Ich schreibe ja gerne was über Kollisionen. Asteroiden, die auf Planeten stoßen; Planeten die mit anderen Planeten zusammenprallen; kollidierende Galaxienhaufen – das alles hab ich hier schon behandelt. Aber was ist mit Sternen? Können auch Sterne mit anderen Sternen zusammenstoßen?

Klar – möglich ist das. Aber sehr unwahrscheinlich. Sieht man mal von den dichten Regionen im Zentrum der Galaxie ab, dann ist zwischen den Sternen sehr viel Platz. Wirklich viel. Sterne sind zwar sehr groß, wenn man sie mit der Erde vergleicht – aber winzig, wenn man die Abstände zwischen ihnen betrachtet. Und auch wenn sie sich bewegen ist es äußerst unwahrscheinlich, dass einmal tatsächlich zwei Sterne aufeinanderprallen.

Aber auch wenn es keine Kollision gibt – schon eine nahe Begegnung kann unangenehme Folgen haben…

Wenn wir vom Sonnensystem sprechen, dann meinen wir meistens den Bereich, der von den Planeten „bewohnt“ wird. Der erstreckt sich bis zur Bahn des Neptun; knapp 30 Astronomische Einheiten (also die 30fache Entfernung zwischen Erde und Sonne). Aber dort hört das Sonnensystem noch lange nicht auf. Außerhalb der Bahn des Neptun erstreckt sich ein großer Asteroidengürtel – der Kuipergürtel. Und danach kommt die Oortsche Wolke. Die umgibt das Sonnensystem kugelförmig und ist voll von Asteroiden und Kometen. Die innere Grenze der Wolke liegt bei etwa 1000 Astronomischen Einheiten – die äußere vermutet man bei etwa 100000 Astronomischen Einheiten. Das sind immerhin 1.6 Lichtjahre!

Ein anderer Stern muss also nicht unbedingt der Sonne extrem nahe kommen, um die äußeren Bereiche des Sonnensystem durcheinander zu bringen. Aber selbst ein kleiner Stern, der mit seiner Gravitationskraft die Objekte in der Oortsche Wolken stört kann das innere Sonnensystem (und die Erde) beeinflussen. Denn die so gestörten Asteroiden und Kometen aus der Wolke, die uns normalerweise nicht gefährlich werden können, können dadurch auf Kollisionsbahnen mit der Erde gebracht werden. Manche Astronomen vermuten sogar, dass die Sonne einen bis jetzt noch nicht entdeckten kleinen Begleistern hat – Nemesis – der regelmäßig die Oortsche Wolke stört und so alle 26 Millionen Jahre verstärkt Asteroiden auf die Erde regnen lässt und Massensterben verursacht.

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Massensterben gab es auf der Erde in periodischen Abständen

Nahe Begegnungen zwischen der Sonne und anderen Sternen können also unangenehm werden. Müssen wir mit sowas rechnen? Diese Frage hat Vadim Bobylev vom russischen Pulkovo-Observatorium untersucht. Seine Ergebnisse sind vor kurzem in einer Arbeit mit dem Titel „Searching for Stars Closely Encountering with the Solar System“.

Man hat dieses Problem natürlich schon vorher analysiert. Um zu wissen, ob der Sonne eine Begegnung mit einem anderen Stern bevorsteht, muss man wissen, wo sich die ganzen anderen Sterne befinden und wie schnell sie sich in welche Richtungen bewegen. Dann kann man ihre zukünftigen Positionen berechnen. Mit den Daten der Hipparcos-Mission, die Anfang der 1990er jede Menge hochgenaue Positions- und Geschwindigkeitsmessungen durchführte konnte man die Sache untersuchen. Es zeigte sich, dass es innerhalb eines Abstands von 50 Parsec 156 Sterne gibt, die der Sonne in den letzten 10 Millionen näher als 5 Parsec gekommen sind bzw. in den nächsten 10 Millionen Jahren näher als 5 Parsec kommen werden. Nahe Begegnungen (mit einem Abstand von weniger als einem Parsec) gibt es statistisch gesehen etwa elf Mal in einer Million Jahre.

