Es ist Juli und die Leute fahren in Urlaub. Viele irgendwo ans Meer oder sonst an einen Ort, an dem man sich erholen kann. Und so schön es sein kann, ein paar Tage lang überhaupt nichts zu machen und einfach nur am Strand zu liegen – so schön ist es auch, neue Dinge zu erleben und vor allem neue Sachen zu lernen (ansonsten könnte man ja auch gleich zu Hause bleiben wo alle so ist wie immer). Und zu sehen und zu lernen gibt es auf dieser Welt ja genug! Die meisten Reiseführer listen jede Menge Kirchen, Tempel und andere „klassische“ Sehenswürdigkeiten auf. Aber es lohnt sich, auch mal nach Orten Ausschau zu halten, die vielleicht nicht unbedingt Kunstwerke und Statuen zu bieten haben, dafür aber jede Menge Wissenschaft.

Ich habe in diesem Artikel einmal all die Plätze auf dieser Welt aufgelistet, die ich gerne besuchen würde. Bei vielen davon wird das unmöglich sein; entweder weil man als Normalsterblicher nicht die Gelegenheit bekommt sie zu besuchen oder eine Reise außerhalb meiner finanziellen Möglichkeiten liegt. Andere Orte dagegen sind einfacher zu erreichen (und natürlich würde ich mich auch über Anregungen aus der Leserschaft freuen).

Amundsen-Scott-Südpolstation

Eine Forschungseinrichtung direkt am Südpol unseres Planeten! Mitten in einem ganzen Kontinent, auf dem keine Menschen (dauerhaft) leben, auf dem extreme Umweltbedingungen herrschen, auf dem Tag und Nacht ein halbes Jahr dauern und wo es Dinge zu sehen gibt, die man nirgendwo anders sehen kann! Wer würde diesen Ort nicht besuchen wollen? Ich würde wahnsinnig gern mal in die Antarktis fahren. Am liebsten natürlich zur Amundsen-Scott-Südpolstation um mir dort zum Beispiel das Neutrino-Observatorium IceCube anzusehen, das BICEP-Teleskop und all die anderen faszinierenden Forschungseinrichtungen. Ich würde aber auch zur Neumayer-Station fahren oder irgendeiner anderen Siedlung der Antarktis. Und dann dort auch tatsächlich ein wenig am faszinierenden Leben im ewigen Eis teilnehmen und nicht nur einfach mit nem Kreuzfahrtschiff vorbei fahren oder so. Aber wahrscheinlich wird mir nichts anderes übrig bleiben, als in Büchern über die Antarktis zu lesen

Svalbard Global Seed Vault

Der Eingang zum Global Seed Vault in Svalbard. Sieht nicht sehr einladend aus. Ich will aber trotzdem hin (Bild: Bjoertvedt, CC-BY-SA 3.0)
Der Eingang zum Global Seed Vault in Svalbard. Sieht nicht sehr einladend aus. Ich will aber trotzdem hin (Bild: Bjoertvedt, CC-BY-SA 3.0)

Den Norden finde ich genau so faszinierend wie den Süden. Und da vor allem die Inseln von Spitzbergen. Auch dort findet jede Menge Wissenschaft statt und am liebsten würde ich den Svalbard Global Seed Vault besuchen. Das was dort geschieht, hat zwar nichts mit Astronomie zu tun sondern mit Biologie und Ökologie, ist aber nicht minder interessant. Ich habe ja ein Faible für Grundlagenforschung und es würde mich sehr interessieren direkt vor Ort zu erfahren, wie die Biologen von der Saatgutdatenbank im nordischen Eis profitieren können und was sie mit den Daten anstellen. Aber auch da werde ich mich wohl mit einem Blick aus der Ferne zufrieden geben müssen (immerhin gibt es eine gute Dokumentation („Seed Warriors“) zu dieser Einrichtung). Aber vielleicht werde ich ja zumindest mal zu einem Besuch am University Centre Svalbard eingeladen – obwohl die dort vermutlich keinen Astronomen brauchen können…

Summit Camp

3216 Meter hoch, mitten auf der größten Insel der Welt und vermutlich noch einsamer und ungemütlicher als die Südpolstation: Das „Summit Camp“ liegt in der Mitte von Grönland und wenn man nicht gerade einer der dort arbeitenden Wissenschaftler ist, hat man an diesem abgelegenen Ort vermutlich nichts verloren. Aber so ein kurzer Besuch dort wäre schon irgendwie nett… oder an einer der anderen Forschungseinrichtungen in Grönland.

