Ich bin gerade an der Universität Graz, um dort zu erklären, wie man Wissenschaftsblogs verfasst. Der erste Tag ist vorbei und die Studierenden haben ihre ersten Blogartikel verfasst. Morgen werden wir darüber diskutieren und schauen, was gut daran ist und was man verbessern könnte. Dafür ist echtes Feedback natürlich am besten, weswegen ich einige der Texte hier als Gastbeitrag veröffentlichen werden. Dieser Artikel kommt von Norbert Paulo und ich würde mich über konstruktive Kritik und Kommentare freuen (aber bleibt bitte nett!)
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Ich bin ein deutscher Philosoph und lebe als Arbeitsmigrant in Österreich. Im Vergleich zu Deutschland ist das politische Normalmaß in Österreich deutlich nach rechts verschoben. Nicht zufällig bastelt der konservative Wahlsieger Sebastian Kurz mit seiner „Liste“ gerade an einer Regierungskoalition mit der rechtsnationalen FPÖ. Hier wie in vielen anderen westlichen Demokratien zeigte der Wahlkampf, dass Personalisierung und Emotionalisierung immer wichtiger werden, während die inhaltliche Auseinandersetzung über politische Ideen proportional dazu abnimmt. Wichtig scheint vor allem zu sein, dass eine charismatische Figur den Weg weist, egal wohin. So konnte die Kurz-Kampagne ernsthaft „Tun, was richtig ist“ plakatieren. Als ich dieses Plakat gesehen habe, habe ich meinen Glauben in die Demokratie in Österreich verloren. Aber ich wollte verstehen, wie es möglich ist, dass so viele Wähler_innen der Liste Kurz (oder gar der FPÖ) ihre Stimme geben. Politik, die man ehemals als links, linksliberal oder sozialdemokratisch beschrieben hätte, scheint gegenwärtig jedenfalls nicht mehrheitsfähig zu sein. Aber warum ist das so? Warum kann man momentan vor allem mit konservativer, rechtskonservativer und nationalistischer Politik punkten?

Der US-amerikanische Psychologe Jonathan Haidt bietet in seinem Buch The Righteous Mind eine interessante Erklärung. Eine Vielzahl groß angelegter Studien legt nahe, dass Menschen mehrere „moralische Rezeptoren“ haben. So wie Geschmacksrezeptoren bei bestimmten Reizen anspringen (süß, sauer, bitter, salzig…), springen die Moralrezeptoren bei moralischen Reizen an. Wir alle reagieren beispielsweise intuitiv und unmittelbar, wenn wir sehen, wie jemand verletzt oder unfair behandelt wird. Und genau hierauf bezieht sich Politik „links der Mitte“. Sie konzentriert ihre politischen Botschaften auf die Hilfe für Opfer und Unterstützung für Benachteiligte. Konservative wollen auch helfen und unterstützen. Aber nicht nur. Sie wissen nämlich, dass Menschen für mehr als diese zwei Themen moralisch empfänglich sind. Wir haben nämlich auch moralische Rezeptoren für Loyalität (Patriotismus, militärische Tugenden), Autorität (Achtung vor Eltern, Polizei oder Traditionen) und „Reinheit“ (gesellschaftlich und religiös). Konservative appellieren auch an diese moralischen Intuitionen. Linke tun so, als gäbe es diese anderen Rezeptoren nicht. Sie haben natürlich Gründe, warum sie Fairness und Schadensminimierung für wichtiger halten als Loyalität, Autorität und „Reinheit“. Und manchmal überzeugen sie mit diesen Gründen sogar Wähler_innen. Einige Menschen schaffen es tatsächlich, ihre unmittelbaren moralischen Intuitionen dauerhaft zu ändern, indem sie sich durch rationale Gründe leiten lassen. Viele von denen, die mit einer traditionellen Abneigung gegen Homosexualität aufgewachsen sind (Autorität), verspüren wirklich ein Ekelgefühl („Reinheit“), wenn sie sehen, wie ein schwules Pärchen sich küsst. Einige kommen irgendwann dahinter, dass es für dieses Gefühl keine guten Gründe gibt und versuchen, sich diese Abneigung abzutrainieren. Nur wenige schaffen es aber, wirklich dauerhaft nicht nur die Überzeugung, sondern auch die intuitive Reaktion auf einen Kuss abzustreifen und tatsächlich keinen Ekel mehr zu empfinden. Und ähnlich ist es bei vielen impliziten „Ismen“. Es ist schlicht anstrengend, sie sich abzugewöhnen. Und wenn sie noch aktiv sind (wie unbewusst auch immer), dann ist es extrem fordernd, sie rational zu überschreiben, also nicht automatisch nach ihnen zu handeln oder Entscheidungen unbewusst durch sie beeinflussen zu lassen.

