Heute Nacht, um 01:09 MEZ am 3. Januar erreicht die Erde auf ihrer Bahn den Punkt der der Sonne am nächsten liegt. Diesen Punkt nennt man Perihel und der Abstand wird dann 147098040 Kilometer betragen.

Deswegen brauchen wir aber nicht mit einem Wärmeeinbruch rechnen. Also zumindest nicht aus astronomischen Gründen. Ob sich die Erde im Perihel oder Aphel (der sonnenfernste Punkt der Bahn) befindet hat keinen allzudramatischen Einfluss auf die Temperatur.

Viele Menschen glauben ja, dass der Abstand zwischen Erde und Sonne für die Jahreszeiten verantwortlich ist: im Sommer ist sie nahe an der Sonne; im Winter weiter weg. Abgesehen davon, dass wir jetzt im Winter der Sonne am nächsten sind ist das natürlich Unsinn. Das sieht man sehr schnell wenn man sich überlegt, was zum Beispiel die Leute in Australien gerade tun. Die haben dort nämlich Sommer – die Jahreszeiten sind ja nur für eine Hemisphäre der Erde einheitlich. Der Abstand zur Sonne kann also nichts mit den Jahreszeiten zu tun haben. Die entstehen, weil die Rotationsachse der Erde gegenüber der Bahnebene geneigt ist – dadurch ändert sich je nach Jahreszeit der Winkel, unter dem die Sonnenstrahlen auf die Erde treffen.

Der Unterschied zwischen sonnennächsten und sonnenfernsten Punkt der Erdbahn ist auch äußerst gering. Die Erde bewegt sich zwar nicht auf einem exakten Kreis um die Sonne sondern auf einer ovalen Ellipse – aber diese Ellipse ist fast kreisförmig. Hier sieht man das recht schön:

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In gelb sieht man die elliptische Bahn der Erde – in der Mitte sind die beiden Brennpunkte, die fast aufeinanderliegen. Der blaue Kreis ist ein exakter Kreis – der Unterschied ist kaum zu sehen.

Im Aphel – dort wird die Erde am 6. Juli um 13:30 MESZ sein – ist sie 152096448 Kilometer entfernt. Das sind nur knapp 5 Millionen Kilometer mehr als heute Nacht im Perihel – kosmisch gesehen ist das kaum relevant.

Aber trotzdem: wer noch ein paar Flaschen Sekt von der Silvesterfeier übrig hat, kann heute Nacht nocheinmal anstoßen und das Perhel 2010 feiern. Ich bin ja sowieso dafür, dass dieses Ereignis in Zukunft die Silvesterfeiern ersetzen – im Gegensatz zum recht willkürlich gewählten 31.12. ist der Periheldurchgang wenigstens ein konkretes astronomisches Ereignis!

21 Gedanken zu „Der Sonne entgegen: die Erde erreicht ihr Perihel“
  1. 5 Millionen Kilometer machen aber schon fast 7% bezüglich der Einstrahlung von der Sonne, dass wäre bezüglich der Temperatur ein größerer Effekt, als eine CO2-Verdopplung.

  2. @antiangst
    Aber es mittelt sich über’s jahr raus (mal dichter dran, mal weiter weg), das tut das CO2 nicht, das heizt das ganze jahr über gleichmäßig auf. Insofern kann man das wohl nicht vergleichen. Wenn man die Erde auf Dauer auf Perihelentfernung setzen würde, hätte das sicher schon einen deutlichen Effekt.

  3. @Marc
    Der 31.12. ist zwar das (unser!) Jahresende, aber dennoch ziemlich willkürlich festgelegt, auch es wurde mehrfach in der Geschichte geändert. Warum wohl ist der Februar der Schaltmonat? Abgesehen davon, daß es viele Völker eigene Neujahresfeste feiern.

  4. „Ich bin ja sowieso dafür, dass dieses Ereignis in Zukunft die Silvesterfeiern ersetzen – im Gegensatz zum recht willkürlich gewählten 31.12. ist der Periheldurchgang wenigstens ein konkretes astronomisches Ereignis!“

    Also wahlweise könnte man noch für die Frühlings-Tagundnachtgleiche plädieren, die Sommer- oder Wintersonnenwende oder die Herbst-Tagundnachtgleiche oder den Apheldurchgang. Auch das sind konkrete astronomische Ereignisse. Aber sowas sollte man dann weltumspannend feiern, also mit einem kosmischen Feuerwerk… Man könnte doch die Mittel- und Langstreckenraketen, statt mit Atomsprengköpfen mit Feuerwerk ausstatten und in den Weltraum schießen. Das wäre mal Abrüstung ganz anders und wir allen hätten etwas davon… okay, das Wetter müßte mitspielen, aber das schaffen wir auch noch… :-))

  5. Der 31.12. für die Jahresendfeier ist schon okay. Unser bürgerlicher Kalender ist ja auf die Astronomie ganz gut abgestimmt, sodass beispielsweise die Jahreszeiten immer in dieselben Monate fallen und der 31.12 doch recht nahe an der Wintersonnenwende ist. Ich denke ein Mehr an Genauigkeit würde keinen zusätzlichen Nutzen bringen.

