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Die Odyssee eines interaktiven eBooks: Ist Chemie uncool?

von Riccardo Kabisch

Ich bin Autor des interaktiven eBooks „Die Welt der Atome“.

Chemie ist spannend und interessant, logisch und wunderschön. Wir finden sie überall – in unserem Alltag, in unserer Wohnung und in unserem Körper. Alles und ich meine wirklich ALLES ist aus Atomen aufgebaut: Der Boden, auf dem wir stehen, die Luft, die wir atmen und das Essen, das wir zu uns nehmen – all das besteht aus winzig kleinen Atomen. Ihr Verhalten und ihre Beziehungen zueinander sind also grundlegend für das Funktionieren des Universums. Trotzdem muss man sich oft die Frage anhören: „Wozu muss ich wissen, was Atome sind?“ oder „Wozu brauche ich Chemie?“.

Ich bin ein Mensch, der sich für Naturwissenschaften begeistern kann. Mich interessierte schon immer, warum Sachen passieren, wie Dinge aufgebaut sind wie sie entstanden. Besonders das Thema Biologie interessiert mich. Die Zusammenhänge in der Natur, in unserem Körper und unseren Zellen sind faszinierend. Wer hier immer weiter nachfragt, stößt schnell an die Grenze der Biologie und landet in der Chemie. Immerhin ist jeder Körper, jede Zelle und jedes Molekül aus Atomen aufgebaut.

Ich beschloss ein wirklich cooles, spannendes, optisch anspruchsvolles und interaktives Buch über die grundlegendste Sache im Universum zu schreiben: Atome. Ich wollte den Menschen bewusst machen, dass wirklich alles aus Atomen besteht und das der Aufbau dieser winzigen Teilchen unser Universum, unser Leben und unseren Alltag beeinflusst. Atome bestimmen, ob ein Stoff weich oder hart, flüssig oder fest, weiß oder bunt ist. Da ich aber schon ahnte, dass Chemie und Atomphysik auf viele Menschen abschreckend wirken, verpackte ich die Texte, die selbst komplette Laien verstehen sollten, in eine optisch ansprechende und sehr aufwändige Verpackung. Das Buch sollte nicht wie ein klassisches Sach- oder Lehrbuch daherkommen, sondern den Leser in eine völlig fremde Welt entführen und dabei eine Geschichte erzählen.

Zwei Seiten aus „Die Welt der Atome“
Zwei Seiten aus „Die Welt der Atome“

Nach Zweieinhalb Jahren Arbeit (ich schrieb ja nicht nur die Texte, sondern gestaltete jede der 280 Seiten, produzierte alle Videos und baute alle 3D-Modelle) war das Buch endlich fertig. Ich war sicher, dass ich etwas Einzigartiges geschaffen hatte. Das Buch hatte einen Spirit und ein besonderes Design. Der Hintergrund endet nicht am Ende der Seite sondern läuft auf der nächsten einfach weiter. So zieht er sich durch das ganze Buch und erzählt dabei eine zusammenhängende Geschichte. Ich wollte, dass Menschen, die sich vielleicht gerade nicht so sehr für ein bestimmtes Thema interessieren, trotzdem weiterblättern. Einfach um zu sehen, wie der Hintergrund weitergeht. Und ich kann heute sagen: Tatsächlich blättern Leser wirklich gern durch mein Buch.

Ich war nach dieser Arbeit gespannt auf die ersten Reaktionen von anderen Menschen. Ich zeigte das Buch meinen Freunden, Verwandten, schrieb über 100 Blogger und zudem alle Wissensseiten und Magazine an die ich finden konnte. Bis auf ein paar Ausnahmen lief es aber immer gleich ab: Entweder antwortete niemand (was normal ist, „Die Welt der Atome“ ist ja nicht mein erstes Buch), oder ich bekam eine Antwort wie diese: „Hallo, dein Buch sieht wirklich toll aus! Aber ich habe keine Lust mich nochmal mit Chemie zu beschäftigen und bin froh, dass ich es in der Schule überstanden habe.“ Es machte mich traurig, dass ich diesen Satz immer und immer wieder hören musste. Immerhin handelt mein Buch über Atome, das Zeug, aus dem alles im Universum besteht. Hätte ich über Dinosaurier, den menschlichen Körper oder Katzenbabies geschrieben, hätten sie mein Buch bestimmt eher gelesen.

