Heute ist mein letzter Tag auf der Leipziger Buchmesse (und ich bin noch einmal zwischen 14.15 und 15.15 in Halle 4 bei Stand A102 anzutreffen). Bis ich wieder nach Hause komme und neue Artikel für das Blog schreibe, könnt ihr euch mit diesem schön zusammengestellten Video die Zeit vertreiben. Es enthält Aussagen vom großartigen Neil deGrasse Tyson; Planetariumsdirektor in New York und wie kaum ein anderer befähigt, Menschen die Faszination an der Wissenschaft zu vermitteln. In diesem Video spricht er über die Raumfahrt und darum, warum es wichtig ist, das weiter Menschen ins All fliegen und nicht nur unbemannte Sonden und Roboter.
Raumfahrt ist mehr als einfach nur ein Weg um wissenschaftliche Daten zu sammeln. Das würde sich tatsächlich auch in Zukunft gut mit Robotern und unbemannten Proben erledigen lassen. Raumfahrt ist ein Möglichkeit, die es uns Menschen erlaubt, Menschen zu sein – und wir Menschen sind Entdecker. Wir wollen wissen, wie es dort draußen aussieht und zwar nicht durch Bilder, die Roboter gemacht haben. Wir wollen es mit eigenen Augen sehen. Ich habe dazu früher schon mehr geschrieben, mein Plädoyer für die bemannte Raumfahrt könnt ihr hier lesen. Im Gegensatz zu Tyson bin ich mir allerdings nicht sicher, ob es wirklich die NASA oder eine andere nationale Raumfahrtbehörde ist, die diesen Weg in Zukunft gehen wird. Die politische Einstellung hat sich gewandelt, Politiker mit Visionen gibt es kaum noch und langfristige Projekte sind nicht mehr umsetzbar. Ich denke, die Zukunft der bemannten Raumfahrt liegt nicht in Regierungsprojekten sondern bei nichtstaatlichen Firmen. Irgendwann wird sich zeigen, dass auch Raumfahrt wirtschaftlich profitabel betrieben werden kann – ob nun durch Tourismus oder mit dem Abbau von Rohstoffen im All – und dann wird der Weg ins All ganz zwangsläufig und natürlich genommen werden…
Die bemannte Raumfahrt einzustellen, wäre in meinen Augen einer der größten Fehler, die wir machen könnten.
Also ich bin da skeptisch wenn es darum geht, dass Privatunternehmen große Projekte durchführen sollen. Die Realität zeigt, dass sie es einfach nicht können. (siehe Toll Collect, ein triviales Problem, das schon kleine Studentengruppen besser gelöst haben)
Privatfirmen sind nicht effizient genug für solche Projekte. Da gibt es ständig Reibungsflächen, es werden die falschen Leute an die falschen Stellen gesetzt. Es herrscht häufig eine Kultur der Geheimniskrämerei die dazu führt dass häufig Dinge mehrmals entwickelt werden müssen, Probleme werden nicht angesprochen, da die intern Tabu sind, etc…
Vielleicht bräuchten wir was neues. So eine Art „Stiftungsfirma“. Ein loser Zusammenschluss an Interessenten, die ihre Resourcen zusammenlegen um etwas großes damit zu machen. Alle Streitfragen werden beispielsweise über Systeme wie Liquid Democracy gelöst. (das ist ein System zur Meinungsbildung in Gruppen, welches versucht, elektronische Datenverarbeitung zu nutzen, es ist ausdrücklich nicht für Personenwahlen geeignet, sondern höchstens für Abstimmungen)
Aber eine Firma, mit Chef, der vielleicht sogar noch fachfremd ist, kann das nicht machen.
@Dietmar
Die benannte Raumfahrt zu Forschungszwecken einzustellen, ist in meinen Augen das beste was passieren könnte… man bedauert doch auch nicht das hier auf festen Boden der „seelenlose“ Computer einen gehörig die wissenschaftliche Arbeit abnimmt.
Oder wenn so entweder, dank sinkender Ausgaben, noch genauso viele Projekte in Angriff genommen werden, oder wenn es den mal wahr wird und die Ausgaben dort wieder steigen viel mehr ausgeführt wird.
@Florian Freistetter
Also deinen Aussage „Mensch=Entdecker“ würde ich nicht unterschreiben, eher die Aussage „Mensch=Faule Socke“. Die meisten Erfindungen wurden gemacht um den Menschen die Arbeit abzunehmen, und auch der Entdeckungsdrang deckt sich meistens mit den „Ich will einen besseren Platz/Grundlage zum (über)leben“.
Was aber eben nicht heißt das es niemals benannte Raumfahrt geben wird, du hast es selber angeschrieben, in der Touristik wird ja schon fleißig daran gebastelt, und mittelfristig wird wahrscheinlich auch die Wirtschaft sich für den Weltall stark machen.
Nein wir haben nicht aufgehört zu Träumen, die Träume haben sich nur geändert 😉
@Christian Berger
Toll Collect ist sozusagen eine „Stiftungsfirma“ Zwei Großkonzerne (Telekom/Daimler) plus eine Firma die davon Ahnung hatte… und die wahrscheinlich auch nur den Auftrag bekommen haben weil die Regierung es so wollte.
