Vor knapp einem Jahr war ich live dabei als das Weltraumteleskop Herschel ins All geschossen wurde. Gestern hat die europäische Raumfahrtagentur ESA Bilanz über das erste Jahr von Herschel gezogen.

Herschel ist ein Infrarotteleskop – es beobachtet nicht im „normalen Licht“, dem Licht das wir mit unseren Augen sehen, sondern im längerwelligen infraroten Teil des Spektrums (das, was wir als Wärme wahrnehmen). Damit eignet sich Herschel besonders gut, um die Entstehung der Sterne zu beobachten. Die findet nämlich in großen Gas- und Staubwolken statt, die für das normale Licht undurchlässig sind – nicht aber für Infrarotstrahlung. Und in so einer Wolke hat Herschel einen ganz besonderen Stern gefunden.

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Das hier ist RCW 120 – eine „Blase“ in unserer Milchstrasse; 4300 Lichtjahre entfernt. Diese Blase ist entstanden, als ein Stern zur Supernova wurde. Die große Explosion hat das Material in seiner Umgebung quasi weggeblasen. Den Stern, der im Zentrum der Blase liegt, kann man im Bild nicht sehen weil er im infraroten Bereich bei dem Herschel beobachtet schlecht sichtbar ist. Diese Blase dehnt sich im Laufe der Zeit immer weiter aus und drückt das Material an ihrem Rand immer weiter und dichter zusammen. So dicht, dass irgendwann daraus neue Sterne entstehen.

Rechts von der Blase sieht man einen hellen Punkt. Das ist genauso ein Protostern, der gerade entsteht. Allerdings kein gewöhnlicher. Der junge Stern hat jetzt schon die acht- bis zehnfache Masse der Sonne! Und er wird noch größer werden denn die Blase schiebt immer mehr Material auf ihn zu und je schwerer er wird, desto mehr Material kann er anziehen. In der Wolke sind noch etwa 2000 Sonnenmassen an Gas- und Staub vorhanden. Und auch wenn nicht alles auf den Stern fällt, so kann er doch bis zu einer Größe von 150 Sonnenmassen anwachsen!

Wir kennen solche großen Sterne – einige davon sind bis zu hundertmal schwerer als die Sonne. Aber so richtig verstehen tun wir sie noch nicht. Erstmal sind sie extrem kurzlebig. Je größer sie sind, desto heißer sind sie auch und desto schneller verbrennen sie ihr Material. Da, wo unsere kleine Sonne viele Milliarden Jahre lang lebt, stirbt so ein massiver Stern schon nach ein paar Millionen Jahren. Es ist also gar nicht so einfach, sie zu finden.

Und wie gesagt: je größer ein Stern ist, desto heißer wird er. Und irgendwann gibt er so viel Strahlung ab, dass dadurch eigentlich das Material in der Umgebung weggeblasen wird (so wie es der Stern gemacht hat, der die Blase erzeugt). Wenn ein Stern also eine gewisse Massengrenze überschreitet, dann sollte er auch nicht mehr größer werden. Warum wir also doch immer wieder solche „Riesensterne“ finden, ist rätselhaft. Aber der neu entdeckte Protostern und die weiteren Untersuchungen von Herschel könnten helfen, dieses Rätsel endlich zu lösen! Coole Sache!

Ein Gedanke zu „Herschel und der „unmögliche“ Stern“

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