Anscheinend ist Chemie und Atomphysik für viele Menschen also so furchterregend wie eine vierstündige Mathe-Klausur. Dabei handelt es sich um eine Naturwissenschaft wie jede andere auch, vor Biologie haben die Menschen ja auch keine Angst. Von Verwandten hörte ich, dass sie überhaupt keinen Bezug zu Atomen haben. Klar, sie hatten in der Schule davon gehört, aber Atomphysik ist für sie gedanklich weit entfernt und viel zu kompliziert. Dabei geht es ja um Gleichungen und Formeln (die ich in meinem Buch übrigens gar nicht erwähne) und um abstrakte Dinge, die sie nicht sehen können. Zellen, die man mit bloßem Auge auch nicht sehen kann, sind da plötzlich viel sympathischer. Aber woran liegt das? Wieso ist Chemie für viele Menschen so ein Tabuthema?

Natürlich habe ich mein Buch auch in Schulen vorgestellt. Dort habe ich erfahren, dass immer mehr Schüler der höheren Stufen das Fach Chemie abwählen. Lieber belegen sie Biologie oder Physik. Steckt die Wurzel des Übels also in schlechten Chemie-Lehrern? Wohl kaum. Vielleicht aber eher im Lehrplan. Oder in den Möglichkeiten der Schulen. Schüler sehen von Atomen nur Zeichnungen, bestenfalls Modelle aus Kunststoff. Natürlich können sich diese nicht bewegen und so nur ein abstraktes Bild der Wirklichkeit darstellen. In Biologie kann man Zellen unter dem Mikroskop sehen, das funktioniert bei Atomen nicht. In der Chemie quält man Schüler lieber mit dem stöchiometrischen Rechnen oder dem Auswendiglernen von Gleichungen. All das gibt es in der Biologie nicht.

Pixabay, https://pixabay.com/photo-15584/, Public Domain
Pixabay, https://pixabay.com/photo-15584/, Public Domain

Die Schüler von damals erinnern sich also an angefärbte Zellen in Biologie und öde Gleichungen in Chemie. Dabei könnte man den Unterricht mit heutigen Mitteln viel anschaulicher gestalten und den Schülern viel mehr bewusst machen, welche Auswirkungen die unterschiedlichen Bindungstypen und die Elektronegativität auf unseren Alltag haben. Auch anschauliche Versuche mit verschiedenen Chemikalien können Schülern Angst machen, immerhin fliegt in Hollywood ein Reagenzglas schnell mal in die Luft. Und ich gebe es zu: Auch ich habe Chemie in der 10. Klasse abgewählt. Warum? Weil ich die Rechenaufgaben satt hatte und mir der Zugang zu diesem Fach gefehlt hat. Erst im Studium, als ich die Orbitale kennen lernte und den Zusammenhang zwischen dem Bau der Atome, den Bindungstypen und dem Funktionieren unserer Welt verstand, brannte ich wieder für die Welt der Atome. Vielleicht sollten die Lehrer von heute ihre Schüler also stärker für Atome und Chemie begeistern und den Unterricht anschaulicher gestalten. So gibt es vielleicht auch mehr Chemie-Studenten. Auf jeden Fall bleibt so mehr vom Stoff hängen und das Verständnis für Atomphysik steigt in allen Bevölkerungsschichten.

Ich hoffe, dass ich mit diesem Beitrag zum Nachdenken anregen kann und den ein oder anderen Chemie-Muffel motiviere, sich erneut mit dem Thema zu Beschäftigen. Diesmal aber ohne Zwang und ohne die Schrödingergleichung. Wer die Atome versteht, versteht auch unser Universum und kann sich unglaublich viele Vorgänge des Alltags herleiten. Warum brennt Holz? Warum schmilzt Eis und warum fühlt sich Metall kühl an? Setze dich mit Chemie auseinander und finde es heraus!

Hier findet ihr mein Buch.

38 Gedanken zu „Die Odyssee eines interaktiven eBooks: Ist Chemie uncool?“
  1. da hat sich aber einer echt viel mühe gegeben.
    es scheint mir aber auch etwas eine werbeveranstaltung zu sein – aber wirklich gute werbung!
    der trailer macht geschmack auf mehr, wenn sich die heutigen Kids sowieso 23,8 h vor ihrem wischtelefon aufhalten, können sie – wenns ihnen langweilig wird – auch da mal reinschauen.
    übrigens, mich konnte man mit Chemie und Physik eher locken als mit Dinos …. evt klappt das heute mit solchen dingen auch.

