Heute ist ja nicht nur kein Weltuntergang, heute ist auch Freitag. Und so wie jeden Freitag gibt es auch diesmal wieder ein neue Folge des Sternengeschichten-Podcasts.

Bald ist Weihnachten – und da ist natürlich der Stern von Bethlehem der prominenteste Stern. Aber war das wirklich ein Stern? Und wenn nicht, was war es dann? Die Antwort gibts in Folge 4, die ihr wie immer direkt im Player unten auf der Seite hören; gleich hier im eingebundenen Video oder den Podcast unter

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Den Podcast gibts natürlich auch bei iTunes und alle Infos und Links zu den vergangenen Folgen findet ihr unter https://www.sternengeschichten.org.

Transkription

Sternengeschichten 4: Der Stern von Bethlehem

Bald ist Weihnachten. Und dann ist die Welt voll mit Sternen. Allerdings sind es künstliche Sterne, die entweder als Weihnachtsdeko zuhause herum liegen oder hängen oder in den Einkaufsstraßen der Städte in Form von Weihnachtsbeleuchtung das Licht der echten Sterne überstrahlen. Der bekannteste Weihnachtsstern ist natürlich der Stern von Bethlehem. Der kommt immerhin schon in der Bibel vor. Im Matthäus-Evangelium kann man lesen:

„Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen. Und der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen.“

Und das ist auch schon alles an Information – mehr bietet die Bibel uns leider nicht an. Es ist schwierig, nur anhand dieser drei Sätze herauszufinden, welches astronomische Phänomen hier genau beschrieben wird.

Wenn der Stern von Bethlehem auf alten Gemälden oder Weihnachtskrippen zu sehen ist, dann wird er meistens als Komet mit Schweif dargestellt. Viele haben wahrscheinlich schon das Gemälde „Die Anbetung der heiligen drei Könige“ gesehen; es ist das klassische Bild der Krippe: mit Josef, Maria und Jesus, den drei Königen und den Stern am Himmel über dem Stall. Der Maler, Giotto di Bodone hatte im Jahr 1301 wahrscheinlich den Halleyschen Kometen am Himmel gesehen und sich dadurch inspirieren lassen. Und tatsächlich war der Komet auch im Jahr 12 bzw. 11. vor Christus in der Nähe der Erde und wahrscheinlich gut zu sehen. Aber das passt nicht zum eigentlichen Geburtsdatum, dass von den Forschern heute für die Geburt von Jesus angenommen wird. Jesus soll irgendwann zwischen den Jahren 7 und 4 vor Christus geboren sein (und wenn das ein wenig komisch klingt, dann liegt das daran, dass unser Kalender erst lange Zeit nach Geburt und Tod von Jesus erstellt wurde und man damals mangels ausreichender Informationen ein wenig gepfuscht und den Nullpunkt des Kalenders falsch gesetzt hatte). Kometen sind aber auch aus anderen Gründen keine gute Wahl für den Stern von Bethlehem. Früher galten sie als Unheilsboten und es erscheint seltsam, dass ein Komet auf einmal die Geburt eines Königs symbolisieren soll.

Der große Astronom Johannes Kepler war der Meinung, der Stern von Bethlehem wäre eine Supernova gewesen. So bezeichnet man die gewaltige Explosion die entsteht, wenn ein großer Stern am Ende seines Lebens keinen Brennstoff mehr hat und kollabiert. Vorausgesetzt die Supernova findet in der näheren kosmischen Umgebung statt, sieht das von der Erde dann so aus, als würde plötzlich ein neuer, sehr heller Stern am Himmel erscheinen. Kepler wusste wovon er sprach. Denn er selbst hatte im Jahr 1604 genau so eine Supernova beobachtet. Damals wusste natürlich noch keiner, was eine Supernova wirklich ist. Ein Jahr zuvor hatte Kepler beobachtet, wie sich die Planeten Jupiter und Saturn am Himmel sehr nahe kamen. In Wahrheit waren sie natürlich immer noch weit voneinander entfernt, aber von der Erde aus gesehen standen sie beide in der gleichen Richtung und waren deshalb knapp nebeneinander am Himmel zu sehen. So etwas nennt man „Konjunktion“ und Kepler war der Meinung, dass diese spezielle Konjunktion irgendwie für das Auftauchen des neuen Sterns verantwortlich war. Und als er dann herausfand, dass es auch im Jahr 7 vor Christus so eine Konjunktion gab, folgerte er, dass auch damals eine Supernova am Himmel erschien: Der Stern von Bethlehem.

