Nach einer Woche voller Störungsrechnung mit vielen Formeln gibts nun wieder etwas leichtere Unterhaltung. Wer sich schnell und einfach amüsieren will, der braucht nur einen Google-Alert mit dem Stichwort „Astrologie“ einrichten.

Die Astrologen schaffen es immer wieder, hervorragend zu demonstrieren, warum ihre „Kunst“ nichts mit Wissenschaft (oder der Realität) zu tun hat. Sie machen sich selbst so erfolgreich lächerlich, dass man als Blogger kaum mehr was dazu schreiben muss 😉

Diesmal ist es der „Astromant“ Bernd Schiele, der für RP Online der Stadt Düsseldorf das Horoskop erstellt.

Denn

„Vieles lässt sich aus der Planetenkonstellation lesen. Wir unterliegen kosmischen Rhythmen und damit dem natürlichen Wandel der Zeit. Ständig verändernde Planetenkonstellationen nehmen Einfluss auf unser tägliches Leben.“

Ja, das wollen uns die Astrologen schon seit ein paar tausend Jahren einreden. Leider haben sie es in diesen paar tausend Jahren verabsäumt, irgendwelche Nachweise für diese Behauptung zu bringen…

Jedenfalls kann Schiele aus den Planetenkonstellationen dramatisches für Düsseldorf lesen:

„2010 ist ein Jahr der Besinnung auf das Wesentliche, in dem es um mehr Toleranz, Teamgeist und ein Miteinander geht.“

Ich kann wirklich nicht verstehen, dass es tatsächlich Menschen gibt, die so ein allgemeines Geschwafel für das Ergebnis einer jahrtausende alten „Wissenschaft“ halten. Solche Sätze kann man sich dutzendweise noch vor dem Frühstück ausdenken – ganz ohne die Hilfe der Sterne.

Aber Schiele fabuliert munter weiter:

Auch den Fußballspielern dürfte es leichter fallen, auf persönliche Eitelkeiten zu verzichten und sich gegenseitig mehr Raum zuzugestehen. Sie probieren vielleicht neue Varianten und Spielzüge aus, in denen jeder seine individuellen Bedürfnisse und Qualitäten besser ausüben kann, ohne den Zusammenhalt und das Mannschaftsinteresse aufzugeben.

Na was für ein Glück das 2010 die Sterne so günstig stehen. Ansonsten wären die Fussballtrainer vielleicht nie auf die Idee gekommen, neue Spielzüge auszuprobieren…

Wollt ihr noch mehr von Schieles Weisheiten hören?

„Mancher, der sich bisher zurückgesetzt fühlte, empfindet Bereicherung durch Gruppen, seien es Freunde oder Gleichgesinnte.“

Ja, manche empfinden Bereicherungen durch Gruppen und manche bleiben lieber alleine. Danke liebe Astrologie für diese bahnbrechende Erkenntnis.

Ernsthaft: wie kann es Menschen geben, die solche Sätze verfassen, das für große astrologische Kunst halten und damit auch noch ihren Lebensunterhalt bestreiten. Das sag ich jetzt nicht nur, weil ich neidisch bin (so leicht lässt sich selten Geld verdienen) sondern weil ich es wirklich nur schwer verstehen kann. Und wieso gibt es immer noch Menschen, die solche Sätze auch noch für große Offenbarungen der Sterne halten? Und wieso drucken Zeitungen immer noch jeden Mist ab, den irgendein Astrologe von sich gibt?


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12 Gedanken zu „Das Zeitklima in Düsseldorf“
  1. Seltsam, in den Zitatboxen ist nichts zu lesen. Gähnende Leere. Nix. Nada. Nüsse.
    Oh, Verzeihung. Ich dachte, nach diesen Plattitüden und allgemeinen Aussagen käme noch etwas. Schlampig geschaut meinerseits.

    Damit kann man echt Geld verdienen? Das isf das, was ich am wenigsten verstehe. Und was zum Geier ist ein „Astromant“ ???

  2. Nun ja, fünfzig Pozent der Aussagen treffen zu, wenn man sich an ‚ja‘ oder ’nein‘ hält.

    Früher habe ich für eine Agentur geschrieben und die bot mir an, weil der bisdato- Autor gestorben war, das Nostradamus- Jahrbuch zu übernehmen. Hätte 10.000 Mark pro Jahr gebracht. „Ich war jung, ich brauchte das Geld“, fuhr also mit den Unterlagen in Winterklausur an die Nordsee. Drei Wochen hatte ich vorgesehen. Brav setzte ich mich jeden Morgen hin und fing an, Texte in meine Reiseschreibmaschine zu tippen. Spätestens mittags hatte ich meine Typen so erfolgreich verheddert, daß ich mir den restlichen Tag freinahm.

    Als ich zurückkam, gab ich auch den Auftrag zurück, zehntausend Mark hin oder her. Ich brachte es einfach nicht fertig, die Menschen mit solcher Kaffeesatzleserei zu betrügen. Ein anderer mit weniger Skrupel übernahm den Auftrag.