  2. Es scheint wohl eher ein ibook als ein ebook zu sein, jedenfalls finde ich es nur über den Apple ibook-store.
    Das wäre vielleicht einen Hinweis wert gewesen, denn so ist es zB für mich (keine iProdukte besitzend) nicht verfügbar…
    Gruß vom
    Intensivpfleger

    1. Zum Vorwurf der Werbung: Ich habe mit dem Autor vorab darüber geredet und ihm gesagt das es für mich kein Problem ist. Ich fand es interessant einen Artikel über die Erstellung eines interaktiven Buchs im Bewerb zu haben und wenn das Resultat dann auch explizit erwähnt wird ist das für mich unproblematisch. Andere Beiträge erzählen ja auch von diversen Projekten und Arbeiten; könnten also auch als „Werbung“ bezeichnet werden wenn man wollte. Will ich aber nicht…

  3. Ja, schreiben kann der Autor, ausgezeichneter Stil. Das Buch ist bestimmt auch toll, macht graphisch eine Menge her. Kommt mir aber auch ein bisschen wie Werbung vor, was ich für einen Artikel im Rahmen des Wettbewerbs nicht für das optimale Thema halte, daher bei mir einen Punkt Abzug.

    Und ja, Chemie ist uncool. In der Physik lernt man, wie die Natur funktioniert. Das befriedigt den Wissensdrang danach, wie die Welt funktioniert. Es bleibt da nichts offen, alles, was man wissen muss, um die Chemie zu verstehen, liefert die Atomphysik bereits. Noch ein wenig Statistik, dann stimmt auch die Stöchiometrie (mir ging erst vor 20 Jahren diesbezüglich ein Licht auf, als ich mich des Hobbys Aquaristik wegen mit der Pegelung des pH-Werts von Meerwasser über CO2 und Kalziumhydrogenkarbonat beschäftigte und vom Studium her mittlerweile mit Statistik auskannte, dass der pH-Wert sich von alleine ergibt, wenn man nur die relative Häufigkeit der beteiligten Reaktionspartner und deren Begegnungswahrscheinlichkeit betrachtet – Im Chemieunterricht beschränkte sich das Verständnis auf das Auswendiglernen der Definition des pH-Wert, negativer dekadischer Logarithmus der Hydroxoniumionen-Konzentration).

    In der Chemie gibt es zwar ein paar spannende Reaktionen, aber ich fand das Fach nie intuitiv verständlich, sondern es erforderte viel Auswendiglernerei. Und dann hing an der Wand das Periodensystem mit den Orbitalen, und nie nie nie erreichten wir bis zur Klasse 12, wo ich Physik Grundkurs zuletzt belegte, den Stand, diese erklärt zu bekommen.

    Biologie fand ich allerdings noch langweiliger. Physik und Mathe waren am spannendsten, weil man sich weniger merken musste und alles ableiten konnte. Ist aber ein sehr persönlicher Eindruck, jeder wird das anders sehen.

  4. Ich kann dein Buch leider nicht öffnen. Ich bin auf Android.

    Ich hatte zwei Chemielehrer: einer hat die Chemie anhand von Kuchenbacken erklärt, und der hat uns alle begeistert. Und die Ergebnisse haben wir gegessen.

    Der andere hat zwei farblose Flüssigkeiten zusammen geschüttet, dann ist es farbig geworden, dann hat er volle 90 Minuten lang gefragt was passiert ist, ohne uns den kleinsten weiteren Hinweis zu geben. Kein Wunder dass die Leute ihn abgewählt haben.

  5. @tomtoo

    Nein, die ORBITALE. Ich hab‘ mich immer gefragt, warum da bei den „Unterschalen“ s p d und f stand (aber nicht cdu…).

    Wir sind immer schön bei Bohr geblieben. Die Chemielehrerin meinte nur mal zu mir, dass das Modell nicht stimmen könnte, denn sie habe mal gelesen, die Elektronen müssten da Energie verlieren und in den Kern fallen. Warum das denn? Wusste sie nicht. Na ja, in der Physik lernte man dann Synchrotronstrahlung und Heisenbergsche Unschärferlation und Pauli-Prinzip und Orbitale. Wenn nicht mal die Chemielehrerin weiß, wie Orbitale entstehen… (die war übrigens total nett und in dem, was sie unterrichtete, auch sehr kompetent).

