Im April hab ich zur Abwechslung endlich mal wieder mehr Zeit für die Lektüre gehabt und dementsprechend viele Bücher gelesen. Da mir aber diese Zeit gerade jetzt in den letzten Tagen des Monats wieder abhanden gekommen ist, gibt es diesmal nur Kurzrezensionen der von mir gelesenen Bücher. Dafür hab ich aber ja all die Sachbücher und Romane zum Thema „Bier“ die ich im April gelesen habe schon letzte Woche ausführlich vorgestellt.

Alte Computerspiele

Ich bin vermutlich der letzte, der „Ready Player One“ von Ernest Cline (heißt auf deutsch genau so) gelesen hat. Das liegt vielleicht daran, dass ich eigentlich überhaupt kein Computerspieler bin. Nicht mehr zumindest; früher in meiner Kindheit als ich noch meinen Commodore 64 hatte, habe ich oft und mit Begeisterung gespielt. Und glücklicherweise sind das auch genau die Spiele die in Clines Roman eine Rolle spielen. Die Welt der 1980er Jahre dominiert das Buch, obwohl es eigentlich in den 2040ern spielt. Die Welt ist mehr oder wenig komplett im Arsch, aber die Menschen haben sich sowieso schon in die virtuelle Welt der OASIS zurück gezogen. Deren stinkreicher Schöpfer ist gestorben, hat aber sein Vermögen denjenigen vermacht, der es schafft ein gewaltiges Rätsel zu lösen. Um das zu schaffen, muss man aber Experte für die Popkultur der 1980er sein. Und so versuchen ein Haufen klassischer Nerds, die in Computerspielen, Filmen und Musikstücken versteckten Hinweise zu entschlüsseln um am Ende das große Vermögen zu gewinnen. Ein großartiges Buch; zumindest für alle die in den 1980er Jahren noch jung waren!

playerone

Ich hab mir dann auch gleich das nächste Buch von Cline besorgt: „Armada“ (auf deutsch nicht erhältlich?). Ist auch ganz nett. Aber ihm fehlt der Charme von „Ready Player One“. Wieder geht es um Computerspiele, wieder um die Kultur der 1980er Jahre – aber wo im ersten Buch all die Anspielungen ein ganz natürlicher Teil der Handlung waren, wirkt hier alles ziemlich erzwungen. Die Handlung – junger Top-Computerspieler stellt fest, dass der Kampf gegen Aliens am PC in Wahrheit echt ist und kein Spiel – ist nicht sonderlich originell und man wartet vergeblich auf irgendeinen großen Plot-Twist, der dem ganzen noch einen Sinn gibt. Das Buch liest sich gut und macht auch Spaß. Aber man muss es auch nicht unbedingt gelesen haben…

Zombies

Die ganze Zombie-Welle ist bis jetzt mehr oder weniger spurlos an mir vorüber gegangen. Ich habe es vermieden, all die Serien, Filme und Bücher zu konsumieren und hab den Hype darum nie so ganz verstanden. Deswegen frage ich mich auch immer noch, wieso ich mir das Buch „Reset“ von Jens Bühler zugelegt habe. Ein Buch über Zombies, noch dazu im Selbstverlag erschienen. Ich dachte, ich hätte es aufgrund einer Empfehlung in der empfehlenswerten Science-Fiction-Umschau des Online-Standard gekauft. Aber da wurde das Buch gar nicht empfohlen… Keine Ahnung also wie das Ding auf meinem Kindle gelandet ist. Aber ich bin froh darüber!

Zombies mitten in Frankfurt. Keiner weiß wo sie herkommen; keiner weiß was man dagegen tun kann. Die Handlung folgt dem Kampf versprengter Gruppen Überlebender; unter anderem einer geheimen Militäreinheit in einem Bunker mitten in der Landschaft, die mangels anderer Überlebender zum Oberkommanda der NATO wird. Ich hab keine Erfahrung mit Zombie-Literatur, fand „Reset“ aber sehr gut. Ich mochte die biologischen Hintergründe, die sich Bühler ausgedacht hat; fand die Sache mit dem Super-Bunker des deutschen Militärs ein wenig unglaubwürdig, die Verbindung zwischen Zombies und Alien-Invasion und vor allem den Schluß aber wirklich gut gelungen!