Die Tatsache, dass wir mit bestimmten moralischen Intuitionen ausgestattet sind, die wir nur schwer umerziehen können, erklärt allein noch nicht die aktuellen Wahlvorteile konservativer Politik. Es kommen kognitive Verzerrungen hinzu. Man kann fast die Uhr danach stellen, dass Konservative in jedem Wahlkampf irgendwann schärfere Sanktionen oder Strafen für irgendetwas fordern – seien es Straftäter_innen oder Integrationsverweigerer_innen. Warum fruchten diese Forderungen immer wieder, obwohl Generationen von Kriminolog_innen zu ganz anderen Mitteln raten, um Kriminalität zu reduzieren? Ein Grund ist, dass wir intuitiv auf Schädigungen anspringen – dafür ist schließlich einer unserer moralischen Rezeptoren zuständig. Außerdem überschätzen wir aber systematisch die Effektivität von Strafen und Sanktionen, weil es die Regression zur Mitte gibt. Angenommen ich will einen Hund abrichten. Ich kann ihn belohnen, wenn er gehorcht, oder bestrafen, wenn er nicht gehorcht. Was passiert aber, wenn er gehorcht und ich ihn dafür belohne? Er wird es leider nicht sofort verstehen und fortan immer gehorchen. Weil der Lernprozess noch läuft, wird er erstmal wieder in sein normales Verhalten verfallen (Regression zur Mitte), also nicht aufs Wort hören, bis er heraus hat, wofür er eigentlich belohnt wird. Ich habe also den Eindruck, dass meine Belohnungen nicht zum Ziel führen. Was passiert aber, wenn ich ihn bestrafe? Auch dann wird er, weil der Lernprozess noch läuft, erstmal wieder in sein normales Verhalten verfallen, also nicht aufs Wort hören. Aber weil ich ihn für besonders schlechtes Verhalten bestrafe, kommt mir das normale Verhalten vor wie eine Verbesserung. Bestrafen ist also nicht notwendig effektiver als Belohnen, es wirkt aber so. Diesen Effekt gibt es in vielen Lebensbereichen. Der israelische Psychologe und Wirtschafts-Nobelpreisträger Daniel Kahneman sagt es so: „weil wir dazu neigen, andere zu belohnen, wenn sie gut handeln, und zu bestrafen, wenn sie schlecht handeln, und weil es die Regression zur Mitte gibt, ist es Teil der conditio humana, dass wir statistisch dafür bestraft werden, andere zu loben, aber dafür belohnt, sie zu bestrafen.“

Solche kognitiven Verzerrungen wissenschaftlich festzustellen und einem gebildeten und aufmerksamen Publikum eines Wissenschaftsblogs nahezubringen ist das eine. Eine Mehrheit der Bevölkerung davon zu überzeugen und ihr darauf aufbauende – also kontraintuitive – politische Vorschläge plausibel zu machen, ist eine ganz andere Herausforderung. Linke haben diese Herausforderung in vielen Politikfeldern permanent zu meistern: Sie müssen erklären, dass es richtig wäre, mehr Flüchtlinge aufzunehmen, höhere Steuern zu zahlen, gegen globale Ungerechtigkeit zu kämpfen, fürs Klima aufs Auto und auf Flugreisen zu verzichten, deutlich weniger Fleisch zu essen, Kinder mit Lernschwächen in normale Schulklassen zu integrieren, etc. Die allermeisten Menschen finden nichts davon intuitiv einleuchtend. Man müsste die Gründe dafür ausführlich mit ihnen diskutieren. Aber dafür gibt es weder im normalen Leben noch in der Politik gute Rahmenbedingungen. Es gibt schlicht keinen sozialen Kontext außerhalb expliziter Lehr- und Lernstätten wie Schulen und Universitäten, in dem es nicht als unangemessen oder sogar unhöflich gilt, über mehrere Minuten ein komplexes Thema zu erläutern. Aber selbst wenn man davon überzeugt wird, dass wir mehr Flüchtlinge aufnehmen sollten, wird dies wahrscheinlich nicht zu einer intuitiven Gewissheit werden, einfach weil man nicht bereits damit aufgewachsen ist. Man muss sich also immer und immer wieder davon überzeugen (lassen), und zwar bei jedem kontraintuitiven politischen Vorschlag.