Das war natürlich Unsinn. Heute wissen wir, wie eine Supernova funktioniert und das sie absolut nichts mit der Konjunktion von Jupiter und Saturn zu hat. Zur Zeit von Kepler wusste man ja auch noch nicht, wie weit die Sterne wirklich entfernt waren und das auch eine Supernova früher einmal Stern war. Die Sterne sind viel zu weit weg, als das die Bewegung der Planeten des Sonnensystems irgendeinen Einfluss auf sie haben könnte. Das gilt besonders für Keplers Supernova, die in der gewaltigen Entfernung von 20000 Lichtjahren stattfand.

Natürlich könnte es trotzdem sein, dass die Bibel von einer Supernova spricht. Vielleicht hat zufällig eine stattgefunden? Aber dann hätte man von diesem Ereignis auch anderswo gelesen und nicht nur in der Bibel.

Definitiv stattgefunden hat aber die Konjunktion zwischen Jupiter und Saturn im Jahr 7 vor Christus. Der Wiener Astronom Konradin Ferrari d’Occhieppo stellte im Jahr 1964 eine Theorie auf, bei der genau dieses Ereignis die Rolle des Sterns von Bethlehem spielen soll. Die Planeten Jupiter und Saturn trafen sich damals im Sternbild der Fische und interpretiert man dieses Ereignis anhand der damals herrschenden astrologischen Vorstellungen, dann hätten die babylonischen Astronomen das tatsächlich im Sinne der Bibel verstehen können. Der Planet Jupiter symbolisierte den Herrscher und der Saturn stand unter anderem als Symbol für das jüdische Volk. Das Sternbild der Fische stand für Palästina und wenn alles drei zusammenkommt, dann hat man einen König der Juden, der in Palästina geboren wird.

Die heiligen drei Könige der Bibel wären demnach babylonische Astrologen gewesen, die diese Konjunktion beobachtet hatten, entsprechende Schlüsse zogen und dann nach Bethlehem wanderten. Natürlich kann man daraus nicht schließen, dass die Bewegung der Himmelskörper tatsächlich die Geburt von Jesus vorhergesagt haben. Die Bibel wurde erst lange nach dem Tod von Jesus geschrieben und man wird die Himmelsereignisse erst nachträglich entsprechend interpretiert haben.

Natürlich ist auch diese Theorie etwas zweifelhaft. Abgesehen davon, dass Astrologie an sich ziemlicher Unsinn ist, kannten die Menschen damals schon den Unterschied zwischen Sternen und Planeten. Und im Originaltext des Evangeliums wird eindeutig von einem Stern gesprochen und nicht von einem Planeten. Und auch wenn Jupiter und Saturn am Himmel nahe beieinander standen, dann waren sie doch immer noch eindeutig als zwei einzelne Himmelskörper zu erkennen und nicht als einzelnern Stern. Außerdem ist unklar, ob die Babylonier die Himmelskörper wirklich so interpretierten wie d’Ochieppo das dachte – oder ob ihnen die Konjunktion nicht vielleicht sogar komplett egal war. Denn man kennt Keilschrifttafeln der Babylonier die Berechnungen zu dieser Konjunktion zeigen und keinen Hinweis darauf, dass sie für die Leute von damals irgendeine tiefere Bedeutung hatte.

Es ist immer noch völlig unklar, was genau der Stern von Bethlehem gewesen ist. Aus meiner Sicht ist es am wahrscheinlichsten, dass es nie einen Stern von Bethlehem gab. Die Bibel ist keine wissenschaftliche Arbeit. Sie ist kein Tatsachenbericht und es gibt keinen Grund, warum die Beschreibung des Sterns etwas mit der Realität zu tun hatte. Die Bibel ist ein religiöses Buch, dass lange nach dem Tod von Jesu geschrieben wurde. Das Matthäus-Evangelium wurde circa im Jahr Einhundert aufgeschrieben und sein Verfasser erst nach dem Tod von Jesus geboren. Die Bibel ist voller Anspielungen und Symbolen und es ist absolut nicht unwahrscheinlich, dass Matthäus sein Werk ein wenig aufputzen wollte und einfach die Geschichte vom Stern von Bethlehem eingefügt hat, um zu zeigen, wie bedeutend Jesus gewesen war. Das war damals nicht unüblich. Im Jahr 44. vor Christus war ein großer Komet am Himmel über Italien zu sehen. Und weil der große Julius Cäsar erst kurz vorher gestorben war, behaupteten die Römer, dass der Komet Cäsars göttliche Seele sei, die man nun am Himmel sehen konnte. Im Tempel, in dem Julius Cäsar als Gott verehrt wurde (es gab wirklich so eine „julianische Religion!“), brachte man an Cäsars Statue sogar das Bild eines Kometen an.

