Ich hatte gestern schon ein ziemlich tolles Bild des Himmels vorgestellt. Aber am Himmel gibt es viel zu sehen. Und viele weitere tolle Bilder. Zum Beispiel das hier:
Das ist der Stern Zeta Ophiuchi. Er ist 370 Lichtjahre entfernt. Er ist sechsmal heißer als unsere Sonne, achtmal größer, 20 Mal schwerer und 80000 Mal heller. Und er ist schnell! Er bewegt sich mit 24 Kilometer pro Sekunde durchs All! Vermutlich war er früher Teil eines Doppelsternsystems. Der Partnerstern war größer, starb früher und als er explodierte, schleuderte er Zeta Ophiuchi ins All hinaus. Der Stern ist jetzt so schnell, dass er sich schneller als der Schall bewegt. Welcher Schall?, fragt hier vielleicht der eine oder die andere. Wo soll es im All schon Schall geben? Zum Beispiel in der großen Wolke aus Gas und Staub, in der sich der Stern befindet. Durch die saust Zeta Ophiuchi durch, schneller als der Schall. Da er so groß und heiß ist, erzeugt er auch starke Sternwinde. Das Gas des Sterns trifft auf die interstellare Wolke und bei der Kollision entstehen die beeindruckenden Wirbel und Wellen die man im Bild sehen kann.
Und sehen kann man sie auch nur deswegen, weil das Weltraumteleskop Spitzer, von dem die Aufnahmen stammen, den infraroten Teil des Spektrums beobachten kann. Normalerweise wäre dieses tolle Bild hinter dem Staub verborgen, der kein sichtbares Licht durchlässt. Aber der Staub gibt Wärmestrahlung ab und die ist im Bild dargestellt. Und Wärme ist nichts anderes, als unsichtbares Licht. Nur weil wir etwas mit unseren Augen nicht sehen können, folgt daraus ja nicht, dass es nicht existiert. In der Welt da draußen gibt es jede Menge Dinge zu sehen und zum Glück haben wir gelernt, auch das zu sehen, was für unsere Augen unsichtbar ist und uns künstliche Augen gebaut, um das ganze faszinierende Universum sichtbar zu machen.
Kurzwelliges Infrarot ist grün dargestellt, langwelliges Infrarot in Rottönen. Hat schon fast etwas Weihnachtliches…
Hallo Florian,
immer wieder sieht man hier und anderswo solche tollen Bilder.
Und manchmal, wie auch hier steht dazu, das sich der Stern bewegt. Aber in welche Richtung?
Grade wo hier auch noch die strahlenden Wirbel aus Staub beschrieben werden, würde mich das sehr interessieren.
Beste Grüße,
Kai
@Kai Werthwein
Laut oben angegebener Quelle ist Norden in dem Bild ungefähr links (83,1° links von der Vertikalen)
Laut Wikipedia bewegt sich der Stern mit 30 km/s durch den Raum (so schnell ist das eigentlich gar nicht), und zwar mit 15 km/s auf uns zu, mit 15,26 Millibogensekunden pro Jahr nach Osten (im Bild: unten) und mit 24,79 Millibogensekunden pro Jahr nach Norden (im Bild: links). Also bewegt sich der Stern ca. in 8-Uhr-Richtung im Bild und im 45°-Winkel auf den Beobachter zu, würde ich schätzen.
Na, vielleicht für einen Stern, Alderamin, wenn ich allerdings zB ans Brötchenholen denke… Doch ja, allein auf ihrem Weg um die Milchbar inmitten der nach ihr benannten Straße ist unsere Sonne mehr als siebenmal schneller unterwegs.
@rolak
Bei der Eigenbewegung wird nicht die Drehung der Sterne um die Milchstraße betrachtet, sondern die Drift benachbarter Sterne zueinander. Unsere Sonne bewegt sich mit ca. 19 km/s in Richtung Hercules, wenn ich mich recht entsinne. Es gibt aber auch Sterne wie Barnards Pfeilstern, der ist mit 110 km/s unterwegs. Einige Sterne, die z.B. bei einer Supernovaexplosion einen engen Partnerstern verloren haben und regelrecht wegkatapultiert wurden, sind auch schon einmal mit ein paar hundert km/s unterwegs. Ebenso wie Sterne, die zu Zwerggalaxien gehören, die die Milchstraße irgendwann mal verschluckt hat. Insofern sind die 30 km/s noch verhältnismäßig gemütlich für einen Stern. So schnell umkreist übrigens die Erde unsere Sonne.
