Man muss nicht studiert haben um in der Politik zu arbeiten. Ok, es schadet auch nicht, wenn man sich auf dem Gebiet für das man zuständig ist, auch wirklich auskennt. Aber das kann man auch ohne Hochschulstudium schaffen und für die konkreten Details gibt es dann (hoffentlich) ExpertInnen, auf die man dann (sehr hoffentlich!) auch hört. Christine Aschbacher ist österreichische Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend. Und hat 2006 ein Studium an der Fachhochschule Wiener Neustadt abgeschlossen; im August 2020 dann ein Doktoratsstudium an der Universität Bratislava. Was ja prinzipiell vollkommen in Ordnung ist (auch wenn es ein wenig seltsam wirkt wenn eine Arbeitsministerin während der Coronakrise noch die Zeit findet um eine Doktorarbeit abzugeben und zu verteidigen). Nun hat aber der Medienwissenschaftler Stefan Weber schwerwiegende Mängel sowohl in Aschbachers Magisterarbeit als auch in ihrer Dissertation gefunden (siehe hier, hier, hier, hier und hier). Er wirft ihr Ideen- und Textplagiate vor und fehlende/falsche Zitate. Was – ganz unabhängig davon ob jemand in der Politik tätig ist oder nicht – zu einer Aberkennung der entsprechenden akademischen Titel führen sollte. Die potentiellen Plagiate sind das eine. Was mich an der Sache aber so wirklich stört, sind die Teile der wissenschaftlichen Arbeit die Aschbacher offensichtlich selbst verfasst hat.
Der Volltext der Dissertation kann hier abgerufen werden. Auf Seite 55 findet sich der mittlerweile berühmte und berüchtigte Satz: „Annahmen sind wie Seepocken an der Seite eines Bootes; sie verlangsamen uns.“ Was in dieser Form nach einem sehr obskuren Vergleich klingt und nicht von Aschbacher selbst stammt. Sondern aus einem Artikel in „Forbes“ von Robert Tucker, wo das ganze auf englisch so klingt: „Assumptions are like barnacles on the side of a boat; they slow us down.“. Hier hat Aschbacher wohl einfach einen kompletten Absatz aus Forbes durch Google Translate gejagt und das Ergebnis nur minimal modifiziert. Zum Beispiel da wo Tucker in seinem Text: „In my work with hundreds of teams, ranging from C-suite executives to graduate students to mid-level managers and front line employees (…)“ schreibt wird bei Aschbacher daraus: „In dieser Dissertation wurde mit Hunderten von Teams – angefangen von Führungskräften der C-Suite über Hochschulabsolventen bis hin zu Führungskräften der mittleren Ebene und Mitarbeitern an vorderster Front – zusammengearbeitet (…)“. Der Forbes-Artikel wird zwar übrigens zitiert, aber nicht auf eine Weise die ersichtlich macht, was Zitat und was eigene Gedanken Aschbachers sind (und mit den Hunderten Teams hat definitiv Tucker „zusammengearbeitet“ und nicht Aschbacher…).
Das ist ein Beispiel für ein verunglücktes Zitat das durch die automatische Übersetzung sprachlich ein wenig holprig geworden ist. Aber wie gesagt: Die Plagiate sind es nicht, die mich am meisten stören. Sondern eher Stellen wie diese:
„Ziel der Dissertationsarbeit ist die Analyse der Führungsstile in innovativen Industrieunternehmen. Aufgrund der teilweise bewährten Führungsstile entsprechen die bisherigen Ergebnisse teilweise für Führungsstile oder Innovation in Industrieunternehmen. (Seite 5)“
„Aufgrund der gewonnenen Erkenntnisse soll ein allgemein gültiges Lösungsmodell bestehende erstellt werden, dass für innovative Führungskräfte in Industrieunternehmen anwendbar ist. (Seite 5)“
„Sowohl die theoretischen Inputs als auch die praktische Erhebung kann dieser Frage zustimmen. Denn wenn die Mitarbeiter sich im Flow fühlen, sind unglaubliche Ergebnisse möglich. (Seite 118)“
Was ist das? So sieht ein Text vielleicht aus wenn man in der allerersten Rohversion alle möglichen Ideen und Gedanken zusammenträgt und schnell irgendwie aufschreibt. Aber doch nicht die Version die man dann am Ende als Dissertation abgibt! Man kann ja durchaus den einen oder anderen Tipp-, Rechtschreib- oder Grammatikfehler übersehen. Das passiert zwangsläufig wenn man etwas schreibt; das passiert allen, mir inklusive. Selbst wenn ein Text ausführlich korrigiert und lektoriert wird bleiben meistens kleine Fehler übrig. Aber das was man da in Aschbachers Dissertation lesen kann sind keine „kleinen Fehler“. Das ist eine Art von verunglücktem Deutsch das einem regelrecht ins Gesicht springt und anschreit: „Korrigier mich!“
Wenn so etwas irgendwo versteckt in einem langen Text aus Versehen übrig bleibt, könnte man das ja noch verstehen. Aber die drei Stellen, die ich angeführt habe, sind bei weitem nicht die einzigen. Und die Zitate von Seite 5 sind das erste, was man in ihrer Dissertation zu lesen bekommt; sie sind Teil der deutschen Kurzfassung die in voller Länge so lautet:
„Ziel der Dissertationsarbeit ist die Analyse der Führungsstile in innovativen Industrieunternehmen. Aufgrund der teilweise bewährten Führungsstile entsprechen die bisherigen Ergebnisse teilweise für Führungsstile oder Innovation in Industrieunternehmen. Im Rahmen der Dissertationsarbeit werden die Korrelation zwischen Führungsstil und Innovation in Industrieunternehmen hergestellt und anhand von Beispielen überprüft und kritisch gewürdigt. Aufgrund der gewonnenen Erkenntnisse soll ein allgemein gültiges Lösungsmodell bestehende erstellt werden, dass für innovative Führungskräfte in Industrieunternehmen anwendbar ist. Dieses wird von qualitativer empirischer Erhebung stichprobenartig unterstützt sowie von einem Probeunternehmen verifiziert.“
Gerade dieser Abstract ist normalerweise der Teil, den alle lesen, die einen Blick auf die Dissertation werfen. Wie können darin so viele Fehler stecken? Wie kann so etwas in einer Dissertation landen?
