Der Nature-Journalist Geoff Brumfiel stellte heute während der Pressekonferenz am europäischen Kernforschungszentrum CERN die Frage, die sich wohl auch alle anderen gestellt haben:

„So, have you found the Higgs or what?“

Gerüchte über eine mögliche Entdeckung machten schon seit Wochen die Runde. Zur Eröffnung der heute beginnenden Teilchenphysik-Konferenz ICHEP 2012 wurden zwei spezielle Vorträge am CERN angekündigt, die sich mit dem aktuellen Status der Suche beschäftigen sollen. Und spätestens als bekannt wurde, dass Peter Higgs selbst zu diesen Vorträgen eingeladen wurde, war klar, das irgendetwas besonderes bevorstehen muss.


Hat man nun also endlich das Higgs-Teilchen entdeckt? Eine lange Suche hätte dann ein glückliches Ende gefunden. 1964 veröffentlichten Peter Higgs und fünf andere Physiker eine neue physikalische Hypothese die die Existenz eines neuen Teilchens vorhersagte. Dieses Teilchen sollte die immer noch unbeantwortete Frage klären, warum die Elementarteilchen eine Masse haben. Die Theorie war wunderbar, nur das Teilchen selbst blieb unentdeckt.

Jetzt, fast 50 Jahre später, scheint es endlich so weit zu sein. Wissenschaftler der beiden großen Teilchendetektoren ATLAS und CMS präsentierten heute Vormittag die Resultate ihrer bisherigen Arbeit. Schon letztes Jahr im Dezember zeichnet sich ab, dass da irgendetwas ist. Entdeckungen in der Teilchenphysik sind allerdings kompliziert. „Entweder das Higgs-Teilchen ist da oder es ist nicht da“, könnte man ja denken. Man braucht doch also einfach nur nachsehen, oder? Die Realität ist leider viel verwirrender. Ich habe das zwar schon an anderer Stelle ausführlich beschrieben, fasse das Problem aber noch einmal kurz zusammen.

Elementarteilchen wie das Higgs-Boson sind nicht lange stabil. Sie wandeln sich in Sekundenbruchteilen in andere Teilchen um. Und nur die kann man messen. Diese Zerfallsprodukte können aber auch auf ganze andere Art und Weise entstehen, ganz ohne Higgs. Mit einem Teilchenbeschleuniger lässt man also möglichst viele Teilchen bei möglichst hohen Energien zusammenkrachen um möglichst viele Zerfallsprodukte zu erzeugen. Dann erstellt man eine Vorhersage, wie viele bestimmte Zerfallsprodukte man bekommen müsste, wenn es kein neues Teilchen gibt. Weichen die Messungen von der Vorhersage ab, dann hat man etwas Neues entdeckt! Oder aber man hat nur eine statistische Schwankung gesehen. Und genau das ist das Problem bei der Suche nach dem Higgs-Boson. Um wirklich ausreichend sicher zu sein, dass man nicht auf eine zufällige Schwankung hereingefallen ist, muss man sehr, sehr viele Daten produzieren. Wenn der Unterschied zwischen Theorie und Beobachtung dann immer größer wird und nicht verschwindet, hat man tatsächlich etwas entdeckt.

Letztes Jahr hatte man noch nicht genug Daten, um sich sicher zu sein, dass da etwas ist. Heute hat sich das geändert. Die Wissenschaftler der beiden Teilchendetektoren ATLAS und CMS haben gemeinsam genug Daten zusammengetragen um mit ausreichender Sicherheit sagen zu können: Ja, wir haben ein neues Teilchen entdeckt! Aber ist dieses neue Teilchen das lang gesuchte Higgs-Boson?

CERN-Direktor Rolf-Dieter Heuer hat die Frage auf der Pressekonferenz diplomatisch beantwortet:

„Wir haben etwas. Wir haben ein neues Boson entdeckt. Und jetzt müssen wir herausfinden, welches Boson es ist.“

Es spricht viel dafür, dass es sich tatsächlich um das Higgs-Boson handelt. Es hat die richtige Masse. Aber man weiß noch zu wenig von seinen Eigenschaften, um sicher zu sehen. Heuer verglich die Situation mit einem Bekannten, den man aus der ferne auf sich zukommen sieht. Man meint, in ihm einen guten Freund zu erkennen. Aber ist er es wirklich? Oder ist es nur sein Zwillingsbruder.