Konservative dagegen können bei vielen ihrer Kernthemen (Sicherheit, Familie, Nationalismus, Traditionspflege etc.) darauf verlassen, dass die allermeisten Bürger_innen sie intuitiv für richtig halten. Man muss die Kernpositionen nicht erklären, weil sie den meisten schon intuitiv klar sind. Und sie werden auch nicht vergessen oder verlernt. Das war natürlich auch in den vergangenen Jahrzehnten schon so. Aber warum scheint es neuerdings noch schwerer geworden zu sein, bei Wahlen mit einer Politik, die nicht konservativ ist, erfolgreich zu sein? Ein recht offensichtlicher Grund dafür ist, dass sich die Rahmenbedingungen immer weiter zu Gunsten der Konservativen verändert haben. Nicht nur alltägliche soziale Situationen bieten nur äußerst selten die Möglichkeit für ausführlichere Erklärungen oder rationale Diskussionen. Auch Politik wird immer weniger als argumentatives Unternehmen dargestellt und wahrgenommen. Viele Fernseh- und Zeitungsnachrichten versuchen gar nicht mehr, politische Auseinandersetzungen als solche darzustellen, in denen es um die besseren Argumente ginge. Stattdessen werden relativ unverbunden Positionen und Meinungen gegenübergestellt, die Politiker_innen oder Parteien eben haben – so wie man zufällig eine Vorliebe für After-Eight-Eis hat. Auch Debatten im Parlament und Diskussionssendungen im Fernsehen imitieren oft nur noch einen echten Diskurs. Vor allem sind sie Gelegenheiten, Parolen und talking points anzubringen und wieder und wieder zu wiederholen. Alle Beteiligten wissen, dass es nicht darauf ankommt, wie sie eine Frage beantworten, sondern allein darauf, was als Ausschnitt von wenigen Sekunden hängen bleibt, in die Nachrichten kommt und immer wiederholt wird, weil es die üblichen Schleifen durch die „sozialen Medien“ zurück in die Nachrichten durchläuft. Eine Stunde „Diskussion“, maximal 10 Sekunden Botschaft, ein 140/280-Zeichen-Statement auf Twitter. Und natürlich tun sich Konservative mit solchen Kurzbotschaften leichter, weil man, wie gesagt, ihre Kernpositionen nicht erklären muss, was in der Kürze auch gar nicht ginge. Und so erscheinen Positionen, für die gute Gründe sprechen und solche, für die keine Gründe sprechen, als gleichwertig. Schließlich treten beide nur als Statement auf, ohne Begründung.

Die Aussichten für rationalere Politik sind also düster. Die Menschen werden wir kaum ändern können. Wir haben alle moralischen Rezeptoren, ob wir nun wollen oder nicht. Und mit staatlich gesteuerter Umerziehung hat die Menschheit bisher keine guten Erfahrungen gemacht. Auch das Internet und soziale Medien werden uns weiterhin begleiten. Der kanadische Philosoph Joseph Heath schlägt deswegen in seinem sehr klugen Buch Enlightenment 2.0 vor, dass der politische Diskurs durch Verfahrensänderungen, Konsultationspflichten etc. bewusst verlangsamt und so umgestaltet werden sollte, dass rationalere Entscheidungen wahrscheinlicher werden. Viele Mittel dafür sind aus der ökonomischen Verhaltensforschung bekannt – nur werden sie vor allem für das gegenteilige Ziel eingesetzt, nämlich unsere Umgebung so zu gestalten, dass wir möglichst wenig nachdenken und möglichst viel kaufen.

36 Gedanken zu „Der Vorteil der Konservativen“
  1. Auch linke Positionen müssen sich dem politischen Wettbewerb stellen und dürfen nicht auf Umerziehung setzen.
    Mit Letzterer ist denn auch ein Kernproblem der heutigen Linken genannt, wer so denkt, erstarrt geistig.

    Dennoch ein lesenswerter Artikel, auch weil er sich offen stellt und auch gleich ein interessantes Beispiel nennt, die „schwulen Küsse“.
    Hier wird der Anspruch gestellt, man solle sich seinen „Ekel“ abgewöhnen.
    Warum? Es geht bei einer liberalen Einstufung nicht darum, alles zu mögen oder sich nicht ekeln zu dürfen vor dem, was erlaubt sein sollte.
    Es gibt sehr Vieles, was einen persönlich abstößt oder sogar ekelt, vieles davon aber darf jeder betreiben, soweit er andere nicht zu sehr einschränkt.
    Zur Freiheit gehört auch, etwas nicht zu mögen, nicht zu verwechseln mit der Forderung nach Verbot.

    Mit siesem Zwang zum Gutfinden dessen, was erlaubt sein sollte, überfordert man die Menschen und legitimiert die Feinde der Freiheit.

  2. Sehr interessant!
    Das muss ich mir noch mal genauer durch den Kopf gehen lassen, denn das scheint mir für politische Diskussionen enorm wichtig zu sein. Die Frage, die sich Linke dabei stellen sollten, ist wohl die, wie sie ihre Thesen so gestalten, das sie auch ohne Erklärung intuitiv einleuchten.

  3. Interessant und trotzdem noch mit Lücken:

    Den hier geschilderten theoretischen Ansatz der Rezeptoren möchte ich nicht zerreden. Da könnte etwas dran sein. Bin selbst links-humanistisch eingestellt uns suche nach Erklärungen, warum so eine Einstellung wichtig für die Zukunft der Menschheit ist.

    Dass wir an uns arbeiten müssen, um die Küsse schwuler Partner nicht als eklig zu empfinden, mag sein. Aber die Erklärung hier ist mir zu unvollständig:

    Sehe ich als Mann zwei Frauen sich küssen, empfinde ich es anders, als wenn sich zwei Männer küssen. Warum? Erstens, und genau das ist hier im Artikel völlig außen vorgelassen: Empathie! Die gefühlsmäßige Nachvollziehbarkeit bei der Beobachtung eines Anderen. Ich liebe Frauen und Männer sind nicht nur Konkurrenten. Männer sehen auch eklig aus! Oft zumindest. Haben so blöde Brustbehaarung! Natürlich ich nicht! Ich habe nur Brustbehaarung!