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Ebenso ungeplant bin ich im April auf mein Zweites Zombie-Buch gestoßen: „The Girl With All The Gifts“ von M.R. Carey (meines Wissens nach nicht auf deutsch erhältlich). Diesmal ist es Großbritannien, in dem sich die Menschen gegen Zombies erwehren müssen. Grundlage ist hier eine mutierte Variante eines realen fiesen Parasitenpilzes, der Ameisen befällt und ihr Verhalten manipuliert bevor er sie tötet. Hauptfigur ist Melanie, ein Mädchen dessen Alltag darin besteht, gefesselt in einer Zelle zu sitzen und das nur einmal täglich zwecks Unterricht in ein Klassenzimmer gebracht wird. Warum sie gefangen gehalten wird weiß sie nicht. Sie kennt nur ihre Lehrerin und die Militärs, die sie bewachen und weiß nichts vom Rest der Welt. Das ändert sich gegen Hälfte des Buches. Da wurde die Handlung dann auch für meinen Geschmack ein wenig zu langatmig; aber auch hier fand ich die biologischen Hintergründe und ebenfalls das Ende sehr gut. Ich kann das Buch auf jeden Fall empfehlen

Alternative Welten

Von „Der Spalt“ von Peter Clines (im Original: „The Fold“) wurde mir in einigen Rezensionen abgeraten. Ich habe es aber trotzdem gekauft und war mit meiner Entscheidung zufrieden. Ein hochintelligenter Lehrer mit fotografischem Gedächtnis wird von einem geheimen Forschungsprojekt engagiert, um dort ein paar seltsame Vorfälle zu untersuchen. Es geht um den Versuch des instantanen Reisens und das scheint auch alles wunderbar zu funktionieren. Nur weiß keiner so wirklich, warum – und warum sich ab und zu einige der Menschen die durch das Portal treten nicht mehr so verhalten wie sie das früher getan haben. Was am Anfang wie ein klassischer Science-Fiction-Roman mit einigen netten Sherlock-Holmes-Elementen und vielen popkulturellen Anspielungen los geht, entwickelt sich gegen Ende eher in Richtung Horror á la H.P. Lovecraft. Der Schluss hat mir auch am wenigsten gefallen; obwohl ich das Buch in einem Rutsch durch gelesen habe. Wer „Der Spalt“ liest (was ich nur empfehlen kann) sollte darum unbedingt auch „14“ (auf deutsch hätte ich es noch nicht gefunden) lesen.

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Das scheint so eine Art Vorarbeit zu „Der Spalt“ zu sein. Einige Elemente daraus findet man auch schon in „14“ obwohl das ein ganz anderes Buch mit ganz anderer Ausgangslage ist. Nate, ein junger Typ mit miesem Bürojob bekommt eine Wohnung angeboten. Groß, schön und vor allem billig. Er zieht ein – und merkt schnell, dass in dem Haus irgendwas nicht so ist, wie es sein sollte. Aus der Lampe in seiner Küche kommt zum Beispiel nur UV-Licht – egal welche Glühbirne eingeschraubt wird. Wohnung 14 ist komplett verrammelt; in Wohnung 16 sterben ständig Leute und der Hausmeister will auf keinen Fall über irgendwelche Auffälligkeiten reden. Ich hab mich bei der Lektüre immer an ein altes Computerspiel erinnert (so eines, das auch gut in „Ready Player One“ vorkommen könnte). Das Setup passt genau dazu: Ein Haus, voll mit Geheimnissen und in jeder Wohnung ein anderer seltsamer Bewohner. Nate muss alle kennenlernen, sich um ihre Hilfe kümmern, die einzelnen Hinweise zusammenführen bis am Ende dann schließlich das Geheimnis gelüftet wird. Teile dieses Schlußes hat Clines dann auch für „Der Spalt“ verwendet; aber in „14“ passen sie deutlich besser! Das, was einen in der „Der Spalt“ an Lovecraft nur erinnert, ist hier ganz natürlich Teil des etwas gruseligen Settings (und Lovecraft taucht zumindest indirekt sogar im Buch auf!). „14“ ist ein großartiges Buch. Lest es!

