Am 19. Oktober 2016, kurz vor 17 Uhr MESZ sollte die Landeeinheit Schiaparelli im Rahmen der europäischen ExoMars-Mission auf unserem Nachbarplaneten landen. Zwei Tage später ist ziemlich klar: Diese Landung hat nicht so funktioniert wie man es sich gewünscht hat. Es besteht kein Kontakt mit Schiaparelli. Die letzten Signale empfing man kurz bevor die Sonde auf dem Mars aufsetzen sollte und seitdem herrscht Funkstille. Ist die Mission also ein großer Misserfolg? Nein, definitiv nicht!

Schiaparelli landet (Künstlerische Darstellung: ESA/ATG medialab)
Schiaparelli landet (Künstlerische Darstellung: ESA/ATG medialab)

Was Ziel und Aufgabe von ExoMars ist habe ich im März schon einmal ausführlich beschrieben. Im ersten Schritt wurde die Sonde ExoMars TGO zu unserem Nachbarplaneten geschicht. TGO steht für „Trace Gas Orbiter“ und wie der Name schon sagt handelt es sich um eine Sonde, die den Mars umkreisen und die Gase in seiner Atmosphäre analysieren soll. Das hat wunderbar geklappt: TGO hat den Mars erreicht und ist am 19.10.2016 erfolgreich in eine Umlaufbahn eingeschwenkt. Jetzt kann TGO seine Mission beginnen und diese Mission ist faszinierend und wichtig. Ich zitiere nochmal, was ich damals geschrieben habe:

„Die Instrumente auf TGO werden die dünne Atmosphäre des Mars analysieren und vor allem nach Spuren von Methan suchen. Dass dieses Gas dort vorhanden ist, wissen wir schon aus früheren Missionen. Wir wissen allerdings nicht noch, woher es stammt. Methan, ein Molekül das aus Kohlenstoff und Wasserstoff besteht, wird durch den Einfluss der UV-Strahlung der Sonne in seine Bestandteile aufgespalten. Ein typisches Methan-Molekül auf dem Mars überlebt 300 bis 600 Jahre. Der Mars selbst existiert schon seit 4,5 Milliarden Jahren. Das Methan das es dort gibt, kann also nicht von Anfang an da gewesen sein, sondern muss regelmäßig neu produziert werden.
Eine genau Untersuchung des Methans auf dem Mars kann uns also entweder zeigen, ob dort Leben existiert oder uns mehr über die unterirdische hydrothermale Aktivität verraten. Beides ist interessant; obwohl vermutlich die meisten die Entdeckung von Leben interessanter finden werden. Und tatsächlich gibt es sogar Möglichkeiten, zwischen einem biologischen und einem geologischen Ursprung zu unterscheiden. Dazu muss man sich die Isotope ansehen, aus denen das Methan besteht.“

Genau das wird TGO machen und ich bin schon sehr gespannt auf die Ergebnisse die wir in der Zukunft zu sehen bekommen.

ExoMars TGO vor dem Mars (Künstlerische Darstellung: ESA/ATG medialab)
ExoMars TGO vor dem Mars (Künstlerische Darstellung: ESA/ATG medialab)

Aber was ist nun mit Schiaparelli? Der volle und offizielle Name dieses Dings lautet „Entry, Descent & Landing Demonstrator Module (EDM)“ und auch hier sagt der Name, was seine Aufgabe ist: Die Technik zu demonstrieren und zu erforschen die nötig ist, um in die Atmosphäre des Mars einzutreten, sich in ihr zum Marsboden zu bewegen und dort zu landen. Eine konkrete wissenschaftliche Aufgabe hat das EDM nicht; es waren zwar ein paar Instrumente an Bord, aber die hätten keine wesentlich neuen Erkenntnisse liefern können. Es ging darum herauszufinden, welche Technik nötig ist, um auf dem Mars zu landen.

Und das will man deswegen herausfinden, weil im Jahr 2018 der nächste Teil des ExoMars-Projekts folgen soll: Der ExoMars Rover, der dann wirklich wichtige, neue und wissenschaftliche Daten auf der Marsoberfläche sammeln soll. Die Europäische Raumfahrtagentur ESA hat allerdings noch nie etwas auf die Oberfläche des Mars geschickt und es ist nur verständlich, dass man so etwas zuerst einmal probiert und nicht gleich einen teuren und fertigen Mars-Rover auf gut Glück zu unserem Nachbarplaneten schickt!

Die ESA weiß sehr gut, dass es verdammt schwer ist auf dem Mars zu landen. Das hat bis jetzt nur die NASA geschafft und von allen solchen Missionen zum Mars sind circa die Hälfte gescheitert. Das liegt unter anderem daran, dass der Mars zwar eine Atmosphäre hat, auf die man bei der Landung Rücksicht nehmen muss und die zum Bremsen der Landeeinheiten benutzt werden kann; diese Atmosphäre aber auch enorm dünn ist und solche Vorhaben daher schwierig macht. Aber es liegt natürlich auch daran, dass es generell keine leichte Aufgabe ist, etwas auf die Oberfläche eines anderen Planeten zu befördern!

Gute Gründe also, sich die Sache mit der Landung bei einer Probe erstmal in Ruhe anzusehen. Genau das hat man mit Schiaparelli getan und genau das hat eigentlich auch funktioniert. Die ESA hat alle Daten gesammelt die während des Abstiegs aufgezeichnet worden sind. ESA Direktor David Parker sagt dazu:

„In terms of the Schiaparelli test module, we have data coming back that allow us to fully understand the steps that did occur, and why the soft landing did not occur.“

Man hat also alle Daten um zu verstehen, was während der Landung passiert ist und warum die sanfte Landung nicht stattgefunden hat. Und genau das war es, was man verstehen wollte. Klar, es wäre super gewesen, wenn die sanfte Landung gleich beim ersten Mal geklappt hätte. Aber Proben sind eben zum proben da und beim erproben klappt eben nicht immer alles. Sonst müsste man ja auch nicht proben sonder wüsste schon wie es geht!