Branson sieht das klassische Bild der ‚Chef‘ wie ein Anachronismus. Herrisch ist keine wünschenswerte Eigenschaft für eine Führungskraft, sagt er. Ein Chef erledigt Aufträge, während eine Führungskraft organisiert. „Vielleicht, daher ist es seltsam, dass, wenn es irgendeine eine Phrase, die garantiert wird, um mich auf den Weg, es ist, wenn jemand zu mir sagt: ‚Okay, fein. Du bist der Chef!'“, Sagt Branson. „Was mich ärgert ist, dass in 90 Prozent der Fälle, wie, was diese Person wirklich sagen will, ist: ‚Okay, dann, glaube ich nicht mit Ihnen einverstanden, aber ich werde rollen und tun es weil sie sagen mir zu. Aber wenn es nicht klappt werde ich der Erste sein, der daran erinnern, dass es nicht meine Idee.'“
Ok – auch das sieht wieder nach automatisierter Übersetzung aus. Aber so etwas kann man doch um Himmels Willen nicht stehen lassen! Wer auch nur kurz mit einem halben Auge auf dieses Zitat blickt, muss sehen, dass das nicht einmal annähernd korrektes Deutsch ist.
Wenn man sehr, sehr gutwillig ist und dazu noch enorm naiv, könnte man diese sprachlich katastrophale Dissertation mit der Belastung der Ministerin durch die Corona-Krise und eventuell mangelnden Deutschkenntnissen der Betreuer an der Uni Bratislava erklären. Entschuldigen lässt sich die Sache dadurch aber trotzdem nicht. Und auch in der 2006 an einer österreichischen Hochschule verfassten Magisterarbeit, finden sich entsprechende Stellen, wie Stefan Weber in seinem Blog aufzeigt:
Die Aufgaben des Key Account Managers sind sehr vielfältig und nicht einfach durch zu führen. In der Theorie sind die Anforderungen beschrieben, jedoch ’nur‘ als theoretischen Input. (Seite 6)
Um den aktuellen Stand der Tätigkeiten und somit Anforderungen der Key Account Manager zu erheben, wird ein empirische Teil, mittels Experteninterviews erhoben. (Seite 6)
Dies wird durch Unterstreichen der Meinungen, Kategorisieren und Bedeutungen festlegen, durchgeführt. (Seite 9)
Im Conclusio werden und empirische Ergebnisse zusammengefasst und die Hypothesen daraus bestätigt oder verworfen. (Seite 9)
Es wäre jetzt leicht sich über etwaige mangelnde Deutschkenntnisse der Ministerin lustig zu machen. Was aber am Kern der Kritik vorbei gehen würde. Vermutlich muss man auch nicht einmal einwandfreies Deutsch beherrschen um politische Arbeit zu machen; auch hier sollte es Leute geben die für eine entsprechende Korrektur sorgen. Was ich als eigentlichen Skandal an der ganzen Sache ansehe ist das, was man in Österreich die „Wurschtigkeit“ nennt.
Es war Frau Aschbacher anscheinend völlig egal, was sie da als akademische Arbeiten abgibt. Da wurde irgendwas irgendwo in den Computer gebastelt und niemand hat auch nur einen zweiten Blick darauf geworfen. Weder die Verfasserin, noch die Betreuerinnen und Betreuer. So sieht es zumindest aus und mir würde keine andere Möglichkeit einfallen, wie das abgelaufen sein könnte. Beziehungsweise hätte ich schon ein paar Ideen, die aber alle juristisch relevant sind und die ich deswegen nicht öffentlich äußere. Bleiben wir also bei der Variante „Niemand hat Diplomarbeit/Dissertation vernünftig gelesen“. Trotzdem hat Aschbacher ihr Magisterstudium mit der Bestnote „Sehr gut“ abgeschlossen. Trotzdem hat sie mit ihrer Doktorarbeit den Titel „PhD“ erworben. Das ist einerseits ein wuchtiger Schlag ins Gesicht all derjenigen die sich in jahrelanger Arbeit wirklich sehr, sehr viel Mühe bei der Abfassung ihrer akademischen Arbeiten gegeben haben. Und zeigt andererseits, mit was für Sachen man ganz offensichtlich an Hochschulen durchkommen kann.
Es gibt noch eine weitere „wissenschaftliche“ Arbeit von Frau Aschbacher – gemeinsam mit ihrem Doktorvater (entdeckt von @KaltenbrunnerA).
Der Text enthält keinen einzigen wissenschaftlich korrekten Quellenverweis: https://t.co/MJujwH2yw9— Armin Wolf (@ArminWolf) January 8, 2021
Wenn ich es ein wenig vulgär ausdrücken würde, dann würde ich sagen, dass Frau Aschbacher hier einen gewaltigen Haufen auf die Köpfe aller Studierenden gesetzt hat, die wirklich hart für ihre akademischen Werke gearbeitet haben. Wer schon mal eine Diplomarbeit, Dissertation oder auch nur eine Modularbeit o.ä. verfasst hat, weiß was ich meine. Eine Literaturliste zu erstellen, ist Arbeit. Zitate zu suchen und entsprechend korrekt einzuarbeiten ebenfalls. Ein Dokument von oft einigen hundert Seiten zu korrigieren, ist nervige Arbeit. Und da ist die eigentliche Forschung, die all dem zugrunde liegt (oder zugrunde liegen sollte sofern man nicht einfach plagiiert hat), noch gar nicht mit eingerechnet. Eine Ministerin, die ein so komplett unzulängliches Werk abgibt und dafür eine Bestnote bekommt, ist ein Schlag ins Gesicht für alle, die auch nur ein Minimum an Arbeit in ihre akademische Karriere investiert haben.
