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Ich habe ja gestern schon erzählt, dass ich den deutschen Parteien ein paar Fragen zu ihrer Position in Sachen Raumfahrt geschickt habe. Die eher ablehnende Haltung der Linkspartei konnten wir ja schon nachlesen. Heute ist sind die Antworten der FDP dran.

Geantwortet hat mir MdB Ulrike Flach, die technologiepolitische Sprecherin der FDP. Ich werde wie schon bei den Antworten der Linkspartei keine Kommentare direkt im Text abgeben sondern erst später, im Kommentarteil.

1. Wie ist die offizielle Position Ihrer Partei zur Raumfahrt? Sind die Anstrengungen Deutschlands ausreichend oder zuwenig/zuviel?

Deutschland ist seit vielen Jahren eine Raumfahrt-Nation. Raumfahrt sichert hochqualifizierte Arbeitsplätze und liefert Informationen für die Grundlagenforschung und die angewandte Forschung an Hochschulen und Forschungsinstituten. In den letzten Jahren gab es viele deutsche und europäische Erfolge in der Raumfahrt, z.B. Columbus oder den ATV. Die Bundesregierung hat sich unter Minister Glos um die Raumfahrt nicht gekümmert. Es wäre schon lange Zeit gewesen, Pläne für die nächste Dekade zu entwickeln, aber da kamen so gut wie keine Ideen von der Bundesregierung. Es fehlt in den zuständigen Ministerien an politischen Köpfen, die die Chancen der Raumfahrt erkennen und nutzen wollen. Der ehemalige Minister Glos dachte an Raumfahrt offenbar in einer Ideenwelt von „Raumschiff Orion“. Raumfahrt ist heute aber engstens mit globalen Problemen verbunden. Insofern tut die Bundesregierung bislang zuwenig in der Raumfahrt.

2. Soll Deutschland verstärkt international Kooperationen (z.B. mit NASA oder ESA) suchen oder auch alleine Projekte in Angriff nehmen?

Ich glaube, dass der Trend in Richtung Kooperationen geht. Das hängt mit der Komplexität und den Kosten zusammen. Kooperationen mit NASA; ESA, aber auch mit Russland und sicher auch irgendwann mit China und Indien sind auch ein Zeichen einer globalen Zusammenarbeit. Daneben brauchen wir aber auch nationale Projekte und eigene Anteile, um auch glaubwürdig in anderen Bereichen Technologieführerschaft beanspruchen zu können.

3. Glauben Sie, dass eine Investition in die Raumfahrt einen positiven Effekt auf die Wirtschaft in Deutschland haben kann?

Ganz sicher, das sehen wir seit Jahren. In Deutschland gibt es ja viele Mittelständler in der Raumfahrt und bei den Zulieferern. Raumfahrt sicher hochqualifizierte Arbeitsplätze in Deutschland. Man darf die Effekte sicher nicht überbewerten, aber ein Forschungsprogramm für den Mond wäre auch ein Konjunkturprogramm für die Raumfahrt-Branche.

4. Sind Investitionen in Raumfahrt Luxus oder notwendig?

Raumfahrtanwendungen dienen unserem Leben hier auf der Erde in vielfältiger Weise. Ohne Satelliten gäbe es beispielsweise weder Navigationssysteme im Auto noch weltweiten Fernsehempfang oder die Überwachung von Umweltgesetzen. Robotische Anwendungen in der Raumfahrt kommen auch der Medizin zugute. Neue Materialien finden nicht nur bei Raketen Anwendung, sondern auch in der Automobilindustrie oder der Kraftwerkstechnik. Raumfahrt ist aber auch notwendig als Erkenntnismöglichkeit des Menschen über kosmische Prozesse, die Entstehung des Universums und die Grundlagen der Naturwissenschaften.