  6. @Alderamin:

    Und ja, Chemie ist uncool. In der Physik lernt man, wie die Natur funktioniert. Das befriedigt den Wissensdrang danach, wie die Welt funktioniert. Es bleibt da nichts offen, alles, was man wissen muss, um die Chemie zu verstehen, liefert die Atomphysik bereits.

    Ohje, da hattest Du anscheinend besonders schlechte Chemielehrer.

    Ich finde es schade, die Chemie einfach so abzutun. Ich gebe Dir recht, dass viele Gesetzmäßigkeiten in der Chemie vor allem empirisch beschrieben werden. Ich selbst habe Thermodynamik auch erst wirklich verstanden, als wir im Studium statistische Thermodynamik behandelt haben. Letztendlich können chemische Reaktionen tatsächlich mit Atomphysik erklärt werden.

    Dennoch sind gerade die empirischen Beschreibungen viel einfacher und praktikabler, wenn man chemische Reaktionen beschreiben und vorhersagen treffen will. Auch in der Himmelsmechanik verwendet man ja immer noch meistens das Newtonsche Gravitationsgesetz und nicht die Relativitätstheorie, auch wenn man mit Newton keine Chance hat zu verstehen, woher die Gravitationskraft ursprünglich kommt.

  7. Hallo…….würde Dein Buch sofort lesen, wenn ich das auf Android könnte…..Und lass Dich von diesen ChemieMuffeln nicht ärgern…..denen erzähl was über Alchemie und dann hast Du sie….kicher..
    Weiter so.
    LG

  8. Sieht gut aus. Klingt auch gut. Chemie da gebe ich dem Autor recht kann so cool bzw. hot sein… bisschen war ich allerdings irritiert dass hier im wettbewerb der texte Bewerbung eines texts (quasi) gemacht wird. Und dann – der trailer für das Buch sieht klasse aus@ – gibt es doch leider nicht das Buch (trotz des „hier mein buch“); es ist „nur“ der link zum Kauf. Dann auch noch nur für i? Schade. Wo bekommt man es denn in anderer Form?

  9. …Und wo rin liegt bitte die Odyssee? 🙂 darin dass wir jetzt doch interessierten beim link zunächst ins leere laufen? Und wenn schon: dann wäre es als recht wichtig gewesen, uns hier und heute wesentlich mehr vom Thema Chemie ist cool zu liefern: ein zwei mehr Absätze, seiten aus dem Buch hätten es schon sein können.

  10. @Alderamin

    Und ja, Chemie ist uncool. In der Physik lernt man, wie die Natur funktioniert. Das befriedigt den Wissensdrang danach, wie die Welt funktioniert. Es bleibt da nichts offen, alles, was man wissen muss, um die Chemie zu verstehen, liefert die Atomphysik bereits.

    In der Chemie lernt man ebenso, wie die Welt funktioniert, genauso in der Biologie, nur eben auf einem anderen Abstraktionslevel. Wenn ich Makromoleküle untersuche, werde ich mit Atomphysik nicht allzu weit kommen. Wenn ich Genetik betreibe, kann ich in den meisten Fällen getrost die chemischen Eigenschaften der Purin- und Pyrimidinbasen der DNA ignorieren und Kombinatorik, Statistik und vieles andere mit den vier Buchstaben ACGT betreiben, ohne mich darum zu kümmern, welche chemischen Verbindungen oder gar welche Atome und Elementarteilchen dahinterstecken.

    Persönlich fand ich in der Chemie am coolsten:
    * Analytische Chemie in allen Formen: Detektivarbeit macht immer Spaß
    * Kristallographie: zu welchen dreidimensionalen Symmetrien sich Atome anordnen können, ist eine ästhetisch und mathematisch sehr ansprechende Fragestellung. Und Röntgenbeugung ist eine sehr ansprechende Methode, weil sich aus der Bragggleichung mehr oder minder alles ergibt.

    Die Trennung in Chemie und Physik ist sowieso ziemlich willkürlich, die alte Scherzdefinition: „Physik ist, wenn’s knallt, Chemie ist, wenn’s stinkt“ ist genauso gut wie jede andere.

