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Ich bin eigentlich immer noch mit der Organisation des EURO-VO AIDA Technology Forums beschäftigt – aber wenn die Kollegen so einen wunderbaren Planeten entdecken, dann muss ich das natürlich kommentieren 😉

Das ist schon der neunte Planet, der mit dem CoRoT-Weltraumteleskop gefunden wurde. Mit im Team dabei ist übrigens Ludmila von „Hinterm Mond gleich links“ – und bei ihr findet ihr auch eine ausführliche Erklärung zur Entdeckung und zu den Eigenschaften des Planeten.

Ich habe erst letztens über Planeten in der habitablen Zone geschrieben. Das ist der Bereich um einen Stern, in dem genau die richtige Temperatur herrschen würde, um flüssiges Wasser auf der Oberfläche eines Planeten zu ermöglichen. Ein Gasriese wie der neu entdeckte Planet – er heisst CoRoT 9b – hat natürlich keine richtige Oberfläche und es ist nicht damit zu rechnen, dass sich dort Leben entwickelt hat; selbst wenn die Temperaturen passend wären. Aber vielleicht hat der Planet einen Mond?

Nachtrag: Ludmila hat mich gerade informiert, dass die Temperaturangaben nur für den Planeten CoRoT-9b gelten und nicht für etwaige andere Himmelskörper in der selben Gegend (wie z.B. Monde). Wenn auf terrestrischen Objekten (Monde, kleine Planeten) andere Temperaturen herrschen würden, dann ist der folgende Text natürlich nicht mehr ganz korrekt – aber immer noch interessant! Denn auch wenn CoRoT-9b keine habitablen Monde hat ist das natürlich prinzipiell immer noch möglich und kann auf andere Gasriesen zutreffen.

Vor etwa einem Jahr habe ich über die Bemühungen der Astronomen geschrieben, die nach Monden von extrasolaren Planeten suchen. Damals kam man zu dem Schluß, dass Teleskope wie CoRoT sie theoretisch finden können. Und genau das machen die CoRoT-Leute jetzt natürlich auch (denke ich jedenfalls). Dazu vermisst man die Transitzeit – also den Zeitpunkt, an dem der Planet von der Erde aus gesehen genau vor der Mitte der Sternscheibe steht. Wenn es nur den Planeten und den Stern gibt, dann ist die Umlaufperiode konstant und der Planet wird immer pünktlich sein. Kommt er aber zu spät oder zu früh, dann kann das ein Zeichen dafür sein, dass hier noch weitere Himmelskörper involviert sind – und das könnte zum Beispiel ein Mond sein.

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Bild: Dan Durda

Wir wissen aus unserem Sonnensystem, dass Gasriesen wie Jupiter durchaus viele große Monde haben können. Natürlich sind Jupitermonde wie Europa, Ganymed oder Callisto viel zu weit weg von der Sonne um dort eventuellen Leben optimale Bedingungen zu bieten. Wäre Jupiter aber näher an der Sonne – in der habitablen Zone – dann würde das vielleicht ganz anders aussehen.

Und selbst wenn CoRoT-9b keinen bewohnbaren Mond hat könnte es dort vielleicht noch exotischere Objekte geben: erdähnliche Trojanerplaneten. Trojaner kennen wir aus unserem Sonnensystem – es handelt sich hier um eine besondere Gruppe von Asteroiden die sich ihre Bahn mit Jupiter teilen. Sie sind in einer speziellen gravitativen Konfiguration und befinden sich (grob gesagt) 60 Grad vor bzw. hinter Jupiter auf seiner Bahn.

Diverse Studien haben aber gezeigt, dass es es durchaus möglich ist, dass sich nicht nur kleine Asteroiden in so einer Trojanerkonfiguration befinden sondern auch erdgroße Planeten. Ein Gasriese wie CoRoT-9b könnte also einen erdähnlichen Trojanerplaneten haben der sich dann in der habitablen Zone befindet.

Wie man es auch betrachtet: CoRoT-9b ist ein tolle Entdeckung! Also nochmal: Gratulation an Ludmila und das ganze CoRoT-Team! Findet noch mehr solche Planeten!

22 Gedanken zu „CoRoT-9b: ein paar Spekulationen“
  1. Leben auf einem Gasriesen sollte man vielleicht docht nicht von vorneherein ausschliessen. Immerhin spekulierte sogar der leider viel zu früh verstorbene amerikanische Astronom Carl Sagan über mögliche Schwebelebewesen in der Atmosphäre jovianischer Planeten ( https://www.daviddarling.info/encyclopedia/B/bubble_life.html ). Die Temperaturen sind ja schon einmal erstaunlich angenehm und vielleicht sind ja auch Wasser und organische Substanzen in der Atmosphäre des Planeten vorhanden (wie in der Jupiteratmosphäre auch). Auf die ersten spektroskopischen Untersuchungen der Atmosphäre von CoRot 9b können wir gespannt sein!

