Barnards Stern hat keine Planeten. Warum sollte das interessant sein, wo doch sonst immer nur von Sternen berichtet wird, bei denen man Planeten entdeckt hat? Erstmal ist auch ein negatives Resultat ein Resultat. Es mag nicht so sexy sein, wie die Entdeckung eines neuen Planetensystems, aber wenn wir wissen, dass es irgendwo keine Planeten gibt, sagt uns das auch etwas. Und dann ist Barnards Stern ein Sonderfall. Denn hier gab es seit Jahrzehnten Diskussionen, oft sogar Streit, darüber, ob sich dort Planeten befinden oder nicht.
Barnards Stern ist nur 6 Lichtjahre entfernt und damit der viertnächste Nachbar der Sonne (oder der zweitnächste, wenn man die drei Sterne des Alpha-Centauri-Systems zu einem zusammenfasst). Er ist so nahe, dass man seine Eigenbewegung sehr gut sehen kann und weil er sich so schnell bewegt, wird er oft auch „Barnards Pfeilstern“ genannt. Dieses Bild zeigt, wie er sich zwischen 2001 und 2010 über den Himmel bewegt hat:
So ein interessanter Stern wurde natürlich oft und ausgiebig beobachtet. Wegen seiner schnellen Bewegung hat man besonders viele und genaue Positionsmessungen angestellt. Und in den 1960er und 1970er Jahren kam der Astronom Peter van de Kamp zu dem Schluss, dass sich dort 2 Planeten befinden müssten. Denn der Stern zog nicht einfach in einer geraden Linie über den Himmel, sondern wackelte hin und her. Der Grund dafür sollte die gravitative Störung der Planeten sein, die den Stern ein bisschen wackeln ließen. Die Entdeckung extrasolarer Planeten in den 1970er Jahren wäre eine große Sensation gewesen. Aber die Kollegen waren nicht überzeugt. Andere Astronomen zeigten, dass vermutlich ein technischer Fehler am Teleskop für das Wackeln des Sterns verantwortlich war. Aber van de Kamp war weiter von der Existenz seiner Planeten überzeugt. Zwei Stück, ungefähr halb so groß wie Jupiter sollten Barnards Stern umkreisen.
Die Sache blieb zweifelhaft, die Beobachtungen konnten nie bestätigt werden und es dauerte bis 1995, bevor der erste wirklich zweifelsfrei bestätigte extrasolare Planet entdeckt wurde. Eine Gruppe amerikanischer Astronomen hat nun noch einmal genau nachgesehen und kommt zu dem Schluß: van de Kamps Planeten existieren nicht. Sie haben Beobachtungsdaten aus den letzten 25 Jahren kombiniert und neu ausgewertet. Im Gegensatz zu van de Kamp haben sie sich nicht auf die Positionsänderungen des Sterns verlassen, sondern seine Radialgeschwindigkeit beobachtet. Auch mit dieser Methode misst man das Wackeln des Sterns, allerdings auf andere Art und Weise. Die Ergebnisse sind ziemlich deutlich:
Die grünen und gelben Punkte sind die Messungen. Wenn der Stern keine Planeten hat, dann sollten sie alle auf der Nulllinie in der Mitte des Diagramms liegen. Wenn van de Kamps Planeten existieren, dann sollten die Punkte dem Verlauf der blauen oder rote Linie folgen. Das tun sie aber nicht, sondern liegen tatsächlich – innerhalb der Fehlerbalken – auf der Nulllinie.
Komplett ausschließen können die Forscher die Existenz von Planeten natürlich noch nicht. Ganz kleine Planeten könnte es noch geben. Aber sicherlich nichts, was größer ist als ein paar Erdmassen. Und auf jeden Fall keine Planeten, wie sie van de Kamp gefunden zu haben glaubte.
