Heute möchte ich euch zwei Bücher vorstellen, die sich wirklich ideal für den Urlaub eignen. Sie sind lustig, sie sind absurd, sie sind unterhaltsam und man lernt ganz nebenbei noch jede Menge 😉
Das erste Buch heißt „The Know-it-All: One Man’s Humble Quest to Become the Smartest Person in the World“ (auf deutsch: „Britannica & ich: Von einem, der auszog, der klügste Mensch der Welt zu werden“). Der amerikanische Journalist A.J. Jacobs möchte gerne klüger werden. Aus diesem Grund hat er beschlossen, die komplette Encyclopaedia Britannica zu lesen. Alle dreiunddreißigtausend Seiten; von A bis Z. Das ist natürlich völlig sinnlos. Wenn man ein Lexikon liest, dann weiß man danach vermutlich viel mehr als vorher. Aber deswegen wird man nicht unbedingt klüger (es passt aber gut ins Klischee des amerikanischen Nerds aus den Serien und Filmen, bei dem sich Intelligenz immer durch Faktenwissen ausdrückt). Das weiß auch Jacobs, aber er zieht das Projekt trotzdem durch. Im Buch erzählt er von seiner gewaltigen Lesung.
Ein Buch zu lesen, in dem der Autor davon erzählt, wie er ein Buch liest, klingt vielleicht ein wenig langweilig. Ist es aber natürlich nicht! Jacobs nutzt die verschiedenen Einträge der Britannica um Anekdoten aus seinem Leben zu erzählen. Von seinen Erlebnissen beim Mensa-Treffen, von seinem Versagen beim Kreuzworträtselwettbewerb oder dem ewigen Trivial-Pursuit-Duell mit seinem Schwager. Jacobs besucht die Redaktion der Britannica und erzählt die Geschichte des tradiotionsreichen Nachschlagewerks. Es ist schwer, den Inhalt des Buches zusammenzufassen. „Britannica und Ich“ ist genauso vielfältig wie die Britannica selbst. Lest das Buch einfach 😉
Ein ähnlich umfangreiches (und ähnlich absurdes) Projekt verfolgt A.J. Jacobs in seinem Buch „The Year of Living Biblically: One Man’s Humble Quest to Follow the Bible as Literally as Possible“ (auf deutsch: „Die Bibel & ich: Von einem, der auszog, das Buch der Bücher wörtlich zu nehmen“. Jacobs möchte ein Jahr lang das machen, was viele Gläubige immer empfehlen: Er will so Leben, wie die Bibel es vorschreibt. Er möchte ein Jahr lang jedes einzelne der biblischen Gesetze befolgen.
Das sind natürlich viel mehr als nur die üblichen 10 Gebote. Nach einer ausführlichen Lektüre der Bibel steht Jacobs vor einer Liste mit über 700 Regeln. Dementsprechend schwierig ist es, sich an alle zu halten. Besonders in der modernen Welt. In der Bibel wird zum Beispiel gefordert, diejenigen zu steinigen, die die Sabbatruhe brechen. Das tun heutzutage sehr viel Menschen und wer anfängt, sie mit Steinen zu bewerfen, wird schnell Schwierigkeiten bekommen. Jacobs entschied sich in diesem Fall dafür, die Sabbatbrecher zu „steinigen“ in dem er unbemerkt kleine Kieselsteine auf ihre Schuhe fallen ließ…
Jacobs merkt schnell, dass es schlicht und einfach unmöglich ist, sich an alle Regeln der Bibel zu halten. Abgesehen das man bei Befolgung vieler Regeln heutzutage sehr schnell hinter Gittern landen würde, widersprechen sich die Gebote oft auch noch gegenseitig. Das Buch kann übrigens auch von Gläubigen Menschen gefahrlos gelesen werden. Jacobs macht sich nicht über die Religion lustig. Er besucht im Laufe des Jahres verschiedenste religiöse Gruppe: Unterschiedliche jüdische und christliche Sekten, die großen christlichen Religionen, sogar an einem Atheistentreffen nimmt er teil. Er hat sich für sein Vorhaben „Guides“ gesucht: Rabbis, Priester, Pfarrer und andere religiöse Experten die ihn beraten und ihm helfen.