    Beste Grüße
    Jens Christian Heuer
    https://farawayworlds.wordpress.com/
    https://universeacross.wordpress.com/

  2. @Jens Christian:
    Ach, ja. Ich musste da an 2010 von Arthur C. Clarke denken. Er beschreibt darin Wesen, die in den Jupiter-Athmosphären „schwimmen“.

    Schade, dass wir niemals erfahren werden, ob es solche Wesen irgendwo „da draußen“ gibt!

  3. Es wäre ja auch vorstellbar, dass auf so einem Mond „Europa-ähnliche“ Bedingungen herrschen, oder?
    Da wären dann ja nicht nur Extrasolare Gesteinsplaneten in der habitablen Zone, sondern auch Monde um große Gasplaneten interessant….

  4. @Flusskiesel
    „Schade, dass wir niemals erfahren werden, ob es solche Wesen irgendwo „da draußen“ gibt!“

    Das fände ich auch schade, aber wer weiss, vielleicht gibt es ja doch einen Weg; Stichwort Mach-Lorentz-Antrieb:
    https://physics.fullerton.edu/Woodward.html , https://adsabs.harvard.edu/abs/2007AIPC..880.1063M und
    https://www.final-frontier.ch/machlorentzantrieb (deutsch)

    Viele Grüße
    Jens Christian Heuer
    https://farawayworlds.wordpress.com/
    https://universeacross.wordpress.com/

  5. Hallo zusammen, ich würde hier gern mal eine OT Frage anbringen.

    Als ich mir gestern abend den Sternenhimmel mit seinen funkelnden Lichtern anschaute stellte sich mir die Frage, wie man dieses Flimmern und Flackern bei einer Beobachtung durch ein Teleskop kompensiert. Dass man diese auf hohen Bergen u.s.w. aufstellt weiß ich aber trotzdem müssten doch atmosphärische Störungen (bei Langzeitbelichtungen oder so) einen ziemlich störenden Einfluss haben. Außerdem stehen ja auch viele dieser Teleskope im „Flachland“.

    Wie macht man das? Bin völlig ahnungslos…

  6. @Fischereibiologe: Dieses Flackern nennt man Seeing. Und das stört tatsächlich enorm. Das lässt sich – bedingt – durch technische Lösungen bzw. durch eine gute Auswahl des Standorts kompensieren. Ein wichtiges Werkzeug sind hier adaptive Optiken – aber ultimativ hilft hier nur der Weg ins Weltall. Dort gibt es keine störende Atmosphäre – darum ist ja auch Hubble so gut.

  7. Ein kleiner Frage- Nachschlag:

    gibt es dieses Problem auch bei Radioteleskopen oder ist es abhängig von der untersuchten Wellenlänge? Löst man es da dann genauso?

  8. In der Wikipedia unter „Seeing“ steht:
    Das Seeing ist schwach von der Wellenlänge des beobachteten Lichtes abhängig, längere Wellenlängen haben kleinere Seeingwerte.
    Da Radiowellen sehr viel größere Wellenlängen als sichtbares Licht haben und die Auflösungen der Radioteleskope eh nur durch Interferometrie in die Größenordnung des sichtbaren Lichtes kommen (wo das Seeing wieder eine geringere Rolle spielt), würd ich mal frech behaupten, daß sich das Seeing-Problem mit Radiowellen so nicht stellt. Wer mag mich verhauen? *g*

  9. @ Bullet:

    Ich nicht, ich hätte das so ähnlich vermutet. Es macht halt für „schwach abhängig“ einen Unterschied, ob man innerhalb des optisch sichtbaren Spektrums ein paar Nanometer rauf oder runter rechnet, oder im Radiobereich mit ein paar Zentimetern.

  10. @Florian: ich frag mich sowieso immer wieder, wie du es hinbekommst, neben deiner Arbeit immer noch soviel Zeit hier im Blog zu verbringen. Trotzdem kannst du nicht alles sehen, und wenn hier einer von uns bösen Dogmatikern die Antwort auch geben kann … warum nicht? Es unterstellt dir ja keiner, daß du mit Absicht Leute im Regen stehen läßt, die ernsthafte Fragen stellen. Wobei ich mir in diesem speziellen Fall auch nicht so gaaanz sicher war, ob ich nicht irgendwo noch einen Effekt vergessen hatte, der mich auf eine falsche Fährte hätte locken können. Aber wenn ich mir unsicher bin, dann sag ich das auch und laß mich korrigieren. Hier scheints gepaßt zu haben. *uff* 🙂