    Mich mit einem Mann zu küssen empfinde ich nicht eklig. Sondern zuhöchst unangehem verstörend. Sehe ich also Männer küssen, stecke ich in einem empatischen Dilemma. Küssen sich jedoch 2 Frauen ist das anders. Egal in welche der Beiden ich mich empathisch versetze, kann ich ihre Gefühle nachvollziehen. Also: Kein Dilemma. Alles gut. Alles geil.

    Leider geht der Artikel nicht tief genug, wie gezeigt. Weswegen er nicht gut ist. Aus meiner Sicht.

  4. Inhaltlich kann ich dem Beitrag (leider) nur zustimmen, außer vielleicht dass ich es etwas übertrieben finde, wegen eines Wahlplakatspruchs gleich den Glauben an die Demokratie zu verlieren. Da bekleckert sich keine Partei, auch bei den deutschen Nachbarn, sonderlich mit Ruhm.

    Blogtechnisch würde dem Beitrag meines Erachtens etwas Auflockerung (ein Bild des erwähnten Wahlplakats beispielsweise) und ein Link mit weiterführenden Informationen über den Psychologen und seine Arbeit gut tun.

  5. @Anton W.: Natürlich nicht. Ich will in dem Text nur darauf hinweisen, dass immer höhere Strafen nicht immer das effektivste Mittel sind, das gewünschte Ergebnis zu erzielen – auch wenn wir davon eine andere Wahrnehmung haben.

  6. @ fherb: Du hast natürlich Recht, ich biete keine Erklärung der Empfindung, die viele haben, wenn sie sich küssende Männer sehen. Deine leuchtet mir aber auch nicht ganz ein. Für den eigentlichen Punkt, dass es schwer ist, tief sitzende Intuitionen zu „überschreiben“, gäbe es etliche andere Beispiele. Eigentlich passen hier alle impliziten Annahmen („implicit biases“): impliziter Rassismus, impliziter „Speziezismus“ im menschlichen Umgang mit Tieren etc.

  7. @DH: Ich verstehe Deine Sorge. Das ist genau das Problem: Menschen haben offenbar Eigenschaften, die konservative Politik begünstigen. Die These war ja gerade, dass diese spontanen, gefühlsmäßigen Reaktionen meist eben nicht wieder rational eingefangen werden, sondern das Wahlverhalten prägen.

  8. Guter Blogpost aus meiner Sicht, weil er zu Diskussionen einfach einlädt.
    Und in die versuche ich mal heute Abend einzusteigen.
    Zudem habe ich Lust das Ganze nochmal in Ruhe und ganz langsam zu lesen. Und das passiert nicht so oft.

  9. @ Jan # 7
    „Dieser “_innen”-Unsinn stört sehr beim Lesen.“
    Kommt im Text 7x vor. Ich habe es dennoch geschafft, alles zu lesen und habe mich nicht gestört gefühlt. Kann es sein, dass es sich um eine angelernte konservative Ideosynkrasie handelt? 😉
    @ Norbert Paulo
    Schöner Text. Danke!

  10. Hmm, da mag zwar das eine oder andere dran sein, aber stimmt denn die Prämisse, dass wir intuitiv die Aufnahme von Flüchtlingen oder den Kampf für mehr globale Gerechtigkeit ablehnen? Und was genau soll „intuitiv“ in diesem Zusammenhang bedeuten? Hier wird zumindest verallgemeinert. Ich glaube aber sogar, dass das mehrheitlich nicht stimmt. Dadurch wird die ganze Argumentation wackelig. Immerhin gab es und gibt es ja auch viele sozialdemokratisch gewählte Regierungen und auch Länder, wo das traditionell so ist. Wählen die Leute dort mehrheutlich nicht „intuitiv“? Eine Möglichkeit zu erfahren, was die Menschen „intuitiv“ über ein Thema denken, wäre vielleicht Kinder zu fragen? Was käme dabei wohl bei den genannten Themen heraus? Ich glaube ja eher, dass die Welt obwohl sie immer liberaler und globalisierter wurde, eher immer ungerechter geworden ist. Deshalb setzten viele jetzt erst mal auf Nationalismus und Autorität. Das wird sich auch wieder ändern, wenn klar wird, dass das noch viel weniger funktioniert.

  11. Der Artikel hat mir von allen am besten gefallen. Gut durchargumentiert, die richtige Länge, leicht verständlich. Ein auflockerndes Bildchen (z.B. von dem Wahlplakat) hätte den Artikel noch aufgewertet.

    Bin nur nicht so ganz von der beschriebenen Rezeptortheorie überzeugt, aber gehe durchaus mit, dass in der heutigen Zeit die großen Vereinfacher in der Politik die Oberhand haben und bin darüber ebenfalls sehr frustriert.

  12. Finde den Artikel ebenfalls sehr gut durchdacht und geschrieben.
    Ein Aspekt, der meiner Meinung nach hier noch recht zentral ist, fehlt ein bisschen: Das Bedürfnis der Menschen, zu einer Gruppe dazu zu gehören, dieses „wir gegen die“ Gefühl. Ob jetzt national, religiös oder was den Fußballverein betrifft. Die meisten Konservativen sind eben gut darin, eher diese Abgrenzungen als die Gemeinsamkeiten zu betonen.
    Manche linke Ideen hatten ja auch auf diesem Wege Erfolg, Stichwort „Klassenkampf“.

