Bevor Terry Pratchett mit seinen Scheibenwelt-Romanen berühmt wurde, hat er Science-Fiction-Bücher geschrieben (eines davon habe ich hier im Blog schon mal vorgestellt). Nun ist er mit einer neuen Serie wieder von der Fantasy zurück in das Sci-Fi-Genre gewechselt. Gemeinsam mit dem ebenfalls nicht unbekannten Autor Stephen Baxter hat er das Buch „The Long Earth“ geschrieben.
Bei Pratchett gibt es ja zwei Arten von Anhängern: Scheibenwelt-Fans und Pratchett-Fans. Ich gehöre zur letzten Gruppe. Ich liebe die Scheibenwelt, aber ich finde auch die anderen Bücher gut, die Pratchett geschrieben hat („Nation“ zum Beispiel). Aber auch wenn ihr zu den Scheibenwelt-Fans gehört, möchte ich euch doch bitten, ein Blick in „The Long Earth“ zu werfen. Es lohnt sich!
Es gibt darin zwar keine lustigen Zauberer und Hexen, keine Nachtwache und keine humorvollen Fußnoten. Aber egal was Pratchett schreibt, er ist immer in der Lage, sich eine originelle Geschichte auszudenken. Und wer Stephen Baxter kennt, der weiß, dass er ebenfalls in der Lage ist, vom üblichen Sci-Fi-Pfad abzuweichen und sich etwas ganz Neues auszudenken. Lest zum Beispiel mal „Zeitschiffe“ (im Orignal: „The Time Ships“) oder „Das Licht ferner Tage“ (im Original: „The Light of Other Days“).
„The Long Earth“ spielt in einer nicht allzu fernen Zukunft. Die politischen und ökologischen Bedingungen auf der Erde verschlechtern sich zunehmend. Bis zum „Step Day“! Ein Wissenschaftler hat eine simple Bastelanleitung im Internet veröffentlicht, die jeder mit ein paar einfach elektronischen Teilen leicht nachbauen kann. Legt man den Schalter des Geräts (als dessen Energiequelle eine Kartoffel dient) um, dann landet man in einer anderen Welt. Einer anderen Welt, die trotzdem die Erde ist. Eine parallele Erde – und es gibt offensichtlich unendlich viele von ihnen. Mit dem „Stepper“ kann man von einer in die andere springen. Aber im Gegensatz zu den üblichen Parallelwelten gibt es hier keine, in der Hitler den 2. Weltkrieg gewonnen hat und keine, in der die Russen zuerst am Mond waren oder die Chinesen als erste Amerika kolonisiert haben, und so weiter. Die parallelen Erden sind leer. Es gibt dort Pflanzen, Tiere – alle leicht anders als bei uns aber trotzdem vertraut – und sonst nichts. Zumindest auf den ersten Blick…
Natürlich dreht sich die Geschichte hauptsächlich um die Erforschung dieser „langen Erde“, wie die Kette aus Parallelwelten genannt wird. Aber Pratchett und Baxter beschäftigen sich auch mit den gesellschaftlichen Auswirkungen der Stepper-Technologie. Wie funktioniert eine Welt, in der jeder einfach abhauen kann, wenn er keine Lust mehr hat? Wem gehören die neuen Welten und welche Gesetze gelten dort? Gilt im „Parallelamerika“ immer noch das amerikanische Recht? Wie geht das Wirtschaftssystem mit der Tatsache um, dass die Parallelwelten einen unendlichen Vorrat an Rohstoffen bereit halten?
Pratchett und Baxter haben eine faszinierende Bühne für ihre Geschichte geschaffen und wenig überraschend bei diesen beiden Autoren erzählen sie diese Geschichte meisterhaft! Ich kann das Buch auf jeden Fall empfehlen. Selbst wer noch nie etwas von Terry Pratchett oder Stephen Baxter gehört haben sollte, aber gute Science-Fiction mag, wird mit diesem Buch zufrieden sein. Und für die Scheibenwelt-Fans: Im Buch kommen sogar Trolle und Elfen vor 😉 (allerdings nicht so, wie man es aus der Scheibenwelt gewohnt sein mag).
Einziger „Nachteil“: „The Long Earth“ ist nur der erste Band einer Serie. Insgesamt sind zwei Bände geplant und wir werden noch ein wenig warten müssen um zu sehen, wie die Geschichte ausgeht…
(Ich bin gerade in Urlaub, also wundert euch nicht, wenn ich auf Kommentare nicht antworte)
Pratchett ist ein Großer, nicht nur als Autor.
https://vimeo.com/25239708
Thx @ Wolf
kannte ich noch garnicht…
Das Konzept der parallelen und leeren Erden gab es übrigens auch in „Ring Around the Sun“ von Clifford Simak. Habs vor langen Zeit gelesen und wäre wohl ohne diesen Artikel nie auf den Titel und Autor gekommen. Muss ich noch mal lesen…
Es lohnt sich ebenfalls – als Pratchettfan – auch »Good Omens« (zusammen mit Neil Gaiman geschrieben) zu lesen. Ein ungemein witziger Okkult-/Horrorroman, der schon seit Jahren zu meinen Lieblingsbüchern gehört.
The long earth ist wirklich extrem lesenswert, obschon man die englische Sprache schon ordentlich beherrschen sollte, um an den sprachlichen Finessen Spaß zu haben. Bin recht skeptisch an das Buch herangegangen, hatte es aber keine 24 Stunden später verschlungen – und das mir, der ich eher deutsch lese!
Da weiß ich doch, welches Buch von Terry Prattchet ich mir als nächstes holen werde. Danke für den Tipp.
Das ist ja saucool, zwei meiner Lieblingsautoren schreiben zusammen ein Buch. Danke für diese wundervolle Nachricht. Jetzt hoffe ich nur noch das bald eine gute Übersetzung erscheint. Im Original schaffe ich das bestimmt nicht.
Das Buch ist sensationell, die Co-Autorenschaft funktioniert. Es ist spannend, ironisch, originell und stilistisch wirklich gut geschrieben. Sehr guter Tipp von Florian!
Danke für den Tipp.
Wobei moch die Elfen doch ein wenig an die Diskworld-Elfen erinnern(z.B. Lords & Ladies). Wengstens von der boshaftigkeit her.