Ein wissenschaftliches Forschungprojekt ist erst dann beendet, wenn die Ergebnisse auch ordentlich publiziert worden sind. Forschung ohne Publikation macht keinen Sinn, denn was bringt es, wenn man tolle Dinge herausfindet, dem Rest der Welt aber nichts davon sagt? Früher hatten die wissenschaftlichen Artikel meistens nur einen einzigen Autor. Im Laufe der Zeit ist Wissenschaft aber immer mehr zum Teamsport geworden und es gibt kaum noch Disziplinen wo man alleine arbeitet. Das führt dann natürlich zu Diskussionen: Wer darf die Ergebnisse bekannt geben?

An modernen Forschungsprojekten arbeiten oft dutzende Menschen gleichzeitig. Verschiedene Arbeitsgruppen tragen verschiedene Daten und Methoden bei und jeder Beitrag muss berücksichtigt und dokumentiert werden. Nicht nur aus reiner Höflichkeit. Es ist auch für eine etwaige Überprüfung der Ergebnisse wichtig, genau zu wissen, wer welche Teile der Forschungsarbeit gemacht hat. Also wird am Ende des Projekts ein Artikel veröffentlicht, der auch schon mal ein Dutzend oder mehr Autoren haben kann. Bei wirklich großen Projekten – wie der Arbeit mit Teilchenbeschleunigern oder Satelliten – können es auch schon mal über hundert beteiligte Wissenschaftler sein.

In so einem Fall sind Streit oder aber zumindest Diskussionen vorprogrammiert. Denn die Person, die am meisten zum Projekt beigetragen hat, sollte auch an erster Stelle der Liste der Autoren stehen (Nachtrag: Ich habe gerade erfahren, dass es auch Disziplinen gibt, in denen der Letztautor wichtig ist. So etwas kenne ich aus der Astronomie/Physik überhaupt nicht, also habe ich dieses Thema hier auch nicht angesprochen). Die anderen Mitautoren folgen dann mit absteigender Wichtigkeit der Beiträge. Wieder geht es hier nicht um Höflichkeit oder Eitelkeit. In der Wissenschaft sind Fachartikel die einzig gültige Währung (etwas, das man durchaus kritisieren kann und das ich schon öfter kritisiert habe). Je mehr wissenschaftliche Artikel dem eigenen Namen zuzuordnen sind, desto bessere Chancen hat man, eine gute Karriere zu machen. Wenn man also Monate oder gar Jahre in ein Projekt investiert hat, dann möchte man natürlich – zu Recht! – dass die eigene Leistung entsprechend anerkannt wird. Bei einem Artikel mit einer Autorenliste von z.B. 20 Namen werden vielleicht die ersten drei bis fünf Leute wahrgenommen. Aber wer dort auf Platz 17 oder 18 steht, kann den Artikel nur noch benutzen, um der Publikationsliste einen neuen Eintrag hinzuzufügen aber nicht, um großartig Eindruck zu schinden. Und wenn bei der Erstellung der Autorenliste alles mit rechten Dingen zugegangen ist, dann geht das auch in Ordnung.

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Ein Artikel mit 179 Autoren

Aber leider ist das nicht immer der Fall. Ich spreche jetzt nicht unbedingt von wissenschaftlichen Fehlverhalten. Das gibt es – leider – natürlich auch. Da setzt dann der Chef seinen Namen an die erste Stelle der Artikel seiner Diplomanden oder Doktoranden, obwohl er nicht wirklich was zur Arbeit beigetragen hat. Oder ein prominenter Kollege wird aus „politischen“ Gründen mit auf die Autorenliste genommen obwohl er nichts geleistet hat und sein Name nur dazu dient, Sponsoren oder Förderorganisationen zu beeindrucken. Das ist natürlich nicht erlaubt, aber im Einzelfall oft schwer nachzuweisen. Manche Zeitschriften wie z.B. Nature verlangen daher auch, dass am Ende des Artikels explizit aufgelistet wird, welcher Autor welchen Beitrag zur Arbeit geleistet wird. Neben diesen fiesen Täuschungen gibt es aber auch ganz andere Probleme mit der Autorenliste. Das Laborjournal (mit Bezug auf eine Diskussion bei Funk Doctor X) beschreibt eine Situation, die immer wieder einmal auftritt. Es kommt durchaus vor, dass nicht klar und eindeutig gesagt werden kann, wer am meisten beigetragen hat. Oft sind es mehrere Leute, die gleich stark und wichtig beteiligt waren. In so einem Fall kann man das auch im Artikel angeben, in dem man z.B. eine Anmerkung in den Artikel einfügt und die entsprechenden Autoren markiert:

