Letztes Jahr Ende Januar fand in Wien der erste Ball der Wissenschaften statt. Ich war eingeladen und war sehr begeistert von dem amüsanten und interessanten Abend. Und weil das nicht nur mir so ging, sondern offensichtlich auch sehr vielen anderen Gästen, wird demnächst der zweite Ball der Wissenschaften stattfinden. Am 30. Januar 2016 wird das Wiener Rathaus wieder der Ort sein, an dem sich feiernde Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und andere wissenschafts- oder zumindest ballbegeisterte Menschen treffen um zu tanzen und sich von Musik und Wissenschaft inspirieren zu lassen.

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Im Wiener Rathaus war es letztes Jahr festlich. Und wissenschaftlich!

Einer der Ehrengäste wird beispielsweise der Nobelpreisträger Eric Kandel sein. Es wird wieder wissenschaftliches Entertainment geben; unter anderem einen 3D-Drucker der Maschen für Smokings produziert und ein Insekten-Buffet. Ich persönlich freue mich ja schon auf „den größten simulierten Meteoriteneinschlag in Wien“.

Walzer und Wissenschaft passen eben gut zusammen. Das hat kürzlich auch das University College London (UCL) demonstriert. Anlässlich des Vorbeiflugs der Raumsonde New Horizon an Pluto hat man dort einen „planetaren Walzer“ in Auftrag gegeben. Pluto ist zwar kein Planet, aber als sehr großer Asteroid der von Charon, einem weiteren großen Asteroid begleitet wird, zeigt sich hier die rhythmische Bewegung besonders schön.

Die „normale“ Bewegung der Planeten hat ja eigentlich mit Walzer wenig zu tun. Die Erde beispielsweise bewegt sich um die Sonne. Sie macht die ganze Arbeit, die Sonne tut eher wenig. Ein Walzertanz ist aber eine gemeinsame Aktivität! Hier bewegen sich beide Personen umeinander und nicht nur eine um einen stationären Partner.

Im Sonnensystem finden wir solche Konstellationen aber bei den Planeten eher selten. Denn wie sich die Objekte umeinander bewegen, hängt von deren Massen ab. Die Sonne nimmt mehr als 99 Prozent der Gesamtmasse des Sonnensystems ein. Deswegen bewegen sich die Planeten um sie herum und ein echter „Tanz“ findet nicht statt. Beziehungsweise schon, aber nur sehr subtil – denn natürlich bewegt sich auch die Sonne: Zwei (oder auch mehr) Himmelskörper bewegen sich immer um ihren gemeinsamen Schwerpunkt. Wenn die zwei Himmelskörper gleich schwer sind, befindet sich der Schwerpunkt genau in der Mitte zwischen ihnen. Sind sie ungleich schwer, dann liegt der Schwerpunkt in der Nähe des massenreicheren Objekts und zwar um so näher, je größer der Unterschied in der Masse ist. Bei der Bewegung der Planeten um die Sonne ist der Schwerpunkt nun so nahe an der Sonne, dass die nur ein bisschen wackelt, während die Planeten sich immer um sie herum bewegen.

Leute, die nur ein bisschen „wackeln“ und andere tanzen lassen, findet man natürlich auch auf vielen Bällen 😉 Aber mit Walzer hat das nichts zu tun. Dazu braucht man zwei Objekte, die annähernd gleich schwer sind. Unsere Erde und ihr Mond sind das nicht: Erstere ist 81 Mal schwerer als zweiterer! Der Schwerpunkt ihrer gemeinsamen Bewegung liegt 1700 Kilometer unter der Erdoberfläche. Der Mond bewegt sich um die Erde herum und die Erde wackelt nur ein kleines bisschen. Ganz anders bei Pluto und Charon! Pluto ist nur acht mal so schwer wie Charon. Ihr Schwerpunkt befindet sich tatsächlich zwischen den beiden Himmelskörpern im Weltall und die beiden „tanzen“ tatsächlich umeinander, wie diese Aufnahmen zeigen (und wie ich hier ausführlich erklärt habe):

Bild: NASA/JHU-APL/SWRI
Bild: NASA/JHU-APL/SWRI

Basierend auf der Bewegung dieser beiden Himmelskörper und ihren anderen astronomischen Parametern (Temperatur, Größe, Zusammensetzung, etc) haben Catherine Kontz und Minna Orvokki Nygre vom Centre for Planetary Sciences des University College London einen Walzer komponiert, der sich so anhört:

 

Ich weiß nicht, ob dieses Stück auch am 30.01.2016 beim Wissenschaftsball gespielt werden wird. Aber ich bin mir sicher, dass es wieder eine so schöne und interessante Veranstaltung werden wird, wie im letzten Jahr. Ich hoffe, dass ich in drei Wochen ebenfalls im Wiener Rathaus dabei sein und einen festlich-wissenschaftlichen Abend verbringen kann.

4 Gedanken zu „Plutos Walzertanz und der zweite Wiener Ball der Wissenschaften“
  1. Die Erde beispielsweise bewegt sich um die Sonne. Sie macht die ganze Arbeit, die Sonne tut eher wenig.

    Richtig.
    Seit fast 500 Jahren hängt die faulenzend in der Mitte des Systems herum. Da wäre so langsam mal wieder ein Tausch mit einem der Planeten fällig.

  2. @Forian

    Die “normale” Bewegung der Planeten hat ja eigentlich mit Walzer wenig zu tun. Die Erde beispielsweise bewegt sich um die Sonne. Sie macht die ganze Arbeit, die Sonne tut eher wenig. Ein Walzertanz ist aber eine gemeinsame Aktivität!

    Oh, die Sonne tanzt aber auch ein bisschen Walzer: https://en.wikipedia.org/wiki/Barycenter#/media/File:Solar_system_barycenter.svg

    Jupiter und Saturn zerren das Baryzentrum gelegentlich aus der Sonne heraus.

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