Wenn Aschbachers Werke zeigen, wie wenig ernst sie ihre Ausbildung nimmt, dann zeigt die Begutachtung der Werke, wie wenig ernst die Ausbildung an den Hochschulen genommen wird. Es wäre wieder die gutwilligste Interpretation wenn man es einfach auf die Überlastung der GutachterInnen und simple Schlamperei schiebt. Und das allein ist schon problematisch genug. Denn es gibt ja sehr viele MitarbeiterInnen an den Hochschulen, die trotz Überlastung die (aufwendige) Arbeit der Korrektur und Beurteilung sorfältig und gewissenhaft durchführen. Auch sie müssen es als Affront sehen, wenn anderswo etwas so absurdes wie Aschbachers Texte einfach durchgewunken werden. Und – wie oben – will ich die Alternativen zur „gutwilligen“ Betrachtung lieber gar nicht diskutieren…
Die Aschbacher-Debatte ist keine "Neiddebatte". Es geht darum, ob sich jahrelange harte, teils qualvolle und anstrengende Studier-Arbeit an den Unis einfach durch einen miesen Trick ersparen kann und damit an besser bezahlte Jobs kommt. Sie sollte die Konsequenzen ziehen
— Florian Klenk (@florianklenk) January 8, 2021
Der Fall der akademischen Arbeiten von Christine Aschbacher ist ein Skandal. Er zeigt, mit wie wenig Arbeit man an den Hochschulen durchkommen kann. Oder zumindest, mit wie wenig Arbeit bestimmte Personen durchkommen können. Er zeigt, mit welcher Einstellung man in Österreich ein Ministeramt bekleiden kann. Er zeigt die Geringschätzung, die den Hochschulen aus der Spitzenpolitik entgegengebracht wird. Völlig unabhängig, ob und wie sehr Christine Aschbacher plagiiert hat (Stefan Webers Analyse lässt da allerdings wenig Spielraum): Die Angelegenheit muss mit einem Rücktritt enden. Sollte er nicht erfolgen wird der Skandal nur noch größer.
Nachtrag (09.01.2020, 19:30): Ministerin Aschbacher tritt zurück
Vielen Dank für ihre Einschätzung und die klaren Worte zu den notwendigen Konsequenzen. Die Wissenschaft muss ihre Qualitätskriterien erst nehmen und Betrug darf nicht karrierefördernd sein. Übrigens denke ich auch, dass sie mit ihrer juristisch relevanten Vermutung richtig liegen. Alles andere scheint noch unwahrscheinlicher zu sein.
Ein wichtiger, aufschlussreicher Kommentar zu einem handfesten Skandal, der mich als Deutsch-/DaF-Dozentin für ausländische Studienbewerber sehr bestürzt.
Dennoch: Gerade so ein Kommentar sollte vor der Veröffentlichung redigiert werden, denn Kommasetzung (!!!) gehört eben auch zur wünschenswerten Korrektheit. Nix für ungut!
@Miriam: “ denn Kommasetzung (!!!) gehört eben auch zur wünschenswerten Korrektheit.“
Auf so einen Kommentar hab ich schon gewartet 😉 Dir ist aber schon der Unterschied klar der zwischen einer wissenschaftlichen Arbeit zur Erlangung eines akademischen Titels und einem Blogartikel besteht? Und der Unterschied zwischen ein paar falschen Kommas und einer plagiierten Dissertation?
Ich hab ja extra dazugesagt dass ALLE Fehler machen. Und dass sich trotz Lektorat nicht alle Fehler vermeiden lassen. Ich schreibe das hier übrigens alleine und ohne jegliche redaktionellen Strukturen (wie zB Lektorat), unentgeltlich und quasi als Hobby. Klar könnte ich an meine Blogtexte die gleichen rigorosen Lektoratsstandards anlegen die an eine Dissertation oder ein Buch angelegt werden. Aber dann würde ich vermutlich hier gar nix schreiben. Weil der Aufwand die Zeit nicht rechtfertigt die dafür nötig wäre. Es ist eben nur ein Blogartikel. Was ich mitteilen will versteht man auch wenn das eine oder andere Komma nicht da ist wo es sein sollte.
Man gewinnt leider den Eindruck bei diesen oft „nachträglich“ eingereichten Dissertationen von Politikern, daß der erworbene Titel lediglich als Schmuck dienen soll. Entsprechend oft findet man dann wenig Herzblut oder Eigenarbeit in diesen Arbeiten.
Leider gibt es anscheinend Wissenschaftler, die sich dafür einspannen lassen und diese Arbeiten durchwinken. Frau Giffey ist ein prominentes Beispiel, wo Eitelkeit, ein gewisser Wille zur Schlampigkeit und mehrere zugedrückte Augen der Gutachter/Doktormütter aufeinandertrafen.
Für meine eigene Promotion stand ich 3 Jahre im Labor, habe mühselig R erlernt und musste mich durch insgesamt 4 Begutachtungsverfahren quälen. Ich bin da schon stolz darauf, und den Titel habe ich mir auch eitel in den Personalausweis eintragen lassen (auch wenn ich mich nicht damit ansprechen lasse).
Diese Leute wissen gar nicht, was sie dem Wissenschaftsbetrieb antun, und ich glaube, es ist ihnen auch egal.
a) wie selbst gesagt: es ist ein Kommentar. Nun, eigentlich ist es allerdings ein Artikel in einem blog. Jedenfalls kein als ‚offiziell‘ geltender Text (erst zieht zB ‚Hochdeutsch!‘), erst recht keine wissenschaftliche Arbeit oder gar ein Dokument über eine erbrachte Leistung. Daher ist gerade das ‚daher‘ grotesk falsch positioniert.
b) !!!