Es kann auch gut sein, dass man so einen „Zwillingsbruder“ entdeckt hat. Denn neben dem „Standardmodell“ der Teilchenphysik gibt es auch ein paar hypothetische neue Modelle, die ebenfalls Higgs-ähnliche Teilchen vorhersagen. Da wäre zum Beispiel die Supersymmetrie oder kurz „SUSY“. Laut dieser Theorie hätte jedes der bekannten Elementarteilchen noch ein bisher unbekanntes Partnerteilchen. SUSY könnte einige Probleme der Teilchenphysik lösen – hätte aber auch Auswirkungen auf andere Wissenschaften. Eines dieser unbekannten Partnerteilchen wäre zum Beispiel ein wunderbarer Kandidat für die dunkle Materie. Die Supersymmetrie sagt allerdings die Existenz von vier weiteren Higgs-Teilchen voraus, die sich alle leicht von dem „normalen“ Higgs-Teilchen des Standardmodells unterscheiden.

Hat man nun also das „echte“ Higgs-Teilchen entdeckt? Oder einen seiner supersymmetrischen Zwillingsbrüder? Das ist eine wichtige Frage mit wichtigen Konsequenzen! Im ersten Fall hätte man das letzte fehlende Teilchen des Standardmodells entdeckt. Ein enorm erfolgreiches Kapitel der Wissenschaft könnte damit abgeschlossen werden. Im zweiten Fall dagegen hätte man eine komplett neue Physik entdeckt. Das Standardmodell müsste durch das neue supersymmetrische Modell ersetzt werden. Es besteht natürlich auch die Möglichkeit, dass man etwas ganz anderes entdeckt hat.

Man weiß momentan zwar, dass man etwas gefunden hat. Aber man kennt die Eigenschaften des neuen Teilchens noch nicht. Es gibt verschiedene Arten, auf die das Higgs zerfallen kann und man braucht mehr Daten, um genau zu untersuchen, wie sich das neue Teilchen in dieser Hinsicht verhält. Man braucht mehr Daten, um seine Masse exakter zu bestimmen. Aber diese Daten wird man bekommen!

Der Teilchenbeschleuniger LHC hat heute sein erstes wirklich großes Ergebnis geliefert. Aber jetzt beginnt die eigentliche Forschung erst! Das neue Teilchen muss untersucht werden; man muss seine Eigenschaften bestimmen und herausfinden, um was es sich handelt. Im LHC steckt noch jede Menge Potential. Die Maschine ist bis jetzt auch noch nicht mit voller Kraft gelaufen. Es steht jetzt zwar erstmal eine lange Wartungspause an. Aber danach werden im Beschleuniger wieder Teilchen kollidieren. Die Wissenschaftler werden herausfinden, was sie heute entdeckt haben. Sie werden andere Ansätze ausprobieren und andere Forschungsrichtungen verfolgen. Und mit Sicherheit werden sie auch noch andere neue Dinge entdecken. Dinge, von denen sie jetzt noch nicht einmal wissen, dass man sie entdecken kann…

Und was sagt eigentlich Peter Higgs zu der Entdeckung:

„I didn’t believe that this particle will be detected within my lifetime…. Well, now I can go home and drop dead!“

Naja, bis zur Verleihung der Nobelpreise am Ende des Jahres sollte er noch durchhalten…

62 Gedanken zu „Hat man das Higgs-Teilchen jetzt entdeckt? Oder nicht? Oder was?“
  1. Du hast ja gar nicht ‚Gottesteilchen‘ gesagt *zischundweg*

    Den Teil finde ich „trotzdem“, weil er die Dimension verrät, die dahinter steckt.

    „Im ersten Fall hätte man das letzte fehlende Teilchen des Standardmodells entdeckt. Ein enorm erfolgreiches Kapitel der Wissenschaft könnte damit abgeschlossen werden. Im zweiten Fall dagegen hätte man eine komplett neue Physik entdeckt.“

  2. Übrigens: Mein Gefühl ist ja, dass die CERN-Leute einen Tick zu früh so ein Brimborium veranstalten. Beim nächsten Mal hätten sie es klar sagen können: Yes, it is the Higgs-Boson.

    Noch ein Übrigens: ich weiß nicht, ob ich das heute falsch verstanden habe, aber das heute morgen ab 9:00 Uhr, das war doch keine Pressekonferenz, oder doch. Dann müsste vielleicht nochmal jemand über den Präsentationsstil diskutieren.