Das ist kein sonderlich gelungenes Beispiel für „Freie Private bringen es nicht“
@Zommi Ich kann leider ein konkretes Beispiel aus der Firma die ich kenne nicht nennen, da ich da Firmengeheimnisse ausplaudern würde. Das ist aber eine kleine Firma mit 25 Mitarbeitern, (ca 5 in Entwicklung) die ein relativ simples Projekt grandios in den Sand gesetzt hat. Nicht weil es irgendwie besonders schwierig gewesen wäre, sondern weil es unnötige Missverständnisse zwischen den Leuten gab, sowie teilweise unsinnige Vorgaben, bei denen niemand sich getraut hatte zu rebellieren, obwohl die entsprechende Person durchaus kritikfähig gewesen wäre, etc.
_Ein_ großes Problem bei Firmen sind ja die Betriebswirtschaftler. Die werden in vielen Firmen einfach zu wichtig.
Welche Rohstoffe kann man im All günstiger als hier abbauen?
Wir könnten doch ne Marsmission crowdfunden lassen…sollte doch irgendwie machbar sein 😉
@Marian: „Welche Rohstoffe kann man im All günstiger als hier abbauen? „
Alle, sobald sie auf der Erde knapp werden… (z.B. manche der „seltenen Erden“)
In dem Traum das All etwas näher an den Menschen heran zu rücken, liegt auch eine Gefahr, wie sie beim Träumen ganz allgemein aufzutreten pflegt: Die Realität entfernt sich ein ganzes Stück weit.
Es ist ja höchst ehrenwert, wenn die Wissenschaft die Menschheit zum Fortschritt anspornen will, aber vielmehr als wissenschaftliches Interesse treibt uns bisher – würde ich meinen – nicht ins All. Und so sehr man das (vollkommen zu recht) bedauern mag, dieses Interesse ist nicht das der Vielen.
Tourismus und Rohstoffabbau sind zwar vorstellbare Zukunftsperspektiven, solange man sich aber mit der Situation auf der Erde abfinden kann, zwingt den Menschen nichts dazu Kosten und Risiken auf sich zu nehmen.
Dass er sich trotz den widrigen Umständen doch möglichst schnell ins All bewegen sollte, ließe sich meines Erachtens nur durch Überzeugungsarbeit mittels Propaganda (die ja nicht per se etwas schlechtes sein muss) bewerkstelligen. Darin läge dann bekanntermaßen aber auch eine nicht zu unterschätzende Gefahr.
Hallo Florian,
ich hab dich heute bei der ard diskussion gesehen. leider lies man dich als person der wissenschaft in dieser politischen diskussion viel zu wenig zu wort kommen.
@otto: Naja, ein bisschen was konnte ich ja erzählen. Aber es ging halt doch mehr um Gesellschaft/Politik als um Wissenschaft.
Ich hoffe die Chinesen werden für genug Wettbewerb sorgen, dass auch die Amerikaner wieder in die Gänge kommen. Schöner wäre es, wenn es nicht immer erst diesen Wettbewerb zwischen Nationalstaaten geben müsste, um bemannte Raumfahrt zu ermöglichen.
Ich denke wir Menschen sollten uns selbst in die Lage versetzen, uns unser Sonnensystem prinzipiell zugänglich zu machen. Das heißt, wir sollten in der Lage sein, überall in unserem Sonnensystem hinfliegen zu können – zur Erforschung oder aber auch zu unserem Nutzen. Was wir dann wirklich daraus machen werden, können wir nicht schon vorher wissen. Ob es auf dem Mars eines Tages Städte geben wird oder nur ein paar verrostete Habitate wird dann die Geschichte zeigen. Wir sind es aber unseren Nachkommen schuldig, das wir die uns möglichen Schritte gehen, um unseren Nachkommen die Option zu dieser Entscheidung zu geben.
Hi Florian!
Kann man die Sendung mit dir nochmal irgendwo sehen?
Liebe Grüße
Lest mal „Die letzte Arche“, geniales Buch, sowohl psychologisch als auch wissenschaftlich (im Rahmen der SF) aber trotzdem nicht unpolitisch. Insgesamt eine Vision, die absolut glaubhaft rüberkommt.
Bemannte Raumfahrt ausweiten? Dann wird’s aber Zeit für Raumschiffe mit hausgemachter Gravitation.
Denn:
Schwerelosigkeit verändert das Gehirn
https://www.fr-online.de/raumfahrt/raumfahrt-schwerelosigkeit-veraendert-das-gehirn,1473248,11883160.html
mit Quelle auch hier:
https://www.golem.de/news/raumfahrt-schwerelosigkeit-kann-das-gehirn-von-astronauten-veraendern-1203-90526.html
Das Raumfahren wird in der Zukunft wahrscheinlich so aussehen, wie im Film „Alien“ von 1979.
Vorher werden wir aber ziemlich sicher in so einen ähnlichen Zustand wie das europäische Mittelalter zurück fallen, wenn wir -allen voran unsere Bestimmer („Geldmenschen“, „Machtmenschen“, etc.)- so weiter machen, wie gehabt.
Aber nein, das sehe ich zu negativ.
Alles wird einfach nur wunderbar werden… für jeden… rosarote Wattebäusche überall gratis und Schokolade zum halben Preis…
Schade, dass ich keine Glaskugel habe und auch nicht wüsste, wie man die bedienen soll… 😉
So kann ich leider nur Mutmaßungen bzgl. irgend einer möglichen Zukunft anstellen.
Für mich kommt das „große Abenteuer Raumfahrt“, wenn es denn je kommen sollte, definitiv zu spät.