@ FF:
Der Blick in die „Dissertation“ lohnt sich in der Tat. Eine einzige Ansammlung von Stilblüten, Gschichterln und mentaler Homöopathie, die einen vom Hocker haut. Fast auf jeder Seite findet man solche Ergüsse:
Da kommt es auf ein paar Plagiate wirklich nicht mehr an, das Werk dürfte nicht einmal als Bachelorarbeit durchgehen.
@Joseph: “ Dinge passieren schnell, wenn nicht aufgepasst wird.“
Das gefällt mir! Das wäre die bessere Überschrift für den Artikel gewesen…
Noch ein kleiner Nachtrag zur Feststellung, „dass sich trotz Lektorat nicht alle Fehler vermeiden lassen“: Das ist naturgesetzlich so, aufgrund des sog. Fehlerrelativitätsgesetzes. 😉
@Florian: Kommata haben schon über Leben und Tod entschieden! Zum Beispiel in dem Satz „Hängen kann man nicht laufen lassen“ – Komma vor kann oder nicht – und es ist ein Todesurteil; Komma vor laufen – und es ist eine Begnadigung …
Insofern: Lieber ein paar Wechselstaben verbuchten oder vergessen als ein Komma vergessen oder falsch setzen!
@Karsten: Wenn ich mal ein Todesurteil oder eine Begnadigung verfassen sollte, dann werde ich erstens darauf achten keine so verschwurbelten missverständlichen Aussagen zu treffen und zweitens meinen Text überprüfen lassen. An der Lektüre meines Blogartikels hängen allerdings keine Leben.
Insofern wäre es nett wenn wir darüber diskutieren können ob und wie sich eine Ministerin einen akademischen Abschluss erschlichen hat und wie die Rolle der Hochschulen bei diesem Prozess ausgesehen hat. Oder wir machen ne weitere Runde von „Freistetter setzt manchmal Kommas falsch“. Wie ihr möchtet…
Eine unglaubliche Schande und ein Schlag ins Gesicht für alle, die sich ihren PhD hart erarbeitet haben. Allen, die sich noch mehr fremdschämen möchten, sei die folgende „Diplomarbeit“ wärmstens zu empfehlen. Spoiler Alert: Als Teil der Materials und Methods wird die spirituelle Kontaktaufnahme mit einem „Spirit Guide“ gelistet, der dem Verfasser bei der Interpretation der „Daten“ hilft. Außerdem mit dabei: mit MS Paint handgezeichnete Lagepläne der Donauinsel.
„Volleyball players and kite flyers on the Danube Island“ von Oberhuber, Wanako (2010)
Diplomarbeit, University of Vienna. Fakultät für Sozialwissenschaften
BetreuerIn: Kremser, Manfred
http://othes.univie.ac.at/11740/1/2010-10-20_0252941.pdf
Die Grammar-Nazis hier hätten sich besser Frau Aschbacher angedient, das wäre dann für beide Seiten weniger peinlich ausgefallen.
So wie es derzeit aber aussieht, wird sie beide Titel behalten können. Die FH hat die Arbeit als rechtmäßig bezeichnet und in Österreich kann man keine im Ausland erworbenen Titel aberkennen. Da müsste dann die Slowakei tätig werden.
@Rainer: Wo steht das mit der FH?
@ Florian Freistetter
Da muss ich tatsächlich zurückrudern. Meine (sehr erboste) Frau, die sich ihren akademischen Titel hart erarbeitet hat, hat einige Sachen quergelesen und da habe ich einen Kommentar von ihr falsch interpretiert.
Also: Die FH hat (noch) nichts dazu gesagt. Mein Fehler!
Dieser falsche Satz kann auch gelöscht werden (oder als Mahnmahl für einen Schnellschuss ohne Hinterfragen stehen bleiben ;-))
Aschbacher ist zurückgetreten. Zum „Schutz ihrer Familie“. Ihre Arbeiten sind natürlich trotzdem untadelig.
Ist das Ganze nicht ein Symptom des generellen Mangels an Qualitätskontrolle im akademischen System?
Denkt mal dran wie wir alle gerudert haben um unsere Diplomarbeiten durchzubekommen. Jetzt ist das ganze durchaus aber auch national unterschiedlich. Die Qualität der Arbeiten in England, Deutschland oder den Niederlanden unterscheidet sich schon deutlich von den Arbeiten die momentan hier in Schweden abgegeben werden. Das ärgert mich irgendwie auch persönlich, ich hab mir nämlich in den letzten Jahren einen Haufen Schrott in Form von Bachelor- oder Masterarbeit durchlesen müssen, der nicht mal als Praktikumsbericht durchgekommen wäre, würde man vernünftige Qualitätskriterien anlegen (Im Gegensatz dazu letztes Jahr eine Praktikantin von der Uni Karlsruhe gehabt deren Praktikumsbericht hier locker für einen Master gereicht hätte).
Wer also relativ leicht durch sein Studium durchkommen möchte, gucke in welchem Land man sich einschreibt, hier in Schweden zum Beispiel.
Nochmsn zum Mangel an Qualität. Heute morgen hat meine Frau nach Studien zur medizinischen Wirksamkeit von Nigella sativa geschaut. Es gibt über 2000 Artikel, aber nur etwa 40 Studien die man auch statistisch verwenden kann. Da fragt man sich was das ganze soll.
Ich bin mir sicher, das mit Frau Ministerin Dissertation ist kein Einzelfall. Nicht nur unter promovierten Politikern, hier kommt das nur schnell ans Licht. So ein Mist ist sicherlich viel weiter verbreitet als wir gemeinhin denken.