Der Gelehrte Plinius der Ältere beschreibt die Geschichte in seinem Buch „Naturalis Historia“, dass um das Jahr 77 erschienen ist:

„Nur an einem einzigen Ort der Erde, nämlich in Rom, wird ein Komet in einem Tempel verehrt, weil ihn der Divus Augustus als sehr günstiges Zeichen für sich erklärte. Er trat nämlich zu Beginn seiner Regierung in Erscheinung während der Spiele, die er zu Ehren der Venus Genetrix kurz nach dem Tode seines Vaters Caesar in dem noch von diesem eingesetzten Kollegium abhielt. Mit folgenden Worten äußerte er darüber seine Freude: Gerade an den Tagen meiner Spiele wurde ein Haarstern sieben Tage lang am nördlichen Teil des Himmels erblickt; er ging um die elfte Tagesstunde auf, war sehr leuchtend und in allen Ländern sichtbar. Das Volk glaubte, durch diesen Stern werde die Aufnahme der Seele Caesars unter die unsterblichen Götter angezeigt; um dessentwillen wurde dieses Sternzeichen am Abbild seines Kopfes angebracht, das später auf dem Forum geweiht wurde. So sprach er sich öffentlich aus; in seinem Innern aber war er mit Freude überzeugt, daß der Stern für ihn aufgegangen sei, und daß er mit ihm aufgehe – und zwar, wenn wir die Wahrheit sagen wollen, zum Heile der Welt. “

Es ist nicht unwahrscheinlich, dass auch Matthäus diese Geschichte kannte und sich dachte, das Jesus auch unbedingt einen eigenen Kometen braucht, wo doch selbst Julius Cäsar einen hatte…

Ob es den Stern von Bethlehem gegeben hat oder nicht, wissen wir nicht und es ist unwahrscheinlich, dass wir es irgendwann herausfinden werden. Aber es gibt jede Menge reale Sterne am Himmel und über die gibt es jede Menge herauszufinden. Und daher auch noch genug neue Sternengeschichten. Bis bald und frohe Weihnachten.

30 Gedanken zu „Sternengeschichten Folge 4: Der Stern von Bethlehem“
  1. Wer gerne die Keplersche Konjunktion von Jupiter und Saturn im Jahr -7 im „Stellarium“ nachstellen möchte, der muss das Jahr -6 eingeben, da das „Stellarium“ mit dem Jahr Null rechnet, das aber gar nicht existiert.

  2. Ich habe mir die Folgen abonniert. Super gemacht, super gelesen!
    Und nun kommt meine Tochter heim und erzählt mir, das sie zur Zeit Astronomie in der Schule hat. Da passt der Podcast gerade doppelt.
    Vielen Dank an Florian!

  3. @ alle frag ich mal in die runde vielleicht weiß ja schnell wer rt und ich muß mich nicht durch div. foren suchen.

    ich hab mir gestern die neue version von stellarium installiert. 0.11.4 (win32).
    blöderweise hat jetzt etwas mit den schriften nicht mehr hin.
    es wird irgendein nicht leserlicher schriftsatz in den menüs und datenanzeigen (wenn man zb. ein objekt anklickt) verwendet.

    hat irgendjemand eine idee was da falsch läuft, und wie ich das ändern kann

  4. @Florian:
    Na dann herzlichen Glückwunsch zum verdienten Erfolg Deines Podcasts. Ich hoffe Du hörst deswegen nicht auf zu bloggen ;). Ich freue mich jedenfalls schon auf die nächsten Folgen.

    Eine kleine Idee dazu vielleicht noch: wie wäre es, wenn Du die Folgen mit ein paar Sekunden Musik abschließt (mit
    einer Ausblendung am Ende vielleicht), so wie Du ja auch schon mit Musik einsteigst. Dadurch würde das Ende weniger abrupt wirken.