Und weil ich jetzt schon mal bei den Zombies war, hab ich mir auch noch das Buch „Ex-Heroes: Superheroes vs Zombies“ (auf deutsch: „Ex-Helden“) von Peter Clines besorgt. Superhelden vs. Zombies! Eigentlich erstaunlich, dass so lange niemand auf die Idee gekommen ist, so etwas umzusetzen. Die Story spielt in Los Angeles; die Welt wurde, wie üblich, von einer Zombie-Epidemie überrascht. Nur dass sie in diesem Fall zuerst vom Auftreten realer Superhelden überrascht wurde (was übrigens kein Zufall ist, wie sich später herausstellen wird). „St. George“ kann fliegen und Feuer speien. „Gorgon“ mit seinen Augen die Lebenskraft anderer Menschen absaugen. „Banzai“ ist superschnell; „Zzzap“ kann Energie erzeugen, und so weiter. Als dann aber auf einmal die Zombies auftauchen, tun sich die Superhelden mit den Überlebenden zusammen und verschanzen sich in einem Filmstudio Hollywoods. Von dort aus kämpfen sie gegen die Untoten – und die untoten Superhelden, die es natürlich auch gibt. Es ist ein witziges Buch, mit flotter Handlung und vielen netten Einfällen (ich mochte vor allem den Wettbewerb um das Töten von „Promizombies“; inklusive Diskussion ob nun Zombie-Angelina-Jolie mehr Punkte wert ist als Zombie-Charlie-Sheen, etc).

Anderes

Definitiv NICHT lesen braucht ihr „Größere Unendlichkeit“ von Michael McCollum (im Original: „A greater infinity“). Die Beschreibung des Buches klang nett: Die Erde ist nur eine von vielen parallelen Welten, die sich teilweise zu Universen umspannenden Konföderationen zusammengeschlossen haben. Es kommt zu den üblichen Problemen; und wie üblich muss ein unwilliger Held von unserer eigenen Erde alles retten. Aber so schlecht erzählt wurde mir schon lange keine Geschichte mehr. Die Handlung ist absolut unglaubwürdig und lieblos umgesetzt und es ist höchst erstaunlich, wie fantasielos man ein Universum präsentieren kann, in dem per Definition so gut wie alles möglich ist. Schlechtes Buch.

Nach dem Bier-Krimi „Reinheitsgebot“ hab ich auch noch das Vorgängerbuch „Tatzelwurm“ von Thomas Neumeier gelesen. Was Regionalkrimis angeht ist der hier nicht außergewöhnlich; weder positiv noch negativ. Ausreichend spannend, ausreichend lustig, ausreichend mit regionalen Anspielungen gespickt. Wer Krimis mag, kann hier nicht viel falsch machen. Wer nicht, wird das Buch sowieso nicht lesen. Und ich hab das Buch auch nur deswegen gekauft, weil ich in meiner Kindheit ein paar nette Urlaube im oberbayrischen „Hotel Tatzelwurm“ verbracht habe, wo sich ein guter Teil der Handlung abspielt.

Soweit die Buchempfehlungen für den April. Nach all den Science-Fiction-Büchern in den letzten Wochen muss ich mir für den Mai wohl mal wieder ein anderes Genre suchen 😉

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19 Gedanken zu „Zombies, alternative Universen und Computerspiele aus den 80er Jahren: Die Buchempfehlungen für April 2016“
  1. „in Richtung Horror á la H.P. Lovecraft. Der Schluss hat mir auch am wenigsten gefallen; “

    Hat Dir der Schluss nicht gefallen, weil er einfach platt ist, oder weil Du Lovecraft nicht magst?

    1. @schlappohr: Ich hab von Lovecraft noch nichts gelesen. Den Schluss von „Der Spalt“ mochte ich aber deswegen nicht, weil er im Gegensatz zum Rest des Buchs mMn nichtgut ausgearbeitet und durchdacht war. Hätte Clines den Schluss von „14“ für „Der Spalt“ verwendet, wäre es ideal gewesen.

  2. Zur Info, the Girl with all the gifts heißt auf deutsch „die Berufene“, ich höre das Buch gerade als Hörbuch. Ansonsten Danke für die Rezensionen, habe auch schon länger überlegt, mir Ready Player One zu holen und werde es nun wohl wirklich tun.