Die Ziele des ersten Schritts von ExoMars wurden also erfüllt; man hat TGO erfolgreich in eine Umlaufbahn gebracht und herausgefunden, wie sich die ESA-Technik während einer Landung verhält. Ich würde den bisherigen Verlauf der Mission also definitiv als „erfolgreich“ bezeichnen. Andere tun das allerdings nicht. Patrick Illinger schreibt beispielsweise in der Süddeutschen Zeitung einen ziemlich unfreundlichen Artikel über die Mission; spricht von „Verarsche“ der ESA und einem „Fehlschlag“. Und das hier:

„Die mit viel Bohei angekündigte Landung von „Schiaparelli“ ist fehlgeschlagen. Warum kann die Esa das nicht zugeben? Sie täte gut daran, aufregendere Ziele ins Visier zu nehmen.“

Wichtig ist hier vor allem das Wort „aufregend“. Es zeigt ein Dilemma, das bei der Kommunikation zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit immer wieder auftaucht. Wissenschaft muss (zumindest für manche und für viele Medien) immer „aufregend“ sein, damit es sich lohnt darüber zu berichten oder sich damit zu beschäftigen. Nur herrscht Unklarheit darüber, was „aufregend“ ist. Ich zum Beispiel finde TGOs Mission enorm aufregend! Wir können endlich einen weiteren Schritt hin zur Antwort auf eine sehr alte, sehr faszinierende und ja, auch sehr aufregende Frage gehen: Gibt oder gab es Leben auf dem Mars! Das IST aufregend; aber es ist eben auf Forschung bei der es „nur“ darum geht, das irgendein Satellit um den Mars kreist und Spektren seiner Atmosphäre aufnimmt. Um den Zusammenhang zwischen dem Satelliten, den Messmethoden, der Atmosphäre, dem Methan, dem Leben und die dem ganzen innewohnende Faszination und beeindruckende technische Leistung zu verstehen, muss man ein wenig erklären und ein wenig nachdenken.

Es landet ja eh bald was! Der Prototyo des ExoMars Rovers (Bild: Cmglee, CC-BY-SA 3.0)
Es landet ja eh bald was! Der Prototyo des ExoMars Rovers (Bild: Cmglee, CC-BY-SA 3.0)

Ein Ding das auf einem anderen Planeten landet hat dagegen sofort mediales (und öffentliches) Faszinationspotential. Ich will gar nicht erst darüber spekulieren, welche psychologische/soziologischen Gründe dafür verantwortlich sind. Vielleicht hat es etwas mit der Tatsache zu tun, dass wir Menschen einen Ort erst so dann wirklich anerkennen, wenn wir dort waren; auch wenn das „wir“ in diesem Fall nur ein Roboter ist. Selbst wenn Schiaparelli nichts anderes getan hätte als auf dem Mars zu landen wäre ihm vermutlich viel mehr Aufmerksamkeit gewidmet worden als der ganz konkreten wissenschaftlichen Arbeit von TGO. Das zeigt sich auch in einem weiteren Zitat aus dem Artikel:

„Die kürzlich zu Ende gegangene Mission Rosetta zu einem Kometen war nur ein Teilerfolg, weil auch dort die Landung nicht planmäßig klappte. „

Hier wird wieder der eigentliche Zweck der Mission ignoriert: Der Flug und die jahrelange Begleitung eines Kometen und seine Untersuchung aus nächster Nähe. Die Landung der Einheit Philae war nur ein Bonus von dem niemand wusste, ob sie klappen wird oder nicht (weil man so etwas eben das erste Mal tat und vorher nicht proben konnte). Sie hat allerdings geklappt; Philae IST gelandet und Philae HAT fast alle vorgesehenen wissenschaftlichen Daten gesammelt. Das Philae bei einem absolut optimalen Verlauf der Landung noch mehr und noch länger Daten sammeln hätte können: Ja klar, das wäre super gewesen. Aber das was man sich von der Rosetta-Mission erhofft hatte, hat die Rosetta-Mission geliefert! Aber das sind eben vor allem wissenschaftliche Daten die nicht so leicht zugänglich und kommunizierbar sind wie die simple und eindeutige Tatsache der Landung von einem Dingens auf einem anderen Himmelskörper.

Raumfahrt ist mehr als nur der Versuch der Menschen, Dinge von der Erde auf andere Himmelskörper zu transportieren! Astronomie ist mehr als das Fotografieren eines Bodens der nicht auf unserer Erde liegt! Und wenn es auch selbstverständlich sehr spektakulär ist, wenn wir Sonden auf anderen Planeten, Kometen, Asteroiden oder Monden landen können – es ist bei weitem nicht die einzige spektakuläre Leistung die die moderne Wissenschaft zu erbringen imstande ist!

Ich weiß nicht, ob man in diesem Fall die Schuld bei einer mangelnden oder nicht ausreichenden Öffentlichkeitsarbeit der ESA suchen muss oder in der Ignoranz mancher Wissenschaftsjournalisten. So oder so: ExoMars und die ESA haben für die Ereignisse der letzten Tage die Bezeichnung „Misserfolg“ definitiv nicht verdient. Es war der erste Schritt eines großen wissenschaftlichen Abenteuers von dem wir in den nächsten Jahren noch viele faszinierende Geschichten hören werden!

70 Gedanken zu „ExoMars und die gescheiterte Landung auf dem Mars: Über Misserfolge und das Problem mit „aufregender“ Forschung“
  1. Guten Abend liebes Forum,

    wenn kolportiert wird, dass die ESA selbst Erfahrungen sammeln muss, um Erfahrungen für eine Marslandung zu sammeln, stimmt mich das doch nachdenklich: wieso fragt man nicht einfach bei der NASA nach, der doch offenbar die eine oder andere erfolgreiche Landung geglückt ist??

    Warum also erfindet die ESA das Rad neu?

    Liebe Grüße,
    Robert

    1. @klax1: „Warum also erfindet die ESA das Rad neu?“

      Weil Raumfahrt nicht so einfach ist, wie viele sich das vorstellen. Es gibt da keine „Massenproduktion“; keine „Schritt-für-Schritt“-Anleitung. Was nützt es der ESA zum Beispiel, wenn die NASA erklärt wie sie damals Curiosity mit ihrem irren Skycrane-Konzept gelandet haben, wenn die ESA was ganz anderes auf den Mars schicken will als Curiosity? Jede Mission hat andere wissenschaftliche Ziele, braucht andere Instrumente, die eine andere Infrastruktur brauchen, die ein anderes Landekonzept erfordern, usw. Natürlich gibt es genug Kooperation zwischen NASA, ESA und dem Rest – aber wenn es um die Details einer jeweiligen Mission geht, muss jeder selbst neu anfangen. Solange noch kein Linienshuttle zwischen Erde und Mars verkehrt, wird jede Landung neue Forschung und neue Proben nötig machen.

  2. @Florian und klax1: man könnte ergänzen, dass es von Vorteil ist, mehrere – irgendwann verläßlich funktionierende – Routinen zu besitzen um, z.B. Landevoraussetzungen zu meistern. Ich freue mich schon auf den Fortgang der Marserforschung; was sag ich: der gesamten Raumerforschung.

