„Was heute noch wie ein Märchen klingt, kann morgen Wirklichkeit sein“. Mit diesen Worten beginnt die deutsche Science-Fiction-Fernsehserie „Raumpatrouille Orion„. Auch in der Realität will sich Deutschland wieder auf den Weg ins All machen – zumindest wenn es nach den Wünschen mancher Politiker geht.


Peter Hintze (CDU), der Luft- und Raumfahrtkoordinator der Bundesregierung hat die Aussage der CDU von Ende Juli nochmal bekräftigt: Deutschland soll eine Mission zum Mond planen.

Spätestens 2015 will man eine umbemannte Sonde auf dem Mond absetzen.

Das ist machbar, meint auch Johann-Dietrich Wörner, Chef des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR):

„Die robotischen Kompetenzen haben wir.“

Die DLR findet naturgemäß viele Argumente für eine Mondmission: Erdbeobachtung und Klimaforschung sei vom Mond aus möglich; eine Untersuchung des Mondbodens und -gesteins würde viele Informationen über die Entwicklung der Erde und des Sonnensystems liefern, vom Mond aus könnte man Asteroiden, die der Erde gefährlich werden leichter beobachten – und nicht zuletzt schaffe die Raumfahrt auch Arbeitsplätze (laut DLR hängen in Deutschland 6000 Stellen direkt an der Raumfahrt; 60000 indirekt).

Natürlich, und das ist wie immer das Problem, kriegt man Wissenschaft und Forschung nicht umsonst. 1,5 Milliarden Euro für fünf Jahre soll das Projekt kosten.

Und das ist leider auch der Grund, warum es wohl nie eine deutsche Mondmission geben wird.

Egal ob dieses Projekt sinnvoll ist oder nicht – die politischen Gegner (der Vorschlag kommt ja von einem CDU-Politiker) werden es wohl nicht schaffen, diese Geldbeträge nicht populistisch auszunutzen.

Das ist etwas, das mich wirklich ärgert. Man kann über das Pro und Kontra der Raumfahrt sehr gut sachlich diskutieren. Es gibt tatsächlich viele Argumente, die man in diesem Fall gegen die geplante Mission anbringen kann. Warum will Deutschland diese Mission alleine durchführen und nicht im Rahmen der Europäischen Weltraumagentur ESA? Warum plant man eine neue Mission, wenn man gerade erst eine Mondmission (LEO) gestrichen hat? Warum zum Mond – gibt es vielleicht bessere Ziele? Usw.

Man könnte hier wirklich eine sachliche Debatte führen – aber natürlich läuft es immer darauf hinaus, dass hier wieder wissenschafsfeindliche Kliches bedient werden. „Was? – ein paar Milliarden Euro für einen Flug zum Mond?! Und für X ist wieder mal kein Geld übrig. Das ist Verschwendung von Steuergeldern.“ Etc. Steuergelder werden in Deutschland tatsächlich verschwendet – jede Menge, leider. Aber in Wissenschaft und Forschung zu investieren, selbst wenn es „nur“ Grundlagenforschung ohne sofortigen Profit ist, ist niemals Verschwendung! Aber um das zu erkennen braucht es Politiker mit Visionen – solche scheint es in Deutschland nur leider nicht mehr zu geben; hier gibt es nur die kurzsichtigen Exemplare die nicht weiter als bis zur nächsten Wahl denken. 

