Wenn ihr heute eine halbe Stunde Zeit übrig habt, dann nutzt sie und schaut euch die letzte „Science Talk„-Sendung des Österreichischen Rundfunks an. Man kann sie hier in der Mediathek abrufen. In dieser Folge plaudert der Physiker Werner Gruber über Neurophysik, Forschungspolitik und wissenschaftliche Öffentlichkeitsarbeit. Gruber werden viele von seiner Arbeit bei den Science Busters kennen über die ich hier im Blog schon sehr oft geschrieben habe (zum Beispiel hier oder hier). Er ist aber auch immer noch als Physiker an der Universität Wien tätig und der Direktor der Wiener Planetarien. Im kurzen Gespräch mit Barbara Stöckl sagt Werner Gruber einige wichtige Dinge über wissenschaftliche Öffentlichkeitsarbeit, die es sich lohnt zu hören!

Besonders interessant ist aber auch das, was Werner Gruber zur Wissenschaftspolitik zu sagen hat. Er kritisiert, dass man in der Forschung heutzutage nur noch wenig Gelegenheit hat, wirklich in Ruhe zu forschen, ohne sich ständig um neue Verträge, Forschungsförderung etc kümmern zu müssen. Dass die sehr kurz befristeten Arbeitsverträge in der Wissenschaft äußerst demotivierend sind ist nichts Neues; aber Werner Gruber spricht auch noch die österreichische (wie es in Deutschland ist weiß ich gar nicht) Unsitte an, junge Wissenschaftler die direkt über die Universität finanziert werden, nach 6 Jahren rauszuwerfen. Da geht natürlich jede Menge Know-How verloren und von der ganzen Ausbildung, die die Universität in die Studenten und Mitarbeiter investiert hat, profitieren andere.

Ein zukünftiges Forschungsinstitut? (Bild: public domain)
Ein zukünftiges Forschungsinstitut? (Bild: public domain)

Werner Gruber hat dazu einen originellen Vorschlag: Warum nicht einfach die Forscher in ein „Kloster“ stecken:

„Drei warme Mahlzeiten, eine Jahresnetzkarte, einen Internetanschluss und 200 Euro Taschengeld und sozial versichert: [DIe Wissenschaftler] würden zwei/drei Jahre tadellos weiterforschen und es würde was weiter gehen!“

Der Vorschlag, den Wissenschaftlern irgendwo Kost, Logis und ein bisschen Taschengeld zur Verfügung zu stellen und sie ansonsten in Ruhe forschen zu lassen, würde vermutlich sogar tatsächlich funktionieren. Wissenschaft ist für viele nicht einfach nur irgendein ein Job sondern „Berufung“ und ein Traumjob und es geht den Leuten selten darum, reich zu werden sondern einfach nur darum, forschen zu können.

In der Praxis läuft das heute ja auch schon ein wenig so. Als ich noch an der Sternwarte in Wien gearbeitet habe, war es durchaus üblich, dass Doktoranden nicht durch Universität oder Projektgelder finanziert werden, sondern Sozialhilfe vom Staat bezogen. Aus Sicht des Doktoranden bzw. des betreuenden Professors spielt es keine Rolle, wo das Geld her kommt oder wie viel es ist. Der Doktorand arbeitet sowieso die ganze Zeit. Es spielt ja auch keine Rolle, ob jemand eine halbe oder eine volle Stelle bekommt – am Ende sitzt jeder Wissenschaftler sowieso immer (deutlich) mehr als 40 Stunden pro Woche im Büro, denn genau das wird von allen erwartet. Natürlich wird man als Sozialhilfeempfänger immer wieder vom Arbeitsamt genervt; muss komische Kurse machen, und so weiter – aber ich kannte viele Leute, die bereit waren, das zu akzeptieren um doch noch irgendwie ihre Doktorarbeit beenden zu können.

Das Potential zur Selbstausbeutung bei Wissenschaftlern – vor allem bei jungen Wissenschaftlern – ist sehr groß und deswegen würde so eine „Klosterlösung“ wohl wirklich funktionieren. Zu wissen, dass die Grundbedürfnisse gesichert sind und man ansonsten einfach ein paar Jahre in Ruhe arbeiten kann, wäre für viele Wissenschaftler wahrscheinlich sogar eine sehr verlockende Vorstellung. Ich hätte mich damals während oder nach meiner Doktorarbeit vermutlich auch darauf eingelassen.