  3. Drüben bei Bettina auf Meertext habe ich auf den Spiegel Online-Artikel verlinkt.
    https://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/exomars-schiaparelli-schweigt-wahrscheinlich-fuer-immer-a-1117513.html
    Der Autor Christoph Seidler äußert sich auch kritisch und scheint ebenso wie die SZ nicht das Ziel der Mission verstanden zu haben: Dass es darum ging, den Orbiter in die Marsumlaufbahn zu bringen (Mission accomplished), und dass Schiaparelli nur ein Versuchsballon gewesen ist und eine erfolgreiche Landung das Sahnehäunchen der Gesamtmission gewesen wäre.
    Mein Dank geht auch an dich, Florian, dass du das Geschehnis ins rechte Licht rückst und somit manchen arrivierten Journalisten sehr blass aussehen lässt.

  4. @klax1: Es geht natürlich auch darum, einen eigenen (also europäischen) Lander zu entwickeln und zu bauen, die eigenen Ingenieure davon lernen zu lassen und die Aufträge an die eigene Industrie zu geben und nicht zuletzt, den eigenen Forschungsgruppen die Möglichkeiten zu geben, an Daten zu kommen.

    Mal ein anderes Beispiel: Die alten Europaraketen waren letztendlich ein Fehlschlag; aber trotzdem konnten deutsche Ingenieure zum ersten Mal nach dem Krieg eine Raketenstufe entwickeln und das entsprechende Know-How erwerben. Und bei Trägerraketen waren uns die USA und Russland um Jahrzehnte voraus. Und heute mischt die Ariane ganz vorne mit.

  5. MRO(Mars Reconaissance Orbiter) von der NASA hat Schiaparelli anscheinend gefunden. Schiaparelli ist nach freiem Fall aus 2-4km mit 300km/h aufgeschlagen und ggf. explodiert. Auf den Bildern ist ein Fleck mit 15*40km zu sehen (wohl die Überreste und Staub von Schiaparelli) und der Fallschirm.

  6. Trotzdem sieht es bei der Marserkundung für Außenstehende so aus als würden ESA und NASA ihre eigenen Süppchen kochen. Mehr Zusammenarbeit würde hier sicher beiden Organisationen nutzen

  7. Der Projektstart des ExoMars-Rover liegt in zeitlicher Nähe von dem vom MSL/“Curiosity“. Während nun schon seit 2012 ein 900 kg Rover der NASA auf dem Mars herumfährt, warten wir noch immer auf den 290 kg schwere ESA-Mars-Rover – der damit in der Größenordnung von Spirit and Opportunity liegt, die die NASA 2004 auf den Mars landete. Dafür sind die Kosten des viel kleineren ExoMars-Rover etwa gleich hoch.

    Ist der Start des zweiten Teil von ExoMars zuvor schon auf 2020 verschoben worden, ist es jetzt ungewiss, wann der ExoMars-Rover auf dem Mars landen wird – wenn er überhaupt landen wird. Bis dahin hat die NASA schon „Curiosity 2“ auf dem Mars gelandet.

    Was ich damit sagen will: Das ist eine Schande. Weniger für die ESA, viel mehr für die Mitgliedsstaaten und deren ständige politische Einmischungen. Natürlich kann man sagen, die ESA hat viel weniger Geld übrig – aber warum? Und zu bedenken ist, dass die NASA halt auch große Brocken wie die ISS finanziert.

    Die ESA hat übrigens schon einmal eine Landung auf den Mars versucht: Beagle2 – und da helfen auch alle Ausreden nicht, dass die Briten den entwickelt haben. Schlussendlich war das eine ESA-Mission, stand unter deren Hohheit, die ESA gab die Pressekonferenz zum Scheitern und die ESA leitete die Untersuchungskomission.

  8. Ohje ..

    *PLUMPS*

    Da hat sich wohl der Fallschirm zu früh verabschiedet und die Bremsraketen haben auch nicht funktioniert, so dass das arme Gerät wahrscheinlich mit ungefähr 300 km/h angekommen ist …

  9. Bezüglich der Frage, warum Rover bzw. Lander in den Medien mehr Aufmerksamkeit erfahren: Ich denke dabei geht es ganz einfach (mal wieder) um das menschliche Vorstellungsvermögen und um Empathie. Ich kann mir einen Rover einfach viel besser vorstellen, wie er da auf dem Marsboden herumfährt als ich mir eine Sonde vorstellen kann, die mit zigtausend Stundenkilometern um den Mars herumsaust. Der Rover macht dann auch noch tolle Fotos, die so ähnlich aussehen wie meine Urlaubsfotos aus Arizona und dann bin ich begeistert und fasziniert. Wissenschaftlich sind ja oft die Raumsonden interessanter, aber menschlich gesehen ist so ein Rover einfach nahbarer und besser vorstellbar.

  10. Ich weiß nicht, ob man in diesem Fall die Schuld bei einer mangelnden oder nicht ausreichenden Öffentlichkeitsarbeit der ESA suchen muss oder in der Ignoranz mancher Wissenschaftsjournalisten.

    Ein Fehler der aus meiner Sicht gemacht wurde war, dass vor der Landung große Erwartungen geschürt wurden und viel Rummel um die Landeeinheit gemacht wurde. Dabei ging unter, dass die Landeeinheit für diese Mission eher nebensächlich ist. Ob das jetzt die Abteilung für öffentlichkeitsarbeit der ESA verbockt hat oder die Wissenschaftsjournalisten weiss ich nicht. Ich vermute aber es war eine Mischung aus beidem.

  11. Weiss eigentlich schon jemand mehr über die Ursachen? Ich weiss nur, dass die Bremstriebwerke wohl etwas zu früh gezündet haben und zu kurz brannten, bevor der Kontakt weg war. Für mich klingt das ein bischen so, als ob evtl. ein Triebwerkdefekt vorlag. Evtl. sind ja die Bremstriebwerke irgendwo unterwegs oder beim Eintritt in die Marsatmosphäre beschädigt worden und dann kurz nach der Zündung explodiert.

  12. Es dürfte sinnvoll sein , wenn mehrere Länder parallel ihr Ding versuchen. Wenn eines oder mehrere das Interesse oder die Fähigkeiten verlieren , dann geht nicht gleich alles den Bach runter.

  13. @Till:

    Weiss eigentlich schon jemand mehr über die Ursachen?

