Was die Linkspartei und die FDP über Raumfahrt denken, wissen wir ja bereits. Heute sind die Antworten der SPD auf meine Fragen an der Reihen. Oder besser: nicht an der Reihe.
Denn MdB Martin Dörmann (stellv. wirtschaftspolitischer Sprecher
und zuständiger Berichterstatter für Luft- und Raumfahrt der SPD-Bundestagsfraktion) von der SPD hat es vorgezogen meine Fragen nicht zu beantworten und mir stattdessen eine dreiseitige Abhandlung über die Position der SPD in Sachen Raumfahrt zu schicken.
Keine Ahnung warum – vielleicht hatte er dieses Papier schon irgendwo rumliegen und wollte sich die Arbeit sparen? Denn meine Fragen zu beantworten wäre wohl auch nicht wesentlich aufwendiger gewesen. Und ich hab mir ja die Fragen nicht umsonst ausgedacht – wenn ich einfach nur wissen wollte, was der SPD so zum Thema Raumfahrt einfällt, dann hätte ich mir kaum 10 konkrete Fragen ausgedacht!
Naja – ich hab überlegt, ob ich den Text veröffentlichen soll oder nicht. Aber wir wollen ja wissen was die SPD über Raumfahrt denkt und wenn es schon nicht möglich ist, konkrete Fragen zu beantworten, dann müssen wir halt mit dem Text vorlieb nehmen, den ich bekommen habe. Wie bisher, werde ich meine Kommentare dazu nicht direkt im Artikel abgeben, sondern im Kommentarteil.
Die Raumfahrt ist ein wichtiger Motor für Innovationen und Zukunftstechnologien. Wie die Automobilindustrie, der Maschinenbau, die Umwelttechnologien, die Logistik oder die Medizintechnik ist sie einer der wesentlichen Leitmärkte und damit Wachstumstreiber für unser Land. Zu Recht gehört die Raumfahrt zu einem wesentlichen Bestandteil der High-Tech-Strategie der Bundesregierung. Über eine
Milliarde Euro ist im Bundeshaushalt für die Raumfahrt vorgesehen – ein Betrag, der
in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen ist.Die SPD-Bundestagsfraktion wird auch in Zukunft ihren Beitrag dazu leisten, den Stellenwert der Raumfahrt weiter zu sichern und auszubauen. Aus unserer Sicht
stehen drei Dimensionen im Vordergrund:1. Raumfahrt als Treiber für wissenschaftlichen Fortschritt und exzellente Ausbildung
Der Weltraum fasziniert die Menschen und motiviert sie zu Höchstleistungen in Wissenschaft und Forschung. Für viele Ingenieure war diese Faszination ein Grund, ihre Ausbildung zu beginnen, auch wenn sie vielleicht am Ende in anderen Wirtschaftszweigen ihre endgültige Anstellung gefunden haben, namentlich in der Luftfahrt- und Autoindustrie, die naturgemäß die meisten Berührungspunkte haben
Auch in Zukunft wird Deutschland auf den großen Forscherdrang und das motivierende Element der Raumfahrt nicht verzichten können. Hier müssen wir unsere Anstrengungen noch verstärken.2. Raumfahrt als Motor für technologischen Fortschritt und wirtschaftliche Entwicklung
Wir können letztlich nicht mit Billiglöhnen in Asien oder Osteuropa konkurrieren. Deutschland braucht die technologisch besten und anspruchvollsten Produkte, damit wir unsere führende Stellung als Exportnation bewahren können. In vielen Bereichen sind Raumfahrttechnologien zur elementaren Voraussetzung für das Funktionieren unseres globalen Wirtschaftskreislaufs geworden. Die Bandbreite verläuft zwischen Telekommunikation, Navigation, die heute für die Steuerung von Kraftfahrzeugen, Schiffen und Flugzeugen unentbehrlich geworden ist, bis hin zur Wetter- und Erdbeobachtung mit wichtigen Erkenntnissen zur Verbesserung der Umwelt und des Klimas.
3. Die Bedeutung von Raumfahrt für die Sicherheit der Menschen
Durch immer präziser werdende Instrumente der Erd- und Wetterbeobachtung können Katastrophen früher vorausgesehen und oft auch besser bewältigt werden. Ebenso hängt die militärische Sicherheit in wachsendem Maße von Kommunikation und Erdbeobachtung ab. Mit Hilfe modernster Satellitentechnologie können Krisenherde frühzeitig identifiziert werden, so dass Politik und Diplomatie bessere Möglichkeiten haben, zu reagieren.