Aber ich bin skeptisch, ob sich das Konzept so wirklich umsetzen lassen würde. Es würde wahrscheinlich jede Menge Kritik von Seiten der restlichen Bevölkerung geben, die sich beschwert, dass die Forscher da einfach tun und lassen können was sie wollen und sich nicht um ihren Lebensunterhalt kümmern müssen. Dass der finanzielle Lebensstandard hier wesentlich niedriger als bei anderen Jobs wäre, ist da vermutlich schwer zu vermitteln und so ein Projekt könnte sehr schnell ein Imageproblem haben. Und dann kann man das natürlich auch nicht ewig machen. Wissenschaftler sollen ja nicht tatsächlich Mönche werden, die ihr Leben ohne Besitz und vor allem ohne Familie verbringen. Irgendwann brauchen sie einen echten Job. Und ob es moralisch in Ordnung ist, die Liebe der Wissenschaftler zu ihrem Beruf so auszubeuten ist auch eine Frage, die sich schwer beantworten lässt.

Vielleicht könnte man die Ausbildungsstruktur ändern und die „Klosterphase“ irgendwo offiziell einplanen. Aber realistisch betrachtet wird die Idee wohl nicht umsetzbar sein. Zumindest sehe ich das so; vielleicht habt ihr ja eine andere Meinung. Vielleicht ist es ja doch eine gute Idee, die Universitäten zu Klöstern zu transformieren so wie im Roman „Anathem“ von Neal Stephenson. Es ist aber auf jeden Fall ein Thema, über das man diskutieren sollte..

36 Gedanken zu „Sollen Wissenschaftler ins Kloster?“
  1. Also, ich fände die Vorstellung mal für ein paar Wochen in so ein Forschungskloster zu gehen, die alltäglichen Sorgen hinter sich zu lassen und konzentriert an einem Thema zu arbeiten, absolut traumhaft. Keine Ablenkung, kein privates Drama, keine studentischen Anfragen, etc. pp, jemand der darauf achtet, dass man regelmäßig Nahrung zu sich nimmt. Nach einer längeren Zeit würde, mir zumindest, aber genau das fehlen. Es besteht ja auch ein bisschen die Gefahr, dass man sich noch mehr in einen Elfenbeiturm begibt, als man es ohnehin schon tut. Und im Bereich der Life Sciences braucht man halt auch Labore und mal den ein oder anderen Probanden um Hypothesen zu testen.

  2. Ich las gerade gestern, dass Jared Diamond ein doch besser finanziertes Angebot einer Stiftung erhalten hatte und wenn ich mich recht erinnere für fünf Jahre. Danach kam sein erstes Buch heraus, neben der Idee für viele weitere.
    Das halte ich auch für D und Ö für dringend wünschenswert – vor allem Leute, die gut in der Vermittlung von Wissen sind enorm zu fördern, mit Stiftungen oder wie auch immer. ich würde die Förderung der Lehre für genauso wichtig halten, wie die Vermittlung von Wissenschaft und ihren Ergebnissen an die Öffentlichkeit.

    Ein Kloster halte ich aber für … zu krass, denke ich an die tollen Feten, die mir das Studium versüßt haben. Und gemischte Klöster … nun 🙂
    Unterm Strich aber eine gute Idee, die wie ich fürchte, irgendwo im Nirwana des Webs versacken wird.

  3. Ach ja, Nachtrag:
    Die Sache mit der Selbstausbeutung … Disziplin hilft dagegen, auch die, sich nicht ununterbrochen um die Forschung zu kümmern. Okay, das habe ich nur gehört … Das geht auch nur, wenn die Finanzierung stimmt.

    Ich kenne einige, die eigentlich nie arbeiten (setzt man die Def, ein, dass Arbeit das ist, was nervt und die Brötchen auf dem Tisch bringt), weil sie tun, was sie wirklich wollen. Sie haben ihr Hobby zum Beruf gemacht und ignorieren Arbeitszeiten. Der Spaß daran ist nicht zu unterschätzen.

    1. @Theres: „Sie haben ihr Hobby zum Beruf gemacht und ignorieren Arbeitszeiten.“

      Das ist aber auch genau der Grund, warum die Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft so schlecht sind und warum die Leute fordern können, dass Studenten und PostDocs 80-100 Stunden die Woche arbeiten und nur für 20 Stunden die Woche bezahlt werden. Und warum diejenigen, die dann doch irgendwann mal ein Privatleben haben wollen, die Wissenschaft verlassen müssen…

  4. @Florian
    Ja, da liegt der Hund begraben.
    Die Drittmittelförderung hat auch nichts gebracht, so gesehen. Sie sollte ja die Unis entlasten (wieder, wenn ich mich Recht erinnere) und brachte nur die Belastung der Mitarbeiter.