Mauna Kea

Aber genug vom kalten Norden oder Süden. In Hawaii ist es auch schön – nicht nur unten am Strand, sondern auch auf den hohen Bergen. Abgesehen davon, dass ich sowieso schon immer gerne mal einen Vulkan besuchen will bzw. eine entsprechende Forschungseinrichtung stehen auf dem 4200 Meter hohen Gipfel dieses Berges auch jede Menge tolle Sternwarten herum die ich alle unbedingt sehen will! Aber ich hab mir ja damals unbedingt die theoretische Astronomie als Arbeitsgebiet aussuchen müssen – das hab ich jetzt davon! Ich bin immer nur in Uni-Büros rumgesessen und nie zu den großen Sternwarten an exotischen Orten gefahren (aber immerhin hab ich vor 5 Jahren mal an zwei BeobachterProjekten mitgearbeitet und dabei sogar das Teleskop bedient – wenn also irgendwer in Hawaii ein bisschen Hilfe beim Beobachten braucht: sagt Bescheid!). Aber vielleicht komme ich ja zumindest mal in die Visitor Information Station und auch der Gipfel lässt sich als Besucher erreichen.

Europäische Südsternwarte

Da will ich hin! (Bild: Clem & Adri Bacri-Normier (wingsforscience.com)/ESO)
Da will ich hin! (Bild: Clem & Adri Bacri-Normier (wingsforscience.com)/ESO)

Und wenn wir schon mal bei den Teleskopen sind, dann will ich natürlich auch mal in die chilenische Wüste. Dort steht das Paranal Observatorium mit den großen VLT-Geräten. Aber auch das La-Silla-Observatorium ist sehenswert und wenn ich schon mal in der Gegend bin, dann würde ich auch gerne auf das über 5000 Meter hohe Chajnantor-Plateau gehen und mir ALMA ansehen. Und natürlich die Baustelle des EELT, dem bald größten Teleskop der Welt. Aber auch an diesen ganzen Sternwarten habe ich als theoretischer Astronom leider nie etwas zu tun gehabt. Immerhin kann man offizielle Reisen dorthin buchen – allerdings nur, wenn man sehr viel Geld übrig hat… Wenn man sich auf eigene Faust durch die Wüste kämpft, gibt es aber sogar jeden Samstag die Möglichkeit einer Führung durch die Sternwarten; nur um ALMA zu besuchen muss man Wissenschaftler oder Journalist sein.

Gran Telescopio Canarias

Etwas näher und von Deutschland aus günstiger zu erreichen ist das derzeit größte Teleskop der Welt, das Gran Telescopio Canarias. Die kanarischen Inseln sind ja touristisch gut erschlossen und man kann das Teleskop auch besuchen, wenn man kein Astronom ist. Derzeit steht die Insel La Palma noch nicht auf meinem Reiseplan, aber im Gegensatz zu den bisher genannten Reisezielen, ist das GTC zumindest eine realistische Option und falls jemand von euch den Sommer auf den Kanaren verbringt, dann kann ich euch nur empfehlen, dort mal vorbei zu schauen.

Parabelflug

Im Urlaub fliegt man ja auch oft mit dem Flugzeug. Meistens (hoffentlich!) ohne außergewöhnliche Vorkommnisse und im wesentlichen auf gleicher Höhe von A nach B. Ein Parabelflug dagegen wurde eigentlich zum Training für die Astronauten entwickelt; als eine Möglichkeit auch hier auf der Erde Schwerelosigkeit zu erfahren. Mittlerweile kann man solche Flüge auch als Privatperson buchen – vorausgesetzt man hat ein paar tausend Euro übrig. Aber mal sehen – vielleicht lässt sich ja auch der Pilot des Urlaubsfliegers dazu überreden, mal ein wenig „abzustürzen“, um den Fluggästen ein bisschen Schwerelosigkeit zu bescheren…

Centre Spatial Guyanais

Raketen im Dschungel! (Bild: DLR, CC-BY 2.0)
Raketen im Dschungel! (Bild: DLR, CC-BY 2.0)