  3. Zum letzten Absatz habe ich da mal eine Frage. Braucht man jetzt komplett neue Daten für die genaueren Untersuchungen des neu gefundenen Bosons, dh. muss der LHC erst mit voller Kraft laufen? Oder kann man die bereits vorhandenen Daten von den Myriaden von Kollisionen nicht noch gründlicher statistisch neu / anders auswerten?

  4. @Anhäuser: „ich weiß nicht, ob ich das heute falsch verstanden habe, aber das heute morgen ab 9:00 Uhr, das war doch keine Pressekonferenz, oder doch. Dann müsste vielleicht nochmal jemand über den Präsentationsstil diskutieren.“

    Ne, das war zuerst quasi die „externe“ Auftaktveranstaltung zur ICHEP Konferenz in Australien. Da haben die Wissenschaftler ihre Ergebnisse offiziell präsentiert. Im Saal saßen auch keine Journalisten, sondern andere Forscher. Danach gab es die PK. Finde ich eigentlich das richtige Vorgehen.

    Ansonsten: Klar hätte man warten können. Aber irgendwann muss man die Daten auch zusammenführen damit man sieht, wo man steht. Ewig geheim halten kann man das Zeug nicht. Und da finde ich eine offizielle Verlautbarung: „Wir haben ein Teilchen entdeckt, wissen aber noch nicht obs das Higgs ist“ besser, als jede Menge Gerüchte, die dann ja natürlich auch in den Medien landen.

  5. @tina: „Braucht man jetzt komplett neue Daten für die genaueren Untersuchungen des neu gefundenen Bosons, dh. muss der LHC erst mit voller Kraft laufen? Oder kann man die bereits vorhandenen Daten von den Myriaden von Kollisionen nicht noch gründlicher statistisch neu / anders auswerten?“

    Es wird wohl beides nötig sein.

  6. @Florian Freistetter „Elementarteilchen wie das Higgs-Boson sind nicht lange stabil. Sie wandeln sich in Sekundenbruchteilen in andere Teilchen um. Diese Zerfallsprodukte können aber auch auf ganze andere Art und Weise entstehen, ganz ohne Higgs.“ Was sind das dann für andere Teilchen, für Zerfallsprodukte? Wenn das Higgs-Bosson in mehrere Zerfallsprodukte zerfällt, warum werden diese Zerfallsprodukte nicht Elementarteilchen genannt?

  7. @roel: „Was sind das dann für andere Teilchen, für Zerfallsprodukte? Wenn das Higgs-Bosson in mehrere Zerfallsprodukte zerfällt, warum werden diese Zerfallsprodukte nicht Elementarteilchen genannt?“

    Es zerfällt nicht in Teilchen, aus denen es besteht. Simpel gesagt wird das Higgs instabil, zerfällt zu Energie, aus der dann wieder andere Teilchen entstehen, die wieder zerfallen, und so weiter, bis am Ende stabile Teilchen übrig bleiben kann, die man messen kann.

  8. Achtung: Ich bin nicht vom Fach – lediglich sehr interessiert an naturwissenschaftlichen Themen.
    Dass es ein großer Erfolg für die Wissenschaft wäre, wenn es sich dabei wirklich um das Higgs-Boson handeln würde, ist für mich einleuchtend. Allerdings stelle ich mir im Moment die Frage, was – abgesehen davon, dass man das letzte Teilchen des „Standardmodells“ gefunden hätte – das für neue Türen öffnen würde (oder eben nicht). Gibt es Literatur darüber, die sich mit dem „was wäre wenn“ beschäftigt? Welche anderen Theorien wären dadurch als falsch erwiesen, welche bekräftigt und welche Wege würde die Wissenschaft zwangsläufig dadurch gehen?
    Wenn ihr dazu zufällig ein paar Links habt, wäre ich euch wirklich dankbar. 🙂

  9. Dann ließe sich der Erkenntnisprozess also beschleunigen, wenn man die statistischen Analysen forcieren würde, z.B. durch den Einsatz von mehr Personal für die Auswertungen? Ich frage deshalb, weil dies letztlich doch einfacher erscheint, als immer größere Teilchenbeschleuniger zu bauen, was ja eh an Grenzen stößt.