    Nicht die Begeisterung der Studis und Post- Docs ist der Grund für die Arbeitsbedingungen, Unis, Verhalten und der ignorante Umgang mit begeisterten Wissenschaftlern oder gern auch, die veralteten Strukturen und falsch verstandenes Leistungsdenken sind der Grund dafür.
    So wie du es formuliert hast, klingt es fast so, als sollten nur die Nichtbegeisterten Forscher (im weitesten Sinn) werden.

    1. @Theres: „So wie du es formuliert hast, klingt es fast so, als sollten nur die Nichtbegeisterten Forscher (im weitesten Sinn) werden.“

      Nur dann, wenn man „begeistert“ mit „hat kein Interesse mehr an irgendwelchen anderen Dingen“ übersetzt…

  5. @Florian
    Seh ich nicht so. Interesse an anderen Dingen schließt Überstunden nicht aus. Sozialleben auch nicht, allerdings sind die dazugehörigen Leute schon besonders.
    Ich sehe oben halt die Kausalität falsch gewählt, also:
    [Theres:] “Sie haben ihr Hobby zum Beruf gemacht und ignorieren Arbeitszeiten.”

    [Florian: ] Das ist aber auch genau der Grund, warum die Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft so schlecht sind und warum die Leute fordern können, dass Studenten und PostDocs 80-100 Stunden die Woche arbeiten und nur für 20 Stunden die Woche bezahlt werden.
    Nicht die Begeisterung, nicht der Einsatz ist Schuld daran, dass die Arbeitsbedingungen an den Unis so miserabel sind.
    So meinte ich das.

    1. @Theres: „Nicht die Begeisterung, nicht der Einsatz ist Schuld daran, dass die Arbeitsbedingungen an den Unis so miserabel sind.“

      Kommt drauf an. Die Leute wollen eben SO SEHR forschen, dass sie sich nicht darum kümmern, dass sie mies bezahlt werden; viel zu lange und viel zu viel für viel zu wenig Geld arbeiten müssen, usw. Natürlich liegts auch am System. Man könnte die Leute ja trotzdem vernünftig bezahlen. Aber so wie es derzeit läuft, ist die Selbstaufgabe nötig, um nen Job zu kriegen. Denn die, die es nicht tun und eben auch noch andere Dinge mit ihrem Leben machen; ihre Zeit anders nutzen und nicht jedes Wochenende im Büro sitzen: Die sind im Nachteil gegenüber denen, die kein Problem damit haben, sich selbst auszubeuten. Das heißt aber nicht, dass nur die wirklich „begeistert“ sind, die 100h/Woche arbeiten. Ich bin genauso begeistert angesichts der Wissenschaft, obwohl ich manchmal sogar nen ganzen Tag lang was anderes mache…

  6. Zumal auch eine Menge Begeisterter abwandert, dorthin, wo die Bedingungen besser sind, teils mit Frau und Kind, weil sie hier nicht vernünftig forschen können … Mittelsperren sind wie Unipolitik nicht so schön.

  7. Ich kann mir auch durchaus vorstellen, dass das von Seiten der Klöster funktionieren könnte. Die Erforschung der Welt wird oft auch eine Form der „Huldigung der Schöpfung und somit Gottes“ angesehen, auch wenn es von Leuten gemacht wird, die sich nicht zum jeweiligen Glauben bekennen.

    Klöster haben auch häufig Schlafgelegenheiten wo man jemanden aufnehmen könnte. Vielleicht könnte man da sogar die Unsitte der 60 Stunden Woche eindämmen in dem man die Wissenschaftler in das klösterliche Leben mit einbindet. Der hilft dann halt mit, man trifft sich dann auch mal zum gemeinsamen Meditieren, so dass das eine Struktur erhält die verhindert dass sich der Wissenschaftler überarbeitet.

    Das wird sicherlich nicht für jeden Wissenschaftler und jedes Kloster funktionieren, aber da wo es klappt könnte es sehr spannend sein.

    1. @Christian Berger: „Das wird sicherlich nicht für jeden Wissenschaftler und jedes Kloster funktionieren, aber da wo es klappt könnte es sehr spannend sein.“

      Ich glaub nicht, dass das mit den Klöstern von Gruber wörtlich gemeint war. Man muss die Wissenschaftler ja nicht in echt kasernieren. Es reicht, wenn sie einen Wohn/Schlafplatz zur Verfügung gestellt bekommen; so wie es die Unis mit ihren Studenten- und Gästewohnheimen eh schon oft tun.