Ja, es gibt auch Weltraumtourismus (zumindest auf dem Papier), aber mir würde es schon reichen, einfach mal nur einen Raumbahnhof zu besuchen und einer Rakete beim Start zuzusehen. Am liebsten einer Saturn V – aber die gibt es ja leider nicht mehr. Eine Reise nach Französisch-Guayana zum Weltraumbahnhof der Europäischen Weltraumagentur ESA mit dem Besuch eines Ariane-Starts wäre aber sicher auch sehr nett. Ob diese Ecke von Südamerika touristisch sonst noch etwas zu bieten hat, weiß ich nicht – aber zumindest ist es ein Teil von Frankreich und sollte halbwegs vernünftig erreichbar sein. Aber ich vermute, es ist einfacher, eines der NASA-Zentren zu besuchen als den europäischen Bahnhof mitten im Dschungel, der wohl nicht auf Touristen-Besuch eingerichtet ist. Aber zumindest die Presse dürfte dort ab und zu eingeladen werden und vielleicht bin ich ja irgendwann mal ein Journalist der wichtig genug für so eine Einladung ist…

ITER

Kernfusion fand ich immer schon enorm faszinierend und auch wenn die große europäische Kernfusionsanlage ITER noch eine Baustelle ist, würde ich trotzdem gerne mal direkt vor Ort von Experten über das Thema informiert werden. Und zur Not kann man in Südfrankreich, wo ITER gebaut wird, ja auch noch ein paar andere nette Dinge anstellen. In der Zwischenzeit wäre aber auch ein Besuch beim deutschen Wendelstein 7-X Fusionsreaktor in Greifswald interessant. Oder auch nur eine Führung durch eines der vielen Kernkraftwerke – aber die zählen ja leider normalerweise auch nicht unbedingt zu den touristisch erschlossenen Zielen in Deutschland…

GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung

Das GSI in Darmstadt klingt jetzt nicht unbedingt nach einer exotischen Urlaubslocation. Aber das ist der Ort, an dem immerhin sechs völlig neue chemische Elemente erzeugt worden sind und welcher Ort kann das sonst noch von sich behaupten? Nur das Vereinigte Institut für Kernforschung im russischen Dubna, das ich natürlich auch mal gerne besuchen würde. Aber die Chancen, dass ich irgendwann mal jemanden kennenlerne, der im GSI Darmstadt arbeitet und mich zu einer Führung dorthin einlädt sind wohl doch größer und netterweise kann man das GSI auch einfach so besichtigen. Mal sehen – ich muss im Herbst sowieso nach Hessen; da könnte ich auch endlich mal am Beschleuniger vorbei schauen. War jemand aus der Leserschaft schon mal dort und möchte davon berichten?

LIGO

Apropos große Forschungseinrichtungen: In den USA steht LIGO, das Instrument mit dem man hofft, einen direkten Nachweis von Gravitationswellen zu bringen. Und in Livingston, Louisiana gibt es auch ein LIGO Science Education Center, das mit Sicherheit einen Besuch wert ist. Ich war ja noch nie in den USA (ich war überhaupt noch nie außerhalb von Europa), aber wenn, dann wäre LIGO sicherlich eines meines bevorzugten Ziele. In Deutschland gibt es noch den kleineren GEO600-Gravitationswellendetektor – ohne Science Center aber dafür mit Tag der offenen Tür, den ich dieses Jahr leider verpasst habe. Mist.

Institute for Advanced Studies

Und wenn ich sowieso schon mal in den USA bin, dann will ich auch das IAS in Princeton sehen! Das ist „nur“ eine normale Forschungseinrichtung und nicht mal eine öffentliche Universität und ich weiß nicht, ob es da ein großes touristisches Programm gibt. Aber dort hat Albert Einstein gelebt und gearbeitet und genau so wie man sich bei einem Besuch in Rom den Petersdom und den Trevi-Brunnen ansehen muss, muss man sich auch die Wirkungsstätte des größten Physikers aller Zeiten ansehen, wenn man eine wissenschaftliche Reise durch die Welt macht!