  5. Ich meine mich zu erinnern, dass ich das Buch von dem Astronomen aus Wien, welches Du zitierst, vor Jahren schon mal besessen und gelesen habe – verliehen und nicht wieder gekommen, deshalb aus dem Gedächtnis:
    Eindrucksvoll war die Beschreibung der babylonischen Astronomie: Die Jahreszählung wurde mit dem Siriusaufgang am Morgen begonnen. Es gibt offenbar nur einen Tag im Jahr, an dem nach längerer Pause der Sirius kurz vor Sonnenaufgang am Morgenhimmel zu sehen ist und nach wenigen Mibnuten von der Sonne überstrahlt wird. Durch Zählen der Tage bis zu einem Morgenaufgang eines anderen Sternes konnten Stundenwinkel bis auf etwa ein Grad genau bestimmt werden. Dazu haben die babylonischen Sternenkundigen ihre Beobachtungen der Planetenkoordinaten über Generationen aufgezeichnet und weitergegeben. Hierdurch sei es ihnen möglich gewesen, das Datum der Konjunktion von Jupiter und Saturn monatelang zuvor vorherzusagen (und rechtzeitig loszuwandern). Das subjektive Phänomen, dass der „Stern“ stehenblieb, wurde auf das Zodiakallicht zurückgeführt.
    Die Weihnachtsgeschichte ist so voller Erfüllungsgeschichten und historischer Ungereimtheiten, dass die Rolle der Magier mit Recht nicht historisch verstanden werden kann ( https://de.wikipedia.org/wiki/Herodes_der_Gro%C3%9Fe#Matth.C3.A4us-Evangelium ). Trotzdem fand ich die Fähigkeiten der antiken Astronomen beeindruckend.

  6. @Rabbi
    Stellarium hält sich eben an internationale Normen, und laut ISO 8601 (Datumsformate) gibt es ein Jahr Null (damit lässt es sich auch besser rechnen). Nur der esotherische christliche Kalender (vor Christi Geburt und nach Christi Geburt) kennt das nicht.

  7. ElSaxo
    Das stimmt schon.
    Nur wenn wir irgendwo lesen: Julius Caesar gest. 44 v.Chr., dann ist das im Stellariumkalender das Jahr -43.
    Jegliche offiziellen, historischen und sonstigen Datumsangaben v.Chr., oder „vor unserer Zeit“ müssen ohne das Jahr Null gerechnet werden. Das hat nichts mit Esoterik oder christlichem Glauben zu tun.
    Da beissen sich die Historiker mit den Astronomen. Da wird es kaum eine Änderung geben.

  8. Das ‚esotherisch‘ war nur polemisch gemeint. Aber in der christlischen Zeitrechnung fehlt tatsächlich ein Jahr. Das Jahr IN dem nach der Kirche Chrisus geboren wurde ist doch weder vor noch nach seiner Geburt. Das müsste dann heissen ‚das Jahr Christi Geburt‘ (= 0). Natürlich lässt sich das jetzt nicht mehr ändern, was unsere Altvorderen da verzapft haben. Aber jedem, der negative Jahreszahlen verwendet, sollte unbedingt klar sein, dass das Minus weder ‚vor Christi geburt‘ noch ‚vor unserer Zeitrechnung‘ bedeutet. Auch die Daten sind mit Vorsicht zu geniessen, ISO 8601 basiert auf dem Gregorianischen Kalender, der erst ab 1582 eingeführt wurde. Daher muss man noch die Differenzen zum vorher geltenden Julianischen Kalender berücksichtigen. Aber beim Stern von Bethlehem komm es ja aufs Datum nicht an.

  9. Diesen Blog lese ich schon seit Jahren regelmäßig mehrmals die Woche. Auch deine Bücher habe ich mir gekauft. Anders gesagt: Was Du so schreibst gefällt mir gut. Dein Podcast nicht.
    Es ist ja wohl so das Du einfach nur einen geschriebenen Text vorliest, und das hört sich dann irgendwie langweilig an. Es bringt auch keinen Mehrwert gegenüber deinen Blog.
    Ich fände es viel besser wenn du versuchen würdest relativ Frei zu reden. Also einfach nur ein Stichwortartiges Konzept aufschreiben und dann reden.
    Natürlich ist mir klar dass, das nicht jedermanns Sache ist und ich weiß nicht ob Du so etwas kannst. Aber besser gefallen würde es mir

