Das Weltraumteleskop Spitzer macht seit 6 Jahren tolle Aufnahmen des Weltraums und hat schon einige wichtige Entdeckungen gemacht. Es ist ein Teleskop, das im infraroten Teil des Spektrums beobachtet. Es „sieht“ also Wärmestrahlung. Deswegen muss das Teleskop auch sehr kalt sein – damit seine eigene Wärmeabstrahlung die Beobachtungen nicht stört.

Leider geht das Kühlmittel langsam zu Ende und dann wird sich das Teleskop von -271 Grad Celsius auf etwa -242 Grad Celsius erwärmen. Die hochpräzisen Messungen der Vergangenheit können dann nicht mehr weitergeführt werden. Aber Spitzer funktioniert ansonsten noch wunderbar und man wird das Teleskop für andere Aufgaben weiter nutzen.

Aus diesem Anlass hat die NASA ein Interview mit dem Teleskop veröffentlicht 😉 Wer also immer schon wissen wollte, was so ein Weltraumteleskop so zu sagen hat, kann das jetzt nachlesen. Ich habe das Interview mal übersetzt:

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Bild: NASA/JPL-Caltech

Interviewer: Es ist kalt hier drinnen.

Spitzer: Entschuldigung. Auch wenn ich langsam wärmer werde, muss es immer noch einigermaßen kalt sein, damit 2 meiner Infrarot-Kameras weiter arbeiten können.

Interviewer: Warum müssen Infrarot-Teleskope eigentlich kalt sein?

Spitzer: Gute Frage. Infrarotstrahlung wird durch Wärme erzeugt. Die Techniker haben also meine eigene Wärmestrahlung reduziert um sicher zu stellen, dass ich tatsächlich nur das Infrarotlicht der Objekte messe, die ich studiere. Deswegen bin ich auch auf einer Bahn um die Sonne, weit hinter der Erde und deswegen habe ich auch so große Sonnenblenden – um kalt zu bleiben.

Interviewer: Spitzer, was war deiner Meinung nach deine größte Entdeckung?

Spitzer: Wahrscheinlich meine Arbeit über Exoplaneten. Das sind Planeten, die andere Sterne umkreisen. Ich möchte nicht angeben, aber ich war das erste Teleskop, dass das tatsächliche Licht von einem Exoplaneten gesehen hat1. Ich war auch der erste, dass dieses Licht in ein Spektrum aufgespalten hat. Oh – entschuldigung, ich werde schon wieder zu technisch. Licht besteht aus vielen verschiedenen Wellenlängen, so wie ein Regenbogen aus verschiedenen Farben besteht. Ich habe es geschafft, das Licht eines Exoplaneten in seine verschiedenen Infrarot-Wellenlängen aufzuspalten. Diese spektrale Information hat uns einiges über die Atmosphären von Exoplaneten gelehrt.

Interviewer: Was hast du über die Planeten gelernt?

Spitzer: Zum einen habe ich gelernt, dass die heißen Exoplaneten aus Gas, die „heißen Jupiter“, sich nicht alle ähnlich sind. Manche sind wild, mit Temperaturen, die so heiß wie Feuer und so kalt wie Eis sind. Andere sind ausgeglichener. Ich habe auch die erste Temperaturkarte eines Exoplaneten erstellt und zugesehen, wie sich ein gewaltiger Sturm mit kolossalen Ausmaßen auf der Oberfläche eines bizarren Exoplaneten gebildet hat – er hat einen Orbit, der ihn zuerst sehr nahe an den Stern bringt und dann weit nach draussen, dort wo sich in unserem Sonnensystem die Erde befindet.

Interviewer: Es scheint so, als würdest du Planeten sehr gerne haben.

Spitzer: Naja, ursprünglich war ich gar nicht dazu konstruiert, Exoplaneten zu beobachten. Es war eine große Überraschung für mich, dass ich diese beeindruckend Fähigkeit habe. Ich habe, und werde auch in Zukunft immer eine Schwäche für planetare Scheiben haben. Weil ich Infrarot-Augen habe, kann ich das warme und staubige Material sehen, dass sich in  Scheiben um junge Sterne befindet. Ich kann auch ältere Scheiben sehen, die übersäht sind mit den Überbleibseln von Planeten. Ich habe wahrscheinlich bis jetzt auf tausende dieser Scheiben geblickt. Ebenfalls Spaß gemacht hat mir die Entdeckung von verschiedenen seltsamen Sternen: toten Sternen, Doppelsternen und sogar Sterne, die so klein wie Planeten sind. Zusammenfassend kann man sagen, dass sich Planeten anscheinend sehr leicht überall in der Galaxie bilden, vielleicht sogar überall im Universum

Interviewer: Soll das heißen, dass dort draußen irgendwo Aliens sind?