  13. Wie schon stone1 vorschlug, wäre Auflockerung bei einem doch ein wenig längeren Beitrag, keine schlechte Idee. Auch die weiterführenden Informationen fände ich an mehreren Stellen angebracht – vor allem wenn wir von einem Wissenschaftsblog sprechen. Man könnte nicht nur das Buch und den Psychologen verlinken, sondern unbedingt auch ein oder mehrere der „großangelegten Studien“. Das ‚Argument‘ „Studien zeigen“ kommt schließlich besonders häufig von Menschen, die ihrem Humbug ein Hauch von Wissenschaft verleihen wollen, aber für besagte Studien nie Quellen nennen können. Das sollte, meiner Ansicht nach, nicht in einem Blogartikel passieren, der wissenschaftlich ist. Gerade die „Reinheits“-Rezeptoren wirken dabei ein wenig … nun ja. Suspekt. Es steht zwar in Anführungszeichen und es wird später im Text ein Beispiel genannt, allerdings kann man sich darunter nicht sogleich etwas vorstellen, ist deshalb durchaus geneigt sogleich weit kritischer, wenn nicht gar ablehnender, dem Artikel gegenüber zu stehen – das ist aber, wie recht häufig, ein subjektives Gefühl und muss natürlich nicht bei jedem Leser auftauchen.
    Gleiches bei den, im letzten Absatz, angesprochenen Mitteln, die aus der ökonomischen Verhaltensforschung bekannt sind. Wem sind diese Mittel bekannt? Mir persönlich nicht. Zumindest nicht auf Anhieb. Hier wäre ein Beispiel am Rande nicht schlecht, damit man nicht aus dem Text heraus fällt und erst am Ende denkt: „Oh, vermutlich ist dies und jenes gemeint.“

    Ich persönlich stolperte jedes Mal bei den Unterstrichen. Die würde ich, für eine bessere Lesbarkeit, durch Schrägstriche ersetzen – die ist man/in eher gewöhnt – zumindest subjektiv betrachtet. (;

    Die Absätze waren für mein Lese-Empfinden hin und wieder zu lang. Das Beispiel mit der Hundeerziehung hätte sicherlich auch einen eigenen Absatz haben können, anstatt es zu einem großen zu machen. Aber auch das ist Sache des persönlichen Geschmacks.

    Falls die Zeit es zulässt, würde ich beim nächsten Text noch ein bis zwei Mal drüber lesen, beziehungsweise den Text allgemein eine Nacht ruhen lassen und ihn dann noch mal durchlesen. Dadurch (ist zumindest bei mir der Fall) erhält man meist genug Abstand, um kleinere Leichtsinnsfehler besser zu erkennen, die dann weniger wahrscheinlich der Betriebsblindheit zum Opfer fallen. Das aber nur am Rande. Fiel mir auch nur am Anfang des Artikels auf.

    Ansonsten ist der Blogeintrag flüssig und auch verständlich geschrieben. Das Thema ist Geschmackssache, bietet aber sehr viel Bedarf für eine Diskussion und lädt regelrecht dazu ein – das finde ich sehr gut. Ich denke auch das gehört zu einem guten Blogeintrag. Gerade die moralischen Rezeptoren fand ich interessant und hätte mich hier über entsprechende Verlinkungen zum Buch oder den Studien gefreut. Bis dahin mache ich eben das, was ein Informatiker am Besten kann und bemühe eine Suchmaschine.

  14. Interessant und einleuchtend. Dann sollten es Konservative in Krisenzeiten noch einfacher haben, wenn beim „Volk“ die Intuition aus Angst überwiegt, oder?

  15. @DH: Ich denke im Beitrag wird nicht der Anspruch gestellt, man solle sich den „Ekel“ abgewöhnen. Es wird lediglich darauf hingewiesen, dass der Ekel sich (auch unbewusst) auf unser Handeln und somit auch auf unsere Wahlentscheidung auswirkt. Wer den Anspruch an sich selbst stellt rational und nicht emotional zu wählen, der sollte zumindest versuchen seinen bias, der u.a. durch solche Ekelgefühle erzeugt wird, zu erkennen und könnte dann zu der Entscheidung gelangen aktiv an diesen Gefühlen zu arbeiten.

    @Norbert: Hervorragender Beitrag. Man könnte jetzt an einigen Stellen Manöverkritik üben, aber das haben andere schon getan. Ich weise lieber darauf hin, dass ich wirklich etwas gelernt habe. Ich habe mir schon oft die Frage gestellt, warum grade die weniger gebildeten und ökonomisch schlechter gestellen Schichten überproportional rechts-konservativ und damit oft gegen ihre eigenen ökonomischen Interessen wählen. Ein Erklärungsansatz ist, das ansprechen der Gefühle durch „rechten Populismus“, der in diesem Beitrag auf eine Art seziert wird, die mir noch nicht bekannt war und die ich sehr einleuchtend finde. Dieser Beitrag wird Inspiration vieler zukünftiger Diskussionen in meinem Bekanntenkreis sein. Vielen Dank dafür!

