Was bisher geschah

Frei nach Antoine de Saint-Exupéry: „Man sieht nur mit dem Teleskop gut. Der Asteroid ist für die Augen unsichtbar.“ Und man braucht nichtmal ein großes Gerät, um Asteroiden zu sehen reicht auch schon ein kleines Hobby-Teleskop. Aber dann hat man tatsächlich die Chance, einen unbekannten Himmelskörper zu entdecken; ein Objekt im Universum das zuvor noch kein Mensch gesehen hat. Das ist ziemlich cool, aber auch kein Wunder, denn die Asteroiden sind nun mal eben ziemlich cool. So cool, dass ich mit vor einiger Zeit mit dem Fahrrad aufgemacht habe um sie überall zwischen Jena und Wien zu finden. Denn, um noch einmal den großen Saint-Exupéry zu paraphrasieren, man sieht nicht nur mit dem Herzen gut, sondern auch mit dem Gehirn, und wenn man die Welt auf die richtige Art und Weise betrachtet, dann findet man die Asteroiden überall und nicht nur am Himmel. Bei einem lutherischen Theologen in Weida zum Beispiel oder einem Sprachwissenschaftler aus Plauen. Und natürlich im Geburtsort des „Astrodicticum Simplex“-Erfinders und dem Sterbeort eines der größten Astronomen aller Zeiten. Sie stecken aber auch in bayrischen Gärten und bayrischen Flugplätzen. Und nun, wo mich mein Weg aus Deutschland hinaus und hinein nach Österreich geführt hat, werde ich die Asteroiden sicherlich auch hier finden.

Die heutige Reise

Hinter Passau ging es los, durch Obernzell in Richtung der österreichischen Grenze. Unterwegs hab ich erstaunlich viele Nixen-Figuren gesehen. Keine Ahnung ob das irgendwas regionales ist oder ein seltsamer religiöser Kult…

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Die Donau auf jeden Fall war schön wie immer:

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Kurz vor der Grenze gab es beim Kraftwerk Jochenstein ein interessantes Museum, das aber leider noch geschlossen hatte, als ich vorbei gekommen bin.

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Das ist der berühmte Jochenstein selbst . Angeblich wohnt dort ne Nixe…

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Dann kam auch schon die Grenze:

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Ich hab leider vergessen, etwas nach Österreich zu schmuggeln (kann man das heutzutage eigentlich noch? Oder hat die EU das auch abgeschafft?)

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Dann durfte ich auch endlich wieder mal mit dem Boot fahren!

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Danach bin ich lange Zeit durch die wunderschöne Schlögener Schlinge geradelt. Kann ich jedem nur empfehlen, das ist eine wirklich schöne Landschaft dort.

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Man kann den Fischen dabei zusehen, wie sie in der Donau schwimmen:

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Oder mit den Schiffen um die Wette radeln:

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Und hübsche Burgen gibt es auch zu sehen:

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Hinter Aschach wird die Landschaft dann flach und die Donau kann sich so richtig ausbreiten.

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Und dann ist es auch nicht mehr weit bis zu meinem heutigen Tagesziel, der oberösterreichischen Landeshauptstadt Linz:

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Wo stecken die Asteroiden?

Die Asteroiden habe ich gleich beim Eingang zu oben erwähnter oberösterreichischen Landeshauptstadt gefunden. Sie heißt „Linz“ und das ist auch der Name eines Asteroiden.

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(1469) Linzia wurde am 19. August 1938 von Karl Wilhelm Reinmuth entdeckt. Reinmuth fand auch noch 394 andere Asteroiden, die ebenfalls schöne Namen tragen – zum Beispiel Susi, Toni und Birgit. Aber auch Astronomia, Atlantis und Cydonia wurden von Reinmuth entdeckt. Die Namen sind in diesem Fall alle weiblich und das war lange Zeit Tradition bei den Asteroidenentdecker, weswegen der Linzer Asteroid auch „Linzia“ und nicht „Linz“ heißt. Im Laufe der Zeit kam von dieser Konvention aber wieder ab und heute dürfen die Felsbrocken im All auch männliche Namen tragen. Und Linz ist bei weitem nicht die einzige Stadt, die am Himmel verewigt ist. Es gibt die Asteroiden Potsdam, Greifswald, Tautenburg und Oberammergau. Und auch meine Heimatstadt Jena hat ihren eigenen Asteroiden, genau so wie Unmengen anderer Städte und Länder. Und auch die Promis findet man am Himmel. Alle Beatles haben ihren eigenen Asteroid, genau so wie Elvis, Marilyn Monroe, George Takei, das komplette Team von Monty Python. Der Papst hat einen Asteroid, Unmengen an Wissenschaftlern wurden gewürdigt und jede Menge anderer Leute. Bei ein paar Hunderttausend bekannten Asteroiden und ein paar Milliarden noch unbekannter Objekte gehen uns eher die Namen aus, bevor die Asteroiden alle sind…