Und die Gegner der Raumfahrt enttäuschen in dieser Hinsicht nicht. Die Grünen haben sich ja schon mehrmals explizit gegen bemannte und unbemannte Raumfahrt ausgesprochen. Und Jürgen Trittin legt heute gleich nochmal nach:
 

„[Die Bundesregierung] hat keine Geld für Elektroautos, will aber 5,5 Mrd. verschwenden, um auf den Mond zu fliegen und Schwarze Löcher zu erforschen. Die CDU sollte mal bei sich selber forschen – das ist reichlich schwarzes Loch.“

So ein dummes „Argument“ habe ich selten gehört! Einmal ist da wieder der „Man darf nicht in X investieren solange Problem Y nicht gelöst wurde“-Unsinn. Dann natürlich die „Verschwendung“. Und schließlich noch ein billiger (und dummer!) Witz über Schwarze Löcher (die mit der geplanten Mission zum Mond überhaupt nichts zu tun haben). Und warum jetzt auf einmal 5,5 Mrd. Euro? In den Kommentaren zu Trittins Meldung finden sich übrigens noch ein paar weitere schöne Beispiele für den populistischen Umgang mit dem Thema Raumfahrt (z.B. die von Matthias Schneider, Kandidat der Grünen für den Bundestag aus Duisburg)

Mag sein, das man mit solchen populistischen Aussagen die Stimmen der Menschen gewinnt, die Wissenschaft und Forschung sowieso schon für eine große Geldverschwendung halten. Vielleicht bin ich ja naiv – aber ich denke nicht, das Politiker sich immer nur nach dem richten sollen, von dem sie glauben, dass es der Mehrheit gefallen würde. Und eigentlich sollte es auch das Anliegen eines jeden Politikers sein, dass die Menschen der Wissenschaft positiv gegenüber stehen. Eine gebildete und informierte Bevölkerung kann für das Land nur gut sein!

Wenn Trittin bessere Elektroautos will, dann sollte er sich eigentlich darüber freuen, dass in Forschung und Entwicklung investiert wird! Übrigens ist es gar nicht so unwahrscheinlich, dass eine Mondmission gerade auf diesem Gebiet zu Fortschritt führt: denn wenn man auf dem Mond mit etwas herumfährt, dann hat das auf jeden Fall nen Elektromotor (und wahrscheinlich Solarzellen auch noch). Aber das ist wohl schon wieder zu sachlich für die meisten Politiker.

Egal wer die kommende Wahl gewinnt – eine deutsche Mondmission in dem Ausmaß, wie Hintze sie vorschlägt, wird es nicht geben. Die politischen Gegner werden das zu verhindern wissen – und wer weiß, wie ernst der Vorschlag von der CDU selbst gemeint ist? Bis zu einem möglichen Start im Jahr 2015 ist auch noch mindestens eine weitere Wahl zu schlagen und ein weiterer Wahlkampf zu überstehen. Das Raumfahrtprojekte auch schon mal mitten während ihrer Laufzeit gestrichen werden, hat man ja bei LEO gesehen.

Was heute noch wie ein Märchen klingt, wird also auch leider morgen nicht Wirklichkeit werden…


Ähnliche Artikel: Ist bemannte Raumfahrt Geldverschwendung?, Ein kaputtes Klo ist kein Argument gegen bemannte Raumfahrt!, 40 Jahre nach Apollo 11: Wo sind die Visionäre?, Löst bemannte Raumfahrt unser Energieproblem?, Mit CDU und FDP zum Mond?

25 Gedanken zu „Was heute noch wie ein Märchen klingt, kann morgen Wirklichkeit sein“
  1. Dummheit hat eine Farbe: Grün

    Unsinn, Dummheit ist kunterbunt. Immer wenn man glaubt, ein Vertreter der Partei X habe jetzt mit seinem unverbindlichen strunzdummen Vorschlag einen Rekord für die Ewigkeit aufgestellt, eilen Vertreter aller anderen Parteien und sonstigen Gruppierungen herbei und überbieten ihn mit Leichtigkeit. Das ist so eine Art Gesetz der kumulativen Idiotie-Attraktion.
    Man wird ja auch das Gefühl nicht los, dass sich Hirnlosigkeit der Inhalte (nicht mit Inhaltslosigkeit verwechseln!) direkt proportional zum Wahlerfolg verhalten.

  2. …was mich an der ganzen Sache verwirrt ist, dass Trittin die „Verschwendung“ von 5,5 Milliarden Euro kritisiert, obwohl insgesamt nur 1,5 Milliarden zur Debatte stehen.

