Gleich vorweg: Nicht jeder Himmelskörper der im Dezember prominent in dern Nacht leuchtet, hat etwas mit Weihnachten zu tun. Es mag zwar aus medialer Sicht verlockend sein, einen im Dezember sichtbaren Kometen als „Weihnachtskomet“ zu bezeichnen und mit dem „Stern von Bethlehem“ in Verbindung zu bringen. Aber – und das hatten wir ja schon letztes Jahr im Dezember bei der „Großen Konjunktion“: Der „Stern von Bethlehem“ war kein Komet und sehr wahrscheinlich war er überhaupt nichts, nur eine Erfindung religiöser Propagandisten.
Das alles soll uns aber nicht davon abhalten, den vorweihnachtlichen Himmelsanblick zu genießen! Irgendeinen Vorteil muss es ja haben, wenn es schon am Nachmittag dunkel und vor dem Vormittag nicht wieder hell wird! Da hat man nicht nur ausreichend Zeit, um die Sterne und Planeten anzuschauen, die sich zeigen. Sondern kriegt jetzt im Dezember vielleicht auch einen Kometen zu sehen.
„C/2021 A1 (Leonard)“ wurd am 3. Januar 2021 von Gregory Leonard entdeckt und war damals circa so weit von der Sonne entfernt wie der Jupiter. Seitdem nähert er sich auf seiner Umlaufbahn der Sonne und hat am 12. Dezember 2021 seinen ernächsten Punkt erreicht. Da war er zwar immer noch 34,4 Millionen Kilometer von uns entfernt, aber immerhin! Am 3. Januar 2022 wird er dann auch seinen sonnennächsten Punkt erreicht haben und sich dann wieder auf den Weg hinaus ins Sonnensystem zu machen. Oder genauer gesagt: Auf den Weg aus dem Sonnensystem hinaus. So wie die Umlaufbahn derzeit aussieht, wird ihn die nahe Begegnung mit der Sonne im Januar auf einen Orbit bringen, der aus dem Sonnensystem hinaus führt – Leonard wird uns also dauerhaft verlassen.
Grund genug, noch einmal einen Blick auf den Kometen zu werfen, solange er noch da ist. Dazu ist jetzt die beste Zeit. Mit einem Teleskop oder einem Fernglas geht das schon seit einiger Zeit. Wer aber weiß wohin man schauen muss und auch noch einen ausreichend dunklen Himmel hat, kann ihn aber vielleicht auch ohne Hilfsmittel und mit bloßem Auge sehen. Abends stehen die Chancen dafür aber eher schlecht. Leonard geht schon am frühen Abend unter. Da ist es zwar schon dunkel; aber wer keinen freien Blick auf den Horizont hat, wird ihn nicht mehr sehen können. Und selbst wenn, dann ist es wahrscheinlich, dass das Streulicht der Zivilisation oder die Abenddämmerung das schwache Licht des Kometen überstrahlt. Abends befindet sich er im Westen, also dort, wo auch die Sonne gerade untergegangen ist. Es am Morgen zu versuchen ist auch nicht viel besser. Er ist erst ab 7 Uhr morgens im Osten sichtbar – und egal ob man es abends oder morgens versucht: Man sollte sich nicht zu viel erwarten. Im Teleskop ist zwar schon ein Schweif zu erkennen; mit freiem Auge wird man höchstens ein lichtschwaches Pünktchen sehen können. Aber Kometen sind sprunghaft! Es lässt sich nie so ganz exakt vorhersagen, wie sich ihre Helligkeit im Laufe der Zeit verändert – das kommt auf ihre Zusammensetzung an und es ist nicht unmöglich, dass sie spontan ein wenig heller werden.
Wer sich zufällig gerade auf der Südhalbkugel der Erde befinden sollte, hat mehr Glück: Da ist der Komet auch später am Abend am Himmel sichtbar und ab nächsten Jahr wird er nur noch von dort zu sehen sein.
Fazit: Auch wenn viele Medien derzeit darüber schreiben, dass ein „Weihnachtskomet“ mit freiem Auge sichtbar sein soll – es wird höchstwahrscheinlich schwer, den Komet Leonard tatsächlich zu beobachten, sofern man keine optischen Instrumente zur Verfügung hat und nicht genau weiß, was man tut. Aber deswegen muss man nicht traurig sein. Denn erstens hat der nächtliche Himmel auch ohne Komet jede Menge zu bieten (gerade jetzt: Diverse Planeten und Sternschnuppen!) und zweitens kommt der nächste Komet mit Sicherheit!
Heißt das, der Komet bewegte sich bisher unterhalb der Fluchtgeschwindigkeit des Sonnensystems, und bekommt jetzt durch einen Swing-By an der Sonne die nötige Beschleunigung?
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