  8. Meine besten Leistungen entstanden, als ich mich ganz meiner Sache widmen konnte. Hatte etwas Klösterliches, abgesehen von dem Zölibat-Quatsch. Sich wirklich intensiv konzentrieren zu können, ohne das ewig aufhaltende Drumherum, ist sicher nicht das Schlechteste.

    Als Angebot für Forscher fände ich das großartig.

  9. Ich bin kein Wissenschaftler sondern hab mit meiner Liebe, der MUSIK zu tun. Als ich damit als dummer junger Mann anfing, hab ich acht Jahre „umsonst“ gearbeitet, also mehr oder weniger für Kost & Logis, weil es mir SPASS machte und weil es mich INTERESSIERTE. Erst dann merkte ich, ich muss auch an die Zukunft denken und bemühte mich um ein Einkommen. Dazu kam dann – neben Liebe zur Musik, Können, Interesse und viel Arbeit – auch etwas Glück, und heute, 40 Jahre danach, geht’s mir immer noch recht gut: ich mache immer noch das, was mir Spaß macht und bekomme sogar immer noch Geld dafür.

  10. Die Idee hat durchaus etwas Faszinierendes. Sich für einen überschaubaren Zeitraum eben wirklich hauptsächlich der Wissenschaft widmen zu können, ohne Existenzängste, wäre schon interessant.
    Aber Florian hat auch mit seinen Bedenken völlig recht: Das Bild in der Öffentlichkeit wäre vielleicht ein falsches („Elfenbeinturm, bezahlter Urlaub“), und man müsste es strikt befristen, damit man der Realität nicht ganz entrückt und sich dann auch im Arbeitsmarkt behaupten kann.

  11. @Diemar

    Als Angebot für Forscher fände ich das großartig.

    Ich fände es grausig- denn, ich lege Wert auf mein Privatleben- dass schließt eigene 4 Wände, Familie und Hobbies ein. Dieses Kloster-Sache degradiert einem ja nur noch mehr zum Arbeitszombie ohne Privatleben- und noch weniger finanziellen Mitteln (wenn wir die 200Euro nehmen).
    Das man ohne Ablenkung konzentrierter arbeitet trifft auf jeden Beruf zu- ebenso, wie es in jedem Beruf Menschen gibt, die ihre Tätigkeit aus Berufung tun (vom problem Ausbeutung gar nicht erst angfangen). Da kommen viele Klöster für viele Berufe zusammen…

  12. @Wolfgang

    Sich für einen überschaubaren Zeitraum eben wirklich hauptsächlich der Wissenschaft widmen zu können, ohne Existenzängste, wäre schon interessant.

    Weil sich im genannten überschaubaren Zeitraum urplötzlich sämtliche Probleme in Luft auflösen ? Cool, das klingt natürlich wirklich gut… (ich kann einige Kommentare hier nicht nachvollziehen, aber vielleicht ist auch mein Ironie-Meter kaputt…)

  13. @para
    Weil sich im genannten überschaubaren Zeitraum urplötzlich sämtliche Probleme in Luft auflösen ?

    Da gehts mir genauso…ich kann auch manche Kommentare nicht nachvollziehen 🙂

    1. @para, Wolfgang: „Da gehts mir genauso…ich kann auch manche Kommentare nicht nachvollziehen „

      Was genau ist denn das Problem? Es geht darum, dass man als (junger) Wissenschaftler heutzutage nur einen Bruchteil seiner Zeit für Forschung aufwenden kann, weil man immer nur befristete Verträge (oft nur für 6 Monate) hat; schlecht bezahlt wird, etc. Wenn man nun die Möglichkeit bekäme, für ein bis zwei Jahre in Ruhe zu forschen ohne sich Sorgen um die Miete, um den Unterhalt, etc machen zu müssen, dann ist das für viele durchaus attraktiv.

  14. @Florian Freistetter

    Standard-Verträge haben eine Laufzeit von 12-24 Monate bei 20h-Bezahlung, wäre also die gleiche Zeit, nur mit mehr Geld.
    Die Klostersache beschreibt daher eine noch schlechtere Situation wie so schon ist, da noch weniger finanzielle Mittel, daher ein noch größeres Potential der Ausbeutung, weil man sich andere Hobbies nicht leisten kann, unklare sozi-Verscherungsbeitrag, „Montage-Verhältnisse“ anstelle eigenes zu Hause und Familie/Partner – braucht man wohl eh nicht ..?
    Wo ist das attraktiv, geschweige denn eine Verbesserung der Situation ?