  11. @Alderamin

    Nein, Chemie ist nicht uncool, aber viele Chemie­lehrer sind es, und der Lehr­plan läßt ihnen auch nicht viel Wahl: Schüler prak­tisch mit Chemi­kalien ar­bei­ten zu lassen wird immer schwie­­riger, und Chemie ist eine praxis­orien­tier­te Wissen­schaft.

    Natürlich ist Chemie eine Teildisziplin der Physik: Es geht um elektro­mag­neti­sche Wech­sel­wirkun­gen inner­halb von Atomen und Molekülen, oder zwischen diesen. Mit der Schrö­din­ger­gleichung plus Born–Oppen­heimer-Nähe­rung ist grob 90% von all dem be­schreib­bar, was in der Chemie untersucht wird. Aber die Frage­stel­lun­gen, Met­hoden, Kon­zepte und Tra­ditio­nen, sowie die be­vorzug­te Ter­mino­logie unter­schei­den sich von der Physik.

    In demselben Sinn ist übrigens Biologie ebenfalls ein Teil­bereich der Chemie (und damit der Physik), sie be­schäf­tigt sich mit chemi­schen Reak­tionen in Zellen, und in aus Zel­len auf­ge­bau­ten Or­ganis­men. Ich käme aller­dings nie auf den Ge­dan­ken, Bio­logie oder Medizin für lahm zu halten, nur weil sie der Chemie nicht viel Neues hinzufügen.

    @Autor

    Etwas zu schreiben was nur Menschen mit einer be­stimm­ten Hard­ware lesen können finde ich ehrlich ge­sagt fast obszön. Es gibt ein paar Bücher mit meinem Namen drauf, die sind auf tote Bäume ge­druckt und werden auch in 100 Jahren noch ge­legent­lich einen Leser finden. Ich habe auch eine Web­site mit che­misch rele­van­ter Soft­ware (nur eine sehr spe­ziel­le Frage­stel­lung für eine sehr spezielle Klientel, etwa 50 Leute am Tag), aber die läuft im Browser und dis­krimi­niert keinen; wer meinem Server für die Zu­kunft nicht traut, der kann das JavaScript sogar runter­laden und auf der eigenen Platte laufen lassen (kriegt er eben keine Bug­fixes oder Ver­bes­serun­gen mehr), und das wird Standard sei Dank auch in 20 Jahren noch laufen und ver­­mut­lich sogar in 100.

    Auch wenn ich vielleicht Lust hätte, das Buch zu durch­blät­tern: Ich weiß ja daß ich es nicht kann, also ver­mag auch dieser Artikel mich nicht sonder­lich zu be­geistern.

  12. Dass Chemie nur Physik ist (die auch nur Mathematik ist) … geschenkt. ;-). Viel problematischer erscheint mir die Tatsache, dass *Chemie“ heutzutage fast immer einen negativen Beigeschmack aufgedrückt bekommt. Chemie im Essen / in Kleidung / im Plastik / im Dieselkraftstoff / sucht Euch was aus. Das Leben besteht halt nun mal aus Chemie, und auch mit einem Streichholz kann man nicht nur ein wärmendes Feuer sondern auch ein Inferno entfachen. Mir geht hier ein wenig die Ausgewogenheit ab. Aber das ist wohl Zeitgeist.

  13. @Lercherl

    In der Chemie lernt man ebenso, wie die Welt funktioniert, genauso in der Biologie, nur eben auf einem anderen Abstraktionslevel. Wenn ich Makromoleküle untersuche, werde ich mit Atomphysik nicht allzu weit kommen. Wenn ich Genetik betreibe, kann ich in den meisten Fällen getrost die chemischen Eigenschaften der Purin- und Pyrimidinbasen der DNA ignorieren und Kombinatorik, Statistik und vieles andere mit den vier Buchstaben ACGT betreiben, ohne mich darum zu kümmern, welche chemischen Verbindungen oder gar welche Atome und Elementarteilchen dahinterstecken.

