Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag zum ScienceBlogs Blog-Schreibwettbewerb 2016. Hinweise zum Ablauf des Bewerbs und wie ihr dabei Abstimmen könnt findet ihr hier.
sb-wettbewerb

Das sagt der Autor des Artikels über sich:
Keine Angabe

——————————————

„Als ob man Schokolade über Eis giesst“.

Immer wieder werden in den Medien, hier spreche ich vorwiegend über das Fernsehen, in populär-wissenschaftlichen Beiträgen höchst merkwürdige – um nicht eher zu sagen: fragwürdige – Vergleiche verwendet. Aber nicht nur dort.

„Als ob man Schokolade über Eis giesst“ – wurde zur Beschreibung für die forensische CA-Verdampfungs-Methode benutzt. (Medical Detectives).
Dabei wird CA-Sekundenkleber erwärmt und materialisiert sich in Fingerabdrücken – macht sie somit sichtbar.
Giesse ich Schokolade über Eis, habe ich sie vorher warm gemacht (ok, wie das CA)… aber warme Schokolade wird sofort die Struktur des Eises zerstören – ganz im Gegensatz zu Cyanoacrylat in Fingerabdrücken!
Na gut, in meiner Fantasie giesse ich Schokoladensosse über Vanilleeis. Aber was, wenn ich die Schoko-Sosse über Schokoladeneis giesse?
Das ist sicher ein Beispiel für einen einfach nur dummen und unüberlegten Vergleich, die es sicher sehr häufig gibt. Manchmal jedoch frage ich mich: was will mir der Autor damit sagen? Und vor allem: warum?

Tagesthemen (26.01.16): „Die Ausgabe von Lebensmitteln hat sich bei der Hamburger „Tafel“ (durch die Flüchtlingswelle) um 1/3tel auf 600 gesteigert.“
Warum sagt man nicht: von 400 auf 600 gesteigert! Oder belässt es bei „hat sich um 1/3tel gesteigert“?
Welchem Zuschauer ist denn mit der Formulierung „1/3tel mehr auf 600“ geholfen?
Geht es nur mir so – ich finde konkrete Zahlen deutlich nachvollziehbarer.
Vorher 400 Einheiten. Jetzt 600 Einheiten.
Übrigens – und das musste man sich selbst zusammenreimen – war nicht aufgeführt, wovon „600“ verteilt wurden. Sicher keine „600 Lebensmittel“…
Gemeint waren – aber das ist nur meine Interpretation – die Ausgabe von „Hauptmahlzeiten“ pro Tag. Naja, was auch immer uns dieser Bericht und diese konkrete Zahl samt schwammiger „Erhöhung“ sagen sollte.

Ach, immer wieder gruselig: das Erdzeitalter als ein Tag auf einer Uhr!
(Also Enstehung der Erde vor 4,5678 Mrd. Jahren ist 0:00h … jetzt ist 24:00h)
Wer ist denn auf diesen Mist gekommen? 22:40h? Wem soll das mehr sagen als „vor 250 Millionen Jahren“?
Ich hasse das. Wer ist jemals auf diese Idee gekommen und glaubt ernsthaft, dass damit irgendjemandem die Zeitskala plausibler gemacht wird? (zB. „Katastrophen der Erdgeschichte“/ ZDFinfo 31.01.16)
Und das ist ja kein Einzelfall. Die „Uhr“ wird häufig in populärwissenschaftlichen (und sonst gar nicht schlecht gemachten) Sendungen herangezogen. Welcher Redakteur hält das immer und immer wieder für sinnvoll?
Um 0:02h zündet der Wasserstoff in der Sonne, um 6:13h entsteht das Leben, um 23:30h sterben die Saurier aus und um 23:58h tritt der Mensch auf die Bildfläche. Macht das irgendwem irgendwas anschaulicher? Warum nicht eine Minute, ein Jahr, ein Menschenleben?
Als Max Mustermann geboren wurde zündete die Sonne, mit 17 Jahren entstand das Leben, als er 76 war starben die Saurier aus und mit 78 Jahren starb er, wenige Tage, nachdem der Mensch erfunden wurde.
Bringt einen das weiter?