  16. @Norbert Paulo
    Ich würde dir widersprechen, daß, siehe Artikel, linke Ziele nicht mehrheitsfähig sind.
    Die heutige Linke sucht gerne grundsätzliche Erklärungen für ihre aktuelle Schwäche und reduziert sie dann darauf.
    Diese „tieflegenden“ Gründe erklären aber immer nur einen (kleineren) Teil, viel entscheidender ist der politische Zustand erheblicher Teile der Linken, weil diese Teile nicht zu ihren Grundwerten stehen.

    Rechte Stärke kommt nicht von der Toleranz Homosexueller, das ist ein linkes Klischee, die Rechtspopulisten selber haben oft homosexuelle Politiker in den eigenen Reihen.
    Die Gründe sind handfeste politische Ursachen, Bequemlichkeit aber ist oft der Grund dafür, eigene Fehler nicht mehr hinterfragen zu wollen.

  17. @Jakob B.
    Wer den Ekel zuläßt, kann Homosexuellen begegnen ohne Ressentiments angestaut zu haben.
    Ist bei Freundschaften genauso, auch der beste Kumpel hat irgendwas, was einen tierisch nervt. Läßt man dieses Gefühl zu, kann die Freundschaft gelingen, weil nichts zurückbleibt.
    Das ist das große Problem dieser ständigen Korrektheit, die sich immer mordsmäßig offen gibt, tatsächlich aber das Zusammenleben zerstört.

    Der überhöhte Anspruch, schwule Küsse zivilisiert anzugehen, fördert die Rechten, nicht das Zulassen des Gefühls des Ekels.
    Da haben viele Menschen zurecht ein Gefühl der Besserstellung von Schwulen. Schließlich darf man alles Mögliche ekelhaft finden, ohne groß darüber nachzudenken, je nach Geschmack könnte das deutsche Volksmusik, Markus Söder oder der FC Bayern sein.
    Niemand würde in diesen Fällen ein „In-sich-gehen“ fordern, und es stimmt auch nicht, daß solche Affekte automatisch das Wahlverhalten beeinflussen.

  18. @DH
    Es gab ja aber schon einen Wandel in den letzten Jahren von links nach rechts, obwohl sich bei den linken nicht viel geändert hat. Und die Afd spricht sich trotz homosexuellen Mitgliedern gegen Homosexualität aus, selbes Problem also. Da finde ich der erklärt Artikel zumindest einen Aspekt dieses Wandels.

    Zu #19: Es stimmt natürlich, dass es einem zuwider ist, ekel zu unterdrücken. Ich finde es aber schon nicht unproblematisch, dem einfach freien Lauf zu lassen. Die Debatte über die „Homoehe“ schien mir zum Beispiel gefühlsmäßig dominiert, was sie einfach nicht sein sollte. Und im Gegensatz zu Markus Söder haben homosexuelle eine lange Geschichte der Unterdrückung hinter sich, da sollte man dann viele doch versuchen, sich eine rationale Meinung zu bilden.

  19. @ DH #19
    „Das ist das große Problem dieser ständigen Korrektheit, die sich immer mordsmäßig offen gibt, tatsächlich aber das Zusammenleben zerstört.“

    Das hat meiner Meinung nach mit Korrektheit aber auch so was von gar nichts zu tun, sondern, wie auch im Blogpost anklang, mit dem Unwillen, sich Gründen zu stellen, und diese im Dialog zu bearbeiten und im besten Falle dazuzulernen.
    Wer sich ekelt und diesen Ekel als naturgegeben hinnimmt, ohne den Ursachen auf den Grund gehen zu wollen, darf das. Ich neige aber dazu eine anerzogene Phobie zu vermuten, die allen Betroffenen zu schaffen macht.
    Das ist für mich ein typisches Merkmal einer bestimmten Form des Konservativismus: bloß den Dingen nicht auf den Grund gehen, bloß nichts ändern, egal wie sehr ich und andere darunter zu leiden haben.
    Denn es gibt richtig und falsch. Basta!

  20. @Das K.
    „obwohl sich bei den linken nicht viel geändert hat.“

    Die Linke hat sich dramatisch verändert, von einer eher liberalen bis libertären Ausrichtung, hin zu einer faschistoiden. Nicht im sozialen Bereich, da sind Linke nach wie vor links. Wohl aber im Bereich der Idenditäten, da denkt die Mehrzehl der Linken reaktionär bis faschistoid.

    „Ekel“
    Warum entweder oder? Du vergißt das Entscheidende zwischen affektivem Ausleben und Unterdrückung, Emotionen zuzulassen und dann damit umzugehen.

    Es ist keineswegs gesagt, daß die Unterdrückung zur humaneren Sichtweise auf HS führt, diese automatisch implizierte Behauptung der Korrekten ist falsch.
    Viele würden sich wundern darüber, wie nicht alle, aber sehr viele der lautstarken Schwulenfreunde, die heute Ekelgefühle unterdrücken wollen, über Nacht zu den schlimmsten Schwulenfressern werden können, würde sich der Zeitgeist entsprechend drehen.