Biologische Anstalt Helgoland

Urlaub am Meer! (Bild: Wusel007, CC-BY-SA 3.0)
Urlaub am Meer! (Bild: Wusel007, CC-BY-SA 3.0)

Aber da Fernreisen sowieso nicht in meinem Budget vorgesehen sind, suche ich mir lieber noch ein paar lokale Ziele. Die Biologische Anstalt Helgoland zum Beispiel. Das ist sowieso immer einen Besuch wert, aber dort dann auch noch über die Forschung auf der Hochseeinsel informiert zu werden, wäre noch interessanter. Ich konnte leider auf der Homepage nicht herausfinden, ob es da die Möglichkeit für einen Besuch gibt; wenn jemand Bescheid weiß, würde ich mich über Informationen freuen. Betrieben wird die Station vom Alfred-Wegener-Institut und wenn ich mir ansehe wo das AWI überall Forschungsstationen betreibt und das mit meiner bisherigen Reiseliste vergleiche, dann sollte ich wohl über einen Jobwechsel nachdenken… 😉

Was gibt es sonst noch?

Die bisherige Liste ist natürlich absolut unvollständig. Ich habe nur die Ziele aufgezählt, die mir schon länger im Kopf herumgespukt haben – aber es gibt überall auf der Welt noch sehr viel mehr interessante Wissenschaft zu erleben. Wo würdet ihr gerne mal hinreisen? Wenn ihr Tipps habt; selbst schon interessante Orte besucht habt oder vielleicht sogar in einer sehenswerten Forschungseinrichtung arbeitet und wisst was man tun muss, um dort mal vorbei kommen zu dürfen: Dann sagt bitte hier in den Kommentaren Bescheid!

41 Gedanken zu „Helgoland, Südpol oder Darmstadt: Wissenschaftliche Reiseziele – Lernen macht auch im Urlaub Spaß!“
  1. Falls das Ziel der Reise der Wendelstein X-7 in Greifswald ist, kann man das tatsächlich mit einem Rundgang durch ein stillgelegtes Kernkraftwerk in der nähe (Seebad Lubmin) verbinden 🙂
    Weiterhin gibts in Greifswald auch ein Forschungsinstitut für Niedertemperatur Plasma welches nicht weniger Interessant ist.

    Überhaupt Wissenschaft UND Strand \o/
    Wenn das mal keine Reise wert ist 😉

    Leider fallen mir auf anhieb nur ziele innerhalb von Deutschland ein. Das Nördlinger Ries muss wegen Asteroiden auch genannt werden.

    1. @Jakob: „Leider fallen mir auf anhieb nur ziele innerhalb von Deutschland ein.“

      In Deutschland ists auch schön; da hab ich auch nix gegen Tipps.

      @Spacedude „Sehr empfehlenswert, auch für Durchreisende, ist ja das Planetarium in Jena: https://www.planetarium-jena.de/

      Kann ich nur zustimmen. Obwohl ich einen Ort, denn ich von meinem Fenster zuhause aus sehen kann, nicht unbedingt als Reiseziel für nen Urlaub definieren würde 😉 Aber das Problem hab ja nur ich. Alle anderen: Geht ins Planetarium!

  2. „Oder auch nur eine Führung durch eines der vielen Kernkraftwerke – aber die zählen ja leider normalerweise auch nicht unbedingt zu den touristisch erschlossenen Zielen in Deutschland…“

    Vor einiger Zeit war ich im KKW Neckarwestheim. Der Druckwasserreaktor (Block2) war in Betrieb. Trotzdem konnten wir sogar das Containment besichtigen. Wir standen auf einer Bühne über dem Reaktordruckbehälter und gewannen einen ausführlichen Einblick in die Konstruktion. Eine touristische Erschließung ist da nicht notwendig.

    1. @Karl Mistelberger: „Eine touristische Erschließung ist da nicht notwendig.“

      Ich meinte, dass man standardmäßig ein KKW nicht einfach so besuchen kann wie ein Museum. Wenn ich mich da irre, wäre ich für Infos zu Besuchszeiten/interessanten Zielen sehr dankbar!

  3. Empfehlenswert ist sicherlich das Kennedy Space Center in Florida. Als Normalsterblicher kann man dort eine Saturn V in Originalgröße und das Mockup (?) des alten Apollo-Kontrollraums besichtigen. Außerdem gibt es ein 1:1-Modell eines Space-Shuttle, in das man hinein kann (und sich wundern, wie wenig Platz darin ist). Als ich ’92 in Florida auf Urlaub war, startete zufällig das Shuttle Endeavour zum Jungfernflug und zu dieser Zeit war ich im Mietwagen unterwegs und konnte rechtzeitig zum Start in Titusville am Flussufer sein. War zwar fürchterlich weit weg (ca. 20 km, man hörte nichts), aber trotzdem sehenswert (und sehr voll).