Im WDR wird bei „Nano“ – sicher eines der besseren Sendeformate im TV – die Entstehung und der Verlauf des Universums anhand von Kuchenbacken erklärt… nach dem Motto: Beim Urknall wurde alles zusammengerührt, der Teig ging auf (Expansion), dann kam alles in einen Ofen (Sterne entstehen), dann fügte man Rosinen hinzu (schwere Teilchen entstehen) … ich habe irgendwann den Zusammenhang verloren…
Wem glaubt man, damit zu helfen, die Entstehung und Ausbreitung des Universums besser verstehen zu können? Mit Kuchen backen?
Wie viele Hausfrauen und Bäckergesellen schauen sich „Nano“ an mit einem Beitrag über die Entstehung und den Wandel des Universums und sagen plötzlich: „AH! Wie beim Kuchenbacken! Achso, jetzt wird mir alles klar!“?
Hier muss ich sicher niemandem erklären, wie unsinnig und unplausibel ein solcher „Vergleich“ ist. Da hat nichts irgendwas miteinander zu tun zwischen der Entstehung und Entwicklung des Universums und der Entstehung und der Entwicklung eines Kuchens!
Ausser man möchte auf Biegen und Brechen das Publikum überzeugen, dass da ein „Bäcker“ am Werk gewesen sein muss! Wenn also das Weltall wie ein Kuchen „zusammengerührt“ wurde … muss ja „Jemand“ gerührt, ihn in den Ofen geschoben und die Rosinen reingeworfen haben!
Und da sich jedem „Nano“-Redakteur ob dieses Vergleiches ebenso die Fussnägel aufgerollt haben müssen, kann man doch nur in höherer Instanz einen Kreationisten vermuten, der diesen „Kuchenvergleich“ unbedingt gesendet sehen wollte… ja, und das klingt bereits nach einer Verschwörungstheorie…

Genauso verworren der Vergleich von der vermeintlichen Lebenszeit der Sonne von 7 Mrd. Jahren im Vergleich zu den 7 Tagen einer Woche. (18.2.16, ZDFinfo, TerraX unter der Moderation von H. Lesch – der es eigentlich besser wissen sollte…). Und auch hier wirds zwar in 1 Mrd. Jahren bereits warm – aber erst nach 4 Mrd. Jahren wird es so heiss, dass das Wasser im Zement verdampft und die Gebäude zerbröckeln und zu Staub zerfallen. Allein Stonehenge bleibt noch stehen. Ist ja ohne Mörtel. In 4.000.000.000 Jahren. Ja, ne, ist klar!
(Mutmasslich ist bereits in 900 Mio. Jahren die Sonne so heiss, dass alles Wasser auf Erden verdampft sein wird…)

Wie sagte doch besagter Professor Lesch in einer seiner AlphaCentauri-Sendungen: Der Mensch lebt in einer Welt aus Meter, Sekunde und Kilogramm.
Das sind Maße, aus der sich die Erfahrungen innerhalb unserer Welt eben am besten beschreiben lassen. Wir sind etwa 1-2m gross, wiegen 70kg und unser Herzschlag geht in Ruhe etwa im Sekundentakt. Damit können wir etwas anfangen. Wohingegen sich der Mikrokosmos mit millionstel Metern und billionstel Sekunden und trillionstel Kilogramm überhaupt nicht mehr intuitiv erschliessen lässt – ebensowenig wie der Makrokosmos mit Millionen Metern, Billionen Sekunden und Trillionen Kilogramm.

Warum aber machen uns manche populär-wissenschaftliche oder auch tagesaktuelle Medien oft das Leben schwer mit teilweise bizarren Vergleichen, die sich uns einfach nicht erschliessen (oder sich erschliessen lassen)?
Wollen Redakteure/ Autoren sich durch besondere Kreativität hervortun? Oder liegt es an mir, das mir „Kuchen backen“ und „Uhrenvergleich“ einfach völlig unplausibel sind?
Dass mir konkrete Zahlen einfach einen viel besseren Zugang zum Thema gewähren als merkwürdige Vergleiche?

Vielleicht bin ja auch ich einfach nur merkwürdig, dass ich mit Zahlen mehr anfangen kann als mit Tageszeiten, die mir das Alter der Erde symbolisieren sollen.
Wer weiss das schon.

Aber der absolute Klassiker soll nicht unerwähnt bleiben: Das Saarland!
Ich kenne das Saarland nicht sehr gut, habe mir seine Ausmasse noch nicht selbst erwandert… Aber immerhin kenne ich Fussballplätze – die habe ich gelegentlich umrundet.

Das Saarland ist übrigens so gross wie 359.913,16 Fussballplätze.

Darum hier noch ein Schmankerl: Eine Seite – auf der man alle möglichen Maße in alle anderen möglichen Flächenmaße umrechnen kann – unter Anderem auch in „Saarländer“!
https://der-umrechner.de/flaechen/flaeche-saarland-in-fussballfeld/0/

34 Gedanken zu „„Als ob man Schokolade über Eis gießt““
  1. Die Kritik an der Erduhr zumindest kann ich nicht teilen – ich fand das als Kind sehr eindrucksvoll, weil es zeigte, dass ein Großteil der Erdgeschichte aus unserer heutigen Sicht ereignislos war. Bücher etc. haben meist eine logarithmische Sicht der Dinge – die letzten 1000 Jahre bekommen soviel Raum wie die 10000 davor und die 100000 davor usw.; Vergleiche wie der mit der Uhr machen augenfällig, dass das falsch ist.