„*These authors contributed equally to this project and should be considered co-first authors.“

Hier ist ein Beispiel dafür. Lei Yin und Bryan Swanson sind beide „Erstautoren“ dieser Arbeit. Trotzdem muss man die Autoren irgendwie reihen und einer der Beteiligten muss an erster Stelle stehen. In diesem Fall ist das Yin. Und ob das jetzt gewollt ist oder nicht: Yin wird zwangsläufig als DER Autor des Artikels angesehen werden; als die Person, die am meisten zum Projekt beigetragen hat. Denn wenn der Artikel irgendwie zitiert wird, dann nennt man eben meistens nur den ersten Autor und man schreibt im Zitat nicht extra dazu, dass da vielleicht noch drei andere waren, die ebenfalls „Ko-Erstautoren“ sind (bei so gut wie allen wissenschaftlichen Journalen ist diese Art des Zitats auch formattechnisch gar nicht vorgesehen). Nein, meistens wird dort etwas in der Art von „siehe Yin et al. (2010)“. Und man wird über „das Paper von Yin“ reden und der arme Bryan Swanson hat das nachsehen, obwohl er doch genauso viel beigetragen hat.

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Ein Artikel mit 411 Autoren

Bei Funk Doctor X hat man nun über die Frage diskutiert, ob man im Lebenslauf in so einem Fall die Autorenreihenfolge einfach umdrehen darf, immer IST man ja auch ein Erstautor. Nein, keine gute Idee, ist die einhellige Meinung. Denn das sieht so aus, als hätte man nachträglich an der Quellenangabe rumgepfuscht um sich besser zu stellen. Es ist ein schwieriges Problem. Irgendwie muss man die Autoren angeben und irgendeine Reihenfolge müssen die Namen haben. Und man muss auch kenntlich machen, wer was zum Paper beigetragen hat. Und am Ende wird so ein Artikel immer auf die Form „Erstgenannter Autor et al“ reduziert werden. Aber ich wüsste jetzt nicht, wie man die Problem mit der Autorenliste umgehen könnte, ohne eine völlig neue Art und Weise des Zitierens einzuführen (was vermutlich eher unrealistisch ist).

Habt ihr Vorschläge? Habt ihr vielleicht schon Erfahrungen mit Diskussionen über die Autorenliste gehabt? Mir selbst ist so etwas ja bisher immer erspart geblieben. Bei den Projekten in der Himmelsmechanik waren nie so viele Leute beteiligt und es war immer klar, wer am meisten gemacht und ganz vorne stehen soll. Nur einer meiner Artikel ärgert mich nachträglich ein wenig; es war eine Arbeit die gemeinsam mit ~40 Studenten und meinem Chef entstanden ist. Und da alle Studenten in etwa gleich viel beigetragen haben, haben wir uns darauf geeinigt, einfach alle Namen alphabetisch aufzulisten obwohl die ganze Arbeit mit dem Paper – Daten zusammenstellen, auswerten, interpretieren, den Text schreiben, etc – größtenteils an mir hängen geblieben ist. Gehabt habe ich davon aber wenig, weil ich nun nur Autor Nummer 8 von 40 bin. Naja – wie gesagt: So läuft es eben nun mal. Und es ist ein Problem, das sich schwer lösen lässt…

33 Gedanken zu „Wissenschaftliche Fachartikel: Welcher Autor wird zuerst genannt?“
  1. Also wir haben in der Molekularbiologie genau die Situationen wie von dir geschildert. Was mir im Artikel zu wenig rüber kam ist, dass (zumindest bei uns) sich auch etabliert hat, dass der letzte Platz für den Senior reserviert ist. Das finde ich eigentlich gut, weil dann kommt nicht in Frage, dass er um den ersten Platz buhlt und es ist ziemlich klar, welchen Beitrag er zu dieser Arbeit geleistet hat.

