Heute hab ich in der OTZ eine beängstigende Meldung gelesen: „Gymnasium ‚entrümpeln‘ – aber wo?“ lautete die Schlagzeile. Es geht dabei um die Verkürzung der Schulzeit zum Abitur von 13 auf 12 Jahre – eine Reform, die in vielen Bundesländern anscheinend viel zu schnell eingeführt wurde und jetzt zu großen Problemen führt. Die Schülerinnen und Schüler verbringen immer mehr Zeit in den Schulen weil nun der Stoff von 13 Jahren in 12 Jahren durchgebracht werden muss. Außerdem ist mittlerweile in vielen Bundesländern der Samstagsunterricht abgeschafft – was die Sache nur noch verschärft. Nun wird eine „Entrümpelung“ der Lehrpläne gefordert – prinzipiell sicher keine schlechte Idee. Wissen ist nicht statisch und deswegen sollte auch die Wissensvermittlung immer wieder an den aktuellen Stand angepasst werden. Der Vorschlag des Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, Günther Oettinger, geht allerdings in die völlig falsche Richtung. Oettinger schlägt vor, in den Fächern Chemie und Physik einzusparen. Von einem Rechtsanwalt und Wirtschaftsprüfer sind jetzt wohl keine großartigen naturwissenschaftlichen Bildungsoffensiven zu erwarten – aber so viel gesunden Menschenverstand, um einzusehen, das Kürzungen in den Naturwissenschaften eine ganz schlechte Idee sind, wenn überall über den Mangel an Ingenieuren und Techniker geklagt wird… das sollte man von einem hochrangigen Politiker schon erwarten.

Aber das Oettinger nicht zimperlich ist, wenn es darum geht, auf Kosten der Wissenschaft Geld zu machen, hat er ja schon 2006 gezeigt: da wollte er große Teile des Handschriftenbestandes der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe verkaufen. Er scheint die Universitäten und deren Mitarbeiter generell nicht ganz so toll zu finden – im Februar 2007 sagte er über die Vorschläge einiger Hochschullehrer, die Einnahmen der Studiengebühren für die Bezahlung offener Heizkosten zu verwenden: „Da haben Professoren ein bisschen Schwachsinn geredet, das ist im Berufsbild drin.“

Der Schulausschuss der Kultusministerkonferenz wird bis Anfang März die Möglichkeiten zur Vereinfachung der Stundepläne prüfen – es bleibt zu hoffen, das Oettingers Vorschläge hier wenig Gehör finden!

Ein Gedanke zu „Turbo-Abitur ohne Naturwissenschaften?“
  1. Ich mag zwar weder Chemie noch Physik besonders, aber dass sie einfach notwendig sind um ein Basis-Verständnis der unserer Gesellschaft zu Grunde liegenden Vorgänge zu schaffen hab ich noch nie bezweifelt.

    Finde es nicht richtig, dass gerade hier eingespart werden soll.

    Mehr regt mich aber der Professoren-Sager und dieser (geplatzte?) Handschriftenverkauf auf.
    Das sind wertvolle Sachen, bei denen sollte schon der Staat für eine sachgemäße und sichere Aufbewahrung sorgen 🙂

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