  2. “Die Ausgabe von Lebensmitteln hat sich bei der Hamburger “Tafel” (durch die Flüchtlingswelle) um 1/3tel auf 600 gesteigert.”
    Das schlimme an dieser Art der Formulierung ist, dass durch die Nicht-Nennung des Ausgangswertes dem Leser unnötigerweise eine Falle gestellt wird: Er muss die richtige Rechnung anstellen um dem Satz die vollständige – und korrekte – Information zu entlocken.

    Eine Steigerung von 400 auf 600 Einheiten wirkt in der Betrachtung deutlich dramatischer als von 450 (um ein Drittel) auf 600…Und prompt tappt der Autor dieses Blog-Artikels hinein und unterstreicht ungewollt, dass die Angabe konkreter Zahlen Not tut 😉

  3. Um 0:02h zündet der Wasserstoff in der Sonne, um 6:13h entsteht das Leben, um 23:30h sterben die Saurier aus und um 23:58h tritt der Mensch auf die Bildfläche. Macht das irgendwem irgendwas anschaulicher? Warum nicht eine Minute, ein Jahr, ein Menschenleben?

    Also mir helfen solche Vergleiche. Dadurch werden die unfassbar langen Zeiträume auf eine Zeitskala projiziert, die ich mir vorstellen kann. Noch besser fand ich die Projektion des Alters des Universum auf ein Jahr wie ich sie zum esten Mal in „Cosmos: A SpaceTime Odyssey“ gesehen habe.

    Auch gut funktionieren solche Vergleiche, um die Größenverhältnisse von Proteinen zu veranschaulichen: ein durchschnittliches Protein (z.B. ein IgG Antikörper) ist ca. 10 nm gross. das bedeutet auf einen Stecknadelkopf (~1 mm) passen genauso viele Proteine, wie Stecknadelköpfe in ein Fussballstadion (~100 m oder ein 359.913,16stel Saarland 😉 ) passen.

    Nichtsdestotrotz muss man bei solchen Vergleichen natürlich immer vorsichtig sein, dass man keine falschen Assoziationen weckt (wie in Deinem Beispiel mit der Schokolade und dem Eis).

  4. Die Erduhr fand ich schon immer ziemlich gelungen. Die Dauer eines Tages ist ein ziemlich anschauliches Zeitmaß, Milliarden von Jahren sind es nicht.
    Bei anderen Vergleichen, die der Veranschaulichung dienen sollen, geht es mir allerdings auch so, dass ich sie eher zweifelhaft finde, z.B. diese diese Kuchenbacken-Geschichte.

    Mein Fazit: Das Saarland muss als inoffizielles Größenmaß unbedingt erhalten bleiben. Allein schon, weil wir so daran gewöhnt sind… 😉

  5. @Martin: na, wenns hilft 😉
    @Andi: stimmt schon – aber bei konkreten Zahlen sollte man auch sagen was und in welchem Zeitraum man es ausgegeben hat…
    @Joseph Kuhn: habe ich etwas Falsches gesagt?
    @Tina_HH: das Saarland muss erhalten bleiben! Völlig richtig 😉

  6. Also ich finde das anschaulich. Ein Fußballfeld hat umgerechnet die Fläche von 2,78 Mikrosaarland.

    Wem sagt das nichts? Das ist doch Anschaulich!
    Also ich finde das gut. Generell ist die Einheit µSaarland ist eine tolle Idee, viel besser als das metrische System.

    So hat Deutschland eine Fläche von 139 Saarland, aber das interessiert keinen. Mein Grundstück hat 0,3µSaarland, das ist viel wichtiger. Und so kann man mit Hilfe von Saarland auch mein Grundstück in Deutschland umrechen.

    Oder es bleiben lassen.

    Jedenfalls hat der Nanoredakteur wohl versäumt zu erwähnen dass die Rosinen im Kuchen sich voneinander entfernen wie die Galaxien im expandierenden Universum. Womit die Analogie am Anfang und auch schon am Ende ist.

    Mein letzter Kuchen hatte übrigens eine Oberfläche von 0,7 nanosaarland.
    Das ist doch anschaulich! Ich mag die Einheit.