    Irgendwie habe ich auch das Gefühl, dass die ganze Raumfahrt-Kritik fast nur aus der grünen Ecke kommt, was ich ehrlich gesagt kaum verstehe, immerhin haben gerade die Grünen viele Jahre lang ein sehr forschungsfreundliches Image gepflegt. SPD, FDP und Linkspartei befinden sich immerhin ebenso im Wahlkampf wie die Grünen und haben trotzdem zur Mondmission noch nichts vergleichbar Negatives von sich hören lassen.

    Extrem heftig finde ich auch diese beiden Kommentare auf Trittins Facebook-Seite (momentan stehen sie noch ziemlich am Ende, direkt verlinken kann man sie leider nicht):

    Raumfahrt, auch mit Menschen macht Sinn im Erdorbit. Auch im höheren Erdorbit. Denn dort gibt es viel zu tun, um den Schutz dieser einen Erde zu organisiseren und durch informationen möglich zu machen. Alles andere darüber hinaus ist nichts anderes als Subvention gewisser Konzerne […] oder Gier auf Helium 3 zum vorgeblich kostengüstigen Kernverschmelzen. Da ist aber im wahrsten Sinne des Wortes manchen Leuten der Kern verschmolzen, denn helfen uns diese gigantomatischen Geldausgaben für solche Ziele inden nächsten 50 jahren gar nichts. […] Ach ja, es gibt immer noch ein paar Dr. Seltsams, die auf dem Mond gerne Atombomben installieren würden. Aber das nur am Rande („but a deadly step for mankind …“).

    Sowie:

    Gut, sie [die CDU] werben da um die Techno-Männchen, die blind hurra schreien, wenn es möglichst tief ins Weltall geht.

    https://www.facebook.com/profile.php?id=1382831914&v=feed&story_fbid=136611301194

    Geschrieben hat das nicht irgendein Dummbeutel, der einfach mal einen lustigen Kommentar hinterlassen wollte, sondern Matthias Schneider, der Bundestags-Direktkandidat der Grünen für Duisburg.

    https://www.grueneduisburg.de/index.php?id=m_schneider_b
    https://www.facebook.com/profile.php?id=1357524298

  3. Dummheit ist kunterbunt.

    Dem stimm ich zu, auch wenn manche Farben – z.B. braun – besonders hervorstechen.

    Ich finde es übrigens überflüssig, wenn in der Politik über 1,5 Mrd. für ein sinnvolles Mondprogramm diskutiert, während in Berlin eine sinnfreie U-Bahn mit drei Haltestellen und ganzen drei Minuten Fahrzeit eröffnet wird, die infrastrukturell betrachten keinen Nutzten haben dürfte (vom Brandenburger Tor bin ich schneller zum Reichstag gelaufen, als wenn ich erst zur U-Bahn runter gehe und dort noch warten muss).
    Also würden Politiker mal an den richtigen stellen sparen, könnten diese sich solche Kommentare sparen.

  4. @Christian Reinboth: Ja, ich war mir da auch nicht ganz sicher, wie das mit den 1.5 Mrd. Euro gemeint war. Einmal für 5 Jahre. Oder 5 Jahre lang 1.5 Mrd. pro Jahr – was ja dann 7.5 Mrd. wären… Naja – eigentlich ists egal – mit 1.5 Mrd. kann man genauso populistisch sein wie mit 5.5 Mrd.

    Und danke für die Hinweise zu Matthias Schneider – ich hab die facebook-Kommentare vorhin gelesen, aber da standen die noch nicht dabei.

  5. Ich befürchte, die nächsten großen Schritte in der Raumfahrt werden wohl erst dann wieder zustande kommen, wenn zwei Systeme, Staaten oder ähnliches in harter Konkurrenz am Rande des Krieges stehen. Ansonsten sieht man die Raumfahrt als reinen Luxus an.

