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Unser Sonnensystem ist groß. So groß, dass man es sich nicht wirklich vernünftig vorstellen kann. Ein bisschen Abhilfe schaffen hier Planetenwege – also maßstabsgetreue Modelle des Sonnensystems die meistens entlang eines Wander- oder Spazierwegs angelegt sind. So kann man von einem Planeten zum anderen spazieren und dabei ein wenig ein Gefühl für die großen Distanzen im All bekommen.

Planetenwege gibt es viele in Deutschland (Wikipedia hat eine Liste) und Christian hat in seinem Blog den Weg in Wernigerode beschrieben.

In Schweden gibt es allerdings ein ganz besonders Modell des Sonnensystems…

Es nennt sich Sweden Solar System und ist im Maßstab 1:20 Millionen gebaut. Das klingt, als wäre es sehr klein… Aber wie gesagt – das Sonnensystem ist groß!

1:20 Millionen bedeutet, dass eine Astronomische Einheit (das ist der mittlere Abstand zwischen Sonne und Erde) etwa 7,6 Kilometer lang ist. Wenn sich die Sonne also in Stockholm befindet, dann ist Neptun, der am weitesten entfernte Planet im 229 Kilometer (!) entfernten Söderhamn zu finden! Und wer den Asteroiden Sedna im äußeren Kuipergürtel besichtigen will, muss nach Luleå – fast bis an den Polarkreis:

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Das ist wirklich mal eine gute Idee! Über ganz Schweden verteilt kann man verschiedene Objekte des Sonnensystems finde. Die Sonne ist – wie schon gesagt – in Stockholm und wird dort passenderweise durch das größte sphärische Gebäude der Welt repräsentiert: den Ericsson Globe. Auch die inneren Planeten (Merkur, Venus, Erde, Mars) befinden sich noch in verschiedenen Museen und Universitäten Stockholms und werden dort durch Modelle und Kunstwerke dargestellt. Vor der technischen Hochschule findet man beispielsweise dieses schöne Venus-Modell:

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Bild: Daniel Oberti; 아침놀 Joongi Kim (CC-BY-SA 2.0)

Wenn man Jupiter sehen will, muss man sich schon 40 Kilometer vom Ericsson Globe entfernen und zum Stockholmer Flughafen fahren und den Saturn wird man erst im 73 Kilometer entfernten Uppsala finden. Pluto ist 300 Kilometer von Stockholm entfernt und den größten Zwergplaneten Eris trifft man in 510 Kilometer Entfernung, in Umeå.

Viele Schulen und Wissenschaftszentren in Schweden haben die Gelegenheit genutzt und sich ebenfalls beteiligt. In einer Schule in Danderyd, 11 Kilometer vom Ericsson Globe entfernt, befindet sich der erdnahe Asteroide Eros – im richtigen Maßstab nur 2 Millimeter groß. In Alsike, dass 60 Kilometer von der „Sonne“ entfernt liegt, kann man ein Relief des Asteroiden (5025) Palomar-Leiden betrachten der maßstabsgetreu nur eine Größe von 0,2 Millimetern hat!

Das am weitesten entfernte „Objekt“ des Sonnensystemmodells ist der Termination Shock. Das ist der Bereich, in dem die Teilchen des Sonnenwinds auf die interstellaren Teilchen treffen und merklich abgebremst werden. Das ist auch gleichzeitig die erste der äußeren Grenzen des Sonnensystems (danach folgen noch Heliopause und die Oortsche Wolke). Im schwedischen Modell ist sie im Institut für Raumphysik in Kiruna zu finden; 950 Kilometer von Stockholm entfernt und nördlich des Polarkreis. Dort wird an einer passenden Skulptur gearbeitet – zumindest wenn mal gerade nicht alles eingeschneit ist:

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Eine sehr coole Idee! Und ein guter Grund, mal eine Rundreise durch ganz Schweden zu machen! Die gewaltigen Distanzen zwischen den Sternen wird man allerdings auch hier nicht darstellen können. Man kommt nichtmal wirklich bis zum Rand unsers Sonnensystems.

Wollte man nach dem Termination Shock noch weiter gehen und beispielsweise auch noch die äußeren Bereiche der Oortschen Wolke inkludieren, wird es kritisch. Den die besteht aus jeder Menge Asteroiden und Kometen die das Sonnensystem kugelförmig in einem Abstand von etwa 300 bis 100000 Astronomischen Einheiten umgeben. Die innere Grenze könnte man noch hinbekommen – man müsste sich dafür allerdings fast 2200 Kilometer von Stockholm entfernen. Man müsste die entsprechende Station dann irgendwo auf Spitzbergen einrichten (und hat dabei noch Glück gehabt, nicht mittem im Eismeer gelandet zu sein!). Die äußere Grenze der Oortschen Wolke würde in diesem Modell allerdings weit außerhalb des Mondorbits liegen. Und bleibt man beim Maßstab des schwedischen Modells, dann ist der nächstgelegenste Stern, Proxima Centauri, unvorstellbare 2 Millionen Kilometer entfernt!