    Klar, und Festkörperphysik (die ich auch nicht besonders cool finde) erklärt mit ihren Mitteln, wie sich Stoffe verhalten. Aus praktikablen Gründen ist das ja auch alles notwendig, aber auf dem Detaillevel hat’s mich persönlich nie so interessiert, mir lag’s eher am Verständnis des großen Ganzen, wie tickt die Welt. Natürlich hat jeder seine eigenen Vorlieben und vielen graust’s etwa vor der Mathematik, die ich interessant fand. Chemie war mir auch lieber als Sport, Geschichte, oder Sozialwissenschaften, aber ich fand nie besonders spannend, wie sich die Stoffe x und y zu z + Energie verbinden. Ich war nicht mal schlecht in dem Fach (eine 1 war immer drin), habe auch mal von der Lehrerin angesprochen vor dem Kurs mit einem Mitschüler ein paar interessante Reaktionen vorführen dürfen. Den Grundkurs habe ich in der Oberstufe noch mitgenommen, solange er im Stundenplan Platz fand. In der 13 habe ich ihn dann abgewählt, weil er mit den Abifächern kollidierte. Und da deckten Mathe und Physik schon die Naturwissenschaften ab.

  14. Ja – Werbung für ein (evtl. gut gemachtes) eBook finde ich HIER persönlich nicht problematisch… diese Präsentation finde ich sehr daneben!
    Warum stellst du die INHALTE deines eBooks nicht expliziter dar? Gibst mehr Lesdeproben?? Lädst 60% deines eBooks auf einen eigenen Server und vergibst hier im Blog das Passwort – für die geneigten Leser – die – wenn es die Qualität hergibt – als Multiplikatoren dienen würden!!
    Statt dessen ein [scheiss] i-Link??
    Der auch noch ins Leere führt??

    Voll verkackt!!!

    Und als „Blog-Beitrag“ auch voll am Konzept vorbei!

    Für mich ganz klar einer der letzten Plätze!!

    Das eBook scheint aufwändig und liebevoll erstellt worden zu sein … deine „Präsentation“ hier im Forum ist extrem schlecht, grottig, 6-setzen!!!
    Schade!

    Chance verpasst!!

  15. Math. Modelle?

    All das gibt es in der Biologie nicht.

    Das ist der Satz, über den ich mich am meisten geärgert habe. Es ist ein Satz, der davon zeugt, dass der Autor wenig Ahnung von aktuellen Forschungsgegenständen der Biologie hat. Als Biophysiker habe ich mich mit einem Haufen Gleichungen beschäftigt. Geschenkt – nicht war? – denn das ist eine Nische in dieser Wissenschaft, oder? Und was ist mit der Statistik und den Differentialgleichungen in der Ökologie? Was mit den Matrices und nicht-linearen Solvern in der Bioinformatik / Systembiologie? Von Biochemie und Physiologie will ich nicht erst reden … der Beispiele sind Legion.

    Klar es gibt auch noch rel. mathefreie Nischen, z.B. Taxonomie. Aber selbst die werden kleiner und kleiner und werden von Bootstrapping- und Imputierungsverfahren u. a. „bedroht“.

    Oft wird wissenschaftliches Rechnen in den biologischen Studiengängen vernachlässigt. Biologen und wissenschaftlich arbeitende Mediziner sehen sich dem Problem gegenüber rel. lange Datensammelzeiten zu haben und kurze Auswertungszeiten. Oft geschieht dies dann interdisziplinär. Aber das Klischee vom „Biounterricht i. d. Schule = getreues Abbild von Lebenswissenschaften a. d. Forschungseinrichtungen“ ist eben genau das: ein Klischee.

    Lercherl deutet an, dass bei der Lehre von „Bio“ an der Uni bei der Abstraktion sehr viele physikalische Grundlagen verlohren gehen. Und klar, auch wenn Genetiker schon ein bißchen mehr Physikochemie gelernt haben, als Strichchen zeigen, diese Bestandsaufnahme trifft zu. Das aber kennzeichnet Forschung: Wenn best. Grundlagen geklärt sind, geht es oftmals auf größeren Abstraktionsniveau weiter.

    Eine Assoziationsstudie verträgt beispielsweise auch bunte Bilder zur Erläuterung, auch Lebenswissenschaftler tun sich oft schwer ihre Forschung zu vermitteln. Die mediale Rezeption aktueller Forschung spricht eine deutliche Sprache.