    1. @Rat: „Natürlich ist mir klar dass, das nicht jedermanns Sache ist und ich weiß nicht ob Du so etwas kannst. Aber besser gefallen würde es mir“

      Ich kann frei reden. (Freie) Vorträge zu halten ist Teil der wissenschaftlichen Arbeit. Aber das Konzept für meinen Podcast ist absichtlich so gestaltet, wie es gestaltet ist und absichtlich keine freie Plauderei, wo man vom hundertsten zum tausendsten kommt. Es ist schade, dass dir mein Podcast nicht gefällt. Aber ich habe damit zu leben gelernt, es nicht allen recht machen zu können. Mein Podcast wird sich im Laufe der Zeit sicherlich noch verändern; ist ja erst bei Folge 4. Vielleicht gefällt es dir ja später mal.

  10. Naja, mässig interessant da nichts neues dabei. Sehr mühsam fand ich vor allem das Zuhören, da der Sprecher ziemlich nuschelt! Welche Sprache wird da gesprochen? Soll das Hochdeutsch sein?

    Zum Inhalt. Wer behauptet, die Bibel wäre „lange nach Christi Geburt geschrieben worden“, verwechselt da etwas. In Wahrheit gehören die Bibeltexte zu den ältesten der Welt! Natürlich wurde an den unterschiedlichen Schriften resp. Abschriften immer wieder mal herum gebastelt, so dass das Neue Testament, so wie wir es kennen, worin die wichtigste Hauptfigur Jesus Christus getauft wurde, etwa im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung in die heutige Form gefasst. Die Bibeltexte an und für sich, wovon der mehrheitliche und eigentliche Teil aus dem Alten Testament besteht, ist jedoch hunderte und einiges mehr Jahre älter als unsere Zeitrechnung überhaupt. Und die Geschichte vom König, der nach drei Tagen tot wieder aufersteht, ist vermutlich so alt wie die früheste Astronomie. Es ist ein Kult um die Sonne und das Wandern des Sonnenaufgangs in nördliche Richtung und jene drei Tage, welche dieser zur Umkehr in die Laufrichtung zurück nach Süden benötigt. (Aufgrund der Jahreszeiten deutete man dies als Wiedergeburt des Lebens überhaupt. Auch der ursprüngliche Christusgedanke, die Wiedergeburt in das ewige oder zumindest ins nächste oder ein neues Leben ist sehr alt!)
    Wenn man jetzt noch wissen möchte, wo genau die Sonne am 25. Dezember aufgeht , braucht man jetzt nur noch die Geschichte von den drei Königen und dem hellen Stern (Oriongürtel und Sirius) zu kennen, und schon weiss man, wo am Horizont die Wintersonnenwende statt findet. Man braucht nur der Linie zu folgen. Praktisch nicht?

    1. @MJ Supra: „Wer behauptet, die Bibel wäre “lange nach Christi Geburt geschrieben worden”, verwechselt da etwas. In Wahrheit gehören die Bibeltexte zu den ältesten der Welt! „

      Das mag fürs alte Testament gelten. Aber die Evangelien wurden lange nach Christi Geburt geschrieben. Das stimmt auch, selbst wenns genuschelt ist. Und es geht hier um die Evangelien, nicht ums AT.

  11. ..(und als Ergänzung)..Wenn von unspezifisch ‚Bibel‘ im Zusammenhang mit Jesu Geburt die Rede ist, bleibt einzig die christliche Bibel als Interpretationsmöglichkeit.
    Deren Haupttexte entstanden zweite Hälfte erstes Jhdt AD, also mit deutlichem Abstand zum angegebenen Geburtszeitpunkt.
    „So wie wir es kennen“ -ganz abgesehen von der Sprache- also kanonisiert ist der Text nochmals deutlich jünger, der Tanach ab Mitte des 2., die Bibel erst ab dem 5. Jhdt AD.
    Und wie die ersten (vermuteten) Bibelschriften der Quelle P, also 7. Jhdt BC, „zu den ältesten der Welt!“ sortiert werden sollen, ist mir angesichts der Funde aus mindestens dem 4. Jtsnd BC völlig unverständlich.