Vor ein paar Jahren – 2007 – wurden die Hipparcos-Daten aber überarbeitet und verbessert. Bobylev hat nun nachgesehen, ob sich dadurch etwas verändert hat was die nahen Begegnungen mit der Sonne angeht. Er hat die Positionen von 35000 Sternen aus dem Hipparcos Katalog untersucht und nachgesehen, wie sie sich in den letzten 2 Millionen Jahren bzw. in den nächsten 2 Millionen Jahren verändern werden. Im großen und ganzen bestätigt sich das frühere Bild; außerdem fand Bobylev 9 weitere Sterne, die in Zukunft unserer Sonne nahe kommen.

Besonders interessant war aber der Stern HIP 89825. Das ist ein kleiner oranger Zwergstern; etwa halb so schwer wie unsere Sonne. Und das der der Sonne auch sehr nahe kommen kann, wusste man schon vorher. Bobylev hat diese Rechnungen aber nochmal präzisiert und auch eine Wahrscheinlichkeit für diese nahe Begegnung berechnet. Demnach besteht eine Chance von 86 Prozent, dass HIP 89825 sich der Sonne bis auf 0,48 Parsec nähert. Das ist genau der Bereich der Oortschen Wolke und ein Stern mit einer halben Sonnenmasse würde dort einiges durcheinanderbringen. In einigen wenigen Fällen der Simulation kam der Stern der Sonne sogar auf 0,005 Parsec nahe! Das ist die innere Grenze der Oortschen Wolke; nur 1000 Astronomischen Einheiten von der Sonne entfernt. Die Wahrscheinlichkeit für dieses Szenario beträgt aber nur 0,000094 Prozent.

Dieses Bild zeigt die Ergebnisse der verschiedenen Simulationen:

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Abgesehen davon dass Bobylev wohl vergessen hat, die Beschriftung der Grafik zu übersetzen sieht man hier wie sich HIP 89825 aus Sicht der Sonne nähert und wieder entfernt. Die verschiedenen Linien stellen die verschiedenen Simulationen dar; die x-Achse zeigt die Zeit (in Einheiten von tausend Jahren); die y-Achse den Abstand (in Parsec). Der grau hinterlegte Bereich zeigt an, wo sich die Oortsche Wolke befindet.

Hier sieht man auch gleich, dass es keinen Grund gibt, in Weltuntergangsstimmung zu verfallen. Wenn uns HIP 89825 tatsächlich nahe kommt, dann passiert das erst in etwa 1,5 Millionen Jahren! Es besteht also kein Grund, sich Sorgen zu machen! Wenn dann allerdings noch Menschen auf der Erde leben, sollten sie sich darauf gefasst machen, dass sie ein paar größere Brocken abbekommen….


Vadim V. Bobylev (2010). Searching for Stars Closely Encountering with the Solar System Astronomy Letters, 2010 Vol. 36, No. 3 arXiv: 1003.2160v1

38 Gedanken zu „Hallo Stern! Unser Sonnensystem bekommt Besuch“
  1. Vergiss die Mail ;)…. + WIR WÄRDEN ALLE STÄRBEN(nur nicht an einer ander Sonne)

    Zu Nemesis: Könnte das ein brauner Zwerg sein, der die Orthsche Wolke alle 26 Millionen Jahre beeinflusst?

    ?
    Gru?
    Oli

  2. Und du bist sicher, dass Bobylev sich nicht verrechnet hat und die Begegnung schon 2012 stattfindet???!111

    SCNR , Der war zu einfach … 😉

    Ich muss aber sagen, ich bin ganz happy mit den ~4 LJ bis zum nächsten Stern.

  3. So richtig interessant wirds wenn unsere Galaxie mit Andromeda ‚kollidiert‘.
    Oder hat sich der Raum da dann schon so weit gedehnt, dass es nicht passierne wird ?

  4. Wenn in 1,6 Millionen Jahren noch Menschen leben (und davon gehe ich aus), dann werden wir (davon bin ich ganz fest überzeugt) nicht nur auf der Erde leben.
    Und wir werden die Technik + Raumschiffe haben, um jedes gesteinsdings, das da kommen mag abzuschießen und in kleine teilchen zu zerfetzen, welche dann höchstens einen wunderschönen sternschnuppenschauer ergeben.