Es gilt, die internationale Spitzenstellung Deutschlands in der Raumfahrt zu verteidigen und auszubauen. Hierzu bedarf es klarer Wachstumsstrategien. Ein neues Nationales Weltraumprogramm ist erforderlich, um eine Gesamtstrategie deutscher Weltraumpolitik für die nächsten zehn Jahre darzulegen. Die Beteiligung aller wichtigen Akteure aus Forschung, Industrie und Politik ist Grundlage für den Erfolg einer solchen Gesamtstrategie. Nationale Priorität müssen dabei die Weiterentwicklung und der Ausbau der Erdbeobachtung, der raumfahrtgestützten Kommunikationstechnologien, der optischen Technologien und der Robotik besitzen.
In diesem Zusammenhang muss auch eine konzeptionell und finanziell tragfähige Strategie für das in der Öffentlichkeit stark diskutierte Mondprojekt entwickelt werden. Dies bietet eine große Herausforderung: Es könnte die unterschiedlichen deutschen Player und Kompetenzen zusammen bringen, um ein wegweisendes Programm zu bündeln und mit einem neuen Qualitätssiegel zu versehen.
Darüber hinaus muss Deutschland auch weiterhin seine Interessen in der europäischen und internationalen Zusammenarbeit und hier vor allem in der Europäischen Raumfahrtagentur ESA erfolgreich durchsetzen. Nur gemeinsam lassen sich viele wichtige Projekte realisieren. Mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) haben wir eine anerkannte Agentur, die die zahlreichen Raumfahrtaktivitäten der Bundesregierung erfolgreich koordiniert und vorantreibt.
Update (21.9.2009): Heute hat sich Herr Dörmann doch noch mal gemeldet. Wegen „Wahlkampfverpflichtungen“ konnte er die Fragen nicht ausführlich antworten. Er hat mir jetzt neue Antworten geschickt:
1. Wie ist die offizielle Position Ihrer Partei zur Raumfahrt? Sind die Anstrengungen Deutschlands ausreichend oder zuwenig/zuviel?
Die Raumfahrt ist ein bedeutendes Technologiefeld und leistet einen wichtigen Beitrag für die wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit Deutschland.
Die Frage, ob die Anstrengungen Deutschlands ausreichend sind, lässt sich nicht pauschal beantworten. Entscheidend ist, dass die Bereiche nach vorne gebracht werden, die den Menschen Nutzen bringen, die das Wirtschaftswachstum stärken und neue Arbeitsplätze schaffen.
Im Bereich der Daseinsvorsorge denke ich insbesondere an die Erdbebachtung oder den Katastrophen- und Klimaschutz. Hier hat die SPD bereits zu Zeiten der rot-grünen Bundesregierung wichtige Projekte auf den Weg gebracht. Bei der kommerziellen Nutzung weise ich auf das Satellitennavigationssystem Galileo und die Wetterbeobachtung hin.2. Soll Deutschland verstärkt international Kooperationen (z.B. mit NASA oder ESA) suchen oder auch alleine Projekte in Angriff nehmen?
Die Raumfahrt hat ein großes Potenzial, ist aber auch sehr kostenintensiv. Die Zusammenarbeit sollte daher Priorität haben. Es gibt aber auch Felder, wo es Sinn macht, nationale Initiativen zu starten, um Alleinstellungsmerkmale herauszuarbeiten und zu demonstrieren. Als Beispiele nenne ich die Anwendungsbereiche der Robotik, die positive Auswirkung auf die Maschinenbauindustrie oder die Medizintechnik hat.
3. Glauben Sie, dass eine Investition in die Raumfahrt einen positiven Effekt auf die Wirtschaft in Deutschland haben kann?
Ja, hierzu habe ich bereits einige Beispiele gegeben. Entscheidend ist, wo man die Mittel einsetzt. Wenn man sie für gut überlegte Projekte und wichtige Anwendungen verwendet, können positive Folgen für Forschung und Dienstleistungen entstehen.
4. Sind Investitionen in Raumfahrt Luxus oder notwendig?
Dort, wo sie für Menschen einen Nutzen bringt und der Wissenschaft neue Erkenntnisse, ist die Raumfahrt gewinnbringend und notwendig.