  12. @Florian:
    Da habe ich wohl nicht klar genug ausgedrückt, so einfach „freie Plauderei“ wie du sie beschreibst meinte ich eher nicht.Ein durchgeplantes Konzept sollte bei deiner Art von Podcast schon vorhanden sein.
    Aber ein reines Vorlesen hört sich nun mal etwas steril und emotionslos an. Das klingt dann immer irgendwie Langweilig, obwohl der Inhalt an sich das gar nicht ist. Das kriegen eigentlich nur professionelle Sprecher gut hin.
    Da Du ja mit freien Vorträgen vertraut bist sollte das ja auch machbar sein. Experimentiere doch einfach mal ein wenig.
    Zwischen einfachen Vorlesen und freier Plauderei, wo man vom hundertsten zum tausendsten kommt, gibt es viele Abstufungen.

    1. @Rat: „Da Du ja mit freien Vorträgen vertraut bist sollte das ja auch machbar sein. Experimentiere doch einfach mal ein wenig.“

      Wie gesagt: Ich mache die Podcasts so, wie ich es mir anfangs überlegt habe. Und abgesehen davon das es kein „reines Vorlesen“ ist, werde ich das vorerst weiter so machen, wie ich es machen möchte. Und vielleicht ändere ich es später auch. Aber das der Podcast so ist, wie er ist, hat Gründe. Und das es kein komplett freier Vortrag ist, hat ebenfalls Gründe. Mir ist klar, dass es Leute gibt, die das doof finden. Aber egal wie ich es mache, es wird immer jemand meinen Podcast doof finden. Ich kann es nicht allen recht machen. Es tut mir leid, dass du einer von denen bist, denen ich es nicht recht machen kann. Sorry.

  13. Leid tun muss Dir ja nun erst mal gar nichts. Schließlich verschenkst Du deinen Podcast, ich kann ihn also anhören oder es bleiben lassen.
    Weiter zuhören werde ich auf jeden Fall.