Weiß jemand inwiefern solch ein Bild zb. Urheberrechtlich geschützt ist? Manchmal hätte ich sowas schon gerne als zb. Titelbild bei Facebook aber runterladen, dort hochladen und so ist ja vlt. nicht ganz so die feine englische Art, oder?
@Primergy
Florian hat oben die Quelle verlinkt („das hier“) und darunter gibt’s einen Link auf die Image Policy. Kein Problem, wenn Du die Quelle nennst, steht dort.
Das mit der Relativität von Bewegung ist mir schon mal erzählt worden, Alderamin 😉
Vielleicht sollte das ‚boah, wie schnell‘ etwas gedämpft werden durch eine Berechnung der Ankunftszeit: 20km/s bei 370Lj macht schlappe fünfeinhalb Millionen Jahre, 8 Uhr vormittags. Das zieht sich noch. Nur fliegt das Teil ja nicht genau hierhin. Und was ist schon ‚hier‘.
@rolak:
Du hast das Datum vergessen: 21.12. . . . 😉
Ach, schön, das hier auch noch wer kommentiert. Der schöne Astronomie-Artikel hat ja heute doch noch immerhin 9 Kommentare erreicht, und das trotz der ~600 Kommentare-Übermacht des 2012-Unsinns…
ja, danke übrigens für diesen garnicht so „nüchternen“ Artikel inmitten des Weltuntergang 2012 . Und jetzt haben wir die Stichworte ja auch hier geschrieben, jetzt sollten vielleicht auch mehr Leute diesen Artikel übers googlen finden . . 😉
Die Struktur ist doch die Grenze des vom Stern dominierten Bereichts. Das hofft man doch mit Voyager1 und 2 derzeit zu finden, nur das es bei dem Stern stärker ausgeprägt ist?
@ JaJoHa
Grundsätzlich richtig. Im Detail aber alles viel größer und schöner. Zuerst einmal hat der Stern selbst viel stärkere Sternwinde als die Sonne. Und dann bewegt er sich in einer Region mit verhältnismäßig viel interstellarem Gas und Staub. In Richtung südlicher Schlangenträger sieht man überhaupt eine ziemlich staubige Gegend. Da entstehen dann die zarten Filamente – die die Sonnenblase in ihrer eher ausgeräumten Umgebung nicht vor sich her schiebt.
Zeta Ophiuchi ist ein ganz schöner Brocken. Die Staubmassen, durch die sich sein Licht kämpfen muss, sind dicht genug, ihn scheinbar rötlich aussehen zu lassen – dabei ist es ein blauer O-Riese. Selbst durch die Staubwolken hindurch und mit 370 LJ Distanz schafft er es auf eine Helligkeit von etwa 2,5 mag. Weiter abseits der Milchstraßenebene und ohne störenden Staub wäre das einer der hellsten Sterne am Himmel.
@klauszwingenberger
Der ist ja auch von der Masse ein Kanidat für ne Supernova, aber erst 3My alt. Sollte also noch einiges an Zeit dauern, für SN1987A hab ich mal eine ähnliche Masse und 20My Lebensdauer gelesen.
Heizt sich das Gas durch die Kompression auf oder ist das vorallen durch die Strahlung (O-Stern ist ja das Maximum im UV)
Was da zu sehen ist, ist sicher die Stoßwelle. Ob da auch UV-induziertes Rekombinationsleuchten dabei ist, ist schwer zu sagen. Die üblichen Verdächtigen (H alpha, H beta, OIII) kann Spitzer allerdings alle nicht sehen, weil sie zu kurzwellig sind.
Mir fällt grade etwas auf: die Lebensdauer läuft ja etwa mit 1/M³
Wenn der Stern laut Wikipedia ca 3 Millionen Jahre alt ist, kann man ja eine untere Grenze für die Masse des Begleiters setzen. Ich komme dabei auf mindestens 37 Sonnenmassen für den ehemaligen Begleiter.
Hätte man dann nicht Chancen, die Reste des Begleiters zu finden?
Der rote Punkt links in der Mitte ist herzförmig 🙂
Viele Sterne haben die Form von kleinen Heißluftballons. Liegt das an der Form der verwendeten Linse?
grz
Dampier