    P.S. Haben die Grünen sich schon mal überlegt, woher der ganze Strom für die Elektroautos herkommen soll?

  6. @Ulrich: der Strom wird wie immer aus der Steckdose kommen. Eine Reduktion des Strombedarfs durch Umstieg auf Elektroautos sehe ich nicht, andere Menschen wohl schon.

    Dieser Tage muss sich wieder viel über die Sinnlosigkeit von Raumfahrt anhören. Schade, dass diese „Diskussion“ oft wenig sachlich geführt wird und die Stammtische mal wieder Meinungshoheit haben 🙁

  7. Schade, dass diese „Diskussion“ oft wenig sachlich geführt wird und die Stammtische mal wieder Meinungshoheit haben 🙁

    Schade vor allem, dass die Stammtischproleten stellvertretende Fraktionvorsitzende im Bundestag sind…

  8. Zumindest die Linkspartei hat sich heute Mittag auch schon per Pressemitteilung geäußert. Die stellvertretende Vorsitzende Gesine Lötzsch meint:

    „Dieses Projekt ist nicht nur unter finanziellen Gesichtspunkten eine Schnapsidee. Die Bundesregierung hat offensichtlich immer noch nicht verstanden, dass die Probleme der Menschheit nicht auf dem Mond zu lösen sind, sondern auf der Erde.“

  9. Im Focus gabs einen echt guten Kommentar von Hintze:

    Unklar ist, wie das von Hintze vorgestellte neue Mondprojekt finanziert werden soll. „Wir haben in diesem Jahr 5 Milliarden für die Abwrackprämie von alten Autos mobilisiert, dann werden wir ja doch für fünf Jahre auch 1,5 Milliarden vielleicht hinkriegen“, sagte der Wirtschaftsstaatssekretär.

    https://www.focus.de/politik/deutschland/wahlen-2009/bundestagswahl/unbemannte-mission-union-und-fdp-wollen-auf-den-mond_aid_425607.html

    Ich hätte zwar nicht damit gerechnet, dass ein hochrangiger Unionsvertreter das so offen sagt, aber natürlich hat Hintze vollkommen recht: Wenn wir 5 Milliarden für eine ökonomisch wie ökologisch weitestgehend unsinnige Abwrackprämie verpulvern können, wird ja wohl für sinnvolle Forschung auch mal etwas Geld drin sein. Eine enge Kooperation mit der ESA ist laut FOCUS übrigens inzwischen eingeplant.

    Polemik gibts dagegen von MdB Lötzsch von den Linken

    Die Bundesregierung hat offensichtlich immer noch nicht verstanden, dass die Probleme der Menschheit nicht auf dem Mond zu lösen sind, sondern auf der Erde.

    Die bislang beim FOCUS eingetrudelten Leserkommentare deuten übrigens darauf hin, dass es offenbar tatsächlich einige Wähler gibt, die auf den „Forschung ist ohnehin die reinste Geldverschwendung, die sollen mit dem Geld lieber Opel retten oder bessere Straßen bauen“-Zug lieber heute als morgen aufspringen würden…

  10. Mal sehen ob der Jürgen Trittin mein Freund bei Facebook werden will 😉 Falls ja, werd ich ihm auch noch einen Kommentar dalassen 😉

    Was ist eigentlich mit der SPD? Von der hört man in Sachen Raumfahrt fast gar nichts…

  11. Der schönste Satz von Peter Hintze wurde hier leider noch nicht zitiert: „Auf die Fragen Wo kommen wir her, wo gehen wir hin und wie können wir die Zukunft unseres blauen Planeten bewahren, ist der Mond von höchster Bedeutung.“

    Ja, wo gehen wir eigentlich hin? Ich bin gespannt, was der Mond uns dazu zu sagen hat. Auch wenn mir die Fragestellungen des Herrn Hintze etwas …ähem… astrologisch erscheinen.