Zu Weihnachten wurde mir ein Fläschli Schwarzkümmelöl vermacht, also gabs zwischen den Jahren ein wenig NachforschungsSurfen. Gefühlt weit über 90% des Gefundenen müffelte nach Gotteskriegern, die um jeden Preis, insbesondere auch um den der eigenen Wissenschaftlichkeit, des Propheten Weisheit belegen wollten. Dürfte auch bei euren 2000 die treibende Kraft sein – und durch die Bank Ausschuß.
Für Hautpflege zu müffelig, doch in Salat, Fladenbrot, Eintöpfen etc pp passts prima…
https://m.youtube.com/watch?fbclid=IwAR0NO-uXxVjnu56S93_-8YGJLPRjP0xmddvgMfWqFRTOEEhwXULGimoJ6Xk&v=p83rH-OPklk&feature=youtu.be
Der Interviewte ist der Prof. an der Fachhochschule, der Aschbachers Dipl. Arbeit mit “ sehr gut“ bewertet hat.
Wische mir grad die Augen vor lachen. Da haben sich zwei Feingeister zu tiefschürfenden Gesprächen gefunden.
Die Plagiatsjäger konzentrieren sich meiner Meinung nach zu viel auf die Form statt auf den Inhalt. Es hat sich schon herumgesprochen, dass die meisten akademischen Institutionen Abschlussarbeiten durch Plagiatsprüfsoftware jagen. Die meisten wissen das, und zitieren halt brav und ordnungsgemäß. Das mag ein wichtiger Aspekt der guten wissenschaftlichen Praxis sein, aber davon unberührt sind Tausende banale oder inhaltsleere Arbeiten.
Selbst wenn die Frau Ex-Ministerin sauber zitiert und sprachlich vollendet und geschliffen formuliert hätte, gäbe ihre Dissertation nichts her – außer dem Bullshit-Bingo wie ich es schon in Dutzenden Führungskräfte-Seminaren gehört habe, ist da nichts Nennenswertes vorhanden. Ihre Dissertation im Vorjahr abzugeben, war wohl ein schwerer taktischer Fehler. Angeblich hat sie sie mehrere Jahre schubladisiert. Viel weiter als Ministerin kann sie es nicht bringen, da hat sie von einem Doktortitel auch nicht viel. Dass es Leute gibt, die sich ihr Werk genauer anschauen, hätte sie sich denken können. Oder hat sie tatsächlich geglaubt, ihre Bullshit-Phrasen aus der Unternehmensberatung haben wissenschaftlichen Wert?
Und hier noch Unterhaltsames von Stefan Weber: https://youtu.be/63LPErmw5Wg.
Was mich richtig nervt: es sind immer nur die Politiker, die zurücktreten. Was ist mit den Universitäten? Den Gutachtern? Klar, man kann eine Doktorarbeit nicht in allen Details prüfen. Aber wenn eine Arbeit nur aus Bullshit und Plagiaten besteht, muss das einfach Konsequenzen haben, für alle Gutachter, die daran beteiligt waren.
Wenn ein Professor 30 Arbeiten zu je 300 Seiten lesen muss sind das 9000 Seiten, Lesezeit etwa 20 Seiten pro Stunde, macht 450 Stunden, also mindestens 10 Wochen reine Arbeitszeit. Wie soll das gehen?
@Lercherl: Auf was soll sich ein Plagiatsjäger sonst konzentrieren als auf die Form? Das ist mittlerweile technisch relativ einfach zu überprüfen. Um eine Dissertation inhaltlich einigermaßen vernünftig beurteilen zu können, muss man aber entsprechend Zeit investieren. Gut bei so erscheckenden Fällen wie dem aktuellen, mag auch das noch relativ schnell gehen. Aber ich als Techniker würde mir niemals anmaßen eine geisteswissenschaftliche Arbeit Inhaltlich prüfen zu können. Und ich geh mal davon aus, dass Herr Weber inhaltlich mit meiner Dissertation auch relativ wenig anfangen könnte.
Die automatische Plagiatsssoftware meiner Uni hat damals übrigens auch bei meiner Dissertation an einigen Stellen angeschlagen. Bei der vorgeschriebenen Ehrenwörtlichen Erklärung beispielsweise. Oder im Literaturverzeichnis. Oder bei Referenzen auf meine eigenen, vorab veröffentlichten Journal- und Konferenzbeiträge.
Traurigerweise sind es aber oftmals nicht nur die Plagiatsjäger die mehr auf die Form als auf den Inhalt achten. Auch die Begutachter oder „Betreuer“ legen oft mehr Wert auf die millimetergenaue Einhaltung der typographischen Vorgaben, als auf den Inhalt.
Also ich verwende ein Textprogramm mit Autokorrektur und Syntaxprüfung, das hätte viele der Fehler vermieden.
@Folke Kelm
War aber offenbar nicht immer so. Ich erinnere an den Fall von Shermin Voshmgir, die an der WU Wien einen beträchtlichen Anteil ihrer Dissertation (neben mehr als 25 weiteren ungenannten Quellen) hauptsächlich von einer schwedischen Diplomarbeit plagiiert hat. Und auch die Teile, die sie selbst verfasst hat, waren hinsichtlich ihres wissenschaftlichen Gehaltes — hmm — dürftig.
@Martin Wokerstorfer
Das Argument mag für Diplomarbeiten eventuell gelten (aber ganz ehrlich, wieviele Diplomarbeiten haben 300 Seiten?). Und wenn ein Prof. nicht die Zeit hat, alle Arbeiten seiner Diplomanden entsprechend genau zu prüfen, sollte er Teile dieser Arbeit an seine (Post-Doc) Assistenten delegieren, (auch) dafür werden sie schließlich bezahlt. Für eine Dissertation lasse ich dieses Argument aber nicht mehr gelten. Denn da ist auch der Professor in der Verantwortung, nur so viele Doktoranden zu Betreuung anzunehmen, dass er diese auch wirklich betreuen kann. Denn da geht es um die Wissenschafler und die Qualitätsstandards von morgen.