    Was die ESA derzeit dazu verlauten hat lassen, steht in dem oben von mir verlinkten Artikel aus der FAZ. Mehr weiss man wohl noch nicht.

  14. Es erstaunt mich immer wieder.

    Die NASA hat mit großem Erfolg zwei Rover auf dem Mars gelandet und in Betrieb genommen, und schon geht man davon aus, daß sowas alltäglich sei.

    Ganz offensichtlich ist es das aber nicht, und für mich (ganz subjektiv jetzt) auch eher wenig überraschend.
    Bis Landungen auf dem Mars „normal“, will sagen: vollständig kontrollierbar sein werden, wird sicher noch einige Zeit ins Land ziehen.

    Der Abstand Erde-Mars während dieser EXO-Mars Mission betrug ca. 10 Lichtminuten.
    In dieser Zeit legte der Lander einige Strecke ohne Möglichkeit einzugreifen (für die Bodencrew auftretende Schwierigkeiten überhaupt wahrzunehmen(!)) zurück.
    Und selbstverständlich können bei einer derart komplexen Mission sich Fehler einschleichen, oder auch Teile des Systems ihre Funktion nicht ganz wie erwartet wahrnehmen.

    Das ist doch kein Spaziergang.

    Nun werden die Mitarbeiter der ESA den Vorgang sicher ganz genau analysieren, und daraus Schlüsse ziehen.
    Einige Fehler und Unwägbarkeiten überwinden.

    Aber sehr viel einfacher wird (in meinen Augen) auch die nächste Mission dadurch nicht werden.

    Eine Landung auf dem Mars wird noch lange nicht alltäglich sein.

    Ein Wort noch Zur Rosetta/Philae-Mission:

    Diese war ursprünglich geplant, auf dem Kometen Wirtanen zu landen.
    Wegen Problemen mit der Startrakete musste diese Mission verschoben werden.
    Statt Wirtanen wurde nun Tschurjumow-Gerassimenko als alternatives Missionsziel auserkoren.
    Bloß ist „Tschuri“ halt ungleich massereicher als Wirtanen, so musste der Lander noch schnell umgebaut werden, um der höheren Gravitation standzuhalten.

    Das wird nun gerne unterschlagen.
    Und so die Rosetta-Mission in eher negativem Licht dargestellt.

    Schade.
    Ich (wiederum ganz persönlich) sah auch diese wirklich als grandiosen Erfolg und war stets aufs Neue begeistert von den Bildern und Neuigkeiten von Rosetta und Philae.

  15. ch denke auch das unsere Medien leider in Sachen Wissenschaft oftmals den Fokus vollkommen falsch legen , siehe gerade diesen SZ-Artikel. Beim lesen dachte ich mir auch nur “Srsly, hast du überhaupt ne Ahnung wovon du da schreibst?”
    Allerdings ändert das IMHO wenig an 2 Tatsachen:

    1. Der Lander war als Technologiedemonstrator gedacht. Er hat aber gezeigt das die ESA zumindest Stand jetzt noch nicht in der Lage ist weich auf dem Mars zu landen. Sicher, man hat jetzt eine potentielle Fehlerquelle gefunden die man jetzt ausmerzen kann- und ich denke die ESA wird jetzt viel eher dazu in der Lage sein weil nötige Erfahrung gemacht worden ist- aber der Rover wird dann zumindest ab dieser Phase der Landung auf ungetestete Technologie vertrauen müssen. Bzw was heißtvungestestet, es wird hier ja schon getestet, aber die QS bei der ESA scheint nicht so dolle zu laufen… Wenn da dann nochmal was schiefgeht hat die ESA wirklich ein Problem, was auch mit dem 2. Punkt zusammenhängt.

    2. Die Politik, welche die ESA finanziert, hat wohl noch weniger Ahnung von Raumfahrt als der Schreiberling der SZ- und werden sicher noch mehr geblendet von dem Absturz. Die ESA ist IMHO für ihre Mission jetzt schon vollkommen unterfinanziert, und es kann gut sein dass noch weitere Mittel gestrichen werden. Wenn der Rover jetzt nicht erfolgreich landet kann ich mir gut vorstellen dass das Wissenschaftsprogramm der ESA vollkommen zusammengestrichen wird.

    Hoffen wir für den Rover einfach das beste ^^

  16. Leider ist der Artikel in der sueddeutschen sehr polemisch geschrieben. Bei den ganzen Emotionen geht verloren, dass er durchaus ein paar Dinge anspricht, über die man diskutieren kann. Die Formulierung „aufregendere Ziele“ beispielsweise bezieht sich im Artikel auf den Vorwurf, die ESA will nur das erreichen, was die NASA schon erreicht hat (und besser kann (auch dank europäischer Partner)). Wenn man bedenkt, dass die beiden Eisriesen Uranus und Neptun bislang nur von einem einzigen Vorbeiflug einer Sonde besucht wurden, die nicht einmal geeignete wissenschaftliche Instrumente an Bord hatte, kann man schon fragen, warum die Europäer auch unbedingt zum Mars wollen, statt etwas Eigenständiges zu tun. Der Autor der sueddeutschen lobt ja Rosetta ausdrücklich aus diesem Grund.

    Ich will nicht sagen, dass ich diese Meinung teile. Ich bin mir da unsicher. Ich will nur sagen, dass der Artikel in der sueddeutschen Fragen aufwirft, die in der Polemik leider untergehen.

    Das betrifft auch die Kommunikation: Mag ja sein, dass die Landung von Schiaparelli und Philae nicht der Kern der wissenschaftlichen Mission ausmacht. In der Aussendarstellung aber eben schon und diese Darstellung wird von der ESA maßgeblich bestimmt. Man denke an all die schönen Computergrafiken und -filmchen, die uns zeigen sollen, wie eine Mission ablaufen soll. Wenn sie dann in der Realität nicht so abgelaufen ist, dann ist das nun einmal ein Misserfolg, im Sinne von einer Abweichung vom Idealzustand, auf dem das Publikum eingestimmt wurde.

    Dem Publikum, vertreten durch Journalisten, den Vorwurf zu machen, sie hätten halt nicht verstanden, worauf es ankommt, ist ein bisschen zu einfach. Hätte Schiaparelli ein Bild vom Mars geschickt, wären die Bilder von jubelnden ESA-Mitarbeitern – ganz NASA-Style – um die Welt gegangen. Das war die Erwartung. Diese Bilder fehlen und wenn man jetzt so tut, als wäre alles in Butter und eh nicht so wichtig gewesen, ist das eben, naja ich würde es nicht gleich „verarsche“ nennen.