    Panik ist völlig unangebracht… Florian hat völlig Recht 🙂

  5. @Andylee

    na… da bin ich wirklich sehr sehr skeptisch, ob wir noch in 1,6 millionen jahren existieren 😉 so wie wir im moment leben wird das nichts. sei den da verändert sich einiges… politisch, wirtschaftlich, sozial usw. naja… ich weiss ich bin ein unverbesserlicher schwarzmaler 😉 und ausser dem ist das jetzt nicht das thema.

  6. Hallo Herr Freistetter,
    wie darf ich denn die Grafik von Herrn Bobylev verstehen? Also: fliegt HIP 89825 am Rand (oder auch durch) die Oortsche Wolke? Oder dreht HIP im einem Bereich wieder um?
    Sry für die laienhafte Frage. Aber dahinter steht: wird Hip 89835 durch eine größere Masse zur einer periodischen Wiederkehr gezwungen, oder handelt es sich um eine einmalige Durchquerung?

  7. @Vizioon: Um periodisch wiederkehren zu können, müsste ein Objekt – so wie ein Planet oder Asteroid – gravitativ an die Sonne gebunden sein. Das ist bei HIP 89825 definitiv nicht der Fall. D.h. der Stern wird der Sonne nahekommen, die Oortsche Wolke am Rand durchqueren und sich dann wieder entfernen.

  8. Eigentlich hatte ich das schon vermutet, aber vielen Dank für die prompte Antwort. Das beruhigt mich auch in sofern, daß wir außer der Sonne keine größeren gravitätischen Einflüsse fürchten müssen 😉

  9. @Vizioon
    Die Grafik zeigt nur eine Annäherung, jedoch von verschiedenen Simulationen. Dabei wird keine Bahn gezeigt sondern die jeweilige Entfernung zu einem bestimmten Zeitpunkt.

    @Florian
    Wenn die Einheiten der X-Achse je 10000 Jahre sind dann müsste die Passage von HIP 89825 in 13-16 Millionen Jahren stattfinden nicht in 1,3-1,6 Millionen Jahren.

    Bei den vielen möglichen Nahbegegnungen stellt sich die Frage ob ein möglicher Brauner Zwerg namen Nemesis tatsächlich benötigt wird um die verschiedenen Bahnstörungen alle X-Millionen Jahre zu erklären.

  10. @Sephira: Hab ich mir schon gedacht, aber da ich keine Erfahrung mit solchen Diagrammen hab, schoss es mir wie eine halbe Sonne durch die oortsche Wolke, frag einfach mal *gg*. Aber eine Entfernung(-sänderung) beschreibt doch schon in Annäherung eine Bahn, oder? Na gut, könnte. Ich wollte ja nur wissen, ob ich mir alle 1,5 Mio Jahren Sorgen machen muss :))

  11. @nihil jie: gerade bei so einem großen Zeitraum wie 1.6 Millionen Jahre bin ich absolut optimistisch. Was ist das Schlimmste, was passieren kann? Atomkrieg? Gut. Gehen wir von einem Atomkrieg aus, 3/4 der Oberfläche ist verseucht, bla bla bla…. Und trotzdem würden ein paar zehntausend Menschen irgendwie irgendwo überleben und weitermachen…. dann mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit mit einem absoluten Bann der Atomwaffe.
    1,6 Millionen Jahre wäre Zeit genug um den Rückgang der Strahlung abzuwarten, die Weltbevölkerung wieder auf 16 Milliarden und mehr hochzuschrauben und trotzdem den Weltraum zu besiedeln (Star Trek olé!).
    Kurz: Menschen können imho nur durch einen Umstand ausgelöscht werden: wenn sich ein paar tausend super-moderne Aliens finden, die mit völlig überpowerten Kriegsraumschiffen kommen und uns alle wegradieren 😉
    Und das ist sooooooooooooooo unwahrscheinlich….. (bzw. widerspräche es der vulkanischen Theorie, dass mit steigendem technologischen Wissen auf lange Zeit gesehen auch die Moralische Einstellung sich hin zum Pazifismus entwickelt….) 😉

