Am Donnerstag hat Wissenschaftsminister Johannes Hahn verkündet, dass Österreich seine Mitgliedschaft beim europäischen Kernforschungszentrum CERN beenden wird. Angeblich könne man sich den Mitgliedsbeitrag von 15 Millionen Euro nicht mehr leisten.

Natürlich wurde diese Entscheidung hart kritisiert. Nicht nur, dass Hahn den Ausstieg nicht mit den zuständigen Wissenschaftlern abgesprochen hat – die haben das erst aus den Medien erfahren. Auch der Zeitpunkt ist äußerst dumm gewählt: nach jahrzehntelanger Vorbereitung startet am CERN gerade jetzt das größte Experiment in der Geschichte der Menschheit: der Large Hadron Collider LHC wird bald gestartet. Gerade jetzt auszutreten zeugt nicht gerade von Weitsicht. Und überhaupt: kann sich ein reiches Land wie Österreich wirklich nur 20 Millionen pro Jahr für die Teilnahme an internationalen Projekten leisten? Das ist gerade mal ein halbes Prozent des eh nicht so großen Wissenschaftsbudgets.

Hahn hat zwar gestern probiert, den CERN-Chef Rolf-Dieter Heuer zu überreden, Österreich eine „abgestufte Mitgliedschaft“ zuzugestehen – aber Heuer meint, er könne sich nicht vorstellen, wie das aussehen könne.

Der Fachausschuss Kern- und Teilchenphysik (FAKT) der Österreichischen Physikalischen Gesellschaft hat nun unter sos.teilchen.at den Protest gegen Hahns Entscheidung organisiert. Unter dem Motto „Save our Science“ wird nochmal genau erklärt, wie Österreich vom CERN profitiert und welche Konsequenzen ein Austritt hätte. Man kann alle Medienberichte nachlesen und die Meinungen prominenter Wissenschaftler hören.

Und man kann selbst seine Stimme für einen Verbleib Österreichs beim CERN abgeben: eine entsprechende Petition ist seit gestern online. Bis heute haben schon einige tausend Leute unteschrieben: Lasst es noch mehr werden!

Angesichts der österreichischen Bildungspolitik und dem Umgang mit vergangenen Volksbegehren u.ä. bleibt es zwar zweifelhaft, ob diese Unterschriften etwas bewirken. Aber seine Meinung zu sagen, ist auf jeden Fall besser als diese dumme Entscheidung stumm hinzunehmen!

17 Gedanken zu „Save our Science – Online Petition gegen Österreichs CERN Austritt“
  1. Dein Link nach „Hahn hat zwar“ sieht irgendwie falsch aus. Da ist mindestens die Zeichenfolge „> zuviel. Evlt sollte da auch ein anderer Text und Link hin 🙂
    Holger

  2. Hallo,

    falls es hilfreich wäre, würde ich auch gern unterschreiben. Ich könnte mir aber auch vorstellen, dass eine Piefke-Unterschrift der Sache eher noch hinderlich wäre.
    Was soll ich tun?

    Grüße
    Christian W

  3. @Christian W.: Also ich denke, dass Unterschriften von Nicht-Österreichern genauso gern gesehen sind. Und falls doch nicht, dann wird man dich einfach wieder aus der Liste streichen 😉 Trag dich einfach ein und schau was passiert.

  4. Done. 🙂

    Anzahl an Unterschriften: 4328
    Number of signatures: 4328

    Im „Fall“ The Simpsons versus $vollkommen-unwichtige-und-daher-erfolgsfreie-Telenovela im Programm eines bekannten TV-Senders konnte eine Revision der Entscheidung aufgrund einer Online-Petition erreicht werden. Ich hoffe und wünsche, dass österreichische Bundesminister mindestens so demokratisch sind wie deutsche TV-Programmgestalter. 😉

    Grüße
    Christian W

  5. Diese Entscheidung von Herrn Hahn würde mir noch mehr Sorgen machen:

    Das Recht der Wahlkommissionsmitglieder auf Kontrolle des E-Voting-Systems wird auf den heutigen Freitag – auf neun Stunden(!) – beschränkt. InformatikexpertInnen der Florida State University benötigten für die Überprüfung einer früheren Version dieser Software drei Monate. Der von der ÖH Uni Wien beauftragte Sachverständige bekommt selbst an diesem einen Tag weder Zugang zum System noch zu den Zertifizierungsunterlagen.

    Sophie Wollner, Vorsitzteam der ÖH Uni Wien, ist verärgert: „Die Kontrolle eines ohnehin bereits bedenklichen E-Voting Systems mit 183.000 Zeilen Programmcode – das entspricht dem Umfang von Goethes gesammelten Werken – auf einen Tag zu beschränken, ist eine Farce.“

    Zusätzlich zum insgesamt absurden Prozedere müssen die BeobachterInnen eine Maulkorb-Schweigeverpflichtung abgeben – um
    „schutzwürdige Interessen“ der Firma Scytl zu gewähren. „Die Interessen eines profitorientierten Unternehmens vor das Grundrecht eines freien und für alle nachvollziehbaren Wahlvorgangs zu stellen, spricht Bände über das Demokratieverständnis des verantwortlichen Ministers Hahn“, kommentiert Marlies Wilhelm vom Vorsitzteam der ÖH Uni Wien.

    https://www.ots.at/presseaussendung.php?schluessel=OTS_20090508_OTS0229&ch=politik

  6. @Christian: Also Herr Hahn macht mir in seiner Gesamtheit große Sorgen. Aber leider besteht keine Chance, dass er zurücktritt (oder gehen muss). Da haben sich österreichische Politiker schon ganz andere Sachen geleistet – ohne Konsequenzen…

  7. @Christian Reinboth
    Das ist eigentlich ein Thema für einen eigenen Artikel. Als „sachverständiger“ Informatiker, der im Grunde den ganzen Tag lang nichts anderes tut als ihm unbekannte propreritäre SW zu sichten und zu bearbeiten, kann ich die Lächerlichkeit der genannten „Kontroll“-Parameter nur bestätigen. Wer schon einmal ein Stück Code mit rund 200 Zeilen durchgesehen und zu verstehen versucht hat, wird mir beipflichten: Das kann je nach Komplexität und Integrationsgrad (Schnittstellen, prozedurale Interaktion, Ein-/Ausgaben, Fehlerbehandlung) schon ein paar Stunden bis hin zu einem halben oder ganzen Tag dauern. Dieselbe Zeit nun für knapp das Eintausendfache an Code zur Verfügung zu stellen, ist etwa so als wenn man einem Deutschlehrer einen Tag Zeit gibt, den Vorabdruck einer neuen Bibel-Ausgabe auf Rechtschreibfehler zu prüfen.
    Selbst wenn es einen SW-Entwickler des Herstellers gäbe, der an der gesamten Entwicklung beteiligt war, dürfte dieser größte Schwierigkeiten haben, in der genannten Zeit auch nur die prinzipielle Applikationslogik des Codes wiederzugeben.

    Grüße
    Christian W

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