Asteroiden sind auch (derzeit) die einzigen Himmelskörper, die von den Entdeckern selbst benannt werden dürfen. Bei Planeten im Sonnensystem (von denen aber sowieso insgesamt nur 3 entdeckt worden sind) entscheidet die Internationale Astronomische Union über den Namen; genau so wie bei Monden und geografischen Merkmalen auf Monden und Planeten. Sterne, Galaxien und alles andere außerhalb des Sonnensystems bekommen nur Katalognummern bzw. tragen immer noch die überlieferten Namen aus der Antike. Und Kometen werden nach den Entdeckern benannt. Nur bei Asteroiden darf sich die Person, die ihn gefunden hat, auch selbst den Namen aussuchen und das macht sicherlich auch einen Teil des Reizes aus. Bei den Asteroiden kann man auch als Hobby-Astronom dem Universum seinen ganz persönlichen Stempel aufdrücken. Bis ein Asteroid aber einen verbindlichen Namen bekommt, dauert es ein wenig.

Zuerst muss man mal einen finden. Dazu braucht man Geduld, Glück und ein bisschen Ahnung von der Materie. Hat man seine Beobachtungen dann an das Minor Planet Center der Internationalen Astronomischen Union geschickt und wurde die Entdeckung dort bestätigt, bekommt der Asteroid zuerst einmal eine provisorische Bezeichnung. Die besteht aus dem Jahr der Entdeckung plus einer Kombination aus Zahlen und Buchstaben, die das Datum genauer eingrenzen. Ein Buchstabe bezeichnet den Halbmonat, in dem er entdeckt wurde: Das „A“ steht für den Zeitraum von 1. Januar bis 15. Januar; das „B“ für 16. Januar bis 31. Januar, und so weiter. Das „I“ wird ausgelassen (um Verwechslungen mit der Zahl „1“ zu vermeiden) und das „Z“ wird nicht gebraucht. Innerhalb des Halbmonats werden die entdeckten Asteroiden einfach durchnummeriert; allerdings verwendet man hier vorerst ebenfalls Buchstaben und keine Zahlen. Der erste Asteroid, der im Jahr 2014 entdeckt wurde bekam als die provisorische Bezeichnung 2014 AA, der zweite heißt 2014 AB, und so weiter (wieder ohne „I“). Ist man mit diesem Schema bei 2014 AZ angekommen, fängt man wieder von vorne an, fügt aber noch eine Zahl hinzu, die angibt wie oft man A bis Z schon durchlaufen hat. Auf 2014 AZ folgt also 2014 AA1, dann kommt 2014 AB1, und so weiter, bis auf 2014 AZ1 dann 2014 AA2 folgt. Das ist alles ein wenig verwirrend, aber in der Astronomie kann man sich eben nur schwer von alten Konventionen trennen, selbst wenn sie ein wenig unpraktisch sind (siehe die Messung der Helligkeit).