Will man das ganze so skalieren, dass die Sonne in Stockholm ist und Proxima Centauri dort, wo sich jetzt im Modell der Termination Shock befindet (im 950 Kilometer entfernten Kiruna), dann würde eine Astronomische Einheit nur noch 3,5 Metern entsprechen. Alle Planeten des Sonnensystems inklusive Neptun würden sich in einem nur annähernd 100 Meter großen Kreis befinden und der Termination Shock wäre bei etwa 500 Metern zu finden. Das äußere Ende der Oortschen Wolke wäre dann 350 Kilometer weit weg und die nächsten 600 Kilometer bis zu Proxima Centauri sind dann leerer interstellarer Raum.

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Logaritmische (!) Darstellung des Bereichs zwischen Sonne und Alpha Centauri (Bild: NASA)

Wie man es auch dreht und wendet – die Distanzen im All werden wir uns wohl nie ganz vorstellen können. Aber trotzdem finde ich solche Planetenwege super! Man sollte auch in Deutschland ein landesweites Modell einrichten! Hat wer Lust, ein bisschen mit rumzuplanen, wo man die einzelnen Stationen einrichten könnte? Wo gibt es ein passendes Bauwerk, dass die Sonne repräsentieren kann? Wo packen wir die restlichen Planeten hin? Vielleicht schaffen wir ja zumindest ein schönes virtuelles Modell…

(Übrigens gibt es hier einen enorm praktischen Onlinerechner der einem das Sonnensystem auf beliebige Größen skaliert)

7 Gedanken zu „Das schwedische Sonnensystem“
  1. Hm spontan fällt mir da nur die Kuppel des Reichtagsgebäudes ein, die ist um den Faktor 2.8 kleiner als das Ding in Stokholm, so dass auch im kleinen Deutschland ein Teil des Sonnensystems abgebildet werden könnte.
    Wichtig ist natürlich auch die Bekanntheit des Gebäudes als zentrales Element.

  2. Die Sonne stellen wir irgendwo so in die Mitte Deutschlands und zwar da, wo jeder mal vorbeikommt: Auf dem Frankfurter Hauptbahnhof. Dann ziehen wir mit dem Zirkel Kreise und stellen auf jeden anderen Bahnhof, der im Modell auf der Umlaufbahn eines Planeten liegt ein entsprechendes Planetenmodell auf (auch Kleinplaneten etc.). So könnte man, wenn man zum Beispiel von Stuttgart nach Frankfurt fährt sagen, ich fahre von der Venus in Richtung Sonne. Das wäre doch schick!

    Jetzt muss die Bahn das nur noch genehmigen und sponsern und dann müssen wir noch jemanden einstellen, der die Graffitis entfernt (wir sind hier in Deutschland, nicht in Schweden).

    Vielleicht sollte man das aber auch mehr so Guerilla-Marketingmäßig angehen. Wir tun ab jetzt einfach so, als sei die Sonne auf FrHBF und stellen eine Karte ins Netz mit den von Umlaufbahnen betroffenen Bahnhöfen. Dann schreiben wir die betroffenen Bahnhofsverwaltungen an, nach dem Motto „Wussten Sie eigentlich, dass ihr Bahnhof XY repräsentiert?“ und dann wird sich schon der ein oder andere Bahnhofchef finden, der das cool findet und ein Modell aufstellen will.

  3. Sehr cool! Ich bin zufällig ab April für ein (oder länger 😉 ) Semester in Stockholm und werde mir das bestimmt mal ansehen. Da ich dort auch ein Fahrrad haben werde, überleg ich mir ob ich bis zum Pluto „flieg“. 😉 Danke für die Info!

  4. Das ist ein schönes Beispiel dafür, wie man Wissenschaft popularisiert. Finde ich echt gut.

    Für Fans von Geocaching und Astronomie könnte man da vielleicht auch eine Variante draus machen: mit Sonne als Fixpunkt und vorgegebenen Maßstab könnte man die Position eines Schatzes anstelle von GPS-Koordinaten in Sternzeit+astronomisches Objekt angeben 🙂

  5. Sedna liegt doch wohl im äusseren Kuiper-Gürtel, und nich in der äusseren Oortschen Wolke wie du (versehentlich) geschrieben hast.

    Ansonsten: Ich finde diese Idee wirklich wunderbar!

    mfg

  6. Hm… so ein Modell über Deutschland, da würde ich die Sonne in München aufstellen und dann man sehen, was man da alles rein bekommt, wenn man es bis nach Flensburg ausdehnt. Hab ich jetzt nicht näher drüber nachgedacht, aber da das in etwa der Entfernung Stockholm – Kiruna entspricht, dürfte ein deutsches Äquivalent in etwa den selben Umfang haben.

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