@Martin Wolkerstorfer:
Tja. „Textprogramme mit Autokorrektur und Syntaxprüfung“ können aber nun mal meist keine Zeichensetzung. Was man an deinem Post auch gut sehen kann. Da wo ein Komma steht, gehört nämlich eigentlich ein Punkt hin. Und das „Das“ hätte dann groß geschrieben werden müssen.
Mal abgesehen davon: Was ich an den Grammatik-Wutbürgern immer besonders interessant finde, ist, dass sie zwar gerne Texte korrigieren aber zu verständigem Lesen nicht, oder nur sehr eingeschränkt in der Lage sind.
@Karsten zB. hätte sich seinen Kommentar #8 sparen können, wenn er Kommentar #4 gelesen hätte.
Und wäre dann auch nicht so peinlich aufgefallen mit einem schon hundertfach gegebenen Beispiel wie auch „Komm wir essen Opa!“ eins ist. *schnarch*
> Die Angelegenheit muss mit einem Rücktritt enden.
Der Rücktritt ist erfolgt.
P.S. Wer einen Heiligenschein der SPD vorweisen kann spart sich den Rücktritt.
Wenn Frau Aschbacher jetzt sagt, sie habe ihre Arbeiten „stets nach bestem Wissen und Gewissen verfasst“, macht das die Sache angesichts der Sprechblasensammlung, die sie als „Dissertation“ vorgelegt hat, nur umso schlimmer. Sie scheint gar kein Gefühl für wissenschaftliche Standards zu haben. Das zeigen im Übrigen auch online zugängliche Artikel, die sie zusammen mit ihrem Doktorvater verfasst hat: inhaltlich und formal unterirdisch, jenseits aller Plagiatsfragen.
„Thing Different!“
(Aschbacher 2020)
Dieses Machwerk ist wirklich unglaublich. m(
>> Wenn ein Professor 30 Arbeiten zu je 300 Seiten
>> lesen muss sind das […] 10 Wochen reine
>> Arbeitszeit. Wie soll das gehen?
Also ich brauch eine Minute um zu erkennen, dass die Arbeit Bullshit ist. Die Arbeit hat ja auch noch die Bestnote bekommen, obwohl offensichtlich niemand sie gelesen hat. Das ist schlicht und einfach Betrug und muss für alle Beteiligten Konsequenzen haben.
>> P.S. Wer einen Heiligenschein der SPD vorweisen kann spart sich den Rücktritt.
Falls sie auf die Plagiatsvorwürfe gegen Giffey anspielen: Die sind doch auf einem völlig anderen Niveau!
Empfehlung für schnelle Leser: Der oben von Armin Wolf verlinkte Artikel https://content.sciendo.com/view/journals/rput/24/37/article-p93.xml?language=en
Language ist übrigens de. Ein „Fachartikel“, der angeblich zwei Reviewer hatte. Bei Researchgate kann man noch mehr Artikel von Frau Aschbacher ansehen. Das Wort Researchgate passt hier ganz gut.
Dieser Artikel ist offenbar in einem „Journal“ publiziert worden, welches Artikel aus der Slovak University of Technology verwurstet, die sonst nirgendwo untergekommen sind. Sowas ist, glaube ich, nicht völlig unüblich, sagt aber auch viel über die Qualität dieser wissenschaftlichen Arbeit aus.
Interessant auch: Das Paper liest sich eher wie ein Vorschlagspapier aus einem Ministerium oder einem Thinktank. Einen wissenschaftlichen Inhalt hat es allerdings nicht. Ein Reviewpaper kann es auch nicht sein, bei der dürftigen Literaturliste.
So empörend es ist, das sowas abgegeben wird, es ist mindestens ebenso empörend, dass es tatsächlich reicht, um sich einen Dr. vor den Namen zu hängen. Was haben sich die Doktorväter/mütter und Reviewer denn da nur gedacht? Plagiat ist ja schon schlimm genug, aber wenn ganze Sätze keinen Sinn ergeben, frage ich mich doch, ob es da nicht auch Konsequenzen an den Hochschulen geben muss. Es kann doch nicht sein, dass so etwas nicht nur akzeptiert, sondern sogar honoriert wird!
Vielleicht wäre es gar nicht so schlecht, auf förmliche Dissertationen zu verzichten und nur noch über Publikationen in peer revieweten Journals die Verleihung eines Doktortitels zu ermöglichen. Das würde zumindest das Gesicht der Fakultäten waren, unter deren Namen solche Machwerke verbrochen werden.
Geil ist ja auch, dass die Frau Ex-Ministerin und hoffentlich auch Ex-Doktor davon spricht, alles nach bestem Wissen und GEWISSEN gemacht zu haben. Man darf daraus folgen, das nicht nur Wissen sondern eben auch besagte Gewissen nicht deutlich minderausgeprägt ist. Man mag einwenden, solche Haltungen seien für einen Minister nicht tragbar. Zyniker würden einwenden, das seien optimale Vorraussetzungen für ein Ministeramt. Es scheint, als lägen die Zyniker näher an der Realität. Sehr traurig.
Interessant ist auch die Frage, warum Aschbacher in der Slowakei ihre Arbeit geschrieben hat. In der Slowakei gilt bald ein strenges Gesetz gegen Plagiate, bisher waren diese aufgrund einer Gesetzeslücke kosequenzfrei.
„Wer sich bisher einen Studienabschluss in der Slowakei durch ein Plagiat erschwindelt hat, darf seinen akademischen Titel behalten. Wer ab nächstem Jahr betrügt, muss hingegen mit einer Aberkennung rechnen“, berichtete die österreichische Tageszeitung Kurier noch im November 2020. https://kurier.at/chronik/welt/slowakei-politiker-duerfen-erschwindelte-studientitel-behalten/401088750
Da hat sich die Frau ehemalige Minister getummelt, um noch im Sommer 2020 die Arbeit abzugeben, sie hat ja damals nicht wissen können, dass das slowakische Parlament es erst ab nächsten (also diesem Jahr) unter Konsequenzen stellt. Vielleicht auch aufgrund der Eile nur die Google-Übersetzung?