    1. @para „Wo ist das attraktiv, geschweige denn eine Verbesserung der Situation ?“

      Es geht nicht so sehr darum, aktuelle Beschäftigungssituationen zu ersetzen, sondern neue zu schaffen. Sagt Gruber ja auch im Interview – da gings um die ganzen Leute, die in Österreich nur 6Jahre lang beschäftigt werden dürfen und dann laut Gesetz rausgeworfen werden müssen

  15. Also: ich darf hier einen Senior Scientist zitieren, mit dem ich vorhin drüber geskyped habe, arbeitet an einer Uni … und er hält es für eine halbwegs brauchbare Idee.

    Gar nicht so blöd die Idee. Ich glaub die hatten schon so einige. Aber das wäre zu einfach. Da könnte ja noch was bei rummkommen.
    So wie es jetzt läuft ist doch viel besser.
    Man verspricht den Leuten viel, z.B. Labore. Die werden dann natürlich nicht fertig, und man lässt sie in Provisorien mit ner Handvoll Eimer für die Stellen, wo es durch das Dach Regnet. Dann lässt man sie dauernd Zeugs beantragen, weil ist ja wichtig, viel Geld für Geräte auszugeben und dann keine Geld für Leute über zu haben, die das Gerät dann bedienen (headbang). Bei dem Gerät kann man dann auch ein paar Teile einsparen, weil sparen ist auch wichtig. Also einen Ferrari genehmigen ist gut, und dann Räder und Lenkrat einzusparen ist auch gut. Dann kann Prima nerven mit der Forderung jetzt mal schön schnell zu fahren. Wie das ohne Fahrer und Reifen gehen soll ist ein anderes Problem, da ist der Doktorand oder wer auch immer Schuld wenn das nicht klappt (headbang).
    Ach ja, das Benzin kann man natürlich auch noch sparen, weil das Teil frisst ja einen Haufen Sprit, das ist zu teuer (facepalm). Wenn dann mal einer trotz alledem gelernt hat mit dem Ding echt schnell zu fahren, ist dann natürlich die Zeit um und er darf nicht mehr weiterbeschäftigt werden und feste Stellen gibt es natürlich nicht, denn wir müssen sparen und die Leute sollen ja nicht ewig an der Uni rumhocken. Ach, inzwischen ist die Karre natürlich hin, weil, der nächste hat keine Ahnung wie das Ding zu fahren ist und es an die Wand geknallt :D. Das macht aber nicht, denn die DFG startet gerade wieder ein Schwerpunktprogramm für tolle neue und teure Teile, da ist das ein Prima Grund ein tolles neues Teil zu beantragen, weil das Alte gerade vor die Wand geknallt …. Rest siehe Oben.
    Das ist ein wenig arg negativ, aber fasst es zusammen |-(

    Ist sicherlich überspitzt, hab ich aber schon vor Jahren so ähnlich gehört, als andere aus dem Bekanntenkreis noch an der Uni waren. Die Kloster- bzw. Wohnheimsache kann den Kreislauf durchbrechen, meine ich.

  16. @para
    Wie lange die Verträge gelten, hängt vielleicht auch vom Fach ab, und von der Uni. Der Wurm ist ja eh viel tiefer drinnen. Und hinzu kommt, dass eben die Unsicherheit entfällt, ob der nächste Antrag angenommen wird und was in ein paar Monaten ist.
    Es könnte wirklich mal was bei raus kommen.

  17. Hm… das klingt ja nach einer interessanten Talkrunde, aber leider bleibt da bei mir das Bild Schwarz. Es erscheint zwar ein Player und am Anfang auch ein Startbild, aber wenn ich den Play-Button anklicke passiert fast nix. Das einzige, was passiert ist, dass das Startbild verschwindet und die Anzeigefläche schwarz wird.