  12. Naja, nach WP ist Gliese 710 (so heißt er auch) zur Zeit noch 63Lj entfernt und mit 9m6 für’s bloße Auge nicht sichtbar, wird also nix mit im Vorgarten sitzen und gucken wie er langsam näher kommt 😉

    Aber es gibt ja die BR-Alpha Spacenight

    Irgendwo im weltweiten Datengrab hatte ich mal eine hübsche Grafik gefunden, wo die Close Encounters alle abgebildet waren, finde ich aber leider nicht mehr 🙁

    @AndyLee
    die paar (oberen?) Zehntausend hätten erst einmal ein anderes Problem: die Technikstufe nicht auf Bronzezeitniveau absinken zu lassen.

  13. Katastrophen zum Auslöschen der Menschheit? Da gibt es so einige.

    Szenario 1: Galoppierender Treibhauseffekt (Nein nicht der vom CO2 herbeigesponnene sondern ein tatsächlicher Treibhauseffekt, vergleichbar dem der vor 250 Mio. Jahren 90% allen Lebens auslöschte).
    Erwärmt sich die Erde z.B. aufgrund zunehmender Sonnenaktivität oder sonstiger ungeklärter Gründe (CO2 ist sicher nicht unser Klimakiller!) um einige Grad, führt dies u.a. zu einem Abschmelzen der noch vorhandenen Eismassen an den Polen, was wiederum zu einer größeren Sonnenlichtabsorption und einer damit verbundenen größeren Menge an Wasserdampf in der Atmosphäre führt. Wasserdampf ist ein Treibhausgas.
    Bei steigenden Temperaturen steigt auch das Ausgasen von ozeangebundenem Methan, und es wird tatsächlich stetig wärmer. Stiege die Temperatur weltweit um aktuell prognostizierte 4,5 Grad, wäre das Leben für den Menschen wohl kein allzu langes mehr.
    Allerdings ist dieses Szenario nur mit einer gleichermaßen extremen vulkanischen Aktivität überhaupt möglich. Und da wir in einer erdgeschichtlichen Ruhephase leben und uns gerade nur ein laues Klimalüftchen entgegenweht meinen wir Menschen wir wüssten wer für den Klimawandel verantwortlich ist und wie warm es denn allzu bald sein wird.
    Szenario 2: Asteroid oder Komet, wobei der Komet der gefährlichere von beiden ist da seine Umlaufbahn unberechenbarer bezügl. möglicher Abwehrmaßnahmen ist.

    Szenario 3: Supervulkan. Yellowstone ist nur einer von vielen. Auch in Süditalien scheint es einen zu geben. Und in Indonesien. Jeder Ausbruch hätte in Folge Milliarden Tote.

    Szenario 4: Eiszeit. Ja auch die kann kommen. Und das schneller als uns lieb ist. Wir befinden uns auch heute im Zeitalter der Klimahysterie noch in der Warmperiode der „Eiszeit“. Also immer noch mittendrin. Und an eine Warmperiode schließt immer eine erneute Kälteperiode an. All unsere Städte und modernen Errungenschaften wären dann unter hunderte Meter dicken Gletschern begraben.

    Szenario 5: Stellare schwarze Löcher. Die kleinen Teufel sieht man nicht, sind nur wenige Kilometer groß und kommen sie in die Nähe eines Sonnensystems sind ihre gravitalen Auswirkungen mindestens vergleichbar mit der eines Sterns der dutzendfachen Masse unserer Sonne.

    Aber das obengenannte Szenario der Durchquerung eines kleinen Sterns ist auch schon schlimm genug, da dieser sofern er unserem System ausreichend nahe kommt mit seiner Gravitation zu einer fröhlichen Planetenkegelrunde im galaktischen Maßstab anstoßen könnte! 😉

    Szenario 6: Supernovae. In unmittelbarer Nähe, d.h. im Umkreis von ca 100 Lichtjahren oder mehr (Je nach Größe) tödlich. Zum Glück recht selten, da sich unser Sonnensystem meist einsam und weit weg von solchen Gefahren bewegt.