Es lohnt sich, „The Year of Living Biblically“ zu lesen! Es ist amüsant dabei zuzusehen, wie Jacobs probiert, die teilweise enorm absurden und unzeitgemäßen Regeln der Bibel zu befolgen. Man lernt während der Lektüre sehr viel über Religion und darüber, wie die unterschiedlichen Glaubensrichtungen die Bibel interpretieren. Und am Ende des Buches wird klar: Egal was oft behauptet wird – die Regeln und Gebote an die wir uns im täglichen Leben halten, sind immer menschengemacht. Es ist unmöglich, sein Leben exakt nach der Bibel auszurichten. Wenn wir uns entscheiden, einer Regel aus der Bibel zu befolgen, müssen wir dafür andere ignorieren. Wenn wir uns an biblische Gesetze halten, dann nur, weil wir uns selbst ausgesucht haben, genau diese zu befolgen und nicht irgendwelche anderen…
Hier hab ich noch ein nettes Video, in dem Jacobs von seinem Bibel-Experiment erzählt:
(Ich bin gerade in Urlaub, also wundert euch nicht, wenn ich auf Kommentare nicht antworte)
Ich habe vor einiger Zeit mal versucht, anzudeuten, wie man das Alte Testament als literaturwissenschaftlich-atheistischer Sicht korrekt lesen könnte:
https://www.koellerer.net/2011/11/28/bibel-altes-testament/
Es ist natürlich immer hochgradig absurd, wenn man glaubt, man könne eine prämodernen Weltanschauung in die heutige Zeit transferieren, wie das ja alle Weltreligionen postulieren.
Ich habe sie beide gelesen und fand das Britannicabuch etwas zäh, „Die Bibel und ich“ aber sehr kurzweilig. Man muss sich klarmachen, dass Jacobs ein Redakteur des „Herrenmagazins“ Esquire ist und eigentlich mit Religion nichts am Hut hat – eigentlich.
@ Christian Koellerer: sehr lesenswert geschrieben
@Florian Freistetter:
„The Year of Living Biblically: One Man’s Humble Quest to Follow the Bible as Literally as Possible“, klingt echt gut. Habs mir mal bestellt, danke für die Empfehlung.
„Es ist unmöglich, sein Leben exakt nach der Bibel auszurichten. Wenn wir uns entscheiden, einer Regel aus der Bibel zu befolgen, müssen wir dafür andere ignorieren.“ Unmöglich sind andere Dinge, es ist nur sehr, sehr schwer. Aber unmöglich ist es keineswegs
@asdfa: „Aber unmöglich ist es keineswegs „
Wenn sich die Regeln der Bibel widersprechen, dann ist es tatsächlich unmöglich.
„The Year of Living Biblically: One Man’s Humble Quest to Follow the Bible as Literally as Possible“ erinnert mich an diese Simpsonsfolge: https://simpsonspedia.net/index.php?title=Der_total_verr%C3%BCckte_Ned
In einer Szene ruft Ned Gott an und meinte:“Ich habe alle deine Regeln befolgt, sogar die die sich gegenseitig widersprechen.“
Hab am Wochenende mal direkt in „The Year of Living Biblically“ reingeschaut. Gar nicht antireligiös geschrieben; es ist vielmehr interessant und sehr unterhaltsam, von den ganzen Absurditäten zu lesen und von den Menschen, die trotzdem versuchen, was sinnvolles daraus zu machen. Danke für den Tip!
Mr. A.J. Jacobs ist wohl so etwas wie der fleischgewordene „Autodidakt“ aus J.P.Sartre’s „Der Ekel“. Das war der seltsame Charakter, der stets in einer Bibliothek anzutreffen war – dort wollte er alle vorhandenen Buchbestände in alphabetischer Reihenfolge lesen.
A. J. Jacobs buecher sind genial. „the year of living biblically“ ist hilarious. sein neues buch §drop dead healthy“ (https://www.amazon.de/Drop-Dead-Healthy-J-Jacobs/dp/0434020109/ref=sr_1_1?s=books-intl-de&ie=UTF8&qid=1343138072&sr=1-1) reiht sich in seine tollen buecher ein.