5. Sind Sie der Meinung, dass das Geld für die Raumfahrt für andere Projekte verwendet werden sollte. Wenn ja, welche?
Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Hier muss man von Fall zu Fall entscheiden. Aber auch an dieser Stelle ist die Frage nach dem Nutzen für die Gesellschaft die wichtigste. So leistet die Raumfahrt einen elementaren Beitrag bei der Klimaforschung.
6. Halten Sie die Entscheidung, die deutsche Mondmission LEO zu streichen, für richtig?
Wir haben die LEO-Mission unterstützt und halten sie weiterhin für sinnvoll. Das Projekt sollte aber aufgrund der verstrichenen Zeit noch einmal hinsichtlich der Aktualität überprüft werden.
7. Halten Sie die die Pläne für eine neue deutsche Mondmission für sinnvoll?
Der Mond ist für die Menschheit eine Wissenschaftsplattform, die wir erreichen können. Deswegen halte ich es für richtig, hier einen Schwerpunkt zu setzen. In diesem Zusammenhang trete ich für eine robotische Mondmission ein, weil die damit verbundene Entwicklung unmittelbaren Nutzen für wichtige Technologiebereiche auf der Erde hat. Hierbei geht es auch um die Demonstration der technologischen Leistungsfähigkeit Deutschlands. Vorteil solcher Missionen ist es, dass sie erheblich kostengünstiger als bemannte Missionen sind. Zudem kann Deutschland hier in Nischen vorstoßen, die von anderen Ländern noch nicht besetzt sind.
8. Welche Ziele sollen in der Raumfahrt künftig verfolgt werden?
Zu den verschiedenen Herausforderungen habe ich bereits Stellung bezogen. Mit Blick auf die künftige Weltraumforschung stehen wir aktuell an einem Scheideweg und hängen von den Entscheidungen der Obama-Administration in den USA ab. Die Augustine-Kommission hat jüngst ihren Bericht zur amerikanischen Weltraumforschung vorgelegt, der nun in den politischen Organen beraten werden soll. Die USA zahlen 80 Prozent der internationalen Raumstation und bestimmen damit weitgehend, wohin der künftige Weg führt. Vom Ergebnis dieser Entwicklung hängt ab, wie die zukünftige Arbeitsteilung mit den USA aussehen wird.
9. Braucht Europa einen eigenen bemannten Zugang zum All – zum Beispiel in Form einer für bemannte Flüge ausgebauten Ariane-Rakete und eines erweiterten ATV?
Die Raumfahrt ist teuer, allein die internationale Raumfahrtstation hat 120 Milliarden Dollar gekostet. Deswegen müssen wir unsere Ziele in Kooperation erreichen, um Doppelkosten zu vermeiden. Insbesondere die internationale Raumstation ist hier ein vorbildliches Beispiel für eine technologieübergreifende und zudem friedensstiftende Zusammenarbeit im Weltall. Jeder ist vom anderen abhängig und deshalb setzt sich auch jeder für den anderen ein. Dies ist ein Beispiel für internationale Solidarität und Zusammenarbeit im Weltall, die wir in Zukunft fortsetzen sollten.
10. Halten Sie bemannte Raumfahrt für sinnvoll oder sollte sich Deutschland nur an Bau, Entwicklung und Betrieb von Raumsonden und Satelliten beteiligen?
Bemannte Raumfahrt bleibt insgesamt sinnvoll, um die Fähigkeiten des Menschen im All zu untersuchen, zu verbessern und zu trainieren und neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu sammeln. Dies ist im Rahmen einer internationalen Aufgabenteilung zu berücksichtigen. Die bemannte Raumfahrt ist allerdings, je nachdem, welches Ziel man verfolgen will, zwischen 10 und 20 Mal teurer als der Einsatz robotischer Technologien. Dies hängt mit den erforderlichen Lebenserhaltungssystemen zusammen. Die Robotik steht für besondere technologische Herausforderungen und wird von Tag zu Tag besser. Deutschland sollte hier einen Schwerpunkt setzen.
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Da das versprechen ja spannende Rot-Rote-Koalitionsverhandlungen zu werden 😉
@!@ und da wundern die sich, dass kaum noch Wähler freiwillig ihre Zweitstimme bei der SPD setzen. Wenn man diese Bezugslose Schwurbelei liest, kriegt man Zukcungen.
ich bin ja im Grunde meines Herzens sozialdemokratisch veranlagt (auch weil ich Schwarz und Gelb und Dunkelrot nicht mag), aber so ein liebloses Gebrabbel…
Ich erwarte ja auch nicht viel von den Grünen (obwohl grün auch eher mein Ding wäre), aber des hier war – unabhängig von der grünen Position ein weitere Grund gegen SPD.