    Das mit dem Zitieren stimmt, wie du schreibst. Umso mehr wir aber ins elektronische Zeitalter kommen, umso weniger Problem sehe ich. Welcher Institutsleiter geht denn heute noch danach, wie der Name in Zitaten (wo ja nur der Erste genannt wird) auftaucht? Nein, heute macht man eine Abfrage bei Pubmed (zumindest in der Biomedizin, also auch in unserem Bereich) oder Google Scholar (das sollte für jeden hin hauen), wo man detaillierte Informationen erhält, in wie vielen Studien der Autor mitgewirkt hat… unabhängig von der Reihenfolge.

    Was ich noch als verbesserungswürdig ansehe: Es sollte durchaus ein Ranking der Autoren geben. Da sollte es aber dann auch möglich sein, dass es zwei oder mehr Erstautoren gibt. Das heißt, dass hier die Reihenfolge nicht reicht. So etwas könnte man nur mit einer Norm handeln, wo dann etwa ein Metatag oder so etwas festgesetzt wird, durch den das bestimmt wird. Diesen kann dann Google Scholar oder Pubmed auslesen und BINGO!

  2. @Wolfgang: „Was mir im Artikel zu wenig rüber kam ist, dass (zumindest bei uns) sich auch etabliert hat, dass der letzte Platz für den Senior reserviert ist.“

    Sorry, von dieser Sitte höre ich heute das erste Mal. Die existiert in der Astronomie/Physik nicht.

  3. Bei uns werden zumindest in den LNI-Publikationen unseres Bereichs häufig die Erstautoren mit vollständiger Adresse (insbesondere Mail) angegeben, die Co-Autoren nicht.
    Stehen also mehrere Leute mit Mail- und/oder Institutsadresse dort, sind das gleichberechtigte „Hauptautoren“.
    Wirkt sich nur in Scopus oder auch google scholar nicht aus – nur wenn man das Paper anschaut. Und das Zitationsproblem haben wir damit auch.

  4. In der Mathematik ist die Reihenfolge der Autoren so gut wie immer alphabetisch, die Fachzeitschriften würden es wohl anders auch gar nicht akzeptieren. (Und Arbeiten mit 179 Autoren haben wir sowieso nicht. Mehr als 7 ist mir noch nicht begegnet, mehr als 2 ist eher selten.)

    In der Regel wissen natürlich die Eingeweihten trotzdem, wer welche Teile zur Arbeit beigetragen hat. Meist ergibt sich das ja schon aus den bekannten unterschiedlichen Expertisegebieten der Autoren, daß man sich denken kann, wer welchen Teil beigetragen hat.

  5. Bei uns in theoretischer Hochenergiephysik werden Autorennamen fast ausschließlich alphabetisch gelistet. Ausnahme nur zB wenn es sich um sowas wie Lecture Notes handelt und einer vorgetragen und der andere (oft ein Student) nur die Aufschrift besorgt hat. Dann ist der inhaltlich verantwortliche first author.

    Die Zitierregel, die ich kenne und die auch von vielen BibTeX styles benutzt wird, ist etal ab drei Autoren, bei zweien wir ausgeschrieben.

  6. @Florian, @Wolfgang: Ich kann die von Wolfgang erwähnte Sitte tatsächlich auch aus meiner Physik-Erfahrung bestätigen: Der/die Professor(in) steht ganz am Ende. Eventuell sogar als vorletzte(r) der/die Postdoc, es gibt also von beiden Seiten aufgerollt eine Rangfolge.

    Und ja, das mit der Reihenfolge ist ein Problem und da kann es zu Geschacher kommen. Eine Lösung habe ich dafür leider nicht… Finde aber schön, was du hier zusammengetragen hast!

  7. Alles ist wichtig, Hauptsache man Publiziert, in der Zeit wo man ein Studium wie eine Schule leitet und immer mehr Industrie die Finanzierung gestaltet, sind Koryphäen ein lästiger Luxus. Wissenschaftlich produziert man nur noch Mittelklasse Wagen.
    Kritisieren sie doch mal im Studium, sie bekommen keine gute Note, sie werden Ignoriert und sogar beschimpft, nur die die mit im Strom Schwimmen müssen im Schwarm Publizieren.
    So langsam zeigt sich der Hühnerstall mit der Hackordnung den ich schon früh kritisierte.