@ Gustav:
Selbst wenn Frau Aschbacher dem neuen Gesetz zuvorkommen wollte, wäre genug Zeit gewesen, um das Werk handwerklich noch etwas nachzubessern. Jeder, der es gesehen hat, hätte doch sagen müssen, das geht nicht, lassen Sie es sein, das bricht Ihnen im Licht der Öffentlichkeit als Ministerin das Genick.
Vielleicht ist das Werk noch eine Investition in ihre alte Rolle gewesen? Jörg Staute in seinem Buch „Der Consulting-Report“ (S. 102): „Titel und Diplome sind wichtig in der Beratungsbranche, in der es von halbseidenen Figuren nur so wimmelt. (…) Promotion oder Diplomarbeit scheinen für Seriosität zu bürgen.“ Wäre sie im Consultinggeschäft geblieben, hätte nie jemand ihre „Dissertation“ angeschaut.
@Joseph Kuhn
Ist überhaupt sicher, wir leben ja in Zeiten der Ghostwriter, dass Frau Aschbacher das Werk vor Veröffentlichung gesehen (und gelesen) hat?
@ Jolly:
Wer weiß, vielleicht gibt es inzwischen ja so was wie einen BWL-SciGen? 😉
@ PDP10
„Da wo ein Komma steht, gehört nämlich eigentlich ein Punkt hin. Und das ‚Das‘ hätte dann groß geschrieben werden müssen.“
Falsch. Es ist im Deutschen durchaus möglich und üblich, zwei Hauptsätze durch ein Komma zu verbinden – in diesem Fall eine rein stilistische Entscheidung.
„Großgeschrieben“ übrigens ist ein Wort, nicht zwei.
Jetzt wird einiges klarer. Endlich meldet sich der Betreuer von Aschbachers Arbeit.
.. kommt mal Sache in die Bewegung – thx2 Rainer. Oh, wie naheliegend doch dies war…
@Thomas Baader:
Aber „Klugscheißer“ schreibt man immer noch wie üblich?
Ich frage mich ja schon länger, was Grammatik-Huber wie dich oder Karsten oder sonstwen so umtreibt. (Abgesehen davon, dass ihr – wie zu beweisen war – offenbar unfähig seid verständig zu lesen. Kommentar #4 zB.).
Geht dir einer ab, wenn du die Zeichensetzung, von jemand, korrigieren, kannst? Kriegst du deinen Willi sonst nicht mehr hoch?
Oder ist dein Leben so kümmerlich, dass das das Einzige ist, mit dem du dich, wenigstens, ein bisschen profilieren kannst?
Man weiß es nicht ..
Erleuchte mich bitte! Kläre mich auf! Und alle Anderen hier, die sich das gleiche fragen ..
Antwort? Den Titel als Namenszusatz verbieten! Vom Ratsherrn aufwärts geilen sich die Politiker an ihren Dres auf, im Beruf steht es sowieso im Lebenslauf und die paar Promovierten in der Nachbarschaft sind eh auf Du.
Für die „normalen“ Wissenschaftler kann ich das nachvollziehen, daß sie sich abgewertet fühlen. Bleibt locker, der einfache Bürger kann trotzdem noch zwischen Politikern und richtigen Menschen unterscheiden.
Was man dieser Ministerin echt hoch anrechnen muß, ist, daß sie so dermaßen cool war, alles auf den Translator zu setzen. Die wird noch die neue vdL. Und nicht die letzte.
Und überhaupt: dieser Artikel, die ersten Sätze bis zur Erwähnung des Namens Aschenbacher. Auf welchen Politiker trifft das zu?
@Henning:
Politiker/innen die eine Funktion wie Minister bekleiden auf einem Gebiet, dass sie nicht studiert haben? Eine Menge. Das ist eigentlich die Regel. Und soll auch nicht anders sein.
Politiker, die nicht studiert haben? Auch da gibt es einige. Joschka Fischer ist nur das berühmteste Beispiel.
Aber abgesehen davon habe ich keine Ahnung, was du uns – insbesondere in #42 – eigentlich mitteilen willst.
Das Problem reicht ja viel tiefer. Während in den Sciences echte Wissenschaft betrieben wird, reicht es in den Humanities, so zu schwafeln, dass es irgendwie logisch klingt. Nun hat die Ministerin das Problem, dass es noch nicht einmal logisch klingt, weder sprachlich noch inhaltlich. Hätte sie sich mehr Mühe gegeben, wäre trotzdem aus wissenschaftlicher Sicht dabei Müll heraus gekommen.
Wir haben in der Verwandtschaft solch einen Fall, hochdekoriert mit Professorentitel, Dr. diverse Ehrendoktor national, international. Dabei ist das ganze Denken rein assoziativ, besteht aus der Suche nach Analogien und deren Beschreibung. Nichts davon ist überprüfbar. Aber es ist als Wissenschaft anerkannt – von der eigenen Schule natürlich. Tatsächlich ist es aber nur elaborierter Müll. Ebenso wie alles der gegnerischen Schule. Die Soziologie ist hier nur ein Beispiel
@Frank: Es gibt aber auch in den Sozial- und Geisteswissenschaften echte, harte Wissenschaft, die über das „Geschwafel“ hinaus geht. Trotzdem verstehe ich, was Sie meinen. Als ich die Doktorarbeit unserer ehemaligen Bildungsministerin gelesen habe, dachte ich auch nur: Das hat NICHTS mit Wissenschaft zu tun. Hier muss deutlich mehr zur Qualitätssicherung beigetragen werden.
Ich kenne allerdings auch genügend naturwissenschaftliche Paper auf unterirrdischem Niveau.