  21. Ersetzen wir doch mal „Schwulenfreunde“ durch „Ausländerfreunde“ oder „Negerfreunde“, um mal so richtig die politisch unkorrekte Sau rauszulassen.
    Glaubst du wirklich, du kommst mit der Masche durch, DH?
    Du ekelst dich also vor Schwulen, so wie andere sich vor Ausländern oder Dunkelhäutigen ekeln? Oder zumindest verteidigst du die Sich Ekelnden.
    Und du empfindest es also als unzumutbar und zudem latent gefährlich diesen Ekel zu unterdrücken……
    Weißt du was? Ich möchte meinen Ekel vor diesem als Rechtskonservativismus getarntem Rechtsradikalismus auch nicht unterdrücken.
    Ich empfinde deine Position als krank: sich in Behandlung zu begeben könnte helfen.
    Und das Linkenbashing passt auch dazu:
    Du verbreitest ungewöhnlich dämliche Ressentiments, und das darfst du auch, aber bitte schreib anderen nicht vor, wie sie zu denken oder gar zu leben haben.

  22. Der Gedanke mit den Moralrezeptoren mag stimmen, die Schlussfolgerungen nicht.
    In Irland ist es gerade umgekehrt, da werden Leute mit obrigkeitsstaatlichem Denken mißtrauisch beäugt. Der Glauben an die Authorität wird dort negativ gesehen. Freiheit, Unabhängigkeit und sogar ein wenig Exzentrik sind positiv.
    Das kommt von der unterschiedlichen Geschichte her. In Deutschland/Österreich hat nur die Gemeinde überlebt, die solidarisch war, die Querdenker ausgeschlossen hat, die Abweichler bestraft hat. Das ist Teil unserer Tradition. Man denke nur an die regelmäßigen Judenprogrome. Alles was Andersartig ist, ist von vornherein verdächtig und gefährlich.
    Die Iren haben sich nur gegen die Engländer behaupten können, weil sie nicht angepasst waren und das zelebrieren sie bis heute.

  23. @bom.tmp: Interessanter Gedanke, dass der Erklärungsansatz vor allem auf Deutschland & Österreich passt. Er wurde von Jonathan Haidt für die USA entwickelt. Wäre komisch, wenn das gerade in Irland anders wäre.

  24. @Krakonos: Ich bin mir nicht sicher, ob wir nicht vielleicht aneinander vorbei reden. Ich sage nicht, dass niemand die Intuition hat, dass es richtig wäre, bspw. Flüchtlingen zu helfen. Natürlich gibt es das. Und natürlich reagieren Kinder anders als Erwachsene, weil wir eben sozialisiert werden und so auch bestimmte Intuitionen entwickeln. Sonst gäbe es bspw. keine klaren Unterschiede in moralischen/politischen Intutionen zwischen Stadt und Land oder zwischen verschiedenen Ländern. Der Punkt ist aber, dass es viele „natürliche“ Anlagen gibt, die es tendenziell konservativer Politik leichter machen: Wir alle haben z.B. intuitiv eine Verlustangst, die nach der Rationalitätstheorie irrational ist. Aber mir ist klar, dass man sich mit solchen Versuchen, moralische oder politische Einstellungen psychologisch zu erklären, auf ganz dünnem Eis bewegt. Die im Beitrag erwähnten Bücher von Haidt und Heath kann ich nur empfehlen, ob sie nun die letzte Wahrheit sind oder nicht. Interessant sind sie allemal.

  25. @Norbert Paulo
    Was ist denn mit moralischen Rezeptoren gemeint? Ein Rezeptor in der Zellbiologie ist ein Protein (in der Regel auf einer Zellmembran), das Moleküle binden, die als Effektoren wirksam sind, der bildet sich nicht einfach so heran, deshalb vermute ich mit Rezeptor ist nicht der biochemische gemeint oder?

  26. Norbert Paulo,
    du beschreibst die menschliche Motivation psychologisch. Dagegen ist nichts einzuwenden. Der Rückgriff auf die Hundeerziehung ist auch o.k. aber du vergisst, dass die Art von Erziehung mit Belohnung und Bestrafung eine menschliche Denkweise ist, die von Hunden nicht praktiziert wird. Der Leithund verlangt Unterordnung ohne Belohnung. Und er bestraft jede Auflehnung.
    Einen Hund mit einem Leckerli zu belohnen wenn er horcht ist zwar wirksam aber grundsätzlich falsch. Der Hund muss gehorchen weil du der Ranghöhere bist und darf nicht belohnt werden. Wenn der Hund nicht gehorcht muss er bestraft werden, sonst verlierst du deine Authortät.
    Soviel zur Psychologie.
    Mein Denkansatz geht in die Geschichte, wie sich Gemeinwesen früher verhalten haben um zu überleben.
    Und da ist traditionelles Verhalten von Vorteil.
    Ansonsten ist dein Artikel es wert 2x gelesen zu werden. Gut!