  8. @Laura: „ch kann die von Wolfgang erwähnte Sitte tatsächlich auch aus meiner Physik-Erfahrung bestätigen: Der/die Professor(in) steht ganz am Ende. „

    Naja, natürlich kenn ich auch viele Fälle, wo der Prof am Ende steht. Aber eben, weil hier ausnahmsweise korrekt gehandelt wird und der Doktorand, der die Arbeit gemacht am Anfang steht und der Prof, der nur wenig beigesteuert hat, am Ende. Ich dachte es geht darum, dass man als Letztautor irgendwie mehr Prestige hat – und die Sitte kenne ich nicht.

  9. Wir leben im digitalen Zeitalter, wie wäre es mit einer Autorencloud am Vorbild der Schlagwortclouds die wir von einigen Websites kennen 😀
    Dann wabern alle Autoren so herum und der der am meisten gemacht hat bekommt den dicksten Namen^^
    Das wäre doch kreativ.

  10. Das mit dem Seniorautorenschaften kenne ich aus den Biowissenschaften auch so wie von Wolfgang beschrieben. Seniorautor is der Chef, der (hoffentlich) sich in Grundzügen das Projekt ausgedacht hat und Erstautor is der, der den ganzen Tag an der Laborbank steht. Es gibt für Projekte, die Kollaborationen sind und an denen quasi zwei Profs gleich stark beteiligt waren, auch die Möglichkeit „shared senior authorships“ zu machen.
    Außerdem kann man ja auch noch den „corresponding author“ einzeln vergeben, das muss nicht unbedingt Erst- oder Letztautor sein. Wenn der „corresponding author“ an vorletzter Stelle steht, glaube ich ja immer, dass der Senior author nur seinen Namen hergegeben hat und dass das eigentliche Projekt auf dem Mist des corresponding author gewachsen ist.
    Die Wichtigkeit von senior authorships zeigt auch, dass ein Kollege von mir, der habilitieren möchte, dafür ausschließlich Veröffentlichungen angeben darf, bei denen er entweder Erst- oder Letztautor ist.

  11. Hier ein Artikel mit ca. 2600 Autoren! (https://arxiv.org/abs/0901.0512) – In der Medizin gibt es auch die Regel: Erstautor ist der Institutsleiter, der nichts dazu beigetragen hat, aber als Chef drauf sein muss. Letztautor ist derjenige, der tatsächlich geschrieben bzw. das Team geleitet hat, und dazwischen sind die Wasserträger (die auch schreiben, aber noch nicht den Status von Erst- oder Letztautor haben). Allerdings ist das nie ganz klar, manchmal schreiben ja auch mehrere Institutsleiter, dann wird alphabethisch geordnet, wobei man dann nicht weiss, ob die alphabetische Ordnung anzeigt, dass es sich um gleichberechtigte Autoren handelt oder ist nicht doch der erste Autor tatsächlich Erstautor, und sein Name fängt zufälligerweise mit einem A an …

  12. In meinem Umfeld (Geologie/Planetologie) ist es so, dass derjenige, der den Artikel schreibt, auch der Erstautor ist. Natürlich können viele zum Text des Artikels in irgendeiner Form beitragen – aber am Ende brauchts ja doch einen, der die Übersicht behält und das ganze zu einem auch tatsächlich lesbaren Text verarbeitet – und das ist dann der Erstautor. In aller Regel und im Idealfall ist es auch so, dass der Erstautor auch derjenige ist, der die Idee hatte und der am meisten Arbeit hineingesteckt hat (denn sonst hätte er ja diese Übersicht gar nicht, die er braucht, um den Artikel zu schreiben). Der wichtigste Mitarbeiter (oder, je nach Gepflogenheit, der Chef/Senior, was mir persönlich aber eher unsympathisch ist) steht an zweiter Stelle, wobei der Chef/Senior auch mal an letzter Stelle stehen kann. Ich habe aber auch schon erlebt, dass bei langen Autorenlisten ab einer bestimmten Stelle in der Liste einfach nach Alphabet geordnet wird, z.B. die ersten drei nach Wichtigkeit, dann nach Alphabet. Dadurch macht man den „Bruch“ von „wichtigen“ und „weniger wichtigen“ Beiträgen für aufmerksame Leser der Autorenliste sichtbar (aber andernseits: wer tut das schon?).