    Ich hatte Ende der 90er mal ein Papier zu einer Softwareentwicklungskonferenz der NASA eingereicht und wurde angenommen. Das coolste war (neben einem kleineren Hurrican, der zwei Tage über unserer Unterkunft wütete), dass zum Kongressporgramm eine Special-Tour des Space-Centers gehörte. Wir besichtigten die Montage von ISS-Modulen, den Kontrollraum der Shuttle-Starts, fuhren mit dem Bus über unter der Startrampe durch und ich konnte den Tourguide sogar bequatschen, uns in das große Vehicle Assembly Building zu lassen, wo große Feststoff-Booster-Segmente herumlagen (leider kein Shuttle). Das Visitenkärtchen eines Mitarbeiters mit NASA-Emblem ziert seitdem meinen Schreibtisch.

    Wo ich mal hinmöchte: Zum CERN. Aber da warst Du ja schon.

  4. Das AWI in Bremerhaven kann in jedem Fall besichtigt werden. Wir waren vor Jahren bereits einmal dort, allerdings als Gruppe. Ob Einzelführungen möglich sind, weiß ich nicht.
    Der damalige Besuch war sehr interessant.
    Einfach mal anrufen und nachfragen.
    Ein Besuch in Bremerhaven kann auch mit der Besichtigung des Morgensternmuseums (Stadtgeschichte, gut gemacht), des Deutschen Schifffahrtmuseums und des sehr sehenswerten Auswanderermuseums verbunden werden.
    Außerdem gibt es das Klimahaus, das sich als Publikumsmagnet erwiesen hat.

  5. Ich hab letztes Jahr das alte Atomkraftwerk in Rheinsberg, das dort seit der Wende zurückgebaut wird, mit einer 5er Gruppe besucht. Auf jeden Fall auch einen Besuch wert

  6. Hallo Florian,

    ich war schon einige Male bei der GSI und es war jedes Mal superspannend. Da sind zunächst die großen Hallen, gegen die Strahlung vollgestellt mit meterdicken Betonblöcke. Dazwischen sind unmengen an Kabeln verlegt, an jeder Ecke stehen Computer und es sieht alles irgendwie eher aus wie bei Bastlern in der Garage als wie man sich eine der größten und modernsten Forschungsanlagen der Welt vorstellt. Allerdings sind die Beschleuniger dort ja auch ständig gewachsen und grade wird mit FAIR schon wieder ein neuer Ring gebaut, Kosten ~5 Milliarden Euro.

    Beeindruckend fand ich vorallem die Dedektoren: Haushohe Gebilde, die man auf den ersten Blick wohl eher als Satelliten identifizieren würde, auf den zweiten mit nichts vergleichbar was man schon mal gesehen hatte. Einmal konnte ich sogar an den Ring selber ran. Das ist aber nur eine Metallröhre und nur spannend weil der Bereich im Betrieb Todeszone ist. Ziemlich cool auf jeden Fall, dass die Physiker einen da an alles so nah ran lassen.

    Nicht zu vergessen ist auch die Tumortherapie mit Schwerionen, mit der dort schon hunderte Menschen geheilt worden. Die Kohlenstoffionen zerstören den Tumor punktgenau, das Gewebe davor und dahinter bleibt vollkommen unbeschädigt – Raumschiff Enterprise! Die Technik wird mittlerweile auch von Siemens vermarktet, Kliniken mit Teilchenbeschleunigern stehen in Heidelberg und Marburg.

    Außerdem erinnere ich mich noch an die Summerschools mit Studenten aus der ganzen Welt, mit denen ich ein paar interessante Gespräche geführt habe. Und nicht zu vergessen sind die Physikerwitze wie den Namensvorschlag Polizium für das Element 110. Man einigte sich schließlich auf Darmstadtium, auch wenn einige Witzbolde gerne die erste Silbe des Stadtteils Wixhausen (in dem die GSI liegt) als Namensgeber gehabt hätten.

    Wenn Du aber schon mal in die Darmstadt bist, musst Du auch die ESA besuchen. Die wenigen Führungen dort sind allerdings schon auf Monate ausgebucht. Sehenswert ist auch der Tag der offenen Tür bei der Elektrotechnik, zumindest wenn man mal im Faradayschen Käfig von einem zehn Meter Blitz getroffen werden will. Außerdem haben wir noch drei Frauenhofer Institute, eine Sternwarte, einen schönen Botanischen Garten und zahllose Wissenschaftsfirmen wie Merck und Evonik Röhm. Bei letzterem ist die Plexiglas Witterungs-Testanlage bei Google Earth ganz lustig anzusehen.