  12. Momentan hagelt es auf jeden Fall einen Verriss nach dem anderen, hier z.B. auf der „Satire“-Seite des Spiegels:

    Für Beobachter vollkommen überraschend hat Peter Hintze (CDU) jetzt angekündigt: Er wolle zum Mond. Ob nun jemand mitkomme oder nicht. Zur Not arbeite er eben die Nächte durch als Taxiwäscher, um die geschätzten anderthalb Milliarden für den Flug zusammenzukratzen. Dank einer Mondmission, so Hintze, könne die Akzeptanz der Raumfahrt wachsen! Anschließend könne man dann ja auch mal etwas für die Akzeptanz von Schuppenflechte, Haferschleim oder Massenarbeitslosigkeit tun.

    https://www.spiegel.de/spam/0,1518,642316,00.html

    Die Hamburger Linken versprühen auch noch ein wenig Charme:

    Als einen Beitrag zur weiteren Vermeidung von Wortmüll bezeichnete Mark Roach, Kandidat DER LINKEN für das Direktmandat Hamburg-Bergedorf/Harburg/Wilhelmsburg, den Vorschlag Frau Schavan, Herrn Müller (CDU/CSU) und Frau Flach (FDP) auf den Mond zuschicken. „Wer angesichts zunehmender Massenarbeitslosigkeit und Geldnot des Staates, ernsthaft ein völlig unnötiges „Nationales Mondprogramm“ starten wolle, kann dies ja wohl nur als Vorbereitung für die nächste Urlaubsreise sehen.“ betonte Roach. Die Menschen in Bergedorf, Harburg und Wilhelmsburg und überall sonst in Deutschland brauchen in ihrem alltäglichen Leben Unterstützung, vor allem brauchen sie Arbeit, um sich ihr Leben in Würde selber verdienen zu können. Deshalb solle man sich auf konkrete, irdische Themen konzentrieren und nicht völlig abheben. „Hat sich Frau Schavan eigentlich schon überlegt, wie sie ihren Dienstwagen und Fahrer mit auf den Mond bekommt?“ fragt Roach.

    https://www.die-linke-hh.de/presse/detail/artikel/presse/schavan-die-fdp-und-die-cducsu-auf-den-mond.html

    Häme hagelt es auch in der Blogosphäre:

    Da im Zug auf der Heimfahrt mal wieder nichts los ist, habe ich bei focus-online gerade einen Artikel gelesen, dass die Union und die FDP nach einem eventuellen Wahlsieg im Herbst, nächstes Jahr eine unbemannte Mission zum Mond möchten. Damit soll die Qualität der deutschen Forschung etc. unterstrichen werden. Da habe ich fast das Schleppi vom Schoß rutschen lassen. Die ticken wohl nicht mehr richtig. Es soll ja nur 1,5 Milliarden Steuergelder kosten. Das ist ja gar nichts. […] Statt einer unbemannten Mission schlage ich eine bemannte Mission zum Mond oder noch besser zum Mars vor. Als Astronauten schlage ich Herrn Westerwelle, Frau Merkel, Herrn Seehofer und sämtliche Staatssekretäre vor. Ich wollte sie schon des öfteren zum Mond schießen. Wenn sie es nun selbst in Erwägung ziehen, dann aber rasch. Trainiert schon mal schön, damit euch auch der Raumanzug passt, lol.

    https://blogvonbalrog.blogspot.com/2009/08/cducsu-und-fdp-wollen-auf-den-mond.html

    “Forschungsprojekte” sollen dann rund 350.000 Kilometer von der Erde entfernt stattfinden. Was man mit den dort gewonnenen Erkenntnissen machen will, erschließt sich mir nicht. Zumal man bereits jetzt über das All mehr weiß als über die Ozeane. “Warum in die Ferne schweifen, sieh, das Gute liegt so nah”, schrieb Goethe schon vor 200 Jahren. Die CDU – und mit ihr die FDP, die das Projekt nach der Wahl unterstützen will – gibt sich jedoch lieber weitläufigen Hirngespinsten hin, anstatt sich drängenderen Problemen auf diesem Planeten (mehr noch: in diesem Land, für das sie als Regierungsmitglied zuständig ist) zu widmen.