  10. @tina: Bin zwar auch nicht direkt vom Fach, aber Du kannst Dir sicher sein, dass auf absehbare Zeit der LHC weiter Daten liefern muss.

    Das Problem das die Forscher nämlich haben, ist das die interessanten Dinge nur sehr selten passieren. Alle Dinge die oft passieren sind mit großer Wahrscheinlichkeit schon entdeckt worden. Wenn man aber extrem seltene Ereignisse sucht, muss man große Datenmengen auswerten. Das kann natürlich kein Mensch mehr von Hand machen.

    Die Datenmengen sind so groß, dass sie auch nicht komplett gespeichert werden können. Also muss gefiltert werden, was für die spätere Analyse gespeichert werden muss. Das Problem mit Filtern ist: Man muss schon vorher eine gute Idee haben, nach was man eigentlich sucht, damit man die Filter entsprechend einstellen kann.

    Also mit den Daten, die man bereits hat, kann man natürlich noch weitere Analysen anstellen und das wird sicherlich auch gemacht werden. Das muss auch gar nicht unbedingt am CERN selbst passieren. An Universitäten überall auf der Welt, werden die Forscher auf die Daten zurückgreifen und für ihre eigenen Forschungsprojekte benutzen.

    Aber für jedes neues Ereignis, für das die Filter wieder neu eingestellt werden müssen weiterhin neue Daten gesammelt werden. Und das HB ist ja nicht der einzige Grund warum man Forschung mit Teilchenbeschleunigern macht.

  11. @Compuholic Vielen Dank für die Antwort. Meine Vorstellung der Möglichkeiten der Datenauswertung war da wohl der Menge der anfallenden Daten nicht angemessen… Ich war z.B. davon ausgegangen, dass sich das alles komplett speichern und hinterher je nach Bedarf und Fragestellung auswerten lässt. Bin eben nur interessierter Laie und hatte bisher selber auch nur mit der Auswertung von sehr übersichtlichen Datenmengen auf einem ganz anderen Gebiet zu tun.

  12. @Bullet Ich hatte gefragt, weil Florian geschrieben hatte: „Elementarteilchen wie das Higgs-Boson sind nicht lange stabil. Sie wandeln sich in Sekundenbruchteilen in andere Teilchen um. Diese Zerfallsprodukte können aber auch auf ganze andere Art und Weise entstehen, ganz ohne Higgs.“ Da steht Teilchen und Zerfallsprodukte. Florian hatte das dann erklärt und ich habe einfach festgestellt: „Also wandelt sich das Higgs-Bosson zu Energie um“ weil ich die ursprüngliche Formulierung als missverständlich empfinde. Wollte aber da keine Baustelle raus machen.

  13. Kann mir mal jemand sagen was man jetzt genau für einen nutzen daraus ziehen kann wenn man nun weiß das es solche Teilchen gibt?
    Gibts da schon überlegungen wie uns dieses Wissen weiterhelfen könnte?

    Sorry das ich das mal Fragen muss,aber ich hab echt kein Plan von dem ganzen Teilchen Kram.

  14. @Marc

    Kann mir mal jemand sagen was man jetzt genau für einen nutzen daraus ziehen kann wenn man nun weiß das es solche Teilchen gibt?
    Gibts da schon überlegungen wie uns dieses Wissen weiterhelfen könnte?

    Sorry das ich das mal Fragen muss,aber ich hab echt kein Plan von dem ganzen Teilchen Kram.

    Am CERN wird Grundlagenforschung betrieben. Bei Grundlagenforschung ist der (unmittelbare) Nutzen i.d.R. nicht absehbar.

    Sagt Dir „Photoelektrischer Effekt“ etwas? Als er vor rund 130 Jahren entdeckt wurde, war es auch ehr eine ‚Spielerei‘. Aber heutzutage…

  15. Danke für den verständlichen Artikel Florian! Ich für meinen Teil mache jetzt dennoch den versprochenen Sekt auf. Ich find’s einfach cool!