  3. Zombie-Romane sind ein schwieriges literarisches Genre. Zombies funktionieren im Film recht gut (wenn man Splatter mag); denn sie haben vor allem Schauwerte zu bieten, aber sonst relativ wenig. Mangels Indivialität, die ihnen durch ihr Zombie-Dasein genommen wurde, gibt es eigentlich nur die Unterscheidung zwischen den langsamen (Dawn Of The Dead, das Original von Romero) und den flinken Zombies (Dawn Of The Dead im Remake von Zak Snyder).
    Kürzlich habe ich versucht, „Die Jahre der Toten“ von Z. A. Recht zu lesen. Die übliche Story, eine Zombieseuche bricht aus, und jeder, der gebissen wird, wird ein (flinker) Zombie. Diesmal beginnte es im afrikanisch-arabischen Raum und die US-Army in der überhaupt nicht hinterfragten Rolle als Weltpolizist versucht, das Übergreifen auf Europa und die Vereinigten Staaten zu verhindern.
    Ich hab das Buch nach der Hälfte ins Regal gestellt, in die „Warten-aufs-Altpapier“-Ecke. Außer Beschreibungen davon, wie Zombies abgeknallt werden (trotz der üblichen menschlichen Konflikte – gähn – erfüllen die tapferen US-Soldaten natürlich bravourös ihre Aufgabe), war da so gut wie nichts. Bisschen wenig für 200 Seiten von 350.
    Ich hab mir aber fast gedacht, dass ein Zombie-Roman wohl eher nicht das Wahre ist, als ich das Buch gekauft habe. „Reset“ scheint überdurchschnittlich gut zu sein, denn in einer Kritik kann bei diesem Genre fast nichts anderes als ein Verriss rauskommen.

  4. „Ready Player One“ habe ich auch erst vor ein paar Wochen gelesen und kann Florian nur bestätigen, ein sehr nettes Buch für uns „80er Jahre Geeks“.

    Bei Zombies geht meiner Meinung nach nichts über „World War Z“ – das Buch, nicht den grottigen Film, der ausser des Titeles nichts mehr mit der Vorlage gemein hat. Ein Rückblick auf die große Zombie-Katastrophe geschildert in mehreren Interviews mit Überlebenden. Interessante Form und wie bei jeder guten Zombiegeschichte spielen die Zombies nur eine Nebenrolle.

    „Superhelden vs. Zombies! Eigentlich erstaunlich, dass so lange niemand auf die Idee gekommen ist, so etwas umzusetzen.“

    Gab es schon vorher in gewisser Form, die Marvel Zombies Comics.

  5. Ich habe „Der Spalt“ gerade gelesen, und muss sagen dass er mit Lovecraft nicht so recht passt. Er erwähnt ja auch am Anfang 40k ein bisschen (wo auch Dämonen ständig darauf warten in unsere Dimension mit einzuziehen), also passts wohl eher mit Michael Morcock. Der Mann hat eine ganze Generation von Leuten mit seinen Ideen inspiriert.

    Vielen Dank übrigens für deine ganzen Buchreviews – ich habe mir hier schon viele Tipps mitgenommen und durchgelesen.

  6. @Anderas:

    also passts wohl eher mit Michael Morcock. Der Mann hat eine ganze Generation von Leuten mit seinen Ideen inspiriert.

    Oh ja! (Aber er heisst Moorcock. Ähem …)

    Grossartiger Fantasyschreiber, der vor allem bewiesen hat, dass man richtig epische Fantasy nicht auf 4 mal 1000 Seiten (Ted Williams? Get this?!?) totreiten muss sondern 1 mal 1000 Seiten reichen …

    Für die „Jerry Cornelius“ Geschichten hat der auf Ewig in meinem persönlichen Pantheon der SF / Fantasy Schreiber einen der vorderen Plätze!

  7. So, nachdem ich nun auch 14 gelesen habe bin ich auch der Meinung dass es nach Lovecraft gehen sollte. Aber wo Lovecraft der Meister des Andeuten ist, enthüllen diese Bücher doch recht viel… schade! )

  8. World War Z (also das Buch) kann ich auch nur empfehlen. Hatte es mal zufällig zwischen die Finger bekommen und es war dann der Grund warum ich mich kurzzeitig etwas mehr mit Zombie-Literatur beschäftigt hatte. Leider war von Rest dann nichts mehr das Geld oder die investierte Zeit wert.

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