    Szenario 7: Gammablitze. Das sind diese Jets, ausgelöst durch Hypernovae oder zwei Neutronensterne. Träfe ein solcher in unmittelbarer Nähe unseren Planeten hieße es bye bye Sonnenschutz!
    Gegen keines dieser Katastrophenszenarios kann der Mensch etwas unternehmen. Ausgenommen Asteroiden oder Kometen (Etwas Glück also lange Vorwarnzeiten, keine dunklen Asteroiden die man vorher nicht sieht vorausgesetzt). Da gibt es ja etliche Vorschläge diese abzuwehren, wobei es poröse oder lose gepappte Objekte wie auch feste gibt. Je nach Zusammensetzung fruchten da immer nur einige wenige Gegenmaßnahmen.

    Ein mittelgroßer Asteroid in den nächsten 100 Jahren ist recht wahrscheinlich. Objekte bis 50 Meter Durchmesser schlagen alle paar Jahrhunderte ein oder detonieren oberhalb, sie kommen so häufig vor das man sie wahrscheinlich eh zu spät entdeckt und Gegenmaßnahmen sind keine möglich.
    Solche Objekte sorgen dann für eine Detonationsenergie die etwa einer gut bestückten Wasserstoffbombe entspricht, oder anders ausgrdrückt: Damit könnte man auch mal locker eine Millionenmetropole in Sekundenschnelle verdampfen.

    Wichtig für den weiteren Fortbestand der Menschheit ist hier vor allem, das niemand unserer regierenden Langfingeridioten dieses fehlinterpretiert und auf´s rote Knöpfsken drückt. Na dann: Prost Endzeit!

  14. PS: Das mit meiner galaktischen Kegelrunde war etwas übertrieben! Aber für das Rauskegeln diverser Planeten aus unserem Sonnensystem könnte es reichen. 0,48 AE liegt dafür zum Glück noch weit genug außerhalb des Systems. Doch wenn man sich überlegt was in der oortschen Wolke alles für Brocken herumschwirren, vor allem auch sehr große transneptunische Zwergplaneten könnte die Begegnung einige dieser Objekte zu eben jener Kegelpartie bewegen und ins Innere des Sonnensystems abdriften lassen. Zum Glück ist das unwahrscheinlich. Aber bei solchen Annäherungen auch nicht auszuschließen.

    Die Aufprallenergie eines 500 km Objekts kann man z.B. in diesem Video begutachten.
    Dessen Überschrift sollte man bewusst ignorieren! 😉
    https://www.youtube.com/watch?v=5Y_ss6s2F74&feature=related

  15. Argh! 0,48 pc und net AE. Ich bin es nicht gewohnt mit solchen monströsen Einheiten wie Parsec zu jonglieren. Jedenfalls bin ich mir sicher, das in der oortschen Wolke auch noch weit außerhalb unseres Sonnensystems etliche Kleinstplaneten herumschwirren. Das was man bisher gefunden hat, befindet sich ja eher noch im inneren Bereich, genannt Kuiper Gürtel.
    Wobei man hier bereits Größenordnungen beschreiben müsste, die jede menschliche Vorstellung bezüglich Entfernungen übertreffen.

    Die Raumsonde Vojager ist seit 33 Jahren unterwegs, Voyager 2 schickte die letzten Planetenbilder des Neptun im Jahre 1989 und trotzdem sind sie gerade einmal am inneren Rand der oortschen Wolke angekommen, dem Übergang vom Kuipergürtel zur oortschen Wolke in einem Bereich, wo Sedna seine Bahnen zieht.

    Das bedeutet, das die Sonden jetzt 13 bzw. 17 Milliarden Kilometer weit entfernt sind. Um bis an den Rand unseres Sonnensystems zu gelangen, müssten sie aber unvorstellbare 13 Billionen Kilometer zurücklegen.
    Das entspricht also etwa dem 1.000- fachen der bisher zurückgelegten Wegstrecke. Die Sonden werden erst in ca 30.000 Jahren unser Sonnensystem tatsächlich verlassen.