    Brach jetzt mal so aus mir heraus … 😉

  16. Ich bin ja immer die nörgelnde Spaßbremse, aber nach einem Blick auf die zwei Probe-Seiten muss ich sagen: Gefällt mir nicht besonders:
    1. Schicke Bilder, ohne Zweifel, aber was haben die mit dem text zu tun?Was sehe ich da oben? Links kommt ein Lichtstrahl, trifft ein Gebilde, und rechts kommt Zigarettenqualm raus? Unten ist ein Lichtpunkt, aus dem ein Strahl rauskommt, an dem „Elektron“ dransteht. Der Strahl wird dann nach rechts immer dünner. Und das sagt mir was?
    2. Besonders „spannend“ finde ich den Text nicht geschrieben, eher etwas trocken und gelegentlich unscharf: „Ein Elektron ist dabei genauso negativ geladen wie ein Proton positiv geladen ist?“ Das liest sich auf den ersten und zweiten Blick wie „Das Feld A1 auf dem Schachbrett ist genau so weiß wie das Feld B1 schwarz ist“. Na klar weiß ich, dass der Betrag der Ladung gemeint ist, aber wer das nicht weiß, dürfte über diesen Satz rätseln.
    3. Komische Wiederholungen stören mich auch, einmal steht da, dass die Hülle 100000 mal größer ist als der Kern, zwei Absätze später, dass der Kern nur 0.001% des Volumens ausmacht, also dasselbe nochmal.
    4. Grammatikfehler („winziger Kern liegt und noch von…“) und Tippfehler „variiert ne nach Art“ tragen auch nicht wirklich zur Begeisterung bei.

    Und zum Artikel selbst fehlt mir die Odyssee.

    PS: Aus aktueller Erfahrung mit chemie in der Schule kann ich sagen: Ja, Chemie in der Schule ist Mist. Zum einen wird da viel Kram auswendiggelernt (Nitrit, Nitrat, Salpetersäure, salpetrige Säure), zum anderen fehlt es an Erklärungen dafür, warum Dinge passieren (im mir bekannten Unterricht wurde z.B. nie erklärt, dass chemische Reaktionen so ablaufen, weil die Atome ihre Energie minimieren…) Hinzu kommt das übliche Schulproblem mit den Experimenten, bei denen es immer nur eine zulässige Deutung gibt, die aber selten so eindeutig ist, wie vom Lehrer behauptet…

  17. Wenn ich jetzt mal rein bei dem ebook bleibe. Ich vergesse mal den Schreibwettbewerb.
    Wer ist eigentlich Zielgruppe ? Die ja eh schon erheblich auf iNutzer eingedamft ist.

  18. @MartinB

    “Das Feld A1 auf dem Schachbrett ist genau so weiß wie das Feld B1 schwarz ist”.

    Formal ist dieser Satz sogar richtig, A1 ist nämlich schwarz.

    „Ja, Chemie in der Schule ist Mist.“

    Meine letzten Erfahrungen mit Schulchemie hatte ich in meiner Eigenschaft als Nachhilfelehrer. Ich fand es gar nicht so schlecht, was und wie da gelehrt wurde (anders als Physikunterricht, der mir kürzlich unterkam). Natürlich ist auch Auswendiglernerei dabei. Eine gewisse Menge an Fakten muss man einfach in jedem Fach wissen, selbst in Mathematik, die ja wirklich privilegiert ist, weil sich Vieles logisch ergibt. Offensichtlich gibt es starke Schwankungen in der Qualität des Unterrichts und der Lehrbücher.

  19. @Lecherl
    Mist, eigentlich weiß ich, wie rum die Felder gefärbt sind…

    Und ja, in Chemie (wie überall) hängt sicher viel vom Lehrer ab. Vielleicht bin ich auch zu theoretisch orientiert, aber wenn im Chemiebuch nie mal erklärt wird, dass es letztlich immer darum geht, wie sich Energien ändern, verschenkt man in meinen Augen sehr viel Erklärungspotential. (Mit Stichprobengröße N=1 kann ich auch bestätigen, dass es hilft, wenn man das erklärt…)

  20. Wenn ich den Beitrag als Text für den Schreibwettbewerb beurteilen soll, muss ich sagen, dass er meiner Meinung nach nicht besonders geeignet ist. Eine Odyssee wird nicht wirklich beschrieben und ansonsten ist er inhaltlich auch etwas dürftig. Zudem ist der tote Link zu dem Buch natürlich echt abturnend und die Tatsache, dass das Buch nur für Nutzer des geschlossenen i-Universums zugänglich ist (die ja eine kleine Minderheit aller Nutzer darstellen), finde ich völlig daneben. Was soll das?