    Was kann die ESA tun: Bessere Öffentlichkeitsarbeit ist immer wünschenswert. Vielleicht aber auch die Sache ernster nehmen. Wenn ich sage, dass ich auf dem Mars landen will, dann sollte ich auch auf dem Mars landen wollen. Man vergleiche die europäischen Versuche Beagle-2 und Schiaparelli mit den ersten Marslandern der NASA https://de.wikipedia.org/wiki/Viking

    Ich finde den Eventcharakter, den die Raumfahrt durch ihre „Firsts“ hat, sehr positiv. Wenn sich Experten und Publikum/Journalisten da auf Augenhöhe begegnen gelingt auch die Kommunikation.

    1. @echt? „Also, wenn man landen will und das klappt dann nicht? Das klingt nicht nach Erfolg.“

      Man wollte versuchen herauszufinden wie so eine Landung mit der für die geplante Mission benötigten Technologie verläuft. Und das HAT man getan.

  17. @echt

    Wenn die Generalprobe schief geht, ist das ein Misserfolg der Aufführung? Das Ding hatte größtenteils Beton geladen, weil damit nur die Landetechnik für den späteren Rover erprobt werden sollte. Ja, der Test ging schief. Wenn man gelernt hat, warum, dann war es jedenfalls nicht umsonst.

    Und was ist mit dem Orbiter, der die meisten Instrumente an Bord hat und der für die Kommunikation mit dem Rover essentiell sein wird. Ist das nichts?

    Erinnert mich an die Mopperei bei den fehlgeschlagenen Landungen der ersten Stufe der Space-X Falcon 9. Da schrieb die Presse auch immer was von „Mission fehlgeschlagen“. Dabei sollte die Rakete Satelliten in den Orbit bringen – was sie getan hat – und es wurde nur experimentiert, wie man die erste Stufe landen konnte, teilweise mit dem letzten Tropfen Sprit aus einer Höhe, wo sie halb verkohlt zurück kam. Das waren Tests.

  18. @spacedude: Es gibt meines Wissens Entwürfe für eine ESA-Sonde zu Uranus, aber neben den üblichen Fragen wie Geld etc. braucht man dafür dann mit Sicherheit ein RTG, sowas hat Europa aber nicht. Zum Vergleich, für JUICE (Jupiter Icy Moon Explorer) sind knapp 75 m^2 Solarzellen geplant. JUICE soll 2022 starten und ab 2030 die Galilei’schen Monde untersuchen und dann in einen Orbit um Ganymed einschwenken.
    Aber sehr viel weiter als Jupiter geht ohne Radionuklidbatterie nicht.

    Nebenbei bemerkt, immer etwas Neues machen ist auch schwer (Sonden ins äußere Sonnensystem sind halt schwierig) und teilweise auch wenig sinnvoll, man stelle sich vor, man dürfe nicht zum Mars fliegen, weil man schon mal dort war, und alle glauben, dass das Marsgesicht existiert, weil man ja nicht mit einer besseren Kamera nachschauen „darf“.
    Außerdem schickt die NASA ja auch haufenweise Sonden und Lander zum Mars oder Mond o.ä. und hatte dabei auch schon viele Fehlschläge, wie den Mars Climate Orbiter, bei dem die Einheitenumrechnung zwischen US- und SI-Einheiten durch einen Programmierfehler verbockt wurde.

    Allerdings hat die Pressekonferenz (am 20.10) auf mich auch einen etwas komischen Eindruck gemacht, eventuell hätte man zugeben sollen, dass das jetzt nicht so gelaufen ist, wie eigentlich geplant. Aber ein solches Schuldbekenntnis ist ja auch blöd, wenn man ja eigentlich fast alle Ziele auch erreicht hat, und man guter Dinge ist, die Ursachen des „Fehlschlages“ aufzuklären.

    @Alderamin; Das erinnert auch an die Fehlstarts der Ariane 5 mit der entsprechenden Kritik, man hätte doch bei der Ariane 4 bleiben sollen. Die Ariane 5 hat inzwischen mehr als 70 fehlerfreie Starts und jeder neue ist zumindest für Europa ein neuer Rekord.

  19. @klax1
    Zitat:
    „…wieso fragt man nicht einfach bei der NASA nach, …“

    Wieso fragt Sauber nicht einfach bei Mercedes Benz nach, wie man Formel-1-Autos baut?

    *zwinker

  20. „Man wollte versuchen herauszufinden wie so eine Landung mit der für die geplante Mission benötigten Technologie verläuft. Und das HAT man getan.“

    Das HAT man nur unvollständig getan.

    Und somit ist dieser Missionsteil ein teilweiser Fehlschlag.
    Hoffen wir dass es nur ein Software Fehler war und dieser auf keine tiefergehenden Probleme hindeutet.

    Außerdem MUSS man auch immer die medialen und politischen Auswirkungen berücksichtigen:
    Es bringt wenig wenn diese Mission ein 97%iger Erfolg war, aber das dazu führt dass die KANN Mission Exo Mars nicht mehr finanziert wird und ganz ausfällt.

    Ingenieurwissenschaften existieren nicht im luftleeren Raum (auch nicht im Vakuum ;). )

  21. Aus Fehlern kann man am besten lernen.
    Wir können also alle froh sein, dass es zu einer Bruchlandung gekommen ist.
    Geld spielt zum Glück keine Rolle.
    Also auf geht’s lasst uns die nächsten Versuchsballons in den Sand setzten und jede menge Erfahrung lernen.

  22. @echt?

    Naja, frag mal die Raketenpioniere. Wenn die jedes Mal, wenn ihnen ihre Rakete explodiert ist, das als Fehlschlag gesehen hätten, hätten die auch irgendwann aufgegeben.
    Solange man aus dem Vorfall noch Informationen bekommt, woran es lag und was man verbessern kann, war die Mission ein Erfolg.

    Lg H.

  23. Sagen wir mal so, die Amis haben es einfach besser drauf! 🙂

    Gab es da nicht mal eine Sonde, Beagle2, wo man per Live-Übertragung einen mit Pop und Show-Werk zum Star aufgeblasenen Wissenschafter sah, der dann live den Mißerfolg präsentierte?

    Naja, vielleicht geht es ja beim nächsten mal (mit den jetzt gesammelten Erkenntnissen) gut. Ich wär ja dafür!