    Ansonsten hätte ich dazu zu sagen, dass ich von den derzeitigen Methoden, wie Wissenschaft praktiziert, kommuniziert und finanziert wird, nicht viel halte.
    Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass Bildung und damit auch Wissenschaft, egal ob Grundlagenforschung, Anwendungsforschung oder Nachwuchsausbildung ein Kulturgut ist. Und weil ich die Bildung und die daraus hervor gehende Wissenchaft als Kulturgut sehe, hat folglich auch die gesamte Gesellschaft für die Finanzierung aufzukommen. D.h. Bildung ist von der Krabbelgruppe bis zum Doktortitel vollständig und ausschliesslich aus Steuergeldern zu finanzieren! Drittmittel an (Hoch)Schulen können sein, aber nur als absolute Ausnahme und zeitlich limitiert sowie zu 100% Projektbezogen und zu 100% offen gelegt, was damit gemacht wurde und warum das nicht anders gemacht wurde.
    Ausserdem sind die Rahmenarbeitszeiten nicht nur vorzugeben, sondern es ist auch darauf zu achten, dass sie eingehalten werden. (Sanktionsdrohung: ab 60 Arbeitsstunden pro Woche zahlen Sie 120% Steuern für jede weitere Überstunde!) Für solche Leute, die lieber in ihren Labors Wurzeln schlagen, sind Regelungen zu finden, die sie dazu zwingen, ab einem bestimmten Arbeitpensum mal pausieren, damit sie sich langfristig betrachtet nicht selbst zerstören. Evtl. kann man die ja wirklich mal ein Quartal in so ein Kloster schicken, aber danach sollten die auch wieder ein „normales“ Leben führen.
    Zu den Arbeitszeiten kommt dann natürlich auch eine anständige Bezahlung, so dass man auch seine Zukunft planen und eine Familie gründen und finanzieren kann. Und natürlich unbefristete Arbeitsverträge.
    Wäre noch der letzte Punkt, die Kommunikation von Forschungsergebnissen: Da ist alles zu veröffentlichen. Diese „Papermanie“ wie sie derzeit vorherrscht gehört abgeschaft. Stattdessen sollte über jedes Forschungsprojekt ein Bericht publiziert werden, wo am Ende drin steht, wer dran beteiligt war, und was heraus kam. Also die üblichen Dinge, die auch heute in Papers stehen. Aber: wenn am Ende heraus kam, dass sich die Erwartungen nicht erfüllt haben, und mehr oder weniger viel daneben ging, dann muss auch das publiziert werden. Da ja alles aus Steuermitteln finanziert wäre, hätte man der Gesellschaft, d.h. dem Steuerzahler gegenüber eine Rechenschaftspflicht, denn die Gesellschaft möchte ja wissen, was mit ihrem Geld passiert. Deshalb wären auch sämtliche „negativen Ergebnisse“ Veröffentlichungspflichtig.
    Und bevor mir jetzt jemand vorwirft, dass sei ja völlig illusorisch, was ich hier schreibe: Ja, dass weis ich auch, dass IST zur Zeit völlig illusorisch. Aber eine Vision, die ich für erstrebenswert halte.

  18. Gut…Aber in einem „richtigen“ Kloster ist man bis zu seinem Tode versorgt. (d.h. auch noch darüber hinaus- die Brüder sorgen auch für das Begräbnis.) Da ist gut sein.

    Im „wissenschaftlichen“ Kloster ist der Aufenthalt aber (wenn ich das richtig verstanden habe) zeitlich begrenzt. Und dann? Mit -sagen wir mal- 45 Jahren, die letzten 200€ auf der Hand, ohne Wohnung, ohne Job (und ohne Aussicht auf diesen -zu alt, zu überqualifiziert, zu weltfremd-), ohne Rentenansprüche auf der Straße stehen? Dafür aber der Dank der Wissenschaft! („Der Dank des Vaterlandes ist Dir gewiss“ und eine Bettelschale+ Pappschild um den Hals „keine Rente“ – Zille hat es so gezeichnet). Ich kenn’s, wenn man nach über 30 Jahren in der Wissenschaft (davon die letzten 25 -nach der „großen deutschen Bananenrevolution“- ausschließlich befristete Projektverträge), wenn man zur Nummer im Arbeitsamt wird und die erarbeiteten Rentenansprüche nur knapp über der „Grundsicherung“ liegt.

    Nene, über ein in Ehren im Dienste der Wissenschaft ergrautes Haupt gehört schon ein -wenn auch kleines- sicheres Dach.

    Frank.