  27. „Wir haben nämlich auch moralische Rezeptoren für Loyalität (Patriotismus, militärische Tugenden), Autorität (Achtung vor Eltern, Polizei oder Traditionen) und „Reinheit“ (gesellschaftlich und religiös).“

    Loyaliät? Auf was soll ich denn Loyal sein in diesem Land? Etwa, dass Millionen von Menschen im Zwangssystem Hartz IV leben müssen, obwohl das Grundgesetz verpflichtet, dass die Würde eines jeden geachtet werden muss und dass Zwangsarbeit verboten ist?
    Militätische Tugenden? Etwa die Aufrüstung und Kriege – militärisch und wirtschaftlich – in aller Welt? Oder die NATO-Propaganda gegen Russland, anstatt Entspannungspolitik, wie sie früher einmal von Brandt bis Kohl hochgehalten wurde?

    Warum sollte ich vor der Polizei Achtung erweisen, wenn diese rumknüppelt und Straftaten begeht und diese Krawallpolizisten nicht bestraft werden, weil sie von ihren Kollegenschweinen gedeckt werden?
    Nein, Respekt muss sich verdient werden, sie kann nicht vorrausgesetzt oder gar erknüppelt werden.

    Reinheit? Gesellschaftlich? Religiös? Was soll das sein? Etwa Arier? Nur das Christentum ist die wahre Religion – so wie die Fundamentalisten anderer Religionen das auch von ihrer Religion behaupten? Oder was soll ich darunter verstehen?

  28. Mir ist beim Lesen aufgefallen, dass man am Endedas Gefühl hat, die Konservativen profitieren immer von den intuitiven Reaktionen der Bürger und daher sind die Linken strategisch im Nachteil.

    Das stimmt aber nicht.

    Bei zwei der moralischen Rezeptoren (Hilfe für Opfer / Unterstützung für Benachteiligte) haben die Linken doch den Heimvorteil. Die Frage ist also welche Rezeptoren in der konkreten politischen Debatte stärker stimuliert werden. Wenn alle Medien immer über Migration reden (Rezeptor Reinheit), dann leidet die Linke allerdings an Gegenwind.

    Interessant fände ich auch die Perspektive, wie man mit den Rezeptoren der „Gegenseite“ umgehen sollte. Die Rechte würde z.B. nie offen sagen, dass man Opfern nicht helfen sollte. Die Rechte relativiert nur: „Natürlich helfen wir Opfern! ABER ist das wirklich ein Opfer? Ist das NOCH Hilfe zur Selsthilfe?….“ So schreckt man auch potentielle Wähler mit linken Tendenzen nicht ab, wirkt selbst ganz vernünftig, differenziert, nachdenklich.

    Auf der Linken kann man aber Sätze hören wie:
    „Der Nationalismus muss einfach überwunden werden und ist überholt.“ (Rezeptor Loyalität), „Keine Macht für Niemanden“ (Rezeptor Autorität) oder „Religion ist nur Opium fürs Volk“ (Reinheit). Wer so undifferenziert und plump mit den Rezeptoren der potentiellen Wähler umgeht ist am Ende überaus prinzipientreu, aber eben auch recht allein.

  29. PS.

    Das Hunde-Beispiel zur Regression zur Mitte fand ich sehr interessant. Allerdings bin ich mir nicht sicher ob die Regression zur Mitte später auf andere Beispiele ausgeweitet wurde, die das eigentlich nicht erlauben.

    Beim Hunde-Beispiel geht es ja um eine Verhaltensbeeinflussung mit den Mitteln Belohnung/Bestrafung.

    Wenn es z.B. um die Flüchtlingsfrage geht oder um das Bekämpfen von Ungerechtigkeit (Beispiele aus dem Text) ist mir nicht klar wessen Verhalten geändert werden soll und was hier konkret Bestrafung oder Belohnung sein soll. Ist die Erhöhung des Entwicklungshilfeetats eine Bestrafung der Deutschen? Oder ist ein Abschiebebescheid die Bestrafung eines Flüchtlings um dessen Verhalten zu Ändern? Irgendwie wird mir das nicht klar….

    Klarer ist das Beispiel mit dem Verzicht auf Fleisch. Wenn man eine Fleisch-Steuer einführen würde, würde man ein Verhalten verändern wollen (Fleischkonsum), man bestraft das Fleischessen (er muss mehr Steuern zahlen) und belohnt das Vegetarier sein (profitieren von höheren Steuereinnahmen der Fleischesser).
    -> Ergo müsste man eine Fleischsteuer intuitiv befürworten, weil es ein starkes strafendes Element hat (Regression zur Mitte) und es müsste viel Unterstützung geben
    -> Politische Unterstützung nahe 0 %!!! Irgendetwas stimmt nicht

  30. @Phil:

    Ich bezog mich eig. auf den Arier, wie in Hitler meinte.

    Das war ein weiteres Beispiel dafür, welche Fehler der Nationalsozialismus begangen hat. Der ältere Begriff „Arier“ hatte mit dem der Nazis so rein gar nichts zu tun.

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