  6. Gibt es eigentlich einen astronomischen Tatbestand, mit dem sich der Nullmeridian definieren ließe? Soweit mir bekannt, ist dieser auch auf dem Mars mehr oder weniger willkürlich gewählt.

  7. @Florian W.: „Gibt es eigentlich einen astronomischen Tatbestand, mit dem sich der Nullmeridian definieren ließe? „

    Nicht das ich wüßte. Das war damals ja ein ziemliches Gerangel, weil jeder einen Meridian haben wollte, der durch seine eigene Hauptstatdt verläuft. Wenns da eine objektive Variante geben würde, dann hätte man die sicher genommen.

  8. Der Wahl der Lage des Nullmeridian geht wohl auf die Briten zurück. In der Sternwarte von Greenwich wurden für die Entdeckungsfahrten des 17., 18. und 19. Jahrhundert wichtige Sternkataloge erarbeitet. Diese waren besonders für die Navigation mit Sextant und Bordchronometer. Und da die Briten in dieser Zeit die Seemacht waren und ihr Empire aufbauten, dürfte dies wohl der Grund für die Festlegung des Nullmeridians sein.
    Der astronomische Nullmeridian läuft durch den Frühlingspunkt (Schnittpunkt Himmelsäquator und Ekliptik, dort steht die Sonne bei Frühlingsanfang).

  9. Das Perihel hat durchaus Klimarelevanz. Es findet derzeit im Hochwinter der nördichen Halbkuge statt. Auf der Nordhalbkugel liegt der weitaus größere Teil der Landoberfäche.
    Das mildert den hiesigen Winter kann aber das Wasser der Südhalbkugel nicht so schnell erwärmen. Diese Konstellation wirkt sich möglicherweise insgesamt mäßigend auf das Weltklima aus.

  10. @Florian
    Wann die Erde im Perihel steht (also im NH Winter, Fruehling, Sommer, Herbst) ist entscheidend fuer die klimaschwankungen auf den entsprechenden Zeitskalen. Es hat auch die Eiszeiten getriggert.
    Uebrigens faellt das Perihel Datum immer auf einen anderen Tag (± 2 Tage) da die Erde mal vom Mond beschleunigt, mal verlangsamt wird. Nicht sehr praktisch fuer Silvesterfeiern.

  11. @Georg: Ok, das war vielleicht etwas mißverständlich formuliert. Ich hab gemeint, das die Temperaturdifferenz zwischen Sommer und Winter nicht auf den unterschiedlichen Abstand der Erde zur Sonne zurückzuführen ist. Das die unregelmäßige Bewegung der Erde um die Sonne langfristig Einfluß aufs Klima hat, ist was anderes – das hat ja unter anderem der Jacques Laskar – ein Himmelsmechanikerkollege – simuliert.

  12. @MartinB

    das tut das CO2 nicht, das heizt das ganze jahr über gleichmäßig auf

    Geringfügig falsch, da es Sommer / Winterabweichungen gibt -> Photosynthese.
    Somit sind die Zuwachsraten nicht gleichmäßig, und die „Bestände“ auch nicht. Und in wieweit es „heizt“…..

  13. @Florian Freistetter
    Ich würde gerne wissen wie man die Position der Erde in der Milchstraße bestimmt. Dazu habe ich nichts gefunden, ausser „the golden Record“, und das es über die Relation zu den 14 Pulsaren und dem Zentrum unserer Galaxie geschieht (wiki)- aber wie groß sind die Entfernungen? Gibt es Koordinaten?

    Und nein, ich stehe mit keiner ausserirdischen Intelligenz in Kontakt, die mit diesen Angaben die Erde okkupieren will, noch nicht;)

    Sorry falls das der falsche Thread ist, aber einen besseren habe ich nicht ausfindig machen können.

  14. @pat: Also die golden record hat nicht wirklich was damit zu tun. Man hat halt „einfach“ die Position und Entfernung sehr vieler Sterne in unsere Milchstrasse bestimmt und konnte so ein Karte erstellen auf der man sieht, wo die Erde im Verhältnis zur Milchstrasse ist: knapp 26000 Lichtjahre vom Zentrum entfernt; im äußeren Bereich eines der Spiralarme. Bei Wikipedia gibts nen schönen Artikel über die Milchstrasse, da wird das alles gut erklärt.

  15. @Georg
    Die Perser haben Neujahr bei der Frühjahrsonnenwende. Ein Freund meint aber, dass die veränderliche Zeit auch lustig sein kann, da sich die ‚Silversternacht‘ immer anders gestalten lässt.

    Die Chinesen feiern Ende Jänner soweit ich weiß.

    Der Perihelirrtum ist wieder ein tolles Beispiel für Nordhalbkugelchauvinismus (mein astronomisches Lieblingswort).

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