  16. Ahaaa, da kommen wir ja schon wieder mit meinem Lieblingsthema Asteroiden zusammen 🙂 Aber Florian, hab mal ne Frage: Wie sind sich Astronomen denn ihrer Rechnungen so sicher also das dies oder dies in so und so vielen Millionen Jahren passiert oder das ein Objekt sich dann und dann der Erde auf bis zu …. nähert? Ich bräuchte dringend mal ein Praktikum um mehr darüber zu wissen 🙂
    MFG

  17. Hoffentlich hat er sich nicht verrechnet, könnte doch auch sein. Ist er der einzige der sowas berechnet oder schauen da noch anderer drüber und rechnen bis zur entgültigen Veröffentlichung??????

  18. @Chris: Ausreichend genaue Bahnberechnungen für Asteroiden um eine Kollision vorhersagen zu können kann man etwa ~1000 Jahre in die Zukunft machen. Aber hier gehts ja um die Bewegung von Sternen; nicht von Asteroiden. Das ist was anderes.

  19. Als Informatiker ist das für mich ein spannendes Thema. Vielleicht könntest du mal einen Blog-Artikel über numerische Simulation und die dabei angewandten Techniken zur Integration machen?

  20. Danke für die Links. Was ich manchmal in den Blogs vermisse, ist EINE Seite in der alle Artikel – Überschrift + 1 oder 2 Stichworte – aufgelistet sind. Das Archiv nach den Jahren hab ich zwar schon gefunden, aber so richtig warm bin ich damit noch nicht geworden 🙂

    Aber ich denke, das wird Chris noch nicht weiterhelfen.

    Daher:
    @Chris
    Was hier gemacht wird, sieht im einfachsten Fall so aus:
    * Wir kennen das Gravitationsgesetz. Mit ihm lässt sich errechnen, wie stark die Kraft ist, mit der sich 2 Körper gegenseitig anziehen. Hat man mehrere Körper, dann kann folgendes machen. Man berechnet die Kräfte zwischen allen möglichen Kombinationen und da Kräfte Vektoren sind, kann man sie vektoriell addieren. Damit hat man dann für jeden Körper eine resultierende Kraft, die auf ihn wirkt
    * Aus den Newtonschen Gesetzen wissen wir: Kraft gleich Masse mal Beschleunigung. Das bedeutet: Wirkt auf einen Körper eine Kraft in eine bestimmte Richtung ein, dann wird er in dieser Richtung beschleunigt.
    * Ferner gehört zur klassischen Mechanik die Erkentniss, wie sich die Geschwindigkeit eines Körpers verändert, wenn man ihn einer Beschleunigung aussetzt.
    * Diese Geschwindigkeitsänderung sorgt dann wieder dafür, dass sich die Gesamtgeschwindigkeit des Körpers verändert
    * Und mit der so erhaltenen Geschwindigkeit kann man jetzt errechnen (für einen kurzen Zeitraum), welchen Weg der Körper in einem bestimmten Zeitraum zurücklegt.
    * Das macht man für alle beteiligten Objekte für einen hinreichend kleinen Zeitraum.
    * Dadurch hat man dann neue Orte und das ganze Spielchen beginnt wieder von vorne: Welche Kräfte wirken an diesem neuen Ort auf die Körper, welche Beschleunigung resultiert daraus, das führt zu welcher neuen Geschwindigkeit, welche wiederrum eine Ortsveränderung ergibt – und wieder von vorne – welche Kräfte wirken an diesem Ort etc.

    Das ganze ist also ein iterativer Prozess. Nach jedem Durchgang ergeben sich neue Orte der Körper und mit diesen kann man jetzt natürlich Auswertungen machen, wie zb die gegenseitige Distanz in ein Diagramm auftragen.