    Allerdings konnte ich am Honorar ablesen, wie hoch der Gewinn dieser Bücher war, wieviel Menschen also bereit waren und sind, nach solchen Strohhalmen zu greifen, um ihr vermurkstes Leben in den Griff zu bekommen – was selbstverständlich niemals gelingen kann – aber es spielen ja auch Millionen wöchentlich Lotto… und da steht die Chance auf die Million schlechter.

    Ich weiß bis heute nicht, ob es nicht vielleicht doch besser gewesen wäre, den Auftrag zu behalten und vielleicht ein wenig Vernunft in diese (beliebigen) Deutungen zu legen. Doch eigne ich mich nach wie vor nicht zum Briefkastenonkel.

  3. @XiongShui: Das ist ja ne coole Geschichte. Das die Horoskope vieler Zeitungen nach diesem Prinzip geschrieben werden, wusste ich ja schon. Das aber ganze Bücher mit dieser „Verarsch-den-Leser“-Methode geschrieben wurden, war mir neu.

    Ein Freund von mir sammelt übrigens Nostradamus-Bücher. Das ist eine sehr interessante Lektüre. Bis zum Jahr der Erscheinung hat Nostradamus seltsamerweise immer alles richtig vorhergesehen – danach wirds immer falsch 😉

  4. Es sollte so gehen: beliebige ‚Prophezeiungen‘ auswählen, zu denen man dann aus den zu erwartenden Ereignissen (also wenn zB. eine Bundestagswahl anstand, ein mögliches Ergebnis) strickte. Nostradamus hat glücklicherweise so ein Kauderwelsch geschrieben, daß man ihm alles unterlegen kann 😉

    Horoskope ‚machte‘ die Sekretärin. Da war ein Regal mit vielen kleinen Schubladen in denen Zettel mit verschieden langen ‚Vorhersagen‘ waren. Sie griff sich einen Zettel aus 7, 12, beliebigen Schubladen (kurz oder lang, je nach Auftrag), tippte das ab. Zettel wieder in die Schubladen, fertig!

    Bei all diesen Sachen kommt es immer auf eine mehr oder weniger geschickte Mischung von Erwartbarem mit gern Gehörtem und nicht allzu Unwarscheinlichem an. Das ist die ganze Kunst.

  5. Naja, der Unterschied zwischen dem Bullshit-Generator und dem Horoskop liegt in der Verwendung von Fremdworten: Der Sinn von Termini ist ja, dass sie relativ kontextspezifisch sind – also weiß der eingeweihte Leser sofort was gemeint ist. Und somit ist relativ schnell beweisbar, dass es nur Bullshit ist. Alltagssprache hingegen ist relativ kontextoffen – muss sie ja auch, das ist ja auch sinnvoll im Alltag. Die Bedeutung der Sätze und Worte ergibt sich allerdings (u.A.) durch die je speziellen Situation, in der sich die Kommunizierenden gerade befinden oder die sie sich definiert haben. Das heißt, der Kontext wird normalerweise aktuell gesetzt. Und wenn der Leser des Horoskops die Bedeutung mitbestimmen darf … Ich kenne niemanden der gern unrecht hat.

  6. Eine Bekannte von mir hatte den Job Horoskope in einer Tageszeitung zu schreiben. Sie erzählte mir, dass sie die Horoskope von alten Zeitungen aus dem Archiv abschrieb und so viel viel Zeit sparte (g).

  7. > „Sie machen sich selbst so erfolgreich lächerlich, dass man als Blogger kaum mehr was dazu schreiben muss ;)“

    Und trotzdem kommst Du nicht umhin, Dich zu genau dem immer und immer wieder berufen zu fühlen ;-).

  8. @anonymous: „Und trotzdem kommst Du nicht umhin, Dich zu genau dem immer und immer wieder berufen zu fühlen ;-). „

    Es sollen ja möglichst viele Leute mitkriegen, wie sich die Astrologen selbst demontieren…

  9. „Wieso gibt es immer noch Menschen, die solche Sätze auch noch für große Offenbarungen der Sterne halten?“
    Diese Frage stellte ich meiner Kristallkugel, und ihr Orakel lautete: „Die Dummen sterben nicht aus.“

  10. ihr redet von der astrologie so als wäre es eine alternative/konkurrenz zur astronomie.
    tatsache ist aber das dieses feld diffus ist.
    jeder astrologe hat seine eigen astrologie.
    daraus folgt: kritik zwecklos, da ES KEIN EINDEUTIGES ZIEL GIBT:

  11. ihr redet von der astrologie so als wäre es eine alternative/konkurrenz zur astronomie.
    tatsache ist aber das dieses feld diffus ist.
    jeder astrologe hat seine eigen astrologie.
    daraus folgt: kritik zwecklos, da ES KEIN EINDEUTIGES ZIEL GIBT:

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