  24. Hallo FF,

    Meines Erachtens siehst Du es zu positiv. Ein Absturz ist nun mal genau das. Die ESA hatte Videos bereitgestellt, wie sie sich die Landung vorstellt und da ist kein Absturz oder Verglühen oder ähnliches zu sehen. Vielleicht haben es die Ingenieure als Test empfunden, trotzdem werden sie sicher ein Stück weit enttäuscht sein, egal was nach außen dringt.
    Und die politische Wirkung dürfte sehr wohl noch weh tun. Das ist jetzt die 3. „Bruch“landung nach Beagle und Philae (und das war ja nu wirklich trotzdem eine spektakuläre Mission), der politische und finanzielle Druck auf die ESA wird steigen, dass sie die nächste Landung (egal wo) nicht vergeigen, ohne mit finanziellen Konsequenzen rechnen zu müssen. Wenn die Politik irgendwann sagt, Landungsmissionen werden nicht mehr bezahlt, wär man doch echt am A…

  25. @Mirko

    Ein Absturz ist nun mal genau das.

    Und ein Test ist ein Test. Wie gesagt, die Sonde hatte Beton an Bord. Wenn es eine ernsthafte Landung gewesen wäre, hätte man mehr Instrumente anstelle des Betons eingepackt. Oder gleich den geplanten Rover.

    Natürlich ist ein erfolgreicher Test ein Grund zum Jubeln und ein nicht erfolgreicher ist keiner. Aber ein nicht erfolgreicher Test ist keine vollständig fehlgeschlagene Mission. Insbesondere nicht, wenn man dabei Daten gesammelt hat, die beim nächsten Mal die Erfolgswahrscheinlichkeit wesentlich verbessern werden.

    Das ist jetzt die 3. “Bruch”landung nach Beagle und Philae

    Beagle2 war keine Bruchlandung, sondern hat sich nach der erfolgreichen Landung entfaltet, allerdings stellte sie nie Radiokontakt her. Das Projekt war allerdings von einem Institut mit der heißen Nadel und für sehr kleines Geld gestrickt. Da war ein Fehlschlag nicht so unwahrscheinlich.

    Und Philae war eine Landung auf vollkommen unbekanntem Terrain. Niemand wusste, wie die Oberfläche eines Kometen beschaffen ist. Der Boden war an der Stelle, wo Philae später einen Hammer in den Boden rammen wollte, so hart, dass der Hammer kaputt ging. Hätten die Harpunen, mit den Philae sich bei der Landung verankern wollte, wirklich gefeuert, dann wäre die Sonde vielleicht auf Nimmerwiedersehen ins All katapultiert worden. Insofern war deren Versagen vielleicht noch Glück im Unglück.

    Wenn man Neuland betritt, muss man mit Fehlschlägen rechnen. Das muss die Politik und die Presse endlich mal kapieren. Und honorieren, wenn man das Problem dann nicht in einem Schritt angeht, sondern mit einer Generalprobe.

  26. Tja, das ist immer eine kritische Phase. Ich habe praktisch an meinen Fingernägeln gekaut als Curiosity landete. Das ging zum glück gut.

    Man hat nicht immer so viel Glück. Manchmal geht das auf die Planung zurück (siehe Cassini, metrische Umrechnung), manchmal ist es einfach pech (Philae). Fehlschläge gibt es immer mal wieder, es ist eben doch „Rocket Science“.

    Natürlich tut es immerwieder weh wenn jahrelange Vorbereitung und ein nicht unerheblicher finanzieller Aufwand scheitert (ganz abgesehen von der Mühe, Leute von dem Projekt zu überzeugen und es überhaupt gebaut und durchgeführt zu bekommen, was das schlimmste ist).

    Opportunity dagegen wird mir langsam unheimlich: 12 Jahre über der prognostizierten Lebensdauer und immer noch operativ. Theoretisch könnte man damit sogar Schiaparelli suchen gehen.

  27. @Alderamin: Sorry, aber das ist Nonsense. Natürlich war das eine ernsthafte Landung. Diese soll ja den Landemechanismus für den Rover testen. Wäre dieser Test nicht ernsthaft gewesen, hätte man es sich sparen können, teuer den „Beton“ da rauf zu schicken.

    Und natürlich war das auch ein Fehlschlag. Tests aus denen man lernen kann, macht man auf der Erde. Wenn ich auf den Mars landen will, dann ist das die abschließende Erprobung der eingesetzten Technologie. Wenn diese nicht funktioniert, muss man noch mal zurück aufs Zeichenbrett und nochmals alles durchdenken.

    Und dieser Fehlschlag, wird das ExoMars-Projekt – erneut – zurückwerfen. Wenn der ExoMars-Rover überhaupt, nach inzwischen mehr als 15 Jahre Planung, einer Vielzahl an Rückschlägen, Kosten die jenseits von Gut und Böse sind, hjemals auf den Mars landen wird. Und schon einmal nur diese Möglichkeit macht das Ereignis jetzt zu einen Fehlschlag. Da hilft auch kein Schönreden.

  28. Naja, für Philae war vor allem die geringe Schwerkraft tricky. Sie ist einfach abgeprallt. Ich bin mir nicht mal sicher ob die Harpunen nicht ausgelöst haben, so porös, wie sich die Oberfläche letztendlich herausgestellt hat. Hätten wir richtig pech gehabt wäre sie einfach in den tiefen des Raumes entschwunden.

    Ich erinnere mich noch gut daran wie alle gebangt haben als sich herausgestellt hat das sich der Lander um die eigene Achse dreht.

    Was dann passiert ist ist das der Komet sie einfach eingefangen hat. Der Nukleus war ja nicht Kugelförmig und letztendlich ist sie einfach mit einer Antenne stecken geblieben (nach einigen Hopsern).

    Landungen bei Mikrogravitation sind tricky, vor allem wenn man nichts über die Oberflächenheitsbeschaffenheit des Ziels weiß. Das Team hat an sich alles richtig gemacht und es war trotzdem sehr knapp.

  29. @Florian: „Marslandungen testen kann man eben nunmal leider nur am Mars…“

    Soso… ich kann also keine Tests zu Landesystemen auf der Erde dazu machen? das wäre aber sehr übel, würde ds tatsächlich stimmen. Auch frag ich mich dann, was die NASA da so beim Curiosity-Landesystem auf den Airforce-Flugfeldern getestet hat. 😉 Du schreibst doch jetzt auch auf scilogs, frag doch mal den Michael Kahn dazu.

  30. @gustav

    „Und dieser Fehlschlag, wird das ExoMars-Projekt – erneut – zurückwerfen.“

    Wenn die Beteiligten an dem Projekt genauso pessimistisch sind wie du, dann vielleicht schon.