@Stefan zumindest scheinen sie sich einig zu sein das es eine militärische Komponete gibt – vielleicht gibt es ja dann eine Raumfahrtmission ohne Raketen und Echtzeitkommunikation. 🙁
@Florian wer sich mit Raumfahrt beschäftigt muss auch mit Rückschlägen rechnen – die (Nicht-) Beantwortung der Fragen ist ja eindeutig ein „Fehlstart“
Immerhin hat die SPD das Faszinationspotential der Raumfahrt erkannt:
Das meine Fragen ignoriert worden sind, ärgert mich aber auch. Ich mein, ich hab mir die ja nicht zum Spaß ausgedacht. Meint man da wirklich, dass ich einen vorgefertigten Text besser finde? Und bei solchen Sätzen krieg ich sowieso Zustände:
Seltsam, dass es immer noch Menschen gibt, die glauben, dieser Manager-Sprech wäre irgendwie cool…
Ich krieg mittlerweile Zustände, wenn ich irgendwas mit „Exzellenz“ lese. Alles ist nur noch exzellent, Elite, Leuchttürme. Darf man nicht mehr einfach gute Forschungsarbeit machen? Und auch wenn man der Beste ist, froh sein und es nicht jedem unter die Nase halten?
Kommt, jetzt seid nicht ungerecht zu Herrn Dörmann. Er hat für die Antwort immerhin seine Raumfahrt-Rede aus dem Januar um das Geschwurbel am Anfang und am Ende gekürzt: https://www.martin-doermann.de/live/archives/456/
@Alex: Danke für den Link! Ich hab mir ja schon gedacht, dass es nen Grund geben muss, warum meine Fragen nicht beantwortet wurden. War es also einfach nur Faulheit… Tja, schade.
Ganz grundsätzlich einfach mal Danke für die Arbeit, die in dieser Serie steckt und die es erlaubt, sich über die Technologie-Politik der Parteien an einem ganz konkreten Beispiel ein Bild zu machen. Dass man zusätzlich einen guten Eindruck davon bekommt, wie mit präzisen Fragen von Wählern umgegangen wird, ist ebenfalls sehr erfreulich – auch wenn man vielleicht weder im Guten noch im Schlechten von der Methode eines Einzelnen Abgeordneten auf die ganze Partei schließen kann.
@Jörg Friedrich: Ich habe allerdings in meiner Anfrage explizit darauf hingewiesen, dass ich an der Meinung der PARTEI interessiert bin und nicht an der eines einzelnen Abgeordneten. Ich gehe also davon aus, dass die Antworten tatsächlich für die Partei gelten.
Mir ging es nicht um den Inhalt, sondern um die Form. Vielleicht hätte ein anderer SPD-Mensch besser reagiert und wirklich die Fragen beantwortet.
@Jörg Friedrich
Aber der Mann ist doch der stellv. wirtschaftspolitische Sprecher
und zuständige Berichterstatter für Luft- und Raumfahrt der SPD-Bundestagsfraktion. Von wem erhofft man sich in dieser Frage eine kompetentere Antwort?
Also mal zusammengefasst:
blablalbalbalbalbalblalbalbalvbalblablablablalbablablafaselfaselfaselfaselsülzsülzsülzlaberlaberlaberlaberneudeutscheschlagwörtereinfügsozaildemokratischsupidupi………[den Teil übersprng ich mal]…………….blablalbalbalbalbalblalbalbalvbalblablablablalbablablafaselfaselfaselfaselsülzsülzsülzlaberlaberlaberlaber
Hmmmmm, es scheint nicht nur am windelweichen Kanzlerkandidaten und an gewissen „Das-steht-mir-zu-und-ich-hab-keinen-Funken-Gespür-dafür-dass-ich-mich-mit-meiner-Starrköpfigkeit-jeden-normal-denkenden-Menschen-vor-den-Kopp-Stosse“ Ministerinnen zu liegen, dass die SPD den Bach ‚runtergeht. Wenn das Restpersonal aus genauso grossen Blunzen besteht, wie dem Herrn Dörmann, dann verdient’s die Partei, dass sie bei 20% minus X rumdümpelt. Die anderen Parteienverteter haben sich wenigsten Mühe gegeben, auf die Fragen einzugehen. Dörmann, Sie faseln!
Ich wette, dass die Grünen in etwa genauso wie Die Linken antworten.