Der kleine Prinz auf seinem Asteroid "B 612" - leider kein korrekter Asteroidenname... Aber dafür gibt es ja noch Bésixdouze... (Bild: Arnold Malon, CC-BY 2.0)
Der kleine Prinz auf seinem Asteroid „B 612“ – leider kein korrekter Asteroidenname… Aber dafür gibt es ja noch Bésixdouze… (Bild: Arnold Malon, CC-BY 2.0)

Die Kombination aus Zahlen und Buchstaben ist wie gesagt nur provisorisch. Liegen irgendwann genug Beobachtungen vor, damit man sicher sein kann, dass man die Bahn gut genug kennt um den Asteroid nicht mehr aus den Augen zu verlieren (was bei neuentdeckten Objekten durchaus vorkommen kann), dann bekommt er eine fortlaufende Nummer. Ceres, der allererste Asteroid der 1801 gefunden wurde, trägt die Nummer 1 und deswegen auch den offiziellen Namen „(1) Ceres“. Dann kommt (2) Pallas, (3) Juno, (4) Vesta, und so weiter. Und hat der Asteroid erstmal eine permanente Nummer bekommen, dann dürfen die Entdecker ihm auch einen richtigen Namen geben. Im 19. Jahrhundert hat man sich da traditionell auf die üblichen griechischen und römischen Gottheiten beschränkt – als dann aber immer mehr Asteroiden gefunden wurden, waren die Göttinnen irgendwann alle und die Astronomen gingen dazu über, die Himmelskörper nach historischen Figuren, literarischen Gestalten, Prominenten oder ihren Frauen und Töchtern zu benennen. Bis 1892 hielt man sich streng an die Konvention, immer weibliche Endungen für die Asteroidennamen zu wählen – aber dann wollte der deutsche Astronom Max Wolf ein Objekt nach der amerikanischen Stadt Chicago benennen und fand „Chicaga“ anscheinend zu doof. Er brach das Muster und deswegen heißt der Asteroid heute offiziell (334) Chicago.

Im Prinzip ist man bei der Namensgebung ziemlich frei. Ein paar Regeln gibt es aber doch. Der Name muss aussprechbar sein, irgendeine wilde Buchstabenkombination ist also nicht erlaubt. Er darf auch nicht länger als 16 Zeichen sein. Politiker und Militärs müssen 100 Jahre tot sein, bevor man einen Asteroiden nach ihnen benennen kann und Haustiere als Namenspaten sind ebenfalls eher unerwünscht (Grund für diese sehr spezifische Regel ist der Asteroid (2309) Mr. Spock, den Entdecker James Gibson in den 1970er Jahren nicht nach der Figur aus Star Trek sondern seiner Katze benannt hat. Thematische Freiheit bei der Namensgebung hat man außerdem nur bei den Hauptgürtelasteroiden, bei den anderen Gruppen (Trojaner, Erdbahnkreuzern, Zentauren, etc) schreibt die IAU bestimmte Konventionen und Themenbereiche vor, aus denen ein Name gewählt werden muss.

Wer Lust hat, kann sich ja einmal auf dieser Seite durch die fast 350.000 nummerierten Asteroiden klicken und nach lustigen und interessanten Namen suchen. Komplett, dafür aber nicht so benutzerfreundlich anzusehen ist die vollständige Datenbank des Minor Planet Center. Da findet man aber auch all die Bahndaten zu den ganzen Namen. Meiner ist übrigens auch darunter!

mpccirc

Ich habe ja selbst nie als Beobachter gearbeitet und daher auch nie etwas entdeckt, dass ich benennen hätte können. Aber ich werde auf meiner Reise weiterhin die Augen offen halten. Man kann ja nie wissen…

Wie geht es weiter?

Morgen fahre ich weiter die Donau entlang Richtung Osten und werde mein Tagesziel hoffentlich im niederösterreichischen Ybbs finden.

13 Gedanken zu „Mit dem Fahrrad zu den Asteroiden (Abschnitt 7): Bei den Asteroidennamen aus Oberösterreich“
  1. In Resonanz zu deinem heutigen Einstiegssatz darf ich Goethe bemühen: „Man erblickt nur, was man schon weiß und versteht.“
    Das Kraftwerk Jochenstein wurde architektonisch von Roderich Fick gestaltet, der auch massgeblich für die Bauten auf dem Obersalzberg (z. B. Kehlsteinhaus) planerisch tätig war. Ich wusste das lange Zeit auch nicht und hatte lediglich ein bestimmtes Gefühl, dass diese Bauten vom Stil her übereinstimmen.