    Liebe Grüße und wenn Du einen ortskundigen Führer brauchst, kannst Du Dich gerne melden, Sebastian

    1. @Sebastian: „Wenn Du aber schon mal in die Darmstadt bist, musst Du auch die ESA besuchen.“

      Da war ich schon oft; und am 6. August werd ich wieder dort sein (wenn Rosetta den Kometen erreicht).

  7. Das Forschungszentrum Jülich fällt mir noch ein (Fahrradentfernung von meiner Wohnung), wo ich ein paar Tage der offenen Tür besucht habe. Da gibt’s u.a. Supercomputer und einen Fusionsreaktor zu bestaunen und man kann mit den jeweiligen Experten reden.

    Zuletzt gab’s 2013 einen „Tag der Neugier“ aber man kann wohl auch zwischendurch an Führungen teilnehmen.

  8. Das GTC auf La Palma kann ich nur empfehlen. Ist schon sehr beeindruckend, wenn die 400 Tonnen über den Köpfen der Touristen in Bewegung versetzt werden. Leider fehlt bei den Führungen etwas der wissenschaftliche Teil, da sie eben für Touristen sind. Die Führungen sind auch nur tagsüber, somit kann man sich Einblicke in die Tiefen der Galaxis und Astronomen bei der Arbeit abschminken – das wird eh größtenteils ferngesteuert erledigt.
    La Palma würde ich aber nicht im Sommer, sondern eher im Winter empfehlen, da das Klima dann viel angenehmer ist.

  9. Ich muss seit einer Weile regelmäßig nach Darmstadt auf Dienstreise, nicht weit weg vom ESOC wie ich schnell bemerkt habe. Aber mal eine Besichtigung machen…das wäre echt ein Traum. Gibt es da neben den normalen (bis in Ewigkeiten ausgebuchten) Führungen noch andere Möglichkeiten? Zum Rosettaevent wäre ich auch so gerne dabei, ich hatte die schicke Sonde mal beim FlyBy fotografiert: https://www.esa.int/spaceinimages/Images/2005/04/2nd_Place_animated_Martin_Fiedler_3-way_tie aber als Preis leider nur eine (schicke) Rosetta-Tasse gewonnen 😉

  10. Es ist nicht schwierig, bei uns einen Besichtigungstermin zu bekommen, Florian: https://www.gsi.de/presse/besichtigungen.htm

    Während die ESA oder das DLR vieles für die Sinne bieten können, haben wir neben der riesigen FAIR-Baustelle vor allem Schwerionen, die man nicht einmal mit bloßem Auge sehen kann. Und die Physik dahinter gehört wohl auch kaum zum Schulstoff. Deswegen ist das GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung über Physiker- und Chemikerkreise hinaus kaum bekannt. Was wiederum für Neugierige von Vorteil ist, besteht doch längst nicht solch ein starker Andrang, dass man lange Wartezeiten in Kauf nehmen müsste.

    Am besten wäre sogar, wenn Du nicht allein kämest, Florian, sondern noch ein paar andere Interessenten mitbrächtest. Dann könntet Ihr sogar relativ kurzfristig eine eigene Führung bekommen.

    Die Führungen sind zwar kostenlos, jedoch nicht regelmäßig, sondern werden je nach Bedarf (und auch nach der Vorbildung der Teilnehmer) immer wieder neu organisiert. Vielleicht hast Du auch Glück, und kannst Dich als Einzelperson einer anderen Gruppe anschließen, wenn Du in der Gegend bist. Frag einfach rechtzeitig nach, unsere Abteilung Öffentlichkeitsarbeit hilft Dir (und auch anderen Interessenten) gerne weiter.