  7. Ein Fußballfeld hat umgerechnet die Fläche von 2,78 Mikrosaarland.

    Klasse! Hier sollte man meiner Meinung nach nicht kleinlich sein und könnte locker auf 3 aufrunden. Dann kann man dieses überflüssige Fußballfeld-Maß auch endlich abschaffen und künftig durch 3 Mikrosaarland ersetzen… 😉

  8. Wenn man sonst nichts zu tun hat, kann man sich mit den hier u.a. gezeigten Nichtigkeiten auseinander setzen. Jeder Mensch denkt anders deshalb sollte man akzeptieren, dass unterschiedliche Vergleichsmöglichkeiten genutzt werden, wenn auch die Mehrheit der Leser kleinliche Maßeinheiten nicht als glücklich ansieht. Die Erduhr ist aber ein Beispiel, wie man einem Laien einen Vergleich anbieten kann, um seine Vorstellungskraft nicht zu strapazieren. Belassen wir es doch dabei, dass Menschen (gottseidank) unterschiedlich sind und entsprechend reagieren – wie langweilig waäre sonst unsere Welt.

  9. @tarix: …und wenn man sonst nicht zu tun hat, kann man auch hier kommentieren…. 😉
    Nun, im Artikel stelle ich die Frage: wem nutzt das? Darauf habe ich von Martin, Tina und offenbar dir eine Antwort enthalten. Dennoch tue ich mich mit etlichen Vergleichen schwer – zumal wenn sie „unsinnig“ und/ oder „wissenschaftlich“ unhaltbar sind. Wie zB. Kuchenbacken rein gar keine Analogie für die Expansion des Universums darstellt.
    Und alles in allem ist dies hier nur eine kleine Glosse am Sonntagmorgen 🙂
    Danke für den Termin…
    (ja, war Zufall – aber ein netter!)

    Und es ist doch etwas Gutes daraus erboren: das MICROSAARLAND!
    Schönes Ding das. Und (vergleichsweise) schönen Sonntag noch!

  10. Der Kuchenback-Vergleich ist ja vielleicht nicht sooo ganz unsinnig: Um zu erklären, warum sich durch die Expansion des Universiums zwar die Galaxien voneinander entfernen, die Distanzen innerhalb der Galaxien jedoch nicht wachsen, sind die Rosinen ganz griffig. Denn die entfernen sich ja auch voneinander, wenn der Teig aufgeht, werden dabei aber selbst nicht größer.

    Das Problem ist ja nicht der Vergleich an sich (man kommt auch hinkend einem Ziel näher), sondern dass man aufzeigen muss, wo dessen Grenzen liegen, um falsche Assoziationen zu vermeiden.

  11. @Jürgen: hmm, jaa, das wurde aber so nicht beschrieben…
    Letzlich prangere ich an, dass da ein Bäcker am Werk gewesen sein muss, um den Teig zusammenzurühren und die Rosinen hineinzugeben.
    Was bleibt wohl eher hängen…
    Hineingeben von Zutaten, Zusammerühren von Zutaten, in den Ofen stellen…. Rosinen… nuja…
    😉

  12. Teilweise berechtigte Kritik, aber teilweise auch nicht. Das Kuchenmodell ist beliebt für die Expansion des Univsersums (wobei die Rosinen die Galaxien sind). Man muss natürlich nicht das völlig jenseits eines Zusammenhangs liegende Zusammenrühren des Kuchens zeigen (falls das wirklich so war, vielleicht musste man da Sendezeit killen?) aber das Modell ist allemal besser als der berühmte Ballon, bei dem jeder dessen Innenraum im echten Universum wiederzufinden versucht.

    Und wie macht man die Relationen großer Zeiträume am besten verständlich? Die Kürze des eigenen Lebens oder auch das der Menschheit gegenüber der Bestandsdauer der Erde und des Universums? Mit einer Verkleinerung auf vorstellbare Zeiträume. Genau so wie eine Verleinerung der Dimensionen die Größe des Universums veranschaulichen kann. Wie sonst? Ein Stapel Papier, wo jedes Blatt hundert Jahre ausmacht, wäre noch eine Möglichkeit. Aber der Stapel wird dann auch schnell unvorstellbar hoch.

  13. @Jürgen: …aber man darf doch bitte das Format nicht vergessen! Tagesschau, Nano, H. Lesch sind doch nicht Gallileo Mystery oder Tele-Tubbys….
    Und wenn mir H. Lesch erklären möchte, in 4 mrd. Jahren zerfallen alle Häuser, weil das Wasser im Mörtel verdampft – nur Stonhenge bleibt stehen, weil ohne Mörtel gebaut…. sorry – das finde ich zutiefst unredlich!

    Und „unsinnige Vergleiche“ weichen einfach den Anspruch auf… zumindest meinen 😉

  14. @Alderamin: danke für die „teilweise berechtigte Kritik“.
    #18 hat sich gerade überschnitten – im letzten Satz steht, was mich wirklich stört: die Aufweichung (mMn) des Anspruches…
    Aber… #12 hängt vielleicht noch in der MOD – alles nur eine Glosse am Sonntagmorgen…

  15. Wer Probleme mit dem Saarland hat, sollte es mit dem Luxemburg versuchen.
    Das ist nur um ein Winziges (2327,73 Fußballfelder) größer als das Saarland, und taucht auch viel öfter auf Karten mit viel Erdinhalt auf.