Spitzer: Ich kann darauf nicht wirklich eine gute Antwort geben. Ja, die Untersuchungen der Scheiben zeigen uns, dass erdähnliche, felsige Planeten häufig sind. Aber wir wissen nicht, ob auf diesen Planeten Leben existiert. Man muß auch berücksichtigen, dass bis jetzt noch niemand Planeten gefunden hat, die genau wie unsere Erde sind. Das müssten felsige Planeten sein, die Sterne umkreisen, die unserer Sonne ähneln und genau die richtige Temperatur für Ozeane und Seen haben. Die Aufgabe, diese Planeten zu finden, wird wahrscheinlich dem KEPLER-Satelliten der NASA zufallen, die bald seine Arbeit aufnehmen wird.

Interviewer: Hast du auch andere Dinge außer Scheiben und Planeten beobachtet?

Spitzer: Ja, natürlich. Ich habe auf Kometen in unserem Sonnensystem geblickt, auf die entferntesten bekannten Galaxien und auf alles dazwischen. Ich war sehr aufgeregt, als ich hunderte verborgene schwarze Löcher fand, die Milliarden Lichtjahre entfernt waren. Astronomen wußten, dass sie da waren weil sie Röntgenstrahlen abgaben die detektiert werden konnten. Aber die Objekte selbst waren von Staub verhüllt. Meine Infrarot-Augen können – im Gegensatz zu euren menschlichen Augen – durch den Staub hindurch sehen. So konnte ich viele dieser vermissten schwarzen Löcher finden.

Interviewer: Gibt es irgendeine andere Beobachtung, von der du erzählen willst?

Spitzer: Es sind zu viele, um alle aufzuzählen, aber ich bin besonders stolz auf dieses große Mosaikbild, dass ich von einem großen Streifen der Milchstrasse gemacht habe. Es sieht beeindruckend aus, wenn man es in Postergröße ausdruckt und es ist der bisher beste Blick auf das hektische Zentrum unserer Galaxie. Das Zentrum der Milchstrasse ist voll mit Sternen und Staub. Dort herrscht Chaos und sichtbares Licht kann von dort nicht zu uns durchdringen. Diese Beobachtungen sehen aber nicht nur cool aus, sie haben den Astronomen auch geholfen, die Struktur unserer Milchstrasse neu zu untersuchen. Die neuen Karten zeigen nur mehr zwei Spiralarme, wo man früher von vier ausgegangen war. Das ist wirklich verrückt!

Interviewer: Und was wird die Zukunft bringen?

Spitzer: Ich freue mich schon auf den warmen Teil der Mission. Jetzt, wo nur noch 2 meiner Kameras arbeiten habe ich mehr Zeit um größere Bereiche des Alls für längere Zeiträume zu beobachten. Ich kann den Astronomen dabei helfen, Antworten auf einige sehr umfassende Fragen zu finden – dafür hatte ich bis jetzt keine Zeit.

Interviewer: Kannst du einige der Projekte nennen, an den du arbeiten wirst?

Spitzer: Ich werde weiter die Exoplaneten studieren; auch die neuen „heißen Jupiter“, die KEPLER finden wird. Ich werde auch probieren, die Ausdehnungsrate unseres Universums besser zu bestimmen. Und ich werde das ferne Universum beobachten und versuchen, die am weitesten entfernten Objekte zu sehen. Oh, und ich werde auch tausende Asteroiden in unserem Teil des Sonnensystems untersuchen und so die erste wirkliche Größenverteilung bestimmen können. Das wird uns sagen, wie oft große Asteroiden der Erde nahe kommen können.

Interviewer: Das klingt gefährlich.

Spitzer: Diese Informationen werden uns helfen, uns für diese Gefahr vorzubereiten. Und die NASA verfolgt diese erdnahen Objekte unablässig. Mehr Information kann hier nur helfen.

Interviewer: Wirst du weiterhin schöne Bilder aufnehmen?

Spitzer: Du denkst das meine Bilder schön sind? Danke! Ja, ich werde weiterhin viele Bilder machen. Zum Beispiel werde ich weiterhin die wolkigen Sternentstehungsregionen in unserer Galaxie untersuchen. Da enstehen oft sehr dramatischen Bilder.

Interviewer: Gibt es noch etwas, das du sagen willst?

Spitzer: Meine kalten Jahre waren mehr als ich mir erhofft hatte und ich freue mich auf die Abenteuer, die noch kommen werden. Ich möchte auch allen Wissenschaftlern und Technikern danken, die so hart daran gearbeitet haben, meine Mission zu einem Erfolg zu machen. Und wenn meine Fans mehr Informationen wollen, dann können sie die bei www.spitzer.caltech.edu/spitzer finden.


1: Als Jenaer muss ich hier natürlich anmerken, dass das erste Licht eines Exoplaneten (mit Spektrum) vermutlich schon 2005 von Astronomen der Unisternwarte Jena beobachtet wurde 😉

(via Lichtecho)
5 Gedanken zu „Spitzer: Ein Teleskop erzählt aus seinem Leben“
  1. Es hat zwar einen kleinen Sprachfehler der kleine Spitzer, so eine Art Weltraumlispeln, aber sein Babelmensch hat das ganz gut hingekriegt 😉 Ein echter workaholic dieser Babelmensch 😉

    Aber vollgestopft mit Links und Informationen ist dieser Lümmel. Noch so jung und schon so vorlaut! NUR zwei Galaxienarme? Will der uns auf den Arm nehmen? ;-)))

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