    Das was ich hier beschrieben habe, ist die einfachste Form einer Simulation und sie zeigt zwar im wesentlichen (überhaupt bei nur sehr kurzen Simulationsschritten) die Effekte der Natur. Zb umkreisen in solch einer einfachen Simulation Planeten ihre Sonnen auf Ellipsen in deren einem Brennpunkt die Sonne steht mit unterschiedlichen Bahngeschwindigkeiten etc. Aber durch die einfache mathematische Behandlung (immerhin nehmen wir an, dass sich die Körper über einen kurzen Zeitraum unbeeinflusst geradlinig bewegen) entstehen aber auch numerische Fehler. Man hat daher natürlich auch bessere Verfahren entwickelt, die sich aber hauptsächlich in der mathematischen Behandlung unterscheiden. Das Grundprinzip: Da Kräfte – dort daraus resultierende neue Örter, bleibt aber bei den meisten nach wie vor gleich.

    Und genau so etwas benutzen dann Astronomen, wenn sie sagen, sie hätten die Bahnen von nahen Sonnen durchgerechnet. Niemand rechnet so etwas mit der Hand. Das wäre so auch gar nicht möglich, da viel zu zeitaufwändig.

  21. Naja, dachte nur weil im Artikel stand, ich kopiere mal:

    Manche Astronomen vermuten sogar, dass die Sonne einen bis jetzt noch nicht entdeckten kleinen Begleistern hat – Nemesis – der regelmäßig die Oortsche Wolke stört und so alle 26 Millionen Jahre verstärkt Asteroiden auf die Erde regnen lässt und Massensterben verursacht.

    und dann dem hier:

    Wenn uns HIP 89825 tatsächlich nahe kommt, dann passiert das erst in etwa 1,5 Millionen Jahren!

    Deswegen meine Frage wegen der Berechnung und wie man sich dann genau sicher ist. Aber Hut ab an alle, die solche Berechnungen machen, stell mir das ziemlich schwierig vor aber Gott sei Dank gibt es da ja einige auf unserem Planeten, die sowas können aber auch nochmal an Florian, vielen Dank für diesen informativen Artikel, immer wieder eine Freude und Genuss, diese zu lesen!!! Freu mich auf weitere 🙂

    MFG

    P.s. Danke an Kallerwirsch für die Erläuterung!!!

  22. @Chris: Naja,wir wissen, wie weit HIP 89825 entfernt ist. Und daher wissen wir auch, dass er nicht morgen schon vorbei kommen kann 😉

  23. Aaaaaaaber Florian, eins muss ich aber doch noch wissen (Wissen macht Fun), hoffe das macht dir nichts aus 🙂
    Wird denn auch in Zukunft nach solchen Sternen, die der Sonne nahe kommen und die Oortsche Wolke beeinflussen können, weiterhin gesucht? Man muss ja auf dem Laufenden bleiben stimmts 🙂

    Also kann man sich auf diese Berechnungen verlassen?

    Grüßeeeee und noch nen schönen Abend an alle Wissenshungrigen, so wie ich 🙂

  24. Ich weiß, nicht gerade die feinste Art aber immer wenn ich mir deinen Beitrag wieder durchlese, fällt mir noch ne Frage ein, die aber definitiv die letzte sein wird. Für heute abend auf jeden Fall 🙂

    Nemesis – der regelmäßig die Oortsche Wolke stört und so alle 26 Millionen Jahre verstärkt Asteroiden auf die Erde regnen lässt und Massensterben verursacht.

    Sind wir in der Zeitspanne drinne, dass man davon ausgehen kann, dass 26 Millionen Jahre bald wieder erreicht sein werden und wir uns vor diesem Ereigniss sorgen müssen?

    Jetzt aber schluss mit den Fragen 🙂

  25. Wird denn auch in Zukunft nach solchen Sternen, die der Sonne nahe kommen und die Oortsche Wolke beeinflussen können, weiterhin gesucht?

    Ob aktiv danach gesucht wird, weiß ich nicht.
    Wäre aber nicht so schlimm, wenn nicht. Denn so eine Sonne ist ja nicht von heute auf morgen einfach da, sondern sie gibt uns eine Vorwarnzeit.

    Nemesis – der regelmäßig die Oortsche Wolke stört und so alle 26 Millionen Jahre verstärkt Asteroiden auf die Erde regnen lässt und Massensterben verursacht.