  16. Ich habe das Higgs-Boson schon längst entdeckt. Sitzt gerade wieder auf meinem Schoss und macht alle paar Sekunden „Higgs“. Und ist mein Sohn. Wenn ich plötzlich und unerwartet „Bo!“ sage, hört das Gehiggse plötzlich auf. Also ein Higgs-(Bo!)-Sohn. 😉

  17. Bin ebenfalls Laie und frag mal ganz naiv (und ohne Schmäh):
    Wann hatte man das letzte Mail davon gesprochen, das „letzte“ unbekannte Teilchen gefunden zu haben? Beim Atom? Und davor…? und davor…? Oder ist das was gaanz anderes?
    Als ich noch zur Schule ging, war’s jedenfalls (noch) das „Atom“. Tempus fugit.

  18. @KLaus: “ Als ich noch zur Schule ging, war’s jedenfalls (noch) das „Atom“. „

    Also dass das Atom zusammengesetzt ist, weiß man schon seit knapp 100 Jahren. So alt können sie auch nicht sein.

    Abgesehen spricht niemand vom letzten „unbekannten Teilchen“ sondern vom letzten nicht entdeckten Teilchen des Standardmodells. Dass es da noch mehr Teilchen geben kann, ist allen Physikern bewusst. Siehe z.B. die Supersymmetrie.

  19. @ FF:

    Hmmm… also dass Protonen, Neutronen und Elektronen die kleinsten Teilchen sind, hat man uns in den 1980er-Jahren auch noch auf dem Gymnasium erzählt… mehr als 20 Jahre nach Entwicklung des Standardmodells…

  20. Hoi,
    Hab mal gehört das das Higgs ein Skalarfeld sei. Was bedeutet dann der Gradient von dem Feld?? Die Stellen mit höchster Masseverteilung/Richtung der größten Verteilung oder wie ist das?

  21. @MisterX
    Ich weiß zwar zu wenig darüber, allerdings ist es gut möglich, dass es keine anschauliche Interpretation davon gibt. Habe gerade mal bei Wikipedia nachgeschaut und gesehen, dass das Higgsfeld im Allgemeinen komplexwertig ist. Um die Frage beantworten zu können müsste man wissen, ob es eine schöne Interpretation von Real- bzw. Imaginärteil des Higgsfeldes gibt.

    Vielleicht kann einer der Physiker hier ein wenig Licht in die Sache bringen.

    In der Mathematik habe ich aber auch schon oft die Erfahrung gemacht, dass es Zeitverschwendung ist, zu versuchen, sich manche Konzepte anschaulich vorzustellen. Würde mich nicht wundern, wenn es hier ähnlich ist.

  22. Frink·
    04.07.12 · 22:10 Uhr

    Nach der Entdeckung des Gottesteilchens verkündet SpiegleOnline nun heute auch noch die direkte Beobachtung Dunkler Materie, vielleicht lösen sich alle Fragen der modernen Physik heute, an diesem Tag.

    Eher nicht. Dunkle Materie getrennt von sichtbarer war auch schon vorher beim Bullet Cluster und anderen beobachtet worden, der Spiegel übertreibt da ein wenig. Solange man aber weder das entsprechende Teilchen, noch eine andere Erklärung für die überproportionale Gravitationswirkung in und zwischen Galaxien gefunden hat, ist das Rätsel nicht gelöst.

  23. Hallo, lustig, golem.de und scienceblog gehören zu meiner (fast) täglichen Lektüre. Und was seh ich gerade ist der Leitartikel auf golem.de? Ein Gastbeitrag von Florian Freistetter. Sehr cool! Keep up the good work!

  24. @HOg
    Und was können die Wissenschaftler dafür, wenn die Journalisten das Ding „Gottesteilchen“ nennen? Die Wissenschaftler nennen es deshalb noch lange nicht so, auch wenn einem das suggeriert wird.

  25. Jetzt muss man nur noch die Eigenschaften des Teilchens etwas genauer bestimmen und das Ende der Physik, das Ende der Fahnenstange ist erreicht. Dann muss niemand mehr Physik studieren, weils eben nichts mehr zu entdecken gibt, gell!!!

  26. @Fettes Marc

    Schön wär’s… was ist mit der Dunklen Materie, der Dunklen Energie, wie bringt man die Relativitätstheorie und die Quantentheorie unter einen Hut? Das sind Ausblicke auf ein weites Feld, das die Physiker noch eine Weile beschäftigen wird (GUT, Supersymmetrische Theorien, M-Theorie, Schleifen-Quantengravitation und dergleichen). Man weiß ja schon, dass das Standardmodell dies nicht leistet und daher nicht der Weisheit letzter Schluss sein kann.