  14. Ein sehr schöner Text, zu dem ich aber trotzdem ein paar Anmerkungen machen möchte. Stand der Forschung ist i die Konjunktionstheorie Jupiter und Saturn mit, wie ich finde, guten Argumenten. Um das Jahr 7 v. Chr. gab es eine nachweisbare Dreierkonjunktion dieser Planeten. Solche Konjunktionen im Sternbild der Fische sind extrem selten und finden nur ca. alle 800 Jahre statt. Und dass Christus nicht im Jahre 0 geboren wurde, ergibt sich ja schon aus dem sehr wahrscheinlichen Todesdatum 4 v. Chr.des Königs Herodes. Offensichtlich hatte sich also der Ersteller unserer heutigen Zeitrechnung, ein Mönch namens Dionysius Exiguus, hier ein wenig verrechnet. Die Richtung für ihre Reise wussten die Weisen bereits durch die Deutung einer angenommenen Jupiter/Saturnkonjunktion. Jupiter wurde seit alters her als KÖNIGSSTERN bezeichnet; der Saturn war der ISRAELBESCHÜTZER. Die Deutung für die Weisen war also nachvollziehbar: Ein König war als Israelbeschützer in die Welt gekommen. Sollte es also so eine Konjunktion gewesen sein, bedarf es gar keiner entsprechenden Erscheinung am Tag, nur nachts war die Erscheinung für die Weisen sichtbar. Deshalb sind sie ja bei Ihrer Wanderung gen Israel auch erst im Königspalast des Herodes gelandet und haben gefragt:“Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Osten (Aufgang) und sind gekommen ihn anzubeten.“ Man muss davon ausgehen, dass eine außergewöhliche Himmelserscheinung, die auch tagsüber sichtbar gewesen wäre, sicher ebenso anderen aufgefallen sein müsste, eventuell hätte es hierüber auch Aufzeichnungen gegeben. Immerhin dauerte die Reise der Weisen/Sterndeuter wahrscheinlich fast zwei Monate. Dem Herodes bzw. seinen Leuten scheint der Stern auch noch nicht aufgefallen zu sein, eine auffällige Himmelerscheinung am Tag wäre ihnen aber wahrscheinlich nicht verborgen geblieben. Erst nachdem die Weisen erfahren hatten, dass der König in Bethlehem geboren sein soll, machten sie sich wieder auf dem Weg und sehen jetzt tatsächlich die Erscheinung wieder, die sie weiter führte. Das wird sicher auch nicht am Tag, sondern nach Anbruch der Dämmerung gewesen sein, was anderes gibt der Text nicht zwingend her. Der Bibeltext mag sich auch hier nur auf den Planeten Jupiter beziehen, der dort als Stern in der Einzahl bezeichnet wird, dazu müssen Jupiter und Saturn zusammen nicht als einziger Stern wahrgenommen werden. Jupiter strahlte auch wesentlich stärker als Saturn. Also ist der Abstand der beiden Planeten hier auch kein Ausschlussindiz der Konjunktion. Auch wenn es sich eigentlich um einen Planeten handelt, muss der Text nicht unbedingt diesen Unterschied Planet/Stern beachtet haben. Und hier wird genau begründet von dem Astronomen Ferrari d`Occhippo in seinem lesenswerten Buch über den Stern von Bethlehem, warum dies astronomisch bei der entsprechenden Jupiter/Saturn Konjunktion auch tatsächlich zutrifft. Der Stern bzw. Planet war tatsächlich den Weisen auf dem Weg von Jerusalem nach Bethlehem im fraglichen Zeitraum sichtbar, das ist astronomisch gut zu erklären. Der Jupiter ging also nach dieser Theorie den Weisen auf dem ca. 9 km langem Weg von Jerusalem nach Bethlehem voran. Der Uni.-Prof. Dr. Ferrari d` Occhieppo rechnete nach, dass am Abend des westlichen Stillstandes der Planeten relativ zum Fixsternhimmel am 12./13. November 7.v Chr. nach dem julianischen Kalender auf völlig natürliche Weise für die von Jerusalem herkommenden Weisen der Anschein eines rund dreistündigen Stehenbleibens ihres Sternes über Bethlehem entstand. Es ist ferner bemerkenswert, dass im griechischen Urtext des Evangeliums zwischen der Himmelsrichtung der Aufgänge und dem einmaligen Ereignis des Abendaufganges grammatikalisch deutlich unterschieden wird. Demzufolge wären die Weisen zu dieser Zeit beim Jesuskind gewesen.
    Ich neige dazu einem ausgewiesenen astronomischen Fachmann in diesem Bereich auch zu glauben, der übrigens ein überzeugter Christ war. Meine Schlüsse habe ich teilweise dieser Abhandlung des Ferrari d`Occhieppo entnommen. Andere Quellen sind z. B. das auch lesenswerte Buch „Der Stern-die Weisen-und wir“ von Christoph Wrembek. Ein Indiz für die Jupiter/Saturn-Theorie ist auch eine aus dieser Zeit stammende Keilschrifttafel, die entsprechende Vorforschungen von Sterndeutern/Weisen dokumentiert. Ein weiterer Hinweis für die Konjunktionstheorie ist außerdem, dass Herodes laut Text folgendes tat (Zitat):“….er ließ in Bethlehem und der ganzen Umgebung alle Knaben bis zum Alter von zwei Jahren töten, GENAU der Zeit entsprechend, die er von den Sterndeutern erfahren hatte.“ Die Dreifachkonjunktion und damit der Stern/Planet waren nach der seleukidischen Zeitrechnung der Weisen das erste Mal im Jahr davor sichtbar gewesen, und das hatten sie Herodes auf Anfrage auch so gesagt. Man sieht also,dass bei der Betrachtung jedes Detail des Bibeltextes sorgfältig beachtet werden sollte. Ebenso geht wie schon erwähnt die Forschung davon aus, dass die Weisen nicht schon bei der Geburt des Christus diesen aufgesucht haben, sondern dieser bereits mehrere Monate alt war. Ein besonderer Hinweis dafür ist auch, dass der Text in der Bibel eindeutig von einem HAUS spricht, in dem die Weisen das Jesuskind erblickten, Zitat:“ …sie gingen in das Haus und sahen das Kind……“ Es ist hier überhaupt nicht von einem Stall oder einer ähnlichen Unterkunft die Rede. Ein anderes apokryphes Evangelium spricht hier von einem bereits stehenden Jesuskind an der Seite seiner Mutter. Vermutlich ist also die Behausung längst gewechselt worden in der Zeit nach der Geburt. Jesus ist aber nach Lukas auf jeden Fall in einer stallähnlichen Behausung geboren worden, er lag ja in einer Futterkrippe. Sollte die Konjunktionstheorie also stimmen, könnte man daraus auch auf den Geburtsmonat schließen und Christus wäre ggf. im März des Jahres 7 v. Chr. geboren worden, das entpricht dem ersten Aufgang des Jupiter.
    Im März sollen übrigens laut Werner Keller „Und die Bibel hat doch recht“ in Palästina auch wieder die Schafe auf die Weiden gebracht werden und bei Lukas lesen wir ja, dass Hirten das Jesuskind aufgesucht hatten, die der Engel bei ihrer Herde antraf. Die Weisen trafen vermutlich erst im Rahmen der dritten Jupiter/Saturn Konjunktion ein, das wäre laut Ferrari d‘ Occhieppo mehrere Monate nach der Geburt gewesen. Warum soll nicht eine astronomisch nachweisbare Himmelserscheinung der Stern von Bethlehem gewesen sein? Mein Glaube an Jesus Christus wird davon jedenfalls nicht beeinflusst und ich freue mich auf das Weihnachtsfest, an dem wieder die Geburt unseres Erlösers gefeiert wird.