    Was Hintze und Konsorten mit diesen Planspielen bezwecken wollen, wird nicht klar: Sicher, man könnte seinen Ruf als führende Bildungsnation festigen. Aber ob es derzeit nicht wichtigere Angelegenheiten gibt? Fragen Sie mal einen Hauptschullehrer oder einen Hartz IV-Empfänger oder …

    https://www.hingesehen.net/?p=2697

    Und via fefe:

    https://filebin.ca/hypexw/cduremix09-jolo01.pdf

    Für mich stellt sich da natürlich die Frage, inwiefern (a) andere Politiker, die so ein Projekt eventuell auch unterstützen würden, durch solche Negativ-Reaktionen davon abgehalten werden, ob (b) Peter Hintze die Lust am Werben für eine Mondmission schon vergangen ist, oder ob es noch ein paar solcher Artikel braucht und (c) wo denn die positiven Stimmen der Leute bleiben, die sich solche Projekte wünschen? Ich sehe in dem Fall wirklich gewisse Parallelen zum traditionellen „…oder möge für immer schweigen“ auf jeder Hochzeit…

  13. In einer Zeit, wo neue Jobs scheinbar dadurch entstehen, dass man angestrengt schaut und es immer wieder sagt, vergeht einem echt die Lust auf Politik…und in Zeiten wo PETER HINTZE weitsichtigere Vorschläge macht als andere erst recht…

  14. Wie kann man behaupten, das man „über das All mehr weiß als über die Ozeane“? Liegt es daran das die Beantwortung einer wissenschaftlichen Frage meistens damit endet das zwei neu Fragen aufgeworfen werde? Also die beantwortung von 1000 Fragen zum Ozean 2000 Fragen offenlässt und 100 Fragen zum Mond nur 200 – weis ich dann 10 mal mehr über den Mond?

  15. @Anhaltiner: Den Satz mit dem All und den Ozeanen hört man oft. Ist aber trotzdem Unsinn. Erstmal ist das All ein bisschen größer als die Ozeane 😉 Und zweitens: was soll daraus folgen? Sollen die Astronomen jetzt Tiefseeforschung betreiben? Oder Neurologie (übers Hirn wissen wir auch noch nicht alles). Astronomen machen Astronomie! Wenn die Ozeanologen nichts draufhaben, können wir auch nichts dafür 😉

  16. @Christian Reinboth: Ja, die Dummheit ist manchmal wirklich nicht zu glauben.

    „den Ruf als führende Bildungsnation festigen“?? Ich wusste gar nicht, das Deutschland diesen Ruf hat? 😉

    Ich hab jetzt mal Vertreter aller Parteien (CDU, SPD, Linke, FDP, Grüne, CSU) angeschrieben und ihnen ein paar Fragen zum Thema gestellt. Mal sehen, was für Antworten kommen…

  17. Sooo schlecht war die Bildung hierzulande nicht. Dass man sich bspw. die USA als Vorbild nimmt, ist nicht wirklich begrüßenswert.
    Wahrscheinlich müssen wir uns als Naturwissenschaftler auch an die eigene Nase packen, denn wir haben zu wenig Werbung für unsere Sache gemacht. Das ändert sich zwar schon seit ein paar Jahren, aber es braucht Zeit, bis es greift.
    Es nervt zudem, dass immer der Eindruck geschürt wird, Geld für Forschungsprojekte werde auf einen großen Haufen gelegt und verbrannt. Warum macht denn keiner klar, dass diese 1,5 Milliarden weitgehend der Industrie fließen und damit Arbeitsplätze schaffen?
    Mein Lieblingsbeispiel: keiner stellt den Sinn von Pro7Sat1 in Frage, die einen Quartalsumsatz von 0,7 Milliarden haben.
    Irgendwie scheint vielen gar nicht klar zu sein, in welchem Verhältnis Zahlen wie „1,5 Milliarden in 5 Jahren“ zu sehen sind.