Unser wissenschaftliches System basiert stark auf Vertrauen und Netzwerken. Im eigenen Fachgebiet kennt ja jeder jeden, daher weiß man sehr gut, wer nur schwafelt und wer was drauf hat. Aber von außen weiß das eben keiner so recht. Da sieht man nur den Doktortitel und denkt: das muss ein Experte sein.
Einsicht sieht anders aus.
Im Studienfach „Maschinenbau“ wird eine Arbeit mit dem Titel „ENTWURF EINES FÜHRUNGSSTILS FÜR INNOVATIVE UNTERNEHMEN“ angenommen? Erstaunlich! Als ich vor 40 Jahren Informationstechnik (TU Dresden) studierte wäre so etwas völlig unmöglich gewesen, selbst dann nicht, wenn der Titel, an die damalige Zeit und Ort angepasst, gelautet hätte „ENTWURF EINES FÜHRUNGSSTILS FÜR SOZIALISTISCHE KOMBINATE“. Wahrscheinlich hätte man den Antragsteller (gen. Mask.) für unzurechnungsfähig erklärt. Jetzt denke ich natürlich darüber nach, ob ich mir nicht auch einen Doktor Grad holen sollte, indem ich ein Werk über „DIE ROLLE UND BEDEUTUNG DES FÜHRUNGSSTIL IM ALLGEMEINEN UND BESONDEREN“ abfassen sollte 😉
[…] Geschichte mit der unsäglichen “Doktorarbeit” von Frau Aschbacher hat Florian ja bereits sehr kundig und im Detail analysiert. Das so etwas nicht promotionswürdig ist (und auch als Facharbeit am Gymnasium keine […]
Als es in einer Facebook-Gruppe um die verunglückte Umgestaltung des Schwarzenbergplatzes in Wien ging (spöttische Bezeichnung als Reaktion auf das veränderte Erscheinungsbild, die dann in den Medien aufgetaucht ist: „Platz der DDR“), habe ich folgendes zum Thema „akademischer Grad“ geschrieben:
„Es ist ja verwunderlich, dass nach Architekturwettbewerben so etwas wie der Schwarzenbergplatz in seiner jetzigen Form herauskommen kann. Der Entwurf für den Schwarzenbergplatz in seiner jetzigen Form stammt vom spanischen Architekten Alfredo Arribas. … In die Jury von Architekturwettbewerben sollten halt auch fachfremde Akademiker aber auch Nichtakademiker gesetzt werden. Denn aufgrund der Verschulung des Universitätsbetriebs – Lernstoff auswendig lernen, bei der Prüfung Lernstoff aufsagen, Lernstoff allmählich wieder vergessen, nächsten Lernstoff auswendig lernen, bei der Prüfung Lernstoff aufsagen, Lernstoff allmählich wieder vergessen usw. – bürgt ein akademischer Grad einer Person weder für deren Intelligenz, noch für deren Kreativität, noch für deren gestalterischen Geschmack.“
In einem verschulten Universitätsbetrieb sind Kreativität und Interesse leider hinderlich, denn Kreativität und Interesse verlängern die Studiendauer. Kreativität wird an verschulten Universitäten daher weder gefördert noch belohnt – das Zeugnissammeln, die ECTS-Punkte sind wichtig. Solche Universitäten bringen dann eben hauptsächlich wissenschaftliche Systemerhalter hervor. Frau Aschbacher ist sicher ein Extremfall, aber passt zum System der verschulten Universitäten:
Auf die Verpackung, nicht auf den Inhalt kommt es an. Oder: Für die Schule, nicht für das Leben lernen wir.
[…] “Annahmen sind wie Seepocken”: Die wissenschaftliche Arbeit von Ministerin Aschbacher zeigen ein… […]
Das liest sich als wäre es durch Google Sprachtools gejagt worden. Die Software von Google hat bei längeren Texten, mit längeren Sätzen manchmal die Angewohnheit manche Worte einfach zu „schlucken“. Das habe ich erst gestern bei einem sehr langen Artikel der NYT erlebt
> #27 Karl Mistelberger, mistelberger.net, 10. Januar 2021
> > Die Angelegenheit muss mit einem Rücktritt enden.
> Der Rücktritt ist erfolgt.
> P.S. Wer einen Heiligenschein der SPD vorweisen kann spart sich den Rücktritt.
Vorhersagen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen:
Der Fall Giffey ist ein Lehrstück in vielerlei Hinsicht. Er zeigt erstens, dass die Prinzipien redlichen wissenschaftlichen Arbeitens kein Zierrat sind, auf den man verzichten darf, wenn die Zeit drängt oder eine Karriere lockt. Wer einen akademischen Grad erlangen will – niemand wird dazu gezwungen –, muss die Regeln der Wissenschaft einhalten. Sie erst machen subjektive Äusserungen objektiv vergleichbar und trennen so die Ansicht von der Erkenntnis. Da kann es keinen Rabatt geben aufgrund persönlicher Kontakte oder des Parteibuchs wegen. Wenn inhaltliche Übernahmen von Texten nicht als Zitate gekennzeichnet und fremde Leistungen als eigene ausgegeben werden, handelt es sich um Diebstahl geistigen Eigentums – um Rosstäuscherei, wie ein altes Wort die Lüge nennt.
https://www.nzz.ch/meinung/plagiatsaffaere-franziska-giffeys-ruecktritt-ist-unausweichlich-ld.1626004
[…] nicht verwerflich ist. Was sie da aber abgeliefert hat, war höchst absurd. Wer möchte, kann das hier und hier nochmal nachlesen. Es wurde darüber diskutiert, ob Teile der Arbeit ein Plagiat sind. […]
[…] so doch noch hoch bis zu den Geburten und Störchen. Möge Ihnen wenigstens das vergönnt sein. Den Rest kann vielleicht jemand wie Frau Aschbacher erklären, ich kann es […]