  16. Wem glaubt man, damit zu helfen, die Entstehung und Ausbreitung des Universums besser verstehen zu können?

    Jenen Menschen, die die Fachtermini nicht kennen und von daher auch nicht verstehen. Und vor allem je nach Thema auch mit der Menge an Informationen überfordert sind, wenn sie alle auf einmal bzw. in sehr kurzer Zeit auf sie einprasseln.

    Hier muss ich sicher niemandem erklären, wie unsinnig und unplausibel ein solcher “Vergleich” ist. Da hat nichts irgendwas miteinander zu tun zwischen der Entstehung und Entwicklung des Universums und der Entstehung und der Entwicklung eines Kuchens!

    Dieser Vergleich ist sicher nicht der Beste, aber anscheinend hast Du nicht begriffen, das diese Art der Vergleiche einer der besseren Wege ist, um Sach- und Fachfremden Menschen eine Sache verständlich zu machen, ohne sie vorher über die mehr oder weniger steinigen Wege der Grundlagen eines Faches zu führen, die sie im Detail wahrscheinlich gar nicht wissen wollen.

    Warum aber machen uns manche populär-wissenschaftliche oder auch tagesaktuelle Medien oft das Leben schwer mit teilweise bizarren Vergleichen, die sich uns einfach nicht erschliessen (oder sich erschliessen lassen)?

    Du hast es wohl noch nie mit Leuten zu tun gehabt, die nicht alltäglich mit Maßen und Gewichten umgehen, oder nur in sehr begrenztem Umfang, oder?
    Aber dann fragst Du im nächsten Absatz ja selbst:

    Vielleicht bin ja auch ich einfach nur merkwürdig, dass ich mit Zahlen mehr anfangen kann als mit Tageszeiten, die mir das Alter der Erde symbolisieren sollen.

    Nein, Du bist nicht merkwürdig, sondern Du tendierst nur stärker auf der naturwissenschaftlichen Schiene, als viele andere Zeitgenossen, so dass Dir so manche Vergleiche äusserst dämlich erscheinen. Wenn Du jedoch häufiger mal Leuten einen technischen Sachverhalt erklären willst (oder musst) die von Naturwissenschaft und/oder Technik keinen Plan haben und auch nicht mehr davon verstehen wollen, als für ihr aktuelles Problem gerade unbedingt erforderlich ist, dann wirst Du Dich glücklich sehen, wenn Du den Leuten mit derartigen Vergleichen (und seien sie aus technischer Perspektive noch so schräg) ihr Problem verdeutlichen kannst. Ist jedenfalls meine Erfahrung.

    Ach ja, den Vergleich der Erdgeschichte mit den Uhrzeiten eines Tages kannte ich noch nicht, sondern stattdessen einen, wo die Erdgeschichte anhand eines Jahres im Kalender verdeutlicht wird. Ich finde diesen Vergleich mit dem Kalender jetzt auch nicht so besonders toll, aber in anbetracht der Tatsache, dass viele Leute mit Zahlen grösser als etwa 1000 oder 10.000 nicht mehr wirklich klarkommen und deren plastisches Verständins von Zahlen dort endet, halte ich solche Vergleiche für den einzig gangbaren Weg, um die Dimensionen einigermassen verständlich herüber zu bringen.

    —–

    Nachdem ich auch die Kommentare gelesen habe:
    (Die vorherigen Kommentare hab ich notiert, während ich den Beitrag gelesen habe.)

    Jürgen Schönstein hat das in #12 sehr gut ausgedrückt:

    Das Problem ist ja nicht der Vergleich an sich (man kommt auch hinkend einem Ziel näher), sondern dass man aufzeigen muss, wo dessen Grenzen liegen, um falsche Assoziationen zu

    Und Alderamin in #16:

    Und wie macht man die Relationen großer Zeiträume am besten verständlich? Die Kürze des eigenen Lebens oder auch das der Menschheit gegenüber der Bestandsdauer der Erde und des Universums? Mit einer Verkleinerung auf vorstellbare Zeiträume.