  18. Statt die Mondnummer im Alleingang zu forcieren, sollten die Ingenieurkapazitäten mal in so sinnvolle Projekte wie Trägersysteme investiert werden, mit denen man mittelfristig zum Zehntelpreis in den Orbit fliegen kann gegenüber den heutigen Shuttles & Co. und die im Prinzip auf jedem grösseren Flughafen starten und landen könnten, so dass man von den äquatornahen Startpositionen wegkommt und Luft-/Raumfahrtindustrie auch dezentral auf-/ausbauen kann.

    Über 40 Jahre lang haben wir Forschungs- und Industrieressourcen in den Bau von Spielzeugen wie Autos, Handys, Unterhaltungselektronik gesteckt, deren Technologien teilweise Abfallprodukte der Raumfahrt waren.

    Wäre auch nur die Hälfte dieses Geldes in die Raumfahrt gesteckt worden, wären wir technologisch vielleicht schon da, wo wir jetzt erst im Jahre 2030 ankommen werden – falls politische Vernunft zum Zuge kommt.

  19. Habe heute auf Phoenix gesehen: ein Kreuzfahrtschiff gibbes für 500Mio und gute 20 sind wohl für die nächsten 4 Jahre bestellt (Meyer-Werft-Papenburg)
    Also 3 Kreuzfahrtschiffe = 1 Mondmission – Da heißt es Prioritäten setzen!

    Ich gebe zu „Statt X – lieber Y“ is nich wirklich eine gute Form der Disskusion..

  20. @Ducky „Statt die Mondnummer im Alleingang zu forcieren“ – irre ich mich oder wollen auch China, Indien, USA zum Mond (vielleicht habe ich sogar jemanden vergessen) – also von Alleingang kann wohl kaum die Rede sein…
    Und wenn dir Forschung in so unwichtigen Dingen, wie von dir genannt, zu wider ist – solltest du dich eher freuen das es nun in die richtige Richtung geht…

    Hochtechnologie-Experimente haben immer zwei Zielgruppen im Auge: Wissenschaftler, die eine besondere Frage haben, und Techniker, die die Gerätschaften umsetzen können, scheinbar sind beide Gruppen in Dtl. vorhanden – also spricht erstmal nichts gegen eine lokale (deutsche) Lösung – nach dem Motto „Wo ein Wille ist – ist auch ein Weg“

  21. @Anhaltiner:

    Habe heute auf Phoenix gesehen: ein Kreuzfahrtschiff gibbes für 500Mio und gute 20 sind wohl für die nächsten 4 Jahre bestellt (Meyer-Werft-Papenburg). Also 3 Kreuzfahrtschiffe = 1 Mondmission – Da heißt es Prioritäten setzen!

    Es ist ja nicht so, dass Geld irgendwie frei in der Gegend herumflottiert und für jeden, der will, greifbar ist. Will sagen: Die Kreuzfahrtschiffe werden gebaut, weil jemand damit Geld verdienen möchte. Nur der Staat kann es sich leisten, Geld auszugeben ohne auf die unmittelbare Rendite zu achten. Das sind Investitionen ohne Renditeaussicht für die nächsten fünf Jahre (Im Grunde auch eine blöde Betrachtung: Wir haben dem Staat die Steuern bezahlt, er nimmts und gibts hier wieder aus: Das Geld fließt zurück. Im Grunde ist es nur der Katalysator für den Willen einiger Regierungsmitglieder, eine Mondmission zu realisieren, die die Fähigkeiten der beteilgten Konstrukteure ausbaut und Wissen schafft, das der Allgemeinheit zur Verfügung steht).

    Es ist ja nicht so, dass der deutsche Staat die 20 Kreuzfahrtschiffe bestellt 😉

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