    Sowas wie offizielle „Co-first-authors“ würde, denke ich, die Sache nur allzu kompliziert machen. Natürlich könnte man sich überlegen, einen neuen Zitierstil a la „Yin, Swanson et al. 2010“ einzuführen. Dann müsste man es aber auf zwei oder höchstens drei beschränken, und das ist wiederum unfair für den vierten Wissenschaftler, der auch gleichviel beigetragen hat. Dann hätte man plötzlich sowas wie eine „Zweiklassen-Autorenschaft“, und schon bald würden nur noch die „Co-first-authors“ was gelten und alle anderen würden eh ignoriert. Stattdessen muss man halt damit leben, dass es manchmal „politisch“ wird, in dem Sinn dass einer jetzt halt Erstautor hier ist, aber dass beim nächsten gemeinsamen Projekt die Rollen getauscht werden. Eine dritte Alternative wäre, sich wo immer möglich auf zwei Autoren zu beschränken, denn die werden meistens auch so genannt (und erinnert), also „Yin & Swanson, 2010“.

  13. Ich bin mir nicht sicher, ob der, der am meisten Arbeit hat, auch immer ganz vorne stehen sollte.
    Der Erstautor sollte doch der sein, der die Idee hatte, die dem ganzen Projekt zugrunde liegt. Es gibt doch immer eine Person, die irgendwas liest, sich Gedanken macht, eine Theorie entwickelt, etc. Diese Person „organisiert“ dann die weitere Arbeit, d.h. entscheidet, welche Diplomanden, Doktoranden, Postdocs, etc. was tun, auch Zusammenarbeit mit anderen Instituten.
    Man stelle sich in den Geowissenschaften vor: Der Projektleiter hat die Idee, organisiert Exkursionen, bringt kiloweise Gestein mit, die Techniker produzieren daraus massig Gesteinsduennschliffe, die Diplomanden untersuchen das Material, diese + die Doktoranden + Postdocs „verwerten“ dann die Ergebnisse und finden heraus, dass der Chef bzgl der Theorie entweder Recht oder Unrecht hatte.
    Angenommen, dessen Theorie wuerde bestaetigt, dann sollte doch der Leiter der Gruppe auch an erster Stelle stehen, denn es war SEINE Idee. Dass die Gesamtheit der Mitarbeiter (von den Technikern bis zu den Postdocs) vielleicht 98% der Fleiss-Arbeit gemacht haben, aendert doch nichts daran, dass es die intellektuelle Leistung des Chefs war.

    Die zentrale Aussage/Schlussfolgerung eines Papers laesst meist in 2-3 Saetzen ausdruecken. Der Erstautor sollte der sein, der erst die Idee dazu hatte, dann die Methodik entwickelte und schliesslich die Oberaufsicht bei der Durchfuehrung hatte.

    Anders sieht es aus, wenn die Mitarbeiter dabei tatsaechlich auch etwas Neues herausfinden, das nicht primaer, vielleicht nur am Rande, mit der Grundidee zusammenhaengt. Dann steht eben dieser Mitarbeiter an erster Stelle.

  14. @iop: „Erstautor sollte doch der sein, der die Idee hatte, die dem ganzen Projekt zugrunde liegt.“

    Das ist dann auch meist der, der die meiste Arbeit hat. Aber nur weil ein Prof oder sonstwer mal eben in der Kaffeepause einwirft „Hey, schau dir doch mal das an!“, qualifiziert ihn das nicht zum Erstautor. So ne Idee muss man nicht nur haben, man muss sie auch umsetzen. Das ist meist das eigentliche Problem und die eigentliche Arbeit. Wer DAS erledigt, ist der Erstautor.In deinem Beispiel mit dem Geologieprofesser MACHT er ja diese Arbeit. Es geht natürlich nicht um die reine Quantität sondern auch um die Qualität der Arbeit.

  15. In der Festkörperphysik ist es so, dass die ersten und letzten Stellen die begehrtesten sind. Der Erstautor ist immer derjenige, der den Artikel geschrieben hat, der letztgenannte Autor ist meistens der Gruppenleiter/Professor. Derjenige, der in der Mitte steht, hat am wenigsten beigetragen.