    Eben. Genau das, also Projektion auf überschaubare Grössen hat er in seinem Beitrag vor zwei Jahren ja auch mit Distanzen im Universum gemacht und damit den Wettbewerb gewonnen…

  17. Mir geht es wie vielen anderen hier: Die Uhranalogie finde ich persönlich sehr anschaulich. Der Grund ist, dass mir bei einer Angabe wie: „um 6:13 Uhr entsteht das Leben“ bewusst ist, dass um 0:00 Uhr die Erde entstanden ist und wir uns heute bei 24:00 Uhr befinden. Beide Vergleichszahlen hätte ich in echten Einheiten natürlich NICHT im Kopf. Die müsste ich erst heraussuchen und mir z.B. damit einen Zeitstrahl zeichnen, um eine ähnliche Anschaulichkeit zu erreichen.

    Aus dem gleichen Grunde verstehe ich nicht, warum immer wieder in Nachrichtensendungen, wenn es um Veränderungen von großen Zahlen geht – z.B. im deutschen Staatshaushalt – die absoluten Zahlen genannt werden. Wenn es heißt: „der Verteidigungshaushalt steigt auf 33 Milliarden Euro“, dann sagt mir das absolut nichts, weil ich keinerlei Vergleichszahlen im Kopf habe (wer hat das schon?). Wenn statt dessen gesagt würde: „er steigt um 5% gegenüber dem Vorjahr“, wäre alles klar – ich muss nichts über den Staatshaushalt wissen, um die Aussage einordnen zu können. Trotzdem höre ich viel häufiger absolute Zahlen.

  18. Der Umrechner ist ja ganz praktisch, aber im Großen und Ganzen ja schon auf „echte“ Einheiten ausgelegt mit dem Saarland als nettem Gag. Hier ist ein Einheitenkonverter, der sich auf „volkstümliche“ und alltagsgriffige Einheiten spezialisiert hat – Volumen: Pfefferkorn/Fußball/Schwimmbecken – Masse: Schokoladentafel/Elefant/Flugzeugträger – Energie – Einwohner – Geld und noch einiges mehr. Selbstverständlich auch Fußballfelder und Saarlande, aber auch Bierdeckel, Briefbögen, Monacos, Vatikane und Grönlande. 🙂

    https://quadrivium.de/einheiten.php

  19. Die anschauliche Verkürzung der Ergegeschichte auf 24 Stunden finde ich nicht soooo schlecht. Ich könnte mich auch mit einer Aufteilung von 0 bis 1000 Promille gute anfreunden.

    Also, von 1,5 Promille kam der Mensch dazu! 🙂

    Oder, erst ab 20% ist Sauerstoff gut?

  20. Ach, hab mich vertippt, der 2.Versuch:

    Die anschauliche Verkürzung der Ergegeschichte auf 24 Stunden finde ich nicht soooo schlecht. Ich könnte mich auch mit einer Aufteilung von 0 bis 1000 Promille gute anfreunden.

    Also, vor 1,5 Promille kam der Mensch dazu! 🙂

    Oder, erst ab 20% (bzw. 200 Promille) ist Sauerstoff gut?

  21. Bei Zahlen interessiert oft sowohl der absolute Wert, wie der relative. Gesundheitsschocker sind oft so gebaut: Dies und das erhöht das Risiko für xy-Krebs um 50%! Ja, für den einzelnen auf spektakuläre 1:10.000.000 – ich bin besorgt! Aber wie das Bundeshaushaltsbeispiel zeigt ist oft der relative Wert interessant, weil man keinen Vergleichswert im Kopf hat.

    Bei dem Kalendervergleich gehe ich die Kritik auch nicht mit. Da ich selten mit der Erdentstehung und Sauriern zu tun habe sind mir die richtigen Zeitskalen einfach nicht geläufig. Sekunden in Relation zu einem Tag (oder war es ein Jahr? – da ist dann auch das Problem) dagegen kann ich mir eher merken.

    Bei galaktischen Entfernungen weiß ich eigentlich nur, dass der Mond etwa 1 Lichtsekunde und die Sonne 8 Lichtminuten entfernt sind. Das habe ich mir irgendwie sofort gemerkt, als ich es das erste Mal hörte, und daran kann ich mich etwas orientieren.

    Saarlandvergleiche, Fußballfelder: Kommt drauf an. Da ich mit Landwirtschaft nichts am Hut habe weiß ich nicht was ein Acker ist, ein Morgen Land, ein Ar und ein Hektar. Ich schau es 2x im Jahr nach und vergesse es dann wieder. Wie groß eine Fußballfeld ist, weiß ich (ca. ein Hektar). Ich habe aber auch schon unsinnige Einsätze von Fußballfeldern erlebt – 5.000 Fußballfelder ist auch nicht mehr anschaulich.

    Die Nanosendung mit dem Kuchenbacken habe ich nicht gesehen, daher fällt mir da ein Urteil schwer. Ging es jetzt um schwere Teilchen, die dazukamen, oder um Galaxien, die intern gleich groß bleiben, obwohl sie sich immer weiter entfernen? Woody Allens Mutter (im Film) sagt zu ihm, dass sie von der Expansion des Universums in Manhatten noch nichts gemerkt hätte, irgendwas daran würde wohl nicht stimmen.