  31. @Wage:
    Neben den Harpunen (getrieben von ordinärer Schießbaumwolle*) hat ja auch eine Kaltgasdüse (Stickstoff) versagt, die Philae auf den Boden drücken sollte.

    Und der Erstkontakt, auf den hin der Gasgenerator zünden sollte, wurde ja einwandfrei registriert, hat jedenfalls hienieden erfolgreich Jubel ausgelöst.

    *dass das unzuverlässig ist, hat man erst 2013
    herausgefunden. Da war sie längst unterwegs.

  32. @Gustav

    Soso… ich kann also keine Tests zu Landesystemen auf der Erde dazu machen? das wäre aber sehr übel, würde ds tatsächlich stimmen. Auch frag ich mich dann, was die NASA da so beim Curiosity-Landesystem auf den Airforce-Flugfeldern getestet hat.

    Wer hat gesagt, dass man auf der Erde gar nichts testen kann? Was man aber z.B. nicht testen kann, ist der Eintritt in die Marsatmosphäre mit der entsprechenden Eintrittsgeschwindigkeit. Ein alternativer Eintritt in die Erdatmosphäre sähe anders aus, die Erde hat eine andere Schwerkraft und eine andere barometrische Höhenformel. Genau dieser Teil der Landung hat übrigens tadellos funktioniert. Was man auf der Erde hat testen können, ging schief.

    Übrigens habe ich gelesen, die Landetechnik sei von den Russen gekommen, das Bodenradar von der ESA.

  33. Wissenschaftsartikel in Zeitungen – vor allem in Onlinezeitungen sind meiner Meinung nach wirklich das Letzte.
    Abgesehen vom Clickbaiting, das so extrem ist, daß es dafür schon fast kein Wort mehr gibt, haben die… ich nenne sie mal „Journalisten“… ganz offensichtlich keine Ahnung worüber sie berichten.
    Die meisten Artikel bestehen nur aus einer langgezogenen persönlichen Meinung ohne Referenzen oder Erklärungen.

    Ich habe schon vor einiger Zeit aufgehört sowas zu lesen. Wenn’s was neues gibt, zum Beispiel zum Thema Astronomie, dann ignorier‘ ich das und warte bis Florian was dazu sagt. Wenn er das nicht tut, war es sicher eh nix Interessantes.

    Von daher: bitte weiter so!

  34. @Shoogar:

    Es erstaunt mich immer wieder.

    Die NASA hat mit großem Erfolg zwei Rover auf dem Mars gelandet und in Betrieb genommen, und schon geht man davon aus, daß sowas alltäglich sei.

    […]

    Stichwort „Erstaunen“. An welche beiden US-Rover denkst du denn? Und nein, das soll keine Scherzfrage sein.

  35. Die NASA hat sogar vier Rover in den letzten 20 Jahren erfolgreich auf dem Mars zur Landung gebracht: Sojourner 1996 (war auch „nur“ ein Technologie-Demonstrator), Spirit und Opportunity 2004, Curiosity 2012.
    Und Opportunity fährt wie ein VW-Käfer immer noch auf dem Mars herum. Das Teil ist einfach unkaputtbar. 🙂

  36. Kurz nach der Landung habe ich eine Sondersendung dazu gesehen: nano spezial ExoMars. Auf die Frage nach der Technologie der NASA (wir sind doch Partner?) antwortete der Missionsanalytiker Michael Khan: „Partnerschaft geht nur bis zu einem gewissen Punkt.“ (Mediathek bei 21:00). Bei dieser Mission war eben Roskosmos der Partner der ESA und nicht die NASA.

  37. @Captain E.

    An Spirit und Opportunity hatte ich gedacht.

    Sojourner hab ich vergessen (das Alter).
    Und Curiosity irgendwie verdrängt.

    Das sind natürlich Missionen, die äußerst eindrucksvoll waren (im Falle von Opportunity immer noch (und immer mehr) sind).

    Aber ExoMars zeigt uns auch wieder auf, daß sowas nicht selbstverständlich ist.
    Die verfügbare Technik ist kein Selbstläufer, und die Anforderungen sind außerordentlich hoch.

    Freilich ist es schade, daß die Landung von Sciaparelli auf dem Mars nicht auf Anhieb geklappt hat.
    Das ist halt auch ein Zeichen, daß Marslandungen immer noch (noch lange) nicht Alltag sind.
    (Wozu hätte man sonst eine „Probelandung“ durchführen sollen)?

    Man (die ESA) lernt daraus.
    Dennoch wird auch die Landung des ESA-Rovers in 2020 nicht wesentlich weniger schwierig werden.

  38. Als die ersten Menschen versuchten runde Teile unter Kästen zu befestigen, gab es sicher auch welche, die meinten „Frag doch die Nachbarn!“. Als Kolumbus nach Indien wollte, gab es etliche die meinten „Fahr nach Osten, den Weg kennen wir“ (OK, es war bestimmt keiner dabei, der meinte „Segel zum Mond, ist doch viel aufregender“.) …

    Zum Glück wurde haben sie alle trotzdem weiter gemacht und sich gegen die Widerstände durchgesetzt. Wahrscheinlich auch (teilweise) auf die Einwände gehört und in die Pläne eingearbeitet.

    Ich bin mir sicher, dass es leider noch viele Teilerfolge und Rückschritte geben wird. Aber nur, weil wir nicht aufhören es zu versuchen und die Möglichkeit des Misserfolges mit einberechnen (und zusehen, wie wir dann trotzdem möglichst viel Wissen daraus ziehen können) werden Marslandungen irgendwann einfacher (aber nicht einfach) werden.

    Und diese Zuversicht haben wir unseren Kindern zu vermitteln. Nichts kommt von alleine, aber durch Versuchen können sie es schaffen. Sie sind die Zukunft.
    Sie sind die Marsgeneration: https://astrozwerge.wordpress.com/2016/10/24/hallo-zukunft-hallo-generation-mars/