    Die Nixen entlang der Donau wurden übrigens aus touristischen Gründen aufgestellt 😉
    Hintergrund ist die Sage, dass unter dem Jochenstein ein schönes Schloss existieren soll, in dem die besagte Nixe Isa wohnt und ähnlich wie ihre Kollegin am Rhein die Schiffsleute betört. Heute soll die Isa halt die Touristen anlocken …

  2. An der TNF (Technisch-Naturwissenschaftlichen Fachrichtung) der Johannes Kepler Universität Linz gibt es heute ein großes „Sommer“ Fest mit vielen deiner Fans!

    1. @Hans: „An der TNF (Technisch-Naturwissenschaftlichen Fachrichtung) der Johannes Kepler Universität Linz gibt es heute ein großes “Sommer” Fest mit vielen deiner Fans!“

      Hmpf – das hätte ich vorher wissen müssen. Dann hätte ich die Tour ein bisschen anders geplant. Aber für große Feste bin ich heute schon zu fertig und morgen gehts ja wieder weiter. Aber falls ihr bis ca. 21/22 Uhr noch in der Umgebung des Hauptplatz seid, schickt mir ne kurze Nachricht via Facebook oder Mail. Dann können wir noch ein Bier trinken…

      1. @Hans: habe doch noch nen Abendspaziergang zur tnf gemacht. Sitze beim x;o-Faktencheck Plakat. Vielleicht sehen wir uns ja doch noch.

  3. Ich hab leider vergessen, etwas nach Österreich zu schmuggeln (kann man das heutzutage eigentlich noch? Oder hat die EU das auch abgeschafft?)

    Ja, das kann man heute auch noch, z.b. unversteuerte Zigaretten (das ist auch heute noch ein echtes Problem). Und Bargeld darf man auch nicht beliebig viel (undeklariert) über die Grenze nehmen. Aber ansonsten dürfte es wirklich schwer sein, mit dem Fahrrad soviel zu transportieren, dass man Zollprobleme bekommt.

  4. schwer .. mit dem Fahrrad

    Och das ist generell kein Problem, AP, zB vermittels eines mit Diamanten gefüllten Rahmens.

    Ersatzweise Druckertinte 😉

  5. @rolak

    Diamanten (wie auch Gold und Silber) fallen zolltechnisch unter Bargeld. Aber ja, bei der Druckertinte hast du mich wohl widerlegt.

    Ich hatte da eher im Sinn, dass man (falls Privatbedarf) unbegrenzt Wein, 110 Liter Bier, 60 Liter Sekt und 10 Liter Schnaps mitbringen darf, genug jedenfalls für einen lustigen Abend zu dritt oder viert 😉

  6. zolltechnisch unter Bargeld

    wattet all jit^^ und an den erstaunlichsten Stellen erfährt…

    Abgesehen davon reicht selbstverständlicherweise schon der fehlgeschlagene Versuch des Schmuggels geringer Mengen gewisser illegitimier Substanzen, um (nicht nur) mit dem Zoll gehörige Probleme zu bekommen.

  7. Echt schöne Fotos, da bekomme ich gleich Lust selbst loszuradeln :-).

    Bei Asteroiden mit Städtenamen kam mir sofort eine Schlagzeile wie „Potsdam wird nächstes Jahr in Berlin einschlagen!“ in den Sinn….
    Das wird ja gottseidank mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nie passieren, klingt aber lustig.

  8. Hoffe, du hattest einen schönen Abend!
    Ich muss das jetzt los werden: Habe mein ganzes Leben mit Sprachvermittlung verbracht (Französisch, Russisch, Deutsch) und bin jetzt im reifen Alter als kompletter Laie (oder gendert man jetzt Laiin?!?) auf Kosmologie und Astronomie gestoßen. Florian, ich liebe dein Blog und deine Bücher!!!! und ich danke dir für die viele Mühe, die du dir gibst. So, das musste mal raus. Gute Reise noch!

  9. Hallo,

    zufällig habe ich hier ein Bild der Nixenskulptur gefunden und den Zusatz gelesen. Ich musste schmunzeln…
    Bei den Nixenskulpturen an der Donau handelt es sich nicht um einen religiösen Kult, sondern um von einem Waliser Bildhauer geschaffene Kunstwerke, die eine lokale Nixensage illustrieren. Mehr Infos gibt es hier: https://www.untergriesbach.de/index.php?article_id=68

    – aber Danke für das schöne Bild 🙂
    Gruß,
    Kati

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