    Ich könnte Dich auch einladen, Du könntest mich jederzeit bei GSI besuchen. Nur kann ich Dir keine Führung bieten, da ich mich weder überall auskenne, noch überall zugangsberechtigt bin. Deshalb empfehle ich eine von der Öffentlichkeitsarbeit organisierte Führung unter Leitung eines unserer Wissenschaftler. Den oder die kannst Du dann auch Löcher in den Bauch fragen… 😉

  11. Ich würde ja gern hier mal mitfahren:
    https://www.nautiluslive.org/
    Immerhin kann man die Tauchgänge live mitverfolgen, was ja auch schon nicht schlecht ist.
    Auch hier gibt es bald wieder Interessantes zu sehen und zu hören: https://www.interactiveoceans.washington.edu/story/VISIONS_14

    Neben tollen Bildern gibt es auch die Kommentare der Wissenschaftler zu hören, von der Begeisterung über kleine Röhrenwürmer, über belangloses Geplauder, wenn grad nicht viel zu sehen ist, bis zu ausführlichen und gut verständlichen Erläuterungen der Crew für die Zuschauer ist alles dabei.
    Vor einiger Zeit habe ich mal die halbe Nacht damit verbracht, den Forschern bei der Probenentnahme an einem schwarzen Raucher zuzusehen und zu hören. Für mich absolut sprektakulär – eine Reise am PC, aber was für eine!

    1. @strahlenbiologe: „Ende July hab ich wieder Strahlzeit, ich nehm dich gerne mit“

      Hu! Bei nem echten Experiment zuschauen wäre natürlich extrem cool. Aber Ende Juli bin ich gerade in Bayern unterwegs. Kommt auf das genau Datum an…

  12. Hallo Florian,
    Ab nächster Woche sitze ich wieder in Ohu, ich frag mal nach wie es da (und in anderen Werken) mit Infozentrum und Besuchen aussieht (die Webseite ist leider etwas unergibig)

    1. @Veit: „Ab nächster Woche sitze ich wieder in Ohu, ich frag mal nach wie es da (und in anderen Werken) mit Infozentrum und Besuchen aussieht“

      Danke! Würde mich sehr interesieren!

  13. Da las ich doch Bremerhaven … und wollte unbedingt den kleinsten Zoo Deutschlands – den Zoo am Meer – mit internationaler Anerkennung erwähnen, auf etlichen Ebenen gebaut und derzeit mit Lale, einem Eisbärenbaby, das reichlich gewachsen ist.
    Genau so erwähnenswert wäre die Obere Bürger und die Alte Bürger (kurz für Bürgermeister Smit Straße) und nach Details bitte fragen … und natürlich die Häfen.

    In Berlin bietet sich die Archenholtsternwarte an – der längste Refraktor der Welt ist auch nicht zu übersehen, wenn man in diesem Teil des Teltower Parks spazieren geht und die kleine Ausstellung im Erdgeschoss des Hauses ist liebevoll gemacht….

  14. Wer für Kids im Alter von 9 bis 15 Jahren ein wissenschaftliches Reiseziel sucht, mag sich vielleicht das Programm des Camp Quest anschauen. Im südschweizerischen Jeizinen wird hier vom 27. Juli bis zum 2. August eine Woche lang experimentiert, geforscht und gespielt. Maximal vier Plätze sind noch frei.

  15. Zum AWI in Bremerhaven und der BAH sind ja schon einige Dinge gesagt worden, Führungen für Privatpersonen gab es (und gibt es wahrscheinlich immer noch) regelmässig, allerdings normalerwise in Gruppe und mit Voranmeldung. Einfach mal bei der Pressestelle anfragen.
    Die BAH hat auf Helgoland ja auch (noch!) das öffentlich zugängliche Aquarium und nach meiner Erfahrung ist es relativ einfach dort mit den Mitarbeitern ins Gespräch zu kommen und vielleicht auch noch mehr vom Institut zu sehen. Alles natürlich ohne Garantie und abhängig von der Zeit und Laune der Wissenschaftler, aber viele dort sind sehr nett.

    Ansonsten kann ich als wissenschaftliches Reiseziel Island empfehlen, vor allem bei Interesse an Biologie und Geologie. Man kann z.B. sogar das Innere eines Vulkans besuchen was sehr spektakulär sein soll (aber relativ teuer, hab ich auch noch nicht gemacht), aber auch sonst gibt es eine ganze Reihe von wissenschaftlichen Informationen und Ausstellungen, die in der Regel sehr gut sind. Falls Du mal in Reykjavik vorbei kommst Florian kann ich Dir zumindest eine Führung durch ein isländisches Nahrungsmittel- und Biotechnologie-Institut versprechen. 🙂

  16. So eine Liste hab ich für mich auch mal gemacht :-D, da mich die üblichen „Sehenswürdigkeiten“ nicht so interessant finde.