    1. @FRank Hill: “ Mit -sagen wir mal- 45 Jahren, die letzten 200€ auf der Hand, ohne Wohnung, ohne Job (und ohne Aussicht auf diesen -zu alt, zu überqualifiziert, zu weltfremd-), ohne Rentenansprüche auf der Straße stehen?“

      Was die Rentenansprüche angeht: Deswegen hat Gruber ja auch extra die Sozialversicherung erwähnt. Und nochmal: Es geht NICHT darum, Wissenschaftler in echtes Kloster einzusperren und nicht mehr rauszulassen. Man ist nach so einem Aufenthalt nicht „weltfremder“ als man es sonst gewesen wäre. Es geht Werner Gruber nur darum, dass es bescheuert ist, zuerst jahrelang Wissenschaftler auszubilden und sie dann, wenn sie ihren Job richtig gut beherrschen, per Gesetz rauszuwerfen und ihnen eine weitere Anstellung an der Uni zu verbieten. Deswegen schlug er vor, spezielle Beschäftigungsverhältnisse für Wissenschaftler zu schaffen, bei denen sie zwar kein großartiges Gehalt bekommen, dafür aber Kost und Logis und keine ständige Nerverei mit Projektanträgen, etc.

  19. Zufall?
    Aus Mathlog
    Hochsymmetrische Fraktale und Peano-Kurven
    ZITAT:
    ..findet sich eine Arbeit eines hinduistischen Mönchs über den Beweis der Cannon-Thurston-Vermutung für Flächen: “Cannon-Thurston maps for surface groups”.

    Wir reden mal wieder nur – andere machen es 😉

  20. Lieber Florian,
    ich habe sehr wohl verstanden, dass das Kloster nur ein „virtuelles“ sein soll. Das ändert aber nichts daran, dass man, wenn man dieses Kloster verlässt (oder verlassen muss) ohne Wohnung, Mittel und Rentenansprüche dasteht (es sei denn, das „Kloster“ zahlt Rentenbeiträge nicht auf die 200€ , sondern freiwillig in auskömmlicher Höhe -macht derzeit für den „Eckrentner“ ca. 1.096€/ Monat).

    Damit wir uns recht verstehen: Es IST Wahnsinn, gerade dann Wissenschaftler ‚rauszuschmeissen, wenn sie im Zenit ihrer Leistungsfähigkeit stehen, aber es IST auch unverantwortlich, sie dann noch über Jahre hinweg in ein superprekäres Beschäftigungsverhältniss (Unterkunft, Essen und Taschengeld bekommt -in höherem Maße!- auch ein HartzVI-ler, und das ohne 60-Stunden-Woche) zu drängen, nach dem sie dann doch nur wieder im rauhen Wind des „freien Arbeitsmarktes“ stehen -nur eben älter, müder und weniger angepasst. Schlechte Karten für einen Job in der Wirtschaft.
    Das Leben endet nun mal nicht nach den post- oder postpostdoc: Wenn die akademische Karriere vorbei und keine Festanstellung in Sicht, ist die Zeit bis zur Rente noch ganz schön lang. Und selbst wenn man lebenslang im „akademischen Kloster “ bleiben könnte: 40 Jahre lang nur für wohnen, essen und Taschengeld forschen, keine Familie (kann man sich davon nicht leisten), keine Weltbildung (Reisen kann man sich ncht leisten)- das stehen nur die wenigstens durch.

    Hochqualifizierte Idealisten, die für ein Minimum an Geld mit maximalem Engagement forschen, so lange die Kräfte reichen- das ist der feuchte Traum jedes Finanz- und Wirtschaftsministers. Nur für den Betreffenden, der in der Mitte seines Lebens plötzlich aus diesem Traum aufwacht, beginnt ein Alptraum.

    Frank

    1. @Frank Hill: „aber es IST auch unverantwortlich, sie dann noch über Jahre hinweg in ein superprekäres Beschäftigungsverhältniss (Unterkunft, Essen und Taschengeld bekommt -in höherem Maße!- auch ein HartzVI-ler, und das ohne 60-Stunden-Woche) zu drängen“

      Ich glaube genau darum ging es Gruber. Wenn du HartzIV oder Sozialhilfe in Österreich kriegst, dann DARFST du ja eigentlich nichts anderes tun. Du darfst nicht arbeiten, wenn du HartIV sonst kriegst du gar nix mehr.

      „Hochqualifizierte Idealisten, die für ein Minimum an Geld mit maximalem Engagement forschen, so lange die Kräfte reichen- das ist der feuchte Traum jedes Finanz- und Wirtschaftsministers. Nur für den Betreffenden, der in der Mitte seines Lebens plötzlich aus diesem Traum aufwacht, beginnt ein Alptraum. „