  11. Hallo Florian
    Ich möchte dich ja nicht verärgern mit meiner Frage, hoffe nur das Du sie mir beantworten kannst.
    Es geht mal wieder um diesen ganzen Nibiru Wahnsinn!
    Ich finde es schon ein bischen komisch,das ausgerechnet zum Anfang 2010 ein Exoplanet entdeckt wird, der auch noch diverse Monde mit sich bringt.
    Zumahl das ja auch die ganzen Esotrikfreaks in etwa so vorher gesagt haben.
    Ich habe Deine Seite erst vor wenigen Wochen entdeckt ,und war froh mal die Meinung von jemanden zu hören der Ahnung davon haben muß.
    Ich persöhnlich betrachte beide Seiten kritisch,möchte mich aber wenn überhaupt eher den wissenschaftlichen Fakten anschliessen als irgendwelchen Mythen oder überlieferungen.
    Meine Frage wäre, ob man schon sagen kann,das sich CoRot 9b gefährlich der Erde nähern könnte?
    lg dunja

  12. @dunja: Exoplaneten werden mittlerweile fast schon wöchentlich entdeckt. Und bei Corot-9b handelt es sich um einen Planeten in einem anderen Sonnensystem. Es gibt Planeten, die unsere Sonne umkreisen: Merkur, Venus, Erde; Mars, Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun. Und dann gibts – weit, weit weg von der Sonne – noch jede Menge andere Sonnen bzw. Sterne. Und die werden auch oft von Planeten umkreist – das sind die Exoplaneten. Corot 9b ist 1500 Lichtjahre weit weg!! Dieser Planet kann auf keinen Fall irgendeine Gefahr für die Erde darstellen.

  13. Danke für die schnelle Antwort.
    Das ist beruhigend zu Wissen,aber wer garantiert uns das es auch so bleibt?
    War dieser Planet schon immer da wo er jetzt ist,oder hat man ihn entdeckt weil er sich bewegt?

  14. @dunja: „Das ist beruhigend zu Wissen,aber wer garantiert uns das es auch so bleibt?
    War dieser Planet schon immer da wo er jetzt ist,oder hat man ihn entdeckt weil er sich bewegt?“

    Du hast anscheinend sehr wenig Ahnung von Astronomie. Das ist nicht böse gemeint – aber es macht es schwierig, dir das alles zu erklären ohne hier die kompletten astronomischen Grundlagen ausbreiten zu müssen.

    Weisst du wieviel 1500 Lichtjahre sind? Das Licht – und das ist mit 300000 Kilometern pro Sekunde das schnellste im Universum – braucht von dort 1500 Jahre bis bei uns ist. Und ein Planet kann nicht mal eben so einfach seinen Stern verlassen und zur Sonne „rüberkommen“.

    Deine Frage ist in etwa so, als hättest du im Fernsehen gehört, dass in Australien ein Hund mit Tollwut rumläuft und du willst nun wissen, ob du in Deutschland Angst haben musst, Tollwut zu bekommen.

    Nochmal: die EXOplaneten umkreisen ANDERE STERNE, nicht unsere Sonne. Wir haben mittlerweile schon weit über 400 Exoplaneten entdeckt und davon kann keiner der Erde auch nur irgendwie gefährlich werden. Jetzt nicht und auch nicht in Zukunft.

    Vielleicht hast du ja mal Lust und liest dir z.B. bei Wikipedia ein paar Artikel über Astronomie durch. Dann werden viele Dinge wahrscheinlich klarer werden…

  15. @dunja:
    1. Dieser Planet ist so weit weg, dass selbst wenn er sich bewegen sollte, er uns nicht gefährlich werden kann. Du solltest veilleicht mal so einen Planetengarten besuchen, indem die Planeten und die Abstände zueinanander maßstabsgetreu dargestellt sind. Schon unser Sonnensystem ist richtig, richtig, richtig, scheiße groß. Riesig, gewaltig. Und bei uns flitzt schon viel Zeug durch die Gegend und trifft die Erde nur selten (Sternschnuppen).
    2.Was heißt hier „schon immer“? Alles hat einen Anfang. Der Planet ist sicherlich ein paar Milliarden Jahre da und wird noch ein paar Milliarde da bleiben. Und dunja. Florian hat oben einen Link zu einem Artikel gesetzt, wo erklärt wird, wie der Planet entdeckt wurde. Klick doch bitte da drauf und dann lese ihn.

  16. Leider ist es wirklich so,daß ich so gut wie keine Ahnung habe von Astronomie.
    Deswegen habe ich ja auch euch gefragt .
    Ein wenig peinlich ist es ja schon,da mein Bruder der ein kleiner Hobby Astronom ist,mir das auch schon oft versucht hat zu erklären,das es einfach unmöglich sei ,einen solchen Planeten wie Nibiru ,PlanetX,etc zu übersehen.
    Und das er wenn es ihn gäbe, schon für jeden sichtbar sein müßte.
    Werde mich mal intensiver mit dem allen beschäftigen (der Astronomie); dann muß man sich nicht so verrückt machen lassen ,wenn man selber ein paar Fakten kennt.

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