    * Dunkelsten Ort Deutschlands besuchen
    ** https://de.wikipedia.org/wiki/Naturpark_Westhavelland

    *Langwelensender DCF-77 ansehen
    ** https://de.wikipedia.org/wiki/Mainflingen

    *Geburtsorte bekannter Personen
    **Albert Einstein – Ulm
    **Alessandro Volta – Como IT
    **Andre-Marie Ampere – Lyon FR
    **Erwin Schrödinger – Wien AU

    Vielleicht können wir ja irgendwie alle gemeinsam eine Liste mit Orten Pflegen? Evtl. mit Google-MAPS ?! Jemand interesse an einem solchen Projekt? Bringe etwas Web-Programmierkenntnisse mit – denke da sollte man was hinbekommen….

    Gruß
    Chris

  17. Ganz vergessen, Island für Astronomie-Interessierte: Das chinesische Polarforschungsinstitut baut auf Island ein Forschungszentum zur Erforschug der Polarlichter. Der Bau hat grade im Juni begonnen, soll 2016 fertig sein und auch ein Besucherzentrum beeinhalten.

  18. Hier auch noch ne Meldung von der GSI 🙂

    Wenn du da bist, nicht den PHELIX-Laser vergessen! Der geht immer ein bisschen unter neben den Beschleunigern. Dabei kann man dadurch sogar Experimente mit Laser- und Teilchenstrahl gleichzeitig machen.

  19. Hallo Florian!

    Wir schließen uns unseren Mitarbeitern und Gastwissenschaftlern, die bereits hier kommentiert haben, natürlich an und laden dich herzlich zu einer GSI-Besichtigung ein! Sag uns doch einfach Bescheid, wann du im Herbst in Hessen bist, da lässt sich sicher ein Termin finden (info @ gsi.de).

    Viele Grüße, Lena Weitz
    PS: Dein Blog scheint viele Leser von GSI zu haben, die freuen sich sicher auch, dich kennenzulernen 😉

    1. @Lena Weitz: „Dein Blog scheint viele Leser von GSI zu haben, die freuen sich sicher auch, dich kennenzulernen“

      Ja, ich merk auch, dass da anscheinend viele mitlesen. Freut mich!
      Ich bin am 6. August in Darmstadt bei dem Rosetta-Event der ESA. Vielleicht reicht die Zeit da schon für nen GSI-Besuch davor oder danach. Wie viel Zeit sollte ich denn einplanen?

  20. Eine Besichtigung dauert circa 1,5 bis 2 Stunden. Am 6. August sieht der Kalender noch ganz gut aus. Du bist herzlich willkommen!

    1. @Lena Weitz: Also direkt am 6. August wird es nicht klappen, da ist ja das ESA-Event. Aber vielleicht am Tag davor? Oder danach? Ich melde mich auf jeden Fall noch!

  21. Zum Besuch der Hummer-Station auf Helgoland hatte ich vor einiger Zeit mal einen meertext-Beitrag:
    https://blog.meertext.eu/2013/04/19/helgolander-hummer-wohnpark-im-windpark/
    (Noch auf´m alten Science-Blog, ich bin ja mittlerweile hierher zu den Scienceblogs umgezogen).

    Die Führungen sind schnell ausgebucht, man sollte sich unbedingt vorher anmelden.

    Helgoland ist unbedingt eine Reise wert, dazu könnte man noch sehr viel mehr schreiben.
    Wir hatten mal eine astronomisch-biologisch-paläontologische Exkursion, die absolut super war. Aber auch die Inselhistorie mit Bunker und Hänge-Peters hat noch einiges zu bieten.

  22. Hallo Florian,

    so, der erste Tag im KKI ist vorbei.
    Besuche sind prinzipiell (nach vorheriger Absprache) möglich (auch in anderen Kernkraftwerken). Wenn Du ein „Wunschziel“ hast, kann ich nach dem geeigneten Ansprechpartner fragen.

  23. Es eine gute Seite. Ich bin darauf destoßen weil ich Urlaub mit Wissenschaft verbinden wollte. Leider gibt es zumeist nur für Kinder ‚Wissenschaftliche Camps‘ somit besteht wenig oder gar keine Möglichkeiten für ältere Semester sich den Wissenschaften ‚freiwillig‘ zu nähern … Nun ja, es heißt nicht umsonst: „Träume sind das einzige Paradies aus dem man nicht hinausgeworfen werden kann..“

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