      Ich hab ja auch nicht gesagt, dass ich der Idee zustimme… Ich hab hier nur Grubers Vorschlag zur Diskussion gestellt. Und er hat ja auch nicht davon gesprochen, dass man die WIssenschaftler so Jahrzehntelang beschäftigen soll (niemand hat was von „40 Jahren“ gesagt). Das Problem ist halt vor allem in Österreich und Deutschland akut weil es hier zwischen Doktorat und Professur keine vernünftigen Karriereoptionen für junge Wissenschaftler gibt (https://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2012/01/31/kein-platz-fur-junge-wissenschaftler-das-problem-der-fehlenden-juniorpositionen/).
      Wenn man es genau nimmt, ist so eine Postdocstelle mit ihrem geringen Gehalt und den ständig wechselnden Arbeitsplätzen auch nicht optimal wenn man ne Familie oder ein normales Leben haben will. Dass der Vorschlag von Gruber auch nicht optimal ist, ist offensichtlich. Aber es lohnt sich, mal darüber nachzudenken, was man ändern könnte…

  21. Ein Aspekt fehlt mir immer in der Diskussion über die wiss. Arbeitsbedingungen: Die Praxis ist gesetzlich nicht zulässig. Bei uns und in vielen anderen Instituten werden die Arbeitszeitgesetze, Zeiterfassungsgesetze und der Arbeitssicherheit einfach weitgehend ignoriert.
    Bisher ist gottseidank alles gutgegangen, aber ich frag mich was bei einem Arbeitsunfall passiert, der irgentwann Samstag Nacht in der 14 Stunde passiert. Vielleicht noch mit einem HiWi dessen Vertrag schon ausgelaufen ist oder einem Doktoranden der eigentlich arbeitssuchend gemeldet ist. Was sagt die BG dazu? Sind wir dann überhaupt noch versichert?
    Habt ihr schonmal in der Richtung was gehört?

  22. Während der Promotion oder in Postdoc-Zeit ist man doch eigentlich eher als „Scheinangstellter“ beschäftigt. In Wahrheit ist man ein Freelancer – Ein „Selbständiger mit Schwerpunkt Laborarbeit“. Daher auch die Ignoranz gegen über den Arbeitsbedingungen. Muss ja nicht – kann ja auch gehen. Solange ich meine eigene Stelle durch Drittmittelgelder finanziere und die meiner Mitarbeiter, sowie Verbrauchsmittel.., dann dürfen alle an der Uni arbeiten wie sie möchten (>6 Jahre). Ich denke: Entweder man „Schaft es“ nach ca. 4 Jahren Postdoc Zeit (= deutlich absehbar, dass man mit dem Thema erfolgreich habilitieren kann & gute Chancen auf einen Lehrstuhl hat) oder man muss gehen. Sich für die Wissenschaft zu prostituieren macht keinen glücklich. Am Ende fängt man noch an Ergebnisse zu schönen um das nächste Jahr zu finanzieren. Ein Kloster kommt für mich nicht in Frage. Habe Frau und Kinder – die dürfen da nicht rein (Ablenkung pur).

  23. Vielleicht sollten wir so wie in der Kunst eine Wissenschaftsförderungsabgabe einführen. Wenn man per Gesetz beim Kauf eines SAT Receivers arbeitslose Künstler sozialversichert, dann sollte sowas doch auch für Wissenschaft möglich sein.

    Mein erster Chef sagte mir: Du kannst dich ums Projekt kümmern oder um deine Karriere, beides geht nicht.
    Meine Erfahrung zeigt: Leider hat er recht 🙁

    Eine weitere Erfahrung sagt: Wenn du Geld verdienen willst, dann geh in die Finanz oder ins Management. Als Techniker oder Wissnschaftler musst du Idealist sein.

    Grubers Vorschlag finde ich gut, man muss nur den Output definieren und einen Plan haben. Ich sehs ja selbst: vor 25 Jahren war ich 100% Techniker, jetzt bin ich 30% Techniker und der Rest Sales, Coach, Papiergenerator, Anwalt, Mediator und soll den doppelten Output liefern. Mal wieder einige Zeit 100% Technik wär schon was feines.

  24. Naja, warum nicht gleich die negative Einkommenssteuer einführen…

    https://de.wikipedia.org/wiki/Negative_Einkommensteuer

    IMHO wären die einzigen Verlierer die Arbeitsämter, und wenn ich an die Erzählungen meines Mitbewohners denke, schade drum wäre es nicht[1]…

    [1] Wenn eine Psychologin des Arbeitsamtes einem Depressiven mit einem IQ von ca. 80 und einem Ironiedetektorproblem erklärt, man müßte ihm ja eigentlich das Abi aberkennen, weiß ich
    a) warum die Frau nur beim Arbeitsamt arbeitet und keine Praxis hat und frage mich
    b) ob die Dame Geld für jeden Selbstentleiber kriegte…

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