    Ganz abgesehen von so profanen Dingen wie Festkörperphysik (Hochtemperatur-Supraleiter, super-reissfeste Materialen z.B. für Weltraumlifte, Nanotechnologie, effizientere Solarzellen etc. pp.) oder Kernfusionsforschung. Physik wirst Du noch lange studieren können.

  27. @Fettes Marc: „Jetzt muss man nur noch die Eigenschaften des Teilchens etwas genauer bestimmen und das Ende der Physik, das Ende der Fahnenstange ist erreicht. Dann muss niemand mehr Physik studieren, weils eben nichts mehr zu entdecken gibt, gell!!!“

    Nein. Es gibt noch jede Menge zu entdecken. Das Higgs-Teilchen hat nichts mit dem „Ende der Physik“ zu tun. Die wird nie zu Ende sein.

  28. Herr Freystädter, es ist ja noch gar nicht klar, ob es sich um das SchluckAuf-Teilchen bzw. Gottesteilchen handelt. Da sind die Cärn-Leute wohl etwas früh großmäulig an die Öffentlichkeit gegangen.

  29. @Karl: „Herr Freystädter, es ist ja noch gar nicht klar, ob es sich um das SchluckAuf-Teilchen bzw. Gottesteilchen handelt. Da sind die Cärn-Leute wohl etwas früh großmäulig an die Öffentlichkeit gegangen.“

    Ich trau mich ja gar nicht jemanden zu antworten, der die Wörter alle so mega-cool falsch schreibt wie du. Du scheinst ein Oberchecker zu sein, dem nicht viel entgeht.

    Aber vielleicht probierst du nochmal herauszufinden, was die CERN-Leute genau gesagt haben. Lies vielleicht direkt die offiziellen Mitteilungen des CERN oder schau dir die wissenschaftlichen Präsentationen an und verlass dich nicht unbedingt auf das, was du in der Zeitung liest. Dann wirst du merken, dass das CERN erklärt hat, ein neues Teilchen entdeckt zu haben. Sie haben NICHT gesagt, dass sie das Higgs-Boson entdeckt haben. Sie haben gesagt, dass sie ein bisher unbekanntes Boson entdeckt haben, dessen EIgenschaften es wahrscheinlich erscheinen lassen, das es sich um das Higgs-Teilchen handelt.

    Schon wahnsinnig „großmäulig“ was die da getrieben haben…

  30. dass Peter Higgs selbst zu diesen Vorträgen eingeladen wurde

    Und mich haben sie nicht zur Vorstellung meines Teilchens eingeladen.
    Aber das wird ihnen nichts nützen, da ich ja allgegenwärtig bin.

  31. ist das jetzt als eine art neuer kernspaltung zu verstehen? „produziert“ bzw. provoziert man einen neuen „urknall? ich bin mit derlei experimenten nicht einverstanden,man bürdet der menschheit wieder neue black- box -systeme auf, um sich persönlich zu profilieren, und ohne auch nur zu ahnen wohin die reise geht……
    meiner meinung nach höchst spekulative wissenschaft.
    es geht hier nicht um kinckerlitzchen und nobelpreise,es geht um ein höchst sensibles zusammenspiel der teile.ich glaube man sollte genau prüfen, wenn man mit derlei energien forscht. wie weit man das natürliche gefüge aus dem gleichgewicht bringen darf.
    belehrt mich gern eines besseren, falls ich falsch liege

  32. suse reihl·
    05.07.12 · 23:39 Uhr

    ist das jetzt als eine art neuer kernspaltung zu verstehen? „produziert“ bzw. provoziert man einen neuen „urknall?

    Bei weitem nicht…

    ich bin mit derlei experimenten nicht einverstanden,man bürdet der menschheit wieder neue black- box -systeme auf, um sich persönlich zu profilieren, und ohne auch nur zu ahnen wohin die reise geht……

    Das hat weniger mit Profilieren als mit Neugier zu tun, wie die Welt funktioniert. Und man macht ja gerade die Black Box auf und schaut nach, was drinnen ist.

    meiner meinung nach höchst spekulative wissenschaft.

    Genau falsch, weil dies ein Experiment ist. Das Higgs-Teilchen war bis jetzt Spekulation, jetzt ist es erwiesen (na ja, fast, es ist noch zu zeigen, dass es kein anderes Teilchen sein kann).

    ich glaube man sollte genau prüfen, wenn man mit derlei energien forscht. wie weit man das natürliche gefüge aus dem gleichgewicht bringen darf.