5. Sind Sie der Meinung, dass das Geld für die Raumfahrt für andere Projekte verwendet werden sollte. Wenn ja, welche?

Nein, die Raumfahrt braucht eigene Titel im Haushalt. Allerdings gibt es natürlich Bereiche, in denen es Überschneidungen gibt, beispielsweise bei den Optischen Technologie, bei Robotics oder Materialforschung. Hier kann es auch schon einmal Umschichtungen geben, die dann auch der Raumfahrt zugute kommen.

6. Halten Sie die Entscheidung, die deutsche Mondmission LEO zu streichen, für richtig?

Nein, wir haben sie damals für falsch gehalten und dies auch öffentlich immer gesagt. Wir haben bereits für den Haushalt 2009 einen Antrag gestellt, eine kleine Summe für Vorstudien des LEO bereit zu stellen. Das hat die Koalition damals abgelehnt.

7. Halten Sie die Pläne für eine neue deutsche Mondmission für sinnvoll?

Grundsätzlich ja. Allerdings hat uns die Regierung bisher keine Unterlagen vorgelegt, um das Projekt im Einzelnen zu beurteilen. Die Finanzierung wird ein schweres Stück Arbeit werden, das nur durch Anteile der Privatwirtschaft und durch Umschichtungen im Haushalt zu leisten sein wird.

8. Welche Ziele sollen in der Raumfahrt künftig verfolgt werden?

Neben der Grundlagenforschung sollten wir vor allem nach Antworten auf Fragen suchen, die unser Leben hier auf der Erde betreffen. Klimaschutz, Umweltentwicklungen, Energieversorgung, Datenübermittlung für Navigation und andere Anwendungen. Galileo ist dabei ein wichtiges, gegenwärtig sehr kritisches Projekt, das Europa schultern muss. Der Mond als altes, neues Ziel wäre eine große Herausforderung. Die Weiterentwicklung von robotischen Sonden und Kameratechniken für langfristige und weiterreichende Missionen sowie eine Nachfolge für die Space-Shuttles der Amerikaner sind interessante Gebiete der nächsten Jahre.

9. Braucht Europa einen eigenen bemannten Zugang zum All – zum Beispiel in Form einer für bemannte Flüge ausgebauten Ariane-Rakete und eines erweiterten ATV?

Wir glauben, dass in den nächsten Jahren die unbemannte Raumfahrt in Europa dominieren sollte. Natürlich ist die bemannte Raumfahrt extrem spannend und mitreißend, gerade für die Jugend, die Identifikationsmöglichkeiten sucht. Aber wissenschaftlich gibt es kaum etwas, was nicht auch mit unbemannten Raumflugkörpern erforscht werden könnte und dies oftmals sogar besser und kostengünstiger. Für die Ariane brauchen wir zweifellos eine Nachfolgeregelung, aber diese sollte unbemannt sein und eine höhere Nutzlast haben.

10. Halten Sie bemannte Raumfahrt für sinnvoll oder sollte sich Deutschland nur an Bau, Entwicklung und Betrieb von Raumsonden und Satelliten beteiligen?

Im Rahmen internationaler Kooperationen wird Deutschland auch an bemannten Missionen mitwirken. National sollte der Schwerpunkt aber in der unbemannten Raumfahrt liegen.


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12 Gedanken zu „Die Position der Parteien zur Raumfahrt: FDP“
  1. Erstaunlich ausführliche Antworten, die zudem noch davon zeugen, dass Frau Flach sich wirklich mit dem Thema befasst hat – und vor allem kein kruden Theorien a la „geheime militärische Anwendungen“ und „Unterwanderung durch das Großkapital“, wie sie von Frau Sitte zu hören waren. Die Aussage bestärkt mich in meiner Vermutung, dass von einem schwarz-gelben Bündnis insgesamt eine bessere Forschungspolitik zu erwarten wäre, als beispielsweise von einer rot-rot-grünen Regierung.