    Sind wir in der Zeitspanne drinne,

    Nemesis ist eine Hypothese. Ob es sie gibt oder nicht, wissen wir nicht. Es ist eine Möglichkeit, wie man diese seltsamen Zeitabstände erklären kann. Es könnte aber auch alles einfach nur ein Zufall sein.

    sein werden und wir uns vor diesem Ereigniss sorgen müssen?

    Auch hier wieder: Es ist für einen größeren Körper durch die ständigen Himmelsdurchmusterungen (nicht zuletzt der Amateurastronomen) völlig undenkbar sich an die Erde „anzuschleichen“. Etwas gegen ihn tun können wir sowieso nur dann, wenn wir ihn lange genug im voraus bemerken. Und wenn er zu groß ist und sich zeigt, dass er wirklich die Erde erwischt, dann können wir sowieso nicht viel mehr tun als das Spektakel geniessen.

    Aber noch mal: Das Sonnensystem ist groß! Und leer! Eine Nadel in einem Heuhaufen finden ist eine vergleichsweise leichte Übung, als das uns ein großer Brocken erwischt.

  26. @Chris: Du hast falsche Vorstellungen von den Entfernungen und den Größenordnungen. Weder kommt ein Stern plötzlich mal vorbei, noch werden und morgen auf einmal Asteroiden auf den Kopf regnen. Nemesis, wenn es ihn den gibt (https://www.scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2008/06/der-stern-zum-wochenende-nemesis.php) sorgt für eine erhöhte Asteroidenkollisionsrate – aber das passiert während ein paar tausend Jahren; nicht von heute auf morgen.

  27. @ Chris
    Und selbst wenn heute ein Stern die Oortsche Wolke stört, heißt das nicht dass es morgen gleich Asteroiden regnet, da liegt dann doch noch eine Weite Strecke zwischen uns und der Wolke und Jupiter wird sicher den ein oder anderen „auffangen“

  28. Danke an alle für die antworten!!!!! Florin, durchaus wahr das ich falsche Vorstellungen habe, deswegen frage ich auch immer gleich nach 🙂 Aber noch eins Florian, hab dir ja gestern auch schon ne Mail geschickt, vielleicht hattest du noch keine Zeit diese zu beantworten und GOTT SEI DANK hab ich den Link zu diesem Artikel wieder gefunden und kann nun antworten bzw. zu deinem Kommentar eine Frage stellen, weil ich diese irgendwie nicht so richtig verstehe:

    Ausreichend genaue Bahnberechnungen für Asteroiden um eine Kollision vorhersagen zu können kann man etwa ~1000 Jahre in die Zukunft machen.

    Heisst das, dass man schon jetzt sagen kann, wo sich ein Asteroid in dieser Zeit befindet oder wann er der Erde nahe kommt. Beziehe mich auf deinen Artikel über den Asteroiden Apophis, der sich ja zuest 2029 und dann 2036 der Erde sehr nähern wird und du meintest, dass man die Bahn im Jahr 2036 schwer zu berechnen ist weil es noch so weit in der Zukunft liegt. deswegen vestehe ich das mit den 1000 jahre in die zukunft vorhersagen nicht.

  29. @Chris: Ich habe gesagt: ungefähr 1000 Jahre. Das ist keine exakter Wert. Und je mehr und je engere Annäherungen es gibt, desto schwieriger wird es. Bei einem Asteroiden im Hauptgürtel der ungestört seine Runden dreht kann ich vielleicht 5000 bis 10000 Jahre genaue Bahnvorhersagen machen. Bei einem wie Apophis der der Erde nahekommt sinds weniger.

  30. Achsooo ok. Ja, und wie sieht es nun mit Apophis aus? Gibt es schon neue Erkenntnisse??? WIrd er eine Gafahr für uns? Wollt dich auch schon fragen, was denn der Unterschied zwischen einem Kometen, Asteroiden oder Meteroiten ist ABER hab dazu schon einen passenden Beitrag von dir gefunden! Vielen Dank dafür!!!

    LG und noch einen schönen Sonntag an alle!!!

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