    1. @Martin Heinsen: Die Bücher von d’Occhieppo hab ich gelesen; auch den Rest zu dem Thema. Es bleibt halt dabei, dass die Konjunktionshypothese rein astrologisch motiviert ist (und die Deutung der Planeten umstritten); dass eine Konjunktion was ganz anderes ist als ein „Stern“ (und die Leute damals auch nicht blöd waren und den Unterschied kannten); und dass niemand sonst außer dem einen Evangelisten dieses Himmelsphänomen beschreibt. Dem gegenüber steht die historisch deutlich plausiblerer These dass der „Stern“ eine nachträgliche Einfügung in die Geschichte war um das junge Christentum gegenüber all den anderen Religionen zu legitimieren (was im historischen Kontext absolut sinnvoll ist). Die Bibel ist halt ein religiöser Text und es gibt keinen Grund davon auszugehen, dass dort die Realität beschrieben wird.

  15. Hab jetzt nur die Beiträge überflogen, aber ich sag auch mal was:

    Ob die Evangelien nun „kurz“ oder „lange“ nach Christi Wirken geschrieben wurden, ist wohl Definitionssache. Sie wurden jedenfalls alle zu einer Zeit geschrieben, als es noch Augenzeugen für Jesu Auftreten, Tod und Auferstehung gab.

    Matthäus schreibt nicht als Astronom, benutzt also keine Fachausdrücke. Mit „Stern“ kann damit so ziemlich alles gemeint sein, also auch eine Konjunktion. Die Konjunktion von Jupiter und Saturn 7/6 v.Chr. Aber das ist natürlich nicht der einzige „Kandidat“.

    Vor vielen Jahren habe ich in irgendeinem Buch (sorry, Details habe ich vergessen) mal eine Liste von astronomischen Ereignissen gelesen, die jemand aus babylonischen, indischen und chinesischen Quellen zusammengestellt hatte. Da waren mehrere Konjunktionen, mehrere Novae, mehrere Kometen (u.a. einer, der nur offenbar nur einmal an der Sonne vorbeiflog) zu sehen – für jedes (oder nur „gefühlt jedes“? weiß nicht mehr) Jahr von 10 bis 4 v.Chr. war was dabei.

    Und da keine der drei Quellen (Babylon, Indien und China) alle Ereignisse notierte, besteht grundsätzlich auch die Möglichkeit, dass es noch Ereignisse gab, die zufällig in keiner uns erhaltenen Quelle notiert wurden.

    Astronomisch lässt sich damit so gut wie nichts über den „Stern von Bethlehem“ sagen – insbesondere aber nicht, dass es ihn nicht gegeben habe.

  16. Ergänzung:

    _Für_ die Konjunkton von Jupiter und Saturn spricht,

    -> dass auch jüdische Gelehrte solche Konjunktionen als mögliche Ankündigung des Messias gesehen haben

    -> der Zeitraum von 2 Jahren in Mt 2,16, der die gleiche Größenordnung hat wie die erste und letzte „Begegnung“ der Planeten in einer großen Konjunktion.

    Das ist natürlich zu wenig, um als Beweis zu taugen, dass es diese Konjunktion war. Argumente für oder gegen die Historizität des Sterns von Bethlehem müssen aus anderen Wissensgebieten kommen als der Astromie, weil eben dien Bibel zu wenig konkret ist, was das genau war.

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