  21. Vielen Dank für die vielen lieben Worte und die zum Teil berechtigte Kritik! Der Link führt nicht ins Leere, er lässt sich nur auf dem iPhone, iPad oder Mac öffnen.

    Natürlich möchte ich das Buch nicht nur Apple-Anhängern zugänglich machen. In der Tat arbeite ich schon an einer Amazon-Version, die dann auch unter Windows und Android läuft. Aber Amazon macht es mir wesentlich schwerer, alle interaktiven Funktionen zu behalten. Und genau das möchte ich: Amazon-Nutzer sollen die gleichen Inhalte wie Apple-Nutzer bekommen. Das braucht aber Zeit.

    Dennoch: Eine Amazon-Version kommt Ende des Jahres. Unter http://www.dieweltdeswissens.de und auf Facebook (Die Welt des Wissens) bekommt ihr immer alle Informationen.

  22. @Riccardo Kabisch

    Es wäre gut gewesen, wenn du gleich direkt im Artikel dazu geschrieben hättest, dass und warum das Buch bisher nur für Apple-Nutzer verfügbar ist. Denn so ein toter Link ohne Begründung ist wirklich frustrierend. Welche Infos sich hinter dem Link verbergen, weiß ich immer noch nicht. Wird das Buch dort ausführlicher vorgestellt?

  23. @Riccardo Kabisch

    Den Link hättest du doch genauso gut im Artikel einfügen können wie den anderen. Mit der passenden Erklärung wären dann einige Probleme gar nicht erst aufgetreten.

    Zum Thema Chemie in der Schule: Ich hatte in der Mittelstufe einen so gähnend langweiligen Chemieunterricht, dass ich mich daran kaum noch erinnern kann… Deshalb hatte ich Chemie nach der 10. Klasse abgewählt und auch definitiv nicht vermisst. Biologie fand ich um Welten interessanter.
    Inzwischen kann ich dem Thema wieder etwas mehr abgewinnen.

  24. Bezüglich Chemie. Da hatte ich eine ganz schräge Laufbahn. War mein Hobby von 8 bis 14. Mit allem drum und dran. Bücherrei nach Versuchen. Wie bauste dir eine gute Balkenwaage. Kristalle züchten. Eine Pipette ziehen usw. Aber in der Schule ? Langweiliger gings nicht. Aber für mich als Kind Wissenschaft, Spannung , ja ich mag die Chemie immer noch , auch wenn ich nie Wissenschaftler wurde.

  25. Ich will ja *auch* keine Werbung machen, aber ich frage mich spontan, ob dieses eBook so gut (oder besser) sein kann als das grandiose, unfassbar gute App-Paket „Die Elemente“, „Molecules“ und „Die Elemente in Aktion“ von Theodore Gray im Appstore. Der Trailer hier macht wirklich Lust auf das eBook. Aber wer sich wirklich für Chemie interessiert und ein iDevice sein Eigen nennt, *darf* an Theodore Grays Apps nicht vorbei. (Ich würde sogar sagen, nur wegen dieser Apps lohnt es sich, ein iPad zu kaufen)

  26. Ich bin so eine, die Chemie sobald als möglich abgewählt hatte… . Das einzige, was mir vom Unterricht in Erinnerung blieb, war, dass Detergentien die Oberflächenspannung herabsetzen und sie deshalb in Putzmitteln enthalten sind. Dies hätte das Ende meiner Begegnung mit dem Fach bedeuten können….. wenn mir nicht an einem verregneten, nasskalten Tag im Schaufenster eines Buchladens ein Buch entgegengelacht hätte, auf dessen Einband eine Halberde vom Mond betrachtet, abgebildet war. Dies Buch war der Anfang, dann kam die verborgene Melodie von Trịnh Xuân Thuận dazu, und irgendwann von Jane B. Reece das Biologiewerk bis zu Haralds Leschs kosmischer Perspektive. Wenn unser Chemielehrer einmal darauf hingewiesen hätte, dass alle schwereren Elemente als Wasserstoff und Helium von Sternen erbrütet worden sind und dass wir aus diesen Elementen bestehen, dann traue ich mir die Aussage für mein Teenager-Ich zu, dass wesentlich mehr Bereitschaft bestanden hätte, sich in den Stoff zu vertiefen.

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