons“ dazu gehören. Aber falls ja, ist eine größere Minimalmasse eine schlechte Nachricht – denn das heisst, dass mehr Energie nötig ist, um die Teilchen zu finden.

Wie auch immer – diese interessante Arbeit (die ich mir nochmal in Ruhe ansehen muss) hätte ich vermutlich ohne „arXiv on Twitter“ nicht entdeckt; genauso wie z.B. diese hier über die Geschichte der hinduistischen Astronomie.

„arXiv on Twitter“ ist auf jeden Fall gleich bei meinen Bookmarks gelandet – das war wirklich eine sehr gute Idee für die Verwendung von Twitter!

(via no comment)

8 Gedanken zu „Wissenschaftliches Gezwitscher“
  1. Wow das klingt cool.
    Ich hatte mal angefangen, eine Seite zu bauen die von Sciencebloggern verlinkte Seiten holt und dann schonmal den Titel der Seite (aus den ja meist gekürzten Links) abholt. Habe noch nicht weitergemacht, aber da die Google Application Engine jetzt Cronjobs unterstützt könnte ich da nochmal weitermachen dran…aber es ist mehr Fingerübung als großartig sinnvoll. Aber wenn man dann wirklich mal eine zündende Idee hat kann man auch umsetzen 🙂

    Extra Z-Bosonen scheinen in neuen Modellen jenseits des Standardmodells vorzukommen, String-Theorie und so. Aber das Paper muss ich mir dann mal ansehen, aber sieht theoretisch aus :/

  2. @Florian „eine größere Minimalmasse eine schlechte Nachricht“ – stimmt schon, aber je genauer man die Masse eingrenzen kann (ok, senken der Maximalmasse wäre schöner) desto besser für das Experiment (glaube ich jedenfalls)

    gibt es auch ein deutsches arXiv?

  3. @Anhaltiner: Ja, eingrenzen ist eh gut – aber wenn man dann merkt, dass der Beschleuniger diese Energie nicht packt, dann ists auch wieder blöd 😉

    Deutsches arXiv gibts nicht – die Artikel dort sind eigentlich fast ausschließlich Fachartikel und die sind so gut wie immer englisch.

  4. @Florian „der Beschleuniger diese Energie nicht packt, dann…“ bauen wir den XLHC, doppelt so groß und viermal so teuer.
    für die benötigten 12Mrd (oder 15) stell ich schon mal Klingelbüchsen hin:
    (_)o (_)o (_)o (_)o (_)o (_)o

  5. @Ali – und dann noch auf die nächsten 10-15 Jahre verteilt (Planungszeit) und auf genügend Länder, da ist es wirklich nicht viel.
    Achja und wir bauen gleich noch einen Fusionsreaktor neben dran, damit zu Weihnachten nicht die Lichter ausgehen.

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