Barnards Stern hat also keine Planeten. Aber er wird weiter ein interessantes Forschungsobjekt bleiben, auch weil er der Sonne immer näher kommt. In knapp 10000 Jahren wird er sich bis auf 3,8 Lichtjahre angenähert haben. Ich würde gerne wissen, was die Astronomen bis dahin so alles herausgefunden haben…
Du hast es zwar in deinem Text nochmal gerade gerückt, aber ich finde deine Überschrift irreführend. Natürlich können wir nicht sagen dass ein Stern keine Planeten hat. Wir können lediglich Planeten ab einer gewissen Größe X ausschließen, wobei X von Stern zu Stern variiert.
Ich war bei der Überschrift irritiert. Gibt es jetzt plötzlich eine Methode mit der man Planeten zweifelsfrei ausschließen kann?
Nemen wir mal an wir würden ganau auf die Achse des Planetensystems schauen,
dann würden wir doch mit der Radialmethode keine Planeten finden und
für die Methode von Peter van de Kamp wäre das Resultat maximal.
Oder habe ich da einen Denkfehler.
Wenn ich Barnards Stern höre muss ich immer an einen alten Science Fiction Roman denken den ich mal als Jugendlicher gelesen habe.
Darin starten zwei Raumschiffe namens Herschel und Bessel Richtung Barnards Stern um außerirdisches Leben zu finden. Leider fällt mir der Titel nicht mehr ein.
Kennt noch jemand dieses Buch?
@Ralf
Ja, aber die Chance für eine so exakte Ausrichtung der Achse ist recht klein, und die Genauigkeit der Radialgeschwindigkeitsmessung sehr hoch, dann wäre eine Abweichung von 10° oder so vielleicht schon nachweisbar. Aber der Einwand ist schon korrekt, man kann bei der Radialgeschwindigkeit nur M*sin i mit der Inklination i bestimmen, die den Winkel der Bahnnormalen zur Sichtlinie angibt, und wenn i=0 ist….
@Rainer:
Erich Dolezal – Die Astronauten (und der 2. Teil Festung Sonnensystem)
Und mich würde interessieren, ob der Vorbeizug von Barnards Stern unser Sonnensystem durch gravitativen Zug durcheinanderbringt. Er soll ja ziemlich nahe vorbeiziehen.
@Steve: „Und mich würde interessieren, ob der Vorbeizug von Barnards Stern unser Sonnensystem durch gravitativen Zug durcheinanderbringt. Er soll ja ziemlich nahe vorbeiziehen. „
Wie im Artikel schon steht: Die Distanz beträgt 3,8 Lichtjahre. Da passiert hier im Sonnensystem nichts…
Soviel ich weiss, ergibt die Astrometrie sowohl Inklination der Bahn als auch die Masse des Planeten. Das heisst, Van der Kamp’s Planeten hätten wohl eine (behauptete) Inklination ungleich 0° gehabt und wären deshalb entdeckt worden (eben die Kurve im Diagramm). Natürlich könnte es sein, dass Barnard’s Stern Planeten hat, aber das System mit einem seiner Pole auf die Sonne zeigt. Aber darum geht es nicht: es geht nur darum, dass man Van der Kamp’s Planeten nun definitiv ausschliessen kann. Und andere massive Planeten auch.
Wäre interessant, etwas über die Neigung des Systems herauszufinden. Soviel ich weiss, ist das mit Radialbeobachtungen des Sterns möglich, so lange er wenigstens ein paar Sonnenflecken hat (man kann dann sehen, wie sich das Spektrum verändert, wenn der Sonnenfleck über die Sternoberfläche zieht).
@SteveTheTribble
Ich glaub die engste Begegnung in nächster Zeit eines Sterns mit der Sonne, wird durch Ross 248 erfolgen, Die beiden Sterne werden sich dann auf 3 LJ Entfernung aneinander annähern. Allerdings erst in 35.000 Jahren und auch das wird das Sonnensystem nicht kümmern. Wenige Jahrtausende später (so in 40.000 ab Heute hatte ich mal gelesen) wird übrigens Voyager 2 in 1,7 LJ an Ross 248 vorbeifliegen.