    Das hat man doch getan. Kein Physiker sieht in den Experimenten eine Gefahr. Und das ist auch einfach nachzuvollziehen. Da passiert nämlich nichts, was nicht sowieso in der Natur passiert. Die Erde wird andauernd von Teilchen aus dem All getroffen, die noch mehr Energie haben, und die erzeugen die gleichen Zusammenstöße mit Teilchen in unserer Atmosphäre. Nur sind keine Messgeräte drumherum, die die Zusammenstöße genau analysieren können, deswegen baut man den Beschleuniger, um die Zusammenstöße an einer bestimmten Stelle, umgeben von Sensoren, zu einer bestimmten Zeit zu erhalten.

    Also, wenn die Erde, die Sonne und die Planeten seit Jahrmilliarden von hochenergetischen Teilchen bombardiert werden und nichts passiert ist, dann passiert garantiert auch nichts gefährliches in dem Beschleuniger. Das ist auch kein Atomkraftwerk, das außer Kontrolle geraten könnte. Der Beschleuniger ist nicht gefährlich.

  33. „es geht hier nicht um kinckerlitzchen und nobelpreise,es geht um ein höchst sensibles zusammenspiel der teile.ich glaube man sollte genau prüfen, wenn man mit derlei energien forscht“

    Genau un diese ganzen Forscher die ordentlich Lebenszeit investiert haben die wissen eh nix !!!
    Die machen bestimmt das ganze Raum Zeit Gefüge kaputt !!!!
    Mit sowas spielt man nicht !!!!!

  34. @MisterX
    Kommt etwas spät, aber besser als nie:
    „Skalarfeld“ heißt hier, dass das Higgs-teilchen Spin 0 hat. Teiclhen mit Spin 1 heißen Vektorteilchen (und die zugehörigen Felder Vektorfelder).
    Das ursprüngliche Higgsfeld hat 4 Komponenten, von denen zwei geladen und zwei ungeladen sind. Das kann man auch als 2 komplexwertige Komponenten schreiben. Drei der vier Komponenten vereinen sich mit den ursprünglich masselosen W- und Z-Teilchen und verleihen denen ihre Masse, die vierte Komponente lässt sich anregen, und das ist dann das Higgsteilchen.
    Siehe auch meinen neusten Text.

  35. @FF

    Wie findest du diese Aussagen von Harald Lesch?

    https://www.sueddeutsche.de/panorama/harald-lesch-ueber-higgs-boson-das-versteht-kein-mensch-1.1402850

    Ganz interessante Sichtweise. Wenn ich Ihn richtig verstehe, dann meint er, wir sollten uns erst einmal darum kümmern, dass die „dummen“ Menschen, die einfachen Dinge verstehen.
    Also so nach dem Motto, zuerst sollte mal jeder verstehen, warum Homöopathie nicht wirkt und Blödsinn ist, und ähnliches, bevor man sich mit dem Higgs-Boson befasst.

  36. @Stephan: „so so nach dem Motto, zuerst sollte mal jeder verstehen, warum Homöopathie nicht wirkt und Blödsinn ist, und ähnliches, bevor man sich mit dem Higgs-Boson befasst.

    Da halte ich ehrlich gesagt nichts davon. Man kann Öffentlichkeitsarbeit nicht nach „Lehrplan“ machen. Gerade die „großen“ Sachen (Kosmologie, Quantenphysik, Urknall oder eben das Higgs) interessieren viele Menschen. Aber das bedeutet ja nicht, dass man nicht auch die Grundlagen erklären kann. Im Idealfall nutzt man das Interesse an einem, um das andere zu erklären…

  37. @Stephan: Wenn ich nicht eigentlich Lesch-Fan wäre, müsste ich bei diesem Interview denken: Was ist das denn für ein Blödmann? Nicht nur, dass er gleich drei Mal vom „Gottesteilchen“ spricht -was ja normalerweise kein Wissenschaftler macht- er macht sich auch überhaupt keine Mühe es zu erklären. Sein Honig-Vergleich ist großer Quark und erklärt überhauptnichts. Und sein Fazit, dass -weil es sowieso so gut wie niemand versteht- man sich lieber mit anderen -wie er sagt „realen“- Dingen beschäftigen sollte, ist selbst beim Besten Willen nicht nachvollziehbar.