  16. 411 Autoren O_O „Abe et all“ (statt ‚et al.‘) 😉
    Ich habe auch schon von alphabetischen Lösungen gehört, aber eine faire Reihenfolge wird man nie finden, weil die Paper zu oft nur unter einem einem Namen im Gedächtnis bleiben und das fast immer nicht fair ist 🙁

  17. Bei meiner Disziplin (organische Chemie) ist der Erstautor der, der die meiste von der Arbeit gemacht hatte. Der Letztautor ist immer der Professor oder Chef, der vielleicht am wenigsten zu der Arbeit beigetragt hat, aber vielleich fuer die Idee und dann die Beaufsichtung des Studentes verantwortlich ist.

    (please excuse any German language errors!)

  18. Bei meiner Disziplin (organische Chemie) ist der Erstautor der, der die meiste von der Arbeit gemacht hatte. Der Letztautor ist immer der Professor oder Chef, der vielleicht am wenigsten zu der Arbeit beigetragt hat, aber vielleich fuer die Idee und dann die Beaufsichtung des Studentes verantwortlich ist.

    (please excuse any German language errors!)

  19. Ich arbeite in der Atom- und Molekülphysik. Bei uns sind die ersten paar natürlich die wichtigsten Autoren, v.a. natürlich der allererste, der in der Regel den Löwenanteil an der Arbeit hatte. Die Chefs der Forschungsgruppen, die aber oft auch einen großen Anteil haben (oftmals viel größer als die Autoren davor), werden als letztes genannt, womit dieser Platz wieder eine besondere Bedeutung erhält.

  20. Habe jetzt nicht alle Beiträge gelesen, vielleicht kam de Vorschlag ja schon.
    Vielleicht kann man das Problem wie folgt lösen (funktioniert zumindest bei Gesetzeskommentaren [ja, ich bin Jurist]sehr gut)
    1. Der Erstgenannte wird wie ein Herausgeber zitiert (ob er als solcher angesehen wird ist mE sekundär).
    2. Die gesamte Arbeit wird in viele kleine Abschnitte geteilt, sodass eine Zuordnung zu einem einzelnen Bearbeiter bzw. demjenigen, der an diesem Abschnitt am meisten gearbeitet hat (dies herauszufinden sollte einfacher sein als für das gesamte Projekt)leichter möglich ist.
    3. Zitate sehen dann in etwa so aus. „[Autor AB] in [Erstgenannter] et al.“ bzw. [Erstgenannter] in [Erstgenannter] et al. (eckige Klammern dienen nur der ersichtlichmachung von Namenspositionen)

  21. In meinem Arbeitsgebiet, der Hochenergiephysik haben wir eigentlich meistens das Problem von mehreren hundert Autoren. Die BABAR Kollaboration hat das so geloest das die Autoren (alle Member der Kollaboration) zuerst nach Institut und dann nach Alphabet gelistet werden. Dadurch kann man als Erstautor natuerlich durchaus mal an Stelle 123 stehen.
    Die Kollegen von Belle haben den Ansatz gewaehlt die Autoren einfach durchzurotieren damit jeder mal vorne steht.
    Aber generell ist auf dem Gebiet der HEP wohl jedem klar das der erstgenannte Autor nicht der Erstautor ist.
    Ich wuesste aber auch nicht wie man das besser loesen sollte. Jeder traegt irgendwie zu jedem Ergebnis bei, alleine schon weil auch das Experiment, die Daten und die Software von allen gepflegt werden.

  22. Warum nicht ein Akronym finden, wenn mehrere gleichberechtigte Autoren an den Anfang gehören („publikation von LUPUS (Anne Lupin und Fred Puschel)“ ? Damit stehen die Hauptautoren gemeinsam am Anfang und werden auch gleichberechtigt wahrgenommen.