    Womöglich wird auch ein ursprünglich sinnvoller Vergleich schlecht verstanden weitergetragen, wo er keinen Sinn mehr macht. Nano und Lesch sind da durchaus Kandidaten. Mehr Leschbashing gibt es im Ketzerpodcast. 🙂

    Es kommt auf das Augenmaß an. Butterstücke die man bis zum Mond stapeln könnte – da greift man doch besser zu einer Größe wie der Butterverbrauch Deutschlands in anderthalb Jahren (aus der Luft gegriffen). Ein Gebiet, so groß wie die Lüneburger Heide – wer da noch nie war oder es interessiert auf einer Karte betrachtet hat, kann damit auch wenig anfangen.

    Was mich auch ärgert: Wenn einmal im Jahr vermeldet wird, dass ca. 1% der Christen im Laufe des Jahres aus der Kirche ausgetreten sind, dann wäre es nett anzudeuten, wieviele es sonst sind, denn die Meldung des letzten Jahres hat man leider meist nicht mehr im Gedächtnis. Auch ein Graph, bei dem man sich die Infos, die einen interessieren, selbst ansehen kann, wäre nett.

    Das wäre ein neues Feld des Blinky-Blinky-getriebenen Journalismus, bei dem der ganze Graph nicht von Beginn an eingeblendet werden kann, so dass man sich die Relationen, die einen interessieren, länger betrachten könnte. Nein, die Linie muss animiert aus der Vergangenheit ins Jetzt wachsen, und wenn sie komplett ist, schnell weg damit und Moderatorengesicht zeigen. Oder die Stimmensäulen der Parteien bei Wahlen: Wusch – SPD, Wusch – CDU, die Spannung! – Wusch Grüne soundsoviel Prozent laber laber, Wusch – die Linke. Teils werden die Graphen nochmal perspektivisch verzerrt, um die Interpretation etwas schwieriger zu machen. Wieso? Weil sie es können.

    Auch beliebt: Das Würfelzuckeräquivalent . Weil Würfelzucker in loser Kippung im Glas ziemlich hoch stehen kann, ohne den Raum optimal auszunutzen, erzielt man besonders dramatische Resultate. Dabei ist einmal der Raum zwischen den Würfeln sehr luftig und die groben Kristalle im Würfel selbst sind lose gepackt. Gestreuter Zucker wirkt dagegen schon kläglich. Dazu kommt dann noch, dass selbst dieser Zucker noch viel Flüssigkeit aufnehmen kann, bevor der Spiegel im Glas steigt.
    Das könnten die Sciencebuster mal demonstrieren. So für Jux ein halbes Glas Zucker zu opfern widerstrebt mir irgendwie.

    Übrigens entsprechen 6 Stück Würfelzucker etwa 3 Tassen Kaffee mit je 2 Stück Würfelzucker. 🙂

  22. Wunderbar!

    Der Mist, der teilweise in Dokumentationen verzapft wird – und da sind jene aus den allseits vergötterten USA unübertroffen – geht kaum auf die berühmte Kuhaut. Ganz besonders entsetzlich sind die Vergleiche, die hier angesprochen werden.

    Irgendwas ist z.b 3x so schwer wie das Empire State Building. JA GEHTS NOCH? Wie soll ich wissen wie schwer der Kasten ist? Und wie schwer ist dann das Verglichene?

    Vielleicht ist das US Amerikanische Bildungsniveau so hoch, dass die das wissen – was ich jedoch stark bezeifle.

    Wenn ich das alles wüsste, was da verglichen wird, bräuchte ich mir den Quatsch nicht ansehen – was ich eh fast kaum mache.

  23. Wie schon erwähnt, die Rechnung im Artikel ist falsch:

    Es sind: 450 + 1/3 (150) = 600

    und nicht: 400 + 1/3 = 533,3..

    Eine Steigerung um 1/3 ist aber in dem Fall kein Vergleich, sondern soll die Rate ausdrücken um die eine Einheit gestiegen ist. Und 33,3% sagt dem interessierten Leser, dass die Steigerung vermutlich relativ hoch ist. Insofern ist dem Leser durch diese Angabe durchaus geholfen.

    Und bestimmt auch keine „Mahlzeiten“, sondern vermutlich Personen. Die Tafel verteilen Lebensmittel, die irgendwo „übrig“ geblieben sind. Aber produzieren keine Mahlzeiten.