  2. @Arnd: Ja finde ich auch. Auch Frau Flach (oder ein Mitarbeiter, was ja egal ist) hat sich mit Florians Fragen wirklich auseinandergesetzt. Ich persönlich finde ihre Antworten gut. Sie bejaht klar die unbemannte Raumfahrt und spricht sich nicht grundsätzlich gegen die bemannte Raumfahrt aus, sondern gibt ihr für ein gewisses Zeitfenster von („in den nächsten jahren“ = ein bis zwei Legislaturperioden) keine hohe Priorität. Der Meinung kann man natürlich sein.

    Was auffällt ist, dass sie ausdrücklich auf die Bedeutung der Raumfahrt für den Mittelstand hinweist, während bei Frau Sitte von den Linken der Eindruck entsteht, Raumfahrt diene nur mächtigen Konzernen. Tja, was stimmt da nun?

    Ist jedenfalls schön, wie sich hier die Unterschiede in den Parteien widerspiegelt: Hier die Sorge um den Mittelstand, dort die Angst vor den mächtigen Konzernen – so hat jeder seinen politischen Antrieb.

  3. @Alle: Also auseinandergesetzt hat sich Frau Flach wirklich mit meinen Fragen. Allerdings kommen mir die Antworten doch ein wenig unverbindlicher und weniger konkret vor, als die von Frau Sitte.

    Den Grundtenor der Antworten finde ich persönlich natürlich wesentlich besser 😉

    Besonders aufgefallen sind mir folgende zwei Sätze:

    Raumfahrt ist aber auch notwendig als Erkenntnismöglichkeit des Menschen über kosmische Prozesse, die Entstehung des Universums und die Grundlagen der Naturwissenschaften.

    Natürlich ist die bemannte Raumfahrt extrem spannend und mitreißend, gerade für die Jugend, die Identifikationsmöglichkeiten sucht.

    Diese beiden Aspekte der Raumfahrt – Grundlagenforschung und Faszination – habe ich bei Frau Sitte vermißt.

  4. @Florian Freistetter
    Es ist immer einfacher „nicht mit uns“ zu sagen. So gesehen denke ich nicht, dass die Antworten unverbindlich sind. Außerdem, es ist doch FDP, und deren (eigentlich unseren, da ich auch dazu gehöre) Anspruch ist doch nicht alles bis ins letzte Detail zu regeln, sondern auf Eigenverantwortung zu setzen und nur die Rahmenbedingungen zu schaffen. Konkrete Programme sind dann halt eine Angelegenheit für Fachmänner und -frauen.

  5. @femidav: „Es ist immer einfacher „nicht mit uns“ zu sagen.“
    Das ist wohl wahr, vor allem auch, wenn man nicht damit rechnet, demnächst in Regierungsverantwortung zu stehen und daher nicht plötzlich vor dem Problem steht, bestehende Verträge erfüllen zu müssen (siehe z.B. Die Grünen und die Castor-Transporte während der Rot/Grünen-Regierung).

    Ich denke auch, dass zu konkrete Aussagen, wie beispielsweise Steinmeiers konkrete Zahl von neuen Jobs zu recht kritisch gesehen werden. Politiker schaffen keine Arbeitsplätze und sie fliegen auch nicht zum Mond. Politiker sind für die Rahmenbedingungen verantwortlich, die Wünschenswertes möglich machen.

  6. Blah Blah Blah! Wie immer!

    Vor allem, wie wollen die das finanzieren? Die wollen doch als erstes die Steuern senken?
    Herr bleibe bei uns, denn es will Abend werden, der Tag neigt sich und Finsternis bricht über uns herein!

    wink

  7. @Christian: Raumfahrt kostet jeden ESO-Bürger pro Jahr in etwa den Gegenwert einer Schachtel Zigarretten. Da gibt es ganz andere Ausgabenposten, für die wir viel mehr blechen. Man kann also durchaus die Steuern senken UND Raumfahrt betreiben.

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