  23. Wenn das eigentliche Problem die Zitation ist, könnte eine konsequentere Nutzung der DOIs ein gangbarer Weg sein. Immer mehr Artikel haben heute einen eindeutigen Identifikator (z.B. DOI, urn o.ä.). Weil heute ohnehin Zeitschriften fast ausschließlich digital genutzt werden, wäre es ja okay, wenn auch die Zitationen in Artikel nur auf die DOI beschränkt wären. In Florians Beispiel aus dem Journal of Oral Microbiology werden die DOIs beispielsweise für die Verlinkung der zitierten Aufsätze verwendet (steckt hinter dem [Crossref]-Link). Man könnte diese Verlinkung ja auch in den Text einbauen und dann z.B. bei Mouseover ein Snippet der ersten Seite des zitierten Artikels anzeigen, sodass man aus dem aktuellen Titel heraus alle Autoren und den Artikeltitel sehen und bei näherem Interesse dorthin springen kann. Das Literaturverzeichnis am Ende eines Artikels ist meiner Meinung nach ein Relikt.

  24. Also, bei einem Gutteil (etwa 1/3 bei n=16), beim Rest kam ich durch anderartige Arbeit zur Autorschaft) meiner Paper (molekulare Biologie) hatte ich a) die zugrundeliegende Idee, b) Anteil beim Schreiben des Antrags und c) die meiste Arbeit in der Projektphase. Rückblickend kann ich sagen, dass ich a) manchmal fair behandelt wurde und Erstautor wurde, b) zweimal gar nicht aufs Paper kam, c) *immer* einen Seniorautor mit zweifelhaften, eher störenden Beiträgen hatte und d) Ko-Autoren, die nur ihren Rang (z. B. sie Post-Doc, ich Doktorand) beitrugen.
    Was ist das für ein leidiges Thema! Was bin ich froh, in der Industrie zu sein! Achim Frenzel hat aber recht: Kritisieren sollte man im eigenen Feld niemals, wenn man es zu etwas bringen will ;-).
    Ansonsten bin ich hier nicht so anonym unterwegs, aber diesmal …

  25. Co-Autorschaft ist in meinem Fachgebiet (historische Musikwissenschaft) eher unüblich.
    Habe das mal überschlagen: Von den rund fünfzig Publikationen seit etwa 2000, etwas mehr als 700 Seiten (incl. Diss. etwas über 300 Seiten), habe ich gerade zwei Artikel zusammen mit je einem Co-Autoren verfasst. Diese standen für etwa 15-20 Seiten. In einem Fall war die jeweilige Autorenschaft klar abgrenzbar, im anderen haben wir den Text elektronisch im Wechsel bearbeitet, hin- und her, bis wir den so hatten, wie wir wollten.

  26. also in der Medizin ist das anders.

    Da gibt es zB die Good Scientific Practice die auch die Autorenschaft in Publikationen regelt.

    zunächst ist die nennung als Autor an die aktive intellektuelle und praktische prozedurale Mitarbeit an einem Projekt gebunden

    Nennung als Autor erfordert (mind 3 der folgenden 5 Punkte
    1) Einleitende Initiative mit substantillem Beitrag zu Konzeption und Studiendesign

    2) Erhebung, Verarbeitung, Interpretation und Formalisierung der Daten

    3)Konzeption und/oder kritische Revision des Manuskripts

    4) Zustimmung bzw Freigabe der endgültigen version

    5) Anleitung und überwachung jüngerer akademischer sowie nicht akademischer Mitarbeiter bei der Erstellung der Daten

    Ja und nach diesen verbindlichen Richtlinien ist die nennung von „Ehrenautorenschaften“ nicht zulässig- wird aber leider immer wieder gemacht.

  27. weiß jemand wie es in der medizin ist? stimmt es, dass die erste und letzte position wichtig sind? und die anderen positionen eher unwichtig?

  28. Ich möchte an der Stelle auf zwei Gute Leitfäden hinweisen, die im Netz zu finden sind (Links am Ende meines Kommentars). Um Probleme im Keim zu ersticken, ist es meiner Meinung nach sinnvoll, in der Veröffentlichung die Leistungen und Beiträge direkt anzugeben, wie es das Format des Journals zulässt. Im Notfall mit in der Fussnote zu den Kontaktdaten.

    http://www.akademien-schweiz.ch%2Fdms%2FD%2FPublikationen%2FRichtlinien_Empfehlungen%2FWiss_Integritaet%2FAkademien_Autorschaft.pdf

    https://wiwi.file3.wcms.tu-dresden.de/dokumente/Leitfaden%20zur%20Ko-Autorenschaft.pdf

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