  24. Vergleiche hinken (alle) – mal mehr, mal weniger.
    So ist z.B. die Projektion des seit Entstehung der Erde bis jetzt vergangen Zeit auf einen Tag m.E. hilfreich, wenn es darum geht, Verhältnisse anschaulich zu machen.
    4,6 Milliarden Jahre ist ähnlich unanschaulich, wie eine Million Jahre – Stunden, Minuten und Sekunden sind erlebt und jedermann bekannt.
    Der Zeitraffer-Faktor von 1670 Milliarden (1 Jahr wird auf 19 µs projiziert) hilft bei diesen großen Zeiträumen, besser als z.B. absolute Werte in Jahren oder Prozentangaben, eine Vorstellung der Verhältnisse zu entwickeln: Aussagen, wie, dass es den Menschen (bei diesem Zeitraffer) erst seit ca. 4 Sekunden gibt und die Cheops-Pyramide vor 0,086 Sekunden erbaut wurde, ergeben ein besseres Verständnis für die Verhältnisse (bezogen auf das Alter der Erde – z.B. Photosynthese erst seit 13 Stunden, Wirbeltiere seit 2:30, Landwirbeltiere seit knapp 2 Stunden) und zeigt auch wie wenig Zeit wir benötigt haben, um hier unsere Spuren zu hinterlassen.

    @user unknown:
    Zuckermengen in Würfelzuckerstücken darzustellen, ist anschaulicher, als Streuzucker zu nehmen und die Menge in Gramm anzugeben.

  25. @tohuwabohu
    Ich halte das für eine Scheinanschaulichkeit. Klar kann sich jeder 6 Zuckerstückchen vorstellen, aber da kaum jemand den täglichen Kalorienbedarf hauptsächlich mit Würfelzucker deckt ist der Wert dieser Angabe zweifelhaft.
    Streuzucker in Gramm sollte ja gleich sein mit Würfelzucker in Gramm. Man könnte auch Teelöffel für den Streuzucker nehmen.

    Und dann achte mal drauf, wie oft erzählt wird, dass in einem Apfel das Zuckeräquivalent von 6 Stück Würfelzucker sind oder in einer Banane 8. Die Würfelzucker werden nur aus Abschreckungsgründen eingesetzt und da man Obst nicht verteufeln will unterschlägt man dessen Kaloriengehalt am liebsten ganz.
    Vorgelebter Selbstbetrug.

  26. OH, sorry @all
    nach #23 und dem Erscheinen des nächsten Blog-Posts hätte ich mit keiner weiteren Diskussion gerechnet.
    Naja – Fragen in dem Sinne waren ja keine dabei 🙂

    @Hans#21: ja geht halt MIR so..
    @gauis#22: eben – das prangere ich an (u.a.)
    @Cord#23: Microsaarland finde ich schon ganz vernünftig….
    @promille/wer genau: was war die #24/25,3 wer. also was. achso, ja promille-unbegrezung finde ich gut 😉
    @user unknown #27: woody allens mutter sagt aber auch: wenn das scheiss-all sich schon ausdehnt – wieso finde ich einfach keinen parkplatz in manhattan?!
    @walter#28: ach komm schon, walter! das long island ice tea building ist genau 5mal so schwer wie das SAARLAND!! ist doch nicht so SCHWER umzurechnen!! 😀
    @Struppi#30: yo, schlaubi, wurde unten bereits erwähnt, köstlich, bin mathemuslim… aber es wurde explizit von der „ausgabe“ gesprochen … da wurden wohl kaum deutsche fräuleins an die einströmenden muslims vergeben – ich mutmasse doch eher MAHLZEITEN… aber nur meine interpretation 🙂
    @tohuwabohu #31: ja, sorry, du hast es zwar nicht aufgebracht …. aber vergleicht doch mal eure fertigpizza, euren cappuchino und eure energie-drinks mit cola (cola@sponsor.de)!! ich bin sicher, eure „energiedrinks“ enthalten mehr ZUCKER als meine „cola@sponsor.de“
    selbst euer wasser enthält weniger bestandteile als „mein.wasser@grander.at“!!
    Denkt mal drüber nach!
    @user unknown #32: aber würfelzucker enthält gegenüber „streuzucker“ etwa 33% Luft aufgrund der molekularen zusammenstzung von c3hp3o23-molekülen!! im gegensatz zu c12h22o1!
    denk DA mal düber nach! 33%! da sind 66% H2O!!

    @all: das waren nur schnell und beliebig gesammelte „vergleiche“ einer woche im deutschen fernsehen. hätte ich mir über die letzten 6 monate mühe gegeben – wären sicherlich sehr sehr sehr schlimme vergleiche in diesem beitrag vorgekommen… die „populär-wissenschaftlichen sendungen“ (für mich eigentlich bereits ein schimpfwort) sind da doch mittlerweile höchst kreativ…

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