  39. Das ExoMars Projekt steht auch unter keinem guten Stern. Als so um 2005 begonnen wurde, arbeitete die ESA mit der NASA daran. Dann stieg die NASA aus, primär wegen Curiosity und das Projekt lag auf Eis. Dann gab es eine Kooperation mit den Russen und die ursprünglich geplanten 3 Komponenten (Orbiter, Lander, Rover) wurden auf den Orbiter zusammengestrichen. Da war der Lander (Schiaparelli) aber schon ziemlich weit und es gab starken politischen Druck ihn fertigzubauen. Zuletzt wurde dann doch auch der Rover weitergebaut, aber in eine neue Mission 2020 verpackt. Dann kamen die Sanktionen gegen Russland und es wurde wieder viel diskutiert. Glücklicherweise haben sich die Wissenschaftler durchgesetzt und die Kooperation lief weiter. Es gab aber weiterhin viel politisches Gezerre oft wegen Geo-return und der Tatsache, dass Teile des Projektes wegen Unterfinanzierung oft auf Eis lagen. Ihr könnt euch vorstellen, dass es für alle Teilnehmer nicht einfach ist, alle 6 Monate wieder mal für 3 Monate weiterzumachen.Unter solchen Umständen eine perfekte Landung hinzubekommen ist fast unmöglich.
    Auf den Rover hat die Schiaparelli Bruchlandung derzeit keinen Einfluss, es macht nur gerade der Witz die Runde, dass die ESA möchte, dass der Rover steilere Hänge schafft als bisher vorgesehen, um aus dem Einschlagkrater noch rausfahren zu können. Es ist auch Irgendwie frustrierend, dass es scheinbar nicht darum geht einen Rover auf den Mars zu bringen, sondern nur darum politische Eitelkeiten zu befriedigen, alle hochgesteckten ECSS Normen peinlichst einzuhalten und möglichst hohe Gewinne einzufahren. Ist aber scheinbar der Zeitgeist, nur leider nicht sehr hilfreich um technische Meisterleistungen zu vollbringen.

  40. @AstroZwerge:

    Was die Zeitgenossen dem Columbus gesagt haben, ist sinngemäß klar. „Der Weg um Afrika herum ist viel kürzer“, „Der Erdumfang ist doppelt so groß, wie du ihn ansetzt“ und auch „Mit deinen Vorräten schaffst du es nie bis nach Indien“. Und soll ich dir etwas sagen? Sie hatten alle recht!

  41. Ich frage mich, was die ganzen Schlaumeier hier im Forum (alles Scheisse, Fehlschlag, …) wohl zu den durchschnittlichen Erfolgsquoten früher Atlantiküberquerungen gesagt hätten. Wenn es damals nach solchen Leuten gegangen wäre, gäbe es heute wohl keine NASA.

  42. Ich frage mich auch oft was der Grund ist warum uns die Amis (und bald auch die Chinesen und Private) immer einen Schritt voraus sind. Sind es die nationalstaatlichen Interessen ? Einmischung der Politik ? Finanzierung ? Gewinnfokusierung ?
    Ich sehe bei den meisten Punkten keinen großen Unterschied, aber irgendwie sind uns die immer einen Schritt voraus

  43. @Franz

    Mehr Geld, im wesentlichen (für die Raumfahrt). Und eine einfachere Organisation, die nicht über zig Länder geht (hier: nicht nur innerhalb der ESA, sondern auch mit Russland). Das macht bei uns alles komplizierter, als es ohnehin schon ist.

    Auf der anderen Seite hat die NASA aber auch einfach schon viel mehr Erfahrung mit solchen Projekten und den entsprechenden Technologien.

  44. @Franz:

    Ich frage mich auch oft was der Grund ist warum uns die Amis (und bald auch die Chinesen und Private) immer einen Schritt voraus sind. Sind es die nationalstaatlichen Interessen ? Einmischung der Politik ? Finanzierung ? Gewinnfokusierung ?
    Ich sehe bei den meisten Punkten keinen großen Unterschied, aber irgendwie sind uns die immer einen Schritt voraus

    Und wer war uns bei Kometenorbitern voraus? Ach ja, niemand! Wir waren die ersten. Bei Marsorbitern ist Europa die Nummer 2 hinter den USA, ebenso bei Venusorbitern. Mit anderen Worten: Man kann das so gar nicht sagen, dass wir immer hinter den anderen herlaufen müssten. Auch Europa bekommt das eine oder andere recht gut hin.

  45. @echt?

    Womit rechnet man beim nächsten mal nicht?

    Solche Fragen stellt nur jemand, der glaubt, man könne alles vorhersehen und vorausberechnen.

  46. @echt?
    Womit rechnet man beim nächsten mal nicht?
    Das Problem ist: Man kann nicht an alles denken, denn das würde eine unendliche Anzahl von Tests und Analysen bedeuten. Stattdessen muss man Grenzen ziehen. Derzeit wird, angefangen beim kleinsten Bauteil bis zum kompletten Satelliten, inklusive dem meist unbekannten Umfeld, jeder denkbare Einzelfehler analysiert und Gegenmaßnahmen getroffen. Das ist fast schon unmöglich, trotzdem besteht nach wie vor die Möglichkeit von Mehrfachfehlern. Die versucht man auch zu vermeiden, aber irgendwann stößt man an die Grenze des Machbaren, da jede Erhöhung der Sicherheit mit Aufwand, Zeit und vor allem Gewicht gekoppelt ist. Es kommt ein Punkt wo man sagen muss: Ok, das reicht nach menschlichem Ermessen. In der Realität kann es dann vorkommen, dass ein kleiner Fehler eine Kette auslöst die man nicht vorhergesehen hat, weil z.B: der Satellit so heftig schaukelt, dass die Steuersoftware zu langsam wird, nicht mehr korrekt ausgleichen kann und dann ein Fehlverhalten ausgelöst wird.

    Stell dir mal vor du bist verantwortlich für das Systemdesign und der SW Schreiber fragt: wie stark kann das Schwanken werden ? Du sagst: unendlich, SW meint: geht nicht, ich brauch eine Zahl. Du analysierst: ok, Mars, 400km/h Wind ?, Eintrittsgeschwindigkeit usw. also +/- 40° mit einer Frequenz von 10Hz. Leider gibt es dann im Anflug einen Scherwind der das Teil mit 12Hz zum wackeln bringt und die SW produziert einen falschen Wert, weil sie zu langsam wird und gerade der Navi dazwischenquatscht und der Temperatursensor einen kritischen Wert anzeigt …. peng. Dein analysierter Wert war also falsch, die anderen 2000 waren richtig, dumm gelaufen.
    Vielleicht fehlt der ESA da auch noch ein bisschen das Glück, denn die 12 Hz aus dem Beispiel hätten ohne dem Dazwischenquatschen des Navis keine Probleme gemacht.
    (Anmerkung: Alles fiktive Beispiele um die Problematik zu erklären.)

  47. …sofern weitere Kosten von rund 400 Millionen Euro bewilligt werden….. / …Roskosmos würde (wie schon beim ersten Teil der Mission) eine Trägerrakete vom Typ Proton sowie die wissenschaftliche Landeplattform zur Verfügung stellen -..

    Ich, würde bei denen nichts mehr kaufen^^

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