    Für dieses Interview habe ich nur zwei Erklärungen: Entweder das war gar nicht Lesch, sondern irgendein Blödmann in Lesch-Kostüm, oder Lesch war echt, der Interviewer aber eine so hohle Nuss, dass Lesch schlichtweg Null Bock hatte.

  38. @mr_mad_man

    Wenn ich nicht eigentlich Lesch-Fan wäre, müsste ich bei diesem Interview denken: Was ist das denn für ein Blödmann?

    Urteilen Sie nicht zu hart über Lesch. Ich glaube, er wollte folgendes damit sagen: Um das Higgs-Boson wird derzeit in der Presse so viel Wirbel gemacht, dass jemand sich dumm vorkommen könnte, der noch nie zuvor davon gehört hat. Und sollte der Leser des SZ-Artikels dazu gehören, dann möge er sich keine Sorgen darum machen. 99% der Menschen würden das Higgs-Boson nicht verstehen.

    Dass er weit von der dümmliche Ignoranz eines Franz-Josef Wagner entfernt ist, lässt sich schon an seinen Sendungen ablesen.

  39. @Spritkopf: Das harte Urteil fälle ich lediglich über dieses Interview. Ich bin ja Fan von ihm, kenne glaube ich jede Alpha-Centauri-Folge, gucke Lesch Kosmos und Dichter und Denker (zusammen mit Wilhelm Vossenkuhl) und habe ein paar seiner Bücher gelesen, alles ohne Ausnahme klasse. Deshalb liegt vielleicht auch die Erwartungshaltung ein bischen höher. Und wenn das Interview dann auch noch mit dem Satz beginnt: Verstanden haben wir es immer noch nicht – und den Physiker Harald Lesch um einen letzten Erklärungsversuch gebeten dann erwartet man was. Mir ging es genau so, hatte viel über das Higgsteilchen gelesen, und bis auf „es verleiht den anderen Teilchen Masse“ ist nichts hängengeblieben. Ich finde ein Wissenschaftler der um eine Eklärung gebeten wird und dann sagt, das muss man nicht verstehen und sich auch keine Mühe gibt eine gute Eklärung abzugeben, liefert ein schlechtes Bild für die Wissenschaft ab. Ich bleib dabei, das Interview war -wider Erwarten- grottenschlecht.

    Dass es auch anders geht, hat MartinB mit seinem Atikel „Das Higgs-Teilchen im Schnelldurchgang“ gezeigt. Den Link hat @roel ein paar Kommentare weiter oben gepostet. Jemand der bisher noch nichts vom Higgsteilchen gehört hat, wenig Grundwissen aber Interesse hat, hat hinterher den berühmten Aha-Effekt.

  40. @mr_mad_man : Schon mal dran gedacht das es einen Punkt in der theoretischen Physik gibt bei der auch nur eine ansatzweise anschauliche erklärung sinnlos ist? Lesch kann keine Wunder vollbringen.

  41. Florian, ich hoffe du kannst mir noch bei einer Frage weiterhelfen.

    Verstehe ich die Theorie richtig, dass das Higgs-Boson quasi nur ein Nebenprodukt des Higgs-Feldes ist? Ich hab’s jetzt so verstanden, dass Bosonen und Fermionen ihre Masse allein durch das Higgs-Feld erhalten, nach der Theorie entsteht nur in einem angeregten Higgs-Feld ein Higgs-Teilchen und dieses hat dann eigentlich nichts mit der Massenerzeugung zu tun.

    Also wäre das Higgs-Boson für die Teilchenphysiker nur insofern wichtig, dass man mit ihm auf die Eigenschaften des Higgs-Feldes schließen kann.

  42. @Nico
    Ich habe das auch so verstanden. Das Higgs-Teilchen des Higgs-Feld ist sowas wie das Photon des EM-Felds.

    Beim letzten mal gab es ja Grafiken, die die Wahrscheinlichkeit für die Detektion eines neuen Teilchens zeigten. Für die neue Meldung habe ich so eine Aufarbeitung noch nicht gesehen. Gibt es dafür einen Grund?

  43. Ja -danke. Vielleicht kann man das noch mal verständlicher darstellen? Sind die anderen Peaks bekannte Teilchen?…. Aber man das Higgs schon recht gut erkennen;-)

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